architektur sommer hamburger - Quartier
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Titel <strong>hamburger</strong> <strong>architektur</strong> <strong>sommer</strong><br />
Hallerplatzes. Oder der Ost-West-Straße, die ein CDU-Senat<br />
wahrscheinlich aus reiner Gehässigkeit in Willy-Brandt-Straße<br />
umbenannt hat. Deren Betonschluchten, inmitten der Innenstadt<br />
zwischen Rathausmarkt, Speicherstadt und HafenCity,<br />
haben mit öffentlichem Leben nichts zu tun.<br />
Zwanzig Minuten bis Harburg<br />
Ein kleiner Lichtblick in den grauen Fassaden der Willy-Brandt-<br />
Straße war bislang St. Katharinen. Kirche und Kirchturm werden<br />
gerade für viele Millionen Euro aus Fördergeldern von<br />
Stadt und Bund aufwendig renoviert. Im Auftrag der Stadt<br />
soll nun aber direkt vor der Kirche, auf dem Gelände der alten<br />
Katharinenschule, ein achteinhalbstöckiges Haus errichtet<br />
werden. Damit droht Hamburgs ältester Kirche ein ähnliches<br />
Schicksal wie dem Michel, der ebenfalls durch hohe Gebäude<br />
in der unmittelbaren Nachbarschaft verstellt wurde. Um die<br />
Katharinenkirche und ihre Bedeutung für Hamburg und sein<br />
Stadtbild stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, haben<br />
sich Anwohner, Architekten, Pastoren und Unternehmer zu einer<br />
Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Sie stellt<br />
die Kirche an den Anfang eines ehrgeizigen Projekts: Die Idee<br />
Bild oben: Vor der Katharinenkirche ist ein Neubau geplant. Die<br />
Luftballons zeigen die Höhe an, die das geplante Gebäude haben<br />
wird. Die Kirche wird dann fast vollständig aus dem Stadtbild<br />
verschwunden sein.<br />
Bild unten: Nicht nur die Internationale Bauausstellung (IBA)<br />
wünscht sich eine Anbindung von Wilhelmsburg an die City für<br />
Fahrradfahrer und Fußgänger.<br />
eines Fahrradweges aus der Innenstadt bis nach Harburg. Verrückt?<br />
Nein. Sogar die Internationale Bauausstellung wünscht<br />
sich eine fußläufige Anbindung von Wilhelmsburg an die City.<br />
Deshalb hat die Interessengemeinschaft Katharinenquartier<br />
auch einen Brief an die IBA geschrieben. Natürlich wurde er<br />
nicht beantwortet. Das hindert die Initiatoren aber nicht daran,<br />
ihre Idee während des Architektur Sommers vorzustellen.<br />
Der sogenannte Katharinenweg beginnt am Hamburger Rathaus<br />
und führt über die Katharinenkirche, den Grasbrook, die<br />
Veddel und Wilhelmsburg nach Harburg. In der einen oder anderen<br />
Form gibt es diesen Weg schon sehr lange. Louis-Nicolas<br />
Davout soll ihn vor zweihundert Jahren angelegt haben, damit<br />
seine Soldaten Hamburg für den Abfall von Frankreich bestrafen<br />
konnten. Trotz seines verhältnismäßig kurzen Zwischenspiels<br />
hat der berühmte Franzose auch sonst einigen Eindruck<br />
in Hamburg hinterlassen. Vor kurzem wurde ihm etwa das<br />
Verdienst zugeschrieben, die Weißwurst nach Hamburg gebracht<br />
zu haben, noch bevor sie in Bayern bekannt war. Wäre<br />
der Katharinenweg fertiggestellt, könnte man mit dem Fahrrad<br />
in zwanzig Minuten aus Harburg in der Innenstadt sein.<br />
Ungefähr.<br />
Die zahlreichen Veranstaltungen des Architektur Sommers<br />
spiegeln nicht nur den Stand der verschiedenen aktuellen<br />
Diskussionen. Sie zeigen auch, wie groß das Interesse der<br />
Hamburger ist, sich mit der Entwicklung ihrer Stadt auseinanderzusetzen.<br />
Bürgerinitiativen wie im Katharinenquartier, Architekten,<br />
die den Blues singen, Ausstellungen zu Hamburgs<br />
2.500 Brücken, zu Parkhäusern, Tiefgaragen, zu stillgelegten<br />
Tankstellen. Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Vortragsreihen.<br />
Zwischen Juni und September wird Hamburg für<br />
vier Monate zu einem Ort der Architektur.<br />
12 ausgabe 06, juni - august 2009