13.07.2015 Aufrufe

l ü p e r t z p e n c k t y p l t - Typlt Lubomír

l ü p e r t z p e n c k t y p l t - Typlt Lubomír

l ü p e r t z p e n c k t y p l t - Typlt Lubomír

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

In der Kunstgeschichte war es zum Beispiel ähnlichmit Léger. Seine Bilder ab 1945 unverkäuflich,also die Arbeiterbilder, die Zirkusbilder und soweiter. Da hing ein wunderschönes kubistischesBild von Léger – Picasso, Braque und plötzlich soein schwarzweißes Bild mit knallrot, knallgelb undso. Man konnte diese Légers nicht verkaufen.Lässt sich die Persönlichkeit eines Galeristencharakterisieren? Worin liegt das Wesendes Galeristen? Was haben die Galeristen imAllgemeinen gemeinsam?Als ich anfing, gab es in Berlin einen wunderbarenSpruch, der hieß: Galerie, Regie und Schlagzeugkann jeder.Haben Sie noch andere Interessen als Kunst? Ichhabe das Gefühl, dass Sie sich 24 Stunden am Tagmit Kunst beschäftigen? Müssen Sie sich von derKunst erholen?Das ist ein gewisses Problem, ich kann micheigentlich nicht über etwas anderes unterhalten.Aber ich kann erzählen, wie ich dem begegne. 1974war ich schon so gelangweilt – immer mit meinenfünf oder zehn Künstlern, je nachdem, wie vielees gerade waren –, dass ich im Antiquariat einBuch gefunden habe – „Afrikanische Kunst“. Ichhabe dann recherchiert und habe herausgefunden,dass das die erste Publikation über Afrika-Kunstals autonome Kunst, als Hochkunst ist. Dann habeich in alten Zeitschriften weitergelesen und habegesehen, dass es in Deutschland einen richtigenHandel gegeben hatte, und habe festgestellt, dasses jetzt in Deutschland gar keinen Handel mehr gab.Es gab keinen Händler für Afrika-Kunst. Da war ichganz aufgeregt, bin sofort nach Brüssel und Parisgefahren, weil ich gedacht habe: „Jetzt hast duendlich noch ein Standbein, wo man Geld verdienenkann.“ Aber dann habe ich festgestellt, dass ichgenauso gut mit Kandinsky und Klee handeln könnte,weil diese Dinge genauso teuer sind.Das zweite Mal, wo mich die Situation dazugebracht hat, etwas anderes zu machen, war inNew York. Ich habe erst mit meiner damaligenFrau Mary Boone zusammengearbeitet. Wir hattenunterschiedliche Vorstellungen davon, wie man eineGalerie macht. Dabei ging es hauptsächlich darum,dass die Amerikaner reine Kommissionshändlersind. Es gibt keinen amerikanischen Kunsthändler,der ein Lager hat. Ich habe immer auf meine Fraueingeredet und habe gesagt: „Du musst doch aucheinmal ein paar Bilder behalten. Lass uns doch malein Lager aufbauen!“ Mehr oder weniger aus diesemGrund habe ich dann gesagt: „Gut, dann mache ichhier meinen eigenen Laden auf. Was soll das?“ Aberich habe gar keine amerikanischen Künstler, außerdenen, die ich in Köln schon hatte, z.B. James LeeByars. Also langer Rede kurzer Sinn: Als ich dannin New York meine eigene Galerie aufgemacht habe,musste ich überlegen: „Was machst du jetzt? Machstdu jetzt junge Amerikaner?“ – Es ist mir keinereingefallen. Ich hatte keinen Kontakt. Da bin ichrückwärts in die deutsche Kunst gegangen und habealles gezeigt, was nicht expressionistisch war.Meine Künstler wurden in Amerika und Europa immerals Neoexpressionisten betrachtet. Sie habensich ewig dagegen gewehrt, aber es hat nichtsgenützt. Jeder der Künstler hat gesagt: „Ich habemit Expressionismus überhaupt nichts am Hut unddas interessiert mich nicht.“ Dann habe ich alsodie Künstler aus der weniger expressionistischenGeschichte der Moderne in Deutschland gezeigt. Dieerste Ausstellung war Schwitters, dann Lehmbruckals Manierist. Das war wieder so ein Reflex, dassich ein anderes Gebiet gewählt habe, womit ichmich ablenken konnte. Das war dann aber rationalbegründet, denn mit acht Künstlern kann man einJahr beschicken, dann fängt man wieder mit dengleichen Namen an.Was haben Sie in Ihrer privaten Sammlung?Nur Zeichnungen. Ich habe eine großeZeichnungssammlung.Nur zu dem Sinn der Ausstellung, die ich in Pragmache: Das ist eine Feier des Namens Werner, damitbekannt wird, dass es private Aktivitäten gibt,die sich mit Kunst beschäftigen und die auch etwasfür die Kunst und für die Künstler tun.Das habe ich nicht verstanden. Noch einmal: Wirhaben eine Ausstellung von…Penck, Lüpertz und <strong>Typlt</strong>.…drei Künstlern – da müsste es eigentlich um dieKünstler gehen. Wenn Sie Pech haben, dann kommtLüpertz sogar. Ich bin für solche Feiern vonLeuten nicht so geeignet. Das provoziert mich zuZynismen.Wie haben Sie das jetzt in Köln bei der Übergabedes Preises „Art Cologne“ überstanden?Erst einmal habe ich überlegt, ob ich den Preisüberhaupt annehme. Dann habe ich mir gesagt:„Das kannst du dir nicht leisten, denn das ist janicht privat, das ist sozusagen für alle.“ Dannhabe ich gesagt: „Ich nehme den Preis an, wennich nichts machen muss.“ Dann haben sie gesagt:„Nein, nein, Sie brauchen nichts zu machen.“ Undda habe ich gesagt: „Sie haben nicht zugehört: Garnichts muss ich machen. Das heißt, ich will nichtinvolviert werden, in Fragen und Ähnliches.“ Dannhaben sie gesagt: „Ja ja, selbstverständlich.“Sobald ich zugesagt hatte, kamen schon jede MengeFragen, nach Listen von irgendwelchen Leuten, dieeingeladen werden wollten… Ich habe alles striktabgelehnt. Ich habe gesagt: „Ich will überhauptkeinen. Das müsst ihr selber machen.“ Und dann –eine Rede. Ich habe gesagt: „Nichts, ich machenichts. Nichts ist nichts, ja?“ „Aber Sie brauchensich ja nur zu bedanken.“ „Nein.“ Irgendwie habeich das dann gemacht. Das war o.k. Ich habe zweiZitate vorgelesen, ganz bösartige.Warum denken Sie, dass Sie von der Öffentlichkeit„König der deutschen Galeristen“ genannt werden?Ich habe diesen Ausdruck noch nie gehört.Man liest das jetzt überall in den Zeitungen.Keine Ahnung. Ich bin wahrscheinlich der Einzige,der daran herummeckert. Ich kenne das Problem inTschechien nur ein bisschen. In Tschechien ist essicherlich auch ganz schwierig.Denken Sie, dass die Größe unseres Volkes eineBeschränkung ist?Nein, lediglich eine ökonomische und auch einestrukturelle Beschränkung, denn man kann ja nurmachen, was man machen kann. Und dann kommt nochdie psychologische Seite dazu. Es gibt ja auchnoch – ich möchte nicht von Völkern reden, wollenwir lieber von Stämmen reden – die Seele einesStammes. Ich sage immer: „Ich bin Rassist, weilich absolut glaube, dass die Tschechen spezifischeEigenheiten haben, die tschechisch sind, dassman, wenn man Tschechen Bier trinken sieht, sofortsagen kann: ‚Ah, das ist ein Tscheche.‘“ Davon binich vollständig überzeugt. Die Psychologie desStammes ist existent bis hin zur Körpersprache,das ist so.Herr Werner, wir bedanken uns sehr herzlich fürdas Gespräch.Ivona Raimanová, Zdeněk Sklenář, Lubomír <strong>Typlt</strong>16 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!