STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Meine lieben <strong>Stift</strong>sbewohnerinnen und<strong>Stift</strong>sbewohner!Nun stehen wir wieder vor den Feiertagen, dieimmer wieder auch die Frage von Geschenkenaufwerfen. Wie unterschiedlich die Menschend<strong>am</strong>it umgehen, ist interessant zu beobachten.Meine Freundin, die sich gerade den Kopfzerbricht über ein besonderes Geschenk füreinen lieben Bekannten, der schon alles hat,stieß kürzlich auf die Werbeseite „Grundbesitzeim All.de“, die „echte registrierte Grundstückeauf dem Mond“ anpries. Ab 29,95 Eurosei ein Zertifi kat mit den exakten Koordinateneines der Erde zugewandten Areals des Mondeszu verkaufen, passend zu allen Anlässen.Eine Bekannte, die bei der Göttinger Tafel arbeitet,erzählte eine ganz andere Geschichte.Sie wurde von einer Hartz IV Empfängerinnach Geschenken gefragt, die nichts kosten.Geschenke, die kein Geld kosten, könnenmanchmal die schönsten sein. Dabei denke ichzum Beispiel an eine Nachbarin, die mir einenZehnercoupon „Hundespaziergänge“ schenkte,um einmal weg vom Schreibtisch und andie frische Luft zu kommen, eine Auszeit zunehmen und etwas Bewegung zu haben. Gutscheinesind das Geschenk schlechthin, wenndas Geld knapp ist. In meiner F<strong>am</strong>ilie gilt dasPrinzip, dass die Kinder, die noch nicht im Berufstehen, nichts Gekauftes schenken dürfen.Das wurde zunächst auch gerne akzeptiert,weil man Gutscheine auch noch in letzter Minuteanfertigen kann und nicht in die Stadtmuss, um es zu besorgen. Als die Kinder abermerkten, dass das Einlösen der Gutscheineauch eingefordert wurde, gestalteten sich dieTexte bedächtiger, z.B. einmal Hausputzen inder untersten Etage, ohne Fenster, wenn allesaufgeräumt ist oder einmal Aufpassen aufjüngere Geschwister S<strong>am</strong>stags nachmittagsvon 15 Uhr bis 17.30 Uhr. Ganz besondersist mir aber ein Fest in Erinnerung geblieben,zu dem die dann schon größeren Kinder sichdarauf verständigt hatten, ihren Eltern Briefezu schreiben, in denen sie deren (gute) Eigenschaftenbenannten und sich für gemeins<strong>am</strong>eErlebnisse bedankten. Am Ende der Vorleserundefl ossen Tränen, Tränen des Glücksüber die Wertschätzung und den f<strong>am</strong>iliärenZus<strong>am</strong>menhalt, beides vollkommen immaterielleWerte, mit Geld nicht zu kaufen.Materielle Geschenke lösen in einer Welt desgenerellen Wohlstands nicht automatischFreude aus. Gerade von älteren Menschenhört man oft, dass man doch alles habe undfür weitere Sachen kein Platz vorhanden sei.Man wolle sich eher verkleinern als vergrößern.Was aber immer gut ankommt, ist eingutes Gespräch, Zuwendung und menschlicheVerbundenheit.Ich wünsche allen <strong>Stift</strong>sbewohnern, dass sieAnteil an der Weihnachtsfreude haben, inkleinen oder in größeren Dingen, jeder nachseiner Art, und dass diese sich auch in dasnächste Jahr hinein fortsetzt.IhreP. Obanor2Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>