<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum RheintalHeerbrugg«Es soll nicht genügen, dass man Schritte tue, die einst zumZiele führen, sondern jeder Schritt soll Ziel sein und als Schrittgelten.» Johann Wolfgang von GoetheNach knapp zwei Jahren Betriebszeit in den neuenRäumlichkeiten hat sich die Tagesklinik bei sämtlichenZuweisenden der Region Rheintal etabliert und zeigt steigendeBelegungszahlen. Durch die Neubesetzung derOberarztstelle Ende 2011 konnten die geplanten Entwicklungsschrittegemeinsam mit dem Behandlungsteamumgesetzt werden. Dabei wurden zahlreiche patientenorientierteOptimierungen in Abläufen der Behandlung,im therapeutischen Wochenprogramm wie auch an derNutzungs- und Raumgestaltung vorgenommen. So wurdebeispielsweise der Aufenthaltsraum neu eingerichtet,um die Möglichkeiten der milieutherapeutischen Arbeitmit den Patienten zu verbessern. Dank der Unterstützungder Albin-Pedrotti Stiftung St.Gallen, konnte diesesVorhaben trotz Sparmassnahmen umgesetzt werden.Mit dem Ziel der Einführung von «Quak-Standards» fürdie tagesklinische Behandlung und der Einführung vonErgebnismessungen per 2013 soll zukünftig ein weitererqualitativer Meilenstein erreicht werden.2012 nahmen 1146 Patienten das Leistungsangebot des Ambulatoriumsin Anspruch. Das multiprofessionelle Team behandelteStörungen aus allen Bereichen der psychischen Erkrankungen.Das einzeltherapeutische Angebot wurde durchein therapeutisches Gruppenangebot «Training emotionalerKompetenzen» (TEK) ergänzt. Da Gruppentherapien die Behandlungoptimal ergänzen und von den Patienten sehr geschätztwerden, sind auf nächstes Jahr bereits weitere verschiedeneGruppentherapien in Planung, beispielsweise Trainingsozialer Kompetenzen, Nada-Akupunktur, Schmerz- undEntspannungsgruppe. Im neuen Jahr soll ausserdem der BereichGynäkopsychiatrie ausgebaut werden, welcher einerNachfrage entspricht. Im August 2012 lud das <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal zusammen mit der Kontaktstelle für SelbsthilfegruppenSt.Gallen zu einem vernetzenden Fachaustauschein, um auf die Wichtigkeit von über 130 Selbsthilfegruppenzu ganz verschiedenen gesundheitlichen oder sozialen Problemenaufmerksam zu machen. Im Berichtsjahr waren einigepersonelle Austritte zu verzeichnen, die in Zusammenhang mitWeiterbildungen und Familienplanung standen. Das ambulanteTeam wird nun, personell verstärkt und gut aufgebaut,ins neue Jahr starten.Mit der Stiftung förderraum kooperieren wir in verschiedenenkomplementären Bereichen. Neben Wohnangeboten sowieArbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten, stationären und ambulantenWohnbegleitungen wurde 2012 ein tagesstrukturierendesAngebot für Menschen mit chronischen psychischenErkrankungen aufgebaut. Im Sommer 2012 wurden auf demAreal des <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrums Rheintal Räumlichkeiten fürdie Tagesstätte untervermietet. Die Tagesstätte spricht vorallem Menschen an, die aufgrund einer Beeinträchtigung aufdem Arbeitsmarkt keinen Platz finden. Eine Tagesstruktur undsinnvolle Beschäftigung sollen auf dem Weg zu einer sozialenund wo möglich beruflichen Integration helfen.Nachdem auf 1. Januar 2012 ein neues Finanzierungsmodellfür die pflegerischen Fallsupervisionen eingeführt wurde,mussten mit sämtlichen Alters- und Pflegeheimen sowie Spitexorganisationender Region neue Leistungsverträge abgeschlossenwerden. Ein Grossteil aller Institutionen im Rheintal,mit denen wir eine Kooperationsvereinbarung eingegangensind, nutzt den spezialisierten Dienst auch regelmässig.Der Schwerpunkt des «Mobilen <strong>Dienste</strong>s Alterspsychiatrie»liegt in pflegerischen Fallsupervisionen, Beratung und Coachingin Alters- und Pflegeheimen sowie Spitexorganisationenund Hausbesuchen. Der Alterspsychiatrische-Dienst führt inKooperation mit der Schweizerischen Alzheimervereinigungund in Zusammenarbeit mit den Altersheimen Viva und Augiesseneine geführte Selbsthilfegruppe, eine niederschwelligeAnlaufstelle für Angehörige.Die Memory-Clinic, das gemeinsam betriebene Angebot mitdem kantonalen Spital Altstätten, hat sich gut etabliert undwurde mit 35 ambulanten Demenzabklärungen im Berichtsjahrregelmässig in Anspruch genommen. Die Zusammenarbeit mitder Geriatrie gestaltete sich vielseitig und kooperativ.Der Bereich Koordinierte Intervention führte in Zusammenarbeitmit Ambulatorium und Tagesklinik die Erhebung einer«Sozialanamnese» ein. Damit erreichen wir das Ziel einer umfassendenAbklärung, welche als Voraussetzung für eine biopsycho-sozialeBehandlung dient. Diese wird bei neu eintretendenPatienten durch den Aufnahmedienst und zusammenmit dem Patienten erhoben, um möglichen Behandlungsbedarfseitens der Koordinierten Intervention zu prüfen. Der Rücklaufder Formulare betrug beinahe 100 Prozent und zeigt auf, dassbei 50 Prozent aller Aufnahmen eine Begleitung durch eineFachperson der Koordinierten Intervention erforderlich ist undvon Seiten der Patienten auch gewünscht wird. Im Berichtsjahrkam ausserdem eine interdisziplinäre Zusammenarbeitmit dem Rechtsdienst Pro Cap und den Bereichen KoordinierteIntervention, Ambulatorium und Tagesklinik zustande. In regelmässigenAbständen finden nun Fallsupervisionen zu anspruchsvollenFragen im Bereich Sozialversicherungswesenund IV-Fragestellungen statt.Im Frühling des Berichtsjahres wurde nach kurzen, intensivenRenovierungsarbeiten das «Haus Feuertanne» oberhalb derTagesklinik in Bezug genommen. Das ehemalige Wohnhaus,das einen wunderbaren Blick auf Heerbrugg freigibt, wurdesanft renoviert und bietet nun der Leitung des <strong>Psychiatrie</strong>-Zen-
trums Rheintal Platz. Damit wurde der strategische Plan zurräumlichen Zusammenlegung sämtlicher Behandlungs- undDienstleistungsangebote unter einem Dach weiter konkretisiertund vorbereitet.Um die vielseitig einsetzbaren Räumlichkeiten der Gebäudeoptimal zu nutzen wurden in Zusammenarbeit mit unseremKooperationspartner förderraum St.Gallen drei Sitzungs- undTagungsräume mit entsprechender Infrastruktur ausgerüstet,um sie externen Gästen zur Vermietung anzubieten. Erarbeitetwurde ein Catering-Angebot, dass sich in der Region sehrgrosser Beliebtheit erfreut. So konnten bereits einige Stammgästegewonnen werden, die das Angebot der Tagungsräumenun regelmässig nutzen: Firmen, Vereine, Private, Gruppenund Interessenverbände erhalten so indirekt Einblick in unserregionales Zentrum und die umfangreichen Behandlungsmöglichkeiten.Das erweiterte Wissen unserer Gäste kann so zurEntstigmatisierung von psychischer Krankheit beitragen. Fürdas Schloss-Café bedeutet dies eine zusätzliche Einnahmemöglichkeitund für das <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum werden die Kostender Infrastruktur reduziert. Gleichzeitig werden Synergienmit Kooperationspartnern nachhaltig genutzt.Herzlichen Dank an unsere Patientinnen und Patienten für dasentgegengebrachte Vertrauen, den Zuweisenden Fachstellenfür die Zusammenarbeit und bereichernde Kooperation undallen Mitarbeitenden des <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrums Rheintal fürihren tagtäglichen Einsatz.Karlheinz PracherLeiter <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal8 | 9