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ehalten. Aber ich kann es nicht ungeschehen machen -< Sie legte die Arme ummich, klammerte sich an und schluchzte an meiner Brust. Noch zögerten meineHände, sie zu berühren; dann hoben sie sich wie von selber, um sie zu umfassenund ihr Haar zu streicheln. >Ich kann nicht ohne dich lebenLieberwürde ich sterben - auf die gleiche Weise sterben, wie er gestorben ist. Ich kann esnicht ertragen, daß du mich so ansiehst; ich kann es nicht ertragen, wenn du michnicht liebst!< Ihr Schluchzen wurde heftiger und leidenschaftlicher, bis ich michschließlich niederbeugte und ihr Hals und Wangen küßte, ihre weichen Wangen,duftig und zart wie Früchte eines Zauberbaums, die nie von den Zweigen fallen,wo die Blüten nie welken und sterben. >Schon gut. Liebsten sagte ich zu ihr,>schon gut!< Und ich wiegte sie langsam in meinen Armen, und sie murmelte. daßwir ewig glücklich sein würden, frei von Lestat für immer, und daß jetzt das großeAbenteuer unseres Lebens begänne.«»Das große Abenteuer unseres Lebens! Was bedeutet es zu sterben, wenn du biszum Ende der Welt leben kannst? Und ist >Das Ende der Welt< nicht auch nureine Phrase, denn wer weiß schon, was die Welt ist? Ich hatte nun schon in zweiJahrhunderten gelebt und gesehen, wie die Illusionen des einen von dem nächstenzerschlagen wurden, war ewig jung und ewig alt gewesen und hatte keineIllusionen mehr, lebte von Augenblick zu Augenblick in einer Weise, daß ich aneine silberne Uhr in einem leeren Raum denken mußte: das gemalte Zifferblatt, diezierlichen Zeiger - sie zeigten nichts an, und niemand schaute sie an, und sieleuchteten in einem Licht, das kein Licht war, so wie das Licht gewesen seinmußte, bei welchem Gott die Welt erschuf, bevor er das Licht befahl. Ticktack,ticktack - eine Uhr in einem Raum so groß wie das Universum.Eines Abends war ich auf der Straße, nachdem Claudia aufgebrochen war zutöten, und hatte noch den Duft ihres Haares, ihres Kleides an den Fingerspitzenund auf meinem Rock. Meine Augen leuchteten mir voran wie der Strahl einerLaterne. Plötzlich stand ich vor der Kathedrale. Was bedeutet es zu sterben, wenndu bis zum Ende der Welt leben kannst? Ich mußte an meines Bruders Tod denken,an den Rosenkranz und den Weihrauch. Und plötzlich hatte ich den Wunsch, in dieBeerdigungskapelle zu gehen, zu hören, wie die Stimmen der Frauen beim Ave sichheben und senken, und den Geruch der Wachskerzen zu riechen. Ich konnte michan den Singsang erinnern, als sei es erst gestern gewesen. Ich sah mich selbst einenKorridor entlangeilen und der Tür einen sanften Stoß versetzen.Die große Fassade der Kathedrale ragte wie ein dunkler Fels auf, die Türenwaren geöffnet, und ich sah das gedämpfte, flackernde Licht im Innern. Es war amfrühen Samstagabend,' und die Leute gingen zur Beichte für die morgige Messeund Kommunion. Die Kerzen brannten in ihren Leuchtern; am Ende des Schiffeserhob sich der mit Blumen bedeckte Altar aus dem Schatten. Es war die alteKirche, in die man meinen Bruder zu den Exequien gebracht hatte, ehe man ihnbegrub. Und mir fiel ein, daß ich seitdem nie mehr hier gewesen, nie wieder dieStufen hinaufgestiegen und durch die offenen Türen gegangen war.Ich hatte keine Furcht. Vielleicht wünschte ich sogar, daß sich etwas ereignete -daß die Steine zu zittern anheben würden -, als ich durch den Vorraum ging und105

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