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STAR-ARCHITEKT MARIO BOTTA - Schweizer Familie

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Nr. 3025. Juli 2013Fr. 4.90www.schweizerfamilie.ch<strong>STAR</strong>-<strong>ARCHITEKT</strong> <strong>MARIO</strong> <strong>BOTTA</strong>DIE MAGIE DESGESTALTENSSEITE 12CERVELATREZEPTE FÜR DIENATIONALWURSTSEITE 52FERIEN ZU HAUSETRAUMSTRÄNDEVOR DER HAUSTÜRSEITE 60MÜCKENPLAGESO WERDEN SIEDIE BIESTER LOSSEITE 26


Nr. 30 vom 25. 7. 2013 – MIT TV TÄGLICHSchlicht und zart: MitMargeriten holt man sichdie Sommerstimmungvon der Wiese nach Hause.26Die Mücken kommen– was hilft gegen sie, wasnicht? Die Wissenschaftgibt Antworten.60Strandferien, das gibt es auch in derSchweiz. Hunderte von Seebädernim ganzen Land laden zumBadeplausch vor der Haustür ein.➳ Rubriken3612Rund hundert Werke hat Mario Botta inaller Welt geschaffen. Der Stararchitekterzählt, weshalb er am liebsten nur nochGotteshäuser bauen würde.52Cervelats schmecken nicht nur über demFeuer gegrillt, auch in der Suppe oderals Gratin ist die Wurst ein Leckerbissen.INHALT➳ MenschenTraumfänger........................ 10Juliette Brunner, TänzerinMario Botta.......................... 12Interview mit dem TessinerStararchitektenGülsha Adilji......................... 18Die 27-Jährige ist Nachwuchsjournalistindes JahresDennis C. Turner.................. 20Der berühmte Katzenforscherund seine Passion fürs JodelnSachen gibts......................... 24Heiratsantrag vor Publikum➳ WissenMücken................................. 26Die Plaggeister des SommersTierheim............................... 32Gesucht – ein Platz für Ben➳ SchönerLebenDekoration............................ 36Sommerstimmung mitzarten MargritliService...................................41Nützliches zum 1. AugustSchönheit............................. 44Tipps fürs Sommer-Make-upAuto....................................... 47Der geräumige Suzuki SX4➳ EssenNationalwurst...................... 52Überraschende Rezeptemit Cervelats➳ ReisenThomas Widmer wandert... 58Auf die Walliser BelalpSeebäder in der Schweiz.... 60Die schönsten BadeorteWeekendtipp........................ 69Fondation Beyeler inRiehen BS➳ GesundheitStottern................................ 72Gelassener Umgang mitder SprechstörungLESERREISEBRASILIENSeite 8<strong>Familie</strong> der Woche........................6Fotoalbum....................................11Sudoku.........................................42Spielspass...................................46Rätsel.......................................... 48Medientipps.................................76Horoskop......................................78Impressum..................................78Leserforum..................................79Marktplatz...................................80Milena Moser...............................82Gewinnen Sie.............................. 83Titelfoto: Philipp Rohner Fotos: Philipp Rohner, Marcel Koch, Daniel Aeschlimann, Aura, Biosphoto<strong>Schweizer</strong> <strong>Familie</strong> 30/20135


«ICH GESTALTERäume der Stille»Banken, Museen, Hotels: Rund hundert Werke hat<strong>MARIO</strong> <strong>BOTTA</strong> in aller Welt geschaffen. Doch am liebstenbaut der Tessiner Stararchitekt Gotteshäuser.Interview Pia SeilerFotos Philipp Rohner12 <strong>Schweizer</strong> <strong>Familie</strong> 30/2013Fotos: Name


MENSCHENMario Botta, 70, vorder Kapelle SantaMaria degli Angeli(gebaut 1992–1994)auf dem MonteTamaro, oberhalbvon Rivera TI.


MENSCHENKlare Formen:Kathedrale der Auferstehungin Evry,Frankreich (r.,gebaut 1991–1995).Hotel TschuggenBergoase in ArosaGR (2004–2006).Herr Botta, vor 54 Jahren entwarfenSie oberhalb von Chiasso Ihr erstesHaus, ein schlichtes Wohnhaus fürVerwandte. Erinnern Sie sich?Ich werde nie vergessen, wie das Sonnenlichtzum letzten Mal ins Haus fiel, bevordie Arbeiter das Dach deckten. Ein magischerMoment. Allein durch meine Zeichnunghatte ich über Licht und Schattenentschieden.Sie waren damals gerade mal 16.Und mir kommts vor, als seien seitherfünf Jahre vergangen und nicht über fünfzig.Ein Drama.Ein schönes Drama.Finden Sie?Immerhin haben Sie als ArchitektWeltruhm erlangt. Wir stehen hieram Monte Tamaro ob Rivera vorIhrer Bergkapelle Santa Maria degliAngeli. Wie viele Gotteshäuserhaben Sie insgesamt gebaut?Ein Dutzend, und es kommen weiteredazu. Nachher, wenn ich mit der Seilbahnwieder ins Tal fahre, kümmere ich michum die Pläne einer orthodoxen Kirche inder Ukraine. Ich baue zudem im österreichischenZillertal eine Bergkapelle undim italienischen Chieti bei Pescara eineKirche.Sind Sie gläubig?Ich bin kein Vorzeigechrist, ich bin einSünder. Ich glaube an die Architektur.An Gott glauben Sie nicht?Das ist nicht nötig, um Kirchen zu errichten.Ich habe Banken und Shoppingcentergebaut, ohne Bankier oder Verkaufsmanagerzu sein. Um IhreFrage zu beantworten:Doch, ich glaube anGott, auf meine Weise.DER BAUMEISTERMario Botta, 70, wuchsin Genestrerio TI an deritalienischen Grenze aufund studierte in VenedigArchitektur. Begegnungenmit den Architekten Louis Kahn,Le Corbusier und Carlo Scarpaprägten sein Schaffen. 1970 eröffneteer ein Architekturbüro in Lugano undwirkte wesentlich bei der Gründungder Architekturakademie in Mendrisiomit. Botta, Vater von drei Kindern,arbeitet und lebt mit seiner FrauMaria in Mendrisio.Der Glaube ist für mich zentral – geheimnisvollund persönlich. Wenn ich könnte,würde ich nur noch Gotteshäuser bauen.Warum?Wir Menschen sehnen uns nach demUnendlichen, nach Stille und Vertiefung.Ich liebe es, dafür Räume zu schaffen,gerade in unserer säkularisierten Zeit. Obnun Synagogen, orthodoxe Kirchen oderkatholische Kapellen.Ihre Bergkapelle Santa Maria degliAngeli ist der verstorbenen Ehefraudes Bergbahn besitzers gewidmet.Kannten Sie die Frau?Nein. Als Egidio Cattaneo mirden Auftrag vor 25 Jahren gab,wusste ich nichts von seiner Absicht.Erst bei der Einweihung,als es um den Namen der Kapelleging, erfuhr ich davon. DieFrau hatte Mariangela geheissen,und so kam der Priesterauf Santa Maria degli Angeli.«Museen sind Kathedralender Neuzeit», sagtenSie einmal.Museen sind spirituelle Orte. Sie zeigenWerke von Künstlern, die sich mit derWelt, der Zeit, der Geschichte auseinandergesetzthaben. Ich baue auch gern Bibliotheken– Depots von Erinnerungen.Ihre Formen sind geometrischstreng, Ihre Bauweise ist massiv.Wie fanden Sie zu Ihrem Stil?Ich habe ein riesiges Bedürfnis nach echtenMaterialien, klaren Formen, gezielten➳14 <strong>Schweizer</strong> <strong>Familie</strong> 30/2013Fotos: AFP, Keystone


«Ein Bau ist für mich wie ein Kind, vondem ich geträumt habe, das Freude und Problemebrachte und nun ins Leben hin austritt.»«Wir Menschensehnen uns nachStille und Vertiefung»:Mario Bottavor dem Altar derKapelle Santa Mariadegli Angeli.<strong>Schweizer</strong> <strong>Familie</strong> 30/201315


MENSCHENGeometrisch streng: KircheSan Giovanni Battista in Mogno TI(1992–1996).Lichteinfällen. Im Grunde suche ich nachden Ursprüngen des Menschen, nach ewigenWerten und archaischen Kräften.Ihre eigenen Wurzeln sind nicht weitvon hier. Sie sind in Genestrerio ander Grenze zu Italien geboren undwurden von Mutter, Grossmutterund Tante erzogen. Wie war das?Ein Glück. Ich war das letzte von drei Kindern,eine Frühgeburt und deshalb langeschwächlich. Ein von Frauen umsorgtesKind. Ich liebe die Frauen, sah alles ausderen Sichtweise. Ich glaube, dass ichdurch diese Lehrjahre später in der Lagewar, mit grösserer Sensibilität auf die Gedankenanderer einzugehen.Was fasziniert Sie an Frauen?Alles. Die Frauen in meiner <strong>Familie</strong> besassennicht viel. Sie arbeiteten auf demFeld, meine Mutter bekam als Schneiderinhin und wieder Aufträge. Sie konnte gutalte Mäntel flicken. Diese tatkräftigen, bescheidenenFrauen gaben mir Geborgenheit.Ich mochte es, ihren Geschichtenzuzuhören, sie waren voll von unausgesprochenenGeheimnissen. Ich träumtevon Marco Polo, von Amerika, vom Lebenhinter unseren Bergen. In diesen Geschichtenfand die ganze Welt statt.Ihr Vater, ein Strassentechnikerbeim Kanton, verliess die <strong>Familie</strong>,als Sie sieben waren.Ich erinnere mich, wie ich an der Handmeiner Mutter bis in die Mitte der Felderlief. Dort trennten sie sich, ganz ruhig.Wahrzeichen: San Francisco Museum of Modern Art (1990–1995).Mein Vater liess sich zwei Dörfer weiternieder. Ich sah ihn nur ein einziges Malnoch.Bei welcher Gelegenheit?Er liess mich rufen, kurz bevor er im Spitalstarb. Ich war 25, er über 60.Hat er Ihnen in der Kindheit gefehlt?Mir nicht. Meine Mutter aber hat immerauf seine Rückkehr gewartet.War Architektur Ihr Bubentraum?Nicht unbedingt. Ich musste mich schonenund spielte oft im Haus. So entdeckteich das Zeichnen. Später interessierte ichmich für Fotografie, Malerei, Bildhauerei.Ich wollte einen Beruf erlernen, der etwasmit meinen Träumen zu tun hatte.Sie verliessen mit 15 die Schule.Wie fanden Sie zur Architektur?Ich mochte die Schule nicht – ich hatte dasGefühl, nichts fürs Leben zu lernen. Beieinem Architekten in Lugano konnte icheine Lehre als Bauzeichner machen. Daentstand erstmals aus einer meiner Bleistift­Linieneine Mauer. Ein Schlüsselerlebnis.Wie wurde aus dem schwächlichenKind ein willensstarker junger Mann,der in Venedig studierte und in Parisfürs renommierte Architekturbürovon Le Corbusier arbeitete?Meine Heilung ist die Vertiefung, damalsin meine Zeichnungen und Bücher, heute16 <strong>Schweizer</strong> <strong>Familie</strong> 30/2013Fotos: AFP, Keystone


108361 2/2013«Ferien sind gefährlich, man kann fallen,ein Bein brechen – nein, Ferien braucheich nicht. Ich liebe es zu arbeiten.»in meine Arbeit. Fühle ich mich kränklich,setze ich mich an den Arbeitstisch.Das wirkt wie eine Medizin. Meine Projektekatapultieren mich aus Krankheitund Alltagsproblemen. Ich arbeite zudemnie gegen, sondern immer für etwas. RinoTami, ein Tessiner Architekt der letztenGeneration, nannte dies «den Optimismusdes Machens». Ich baue für eine Idee,für einen Auftraggeber. Das erzeugt einegrosse Kraft.Andere geniessen mit 70 die Pension.Sie aber übernahmen 2012 denDirektorenposten der Architektur-Akademie in Mendrisio. Das Alterscheint Sie nicht zu ermüden.Ich habe das Glück, ein ausgesprochenguter Schläfer zu sein. Ich lege mich hin,umarme das Kissen – und schlafe neun,zehn Stunden wie ein Kind. Meine FrauMaria ist neidisch auf mein Kissen.Wie steht es mit Ferien?Ferien sind gefährlich, man kann fallen,ein Bein brechen – nein, Ferien braucheich nicht. Ich liebe es zu arbeiten, auchsamstags und sonntags. Ich habe meineninneren Frieden dabei.Ihre Frau lässt das zu?Ich wäre sonst nicht seit 45 Jahren mit ihrverheiratet. Sie arbeitet im Büro mit, siemacht die Administration.Das Büro Botta in Mendrisio:Was ist das?Ein langes Gebäude, das ich vor zwei Jahrenin der Nähe meines Wohnhauses gebauthabe. Zwei Etagen, 30 Mitarbeiter.Und ich mittendrin, ohne Arbeitsplatz.Sie haben keinen Tisch?Ich habe 30 Tische und pendle ständigzwischen meinen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern. Ich brauche dieses Klima,diesen Wechsel. Ich mache die ersten Entwürfe,Hunderte von Skizzen, beziehe dieSeen, Dörfer, Berge, Ebenen, Nachbarhäuserein, entwickle das Projekt und übergebees den Mitarbeitern. Dann feilen wirzusammen weiter. Nichts verlässt meinBüro ohne meine Korrekturen.Ihre Tochter und die zwei Söhnestudierten allesamt Architektur undarbeiten mit. Geht das gut?Bis jetzt schon, obwohl wir unterschiedlicheCharaktere haben. Es ist wie in einemRenaissance­ Atelier in Italien, eine Generationsarbeit,nicht bloss das Werk einesEinzelnen. Diese Idee fasziniert mich.Giuditta, Tobia und Tommaso arbeiten ausfreien Stücken mit mir, wie lange noch,weiss ich nicht. Ich weiss aber: Sie findenihren Weg. Es sind feine Menschen.Wie lange arbeiten Sie aneinem Projekt?Immer gleich lang: zehn Jahre. Vom erstenGespräch mit dem Auftraggeber biszum schlüsselfertigen Bau.Auch für ein kleines Haus?Ich nehme alles gleich wichtig. Ob denAuftrag in China, wo wir zurzeit in sechsStädten Wohnungen, Büros und eineKunstakademie samt Campus und Museumbauen, oder eben ein kleines Haus.Wie ist es, wenn Sie ein Werk vollendethaben?Ein Bau ist für mich wie ein Kind, vondem ich geträumt habe, das Freude undProbleme brachte und nun ins Leben hinaustritt.Einmal fertig, gehört der Baunicht mehr mir, sondern den Menschen,die dort ein und aus gehen.Ihr grösster Misserfolg?Da gibt es viele.Tatsächlich?Ich habe etwa 100 Projekte realisiert und750 nicht. In Letzteren stecken unzähligeHoffnungen, Ideen, Träume. Es gelanguns nicht, sie umzusetzen. Das tut weh.Ihr grösster Erfolg?Ich mag das Wort Erfolg nicht.Warum nicht?Ein architektonisches Werk ist nie ein persönlichesProdukt. Ohne meine Vorgänger,ohne den Impuls von Künstlern undGesellschaft gäbe es meine Bauten nicht.Was soll von Ihnen in Erinnerungbleiben?Vielleicht zwei, drei Bergkapellen. ●Buch über Mario Botta«Mario Botta – Architektur leben»: ImInterview-Buch des Tessiner Autors MarcoAlloni lässt Botta sein Leben Revue passieren.Stämpfli Verlag, 2012, 38 Franken.An dieschnelle Hilfebei Durchfallgedacht?*Die lingual-Schmelztablette• Ideal für unterwegs• Einnahme ohne Wasser• Löst sich schnell auf der Zunge auf* Wirkung kann nach etwa 2 Stunden eintretenDies ist ein Arzneimittel. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage.Janssen-Cilag AG, 6300 Zug


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