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l ü p e r t z p e n c k t y p l t - Typlt Lubomír

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s t u d i u mi n d ü s s e l d o r f1 9 9 8 – 2 0 0 5l u b o m í r t y p l tProfessor Lüpertz nahm mich 1998 aufgrund von Fotografien meiner Gemälde in seine Klasse auf und ichwar ein Jahr Schüler in seinem Atelier. Ich präsentierte ihm die Bilder aus dem Zyklus „Katzen“, zumBeispiel das Bild „Katze in Folie verpackt“ (1996) oder „Katze mit Wassertüte“ (1996). Diese Bilderhaben für mich auch aus dem zeitlichen Abstand heraus eine Schlüsselbedeutung. Die Intention meinerBilder lag schon vor der Aufnahme in die Kunstakademie Düsseldorf in der Ablehnung des Gefälligen undder Verunsicherung des Betrachters durch die Uneindeutigkeit der eigenen Haltung zum dargestelltenSachverhalt.Die deutsche Malerei war für mich schon immer faszinierend, weil sie Grenzen überschreitet undkonventionelle Wahrheiten negiert. Sie biedert sich nicht beim Publikum an, im Gegenteil – siepräsentiert sich ihm in ihrer ganzen Souveränität, ja häufig auch Schroffheit.Der Expressionismus, einer der wichtigen Beiträge der deutschen Kunstszene zur internationalen Kunst,neigt nicht zu Volkstümelei, wird nicht, wie viele andere Ismen und Kunstrichtungen, zum Augenschmausfür die Masse.Lüpertz, Penck, Baselitz, Immendorff, Kiefer, Polke – dies ist die erste Nachkriegsgeneration. Jederweiß, wohin die Wahrheiten ihrer Väter geführt hatten. Das weckte das Bedürfnis nach einer Form, diekein Selbstzweck ist, sondern dem Inhalt folgt. Es ist nicht nötig, den Zweifel am Bild ins Endlose zutreiben, wenn der Künstler einen Weg für seine Botschaft finden will. Und die Botschaft ist stark.Die kulturelle Selbstfindung in Deutschland nach dem Krieg war zweifellos ein schwieriger Prozess.Alles Deutsche scheint gleichzeitig eine Gefahr in sich zu bergen. Es muss sehr mutig gewesen sein, nurzwanzig, fünfundzwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Bilder mit deutschen Kriegsmotivenzu malen und auszustellen. Nicht wenige Galeriebesucher hatten selbst den Helm der Wehrmacht getragen –warum sollten sie sich jetzt wieder daran erinnern lassen, wo es doch für sie längst ferne Vergangenheitwar und die gesamte Gesellschaft dieses Thema verdrängt hatte oder sich zumindest darum bemühte?Auch ich selbst kann mich noch daran erinnern, wie schockiert ich war, als ich zum ersten Mal das Bild„Helme sinkend I – dithyrambisch“ (1970) von Markus Lüpertz sah, dabei schrieb man da bereits das Jahr1997. Die monumentalen Helme, die mit breiten Pinselstrichen gemalt und in einigen wenigen Grüntönengehalten sind, liegen auf einem hohen Horizont. Das Bild weckt viele Fragen, die es aber in einembemerkenswerten Maße offen lässt. Es ist von einem Mysterium umgeben.Bei Professor Penck studierte ich in den Jahren 2002–2005. Jedes Mal, wenn Professor Penck zurKonsultation kommen sollte, versammelten sich vor dem Unterrichtsraum fünf oder mehr Studenten ausaller Welt, die zum Praktikum aufgenommen werden wollten. Professor Penck sah sich immer geduldigalle Arbeiten an. Alle sollten die gleichen Chancen haben, das war seine Maxime: Da er selbst in derDDR nicht studieren durfte, wollte er wohl nicht denselben Fehler begehen wie die Professoren an derKunstakademie Dresden, von denen er einst abgelehnt worden war.Mit Professor Penck fühlte ich mich schon allein dadurch verbunden, dass er aus Dresden stammte unddiese Stadt historisch eng mit Böhmen verbunden ist. Bis zum Alter von fast vierzig Jahren lebte er imtotalitären System der DDR. Er war ein Vertreter der inoffiziellen ostdeutschen Kunst, und weil ich vielüber die Situation der Künstler gehört hatte, die in der Tschechoslowakei hinter dem Eisernen Vorhanggelebt hatten, konnte ich mir, denke ich, gut die Atmosphäre vorstellen, in der ein Künstler jedes Werkdem Regime abtrotzen musste. Die Generation von Künstlern, die ihre Haltung ohne Rücksicht auf diestaatlich verordnete Doktrin des sozialistischen Realismus formulierten, ist meiner Ansicht nach immernoch das Beste, was die tschechische Kunstszene in den europäischen und in einigen Fällen auch deninternationalen Kontext der Kunst eingebracht hat.Schon allein wegen dieser ungeheuren inneren Kraft, die A. R. Penck half, mit der staatlichenSchikane, der Unmöglichkeit auszustellen und der ständig drohenden Verfolgung fertigzuwerden,bewundere ich diesen Künstler sehr. Seine monumentalen Gemälde sind voller Energie und Rhythmus,der durch die Beziehungen zwischen dem Symbol, der Fläche und den Denkmodellen entsteht, die er aufder Bildfläche ausspielt. Den Augenblick des Erstaunens, als ich zum ersten Mal seinen monumentalenGemälden gegenüberstand, werde ich nicht vergessen. Eine so riesige Fläche mit einer solchenRasanz und Souveränität zu bewältigen, ist bewundernswert, und es gibt nur wenige, die sich mit derUnmittelbarkeit seines künstlerischen Ausdrucks messen können.21

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