Jahresbericht 2005 - Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
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<strong>Zeitgeschichte</strong> <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> • <strong>2005</strong><br />
theater soll hier kurz vorgestellt werden. Dabei ist vor allem zu fragen, warum<br />
es se<strong>in</strong> <strong>für</strong> die damaligen Verhältnisse sehr spezielles Programm wählte und welche<br />
Bedeutung der Vorführung ausländischer Filme im „Waterloo“ im Rahmen<br />
des <strong>Hamburg</strong>er Kulturlebens der 1930er Jahre zukommt.<br />
In den Jahren der NS-Herrschaft konnte das Filmtheater <strong>in</strong> der Dammtorstraße<br />
bereits auf e<strong>in</strong>e längere Geschichte als exklusive Vorführungsstätte zurückblicken.<br />
Schon bei se<strong>in</strong>er Eröffnung im Jahr 1909 war das „Waterloo“ e<strong>in</strong><br />
b e s o n d e rer Ort: Sowohl durch se<strong>in</strong>e Lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der wichtigsten Straßen der<br />
Innenstadt, vis-a-vis dem <strong>Hamburg</strong>er Opernhaus, als auch durch die aufwändige<br />
a rchitektonische Gestaltung der Räumlichkeiten präsentierte sich das Haus als e<strong>in</strong><br />
F i l m t h e a t e r, das „ausschließlich <strong>für</strong> [e<strong>in</strong>] wohlhabendes, verwöhntes und kunstverständiges<br />
Publikum“ gedacht war. Ebenso wie das etwas ältere „Less<strong>in</strong>g-Theater“<br />
am Gänsemarkt gehörte das „Waterloo“ zu den ersten <strong>Hamburg</strong>er Lichtspielhäusern,<br />
die gezielt um bürgerliche Besucher warben und dementspre c h e n d<br />
Filme zeigten, die <strong>in</strong> bürgerlichen Schichten auf Interesse hoffen konnten. Dabei<br />
war die Direktion des Hauses sehr erfolgreich. Schon vor 1914 bildeten an manchen<br />
Pre m i e renabenden „die Autos endlos Ketten“ vor dem Entree – und PKWs<br />
w a ren zu dieser Zeit <strong>in</strong> Deutschland noch e<strong>in</strong> ungeme<strong>in</strong> kostbares Luxusgut. 1<br />
Auch <strong>in</strong> den Jahren der Weimarer Republik bewahrte das Haus se<strong>in</strong>e prom<strong>in</strong>ente<br />
Stellung <strong>in</strong> der mittlerweile stark gewachsenen <strong>Hamburg</strong>er K<strong>in</strong>olandschaft.<br />
Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre gab es <strong>in</strong> Groß-<strong>Hamburg</strong><br />
(also <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> und den angrenzenden preußischen Städten wie Altona, Harburg<br />
und Wandsbek) fast e<strong>in</strong>hundert Filmtheater; das „Waterloo“ aber gehörte<br />
zu der kle<strong>in</strong>en Gruppe von nur fünf K<strong>in</strong>os, die an der Elbe den Status e<strong>in</strong>es<br />
Erstaufführungstheaters besaßen. Die anderen vier <strong>Hamburg</strong>er „Erstaufführer“<br />
waren das „Less<strong>in</strong>g-Theater“ und der „Ufa-Palast“, beide am Gänsemarkt gelegen,<br />
die „Schauburg St. Pauli“ am Millerntor sowie das „Passage-Theater“ <strong>in</strong><br />
der Mönckebergstraße. 2<br />
Da der Filmverleih se<strong>in</strong>erzeit nach ganz anderen Regeln erfolgte als heute,<br />
kam dem Status als „Erstauff ü h rer“ <strong>für</strong> das Renommee e<strong>in</strong>es Filmtheaters gro ß e<br />
Bedeutung zu. Auch die Höhe der E<strong>in</strong>trittspreise h<strong>in</strong>g davon ab. In Großstädten<br />
mit e<strong>in</strong>er umfangreichen K<strong>in</strong>olandschaft zeigte e<strong>in</strong> Erstaufführungstheater <strong>in</strong><br />
den 1920er und 1930er Jahren e<strong>in</strong>en neuen attraktiven Filme jeweils exklusiv<br />
und ohne Konkurrenz. Erst wenn der „Erstaufführer“ den Film absetzte, weil die<br />
Kassene<strong>in</strong>nahmen sanken, hatten andere K<strong>in</strong>os die Möglichkeit, den Streifen <strong>in</strong>