03.12.2012 Aufrufe

kinderwunsch — wunschkinder - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom ...

kinderwunsch — wunschkinder - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom ...

kinderwunsch — wunschkinder - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1.2010<br />

Es stellen sich vor:<br />

magazin der<br />

turner-syndrom-vereinigung deutschland e. v.<br />

ullrich-turner-syndrom-nachrichten<br />

Kinderwunsch <strong>—</strong> Wunschkinder<br />

AWO-Beratungsstelle im Uni-Klinikum Essen<br />

Novum <strong>—</strong> das Zentrum für Reproduktionsmedizin Essen<br />

Evangelischer Verein für Adoptions- und<br />

Pflegekindervermittlung im Rheinland e. V.<br />

Ich bin Tante <strong>—</strong> nicht Mutter<br />

und andere Erfahrungsberichte


Beinversorgung<br />

Armversorgung<br />

ELVAREX ® in der Lymphtherapie –<br />

stark in Wirkung und Leistung<br />

Wünschen Sie weitere<br />

Informationen<br />

zu JOBST ® ELVAREX ® ?<br />

BSN-JOBST Infoline:<br />

0 28 22-6 07-0<br />

■ Effiziente Kompression für jeden Patienten.<br />

■ Angenehmer Tragekomfort durch<br />

luftdurchlässiges, atmungsaktives Gestrick.<br />

■ Individuelle Passform durch Maßanfertigung<br />

und Flachstricktechnik mit Naht.<br />

BSN-JOBST GmbH<br />

Beiersdorfstraße 1<br />

46446 Emmerich am Rhein<br />

www.jobst.de<br />

JOBST – a brand of<br />

Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Eines der beiden Geschlechtschromosomen (XX) fehlt<br />

durchgehend oder nur in einem Teil aller Körperzellen,<br />

oder aber das zweite X-Chromosom ist struk turell ver-<br />

ändert. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> kann nicht ver erbt<br />

werden. Die verursachenden Faktoren sind noch unbe-<br />

kannt. Die Auswirkungen kön nen individuell sehr ver-<br />

schieden sein. Die Leitsymptome sind der Kleinwuchs<br />

(im Durchschnitt etwa 1,47m ) und die Unfruchtbarkeit<br />

aufgrund einer zu geringen Entwicklung der Eierstöcke.<br />

Hier ist eine Behandlung mit Wachstumshormonen<br />

und Östrogenen möglich. Dazu können weitere, heute<br />

be handel bare Probleme kommen (Herz fehler, soge-<br />

nanntes Flügelfell, Nierenprobleme, Lymphödeme).<br />

Das <strong>Syndrom</strong> wurde nach dem amerikanischen Arzt<br />

Henry <strong>Turner</strong> und dem deutschen Kinderarzt Otto<br />

<strong>Ullrich</strong> benannt. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist eine<br />

Fehl verteilung oder strukturelle Veränderung der<br />

Ge schlechtschromosomen, von der nur Mädchen<br />

beziehungsweise Frauen betroffen sind und tritt mit<br />

einer Häufigkeit von etwa 1 zu 2500 Geburten auf.<br />

Betroffene Mädchen und Frauen sind normal intel-<br />

ligent und können ein eigenständiges Leben füh ren,<br />

zu dem in vielen Fällen heute auch eine Partnerschaft<br />

gehört. Psychische Probleme im Sinne eines geringeren<br />

Selbstwertgefühls, Unsicherheit im Um gang mit<br />

dem eigenen Körper und ähnliches sind nicht selten,<br />

aber kein unvermeidbares Schicksal. Der Kontakt mit<br />

anderen Betroffenen oder auch professionelle Beratung<br />

kann dabei weiter helfen.<br />

Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland e. V. hat<br />

es sich zur Aufgabe gemacht, betrof fenen Mäd chen,<br />

Frauen und Schwangeren, die von der Diagnose erfah-<br />

ren haben, zu helfen. Durch Erfahrungsaustausch und<br />

Aufklärung machen wir Schwan geren Mut, das Kind<br />

mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auszutragen. Wir geben<br />

der Behinderung ein Gesicht. Wir wollen Vorurteile ab-<br />

bauen, Informationslücken schließen und das öffent-<br />

liche Interesse wecken. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

darf nicht länger ein Ab trei bungsgrund sein. Wir finden,<br />

dass wir als Betrof fene sehr gut mit der Behinderung<br />

leben können.<br />

Wir sind eine gemeinnützige, ehrenamtlich tätige<br />

Selbst hilfeorganisation. Wir fi nan zieren uns aus-<br />

schließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Des-<br />

wegen freuen wir uns, wenn Sie unsere Arbeit durch<br />

Spenden unterstützen. Unsere Kontakt adres sen fin-<br />

den sie auf Seite 46 und im Impressum auf Seite 47.<br />

3


4<br />

Marlis Stempel<br />

Kerstin Subtil<br />

Bettina von Hanffstengel<br />

Gabi<br />

Kristin<br />

Christiane u. a.<br />

Sarah<br />

Bettina von Hanffstengel<br />

Gabi<br />

Petra<br />

Elke<br />

Hannelore<br />

Barbara<br />

Stefanie und Michael<br />

Kati<br />

Dr. med. Nadia Heming<br />

Prof. Dr. med. Thomas Katzorke<br />

Christian Rath<br />

Regina und Peter<br />

Gesine Wischerhoff<br />

Gesine Wischerhoff<br />

Sarah<br />

Mitglieder stellen sich vor<br />

Elke<br />

3<br />

5<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

13<br />

15<br />

16<br />

19<br />

21<br />

22<br />

24<br />

25<br />

26<br />

28<br />

30<br />

32<br />

34<br />

35<br />

36<br />

40<br />

41<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

Was ist das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />

Editorial<br />

Bericht vom Vorstand<br />

Bericht vom Weibertreffen 2010<br />

Unser Stand beim Humangenetikerkongress in Hamburg<br />

Die Universität Homburg an der Saar informierte über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Unser Wochenende in der Kieler Universität<br />

Tante, nicht Mutter<br />

Kinderwunsch <strong>—</strong> Wunschkind?<br />

Aus der Traum vom Kind<br />

Kinder <strong>—</strong> ja gerne? Und weitere Fragen zum Kinderwunsch<br />

Vom Kinderwunsch zum Wunschkind<br />

Acht Stunden Mama-Sein<br />

Wir sind alle Tanten<br />

Niemals unterkriegen lassen! Ein Interview von Sarah<br />

Eine indisch-nigerianisch-griechische Geschichte in Deutschland<br />

Die AWO Beratungsstelle am Uni-Klinikum Essen stellt sich vor<br />

Ein Interview von Marlis Stempel<br />

Novum <strong>—</strong> das Zentrum für Reproduktionsmedizin stellt sich vor<br />

Die Fragen stellte Sarah<br />

Der Europäische Gerichtshof entscheidet. Eizellspende muss erlaubt werden<br />

Nichts ist garantiert <strong>—</strong> höchstens die Lebensdauer einer Waschmaschine<br />

Eltern für Kinder, nicht Kinder für Eltern suchen<br />

Ein Interview von Marlis Stempel<br />

Der Evangelische Verein für Adoptions- und Pflegekindervermittlung im Rheinland<br />

stellt sich vor<br />

Kinder kommen nicht aus dem Versandhaus<br />

Ein Kommentar zur Auslandsadoption<br />

Hannelore stellt sich vor<br />

Veranstaltungskalender<br />

Danke<br />

Adressen<br />

Impressum<br />

Mirjam <strong>—</strong> Kind der Hoffnung<br />

In der Vorbereitung des Themas ist mir einiges<br />

klar geworden: Ich habe mir nie Kinder gewünscht.<br />

Bis heute ist es mir ein Rätsel, warum ich keinen<br />

Kinderwunsch hatte. Ein Grund mag sein, dass ich<br />

mir als Jugendliche nicht zugetraut habe, Kinder<br />

groß zu ziehen.<br />

Als Jugendliche habe ich mit Wonne den Roman<br />

„Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“<br />

von Christine Nöstlinger gelesen. Den Inhalt möchte<br />

ich Ihnen kurz erzählen: Frau Bartolotti bekommt<br />

eine Konservenbüchse geliefert. Neugierig öffnet<br />

sie die Konservenbüchse. Sie enthält zu ihrer<br />

Überraschung einen Musterknaben, der so gar<br />

nicht zu ihr passt. Frau Bartolotti beschließt,<br />

ihn umzuerziehen, weil sie Konrad <strong>—</strong> so heißt<br />

der Musterknabe <strong>—</strong> auch nicht umtauschen oder<br />

abgeben will. Schließlich kämpft sie sogar dafür,<br />

dass die „Fehllieferung“ bei ihr bleiben kann.<br />

Seitdem weiß ich, dass Erwachsene Kinder nicht<br />

so einfach umerziehen können, wie es ihnen passt.<br />

Das weiß auch der Evangelische Verein für<br />

Adoptions- und Pflegekindervermittlung, der sich<br />

um passende Eltern für Kinder Gedanken macht.<br />

Erst bei diesem Interview wurde mir klar, dass es<br />

dieser Vermittlungsstelle nicht darum geht, Eltern<br />

ihren Kinderwunsch zu erfüllen oder gar ihren<br />

Traum von einem „Wunschkind“ Wirklichkeit werden<br />

zu lassen. Kinder wollen genau wie die Erwachsenen<br />

mit ihren Stärken und Schwächen wahrgenommen<br />

werden. Es gibt aber einen großen Unterschied:<br />

Kinder sind abhängig von den Erwachsenen <strong>—</strong> nicht<br />

umgekehrt. Die Vermittlung von Kindern durch<br />

den Evangelischen Verein für Adoptions- und<br />

Pflegekindervermittlung ist eine notwendige und<br />

gute Alternative zu Patenschaften.<br />

Ich bin Patin bei der Kindernothilfe und fühle mich<br />

wohl dabei. Der Gedanke, mit meiner Patenschaft<br />

Selbsthilfenetze für Mütter in ärmeren Regionen zu<br />

fördern, gefällt mir.<br />

Professor Katzorke stellt Novum <strong>—</strong> das Zentrum für<br />

Reproduktionsmedizin in Essen vor. Er erläutert<br />

unter anderem in seinem Kurzreferat, warum für<br />

Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> eine Reproduktionsbehandlung<br />

nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />

sinnvoll und erfolgreich ist. Ich war über<br />

die Ehrlichkeit seiner Ausführungen überrascht. Ich<br />

hatte angenommen, dass Professor Katzorke für<br />

die Methoden der Reproduktionsmedizin in unserer<br />

Gruppe werben möchte. Das ist nicht so. Es geht um<br />

eine kritische Sichtweise des Themas.<br />

Die Frauengruppe Münster/Osnabrück lädt zum<br />

Frauentreffen 2010 nach Nordwalde ein. Es findet<br />

vom 15. bis 17. Oktober statt. Die Frauen aus dem<br />

Verein und interessierte betroffene Frauen sind<br />

herzlich eingeladen.<br />

Das Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe<br />

ist patientenorientierte Information, zum Beispiel<br />

mit folgenden Fragen: Wie erkläre ich das <strong>Ullrich</strong>-<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> meiner Tochter? Wie bringe ich es<br />

meinem Partner bei? Und: Wie formuliert der Arzt,<br />

die Ärztin gegenüber der Patientin, was Sache ist?<br />

Das Redaktionsteam lädt die LeserInnen ein, uns<br />

zum Thema zu schreiben.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!<br />

Ihre<br />

editorial<br />

Das Kinderwunschthema hat es in sich. Elke,<br />

Hannelore, Gabi und Kati schildern, wie sie ihren<br />

Lebensplan mit Kindern verwirklichen konnten.<br />

Petra beschreibt ihre Gründe für ein Leben ohne<br />

Kinder. Vielleicht helfen die Erfahrungsberichte<br />

anderen Frauen, den eigenen Lebensplan zu<br />

analysieren.<br />

5


6<br />

Der Vorstand beim Jahrestreffen 2007 in Gemen<br />

Neues aus dem Vorstand<br />

• Forschungsprojekt an der Unikinderklinik Köln<br />

Die Verträge für das Projekt zur Erforschung der<br />

Muskel-Knocheninteraktion beim UTS sind nun<br />

gemacht. Auf unserem Jahrestreffen wird PD Dr.<br />

med. Oliver Fricke von der Klinik und Poliklinik für<br />

Allgemeine Kinderheilkunde der Universität Köln<br />

einen Vortrag über die neuesten Erkenntnisse zur<br />

Muskel-Knocheninteraktion beim <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> halten. Leider kann Professor Dr. med.<br />

Eckhard Schönau an diesem Tag nicht selbst<br />

kommen.<br />

• Ärztefortbildung 2011<br />

Die Ärztefortbildung zu Thema <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> hat der Vorstand auf 2011 verschoben. Es<br />

bedarf doch einer längeren Zeit der Vorbereitung,<br />

um solch ein großes Projekt auf die Beine zu stellen.<br />

Es sind bis jetzt Teilaufgaben an die einzelnen<br />

Vorstandsmitglieder verteilt worden und es wird ein<br />

Komitee gebildet. Dieses wird voraussichtlich aus<br />

Professor Dr. med. Fritz Haverkamp, Dr. med. Astrid<br />

Bühren, Diplom-Psychologin Angelika Bock, Kerstin<br />

Subtil und zwei weiteren Personen bestehen. Wir<br />

halten Sie hier weiter auf dem Laufenden.<br />

• CD-Projekt<br />

Unsere CD nimmt Form an. Wir konnten die Diplom-<br />

Grafikerin Lisa Eppinger mit der Erstellung des<br />

Booklets beauftragen und haben auch schon<br />

einige schöne Ideen zur Gestaltung gesammelt.<br />

Die Vorstellung des Projekts ist bei Pharmafirmen<br />

auf positive Resonanz gestoßen, so dass wir auf<br />

finanzielle Unterstützung hoffen können.<br />

• Regionalgruppenleitfaden<br />

Wir haben den Leitfaden für Regionalgruppen<br />

vollständig überarbeitet. Er kann demnächst verteilt<br />

werden. Er soll den Regionalgruppenleitern einen<br />

Überblick geben und Hilfestellung bei der täglichen<br />

Arbeit sein.<br />

In den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten 2. 2010<br />

werden wir weitere ausführliche Informationen zu<br />

den Projekten geben.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Kerstin Subtil<br />

Vorstand der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung<br />

Deutschland e. V.<br />

der vorstand informiert<br />

7


8<br />

Veränderungen in meinem Leben Angst machend <strong>—</strong> Mut machend <strong>—</strong> ganz schön spannend<br />

Ein Bericht vom Weibertreffen von Bettina von Hanffstengel<br />

Die Weiber haben sich wieder in Mainz getroffen. Elf<br />

Mädchen haben sich auf das Thema „Veränderungen<br />

in meinem Leben. Angst machend <strong>—</strong> Mut machend <strong>—</strong><br />

ganz schön spannend“ eingelassen. Anlass war der<br />

18. Geburtstag von zwei Mädchen, der ja einige Veränderungen<br />

mit sich bringt, mit denen sie umgehen<br />

müssen.<br />

Ein wichtiger Aspekt ist das Thema Selbstverant-<br />

wortung, das in Theorie und Praxis geübt wird. Das<br />

Besondere am Weibertreffen ist: Üben macht Spaß!<br />

Dazu gehört auch der Samstagnachmittag, den die<br />

Mädchen zum Gang in die Stadt nutzen. Dafür gibt<br />

es Regeln, an die sich alle halten. Und natürlich sind<br />

Elke Müller-Seellig und ich am Nachmittag im Zweifelsfall<br />

mit dem Handy erreichbar. Und je öfter die<br />

Mädchen das erlebt haben, desto besser organisieren<br />

sie diesen Ausflug in die Stadt selbst. Sie finden den<br />

richtigen Bus in die Innenstadt, gehen in kleineren<br />

Gruppen und kommen zur vereinbarten Zeit in die<br />

Jugendherberge zurück. Sie erzählen, was sie erlebt<br />

haben.<br />

Dieser Ausflug „in die Stadt” ist auch der Grund, beim<br />

Standort Mainz für das Weibertreffen zu bleiben. Die<br />

Mädchen, die schon öfter dabei waren, kennen sich<br />

aus und zeigen den „Neuen”, wie sie mit dem Bus in<br />

die Innenstadt und wieder zurück kommen können.<br />

Mainz ist gut mit dem ÖPNV und dem Auto erreichbar.<br />

Mainz, die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, ist<br />

eine lebhafte Stadt, aber überschaubarer als München<br />

oder Berlin. Und wenn eine mal Lust auf einen<br />

kulturellen Nachmittag hätte, gäbe es das Gutenberg-<br />

Museum oder den Dom und vieles mehr.<br />

Auch das Jugendgästehaus Mainz hat eine angenehme<br />

Größe: es ist groß genug, um mit Leuten aus<br />

anderen Gruppen in Kontakt kommen zu können und<br />

klein genug, um unter sich bleiben zu können.<br />

Zitat von Natalie, Sabina und Jana:<br />

„Es war schön. Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht.<br />

Wir haben sehr viel dazu gelernt. Es ist schön, jedes<br />

Mal neue Freunde kennen zu lernen.“<br />

Zitat von Malena, Anna-Lena, Jessy und Rieke:<br />

„Es war gut, andere Mädchen zu sehen, die das<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> haben. Es hat mir gut gefallen,<br />

nach Mainz hinein gehen zu können. Es war so<br />

schön wie immer. Bloß nicht verpassen!“<br />

Zitat von Kerstin:<br />

„Mir hat der Cocktailabend (mit alkoholfreien Cocktails<br />

natürlich!) anlässlich des Geburtstags von<br />

Natalie und Sabina sehr gut gefallen. Dann haben<br />

wir eine Spielhochzeit gefeiert und es gab drei Paare:<br />

Natascha hat Maria, Kerstin hat Antonia und Malena<br />

hat Rieke geheiratet.“<br />

Zitat von Natascha:<br />

„Das Weibertreffen war mal wieder ein voller Erfolg.<br />

Besonders gut haben mir die Spielhochzeiten gefallen.<br />

Es hat mir gut in Mainz gefallen. Die Märchen<br />

fand ich auch sehr schön und wir haben viel zum<br />

Thema gelernt. Es war schön, die anderen Mädchen<br />

zu sehen.“<br />

Das Weibertreffen fand mit freundlicher<br />

Unterstützung von Merck Pharma GmbH statt.<br />

Unser Stand beim Humangenetikerkongress in Hamburg<br />

Ein Bericht von Gabi<br />

Viele interessante Gespräche sowohl mit Ärzten und<br />

Ärztinnen als auch mit Medizinstudierenden brachte<br />

der Humangenetikerkongress, der vom 2. bis 4. März<br />

in der Universität Hamburg stattfand. Das Institut<br />

für Humangenetik war Gastgeber der gemeinsamen<br />

21. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für<br />

Humangenetik, der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Humangenetik und der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Medizinische Genetik.<br />

Kerstin und ich betreuten dort einen Stand, der uns<br />

dank der günstigen Lage gleich im Mittelgang viel<br />

Zulauf brachte. Unser Infomaterial fand reißenden<br />

Absatz. Dr. med. Moritz Meins, Humangenetiker<br />

aus Kassel, versprach uns, sich für die Vereinigung<br />

einzusetzen und Gelder für unser Forschungsprojekt<br />

locker zu machen. Aus unserer Sicht war die Veranstaltung<br />

ein voller Erfolg.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter www.gefh.de<br />

aktuell<br />

9


Die Homburger Gruppe beim Infotag der Universität<br />

Die Universität Homburg an der Saar informiert über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Ein Bericht von Kristin<br />

Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke von der<br />

Uni-Veranstaltung zum <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> schil-<br />

dern. Ein detaillierter Bericht, der den einzelnen Vor-<br />

trägen in Ihrer Komplexität gerecht werden wollte,<br />

würde den Rahmen sprengen.<br />

Einige Worte vorweg: Im Oktober hatten die Pla-<br />

nungen für den Informationstag schon begonnen<br />

und unsere kleine Homburger Frauengruppe hatte,<br />

unter Führung von Dr. med. Tilmann Rohrer, Leiter<br />

der pädiatrischen Endokrinologie in Homburg<br />

sehr schnell die Themen ausgesucht: Besonders<br />

auf die Probleme junger Eltern kurz nach<br />

der Diagnosestellung sowie auf die Frage, wann und<br />

wie man am besten mit der Tochter über die Diagnose<br />

spricht, sollte eingegangen werden und wann die<br />

Pubertät bei den Mädchen eingeleitet werden sollte.<br />

Des Weiteren sollte der Blick auf die Situation der<br />

betroffenen Frauen mittleren und fortgeschrittenen<br />

Alters gerichtet werden. Auch ein Jugendtreff für<br />

Mädchen und junge Frauen war vorgesehen. Mit der<br />

kräftigen Unterstützung der Homburger Pädiatrie<br />

und der Firma Ipsen Pharma GmbH konnte unser Vorhaben<br />

dann am 20. März 2010 endlich wahr werden.<br />

Nach der Begrüßung erhielten die Teilnehmer im<br />

Vortrag von Dr. med. Barbara Oehl-Jaschkowitz einen<br />

schönen Einblick in die Medizingeschichte mit dem<br />

Schwerpunkt <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Bereits in der<br />

Antike soll dieses <strong>Syndrom</strong> beschrieben worden sein,<br />

die erste bekannte Beschreibung stammt aus dem<br />

1761, die entscheidenden Arbeiten wurden aber 1938<br />

von den amerikanischen Hormonspezialisten Henry<br />

<strong>Turner</strong> und dem deutschen Kinderarzt Otto <strong>Ullrich</strong><br />

verfasst. Die Bezeichnungen Schereschewsky–<strong>Ullrich</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

(französische Literatur) und Bonnevie-<strong>Ullrich</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

(deutsche Literatur) werden<br />

synonym für das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> verwandt.<br />

Die Anfänge des Projektes<br />

Ergreifend waren die Ausführungen vom Professor<br />

Dr. med. Klaus Zang, der noch einmal die Anfänge der<br />

Projektarbeit mit betroffenen Frauen und Mädchen<br />

schilderte. Das Projekt begann im Jahre 1985 am<br />

Humangenetischen Institut in Homburg, mit dessen<br />

Leitung Professor Dr. med. Klaus Zang lange Jahre<br />

betraut war. Dr. med. Sigrid Reicke betreute das<br />

Projekt von 1985 bis 1986. Von 1986 bis 1990 war es<br />

in den Händen von Dr. med. Astrid Bühren und der<br />

Sozialpädagogin Jutta Blin. Seinen Höhepunkt fand<br />

das Projekt in der Gründung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung e. V. Später nannten wir uns<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland e. V.<br />

Diagnose und Therapie in den Alterstufen<br />

Äußerst interessant waren die Ausführungen von<br />

Professor Dr. med. Wolfram Henn, Institut für<br />

Humangenetik in Homburg, zur Bewältigung und<br />

zu den medizinischen Aspekten des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>s. Mit viel Humor legte Professor Henn die<br />

molekularbiologischen Hintergründe dar und erklärte<br />

das Entstehen der einzelnen Karyotypen sehr<br />

anschaulich. Auch der Zeitpunkt der Diagnose, der<br />

pränatal, direkt nach der Geburt, im Säuglings- Kindes-,<br />

Jugendlichen- oder Erwachsenenalter liegen<br />

kann, erfordert aus der Sicht des Arztes und Therapeuten<br />

jeweils ein anderes Vorgehen. So muss bei<br />

einer Diagnosestellung im jugendlichen Alter geprüft<br />

werden, wie die absehbare Pubertätsentwicklung<br />

voraussichtlich verlaufen wird und wie optimal therapiert<br />

werden kann. Im Erwachsenenalter stehen<br />

Fragen zur Fertilitätsbehandlung im Vordergrund.<br />

Unterschiedliche Sichtweisen<br />

Entsprechend unterschiedlich je nach Diagnosezeitpunkt<br />

ist die Sicht der Eltern, Mädchen und Frauen.<br />

Ist die Diagnose schon während der Schwangerschaft<br />

bekannt, ist die Unsicherheit der werdenden Eltern<br />

groß und eine gute genetsche Beratung unerlässlich.<br />

Das klinische Bild des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />

Sehr umfassend und übersichtlich stellte PD Dr. med.<br />

Tilmann Rohrer das klinische Bild des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>s dar und wies hierbei ausdrücklich auf<br />

dessen große Variabilität hin. Systematisch wurden<br />

die einzelnen Organsysteme beleuchtet, die betroffen<br />

sein können, und die Richtlinien, nach denen die<br />

Therapie der Patientinnen je nach Befund konzipiert<br />

und weitergeführt werden kann. Hierbei berücksichtigte<br />

Dr. med. Tilmann Rohrer die neuesten Leitlinien<br />

und Konsensusempfehlungen von 2007 und 2008.<br />

Die Teilnehmer erfuhren viel Neues über die Art<br />

und zeitliche Planung der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.<br />

Die Errechnung der Endgröße und<br />

die Behandlung mit Wachstumshormonen wurden<br />

ebenso erörtert. Insgesamt wurde deutlich, dass<br />

eine multidisziplinäre Betreuung der Patientinnen<br />

wünschenswert ist.<br />

Die Einleitung der Pubertät<br />

In den den Ausführungen zur Einleitung der Pubertät<br />

beim <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> durch Dr. med. Stefanie<br />

Lehmann-Kannt und Dr. med. Tilmann Rohrer wurde<br />

deutlich, dass nur bei zehn bis zwanzig Prozent der<br />

Mädchen mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> die Pubertät „von<br />

selbst“ einsetzt und nur bei ungefähr fünf Prozent<br />

der Mädchen eine spontane Periodenblutung<br />

auftritt. Noch seltener sind spontane Schwangerschaften.<br />

Eine Einleitung der Pubertät und eine<br />

Hormonsubstitution bis zum fünften Lebensjahrzehnt<br />

ist unerlässlich, sowohl aus medizinischer<br />

(Prophylaxe: Osteoporose, Gefäß- und Herzkreislauferkrankungen)<br />

als auch aus psychosozialer Sicht<br />

(Selbstbewusstsein, körperliche und psychische<br />

Lebensqualität). Wichtig ist eine gute Abstimmung<br />

mit der Wachstumshormontherapie, da die Gabe<br />

von Sexualhormonen das Schließen der Wachstumsfugen<br />

begünstigt. Die Gabe von Sexualhormonen<br />

in Form von transdermalen Pflastern hat sich bei<br />

erhöhtem Thromboserisiko und zur Vermeidung<br />

eines First-Pass-Effektes (= Umwandlung eines Arzneistoffes<br />

nach oraler Einnahme während der ersten<br />

Passage durch die Leber) bewährt.<br />

Die Pubertät aus psychologischer Sicht<br />

Diplom-Psychologin Angelika Bock schilderte eindrucksvoll<br />

die Pubertät aus psychologischer Sicht.<br />

Angelika Bock thematisierte die Mechanismen<br />

der Krankheitsbewältigung und zeigte günstige<br />

Bewältigungsmechanismen auf. Als Fazit bleibt,<br />

das Krankheits- oder Diagnosebewältigung als ein<br />

ständiger Prozess nie abgeschlossen ist. Wichtig ist,<br />

dass aus diesem Prozess gestärkte Erwachsene hervorgehen.<br />

Das hängt entscheidend vom Verhältnis<br />

zu den Eltern, von der liebevollen Akzeptanz und der<br />

tatkräftigen Unterstützung durch das Elternhaus ab.<br />

Das Selbstwertgefühl als Schlüsselqualifikation ist<br />

für das spätere Leben von eminenter Bedeutung:<br />

Die Säulen Selbstakzeptanz, Zufriedenheit mit sich<br />

selbst, eine grundsätzlich positive Einstellung zu sich<br />

selbst und das Gefühl, dass man sich in sich selbst zu<br />

Hause fühlt, tragen dieses Selbstbewusstsein, das<br />

schließlich die Basis für ein selbstsicheres Verhalten<br />

ist. Der Gegenpol dazu wäre selbstunsicheres und<br />

aggressives Verhalten.<br />

Behandlung und Diagnose kardialer Probleme<br />

Tiefe Einblicke in die Behandlung und Diagnose der<br />

kardialen Probleme und der Gefäßerkrankungen, die<br />

beim <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> häufig sind, vermittelte<br />

der lebendige, mit kleinen Videos zu den einzelnen<br />

Anomalien der Herz- und Gefäßfunktion (Aorta)<br />

aktuell<br />

11


12<br />

gespickte Vortrag von Professor Dr. med. Hashim<br />

Abdul-Khaliq. Es wurde deutlich, wie wichtig gerade<br />

in diesem Bereich die Überwachung und intensive<br />

Betreuung der Patientinnen ist.<br />

Hormone und Knochen<br />

Nach der Mittagspause bot der Vortrag von Dr. med.<br />

Bettina Friesenhahn „Hormone und Knochen“ einen<br />

weiteren Höhepunkt der Tagung. Ähnlich umfassend<br />

und verständlich wie der Vortrag von PD Dr.<br />

med. Tilmann Rohrer referierte Dr. med. Bettina<br />

Friesenhahn die Behandlung von Patientinnen mit<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> aus der Sicht der Internistin<br />

und Endokrinologin. Sie brachte Licht in die Diagnostik,<br />

in die Planung und den Ablauf der Therapien und<br />

notwendigen Kontrolluntersuchungen.<br />

Kinder- und Jugendtreffpunkte<br />

Parallel zu den Vorträgen fand für die Kinder eine<br />

abwechslungsreiche Kinderbetreuung statt. Katharina<br />

Kunzler, eine Frau aus unserer Gruppe, hatte<br />

einen Jugendtreff für Mädchen und junge Frauen<br />

organisiert.<br />

Eltern-Tochter-Gespräche<br />

Von den Teilnehmern ebenso beachtet, führten<br />

Angelika Bock, Professor Dr. med. Wolfram Henn und<br />

Hans-Joachim Schindelhauer-<strong>Deutsche</strong>r, Psychotherapeut<br />

am Institut für Humangenetik in Homburg,<br />

eine Diskussion mit dem Thema: Wann reden wir als<br />

Eltern mit unserer Tochter über die Diagnose?<br />

Der Verein stellt sich vor<br />

Zum Abschluss hatte unsere Regionalgruppe Gelegenheit,<br />

sich selbst und die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung<br />

Deutschland e. V. vorzustellen. Dabei wurden<br />

neue Kontakte geknüpft, alte wiederbelebt. Die<br />

Stimmung war sehr gut. Es war deutlich zu spüren,<br />

dass ein Bedürfniss nach Gespräch gerade auch bei<br />

den Eltern vorhanden ist. Unter den rund 120 (!) Teilnehmern<br />

und Teilnehmerinnen befanden sich alleine<br />

14 Kinder. Die Wochen der Planung und der Einsatz<br />

haben sich gelohnt. Wir haben alle eine bereichernde<br />

Tagung erlebt, die allen Teilnehmern Freude gemacht<br />

hat. Dies zeigt nicht zuletzt die Frage, wann denn die<br />

nächste Homburger Tagung stattfindet. Es war sicher<br />

nicht die letzte Veranstaltung dieser Art in Homburg!<br />

Herzlichen Dank an alle, die bei der Organisation<br />

mitgeholfen haben! Der Dank geht vor allem an Dr.<br />

med. Tilmann Rohrer, der mit seinen Mitarbeitern<br />

viel Arbeit bewältigt hat und nicht zuletzt mit den<br />

Räumen der Kinderklinik einen schönen Rahmen für<br />

das Treffen geboten hat. Unser Dank geht auch an<br />

Christina Pella von Ipsen Pharma, die in der Planung<br />

sehr viele hilfreiche Ideen hatte und für das leibliche<br />

Wohl sorgte. Wir freuen uns alle schon auf das nächste<br />

Treffen.<br />

Information zur Chronik<br />

Die Chronik der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung<br />

Deutschland e. V. enthält auf 32 Seiten eine Rückschau<br />

auf die Entstehungsgeschichte des Vereins<br />

und eine anschauliche Darstellung von zwanzig<br />

Jahre Vereinsleben. Eine Zeittafel rundet die<br />

Geschichte des Vereins ab. Die Chronik des Vereins<br />

ist für 12 Euro in der Geschäftsstelle erhältlich.<br />

Melanie Becker-Steif<br />

Ringstraße 18<br />

53809 Ruppichteroth<br />

Fon 0 22 47. 75 97 50<br />

geschaeftsstelle@turner-syndrom.de<br />

Unser Wochenende in der Kieler Universität<br />

Ein Bericht zur APE-Tagung von Christane, Bettina und Silke Flinder<br />

Die mittlerweile vierte gemeinsame Jahrestagung<br />

der Arbeitsgemeinschaften der pädiatrischen Endokrinologie<br />

und der pädiatrischen Diabetologie fand<br />

in der Zeit vom 13. bis 15. November vergangenen<br />

Jahres an der Christian-Albrecht-Universität Kiel<br />

statt. Bettina Schaefer, Silke Flinder und Christiane<br />

vom Vorstand der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung<br />

Deutschland e. V. haben dort einen Stand betreut.<br />

In den „<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten“ schildern<br />

sie, wie sie die Tagung erlebt haben.<br />

Bettina, Silke und ich trafen bereits am Vorabend<br />

der Tagung am überschaubaren Bahnhof in Kiel ein.<br />

Schnell hatten wir die Jugendherberge ausfindig<br />

gemacht und unser Zimmer bezogen. Am nächsten<br />

Morgen machten wir uns auf den Weg zur Universität.<br />

Wir bauten unseren Stand auf, und machten es uns<br />

gemütlich, bis die ersten Teilnehmer vorbeikommen<br />

würden. Die ließen auch nicht lange auf sich warten.<br />

Am Freitagmittag gab es ein „Round Table“–Gespräch<br />

mit den Veranstaltern und Ausstellern. Bei<br />

diesem Gespräch ging es zum Beispiel darum herauszufiltern,<br />

welche Bedürfnisse die Selbsthilfegruppen<br />

haben und welche Interessen die Pharmafirmen<br />

haben. Die Selbsthilfestände waren dieses Mal vom<br />

Veranstalter etwas ungünstig postiert worden. Wir<br />

hatten deswegen nicht immer viel zu tun. Das hing<br />

mit den örtlichen Gegebenheiten der Universität<br />

zusammen. Jedenfalls fanden wir auch Zeit, mit den<br />

anderen Selbsthilfegruppen intensiver ins Gespräch<br />

zu kommen. Am Samstagabend gönnten wir uns<br />

einen Besuch beim „Italiener“, bei dem uns zwei<br />

Damen des Schilddrüsenbundesverbandes „Die<br />

Schmetterlinge e. V.“ begleiteten. So ließen wir das<br />

Wochenende gemütlich ausklingen.<br />

Zahlreiche nette Gespräche mit den Studierenden,<br />

aber natürlich in erster Linie mit Ärzten und Ärztinnen<br />

und PharmavertreterInnen machten das<br />

Wochenende kurzweilig. Es ergaben sich sogar einige<br />

Spenden für unseren Verein. So konnten wir mit<br />

der Firma Ipsen Pharma GmbH persönlich über das<br />

Regionalleiter-Wochenende sprechen.<br />

Es bleibt festzuhalten, dass die Teilnehmer zahlreich<br />

unseren Stand besucht und Informationsmaterial<br />

angenommen haben. Vor allem die neue<br />

Informations-Broschüre für Jugendliche, an der<br />

unter anderem Angelika Bock mitgewirkt hat, kam<br />

beim Publikum gut an. Die Broschüre ist für Eltern<br />

und Jugendliche gleichermaßen empfehlenswert.<br />

Sie wurde von der Firma Ipsen Pharma GmbH fachlich<br />

und finanziell unterstützt. Gleichzeitig haben<br />

wir gezielt die anwesenden PharmavertreterInnen<br />

angesprochen. Dabei war es uns wichtig, Öffentlichkeitsarbeit<br />

in eigener Sache machen können, zum<br />

Beispiel für das CD-Projekt.<br />

Unser Fazit: Die Jahrestagung in Kiel war für uns ein<br />

interessantes, kurzweiliges, erfolgreiches und unterhaltsames<br />

Wochenende!<br />

Informationen über die APE-Tagung finden Sie auch<br />

unter www.ape-agpd2009.de<br />

Information zum CD-Projekt<br />

Für die, die das CD-Projekt noch nicht kennen:<br />

Die Schauspielerin Judith HIldebrandt hat einige<br />

Gedichte von Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>auf<br />

CD gesprochen. Die Hintergrund-Musik ist von<br />

Friedemann Benner gesponsert. Wir berichteten<br />

in den ullrich-turner-syndrom-nachrichten 1. 2009<br />

und 2. 2009 ausführlich darüber.<br />

Spenden für das CD-Projekt erbitten wir auf das<br />

Vereinskonto bei der Postbank Köln, Bankleitzahl<br />

370 100 50, Kontonummer 526 848 504<br />

Die Spender werden auf der CD-Hülle oder in den<br />

ullrich-turner-syndrom-nachrichten genannt, wenn<br />

sie das wünschen.<br />

aktuell<br />

13


Sarah<br />

Leonie<br />

Tante, nicht Mutter Von Sarah<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

„Es ist erstaunlich. Man betrachtet das Bild der ungeborenen Nichte und<br />

kann sich sehr gut ausmalen, wie der Bruder und vor allem die werdende<br />

Mutter sich gefühlt haben müssen, als sie das gleiche Bild zum ersten Mal<br />

vor Augen hatten. Live. Mit Bewegung.“ Sarah<br />

Normalerweise freue ich mich immer sehr über die E-Mails, die mein Bruder mir<br />

schickt. Da er am anderen Ende der Bundesrepublik lebt, sehen wir uns selten.<br />

Über Mails und Telefonate halten wir uns gegenseitig auf dem Laufenden.<br />

Die Technik macht’s möglich. Doch dieses eine Mal <strong>—</strong> im letzten Herbst war es<br />

<strong>—</strong> musste ich ganz schön schlucken, bevor ich mit der Maus auf „Öffnen“ klickte. Es<br />

war vor allem der Anhang der E-Mail, der mir zu schaffen machte. Eine Bild-Datei.<br />

Kurz zuvor war mein Bruder nämlich mit seiner schwangeren Freundin beim<br />

Frauenarzt gewesen. Sie hatten dort den ersten Ultraschall ihres Babys machen<br />

lassen. „Wir bekommen eine kleine Tochter!“, hatte er mir voller Stolz am Telefon<br />

mitgeteilt und das berühmte Ultraschallbild gleich als E-Mail geschickt.<br />

Dass ich am <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> leide, weiß ich seit meinem 16. Lebensjahr. Lange<br />

Zeit hat mich der Gedanke an Kinderlosigkeit nicht wirklich beschäftigt. Mir<br />

schwirrten andere Dinge im Kopf herum: Jungs, die neueste Musik im Radio, der<br />

Schulabschluss, die nächste Party: Woran junge Mädchen eben so denken. Doch<br />

schon immer war sie da, diese latente Angst vor dem Moment, der einschlagen<br />

würde wie eine Bombe: Tante kann ich werden, Mutter aber nicht. Und dann kam<br />

dieser Moment in Form einer E-Mail.<br />

Es ist erstaunlich. Man betrachtet das Bild der ungeborenen Nichte und kann<br />

sich sehr gut ausmalen, wie der Bruder und vor allem die werdende Mutter sich<br />

gefühlt haben müssen, als sie das gleiche Bild zum ersten Mal vor Augen hatten.<br />

Live. Mit Bewegung. Und sie mit dem wohlig-kalten Gel vom Ultraschall auf dem<br />

Bauch. Winzig kleine Hände, klitzekleine Füßchen. So hilflos sieht es noch aus,<br />

so verletzlich und doch so real. Die Freude über das erste Kind muss unglaublich<br />

groß sein. Noch jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, kommen mir die Tränen.<br />

Wieder dieser Gedanke: Tante werden kann ich, Mutter aber nicht.<br />

Es freut mich, dass mein Bruder seine Freude so offen zeigt, obwohl er über meine<br />

Situation Bescheid weiß. Dass er mich an seinem Leben teilhaben lässt, dass er<br />

seiner Schwester von seinem jungen Familienglück berichtet, hat mich immer<br />

ungemein berührt. Er hat keine Schuld an meinen Tränen. Denn niemand hat<br />

Schuld daran.<br />

Und dann fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Niemand hat Schuld<br />

daran. Und schon gar nicht meine kleine Nichte, die bald das Licht der Welt<br />

erblickt. Ein neues Leben ist auf dem Weg. Ein neuer Mensch, eine solche<br />

Bereicherung für jede Familie. Ein kleines Mädchen wird unser aller Alltag<br />

ganz schön auf den Kopf stellen. Die ersten Schritte, die ersten Wörter, die<br />

ersten Zähnchen. Helles Kinderlachen wird in Zukunft wieder bei unseren<br />

Familientreffen zu hören sein. Ein kleiner Mensch, der mir sein Lächeln schenkt.<br />

Der Gedanke gefällt mir. Hoffentlich schickt mir mein Bruder auch in Zukunft<br />

viele Bilder seiner Tochter per E-Mail. Ich werde Tante. Und freue mich sehr<br />

darauf!<br />

15


16<br />

„Vor einiger Zeit habe ich erkannt, dass mein Kinderwunsch zwei Aspekte<br />

hatte. Ich wwäre<br />

äre sehr gerne schwanger gewesen und hätte ein Kind gebo-<br />

ren und dann mit diesem Kind gelebt. Ich hätte mich daran gefreut, Ähn-<br />

lichkeiten von mir oder Lilo an dem Kind zu entdecken. Lange trauerte ich<br />

um das grünäugige Mädchen, das nie geboren werden würde. Irgendwann<br />

erkannte ich, dass es mir vollkommen gereicht hätte, schwanger zu sein<br />

und das Kind auf die Welt zu bringen. Ein Leben mit einem Kind konnte ich<br />

mir, je älter ich wurde, nicht mehr vorstellen.“ Bettina von Hanffstengel<br />

Kinderwunsch – Wunschkind? Von Bettina von Hanffstengel<br />

Nun, die Welt ist anders eingerichtet und das wissen wir alle. Wer ein Kind<br />

bekommt, wird in aller Regel mit diesem Kind leben und lebenslang Verantwortung<br />

tragen. Und natürlich weiß ich schon seit 37 Jahren, dass ich mir zwar mit<br />

viel Aufwand ein Kind ins Leben holen, aber niemals schwanger werden könnte.<br />

Und eine Geburt, die kann ich mir wahrscheinlich nur im Fernsehen anschauen, so<br />

dachte ich lange Zeit und war darüber sehr traurig.<br />

Bei der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester hatten wir das Fach „Das gesunde<br />

Kind”. Da lernten wir die Vorbereitung auf die Geburt und dazu gehörte auch, den<br />

Koffer für die Klinik zu packen, wann das geschehen sollte, was alles hinein gehört.<br />

Ich war sehr überrascht, dass da lauter Wegwerfartikel reinkamen, wie Einmal-<br />

Unterhosen und Einmal-Waschlappen. „So etwas würde ich nicht nehmen!”, habe<br />

ich mir gedacht und in allen Einzelheiten vorgestellt, was ich in diesen Koffer<br />

packen würde. Es hat dann sehr lange gedauert <strong>—</strong> ich glaube eine Woche <strong>—</strong> bis<br />

mir bewusst wurde, dass ich diesen Koffer für die Klinik niemals für mich selbst<br />

packen würde. Und selbst dann mochte ich es kaum glauben, so farbig war die<br />

Vorstellung gewesen.<br />

Jahre sind seitdem vergangen. Eines Tages wurde meine Freundin Heike* im Alter<br />

von 35 Jahren überraschend schwanger. Lange hatte auch sie sich nach einem<br />

Kind gesehnt. Aber nun war sie vom falschen Mann schwanger. Lange hat sie es<br />

nicht einmal bemerkt und als sie es merkte, war es für eine Abtreibung zu spät.<br />

Früh fiel die Entscheidung, das Kind zur Adoption frei zu geben.<br />

Etwa zwei Monate vor der Geburt fragte sie mich, ob ich bei der Geburt dabei sein<br />

wollte. Das Kind sollte um den 24. Dezember herum geboren werden. Sie bat mich<br />

sogar darum, mit ihr zur Geburtsvorbereitung ins Martha-Maria-Krankenhaus zu<br />

gehen. Das tat ich sehr gerne und fand die Sache hochinteressant.<br />

Und wieder verging die Zeit. Weihnachten rückte heran. Am 24. Dezember bereite-<br />

ten Lilo und ich alles für unseren Weihnachtsabend vor. Um 18.00 Uhr sagte Lilo:<br />

„In einer Stunde ist Weihnachten, dann hörst du auf mit aufräumen und schmücken,<br />

dann muss alles fertig sein.” Eine halbe Stunde später rief Heike an. Es war<br />

so weit. Sie war auf dem Weg in die Klinik Hallerwiese, hatte sich ganz kurzfristig<br />

dazu entschlossen. Ich sollte erst mal in die Klinik kommen und anschließend bei<br />

ihr zu Hause noch den Mutterpass und andere Unterlagen finden und ins Krankenhaus<br />

bringen. Ich nahm also den Schlüssel und suchte in Heikes chaotischer,<br />

unaufgeräumter Wohnung nach dem Mutterpass. Ich fand glücklicherweise alles<br />

und kehrte ins Krankenhaus zurück.<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

Nie zuvor hatte ich mir klar gemacht, wie lang so eine Geburt dauern kann. Aus zwei<br />

anderen Zimmern hörte ich das stark verstärkte Geräusch des Herzschlags der<br />

Kinder. Meine Freundin badete erst einmal ausgiebig. Dann ging sie in das Zimmer,<br />

in dem sie gebären sollte. Sie lief hin und her und regte sich immer noch über den<br />

Kindsvater auf und dass sie das Kind eigentlich gar nicht wollte. Im Martha-Maria-<br />

Krankenhaus hatte es ein Seil gegeben, an das sie sich hätte hängen können. Das<br />

fehlte ihr hier und sie hängte sich ein wenig an mich. Das war nicht so einfach,<br />

denn sie ist größer als ich. Sie ärgerte sich sehr darüber, dass es kein Seil gab.<br />

Sie wehrte sich mit aller Vehemenz gegen den Wehenschreiber, aber vergebens.<br />

Immer wieder sagte die Hebamme: „So wie Sie es wollen, können Sie hier gar nicht<br />

gebären. Das geht nur bei der Hebamme.” Für diesen klugen Rat war es leider zu<br />

spät. Heike hatte sich viel zu lange gegen das Kind gewehrt, um eine Geburt bei<br />

einer Hebamme im Geburtshaus in die Wege zu leiten. Und doch waren manche<br />

Dinge möglich, an die ich in einem Krankenhaus nicht gedacht hatte. Ich durfte<br />

getrockneten Salbei mitbringen, an dem Heike roch, und es gab eine Duftlampe.<br />

Das Bett, in das sich Heike schließlich legte, war eine Überraschung. Man konnte es<br />

nämlich quer teilen, so dass die Gebärende darin auch sitzen und die Füße aufstüt-<br />

zen konnte. Die Geburt zog und zog sich dahin und schließlich verlor die Hebamme<br />

die Geduld und sagte zu Heike, sie solle ihre Füße gegen uns beide stützen und<br />

pressen. Heike rief: „Ich will nicht! Ich will einen Kaiserschnitt!” „Dafür ist es zu<br />

spät, pressen Sie!” Und Heike presste nach Leibeskräften. Endlich, um 6.03 Uhr in<br />

der früh kam Scott Rafael Ganesha zur Welt. Sie bereiteten alles vor und ich durfte<br />

ihn abnabeln. Die Hebamme machte sogar ein Bild von Scott. Dann fuhren sie Heike<br />

mit ihrem Kind heraus. Es dauerte etwa 30 Minuten, bis sie bereit war, dem Kind<br />

die Brust zu geben. Ich verabschiedete mich von ihr auf der Neugeborenenstation.<br />

Später schickte mir Heike noch ein sehr schönes Bild von sich und Scott mit einem<br />

roten Fußabdruck. Das Bild habe ich noch heute. Scott habe ich jedoch nie wieder<br />

gesehen. So weit ich weiß, hat ihn Heikes Schwester adoptiert. Auch Heike ist aus<br />

meinem Gesichtskreis verschwunden und lebt nun in Österreich.<br />

* Heike ist selbstverständlich ein Pseudonym<br />

17


Foto Marlis Stempel<br />

Gabi<br />

Aus der Traum vom Kind Von Gabi<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

„Immer hatte ich mir Kinder gewünscht. Das war ein großer Traum von<br />

mir. Der war nach dieser Diagnose ausgeträumt.“ Gabi<br />

Als ich mit 19 Jahren nach einer Bauchspiegelung erfahren habe, dass ich<br />

keine Kinder bekommen kann, brach für mich eine Welt zusammen. Ich konnte<br />

nichts mehr essen und trinken und habe nur geweint. Immer hatte ich mir<br />

Kinder gewünscht. Das war ein großer Traum von mir. Der war nach dieser<br />

Diagnose ausgeträumt. Vom <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> hatte ich zunächts nichts<br />

gewusst. Mir wurde nur erzählt, dass meine Eierstöcke und meine Gebärmutter<br />

nicht ausgereift wären. Schlimm war für mich, dass ich nicht wirklich mit<br />

jemandem darüber reden konnte. Versuchte ich es, wurde die Kinderlosigkeit<br />

heruntergespielt. Es kamen immer die gleichen Sprüche: es gäbe schließlich die<br />

Möglichkeit einer Adoption. Geholfen hat mir das damals allerdings nicht.<br />

Die Jahre vergingen. Ich versuchte, mein Schicksal zu akzeptieren. Alles brach<br />

wieder auf, als meine Schwester mir erzählte, dass sie ein Kind erwartet. Da war<br />

sie 17. Ich war neidisch und eifersüchtig. Ich konnte mich nicht richtig mit ihr<br />

freuen. Sie brachte einen gesunden Jungen zur Welt und knapp zwei Jahre später<br />

kam der zweite Sohn. Für mich war es schlimm anzusehen, dass Kerstin mit ihrer<br />

Mutterrolle völlig überfordert war. Die Verhältnisse wurden so dramatisch, dass<br />

ich mich gezwungen sah, das Jugendamt einzuschalten. Die Kinder kamen in ein<br />

Heim. Meine Versuche, die Vormundschaft für die beiden zu bekommen, schlugen<br />

fehl, da ich nicht verheiratet war. Ich habe jedoch immer Kontakt zu den Neffen<br />

gehalten. Jetzt ist es so, dass ich in meiner Freizeit in meiner Kirchengemeinde<br />

mit Kindern arbeite und zwei süße Patenkinder habe. Die Arbeit macht mir sehr<br />

viel Freude und ich sehe sie als Ausgleich und als Geschenk Gottes an.<br />

19


Petra<br />

Foto Marlis Stempel<br />

„Es war schon immer für mich der Wunsch gewesen, irgendwann ein-<br />

mal eigene Kinder zu bekommen und eine Familie zu haben. Vor allem<br />

wünschte ich mir, dass auch im Alter jemand da ist, der sich um mich<br />

kümmert. Einer, der zum Beispiel mit mir spazieren geht, mit mir Kaffee<br />

trinkt. Enkelkinder sollten da sein, denen ich von den eigenen Erfah-<br />

rungen berichten kann, so wie ich auch die Herzlichkeit und Wärme<br />

meiner Großeltern genossen hatte. Ich habe gerne bei ihnen übernachtet.<br />

Das war für mich eine schöne Kindheitserinnerung. Die wollte ich auch<br />

weitergeben.“ Petra<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

Kinder <strong>—</strong> ja gerne? Und weitere Fragen zum Kinderwunsch Von Petra<br />

Stattdessen bekam ich im Krankenhaus die Diagnose, dass ich keine Kinder<br />

bekommen werde. Für mich brach erst einmal die Welt zusammen. Ich fragte mich:<br />

„Warum ich?“ Mir wurde ganz schnell bewusst, dass ich meine Kinderlosigkeit<br />

akzeptieren muss, weil daran nichts zu ändern ist. Ich dachte auch über Adoptivund<br />

Pflegekinder nach. Doch für mich war bald klar, dass dies nicht die Lösung<br />

sein konnte, da ich am meisten traurig darüber war, die Erfahrung einer Schwangerschaft<br />

nicht machen zu können. Mein Partner machte es mir leicht, darüber<br />

nicht traurig zu sein, weil er für sich entschieden hatte, dass er keine Kinder haben<br />

möchte. Nervlich würde er die Verantwortung nicht schaffen.<br />

Da fragte ich mich, ob ich die Verantwortung tragen könnte, eigene Kinder groß<br />

zu ziehen. Das ist keine leichte Aufgabe. Ich kann vorher gar nicht einschätzen,<br />

wie ich selber damit umgehe und ob ich dem gerecht werden kann. Weitere Fragen<br />

tauchten bei mir auf: Was wird die Zukunft den Kindern bringen? Wie werden<br />

sie das Arbeitsleben und die Umweltprobleme meistern? Kann ich Kinder stark<br />

machen für ein glückliches Leben? Stehen sie im Alter zu mir? Und kann ich<br />

mein eigenes Leben meistern? Es wird immer schwerer heutzutage, das Leben<br />

zu meistern.<br />

Das ist täglich auf‘s Neue ein Kampf, da die Welt immer hektischer und auch ver-<br />

schmutzter wird und sich übervölkert. Das muss ich auch bedenken. Mit diesen<br />

Gedanken fiel es mir leichter zu sagen: „Es geht auch ohne Kinder“, auch wenn<br />

ich optimistisch in die Zukunft schaue und nicht weiß, wie es mir im Alter ergehen<br />

wird. Ich versuche das später auf eine andere Weise gut zu machen, indem ich<br />

mich um Tiere kümmere, die kein zu Hause haben und denen es nicht gut geht. Das<br />

würde ich dann auch mit Herz und Engagement machen. Es würde mich glücklich<br />

machen, da etwas Gutes zu tun. Das braucht Zeit und im Berufsleben funktioniert<br />

das nicht immer. Deshalb werde ich damit warten, bis ich Rentnerin bin und ich<br />

mich dem voll widmen kann. Bis dahin genieße ich das Leben mit meinem Partner<br />

und versuche, das Beste daraus zu machen. Wir haben unser Leben gemeinsam<br />

aufgebaut. Vom Partner Halt zu haben und sich zu vertrauen, solange es geht, das<br />

ist für mich das Wichtigste.<br />

21


22<br />

„Seit einem Jahr bereichert der inzwischen fünfjährige Paul nun unser<br />

Leben. Es ist eine sehr persönliche Geschichte voller Intimität, Vertrauen,<br />

Zuneigung und Freude, aber auch eine Geschichte voll von Versagens-<br />

Versagens-<br />

angst, Auseinandersetzung und Lernen miteinander und aneinander.“<br />

Elke<br />

Vom Kinderwunsch zum Wunschkind Von Elke<br />

Wie hat das alles angefangen? Wie war das mit dem<br />

Kinderwunsch bei mir? Kinder wollte ich eigentlich<br />

haben, seitdem ich mich erinnern kann. Vom Arzt<br />

habe ich dann mit 15 Jahren erfahren, dass ich keine<br />

Kinder bekommen kann. Ich bin dann in der Akzeptanz<br />

dieser Realität einen langen Weg gegangen.<br />

Anfangs dachte ich: „Ich werde bestimmt zu den 0,01<br />

Prozent der vom <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> betroffenen<br />

Frauen gehören, die doch Kinder bekommen<br />

können“. Als das nicht mehr haltbar war, dachte ich:<br />

„Macht nichts, dass ich nicht zu den 0,01 Prozentgehöre.<br />

Ich adoptier‘ eben dann eines”. Irgendwann<br />

kam die Erkenntnis, dass es so locker nun doch nicht<br />

ist und schließlich konnte ich ein „Ja“ dazu sagen,<br />

keine eigenen Kinder bekommen zu können. Dieses<br />

„Ja“ war aber für mich noch nicht das Ende, nicht<br />

der schwierigste Schritt und auch nicht der größte<br />

Kampf.<br />

Es fiel mir nicht so schwer, damit einverstanden zu<br />

sein, ein Kind zu erziehen, das bereits eine Geschichte<br />

und vor allem Eltern mitbringt, die sich auch einbringen<br />

möchten. Das empfand ich eher als spannende<br />

Herausforderung. Der schwierigste Schritt für mich<br />

war die Auseinandersetzung mit meinen eigenen<br />

Fähigkeiten und Grenzen. Aus allen Ecken kamen die<br />

Freunde und Bekannten, nicht zuletzt das Jugendamt,<br />

die uns kritische Fragen stellten oder Zweifel hatten,<br />

die wir nicht so einfach vom Tisch wischen konnten.<br />

Nein, wir sind und wir waren eben nicht das perfekte<br />

Paar ohne Schwächen mit Sonnenscheinfamiliengarantie.<br />

Hatte ich nicht die Trauer eigentlich schon<br />

überwunden geglaubt? In dieser langen Wartezeit<br />

nach unserer Bewerbung als Pflegeeltern ist sie dann<br />

doch wieder durchgebrochen und das war auch gut<br />

so. Alleine schon im Bewerbungsverfahren hab ich<br />

persönlich viel dazu gewonnen.<br />

Dann kam ungefähr zwei Jahre nach unserer Bewer-<br />

bung der Anruf und wieder veränderte sich alles.<br />

Ich habe nicht gewusst, wie sehr so ein vierjähriger<br />

kleiner Kerl die Stabilität im Leben ins Wanken<br />

bringen kann und wie viel Angst er auslösen kann.<br />

Zunächst wollte ich dieses Kind halt mal völlig<br />

unverbindlich anschauen. Naiv wie ich war, habe ich<br />

nicht geahnt, dass ich wie in einen Strudel hineingezogen<br />

werde. Wenn ein Kind dich voll Offenheit<br />

und Vertrauen anlacht, kommst du aus der Nummer<br />

nicht mehr so einfach heraus. Eine andere <strong>Ullrich</strong>-<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Betroffene Pflegemutter hat mir<br />

einmal sehr eindrücklich geschildert, wie sie das<br />

gesamte emotionale Auf und Ab einer Schwangerschaft<br />

in der Anbahnungszeit verkürzt auf zwei<br />

Wochen im Turbo-Tempo durchgemacht hätte. Ich<br />

hatte immerhin zwei Monate und die habe ich auch<br />

gebraucht. Das Schwierigste in dieser Zeit war, dass<br />

wir wussten, dass unsere beiden Familien absolut<br />

dagegen waren. Eigentlich aber hatten sie keine<br />

Ahnung und keinerlei Vorstellung von dem, was uns<br />

und eventuell damit ja auch sie erwarten würde.<br />

Eine heftige Auseinandersetzung! Ich erinnere mich<br />

auch noch an den vor Nervosität verschütteten<br />

Espresso, als ich meinem Chef davon erzählte. Meine<br />

schlimmste Angst war, dass ich auf Kosten von Paul<br />

versuche, meinen kranken Kinderwunsch und meine<br />

sonstigen Störungen zu kompensieren. Dass wir von<br />

Anfang an nicht mit ihm zu Recht kommen und Paul<br />

am Ende völlig beziehungsgestört ist und wieder weg<br />

muss. Alles nur, damit wir endlich einsehen, dass wir<br />

das nicht können. Hat uns doch jeder gewarnt und<br />

ich hätte als Sozialpädagogin doch meine Grenzen<br />

kennen müssen.<br />

Aber wenn ein Kind voll Vertrauen auf dich zukommt<br />

… Gott sei Dank hatten wir schon in der Anbahnungszeit<br />

viele schöne gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen,<br />

die uns ein Minimum an Sicherheit gaben.<br />

Es ist gut, dass wir einen einfühlsamen Pflegekinderfachdienst<br />

zur Seite haben. Inzwischen ist der Alltag<br />

natürlich längst wieder eingekehrt. Wenn ich auf das<br />

letzte Jahr gemeinsam mit Paul zurückblicke, sehe<br />

ich in lachende, freudige Kinderaugen und ich werde<br />

riesig stolz auf die enorme Entwicklung, die Paul in<br />

diesem Jahr hingelegt hat. Wir hatten so viel Spaß<br />

und schöne Erlebnisse miteinander, so viel Freude,<br />

aber auch Leid, dass ich diesen Schritt noch keinen<br />

Moment lang bereut habe. Schön, dass wir auf diese<br />

Augenblicke zurückgreifen können, wenn die Angst<br />

und die Unsicherheit wieder stärker werden. Weitaus<br />

wichtiger als meinen Weg von meinem persönlichen<br />

Kinderwunsch zum Wunschkind scheint es mir aber,<br />

über die andere Perspektive zu schreiben, nämlich<br />

über den oft vergessenen Weg unseres Wunschkindes<br />

zu uns. Unser Wunschkind hat bei seinem<br />

Vater gelebt, bevor er praktisch über Nacht in die<br />

Kindernotwohnung gebracht wurde. Papa wird sicher<br />

kommen und ihn wieder nach Hause holen, denn er ist<br />

ja schließlich der Größte, dachte er. Als wir dann erste<br />

Besuche bei ihm machten, waren wir die nette Tante<br />

und der nette Onkel, die schöne Dinge mit ihm unternehmen.<br />

Ich werde die Trauer in seiner Stimme und<br />

in seinen Augen nicht vergessen, als er uns erklärte:<br />

„Mein Papa und meine Mama kommen nicht mehr!“<br />

Als er erfuhr, dass er bei uns leben soll, war er im<br />

Kontakt mit uns zwischen „Bleib da und halt mich!“<br />

und „Lass mich, ich will zu meinem Papa!“ Dazu war<br />

er gerade in der Kindernotwohnung eingewöhnt und<br />

vertraut. Voller Unruhe forderte er seinen Lieblingserzieher<br />

nachts auf, seinen Papa unter seinem Bett<br />

zu suchen. Es brauchte Geduld und Einfühlungsvermögen,<br />

damit Paul sich auf uns einlassen konnte.<br />

Seine Angst konnte ich sehr gut verstehen, weil wir<br />

ja auch Angst hatten vor dem, was auf uns zukommt.<br />

Dazu ist er ja noch wesentlich abhängiger von uns als<br />

wir von ihm. Noch heute ist sein Vertrauen eines der<br />

Schönsten für mich auf dieser Welt. Vielleicht ist es<br />

auch deswegen so wertvoll, weil es ihm nicht leicht<br />

gefallen ist und weil er es uns nicht geschenkt hat.<br />

Inzwischen ist Paul ein stolzer Fünfjähriger. Er weiß,<br />

was er geleistet hat und wie viel er gelernt hat, auch<br />

wenn ihn die Trauer, der Loyalitätskonflikt und die<br />

Sorge um seine Mutter ab und zu wieder einholen.<br />

Namen sind von der Redaktion geändert.<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

23


24<br />

Acht Stunden Mama-Sein Gedanken zum Thema Kinderwunsch von Hannelore<br />

Zunächst möchte ich berichten, wie ich zu meinem Beruf gekommen bin, da dieser<br />

sehr viel mit dem Thema Kinderwunsch zu tun hat. Nach einem gescheiterten<br />

Versuch, das Abitur auf die Mittlere Reife zu setzen, besuchte ich ein Jahr die<br />

Haushaltsschule und entschloss mich, um meine Seele mit meinem Kinderwunsch<br />

zu vereinen, Kinderpflegerin zu werden. Da zunächst in dem Beruf nichts<br />

zu ergattern war, arbeitete ich ein Jahr auf der Nordsee-Insel Norderney, ebenfalls<br />

bei Kindern, die aber an Asthma und Hautkrankheiten litten, wodurch ich<br />

die Idee bekam, noch einen Beruf zu erlernen, in dem man mit kranken Kindern<br />

arbeitet. Und siehe da, ich las in der Zeitung vom Beruf der Heilerziehungspflegerin<br />

und fand eine entsprechende Fachschule, an der ich ihn erlernen konnte<br />

<strong>—</strong> alles ganz normal.<br />

Die Ausbildung war für alle Altersklassen, so dass ich mich nach dem Abschluss<br />

der Ausbildung entschied, mir bei Kindern bis zu 6 Jahren eine Stelle zu suchen.<br />

So arbeitete ich ein viertel Jahr in einer Außenwohngruppe für Erwachsene<br />

und fand dann eine Vollzeitstelle in einer Kindertagesstätte mit Kindern von<br />

drei Monaten bis 6 Jahren. Dort arbeite ich seit fünf Jahren als Springerin in<br />

den vorhandenen Gruppen. Somit habe ich den ganzen Tag Kinder zu betreuen<br />

und der Wunsch nach einem eigenen Kind ist nicht mehr so stark vorhanden.<br />

Es wäre zwar eine sicherlich bereichernde Lebenserfahrung, aber durch meine<br />

tägliche Arbeit mit Kolleginnen, die neben diesem Beruf auch noch eigene<br />

Kinder haben, sehe ich auch, wie schwierig es heutzutage ist, Beruf und Familie<br />

zu koordinieren.<br />

So würde ich nur gemeinsam mit einem Partner ein Kind adoptieren. Eine<br />

künstliche Befruchtung lehne ich ab, weil ich das seelische Auf- und Ab dabei nicht<br />

verkraften würde. Denn die Befruchtung funktioniert wie bei einem Zeugung „alla<br />

natura“ auch nicht bei der ersten Befruchtung. Das würde ich nicht verkraften.<br />

Ich möchte einer Frau auch nicht zumuten, ein Kind auszutragen, um es mir<br />

anschließend abzugeben.<br />

In meinem Beruf kann ich acht Stunden „Mama“ sein, Kinder betreuen und<br />

habe dann Nachtruhe und Freizeit für mich. Wenn mir „Mutter Natur“ das<br />

„Kinderbekommen“ erlauben würde, zöge ich das Kind selbstverständlich groß<br />

und den „Herrn Papa“ mit in die Verantwortung.<br />

Wir sind alle Tanten Von Barbara Keller<br />

Obwohl nun schon sieben Jahre ins Land gegangen<br />

sind, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie<br />

ich Regina in der Universitätsfrauenklinik in Tübingen<br />

besucht habe, bevor ihr Sohn Jonas zur Welt<br />

kam. Ihr Mann Peter war an diesem Nachmittag auch<br />

da. Es lag eine gewisse Spannung, vielleicht auch ein<br />

Gewitter in der Luft. Nachdem eine Schwester Regina<br />

gebeten hatte, in den nächsten Stunden keine feste<br />

Nahrung mehr zu sich zu nehmen, war mir klar, dass<br />

das Baby geholt werden sollte. Mir war ganz flau, aber<br />

Regina war ganz ruhig und sagte nur, zur Sicherheit<br />

sei sie jetzt in der letzten Phase der Schwangerschaft<br />

in der Klinik und freue sich auf die Geburt ihres<br />

Jungen. Ich war ganz aufgeregt und hoffte, dass<br />

der bevorstehende Kaiserschnitt gut und planmäßig<br />

verlaufe, Mutter und Kind danach wohlauf seien. Ein<br />

paar Stunden später kam der erlösende Anruf, dass<br />

alles geklappt habe<br />

Bald darauf fuhr ich nochmals nach Tübingen, um<br />

Regina und Peter zu gratulieren und das Baby Jonas,<br />

welches zu dieser Zeit noch winzig klein im Brutkasten<br />

lag, zu besuchen. Es war einfach ergreifend<br />

und sehr berührend. Für Regina und Peter war ein<br />

absoluter Traum in Erfüllung gegangen. Ihr Glück<br />

war nach zwei Jahren Ehe komplett. Auch in den<br />

folgenden Jahren war und ist dies der Haupteindruck.<br />

Das Familienglück zu Dritt ist einfach perfekt. Jonas<br />

entwickelt sich prächtig und wird im Herbst in die<br />

Schule kommen. Was auch sehr schön ist. Unsere<br />

gesamte Gruppe nimmt Anteil an Jonas. Wir sind alle<br />

„Tanten“ und es macht uns Spaß!<br />

Leider ist so eine Geschichte, wenn man das <strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> hat, nicht selbstverständlich. Die meisten<br />

müssen sich mit ihrer Kinderlosigkeit abfinden, ihr<br />

Leben ohne Kinder planen und annehmen. Manchmal<br />

ist das gar nicht so einfach. Man hat trotzdem<br />

alle Möglichkeiten, sich mit Kindern zu beschäftigen<br />

und ihnen eine gute Tante zu sein. Natürlich sollte<br />

man sich nicht zu sehr durch seine Kinderlosigkeit<br />

definieren lassen, damit tut man sich selbst nicht<br />

gut, man sollte sich nicht Dingen aufhalten, die dann<br />

letztendlich doch nicht eintreffen. So platt es vielleicht<br />

klingt, aber es gibt mit Sicherheit noch andere<br />

Dinge im Leben, die genauso wichtig und schön sind,<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

„Meine Aufgabe in meinem Leben ist es, das Beste daraus zu machen und<br />

nicht den Dingen nachzuweinen, die ich ohnehin nicht ändern kann. Es ist<br />

also bestimmt nicht so, dass ich keinen Kinderwunsch gehabt hätte, aber<br />

zur Adoption, die für meine Generation die einzige Option gewesen wäre,<br />

fehlte mir halt auch immer der Mann <strong>—</strong> leider!“ Barbara Keller<br />

genauso erfüllen wie Kinder. Um ein Kind erziehen zu<br />

können, sollte man eigentlich eine Familie an seiner<br />

Seite haben, um alle anstehenden Aufgaben arbeitsteilig<br />

bewältigen zu können. In diesem sicheren<br />

Umfeld kann sich ein Kind optimal entwickeln, kann<br />

man einem kleinen Menschen den Start ins Leben<br />

erleichtern beziehungsweise den richtigen Start ins<br />

Leben erst ermöglichen.<br />

Und jetzt kommt noch einmal eine Binsenweisheit:<br />

der Mensch möchte vor allem das haben, was er<br />

partout nicht haben oder erreichen kann. Das ist<br />

eine zutiefst menschliche Regung. Selbstverständlich<br />

ist eine Familie nach dem herkömmlichen<br />

Rollenverständnis erst dann vollständig, wenn ein<br />

oder mehrere Kinder dazukommen. Natürlich kann<br />

man auch Kinder adoptieren. Aber das ist mit vielen<br />

Hürden behaftet und für manche Paare kommt das<br />

auch gar nicht in Frage, weil sie es sich einfach nicht<br />

vorstellen können, ein fremdes Kind aufzunehmen<br />

und zu erziehen. Diese Entscheidung ist wirklich sehr<br />

schwierig und individuell.<br />

Auf alle Fälle spielt auch die Erziehung in dieser Frage<br />

eine Rolle. Welches Rollenbild wurde von den Eltern<br />

vermittelt? Kann man sich ein Leben ohne eigene<br />

Kinder vorstellen? Welches Gewicht misst man selbst<br />

als <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Betroffene diesem Aspekt zu?<br />

Wie weit lässt man es zu, dass diese Fassette des<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s zu übermächtig wird und Raum<br />

zugebilligt bekommt, der ihm eigentlich gar nicht<br />

zukommt? Abgesehen davon steht es außer Frage,<br />

dass man sich als Betroffene auf jeden Fall mit der<br />

Thematik der Kinderlosigkeit auseinandersetzen<br />

muss, um Klarheit darüber zu erhalten, in welcher<br />

Art und Weise man diese Tatsache in sein Leben<br />

einbauen kann und welche Konsequenzen dies letztendlich<br />

hat, was man zulassen kann und möchte. Das<br />

alles zu bedenken, ist auf jeden Fall nicht einfach,<br />

aber man kann sich sein Leben sehr gut auch ohne<br />

Kinder, zumal als „ledige Tante“ einrichten. Ich<br />

hoffe, dass neben mir auch andere Betroffene diese<br />

Erfahrung machen durften. Meine eigene Kinderlosigkeit<br />

begreife ich nicht als Makel, der mein Leben<br />

überschattet oder mein Leben als weniger wertvoll<br />

erscheinen lässt.<br />

25


26<br />

Niemals unterkriegen lassen! Ein Interview mit Stefanie und Michael<br />

Die Fragen stellte Sarah<br />

Stefanie (25 Jahre) und Michael (32 Jahre)<br />

leben gemeinsam mit ihrer Australian Shepherd<br />

Hündin Maja in Nordrhein-Westfalen. Sie sind seit<br />

September 2009 verheiratet. Für Stefanie, die das<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> hat und als Erzieherin in<br />

einem Kindergarten arbeitet, war es früh klar, dass<br />

sie einmal Kinder haben möchte. Aufgrund eines<br />

Herzfehlers war die Eizellspende ein zu riskanter<br />

Schritt. Schnell waren sie und ihr Ehemann sich<br />

einig, dass sie gemeinsam den Weg der Adoption<br />

gehen wollen. Dass sie ihr Pflegekind genauso<br />

lieben werden, als sei es ihr eigenes, das stand für<br />

die beiden nie zur Debatte. Im Interview berichtet<br />

Stefanie über ihre Situation.<br />

Habt ihr, was euer zukünftiges Kind angeht,<br />

bestimmte Vorstellungen, oder lasst ihr euch eher<br />

überraschen, wie der Zuwachs eurer kleinen Familie<br />

sein wird?<br />

Stefanie: Wir haben uns dazu entschieden, ein Kind<br />

aufzunehmen, das maximal fünf Jahre alt ist, damit<br />

ein natürliches Kind-Eltern-Verhältnis zustande<br />

kommen kann. Aber eine gewisse Überraschung ist<br />

wohl immer dabei!<br />

Seid ihr während der recht bürokratischen Proze- Proze-<br />

dur der Adoption vor gewissen Dingen zurück ge-<br />

schreckt? Welche Hürden waren die schwierigsten?<br />

Stefanie: Es ist, denke ich, normal, dass man<br />

vor gewissen Dingen beim Thema Adoption<br />

zurückschreckt. Es dringt sehr tief in die Privatsphäre<br />

der Familie ein. Jedes kleine Detail wird abgefragt,<br />

das ganze Leben durchleuchtet. Es geht da nicht<br />

nur um finanzielle Dinge. Es geht um die eigene<br />

Kindheit, den Erziehungsstil, die eigenen Stärken<br />

und Schwächen. Dass man in Zukunft ein sehr<br />

offenes und tolerantes Familienleben führen muss,<br />

dessen muss man sich schon bewusst sein. Jede<br />

Veränderung muss man dem Jugendamt mitteilen.<br />

Neben den Adoptiveltern und dem Jugendamt<br />

spielen sicherlich auch die leiblichen Eltern weiter<br />

eine Rolle im Leben des Kindes?<br />

Stefanie: Es ist wirklich nicht ganz leicht zu<br />

begreifen, dass man den leiblichen Eltern gegenüber<br />

sehr tolerant sein muss, auch wenn sie ihrem<br />

Kind vielleicht schlimme Sachen angetan haben.<br />

Hier darf man keine Barrieren aufbauen! Man<br />

sollte auch niemals vergessen, dass Eltern für ein<br />

vernachlässigtes Kind gesucht werden. Die Kleinen<br />

haben bereits genug durchmachen müssen und<br />

sollen es jetzt so gut wie möglich haben. Dass Kinder<br />

von Geburt an zur Adoption freigegeben werden,<br />

passiert sehr selten.<br />

Was könnt ihr über den finanziellen Aspekt einer<br />

Adoption berichten?<br />

Stefanie: Eine Adoption aus dem Ausland ist viel<br />

teurer, als wenn man hier in Deutschland adoptiert.<br />

Man muss sich auf Gerichtskosten, Dolmetscher<br />

und weitere kostspielige Dinge einrichten. Das<br />

können schnell mal mehr als 20 000 Euro werden.<br />

Nach oben gibt es keine Grenze. In Deutschland sind<br />

Adoptionen nicht mit so vielen Kosten verbunden,<br />

doch die Chancen auf eine erfolgreiche Adoption<br />

stehen auch nicht ganz so gut wie im Ausland.<br />

Wie informiert ihr euch eigentlich über das Thema<br />

Adoption?<br />

Stefanie: Wir besuchen einen Pflegeelternkurs, der<br />

sich mit allen Themen rund ums Pflegekind befasst.<br />

Aus welchen Verhältnissen kommt das Kind? Wie<br />

sehen die Rechte und Pflichten der Pflegeeltern aus,<br />

und wie die Betreuung vom Jugendamt? Außerdem<br />

gibt es persönliche Gespräche, die beleuchten,<br />

ob man als Pflegefamilie geeignet ist. Wenn wir<br />

einen positiven Eindruck machen, dann kommt<br />

man Abschluss eventuell den Anruf, dass man ein<br />

Pflegekind aufnehmen kann.<br />

Wie geht ihr in eurem Verwandten- und Bekannten-<br />

Bekannten-<br />

kreis mit dem Thema UTS und Adoption um?<br />

Stefanie: Wir sind von Anfang an mit allem sehr offen<br />

umgegangen! Unsere Verwandten und auch unsere<br />

Freunde haben damit überhaupt kein Problem.<br />

Stefanie, was würdest du Frauen antworten, die<br />

sagen, dass ein Adoptivkind die eigene Schwanger-<br />

schaft nicht ersetzen kann?<br />

Stefanie: Zunächst würde ich sie fragen, ob man ein<br />

Kind wirklich nur dann lieben kann, wenn man es<br />

neun Monate im Bauch getragen hat. Natürlich fehlt<br />

da was und uns UTS-Mädels, die nicht schwanger<br />

Michael und Stefanie<br />

werde können, wird die Möglichkeit genommen, das<br />

Wunder der Natur am eigenen Körper zu fühlen zu<br />

bestaunen und wahrzunehmen. Aber nur deshalb<br />

ein Leben komplett ohne Kind, nur weil man kein<br />

eigenes bekommen kann? Für mich persönlich kann<br />

ich mir kein Leben ganz ohne Kinder vorstellen! Ich<br />

weiß hundertprozentig, dass ich mein Pflegekind so<br />

lieben, schätzen und erziehen werde, als wenn es<br />

mein eigenes wäre. Allerdings kann es auch Paare<br />

geben, die glauben, dass sie ein fremdes Kind nicht<br />

richtig lieben können. Aber das muss jeder für sich<br />

entscheiden.<br />

Noch einmal zusammengefasst: Was sind für<br />

euch beide die wichtigsten Gründe, ein Kind zu<br />

adoptieren?<br />

Stefanie: Zuerst mal muss man sich von dem<br />

Gedanken verabschieden, dass ein adoptiertes Kind<br />

das eigene „ersetzen“ soll. Es geht vielmehr darum,<br />

einem Kind zu helfen, es zu lieben mit all seinen<br />

Fehlern und Schwächen. Es ist sehr wichtig, dass<br />

beide Partner voll dahinter stehen, nicht nur einer.<br />

Der Wille muss da sein, das Kind als Familienmitglied<br />

zu integrieren.<br />

Was sind eure Tipps für Paare, die ebenfalls mit dem<br />

Gedanken spielen, ein Kind zu adoptieren?<br />

Stefanie: Beide sollten sich intensiv mit dem<br />

Thema beschäftigen und über Internet, Bücher und<br />

Magazine informieren. Sich mit Pflegefamilien zu<br />

unterhalten, ist sehr hilfreich. Hinein steigern sollte<br />

man sich auf der anderen Seite jedoch auch nicht.<br />

Das kann einen Menschen innerlich kaputt machen.<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

Mein Vorschlag ist: Wenn ihr es wirklich wollt, dann<br />

solltet ihr es einfach machen und euch nicht von den<br />

bürokratischen Hürden unterkriegen lassen. Auch<br />

wenn der Weg lang ist und voller Steine: Einfach<br />

durchhalten! Es gibt so viele Kinder, die eine Familie<br />

brauchen.<br />

27


28<br />

Eine indisch-nigerianisch-griechische Geschichte in Deutschland<br />

Das Interview führte Marlis Stempel mit Kati<br />

Kati arbeitet als Sonderpädagogin an einer Förderschule für geistig Behinderte.<br />

Sie ist für ein Jahr beurlaubt, denn sie kümmert sich seit Kurzem um ihr Pflegekind,<br />

Beate (Name geändert). Im Interview berichtet sie uns von ihren Erfahrungen mit<br />

der Prozedur einer Pflegeelternschaft.<br />

Möchtest Du Dein Pflegekind vorstellen?<br />

Meine Kleine ist jetzt 20 Monate alt. Ihr Vater ist Nigerianer und ihre Mutter ist<br />

Griechin. Sie ist das Kind einer drogensüchtigen Mutter und hat während des<br />

ersten Lebensjahres Medikamente bekommen, um den Entzug zu überstehen.<br />

Gott sei Dank hat sie sich völlig ihrem Alter entsprechend entwickelt <strong>—</strong> wenn sie<br />

nicht sogar in vielen Entwicklungsbereichen etwas weiter ist als andere Kinder.<br />

Wie kam es dazu, dass Du Dich um ein Pflegekind beworben hast?<br />

Ich hatte einen sehr starken Kinderwunsch und wollte nicht zu alt für mein erstes<br />

Kind sein.<br />

Wie lange musstest Du auf Dein Pflegekind warten?<br />

Nach dem Vorbereitungskurs vom Jugendamt hat es ungefähr fünf Monate<br />

gedauert, bis wir mit der Anbahnung angefangen haben und weitere vier Monate<br />

Anbahnungsphase. Ende Januar ist die Kleine dann zu mir gezogen.<br />

Was waren die organisatorischen Schritte, die Du bei der zuständigen Vermitt-<br />

lungsstelle gehen musstest?<br />

Zuerst habe ich den Antrag gestellt, dann kamen zwei Mitarbeiterinnen vom<br />

Jugendamt zu mir nach Hause, um ein Vorgespräch zu führen. Dann begann<br />

schließlich der Vorbereitungskurs. Nach diesem führte das Jugendamt ein weiteres<br />

ausführliches Interview mit mir. Ein paar Monate später bekam ich endlich<br />

den Kindervorschlag. Es gab erste Treffen mit den Betreuerinnen vom Jugendamt<br />

und der Bereitschaftspflegemutter, bei der meine Tochter gelebt hat. Nach diesem<br />

Treffen habe ich die Kleine kennen gelernt und wir haben von einmal wöchentlichen<br />

Treffen langsam aufgestockt bis ich zum Schluss jeden Tag Kontakte mit<br />

der Kleinen hatte und sie dann zu mir gezogen ist.<br />

Du hast mir einmal erzählt, dass Du ein Pflegekind in der gleichen Hautfarbe wie<br />

Du haben wolltest. Warum wolltest Du das so?<br />

Da ich es aus eigener Erfahrung her kenne, wollte ich es der Kleinen ersparen,<br />

ständig Rechenschaft ablegen zu müssen, wieso sie eine andere Hautfarbe hat als<br />

ich. Da ich ja selbst dunkelhäutig bin und adoptiert bin, kenne ich dieses Gefühl und<br />

diese Situation von früher. Da meine Eltern hellhäutig sind und ich aus Indien, war<br />

es immer offensichtlich, dass ich nicht das leibliche Kind bin und das war ziemlich<br />

anstrengend, ständig von Freunden auf die eigene Geschichte angesprochen zu<br />

werden. Bei meiner Tochter und mir ist es ein absoluter Glücksfall. Wir haben beide<br />

die gleiche braune Haut, die dunklen Augen und es ist sogar eine Ähnlichkeit in<br />

der Gesichtsform zu erkennen, so dass ihr diese Fragerei erspart werden wird.<br />

Du bist adoptiert worden. Spielt das eine Rolle für Deine Bereitschaft, ein Kind in<br />

Pflege zu nehmen?<br />

Meine Adoption spielt vielleicht eine gewisse Rolle, ich denke aber, dass ich<br />

dadurch, dass ich ja keine leiblichen Kinder bekommen kann, sowieso adoptiert<br />

hätte. Das geht leider als Unverheiratete nicht, sonst hätte ich keinen Antrag auf<br />

ein Pflegekind gestellt, sondern einen Adoptionsantrag.<br />

Du bist quasi allein erziehend. Mit welchen Problemen hast und hattest Du zu<br />

kämpfen?<br />

Es ist schon sehr anstrengend, den Alltag ganz alleine meistern zu müssen.<br />

Mein Freund wohnt leider nicht in Duisburg. Deshalb ist er nicht jeden Tag da. Im<br />

Moment sehen wir uns wegen seiner Arbeitszeiten wenig und sind beide damit<br />

nicht zufrieden. Ich habe momentan wirklich keine Minute Zeit für mich. In der Zeit,<br />

in der meine Tochter Mittagsschlaf macht, erledige ich zum Beispiel die Hausarbeit.<br />

Die ersten Wochen habe ich fast gar nicht geschlafen, da die Kleine sehr unruhig<br />

geschlafen hat und ständig wach geworden ist. Langsam normalisiert sich das<br />

zum Glück, und sie ist schon gut bei mir beziehungsweise uns angekommen. Natürlich<br />

ist es für ein Kind ein harter und anstrengender Prozess, diese ganze Situation<br />

zu verarbeiten (Trennung von der Bereitschaftspflegemutter beziehungsweise<br />

der Bereitschaftspflegefamilie), neue Bezugspersonen, neue Lebensumgebung,<br />

andere Erziehungsstile et cetera) Aber auch ich musste mich komplett umstellen.<br />

Von quasi jetzt auf gleich Mama zu sein, ein völlig anderes Leben zu führen, 24<br />

Stunden am Tag im Dienst zu sein ist schon eine Aufgabe. Der Tagesablauf wird nur<br />

noch vom Kind bestimmt. An ruhige Abende, Kino oder Essen gehen ist erst einmal<br />

nicht zu denken. Das wusste ich vorher, und das ist völlig in Ordnung.<br />

Viel anstrengender ist die psychische Belastung. Fühlt sich die Kleine bei mir<br />

wohl? Geht es ihr gut? Welche Probleme haben mit der besonderen Situation<br />

und welche mit der Eingewöhnung zu tun? Haben Familien mit leiblichen Kindern<br />

die gleichen Schwierigkeiten? Auch die riesengroße Verantwortung, die ich jetzt<br />

habe, ist eine Herausforderung, in die ich gerade hineinwachse. Ich mache mir,<br />

glaube ich, schon fast zu viele Gedanken, ob ich auch alles richtig mache und übe<br />

ganz gezielt gelassener und entspannter zu werden. Das klappt mittlerweile schon<br />

ganz gut. Und ich denke, wenn meine Tochter erst einmal vier Monate bei mir ist,<br />

hat sich alles wirklich eingespielt und wir sind zur Ruhe gekommen. Zumindest ist<br />

es nach acht Wochen schon viel entspannter als in den ersten drei Wochen. Die<br />

waren wirklich hart.<br />

War Dein Beruf ein wichtiger Aspekt, dass Du ein Kind in Pflege nehmen durf-<br />

test?<br />

Ja, mein Beruf hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass ich so schnell ein Kind<br />

vermittelt bekommen habe.<br />

Hast Du Deine Entscheidung für ein Pflegekind jemals bereut?<br />

Nein, das habe ich nicht.<br />

Liebe Kati, vielen Dank für das Interview.<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

29


30<br />

Die AWO-Beratungsstelle im Uni-Klinikum Essen stellt sich vor<br />

Das Interview mit Dr. med. Nadia Heming von der AWO Essen führte Marlis Stempel<br />

Dr. med. Nadia Heming arbeitet als Ärztin bei der AWO in einer psychosozialen<br />

Beratungsstelle an der Universitätsfrauenklinik Essen. Sie berät Frauen rund um<br />

alle Fragen der Schwangerschaft und Familienplanung, insbesondere dann, wenn<br />

ein Konflikt während der Schwangerschaft auftritt.<br />

Haben Sie ein spezielles Arbeitsgebiet innerhalb der Schwangerschaftskonflikt-<br />

beratung?<br />

Ja, der Schwerpunkt in der Beratungsstelle der AWO in der Uniklinik ist die Bera-<br />

tung um alle Fragen der vorgeburtlichen Diagnostik; vor einer möglichen Unter-<br />

suchung genauso wie bei einem auffälligem Befund und dem entsprechenden<br />

Umgang damit.<br />

Wer nimmt diese Beratung in Anspruch?<br />

Meistens werden die Frauen von der pränataldiagnostischen Ambulanz zu uns in<br />

die Beratungsstelle geschickt. Oder wir suchen die Frauen in ihrem Zimmer auf,<br />

wenn sie sich stationär in der Frauenklinik befinden. Manchmal finden auch Frauen<br />

aus Essen und Umgebung den Weg direkt zu uns in die Beratungsstelle.<br />

Werden die Frauen auch geschickt?<br />

Wie oben beschrieben, schicken uns hauptsächlich die behandelnden Ärzte der<br />

Frauenklinik der Universitätsklinik Essen Klientinnen, selten auch mal ein niedergelassener<br />

Frauenarzt / eine niedergelassene Frauenärztin.<br />

Welche Konflikte können während der Schwangerschaft auftreten?<br />

Gesunde Schwangere setzen sich zunehmend mit der Problematik auseinander,<br />

wie sie mit einem behinderten Kind umgehen könnten. Generell werden die<br />

meisten Untersuchungen durch Schwangere in Anspruch genommen um die<br />

Gesundheit des Ungeborenen zu bestätigen. Wenn sich die Schwangere allerdings<br />

vor Inanspruchnahme der Untersuchung mit den möglichen Ergebnissen<br />

beziehungsweise den sich aus einem Befund ergebenden therapeutischen Konsequenzen<br />

auseinandersetzt, bemerken die Frauen oft, dass es keine Garantie für<br />

die Gesundheit gibt. Sie nehmen zur Kenntnis, dass sowohl die diagnostischen als<br />

auch therapeutischen Möglichkeiten von Spezialisten Grenzen haben und kein<br />

Mensch in der Lage ist, sein zukünftiges Schicksal zu 100 Prozent zu bestimmen,<br />

auch nicht eine Mutter für ihr Kind.<br />

Welche Konflikte würden Sie persönlich berühren?<br />

Eigentlich berühren mich diese Beratungsgespräche fast immer, da ich mir gut<br />

vorstellen kann, wie schwierig und manchmal unmöglich es ist, in vielen Situationen<br />

eine „richtige“ Entscheidung, die auch in der Zukunft für die Frau tragbar<br />

ist, zu treffen. Häufig gibt es nur zwei Entscheidungsmöglichkeiten für die Frau.<br />

Beide erscheinen der Schwangeren im ersten Moment als nicht akzeptabel, als<br />

nicht eigenverantwortlich zu bewältigen.<br />

Wie läuft ein Gespräch mit der Ratsuchenden ab?<br />

Wir haben in der Uni-Frauenklinik zwei kleine, gemütlich eingerichtete Beratungs-<br />

zimmer und dort versuchen die Beteiligten die Situation der Schwangeren erst<br />

einmal zu analysieren um herauszufinden, welche Fragen die Schwangere überhaupt<br />

hat. Nicht selten wird die Schwangere auch geschickt und weiß zuerst gar<br />

nicht, warum sie in der Beratungsstelle gelandet ist. Schwangere lassen sich nach<br />

meinem Empfinden auch gerne von der betreuenden Frauenärztin, dem betreuenden<br />

Frauenarzt durch die Schwangerschaft leiten ohne selbst Verantwortung zu<br />

übernehmen. Viele Entscheidungen fallen scheinbar leichter, wenn ein anderer sie<br />

für einen übernimmt. Nur wenn die Schwangere selbst später die Konsequenzen<br />

dieser Entscheidungen tragen soll, wird sie es vielleicht bereuen, sich nicht auch<br />

schon von Anfang an mit der Problematik auseinander gesetzt zu haben.<br />

Wer ist alles am Gespräch beteiligt <strong>—</strong> eventuell auch der Ehepartner?<br />

Das so genannte „Setting“ im Beratungsgespräch wird von der Ratsuchenden<br />

bestimmt. Manche Frauen bringen ihren Partner mit, andere die Mutter oder die<br />

Schwester. Wenn ein Beratungsgespräch allein mit der Schwangeren sinnvoll<br />

erscheint, würden wir sie darum bitten.<br />

Welche Ziele hat das Gespräch?<br />

Das Ziel des Gesprächs ist die „Mündigkeit“ der Schwangeren. Sie selbst soll<br />

entscheiden, wie viel und was sie wissen will. Nur so kann sie Entscheidungen<br />

verantwortungsvoll treffen und auch akzeptieren, wo ihre Entscheidungsmöglichkeiten<br />

begrenzt sind. Wir möchten erreichen, dass sie ihre eigenen Kompetenzen<br />

und Kraftquellen für zukunftsrelevante Entscheidungen nutzt oder sich bewusst<br />

dagegen entscheidet und anderen Fachleuten diese Entscheidungen überlässt<br />

in Kenntnis darüber, dass sie und ihr Ungeborenes die Folgen daraus tragen<br />

müssen.<br />

Ist es ein reines Informationsgespräch?<br />

Nein, die Informationen sind die Grundlage der Beratung. Wir möchten im Bera-<br />

tungsgespräch den Anstoß dazu geben, die eigene Haltung und die des Partners<br />

in Bezug auf Familiengründung sich bewusst zu machen.<br />

Könnte ich mich auch mit einem Kinderwunsch bei Ihnen beraten lassen?<br />

Selbstverständlich ist der Kinderwunsch ein essentielles Thema im Beratungs-<br />

gespräch.<br />

Haben Sie auch schon einmal Personen beraten, die ein Kind mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

erwarten? Ein- bis zweimal war das der Grund für die Beratung.<br />

Werden Sie später darüber informiert, ob die Schwangerschaft abgebrochen<br />

wurde oder haben Sie selber das Bedürfnis, das zu wissen?<br />

Ich selbst habe ein großes Interesse zu erfahren, welche Entscheidungen diesbe-<br />

züglich getroffen wurden. Es bleibt aber der Schwangeren überlassen, mich über<br />

den Fortgang der Schwangerschaft zu informieren.<br />

Ich fände es gut, wenn in der Schwangerschaftsabbruchstatistik die Gründe für<br />

den Abbruch differenzierter aufgeschlüsselt werden, damit zum Beispiel für das<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> Klarheit über die Abbruchrate herrscht. Wie sehen Sie das?<br />

Ich persönlich fände eine entsprechende Statistik sehr hilfreich, weil man dann<br />

Beratungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten gezielter einrichten könnte.<br />

Dagegen spricht aber sicherlich der Datenschutz beziehungsweise der Schutz<br />

der persönlichen Rechte.<br />

Frau Dr. Heming, ich danke Ihnen für das Interview!<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

Ehe-, Familien-, Sexual- und Lebensberatung<br />

AWO-Beratungsstelle im Uni-Klinikum Essen<br />

Beratungsstelle für Frauen und Paare<br />

Nebenstelle des Lore-Agnes-Hauses<br />

Hufelandstr. 55<br />

45147 Essen<br />

Trägerin: AWO Bezirksverband Niederrhein e. V.<br />

AnsprechpartnerInnen:<br />

Roswitha Bültmann, Dr. med. Nadia Heming<br />

Zielsetzung/Angebot:<br />

• Schwangerschafts- und<br />

Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

• Familienplanung<br />

• Beratung bei ungewollter Kinderlosigkeit<br />

• Sexualberatung für Frauen und Paare<br />

Fon 02 01. 7 22 - 16 08 - 09<br />

Fax 02 01. 722 - 16 00<br />

E-Mail: awo-beratung@uk-essen.de<br />

www.lore-agnes-haus.de<br />

Öffnungszeite, Sprechzeiten :<br />

Telefonische Terminabsprache:<br />

Mo. - Fr. 9.00 - 10.00 Uhr<br />

Kosten: keine<br />

Besonderheiten:<br />

Beratung zur vorgeburtlichen Diagnostik<br />

Beratung und Hilfe bei Mehrlingsschwangerschaften<br />

Verkehrsanschluss ab Essen-Hbf.:<br />

U 17 Haltestelle „Holsterhauser Platz“<br />

106 Haltestelle „Klinikum“<br />

31


32<br />

Novum <strong>—</strong> das Zentrum für Reproduktionsmedizin stellt sich vor<br />

Fragen zur Kinderwunschbehandlung an den Reproduktionsmediziner von Sarah<br />

Vielen Paaren ist ihr Wunsch nach eigenen Kindern<br />

nicht auf natürlichem Wege vergönnt. Viele wenden<br />

sich daher an einen Reproduktionsmediziner.<br />

Die Gemeinschaftspraxis „Novum <strong>—</strong> Zentrum für<br />

Reproduktionsmedizin und Endokrinologie Essen“<br />

beschäftigt sich seit knapp 30 Jahren mit sämtlichen<br />

Fruchtbarkeitsstörungen von Männern und Frauen.<br />

Dazu zählt auch das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Hier<br />

kann es, bedingt durch eine kleine Gebärmutter<br />

oder ein zu kleines Becken, zu mehr Schwierigkeiten<br />

kommen als bei anderen Frauen. Die Behandlungen<br />

in der Praxis Novum umfassen dabei das komplette<br />

Spektrum der heute bekannten Möglichkeiten, die in<br />

Deutschland aufgrund gesetzlicher Bestimmungen<br />

zulässig sind. Wir haben mit Professor Dr. med. Thomas<br />

Katzorke, dem medizinischen Leiter von Novum,<br />

gesprochen:<br />

Herr Professor Katzorke, welche Patientinnen und<br />

Patienten besuchen eigentlich ihre Praxis?<br />

Der Hauptanteil der Patienten und Patientinnen<br />

kommt wegen einer Kinderwunschbehandlung.<br />

Jedoch werden bei uns auch seltene Verfahren<br />

wie die Samen- oder Eizellkonservierung vor einer<br />

geplanten Chemo- oder Bestrahlungstherapie durchgeführt.<br />

Patientinnen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

kommen meistens nur bei bestehendem Kinderwunsch<br />

in unser Zentrum. Ansonsten werden sie<br />

wohl in endokrinologischen Schwerpunktambulanzen<br />

behandelt.<br />

Wie sieht die Behandlung konkret aus?<br />

Zunächst werden in einer ausführlichen Erstbe-<br />

sprechung die Befunde sowohl des Mannes als auch<br />

der Frau zusammengeführt und ein Therapieplan<br />

aufgestellt.<br />

Bieten Sie Ihren Patientinnen und Patienten auch<br />

eine psychologische Beratung an?<br />

Eine qualifizierte psychosoziale Beratung ist bei<br />

speziellen Therapieverfahren sinnvoll und im Zentrum<br />

für Reproduktionsmedizin Essen obligatorisch:<br />

hierunter fallen vor allem die Behandlung mit Spendersamen<br />

und die Behandlung nicht verheirateter<br />

Paare. In unserer Gemeinschaftspraxis ist deshalb<br />

eine Psychologin tätig. Auf Wunsch können auch<br />

Beratungen zu Verfahren, die in Deutschland nicht<br />

zulässig sind (wie beispielsweise die Eizellspende),<br />

mit ihren mannigfaltigen Implikationen durchgeführt<br />

werden.<br />

Wie genau funktioniert die künstliche Befruchtung?<br />

Welche Risiken gibt es?<br />

Die In-vitro-Fertilisation (Reagenzglasbefruchtung)<br />

ist heute eine Standardmethode, die seit über 30<br />

Jahren etabliert ist. Unerwünschte Wirkungen können<br />

nach wie vor durch die hormonelle Stimulation<br />

der Eierstöcke hervorgerufen werden (Möglichkeit<br />

der Überstimulation) sowie die Möglichkeit der Entstehung<br />

von Mehrlingsschwangerschaften.<br />

Auch wenn das in Deutschland (noch) nicht erlaubt<br />

ist: Wie sehen die Risiken einer Eizellspende aus?<br />

Bei der Eizellspende gibt es für die Empfängerin nur<br />

geringe Risiken. Für die Spenderin bestehen jedoch<br />

erhebliche Risiken, beispielsweise durch die Stimulation<br />

und ihre Nebenwirkungen. Das Verfahren wird<br />

aber in den Ländern, in denen die Eizellspende zulässig<br />

ist, unterschiedlich durchgeführt, zum Beispiel<br />

durch Abgabe von überzähligen Eizellen, bei Patientinnen,<br />

die sich einer Kinderwunschbehandlung<br />

unterziehen, oder durch ausschließliche Stimulation<br />

nur zum Zwecke der Eizellgewinnung.<br />

Kann jede Frau eine Reagenzglasbefruchtung in<br />

Anspruch nehmen?<br />

In Deutschland wird Frauen von einer IVF (Reagenz-<br />

glasbefruchtung) abgeraten, wenn gesundheitliche<br />

Risiken bestehen oder nicht zu erwarten ist, dass<br />

noch eine ausreichende Anzahl von Eizellen gewonnen<br />

werden kann, so dass die Erfolgsaussichten zu<br />

gering sind.<br />

Wann ist eine Patientin für eine Eizellspende geeig-<br />

net, und wann nicht?<br />

Eine Eizellspende sollte nicht mehr jenseits des 50.<br />

Lebensjahres durchgeführt werden, weil dann die<br />

medizinischen Komplikationen (Kaiserschnitt, Blutzuckererkrankung<br />

während der Schwangerschaft,<br />

Gerinnungsstörungen, hoher Blutdruck) überproportional<br />

zunehmen.<br />

Der Einsatz von fremden Keimzellen (sowohl Samen<br />

als auch Eizellen) muss gut bedacht werden. Fragen<br />

der gespaltenen Mutterschaft müssen am besten<br />

schon in der psychosozialen Beratung vor Beginn der<br />

Behandlung angesprochen werden. Das Grundrecht<br />

auf Kenntnis der genetischen Abstammung muss<br />

bedacht werden. Ethische Bedenken bestehen sicher<br />

bei zu alten Frauen, die durch Eizellspende noch eine<br />

Mutterschaft anstreben.<br />

Da die Eizellspende momentan in Deutschland<br />

gesetzeswidrig ist: Wo kann man solch eine Behand-<br />

lung durchführen lassen?<br />

In Europa sind die erfolgreichsten Kliniken für die<br />

Eizellspende in Spanien angesiedelt. Benachbarte<br />

Ostländer (Tschechien, Polen, Ukraine) machen viel<br />

Werbung. Hier bestehen jedoch über die Qualität der<br />

Institutionen nicht viele Kenntnisse.<br />

Wie hoch ist die Erfolgsquote bei Eizellspenden, tat-<br />

sächlich schwanger zu werden?<br />

Insgesamt besteht bei der Eizellspende eine hohe<br />

Erfolgsquote, die bei über 50 Prozent pro Embryoübertragung<br />

liegt.<br />

Wie liegt der Fall ganz konkret bei UTS-Patientinnen?<br />

Es gibt Publikationen aus einigen Ländern (zum<br />

Beispiel Finnland) über entsprechend durchgeführte<br />

Behandlungen bei UTS-Patientinnen. Hierbei<br />

betrugen die Schwangerschaftraten bis zu 46 Prozent,<br />

jedoch war eine hohe Fehlgeburtenrate zu<br />

verzeichnen. Bei UTS-Patientinnen bestehen einige<br />

Besonderheiten bei der Eizellspende. Schwangerschaften<br />

nach assistierter Reproduktion sind mit<br />

hohen Risiken verbunden, so treten in bis zu 44<br />

Prozent kardiovaskuläre Probleme auf, Aortenrupturen<br />

wurden beschrieben, sowie Bluthochdruck<br />

und Schwangerschaftsdiabetes. Weiterhin besteht<br />

eine hohe Entbindungsfrequenz durch Kaiserschnitt<br />

aufgrund des kleinen Beckens. UTS-Patientinnen, die<br />

eine Schwangerschaft planen, müssen auch adäquat<br />

voruntersucht werden durch Echokardiografie, um<br />

Gefäßkomplikationen während der Schwangerschaft<br />

auszuschließen.<br />

Warum ist die Fehlgeburtenrate bei UTS-Patien-<br />

tinnen höher als bei anderen Frauen?<br />

Die hohe Fehlgeburtenrate bei UTS-PatientInnen<br />

wird bedingt durch zu kleine Gebärmutter (hypoplastischer<br />

Uterus) und die dadurch bedingte niedrige<br />

Durchblutung. Bei den spontan eingetretenen<br />

Schwangerschaften bei UTS-Patientinnen (2 Pro-<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

zent) fand man eine hohe Fehlgeburtenhäufigkeit<br />

(29 Prozent), in 7 Prozent waren Totgeburten zu<br />

verzeichnen und es bestand eine erhöhte Fehlbildungsrate.<br />

Werden Maßnahmen der assistierten<br />

Fertilisation (Embryotransfer) durchgeführt, sollte<br />

bei UTS-Patientinnen auf jeden Fall nur der Single-<br />

Embryo-Transfer(Übertragung eines Embryos) angestrebt<br />

werden, um Komplikationen durch Mehrlingsschwangerschaften<br />

aufgrund des kleinen Beckens<br />

zu vermeiden.<br />

Werden die Behandlungen in Ihrer Praxis von der<br />

gesetzlichen Krankenkasse finanziert?<br />

Reagenzglasbefruchtungen unter Verwendung eige-<br />

ner Eizellen werden momentan aufgrund des<br />

Gesundheitsreformgesetzes in drei Versuchen von<br />

den Krankenkassen mit 50 Prozent bezuschusst, der<br />

Patient muss Zuzahlungen pro Versuch in Höhe von<br />

€ 1.200,-- bis 1.500,-- leisten.<br />

Wie sieht es mit Eizellspenden aus?<br />

Für die Eizellspende im Ausland dürfen von den<br />

Krankenkassen keine Kosten übernommen werden,<br />

da dies Verfahren in Deutschland nicht zulässig ist<br />

aufgrund gesetzlicher Bestimmungen.<br />

siehe www.ivfzentrum.de<br />

Infobox Eizellspende im Ausland<br />

Seit Jahren hat sich ein regelrechter Reproduktionstourismus<br />

ins europäische Ausland gebildet.<br />

Der Grund dafür ist die unterschiedliche<br />

Rechtsprechung, die eine Eizellspende<br />

in Ländern wie Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz und Italien verbietet, in anderen Fällen<br />

wie Spanien oder Tschechien jedoch erlaubt.<br />

Die ausländischen Kliniken haben sich auf<br />

deutsches Publikum eingestellt, häufig gibt es<br />

deutschsprachige Websites und auch deutschsprachige<br />

Mitarbeiter vor Ort.<br />

Die Internetseite www.eizellspende.de, die von<br />

einem kinderlosen deutschen Ehepaar betrieben<br />

wird, enthält eine umfangreiche Sammlung von<br />

Zeitungsartikeln, Links und weitergehenden Informationen<br />

zu Kliniken. Vor allem jedoch enthält<br />

sie die eindringlich formulierte und detaillierte<br />

Geschichte eines Ehepaars und seines starken<br />

Kinderwunsches.<br />

33


34<br />

Eizellspende muss erlaubt werden<br />

Der Europäische Gerichtshof entscheidet. Ein Bericht von Christian Rath<br />

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte<br />

hat einem österreichischen Paar recht gegeben:<br />

Wenn ein Staat künstliche Befruchtung zulässt, darf<br />

er die Eizellspende nicht verbieten.<br />

FREIBURG taz 3. April 2010 Wenn ein Staat künstliche<br />

Befruchtung zulässt, darf er die Eizellspende<br />

nicht verbieten. Dies hat jetzt der Europäische<br />

Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg<br />

entschieden. Das Urteil hilft auch unfruchtbaren<br />

Paaren in Deutschland.<br />

Konkret ging es um ein Ehepaar aus Osterreich.<br />

Da die Frau überhaupt keine Eizellen bilden<br />

konnte, war eine normale künstliche Befruchtung<br />

nicht möglich. Die Nutzung der Eizelle einer<br />

anderen Frau verbietet jedoch das österreichische<br />

Fortpflanzungsmedizingesetz.<br />

Hiergegen klagte das Paar in Straßburg und berief<br />

sich auf die Europäische Menschenrechtskonvention.<br />

Mit Erfolg. Es sei eine „nicht durch objektive<br />

und vernünftige Gründe zu rechtfertigende“<br />

Ungleichbehandlung, wenn Paare, die eine Eizellspende<br />

benötigen, von der künstlichen Befruchtung<br />

ausgeschlossen sind.<br />

Osterreich hatte argumentiert, man wolle ungewöhnliche<br />

Familienkonstellationen <strong>—</strong> mit einer<br />

biologischen und einer genetischen Mutter <strong>—</strong><br />

vermeiden. Dies fand der Gerichtshof nicht<br />

überzeugend. Auch die Adoption führe zu besonderen<br />

Konstellationen.<br />

Außerdem berief sich die Wiener Regierung<br />

auf den Schutz potenzieller Eispenderinnen vor<br />

Ausbeutung. Es genüge aber, so die Richter, wenn<br />

für Eizellspenden nichts bezahlt werden darf. Dann<br />

könnten auch keine sozialen Notlagen ausgenutzt<br />

werden.<br />

Das Urteil hat auch Auswirkungen auf Deutschland,<br />

denn im deutschen Embryonenschutzgesetz ist<br />

die Eizellspende ebenfalls verboten. Die Bundesregierung<br />

sah sich kurz vor der Osterpause<br />

aber noch zu keiner Stellungnahme fähig. Der<br />

Bundesverband reproduktionstechnischer Zentren<br />

begrüßte das Urteil. „In Deutschland bräuchten<br />

jährlich rund tausend Paare eine Eizellspende“,<br />

sagte Geschäftsführerin Monika Uszkoreit.<br />

Derzeit müssen deutsche Paare ins Ausland reisen,<br />

um eine Eizellspende für die künstliche Befruchtung<br />

zu erhalten. Die Eizellspende ist in weiten Teilen<br />

Europas erlaubt oder geduldet. Verboten ist sie<br />

neben Deutschland und Osterreich nur in der<br />

Schweiz, der Türkei, Italien, Litauen, Norwegen und<br />

Kroatien.<br />

Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs<br />

für Menschenrechte fiel mit fünf zu zwei Richterstimmen.<br />

Das Paar bekommt 10.000 Euro<br />

Schadensersatz. Österreich kann noch Berufung zur<br />

Großen Kammer des Gerichtshofs einlegen.<br />

Mit freundlicher Abdruckgenehmigung der taz<br />

„Ein paar Zeilen zu diesem Thema zu schreiben<br />

erscheint mir heute noch immer wie ein Wun-<br />

der. Nach diesen zehn Jahren ist es mir noch<br />

immer deutlich, dass ein Wunsch in Erfüllung<br />

gegangen ist.“ Regina<br />

Es wird alles Alltag, wenn er einkehrt. Man vergisst,<br />

verdrängt und nimmt so vieles selbstverständlich.<br />

Durch die Erfüllung des Kinderwunsches bin ich<br />

kein anderer Mensch geworden. Ich musste schon<br />

immer um mich kämpfen, weil ich „die Kleine“ (135<br />

cm) war. Diese Kämpfernatur hat mir später bei<br />

meinem Wunsch, ein eigenes Kind zu bekommen,<br />

geholfen. Selbst die Beziehung zu Partnern war für<br />

mich nicht einfach. Mit Peter war dann der Mann in<br />

mein Leben getreten, den ich liebte und mit dem ich<br />

durchs Leben gehen wollte. Wir heirateten in dem<br />

Bewusstsein, kein Kind haben zu können. Das lernten<br />

wir zu akzeptieren, denn wir hatten unsere Liebe.<br />

Meine Frauenärztin erklärte mir, dass beim <strong>Ullrich</strong>-<br />

<strong>Turner</strong>-Mosaik die vage Chance bestünde, durch<br />

künstliche Befruchtung (Insemination, In-vitro-<br />

Fertilisation) eine Schwangerschaft in die Wege zu<br />

leiten. Wir waren skeptisch, ob wir uns auf diesen<br />

langen Weg der Untersuchungen und Prozeduren<br />

begeben wollten. Es war ja nicht abzusehen, wie<br />

lang der Weg war und ob es sich lohnt, ihn zu<br />

gehen. Der Erfolg war nicht garantiert. Wir wollen<br />

ja alle gern eine Garantie, wenn wir uns schon<br />

für etwas einsetzen und kämpfen. Nicht alles ist<br />

garantiert wie zum Beispiel die Lebensdauer einer<br />

Waschmaschine. Auch eine Professorin konnte uns<br />

die Garantie nicht geben. Wir konnten nur auf ihre<br />

fachliche Kompetenz vertrauen. Finanziell wurden<br />

wir von der Krankenkasse unterstützt. Die ganze<br />

finanzielle Last zu tragen, wäre uns nicht möglich<br />

gewesen.<br />

Nur durch meine Kämpfernatur und unsere<br />

gemeinsame Liebe entschieden wir uns, diesen<br />

Kampf auf uns zu nehmen. Wenn uns gesagt worden<br />

wäre, dass der Zeitraum drei Jahre sein würde, wir<br />

hätten sicherlich aufgegeben. Immer wieder neu<br />

legten wir viel Geduld an den Tag.<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

Nichts ist garantiert <strong>—</strong> höchstens die Lebensdauer einer Waschmaschine<br />

Ein Bericht über die Verwirklichung des Kinderwunsches von Regina und Peter<br />

Es war manches Mal eine harte Zerreißprobe und<br />

wir dachten: Für was das alles? Wirklich nur des<br />

Kinderwunsches wegen? Auch, aber am meisten<br />

unserer Liebe wegen! Wir hielten zusammen,<br />

gaben uns gegenseitig die Kraft, weiter zu gehen.<br />

Das machte uns gemeinsam stark. Nach manchen<br />

erfolglosen Versuchen waren wir drauf und dran<br />

aufzugeben. Aber nein! Wir ließen uns nicht<br />

unterkriegen!<br />

An eine gemeinsame Sache zu glauben, das gibt mir<br />

wieder Mut. Soviel auch an mir und meinem Körper<br />

herum gedoktert wurde: ich habe daran geglaubt!<br />

Ohne meinen Glauben an eine Sache wäre ich heute<br />

nicht so weit. Das ist eine Kraft, würde ich sagen, die<br />

gibt einem nur die Liebe. Die Menschen vertrauen zu<br />

wenig ihrer eigenen Liebe. Und bei mir persönlich<br />

ist es auch der Glaube an eine höhere Macht, an<br />

Gott. Ja, ich will mein Leben weiterhin mit Gott<br />

bestreiten. So wie in jeder Beziehung gestritten wird,<br />

so streite auch ich mit meinem Leben und mit Gott.<br />

Im Leben gibt es immer zwei Seiten einer Medaille,<br />

eine schöne und eine nicht so schöne. Die schönsten<br />

Seiten in meinem Leben sind mein Mann Peter und<br />

mein mittlerweile siebenjähriger Sohn Jonas. Wir<br />

kennen sie doch alle. Menschen gehen aus unserem<br />

Leben und andere treten in unser Leben. Das Leben<br />

beschert uns Höhen und Tiefen. Deshalb glaube<br />

ich an die Kraft des Lebens und an die Liebe jedes<br />

Menschen.<br />

35


36<br />

Eltern für Kinder, nicht Kinder für Eltern suchen<br />

Der Evangelische Verein für Adoptions- und Pflegekindervermittlung im Rheinland e. V. stellt seine Arbeit vor.<br />

Das Interview führte Marlis Stempel mit der stellvertretenden Geschäftsführerin des Vereins,<br />

Diplom-Sozialarbeiterin Gesine Wischerhoff.<br />

Sie sind ein evangelischer Verein für die Vermittlung<br />

von Adoptions- und Pflegekindern. Wer wendet sich<br />

an Sie?<br />

Vorab möchte ich deutlich machen, dass wir uns<br />

in erster Linie als eine Organisation verstehen, die<br />

sich den betroffenen Kindern verpflichtet fühlt. Das<br />

heißt, wir handeln immer aus Kindeswohlperspektive<br />

und sind nicht (in erster Linie) dafür da, den<br />

Kinderwunsch unfreiwillig kinderloser Menschen<br />

zu erfüllen. Wir suchen Eltern für Kinder und nicht<br />

Kinder für Eltern.<br />

An uns wenden sich sowohl Paare als auch Einzel-<br />

personen aus ganz Deutschland, um sich über die<br />

vorhandenen Möglichkeiten, wie man ein Kind bei<br />

sich aufnehmen kann, zu informieren.<br />

Im Rahmen der interstaatlichen Adoptionsvermitt-<br />

lung sind wir Ansprechpartner für Paare aus dem<br />

gesamten Bundesgebiet, die sich dafür interessieren,<br />

ein Kind aus dem Ausland aufzunehmen. Derzeit<br />

kooperieren wir mit den afrikanischen Ländern Äthiopien,<br />

Südafrika und Kenia.<br />

Bezogen auf die Adoption eines Kindes aus dem<br />

Inland können sich Paare an uns wenden, die im<br />

Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland und<br />

innerhalb der Evangelisch-lutherischen Landeskirche<br />

Hannovers leben, weil wir dort mit dem Projekt<br />

Mirjam kooperieren.<br />

Das Projekt Mirjam ist ein Beratungsnetzwerk, ein<br />

„Netzwerk für das Leben“, das Müttern und schwangeren<br />

Frauen Hilfs- und Beratungsangebote macht.<br />

Wenn in diesem Kontext ein Kind der Adoption bedarf,<br />

ist der Evangelische Verein für die Vermittlung<br />

zuständig. Das Diakonische Werk der Evangelischlutherischen<br />

Landeskirche Hannovers musste den<br />

Adoptionsdienst leider einstellen. So haben wir als<br />

Evangelischer Verein diese Aufgaben übernommen.<br />

Können nur Paare oder auch Einzelpersonen ein Kind<br />

adoptieren?<br />

Gesetzlich ist eine Adoption durch Einzelpersonen<br />

natürlich möglich. Dies kommt häufig bei Stiefelternoder<br />

Verwandtenadoptionen vor. Bei Fremdadoptionen,<br />

wie wir sie vermitteln, geht es darum, einem<br />

Kind, das schon Verlusterfahrungen hat, möglichst<br />

gute Chancen für die Zukunft zu bieten. Aus Kindesperspektive<br />

machte es in der Regel Sinn, einem Kind<br />

zwei Elternteile zu vermitteln, die auch rechtlich glei-<br />

chermaßen Verantwortung für es tragen. Daher neh-<br />

men wir in der Regel nur Anträge von verheirateten<br />

Paaren an, die gemeinschaftlich adoptieren können.<br />

Auch unsere Kooperationspartner im Ausland nehmen<br />

in der Regel nur Anträge von verheirateten<br />

Paaren an. Im Bereich der Inlandsadoptionsvermittlung<br />

lernen wir die abgebenden Eltern kennen und<br />

fragen sie nach den Wünschen für ihr Kind. Oft haben<br />

wir es mit alleinstehenden Frauen zu tun, die auch<br />

aufgrund dieser Tatsache keine Perspektive für sich<br />

und das Kind sehen. Wir haben es noch nie erlebt,<br />

dass eine Frau sich gewünscht hätte, dass ihr Kind zu<br />

einer einzelnen Person vermittelt wird. Sie wünschen<br />

sich häufig genau das für ihr Kind, was sie dem Kind<br />

selber nicht geben können: eine vollständige Familie<br />

im Sinne einer Familie mit Vater und Mutter.<br />

Gibt es eine Altersgrenze für Adoption?<br />

Gesetzlich festgelegt ist nur das Mindestalter: Bei<br />

einem verheirateten Paar, das adoptieren möchte,<br />

muss einer der beiden mindestens 25 Jahre alt sein,<br />

wenn der andere Partner 21 Jahre alt ist.<br />

Aus fachlicher Sicht ist es wichtig für das Kind, dass<br />

ein Eltern-Kind-Verhältnis zwischen dem Kind und<br />

den Annehmenden wachsen kann. Wir gehen von<br />

einem Altersabstand von nicht mehr als 40 Jahren<br />

zwischen dem älteren Elternteil und dem Kind aus.<br />

Ein Beispiel: Wenn wir ein Kind vermitteln, das fünf<br />

Jahre alt ist, darf der ältere Elternteil 45 Jahre<br />

alt sein. Bei einer Säuglingsvermittlung sollten die<br />

Adoptiveltern nicht älter als 40 Jahre sein. Natürlich<br />

gibt es auch andere wichtige Kriterien, die das Alter<br />

relativieren können.<br />

Gibt es noch andere Kriterien zur Beurteilung von<br />

Pflege- beziehungsweise Adoptiveltern? Sollen sie<br />

zum Beispiel in gesicherten Verhältnissen leben und<br />

das Waschbecken immer sauber haben?<br />

Es gibt einige formale Kriterien: Die Adoptiveltern<br />

müssen geschäftsfähig sein. Sie sollten gesund sein,<br />

das heißt, keine lebensbedrohlichen, lebensverkürzenden<br />

oder stark einschränkenden Erkrankungen<br />

haben. Die wirtschaftliche Gesamtsituation sollte<br />

gesichert sein. Das bedeutet nicht, dass man wohlhabend<br />

sein muss, aber man sollte ein Kind finanzieren<br />

können und zum Beispiel über ausreichenden Wohnraum<br />

verfügen. Adoptiveltern sollten keine Einträge<br />

im Führungszeugnis haben. Dementsprechend müssen<br />

folgende Nachweise erbracht werden: Führungszeugnis,<br />

Gesundheitszeugnis, Nachweise über das<br />

Einkommen. Es wird auch die häusliche Umgebung<br />

begutachtet. Daneben sind die Gespräche, die mit<br />

den Paaren geführt werden, ganz wichtig. Es geht<br />

darum zu erfahren, ob ein Paar in der Lage ist, ein<br />

fremdes Kind so anzunehmen wie es ist. Die Paarbeziehung<br />

sollte möglichst stabil sein. Die Gespräche<br />

sollen den Paaren helfen, eine realistische Einschätzung<br />

ihrer Möglichkeiten und Grenzen in Bezug auf<br />

ein Adoptivkind zu gewinnen.<br />

Das häufigste Motiv, ein Adoptivkind aufzunehmen,<br />

ist die eigene ungewollte Kinderlosigkeit. Festzustellen,<br />

dass man kein leibliches Kind bekommen kann,<br />

wird von vielen als sehr schmerzhaft empfunden.<br />

Man muss sich vom Wunsch nach einem leiblichen<br />

Kind verabschieden können, denn ein Adoptivkind<br />

darf kein Ersatz für ein leibliches Kind sein. Durch die<br />

Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Herkunft<br />

werden auch die Eltern immer wieder mit ihrem unerfüllten<br />

Kinderwunsch konfrontiert. Es ist somit notwendig,<br />

dass Bewerber ihre Kinderlosigkeit soweit<br />

verarbeitet haben, dass sie eine bewusste Entscheidung<br />

für die Aufnahme eines fremden Kindes treffen<br />

und der Auseinandersetzung standhalten können.<br />

Das Kind sollte um seiner selbst willen angenommen<br />

werden, genauso wie es ist <strong>—</strong> als ein fremder Mensch<br />

mit eigenen Bedürfnissen. Das Kind kommt nicht, um<br />

die Bedürfnisse des Paares zu erfüllen.<br />

Die älteren Kinder, die wir kennen lernen, haben häu-<br />

fig eine belastende Lebensgeschichte. Sie brauchen<br />

stabile Eltern, die gut in die Gesellschaft integriert<br />

sind, um ebenso eine möglichst gute Integration<br />

dieser Kinder zu ermöglichen. Bei älteren Kindern<br />

wissen wir, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung <strong>—</strong><br />

manchmal ihrer traumatischen Erfahrung <strong>—</strong> Konflikte<br />

mitbringen und diese in der neuen Familie ausleben.<br />

Es ist nicht einfach mit einem fünfjährigen Kind<br />

umzugehen, das in der Herkunftsfamilie geschlagen<br />

worden ist. Da müssen Eltern stabil und sehr geduldig<br />

sein. Die Paare müssen eine hohe Frustrationstoleranz<br />

haben, um das aushalten zu können. Es wird<br />

außerdem darüber gesprochen, wie die Paare damit<br />

umgehen können, dass es auch noch leibliche Eltern<br />

der Kinder gibt.<br />

Dieses Kind wird seine leiblichen Eltern vermissen,<br />

obwohl es von ihnen schlecht behandelt wurde. Es<br />

wird fragen: Warum kommen Mama und Papa nicht<br />

mehr? Also, ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass<br />

die zukünftigen Eltern dem Kind sehr viel Stabilität<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

und Sicherheit vermitteln müssen. Wenn die zukünf-<br />

tigen Eltern nicht selber in sich ruhen, dürfte das<br />

ein Problem werden. Wie sehen Sie das Umfeld der<br />

Paare? Beispielsweise die Rolle der Großeltern?<br />

Die Integration der Bewerber in ihr soziales Umfeld<br />

ist von großer Bedeutung. Für uns ist es wichtig,<br />

mit den Paaren darüber zu sprechen, wie sie innerhalb<br />

ihrer Familie oder ihres Freundeskreises mit<br />

dem Adoptionsthema umgehen. Gibt es vielleicht<br />

Widerstände? Meistens weiß die Familie und der<br />

Freundeskreis, dass das Paar keine leiblichen Kinder<br />

bekommen kann und dass sie adoptieren möchten. Es<br />

ist wichtig, dass die Familie und der Freundeskreis das<br />

Kind ebenfalls willkommen heißen. Manchmal gibt<br />

es einzelne Familienmitglieder, die Vorurteile haben<br />

und diese erst langsam abbauen können. Oft hilft es<br />

schon, dass man offen damit umgeht und dass auch<br />

die Widerstände thematisiert werden.<br />

Fragen Sie nach dem Grund, warum ein Paar keine<br />

leiblichen Kinder bekommen kann oder spielt es<br />

keine Rolle, den genauen Grund zu wissen?<br />

Die persönlichen Gespräche, die wir mit Bewerbern<br />

führen, sind immer auch Biographiearbeit. Wie ist<br />

das Leben des Paares verlaufen? Wieso interessiert<br />

sich das Paar für eine Adoption? Der medizinische<br />

Grund ist unerheblich. Manchmal kann man nicht<br />

mit Gewissheit sagen, warum dieses Paar keine Kinder<br />

bekommen kann. Es ist gar nicht so selten, dass<br />

Paare später doch noch ein leibliches Kind bekommen.<br />

Wichtig zu wissen wäre es, ob es eine Krankheit<br />

gibt, die eventuell Lebensverkürzend ist oder stark<br />

lebensbeeinträchtigend. Das würde natürlich dazu<br />

führen, dass auch das Kind, damit zu leben hätte.<br />

Das wäre nicht verantwortbar. Unfruchtbarkeit ist<br />

aber keine Voraussetzung für eine Adoption. Es gibt<br />

viele Paare, die Kinder bekommen können und sich<br />

trotzdem für eine Adoption entscheiden. Sie fragen<br />

wir natürlich auch nach ihrer Motivation, ein fremdes<br />

Kind aufzunehmen.<br />

Ich finde es ja ganz wichtig, ein Kind nicht aus eigen-<br />

nützigen Interessen in Pflege zu nehmen. Wie finden<br />

Sie heraus, ob vielleicht doch ein Eigennutz dahinter<br />

steckt?<br />

Eigennutz klingt sehr negativ. Ein gewisses Eigen-<br />

interesse der Paare muss da sein, etwa der Wunsch,<br />

gemeinsam mit Kindern zu leben. Wir wünschen uns<br />

eine gesunde Mischung. Eine Adoption sollte nicht<br />

nur ein Akt des sozialen Engagements sein. Es ist<br />

nicht angenehm für ein Kind zu erfahren, dass es ein<br />

37


38<br />

Objekt der Mildtätigkeit ist. Wenn wir den Eindruck<br />

bekommen, dass für ein Paar das Pflegegeld der<br />

Hauptgrund ist ein Pflegekind bei sich aufzunehmen,<br />

lehnen wir die Vermittlung ab.<br />

Wichtig ist zu fragen: Muss das Kind bestimmte Funk-<br />

tionen erfüllen? Ist es vielleicht der Kitt für die Ehe,<br />

die gerade bröckelt? Ist das Kind ein Ersatzkind für<br />

das leibliche Kind, das nicht gekommen ist? Wir drehen<br />

die Frage um und möchten wissen, was passiert,<br />

wenn Sie kein Kind bekommen? Wie geht es weiter<br />

in Ihrem Leben?<br />

Suchen Sie Eltern auch nach bestimmten Qualifikati-<br />

onen aus? Bevorzugen Sie zum Beispiel ein Erzieher-<br />

oder ein Pädagogenpaar?<br />

Wir haben festgestellt, dass nicht unbedingt der<br />

berufliche Hintergrund darüber Auskunft gibt, ob<br />

sich jemand empathisch auf Kinder einstellen kann.<br />

Es gibt ganz viele Menschen, die überhaupt keine<br />

pädagogische Ausbildung haben, aber ein ganz<br />

großes Einfühlungsvermögen in Kinder besitzen.<br />

Häufig nehmen Menschen mit sehr bodenständigen<br />

Berufen manches nicht so schwer, wohingegen<br />

manchmal Pädagogen sehr genau hinsehen und<br />

alles hinterfragen, was nicht immer hilfreich ist. Wir<br />

achten darauf, wie die Bewerber auf uns wirken und<br />

welche Erfahrungen sie im Einzelfall mit Kindern<br />

gemacht haben. Adoptiveltern müssen nicht besser<br />

sein als andere Eltern. Sie benötigen jedoch <strong>—</strong> über<br />

die Fähigkeiten leiblicher Eltern hinaus <strong>—</strong> besondere<br />

Kompetenzen, da Adoptivkinder unter anderem<br />

dadurch geprägt sind, das Kind zweier Elternpaare<br />

zu sein.<br />

Gibt es eine Warteliste von Eltern, die ein Kind in Pfle-<br />

ge nehmen wollen oder adoptieren wollen?<br />

Bei den Auslandsadoptionen arbeiten wir mit einer<br />

Warteliste. Das hängt mit dem speziellen Verfahren<br />

zusammen. Das Kind befindet sich im Ausland und<br />

die Eltern sich im Inland. Wir müssen immer mit<br />

einer ausländischen Stelle kooperieren, die regelmäßig<br />

Anträge von uns erhält. Es handelt sich um<br />

eine Vielzahl von Papieren und Dokumenten, die<br />

vom jeweiligen Land angefordert werden. Es sollen<br />

immer überprüfte Paare bereit stehen, wenn ein<br />

Kind im Ausland dringend Eltern braucht. Da wir<br />

die leiblichen Eltern nicht persönlich kennen lernen<br />

können, können wir nicht in dem Maße wie bei einer<br />

Inlandsadoption aufgrund der Passung entscheiden.<br />

Es wird mit Hilfe der Warteliste entschieden, solange<br />

kein besonderer Grund vorliegt, ein Paar dem anderen<br />

vorzuziehen.<br />

Im Inlandsbereich ist das anders. Bei Inlandsadopti-<br />

on oder der Pflegekindervermittlung gehen wir nur<br />

nach Eltern-Kind-Passung vor. Hier beraten wir die<br />

leibliche Mutter (die leiblichen Eltern), oft vor der<br />

Geburt des Kindes, die uns ihre Wünsche in Bezug auf<br />

die Adoptiveltern nennt. Anhand ihrer Wünsche wählen<br />

wir ein Paar für das Kind aus. Ist ein Kind schon<br />

geboren und vielleicht auch schon älter, gibt es ganz<br />

viele Angaben über das Kind. Wir suchen für dieses<br />

Kind speziell die passenden Eltern aus.<br />

Für die Mütter, die Kinder abgeben müssen, ist das<br />

sicher ein mutiger und schwieriger Schritt <strong>—</strong> erst<br />

recht, wenn das Kind noch nicht geboren ist. In wel-<br />

cher Situation befinden sich die Mütter? Vermutlich<br />

ist es eine extreme Situation.<br />

Es gibt ganz unterschiedliche Hintergründe die zu<br />

einer Adoptionsabgabe führen. Manche Frauen sind<br />

noch minderjährig und trauen sich die Übernahme<br />

der Mutterrolle noch nicht zu. Es gibt Frauen mit<br />

psychischen Problemen. Einige Frauen können keine<br />

emotionale Beziehung zu dem Kind aufbauen. Auch<br />

materielle Überlegungen spielen eine Rolle. Für manche<br />

Frauen mit Migrationshintergrund stellt allein die<br />

Tatsache, dass sie ein nicht-eheliches Kind erwarten,<br />

ein großes Problem dar. Sie versuchen die Schwangerschaft<br />

zu verheimlichen. Die Abgabe des geborenen<br />

Kindes ist wiederum die letzte Konsequenz.<br />

Es sind Frauen aus allen sozialen Schichten, die sich<br />

überfordert fühlen, ihr Kind selbst zu versorgen.<br />

Wir sind froh, wenn wir die Frauen möglichst<br />

früh beraten können. Viele wenden sich an uns<br />

über das Internet. Vielfach werden wir auch von<br />

Schwangerschafts-Beratungsstellen eingeschaltet,<br />

wenn die Schwangerschaft spät bemerkt wurde<br />

und eine Abtreibung nicht mehr möglich ist. Nur<br />

wenige Frauen entscheiden sich bewusst gegen<br />

eine Abtreibung und für eine Adoptionsfreigabe.<br />

Wir begleiten und beraten die leiblichen Eltern vor<br />

der Adoptionsvermittlung, wenn gewünscht auch<br />

während der Geburt, und in der Zeit danach ihrem<br />

Bedarf entsprechend.<br />

Ich finde es ungerecht, dass dieser Schritt in der<br />

Gesellschaft immer noch stigmatisiert wird. Eine<br />

Frau, die offen zugibt, ein Kind zur Adoption<br />

abgegeben zu haben, hat keinen leichten Stand. Ich<br />

würde mir wünschen, dass sich das positiv verändert,<br />

denn die Frauen sorgen mit ihrer bewussten<br />

Entscheidung dafür, dass ihre Kinder von Anfang<br />

an in der Geborgenheit einer Familie aufwachsen<br />

können.<br />

Die Frauen möchten sicher, dass es ihrem Kind wirk-<br />

lich gut geht. Unterstützen sie diese Frauen in der<br />

Überlegung, ob sie sich vielleicht Hilfe holen, um das<br />

Kind mit Hilfe doch selber großzuziehen?<br />

Unsere Beratung ist grundsätzlich ergebnisoffen.<br />

Das bedeutet, dass eine Frau, die sich bei uns beraten<br />

lässt, nicht automatisch ihr Kind zur Adoption frei<br />

geben muss. Erfahrungsgemäß entscheiden sich<br />

mindestens die Hälfte der Frauen, die wir hier beraten,<br />

letzten Endes dafür, das Kind nicht abzugeben.<br />

In vertraulichen Gesprächen suchen wir gemeinsam<br />

mit den Frauen nach Möglichkeiten, wie sie ihr Kind<br />

behalten können. Wir machen deutlich, dass die<br />

Adoptionsfreigabe ein gravierender Schritt ist. Ein<br />

empfehlenswertes Angebot, das wir den Frauen<br />

machen können, ist, sich mit einer Mutter zu treffen,<br />

die bereits den Schritt gegangen, ist, ihr Kind zur<br />

Adoption freizugegeben. Für uns ist es wichtig, dass<br />

die Frauen vor dem Hintergrund aller Informationen<br />

und Alternativen, die richtige Entscheidung für sich<br />

und ihr Kind treffen können. Wir möchten nicht die<br />

Verantwortung dafür übernehmen, dass eine Frau<br />

ihre Entscheidung zu schnell trifft. Sie müssen sich<br />

der Tragweite einer solchen Entscheidung bewusst<br />

werden. Wenn sich eine Frau entscheidet, ihr Kind<br />

abzugeben, erhält sie unsere volle Unterstützung,<br />

und wir machen deutlich, dass dies eine sehr anerkennenswerte<br />

Entscheidung ist.<br />

Da wir auch als Pflegekinderdienst überregional tätig<br />

sind, werden wir von Jugendämtern angefragt, wenn<br />

für bestimmte Kinder Pflegefamilien gesucht werden.<br />

Die Hintergründe dieser Kinder sind häufig die,<br />

dass sie gegen den Willen der leiblichen Eltern aus<br />

der Familie genommen werden mussten, da das Wohl<br />

des Kindes dort nicht gewährleistet werden konnte.<br />

Es handelt sich zum Beispiel um Fälle von Verwahrlosung,<br />

Gewalt oder des Missbrauchs. Aufgrund der<br />

traumatischen Erfahrungen brauchen diese Kinder<br />

eine ganz intensive Unterstützung.<br />

Ich denke, je eher so eine Entscheidung gefällt wird,<br />

desto besser ist es für das Kind. Wann lehnen Sie<br />

Paare, die ein Kind in Pflege nehmen oder adoptieren<br />

wollen ab?<br />

Zunächst müssen die Bewerber alle formalen Krite-<br />

rien, von denen ich die Wichtigsten schon genannt<br />

habe, erfüllen. Ebenso müssen die Adoptiveltern<br />

akzeptieren können, dass das Kind mit eigenen<br />

Bedürfnissen in die neue Familie kommt und vor dem<br />

Hintergrund zweier Elternpaare aufwächst. Dazu<br />

gehört auch, dass Adoptiveltern die Pflicht haben, ihr<br />

Kind über seine Herkunft altersgerecht aufzuklären<br />

und ihm zu helfen, seine Biographie zu verstehen.<br />

Ein Paar kann nur gemeinsam adoptieren. Das heißt,<br />

wenn wir den Eindruck gewinnen, dass nur ein Partner<br />

wirklich adoptieren will und der andere nur mit-<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

zieht, aber selbst nicht wirklich dahinter steht, kann<br />

das ein Grund sein, gegen eine Adoptionsvermittlung<br />

zu entscheiden.<br />

Eine wichtige Grundlage unserer Arbeit ist außerdem,<br />

dass wir ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis<br />

mit den Bewerbern entwickeln können. Im Falle<br />

einer Auslandsadoption zum Beispiel handelt es sich<br />

um ein kompliziertes Verfahren, weil zwei Länder<br />

daran beteiligt sind. Über Ländergrenzen hinweg<br />

wird ein Kind zu anderen Eltern vermittelt. Das ist<br />

kein „Rundum-Sorglos-Paket“, sondern da können<br />

Schwierigkeiten auftreten. Es ist notwendig, dass<br />

wir uns auf die Eltern verlassen können. Sie müssen<br />

das Vertrauen in uns haben, dass wir alles Mögliche<br />

und Nötige tun, und wir müssen wissen, dass dieses<br />

Paar belastbar ist. Das gilt ebenso für den Inlandsbereich.<br />

Man muss sich darauf verlassen können,<br />

dass die Bewerber, das, was sie mit uns besprochen<br />

haben, auch so meinen. Wenn ich die Paare frage, ob<br />

sie bereit wären, Kontakt mit einer leiblichen Mutter<br />

zu halten, dann möchte ich, dass sie ihr Wort halten.<br />

Wenn hier der Eindruck entsteht, dass wir kein solches<br />

Vertrauensverhältnis aufbauen können, kann<br />

das ein Grund sein, dass wir das Paar nicht annehmen<br />

können.<br />

Ich danke Ihnen für das Interview.<br />

Details über die Arbeit des Evangelischen Vereins<br />

für Adoptions- und Pflegekindervermittlung im<br />

Rheinland e. V. kann man auf der Internetseite<br />

www.adoption.ekir.de nachlesen.<br />

Evangelischer Verein für Adoptions- und<br />

Pflegekindervermittlung Rheinland e. V.<br />

Einbrunger Straße 66<br />

40489 Düsseldorf<br />

Tel. (00 49) (0) 211 40 87 95-0<br />

Fax (00 49) (0) 211 40 87 95-26<br />

E-Mail evap@ekir.de<br />

Neben den konfessionsgebundenen Vereinen gibt<br />

es viele weitere Vereine oder Agenturen, wie zum<br />

Beispiel „Help a child“, die bei der Vermittlung von<br />

Adoptionen behilflich sind. Weitere Informationen<br />

zum Thema gibt es auch bei der<br />

Bundeszentralstelle für Auslandsadoption<br />

Adenauer Allee 99<br />

53113 Bonn<br />

39


40<br />

Der Evangelische Verein für Adoptions- und<br />

Pflegekindervermittlung Rheinland e. V. stellt sich vor<br />

Der Evangelische Verein nimmt folgende Aufgaben<br />

wahr:<br />

1. Evangelische Zentral stelle für Adoption des<br />

Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland e. V.<br />

Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland e. V. hat im Jahr 2010 die Koordination<br />

und verbandspolitische Vertre tung des Arbeitsbe-<br />

reiches der Adoptionsvermittlung auf Bundesebene<br />

an den Evan gelischen Verein delegiert. Diese Dele-<br />

gation knüpft an die Geschichte des Evangelischen<br />

Vereins an, der kurz nach dem zweiten Weltkrieg fast<br />

30 Jahre lang die Funktion einer „Adoptionszentrale<br />

des Zentralausschusses für die Innere Mission der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Evangelischen Kirche“ wahrgenommen<br />

hat. Die Geschäftsführerin des Evangelischen Vereins<br />

übernimmt im Auf trag des Diakonischen Werkes<br />

der EKD mit dessen Unterstützung und in enger Rück-<br />

bindung an das Zentrum Familie, Integration, Bildung<br />

und Armut die inhaltliche und organisatorische<br />

Verantwor tung für den fachpolitischen Informati-<br />

onsaustausch unter den evangelischen Fach diensten<br />

sowie die verbandspolitische Begleitung des Arbeits-<br />

feldes und vertritt das Arbeitsfeld Adoption in evan-<br />

gelischer Trägerschaft auf bundespolitischer Ebene.<br />

Der Zentrale Evangelische Fachdienst für interstaat-<br />

liche Adoptionsvermitt lung wurde schon 1991 im<br />

Auftrag des Diakonischen Werkes der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland e. V. eingerichtet. Dem Evangelischen<br />

Verein wurde die verbandspolitische Vertretung<br />

in diesem Arbeitsbereich übertragen.<br />

2. Zentraler Evangelischer Fachdienst für interstaat-<br />

liche Adoptionsvermittlung<br />

Dieses Arbeitsfeld nehmen wir seit 1991 für das Diako-<br />

nische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

bundesweit wahr. Wir suchen für verlassene Kinder<br />

aus sogenannten Entwicklungsländern, die in ihrem<br />

Herkunftsland derzeit keine Chance auf eine gedeihliche<br />

Zukunft haben, geeignete Eltern in Deutschland<br />

und bereiten diese auf die besondere Aufgabe<br />

vor. Gemeinsam mit den ausländischen Behörden<br />

führen wir das internatio nale Adoptionsverfahren<br />

durch. Darüber hinaus leisten wir die nachgehende<br />

Begleitung und Beratung der Adoptivfamilien und<br />

unterstützen die Adoptiveltern im Verfahren zur<br />

Feststellung der Anerkennung und Wirkung nach<br />

dem Adoptionswirkungsgesetz.<br />

3. Zusammenarbeit mit der Diakonie Rheinland-<br />

Westfalen-Lippe e. V.<br />

Der Evangelische Verein übernimmt Aufgaben im<br />

Interesse der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe<br />

e. V. Die Aktivitäten beziehen sich auf die Bereiche<br />

der Lippischen Landeskirche, der Evangelischen<br />

Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche<br />

im Rheinland.<br />

Folgende Aufgaben übernimmt der Evangelische<br />

Verein für die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe<br />

e. V.:<br />

• Förderung des fachlichen Austausches im Bereich<br />

der evangelischen Adoptions- und Pflegekindervermittlung<br />

• Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungen<br />

zur fachlichen Weiterentwicklung und Qualitätsentwicklung<br />

der evangelischen Adoptions- und Pflegekindervermittlung<br />

• Erarbeitung von Positionen und Stellungnahmen<br />

für die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und nach<br />

Absprache Vertretung (innerhalb und außerhalb der<br />

Diakonie).<br />

4. Überregionaler Adoptions- und Pflegekinder-<br />

dienst für das Rheinland<br />

Vor allem für ältere Kinder oder Kinder mit beson-<br />

deren Belastungen sucht unser über regionaler<br />

Adoptions- und Pflegekinderdienst im gesamten<br />

Bereich der rheinischen Kirche nach geeigneten<br />

Eltern. Diese Kinder werden uns häufig von den<br />

örtlichen Jugendämtern, Diakonischen Werken oder<br />

katholischen Sozialdiensten gemeldet, die in ihrem<br />

begrenzten Einzugsbereich nicht die passenden<br />

neuen Eltern für diese Kinder finden. Die Fachkräfte<br />

unseres Adoptions- und Pflegekinderdienstes beraten<br />

die leiblichen Eltern der Kinder vor und nach der<br />

Vermittlung, Adoptions- und Pflegebewerberpaare<br />

und die Adoptiv- und Pflegefamilien. Als sehr alter<br />

Adoptionsdienst beraten wir auch regelmäßig eine<br />

große Zahl erwachsener Adoptierter, die nach ihrer<br />

Herkunft suchen, und begleiten Wiederbegegnungen<br />

zwischen erwachsenen Adoptierten und ihren Herkunftsfamilien.<br />

Kinder kommen nicht aus dem Versandhaus<br />

Ei Ein n Kommentar zur Auslandsadoption von Sarah<br />

Eine amerikanische Krankenschwester aus Tennes-<br />

see schickte ihren sieben Jahre alten russischen<br />

Adoptivsohn völlig alleine mit dem Flugzeug zurück<br />

nach Russland. Ein Mann, den die Amerikanerin<br />

dafür bezahlt hatte, setzte den Jungen vor dem<br />

Bildungsministerium aus. „Dieses Kind ist psychisch<br />

instabil, gewalttätig und hat ernste psychopathische<br />

Probleme“, schrieb die 34-Jährige auf einem Zettel,<br />

den sie dem Jungen mitgab. Nach eigenen Angaben<br />

fürchtete sie um ihr eigenes Leben und das ihrer<br />

Familie „Es tut mir leid es zu sagen, aber … ich will<br />

nicht mehr Mutter dieses Kindes sein.“ Russlands<br />

Präsident, Dmitri Anatoljewitsch Medwedew, sprach<br />

von einem „monströsen Akt“ der US-Familie. Sein<br />

Außenminister, Sergej Lawrow, drohte damit, Adoptionen<br />

russischer Kinder durch US-Amerikaner auf Eis<br />

zu legen und fordert Regierungsabkommen, in denen<br />

die Verpflichtungen der Adoptivfamilien ganz genau<br />

festgelegt werden.<br />

Kinder sind keine Luxusware, keine Modeartikel, die<br />

man in einem Katalog bestellen und einfach wieder<br />

zurückschicken kann, wenn sie nicht passen, zu teuer<br />

sind, oder nicht gefallen. Sie kommen nicht aus<br />

einem Versandhaus. Sie haben eine Vergangenheit,<br />

die sie aufarbeiten müssen, und dafür benötigen<br />

sie die Hilfe ihrer neuen Familie. Dessen sollten sich<br />

potentielle Adoptiveltern unbedingt immer bewusst<br />

sein, und genau deshalb ist die aufklärende Arbeit<br />

von Organisationen wie des Evangelischen Vereins<br />

zur Adoptionsvermittlung so wichtig. Wem die Verantwortung,<br />

für ein Kind zu sorgen, eventuell zuviel<br />

werden könnte, wer nur aus einem spontanen Impuls<br />

heraus den Wunsch verspürt, für ein Kind da zu sein,<br />

der sollte sich überlegen, ob eine Patenschaft, wie sie<br />

von vielen Organisationen angeboten wird, nicht die<br />

bessere Alternative zu einer Adoption wäre.<br />

<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />

Foto von Norbert Schmitz, pixelio.de<br />

41


Hannelore<br />

Hannelore<br />

mitglieder stellen sich vor<br />

Hannelore arbeitet in einer integrativen Kindertages-<br />

stätte als Heilerziehungspflegerin. Die Fragen stellte<br />

Marlis Stempel<br />

Das wollte ich früher einmal werden …<br />

Früher wollte ich einmal Krankenschwester werden.<br />

Ich bin Heilerziehungspflegerin geworden, weil dieser<br />

Beruf dem der Krankenschwester am nächsten,<br />

aber halb so anstrengend ist. Er ist persönlich nah am<br />

Menschen ist, dem ich gerne helfe.<br />

Ich freue mich …<br />

über Dinge, die mir beruflich oder privat gelingen und<br />

über die Anerkennung dafür.<br />

Ich ärger mich über …<br />

Fehler aus „Schusseligkeit“, die meist Stress verursachen,<br />

der nicht nötig gewesen wäre.<br />

Ein guter Tag beginnt …<br />

mit einem gemütlichen Frühstück.<br />

Ein schlechter Tag beginnt …<br />

mit einem hastigen Frühstück oder ohne Frühstück.<br />

Da wollte ich unbedingt schon einmal hinreisen …<br />

Nach Norderney würde ich gerne zurückkehren.<br />

Ich arbeite gern …<br />

in der Kindertagesstätte, weil mit Kindern leichter zu<br />

arbeiten ist als mit Erwachsenen.<br />

Besonders wichtig an meiner Arbeit ist mir …<br />

dass es vor allem den Kindern, um die es ja geht,<br />

gut geht.<br />

Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland<br />

bedeutet für mich …<br />

Austausch mit anderen Betroffenen und Freundschaften.<br />

Mit diesem Prominenten würde ich gerne einen Kaffee<br />

trinken …<br />

Ich würde gerne mit Harpe Kerkeling einen Kaffee<br />

trinken gehen.<br />

Diese Bibelstelle mag ich am liebsten …<br />

„Lasset die Kinder zu mir kommen, sagte Jesus“, ist<br />

meine Bibelstelle.<br />

Meine Vorbilder sind …<br />

Menschen, die guten willens sind und es ehrlich mit<br />

einem meinen.<br />

Wenn ich die Welt verändern könnte, würde ich …<br />

Bio-Nahrung, Bio-Möbel und Bio-Kleidung für jeden<br />

erschwinglich machen, der ein Gehalt bekommt.<br />

Arme würden auch von mir Bio-Kleidung und Bio-<br />

Nahrung bekommen. Ich wünsche mir Gesundheit,<br />

Erhalt der derzeitigen Arbeitsstelle und der Wohnung.<br />

Ich träume oft von …<br />

einem netten Mann, der in meinem Alter ist, mich<br />

liebt so wie ich bin und umgekehrt.<br />

43


Wir laden ein zum<br />

Frauentreffen<br />

nach Nordwalde<br />

15. bis 17. Oktober 2010<br />

veranstaltungen<br />

15. bis 17. Oktober 2010<br />

12. bis 13. Februar 2011<br />

25. bis 27. Februar 2011<br />

27. bis 29. Mai 2011<br />

26. Juni 2010, 11:30 Uhr<br />

11. September 2010, 11:00 Uhr<br />

6. November 2010, 11:00 Uhr<br />

4. Dezember 2010, 11:00 Uhr<br />

27. Juni 2010, ab 11:00 Uhr<br />

4. September 2010<br />

25. September 2010<br />

Jeden ersten Freitag im Monat<br />

18:45 Uhr bis 21:00 Uhr<br />

Jeden dritten Samstag im Monat<br />

15:00 Uhr bis 18:00 Uhr<br />

Überregionale Treffen<br />

Frauentreffen in Nordwalde bei Münster<br />

Regionalleitertreffen<br />

Ort wird noch bekannt gegeben.<br />

Weibertreffen in der Jugendherberge in Mainz<br />

Jahrestreffen in der Jugendherberge Oberwesel<br />

Regionalgruppe Stuttgart<br />

Biergarten. Wir treffen uns um 11:30 Uhr vor der<br />

Post im HBF Stuttgart. Familien sind willkommen.<br />

Körpertherapie mit Jürgen Weiss, KISS<br />

Gruppengespräche, KISS<br />

Jahresausklang, Familien sind willkommen, KISS<br />

KISS Stuttgart, Tübinger Straße 15<br />

Familiengruppe Düsseldorf<br />

Treffen im Südparkcafé Düsseldorf-Wersten<br />

Themensamstag<br />

Regionalgruppe Duisburg<br />

6. Duisburger Selbsthilfetag<br />

Stammtisch bei Mamma Leone<br />

Regionalgruppe Hamburg<br />

KISS Wandsbek, Brauhausstieg 15-17<br />

22041 Hamburg-Wandsbek<br />

Kerstin Wessels Fon 02 57. 28 50 52<br />

familie-wessels@t-online.de<br />

Silke Flinder Fon 0 30. 66 46 01 01<br />

Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />

orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />

Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />

orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />

Barbara Keller Handy 01 71. 1 77 31 33<br />

Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />

redaktion@turner-syndrom.de<br />

Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />

redaktion@turner-syndrom.de<br />

KISS Wandsbek, Fon 0 40. 3 99 2 63 50<br />

kisswandsbek@paritaet-hamburg.de<br />

weitere aktuelle Termine finden Sie unter<br />

www.turner-syndrom.de<br />

MJahr<br />

an Förderer<br />

AOK Niedersachsen Fördergeld für<br />

die Regionalgruppe Osnabrück<br />

AOK Berlin Fördergeld für die Regionalgruppe Berlin<br />

Vdak<br />

DAK Bundesverband<br />

an Spender<br />

Wir danken allen Spendern, die uns mit ihrer Spende<br />

die Fortführung unserer Projekte ermöglicht haben.<br />

es spendeten neben Privatpersonen<br />

folgende Firmen:<br />

Albersdruck GmbH & Co KG<br />

BSN-Jobst GmbH<br />

Merck Pharma GmbH<br />

Berichtszeit: September 2009 bis Mai 2010<br />

für tatkräftige Hilfe!<br />

danke<br />

Das Korrekturlesen besorgten Bettina von Hanffstengel<br />

Christiane und Sarah. Das Frauentreffen 2010 wird organisiert<br />

von der Frauengruppe Münster/Osnabrück<br />

Ein Dank für die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

geht an PPR Pepper Pohl Publik Relations<br />

Agentur für Gesundheitskommunikation<br />

www.ppr-pepper.de<br />

Ein Dankeschön an visuelle kommunikation lisa eppinger<br />

für die gestalterische Unterstützung und Beratung bei<br />

den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten.<br />

Wir danken Alois Reifenschneider für seinen ehrenamtlichen<br />

Einsatz als Webmaster und die gelungene Umsetzung<br />

unserer Ideen.<br />

45


46<br />

adressen<br />

<strong>kinderwunsch</strong><br />

information<br />

Ehe-, Familien-<br />

Sexual- und Lebensberatung<br />

AWO-Beratungsstelle im Uni-Klinikum Essen<br />

Beratungsstelle für Frauen und Paare<br />

Nebenstelle des Lore-Agnes-Hauses<br />

Hufelandstr. 55<br />

45147 Essen<br />

Trägerin: AWO Bezirksverband Niederrhein e. V.<br />

Fon 02 01. 7 22 - 16 08 - 09<br />

Fax: 02 01. 722 - 16 00<br />

E-Mail: awo-beratung@uk-essen.de<br />

www.lore-agnes-haus.de<br />

Evangelischer Verein für Adoptions- und<br />

Pflegekindervermittlung Rheinland e. V.<br />

Einbrunger Straße 66<br />

40489 Düsseldorf<br />

Tel. (00 49) (0) 211 40 87 95-0<br />

Fax (00 49) (0) 211 40 87 95-26<br />

E-Mail evap@ekir.de<br />

novum<br />

Zentrum für Reproduktionsmedizin<br />

Akazienallee 8-12<br />

D-45127 Essen<br />

Tel. +49 (0) 20 12 94 29 - 0<br />

Fax +49 (0) 20 12 94 29 - 14<br />

info@ivfzentrum.de<br />

www.ivfzentrum.de<br />

weitere Adressen sind der Redaktion bekannt.<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland e. V.<br />

Geschäftsführerin<br />

Melanie Becker-Steif<br />

Ringstraße 18<br />

53809 Ruppichteroth<br />

Fon 0 22 47 75 97 50<br />

Fax 0 22 47 75 97 56<br />

geschaeftsstelle@turner-syndrom.de<br />

Ansprechpartnerin<br />

für die Mädchenarbeit<br />

Bettina von Hanffstengel<br />

Rödlas 4<br />

91077 Neunkirchen am Brand<br />

Fon 0 91 92. 99 40 86<br />

Fax 0 91 92. 99 40 79<br />

orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />

Informations- und Beratungstelefon<br />

Diplom-Psychologin<br />

Angelika Bock<br />

Am Heienbach 32<br />

36199 Rotenburg an der Fulda<br />

Fon 0 66 23. 9 15 42 39<br />

beratung@turner-syndrom.de<br />

Erste Vorsitzende<br />

Kerstin Subtil<br />

Ahornstraße 65<br />

63071 Offenbach<br />

Fon 0 69. 42 69 42 97<br />

Handy 01 62. 41 0 11 88<br />

erste-vorsitzende@turner-syndrom.de<br />

Ansprechpartnerin<br />

für die Regionalgruppen<br />

Silke Flinder<br />

Am Bogen 25<br />

13589 Berlin<br />

Fon 0 30. 66 46 01 01<br />

dritte-vorsitzende@turner-syndrom.de<br />

Redaktionsteam<br />

Bettina von Hanffstengel<br />

Marlis Stempel<br />

Christiane und Sarah<br />

Berichtszeit: September 2009 bis Mai 2010<br />

Herausgeber<br />

Redaktion<br />

MitarbeiterInnen<br />

dieser Ausgabe<br />

Satz<br />

Druck<br />

Auflage<br />

Erscheinungsweise<br />

Preis<br />

ISSN<br />

Hinweis<br />

Redaktionsschluss<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland e. V.<br />

Marlis Stempel (ViSdP)<br />

Christiane, Elke, Bettina von Hanffstengel, Dr. med. Nadia Heming,<br />

Barbara Keller, Petra, Prof. Dr. med. Thomas Katzorke, Regina,<br />

Kristin, Sarah, Gabi, Gesine Wischerhoff. Allen Autoren und Autorinnen<br />

sei ein großer Dank ausgesprochen!<br />

DTP Marlis Stempel<br />

Druckerei Albers, Düsseldorf<br />

700 Exemplare<br />

halbjährlich im Mai und Oktober, jeweils zum<br />

Jahrestreffen und zum Frauentreffen<br />

2,50 Euro pro Exemplar. Mitglieder erhalten die<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten kostenlos.<br />

0946-8331<br />

die Inhalte dieser Zeitschrift sind alleinige Meinungsäußerungen<br />

der Autoren und Autorinnen. Sie stimmen nicht unbedingt mit<br />

der Meinung der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland e. V.<br />

überein.<br />

für die Ausgabe 2. 2010 ist der 15. August 2010<br />

Das Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe ist Patienteninformation<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Wir suchen Antworten auf folgende<br />

Fragen: Wie erkläre ich das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> meiner<br />

Tochter? Wie bringe ich es meinem Partner bei? Wie formuliert der<br />

Arzt, die Ärztin gegenüber der Patientin, was Sache ist? Für Tipps<br />

aus dem Leserkreis ist das Redaktionsteam dankbar. Berichten Sie<br />

uns, wie Sie über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> aufklären oder wie<br />

Sie aufgklärt wurden. Zuschriften erbitten wir an:<br />

Marlis Stempel<br />

Böhmer Straße 4<br />

47249 Duisburg<br />

Fon 02 03. 78 69 52<br />

Fax 03 22 21 16 06 34<br />

redaktion@turner-syndrom.de<br />

impressum<br />

turner-syndromvereinigung<br />

deutschland e.v.<br />

www.turner-syndrom.de<br />

wir bieten hilfe und informationen<br />

zum ullrich-turner-syndrom.<br />

melanie becker-steif<br />

geschäftsführerin<br />

ringstraße 18<br />

53809 ruppichteroth<br />

fon 0 22 47. 75 97 50<br />

fax 0 22 47. 75 97 56<br />

geschaeftsstelle@<br />

turner-syndrom.de<br />

schirmherrin<br />

dr. med. astrid bühren<br />

beratung und infoservice<br />

diplom-psychologin angelika bock<br />

fon 0 66 23. 9 15 42 39<br />

beratung@turner-syndrom.de<br />

vorstand<br />

kerstin subtil<br />

bettina schaefer<br />

silke flinder<br />

registergericht<br />

amtsgericht waldbröl<br />

registernummer vr 733<br />

mitglied in achse e. v.<br />

bag selbsthilfe e. v.<br />

kindernetzwerk e. v.<br />

netzwerk gegen selektion<br />

durch pränataldiagnostik<br />

paritätischer wohlfahrtsverband<br />

landesverband nrw<br />

wir sind eine gemeinnützige,<br />

ehrenamtlich tätige selbsthilfeorganisation.<br />

spenden<br />

und mitgliedsbeiträge sind<br />

steuerlich absetzbar.<br />

freistellungsbescheid vom<br />

finanzamt siegburg vom<br />

27.06.2005 steuernummer:<br />

220 5939 0459<br />

spendenkonto<br />

sparkasse wiehl<br />

bankleitzahl 384 524 90<br />

kontonummer 359 893<br />

vereinskonto<br />

postbank köln<br />

bankleitzahl 370 100 50<br />

kontonummer 526 848 504<br />

47


Mirjam <strong>—</strong> Kind der Hoffnung<br />

Ein Baby <strong>—</strong><br />

Untergewichtig und zu klein,<br />

dicke Hände und Füße,<br />

der Hals <strong>—</strong><br />

da stimmt doch was nicht!<br />

Um Gottes Willen!<br />

Was wohl aus diesem Kind werden wird?<br />

Nie wird es sich durchsetzen können!<br />

Ihr Leben lang einen gezeichneten, unattraktiven,<br />

entstellten Körper haben.<br />

Es wird es schwer haben, das arme Kind!<br />

Ein Mädchen <strong>—</strong><br />

sie heißt Mirjam.<br />

Schaut, wie sie trinkt und wächst!<br />

Richtig lieb, wenn sie lächelt oder schläft!<br />

Sie lernt unheimlich viel in kurzer Zeit!<br />

Klein und hilflos, wie sie ist,<br />

hat sie doch die Kraft, ein Stück Welt zu verändern!<br />

Was für eine wundervolle Ausstrahlung Mirjam<br />

in diesem Alter schon hat!<br />

Beides das gleiche Mädchen!<br />

Mirjam hat <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Welche Hoffnungen weckt sie in mir für ihr Leben?<br />

Wo stehe ich zwischen Angst und Vertrauen?<br />

Ob meine Hoffnung für sie zum Geschenk wird?<br />

Ein Geschenk des Lebens <strong>—</strong> für Mirjam.<br />

Elke, Oktober 1996<br />

www.turner-syndrom.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!