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GEFÜHL UND GEFUGE - MEK

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172redet, ihn von aller Fähigkeit, in ihnen sich seinem Wesen entsprechendeigentümlich und selbständig kundzugeben, ausschließen. Eine Sprache,ihr Ausdruck und ihre Fortbildung, ist nicht das Werk einzelner, sonderneiner geschichtlichen Gemeinsamkeit: nur wer unbewußt in dieser Gemeinsamkeitaufgewachsen ist, nimmt auch an ihren Schöpfungen teil....In [unserer] Sprache, [unserer] Kunst kann der Jude nur nachsprechen,nachkünsteln, nicht wirklich redend dichten oder Kunstwerke schaffen.(Wagner: V, 70f.)Weininger griff nur vielfach Wiederholtes auf, als er von der "Genielosigkeitdes Juden", von seinem "Mangel an einer wurzelhaften undursprünglichen Gesinnung" sprach (Weininger: 431,425); die Formelvon der jüdischen "Fähigkeit, sich jedem Milieu anzupassen" konnteals eine Selbstverständlichkeit angeführt werden etwa in Hugo Bettauers1924 erschienenem satirischem Roman Die Stadt ohne Juden (Bettauer:9). Gerschom Scholem schreibt, den deutschjüdischen Emanzipationsprozeßanalysierend, von einer "Verleugnung der jüdischenNationalität", von einem "Schielen nach dem deutschen Geschichtsbereich",aus dem "ein entschlossenes Hineinsteigen in denselben"wurde,und aus den Objekten aufgeklärter Duldung wurden nicht selten lautstarkePropheten, die im Namen der Deutschen selber zu sprechen sichanschickten. Der aufmerksame Leser deutscher Reaktionen auf diesenProzess und seine Akrobatik nimmt bald den Ton des Erstaunens und der,teils freundlichen, teils bösen Ironie wahr, der ihre Äußerungen durchzieht.... Die Liberalen erhofften eine entschlossene fortschreitende Selbstauflösungder Juden. Das Geschichtsbewußtsein der Konservativenmachte sie diesen neuen Tönen gegenüber reserviert. Sie beginnen, denJuden die allzu große Leichtigkeit anzukreiden, mit der sie auf ihr eigenesBewußtsein verzichten. Die Selbstaufgabe der Juden wird ebensosehrbegrüßt, ja gefordert, wie zugleich häufig genug als Argument für ihreSubstanzlosigkeit angeführt. (Scholem: 27f.)Die Anklage dieser Substanzlosigkeit wurde, zwangsläufig, auchvon jüdischer Seite oft wiederholt. "The turn of the Century" - schreibtG.L. Mosse in seinem Germans andJews -was marked by a new and deep-seated wave of anti-Semitism and Jewishexclusion, a reflection of the increased impetus of German Volkishthought. The stereotype of the Jew was presented as the antithesis ofthatgenuineness for which Germans longed. Jews were described as intellectual,and therefore artificial. They lacked roots, and thus rejected nature.

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