Gartenstadt-Kolonie Reform
Gartenstadt-Kolonie Reform
Gartenstadt-Kolonie Reform
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GARTENSTADT-KOLONIE REFORM<br />
Bauherr: <strong>Gartenstadt</strong>-<strong>Kolonie</strong> <strong>Reform</strong> e.G.m.b.H.<br />
Bauzeit: 1911 bis 1939<br />
Architekten: A. Glimm, Bruno Taut, Maximilian Worm<br />
Heutiger Eigentümer: Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft <strong>Gartenstadt</strong>-<br />
<strong>Kolonie</strong> <strong>Reform</strong> eG<br />
Sanierung: Winfried Brenne, Berlin<br />
Vor dem Hintergrund der schlechten<br />
Wohnverhältnisse in den Mietskasernen<br />
begeisterte sich ein kleiner Kreis von<br />
Arbeitern des Krupp-Gruson-Werkes für<br />
die Ideen der deutschen <strong>Gartenstadt</strong>bewegung.<br />
1910 entwarf Hans Kampffmeyer, der<br />
führende Kopf der <strong>Gartenstadt</strong>gesellschaft,<br />
den Bebauungsplan für die 1909<br />
gegründete Genossenschaft. Die erste<br />
Häusergruppe am „Verlorenen Grundstein“<br />
wurde ab 1911 durch den Baumeister<br />
Glimm errichtet.<br />
1913 gewann die Genossenschaft Bruno<br />
Taut als Architekten. Im gleichen Jahr<br />
wurde der Maienhof, als gemeinschaftlicher<br />
Wohnhof geplant, bezogen. Danach<br />
folgten die Bauten im Fliederweg und im<br />
Heckenweg. Den Wohnungen waren Nutzgärten<br />
zur Eigenversorgung der Arbeiter<br />
zugeordnet. Die Grundrisse waren kleinteilig,<br />
aber rationell, es gab jeweils einen<br />
Stall, der auch zur Kleintierhaltung diente.<br />
Die Nutzgärten und Grundrisse der Wohnungen<br />
bestehen bis heute in ihrer ursprünglichen<br />
Form.<br />
MAGDEBURG<br />
1919 begann mit dem Haus Bunter<br />
Weg 3 eine intensive Bauphase. Mit der<br />
kontinuierlichen Erweiterung der Siedlung<br />
durch zweigeschossige Bauten wurde diese<br />
auch zum Experimentierfeld für Farbe.<br />
Taut, ab 1921 Stadtbaurat, setzte in <strong>Reform</strong><br />
beispielhaft seine Vorstellungen um.<br />
Er unterstrich in einer variantenreichen<br />
Farbgestaltung die architektonische<br />
Gliederung und Abstufung der Bauten<br />
untereinander. In kräftigen Farben waren<br />
Fensterrahmen, Hauseingänge und Häusergrenzen<br />
betont. Teilweise wurden zur<br />
Gliederung auch Klinkerstreifen eingesetzt.<br />
Die Bestandserfassung der historischen<br />
Hauseingangstüren ergab 21 verschiedene<br />
Farbtypen. Die Farbanstriche,<br />
zwischenzeitlich dauerhafter, lösten bislang<br />
ungewohnte und heftige Debatten<br />
innerhalb der Genossenschaft und der<br />
Öffentlichkeit aus. Unterstützt wurde Taut<br />
durch den Architekten Carl Krayl, der<br />
selbst Mitglied der Genossenschaft war<br />
und im Bunten Weg wohnte.<br />
Wichtig für das Leben in der Siedlung<br />
war auch die Einrichtung einiger Läden,
der Geschäftsstelle der Siedlungsgesellschaft<br />
und einer Siedlungswäscherei<br />
inklusive Bad. Um 1930 entstanden<br />
zunächst die letzten Bauten nach Entwürfen<br />
Tauts.<br />
Durch Mangel bedingt, wurden an den<br />
Häusern vor 1990 kaum bauliche Veränderungen<br />
vorgenommen, so dass sich<br />
die <strong>Gartenstadt</strong>-<strong>Kolonie</strong> <strong>Reform</strong> bis heute<br />
in ihrer ursprünglichen Gestalt erleben<br />
lässt. Für eine denkmalgerechte Instandsetzung<br />
dieser architekturgeschichtlich<br />
bedeutenden Siedlung liegen umfangreiche<br />
restauratorische Farbuntersuchungen<br />
vor.<br />
Not willing to endure the terrible living<br />
conditions in tenements, a number of<br />
workers at the Krupp-Gruson Factory were<br />
taken by the ideas of the German garden<br />
city movement. In 1910, Hans Kampffmeyer,<br />
the mastermind of the garden city<br />
society, designed the lay-out plan. One<br />
year later, the first group of houses at the<br />
“Verlorener Grundstein” (Lost Foundation<br />
Stone) was constructed by the master<br />
builder Glimm.<br />
In 1913, the society could enlist Bruno<br />
Taut as architect, the same year the<br />
Maienhof was taken over as residence.<br />
Next came the houses in Fliederweg and<br />
Heckenweg. The houses had gardens,<br />
which gave the owners the opportunity<br />
to grow their own food.<br />
The kitchen gardens and floor plans of<br />
the residences still exist today in their<br />
original form.<br />
In 1919, an intensive period of building<br />
began, starting with the house Bunter<br />
Weg 3. The continuing extension of the<br />
colony with two-storey houses opened the<br />
door for further experimentation. Bruno<br />
Taut, responsible for Magdeburg’s urban<br />
development, realized remarkably his<br />
imaginations in <strong>Reform</strong>. Even before<br />
1921, the beginning of the “Colourful<br />
Magdeburg”, colours were used in <strong>Reform</strong>.<br />
Taut underlined the architectural arrangements<br />
and nuances of the buildings with<br />
a great variety of colours. Window frames,<br />
entrances of houses and the house<br />
MAGDEBURG
MAGDEBURG<br />
boundaries were emphasized with vivid<br />
colours. To some extent, the exterior walls<br />
were combined and ornamented with a<br />
colourful surface later. Brick strips were<br />
widely used as well. 21 different types<br />
of entrance doors were counted. The<br />
colour design of <strong>Reform</strong> caused heated<br />
debates within the cooperative and the<br />
public.<br />
Taut was supported by the architect Carl<br />
Krayl, who was a member of the cooperative<br />
and lived in the Bunter Weg.<br />
The estate also comprised a number of<br />
shops, the offices of the cooperative and<br />
a colony laundry including a bath. Around<br />
1930, the last buildings under Taut’s<br />
supervision were constructed, and Maximilian<br />
Worm, one of Taut’s students, took<br />
over until 1939, when construction came<br />
to a halt. Due to the lack of funds, the<br />
estate fell into neglect.<br />
Since 1990, extensive studies into the<br />
colour scheme have been carried out, so<br />
that this outstanding example of urban<br />
development will be restored to its former<br />
glory in due time.