13.07.2015 Aufrufe

Graz, 8. Mai 2006 OFFENER BRIEF AN DIE STADT GRAZ ...

Graz, 8. Mai 2006 OFFENER BRIEF AN DIE STADT GRAZ ...

Graz, 8. Mai 2006 OFFENER BRIEF AN DIE STADT GRAZ ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Postanschrift: Postfach 68, 8027 <strong>Graz</strong>Büro: Alte Technik, Rechbauerstraße 12,Parterre rechtsTelefon: 0316 / 873-5190Erreichbar montagsvon 1<strong>8.</strong>30 bis 20.30 UhrMobiltelefon: 0650 / 24 53 420Fax: 0316 / 873-5115E-<strong>Mai</strong>l: fahrgast@htu.tugraz.atInternet: www.fahrgast-steiermark.atBankverbindung: PSK-BLZ 60.000, Kto. 93.029.878<strong>OFFENER</strong> <strong>BRIEF</strong> <strong>AN</strong> <strong>DIE</strong> <strong>STADT</strong> <strong>GRAZ</strong><strong>Graz</strong>, <strong>8.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2006</strong>FAHRGAST <strong>Graz</strong>/Steiermark hat erst kürzlich von der politischen Diskussion über das Projekt einerPark+Ride-Anlage in Fölling in Verbindung mit der Schaffung einer eigenen Schnellbuslinie vonFölling ins <strong>Graz</strong>er Stadtzentrum um jährliche € 800.000.- erfahren. Wir möchten zu diesemVorhaben Stellung nehmen.FAHRGAST <strong>Graz</strong>/Steiermark ist durch seine mittlerweile fast 20-jährige Tätigkeit nicht nur in <strong>Graz</strong>bekannt, der Verein hat immer versucht, an verkehrspolitischen Diskussionen ohne Polemik,möglichst sachlich und am wenigsten Partei ergreifend teilzunehmen. Letztendlich werden jedoch dieInteressen der – auch zukünftigen – Fahrgäste, um die es ja auch allen Verantwortlichen in der Stadt<strong>Graz</strong> gehen sollte, in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt.Im Fall der Diskussion über das Projekt einer Park+Ride-Anlage in Fölling geht es eigentlich umzwei Fragen, die in dieser Diskussion vermischt wurden:1. Die notwendige ÖV-Erschließung von Fölling als zukünftiges Siedlungsgebiet2. Die Frage, wo ein Park+Ride-Platz im Bereich Mariatrost angesiedelt werden soll, umsowohl <strong>Graz</strong>er als auch Nicht-<strong>Graz</strong>er zu versorgen und optimal an den Öffentlichen Verkehrangeschlossen zu seinDie Erschließung von Fölling mit Öffentlichem Verkehr ist derzeit vollkommen unzureichend:Unvertaktete Postbusse sind morgens meist überfüllt, nicht niederflurig und verkehren weder amAbend noch bieten sie Sonntags ein akzeptables Angebot. Zwar ist es prinzipiell möglich und auchgrundsätzlich äußerst wichtig, die Postbusse zu vertakten, jedoch besteht dann weiterhin dasProblem, dass sowohl Fahrpläne als auch Fahrzeuge auf Langstrecken-Fahrgäste ausgerichtet sind –und nicht auf <strong>Graz</strong>er, dir nur schnell in die Stadt wollen.Für Siedlungsgebiete mittlerer Dichte, wie sie in Fölling gerade entstehen, eignet sich am besten einehäufig verkehrende Buslinie, die auch abends und sonntags verkehrt und optimal an die Straßenbahnangebunden ist. Will man Fölling, wie in der geplanten Form angedacht, mit „Schnellbussen“ an dieStadt anbinden, stößt man auf das Problem, dass die Mariatroster Straße gerade zu den Zeiten, wenndie meisten Fahrgäste mitfahren, im Stau versinkt – „schnell“ ist so eine Buslinie also sicher nicht!Die Straßenbahn hingegen verkehrt vollkommen unabhängig vom Straßenverkehr direkt in die Stadtund kann mit den Mitteln, die so eine „Schnellbuslinie“ verschlingt, mittelfristig schrittweise zu einerschnellen Stadtbahnlinie ausgebaut werden, die dauerhaft eine höchst attraktive, saubere Anbindungdes Mariatroster Tals garantieren würde. Zudem würden bei einer eigenen Buslinie zwischenMariatrost und Fölling zusammen mit einer Stadtbahn nach Mariatrost die Betriebskostenbeträchtlich geringer ausfallen, da man dafür nur ein Viertel der Fahrzeuge benötigt (die Straßenbahnverkehrt ja schon jetzt). Mit einer parallelen Schnellbuslinie würde also nur die saubere, staufreieStraßenbahn konkurriert, obwohl eine „normale“ Buslinie mit Anschluss an die Straßenbahn nicht


wesentlich langsamer, aber deutlich pünktlicher wäre, da sie sich nicht durch den Stau imMariatroster Tal quälen muss!Die zweite Frage stellt sich bei Betrachtung des geplanten Standortes für die angesprochenePark+Ride-Anlage: zwei Kilometer vor der Straßenbahn-Endstation soll ein Parkplatz (oder gar einParkhaus) errichtet werden, das seinerseits mit einer eigenen Buslinie parallel zur Straßenbahn an dieStadt angebunden wird.Zum Einen kann man die Menschen, die aus den geplanten maximal 400 geparkten Autos aussteigen(mit der realistischen Annahme von 1,2 Personen pro PKW), mit fünf Bussen an- bzw.abtransportieren, was sich bei einer normalen Verteilung über den Morgen und Nachmittagproblemlos mit der angesprochenen Buslinie nach Mariatrost bewältigen ließe.Zum Anderen jedoch zeigt sich, dass die schon bestehenden Anlagen, die an Straßenbahnstreckenliegen (Ostbahnhof, Zentralfriedhof, Mariatrost), voll ausgelastet bzw. überlastet sind, währendAnlagen an Buslinien (Autobahnstumpf Webling, Weinzödl und Parkhaus Thondorf) entweder kaumausgelastet sind oder von komplett anderen Zielgruppen (Puchwerk-Arbeiter in Thondorf, LKWs inWebling) verwendet werden – und das, obwohl die Busse in Webling und Thondorf öfter (und davondie meisten sogar ins Zentrum!) verkehren als die Straßenbahnen am Ostbahnhof, am Zentralfriedhofoder in Puntigam! Daraus lässt sich schließen, dass auch das Parkhaus in Fölling schlechter als eineParkmöglichkeit direkt an der Straßenbahn angenommen werden würde.Zusammen mit der Tatsache, dass eine „Schnellbuslinie“ auf dieser Strecke, wo nebenan dieStraßenbahn vollkommen ungehindert fahren kann, im Stau steckt, ergibt sich die Folgerung, dasstrotz enorm hoher Kosten (für eine Schnellbuslinie bräuchte man untertags mindestens vier Busse,für eine Buslinie zwischen Mariatrost und Fölling reicht einer) trotzdem nur wenige Autofahrerumsteigen.Für FAHRGAST <strong>Graz</strong>/Steiermark ergeben sich hieraus folgende Konsequenzen:1. Eine attraktive ÖV-Anbindung von Fölling lässt sich mit einem Busverkehr ab Mariatrosteffizienter, pünktlicher und beträchtlich günstiger abwickeln als mit der geplanten„Schnellbuslinie“.2. Die Mittel für die Schnellbuslinie sind sinnvoller in einen Streckenausbau der Linie 1investiert – und nicht nur Fölling, sondern ganz Mariatrost würde profitieren!3. Statt in Fölling sollte ein Park+Ride-Platz entlang der Linie 1 situiert werden (etwa auchdurch Ausbau des derzeitigen Platzes oder in Form einer zusätzlichen Möglichkeit), umwirklich Pendler zum Umsteigen auf den Öffentlichen Verkehr zu bringen.4. Um unnötigen Pendlerverkehr an der Wurzel zu bekämpfen, müssen die Regionalbusliniennach Fasslberg und weiter verdichtet, vertaktet und mit attraktivem Abend- undSonntagsverkehr versehen werden – dies ist aber Sache des Landes Steiermark.In letzter Zeit wurden viele wichtige ÖV-Projekte in <strong>Graz</strong> aus angeblichem Geldmangelaufgeschoben. Mit dem Geld, das jährlich für die Schnellbuslinie vorgesehen ist, könnte man zumBeispiel die Linien 33, 60, 67, 69 und 85 sowie die Linie von Mariatrost nach Fölling auf einvollwertiges Angebot (Tages-, Wochenend- und Abendverkehr) ausbauen!FAHRGAST appelliert daher an die Verantwortlichen, nicht kurzfristig eine Entscheidung zu treffen,obwohl um das gleiche Geld langfristig sinnvollere Lösungen möglich sind, die zudem einem weitgrößeren Teil der Bevölkerung nützen.mit freundlichen Grüßen,Helmut Uttenthaler Klaus Ladner Stefan WalterVorstand von FAHRGAST <strong>Graz</strong>/Steiermark

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!