architektur sommer hamburger - Quartier
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Künstlerinnen und ihre Werke in Speicherblock V (von links nach rechts): Sonja Weckenmann, Barbara Kathrin Möbius,<br />
Erdmute Prautzsch, Claudia Stapelfeld, Corinna Altenhof<br />
malerin. Der Wunsch nach Großformaten ist aber spontan<br />
der einzige Grund, der Möbius einfällt, warum sie die Künstlergemeinschaft<br />
wieder verlassen würde. Trocken beschreibt<br />
die in Hamburg geborene Künstlerin das Verhältnis zwischen<br />
den Bewohnern: „Wir verstehen uns alle gut, lassen uns aber<br />
meistens in Ruhe. “<br />
Erdmute Prautzsch teilt mit ihrer Kollegin nicht nur die Leidenschaft<br />
für die Malerei, sondern auch für das unkomplizierte<br />
Nebeneinander. Als große Gruppe kämen die Bewohner nur<br />
selten zusammen, deshalb gäbe es nicht viele gemeinsame<br />
Entscheidungen zu treffen: „Für eine Ausstellung wird natürlich<br />
darüber diskutiert, was man als Einladungskarte, was man<br />
als Titel macht. Weil wir ein so zusammengewürfelter Haufen<br />
sind, sind die Vorstellungen recht unterschiedlich, aber<br />
am Ende wird halt abgestimmt“, erklärt Prautzsch das basisdemokratische<br />
Modell, und die Zeichnerin Sonja Weckenmann<br />
liefert schließlich die Erklärung, warum der Geist von Worpswede<br />
nicht Einzug in die Speicherstadt gehalten hat: „Wir sind<br />
einfach zu unterschiedlich in unseren künstlerischen Ansätzen<br />
und unseren Persönlichkeiten.“<br />
Mindestens zweimal im Jahr präsentieren sich die Künstler<br />
dann doch als Gemeinschaft: Als „Ateliers in der Speicherstadt“<br />
gehörte man 2008 erstmals zu den Stationen beim<br />
„Tag der Kunstmeile“ und mit der so genannten „Gotham City“<br />
haben die Bewohner des Speichers einen Tag des offenen<br />
Ateliers etabliert. Maler Nikos Valsamakis, der sich mit seiner<br />
Ehefrau Kyung-hwa Choi-Ahoi einen Raum teilt, erklärt die<br />
eher zufällige Entstehung der Aktion: „Wir haben 2008 nach<br />
ausgabe 06, juni - august 2009<br />
Kultur ateliers in der speicherstadt<br />
genau einem Jahr unseren gemeinsamen Einzug gefeiert, und<br />
das hat dann eine Eigendynamik entwickelt“. Für die Dynamik<br />
sorgen begeisterte Besucher: Die Ateliers verwandeln sich für<br />
einen Tag im April in eine Galerie, in denen nicht nur die unterschiedlichsten<br />
Werke, sondern auch ihre Erschaffer hautnah<br />
betrachtet werden können.<br />
In der urbanen Umgebung der HafenCity wollen die Bewohner<br />
des Speicherblocks V mit „Gotham City“ ein Zeichen<br />
setzen: „Wir sind hier“, ruft Kyung-hwa Choi-Ahoi den noch<br />
etwas leblosen Neubauten auf der anderen Straßenseite zu<br />
und fügt hinzu: „Künstler spielen in jedem Viertel eine wichtige<br />
Rolle. Wenn wir Kultur verbreiten, verbessert sich die<br />
Stimmung, und es baut sich etwas auf“. Wesentlich radikaler<br />
sieht Lili Fischer die Mission der Kreativen. „Ich gehe zur Elbe,<br />
rieche das Wasser und mir kommen ganz viele Ideen, wie ich<br />
den Ort erfassen würde. Man ist aber total blockiert, weil man<br />
so einen richtigen Betongeschmack im Mund hat“. Sprach’s<br />
und kündigt mit der natürlichen Autorität einer Kunstprofessorin<br />
den „Architektenstreichen“ den Kampf an. Was sie heute<br />
an ihrem Atelier im historischen Backsteinspeicher schätzt,<br />
war allerdings seinerzeit auch nicht gerade als Kulturzentrum<br />
vorgesehen. Die HafenCity hat in dieser Beziehung auf jeden<br />
Fall einen besseren Start.<br />
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