13.07.2015 Aufrufe

Jetzt erst recht! - Hellasfreunde Bern

Jetzt erst recht! - Hellasfreunde Bern

Jetzt erst recht! - Hellasfreunde Bern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Hellasfreunde</strong> <strong>Bern</strong>Kulturelle Vereinigung der <strong>Hellasfreunde</strong>, 3000 <strong>Bern</strong>Bulletin 2012 - 3 / Dezember 20121


Titelbild: Theater von DodoniVereinsadresse:Kulturelle Vereinigungder <strong>Hellasfreunde</strong>3000 <strong>Bern</strong>Kontakt:Internet: www.hellasfreunde.chMail: hellasfreunde.bern@bluewin.chTel. Fred Wyss: +41 (0) 031 931 02 132Das Bulletin wird, zumindest auszugsweise,auch auf unserer Website als PDF aufgeschaltet– allerdings mit ca. 3 Monaten Verzögerung:Mitglieder sollen Vorrang haben!


Zum Verein und zum BulletinInhaltsverzeichnis3Fred Wyss27.9.2012Zum Verein und zum Bulletin Fred Wyss (<strong>Hellasfreunde</strong>) 3<strong>Jetzt</strong> <strong>erst</strong> <strong>recht</strong>! Sylvia Caviezel (<strong>Hellasfreunde</strong>) 4Der Tod des Hauptmanns Markus List, Leonberg D 6Die 4 griechischen Vulkan-Inseln Tobias Schorr, www. volcanodiscovery.com 8Milos – Insel der Farben Immo Schröter, www.milos-greece.com 10Milos 2004 Fred Wyss (<strong>Hellasfreunde</strong>) 11Eine Industrieruine auf Milos Fred Wyss (<strong>Hellasfreunde</strong>) 14Aphrodite von Milos Immo Schröter, www.milos-greece.com 16Nisyros - Wandern auf einem schlafenden Vulkan Tobias Schorr, www. volcanodiscovery.com 18Ein Ouzo für Maria Callas www.tagespiegel.de 23Parga – das Auge und Ohr Korfus Tine Schönwitz, www.tine-schoenwitz.de 26Das Totenorakel vom Fluss Acheron Tine Schönwitz, www.tine-schoenwitz.de 29Suli (Souli), Epirus Christian Herrmann, www.cyberorange.net/suli/ 33Moscho Tzavela Wikipedia 35Zalongo, (Epirus) www.griechenland-lexikon.de 36Tepedelenli Ali Pascha Wikipedia 37Das Orakel von Dodoni www.epirus.de 38Flüge ab <strong>Bern</strong> nach Griechenland 2013 Pressemitteilung / Internet 39Presse Griechenlandzeitung, www.griechenland.net 39Veranstaltungen www.hellasfreunde.ch 40Zum Inhalt des BulletinsZuverlässig wie immer, hat Sylvia Caviezel einen Reisebericht abgeliefert, diesmal über dasverbrannte Chios. Überraschend lieferte der Karpathos-Kenner Markus List einen gut recherchiertenBericht aus den dunklen Tagen des zweiten Weltkrieges. Markus List hatte im 2011Texte und Bilder zum Maler Jannis Chapsis geliefert – jetzt hat er sich an uns erinnert.Ein Schwerpunktthema bilden die griechischen Vulkaninseln. Weil wir am 6. Dezember einenVortrag zu diesem Thema hören werden, suchte ich gezielt nach Artikeln dazu. Zwei Artikelstammen von Tobias Schorr, unserem Referenten vom 6. Dezember.Ein zweiter Schwerpunkt bildet der südliche Epirus mit Parga und der Insel Lefkada. Wir verbrachtenunsere diesjährigen Ferien dort und ich werde am 13. Februar einen Film dazu zeigen.Bei meinen Recherchen über die Gegend stiess ich auf einige interessante Artikel.Wir danken allen Autoren, denjenigen, die extra etwas für uns geschrieben haben, aber auchdenen, die uns den Abdruck eines bestehenden Artikels gestattet haben.Das nächste Bulletin erscheint am 5. März, Redaktionsschluss ist am 18. Februar 2013.Aufruf zur Mitgliederversammlung am 25. Januar 2013An der Mitgliederversammlung vom 25. Januar 2013 stehen die ordentlichen Wahlen auf demProgramm. Sechs der sieben Vorstandsmitglieder stellen sich zur Wiederwahl. Philippe Gigontritt nach mehrjähriger Vorstandstätigkeit zurück. Wir müssen also an der Mitgliederversammlungein neues Vorstandsmitglied wählen.Seite


<strong>Jetzt</strong> <strong>erst</strong> <strong>recht</strong>!Text: Sylvia Caviezel, Fotos: Elisabeth SchmidOktober 2012Wie jedes Jahr verbrachte ich auch diesen Herbst meine Ferien in Griechenland, diesmalauf der Insel Chios.Im letzten Bulletin stand ein Artikel über Mastixbäume und Mastixverarbeitung in Chiosund genau in dieser Gegend sind wir heute unterwegs. Zu<strong>erst</strong> fahren wir noch durchgrünes, bebautes Gebiet mit Olivenbäumen und nach und nach sehen wir immer mehrMastixplantagen. Plötzlich ändert sich das Bild schlagartig: wir fahren durch eineschwarze, verkohlte Gegend, Opfer der grossen Brände vom August.Es sieht wirklich trostlos aus, nichts alsschwarze, verbrannte Sträucher, die ehemaligenMastixbäume. Für lange Zeit ist hierkeine Mastixgewinnung mehr möglich, eineKatastrophe für die Bauern, die schon vordem Brand in einer schwierigen Lage waren!Zum Glück ändert sich das Bild wieder, alswir dem Meer zu fahren, dort ist die Naturwieder unversehrt.In Emporios, unserm heutigen Ziel, angekommen,steigen wir aus dem Bus. Es istnoch früh am Morgen, das Dorf schläft noch.Wir setzten uns in die Taverne von Maria, wowir die Badesachen von unsern Wanderern,die noch unterwegs sind, deponieren wollen.Nur eine Kollegin wird ungeduldig, stapft aufdem Dorfplatz herum und sucht eine offeneTaverne, sie will einen Ouzo haben. Undüberhaupt, wo ist denn hier der Strand? Siemustert den kleinen Fischerhafen, Ist daswohl schon hier? Das ist ja schrecklich! Ichkann sie diesbezüglich beruhigen, denn derStrand von Emporios ist noch hinter demkleinen Hügel. Aber beim Ouzo suchen kannich ihr nicht helfen, es ist definitiv noch alleszu. Auch die Nachfrage bei einem Griechen,der gerade das Trottoir abspritzt. nützt nichts,Geduld ist gefragt! Aber schliesslich habendie Tavernenbesitzer ja bis in alle Nacht gearbeitetund müssen ja nicht unbedingt schonvor 10 Uhr wieder da sein, insbesondere daausser uns noch weit und breit keine Touristenzu sehen sind. Schliesslich kommt derBäcker mit frischem Brot und telefoniert derTavernenbesitzerin, die bald auch erscheintund uns sehr freundlich bedient.Dann spazieren wir über den Hügel, wo derVulkanstrand zu finden ist, ein wunderschönesBild, die schwarzen Kiesel und daskristallklare Wasser des Meeres. Dazu ist erfast menschenleer.Na, wo sind denn hier die Liegestühle, tönt esfragend hinter mir. Dass es hier keine hat, isteine mittlere Katastrophe für meine Kollegin,wo soll ich mich denn jetzt hinlegen???Natürlich sind die Kiesel nicht so bequem wieLiegestühle, aber diesen wunderbaren Strandmit Stühlen zu "garnieren" wäre wirklichschade! Wir geniessen die Sonne und daswarme Meer in vollen Zügen. Meine Kollegin4


ist allerdings schon bald wieder auf demRückweg ins Dorf, diesen Schreck mit demunbequemen Strand muss sie unbedingt miteinem weiteren Ouzo hinunter spülen!Auf dem Rückweg besuchen wir noch dasMastixdorf Pirgi, das zwar kurze Zeit evakuiertwerden musste, weil die Gefahr einerRauchvergiftung drohte. Aber Gott sei Dankwurde es kein Raub der Flammen! Ich war jadas <strong>erst</strong>e Mal etwa vor 15 Jahren hier. Mittlerweileist das Dorf mit seinen Sgraffiti wunderschönrenoviert worden und steht unterSchutz. Viele ältere Frauen sitzen vor ihrerHaustür und sortieren in einem grossenBecken die Mastixernte der unversehrt gebliebenenBäume. Es ist eine Sisyphusarbeit,denn die Mastixklümpchen sind mit Erde undBlättern vermischt, die mühsam getrennt werdenmüssen. Aber wenn man nur ein bisschengriechisch spricht, sind sie glücklich undwollen alles wissen, woher man kommt, obwir verheiratet sind und wie viele Kinder wirhaben. Ich glaube den Zivilstand ledig, wie ichihn habe, existiert gar nicht hier. Es gibt vielzu reden unter den Frauen und sie v<strong>erst</strong>ehenabsolut nicht, dass ich keinen Mann habe!Am Schluss möchte ich nochmals auf dieBrände zurück kommen. Es hat ja ausser imMastixgebiet auch im Norden und auf derInsel Inousses grosse Flächen verbrannt.Es ist ein trauriges Bild, links und <strong>recht</strong>s derSrasse verkohlte Bäume zu sehen, wo einstein mühsam aufgeforsteter Wald stand.Aber auch auf der Insel Chios steht inmittender verbranntenErde das KlosterNea-Monimitsamt seinenZypressen unversehrtalsZeichen derHoffnung.Und ich denke,jetzt <strong>erst</strong> <strong>recht</strong>müssen wirGriechenlandund der gebeuteltenInsel dieTreue halten,die Menschenhaben es verdient!5


Der Tod des HauptmannsMarkus ListOktober 2012, Leonberg DDas tragische Ende eines Kommando-Unternehmens im Zweiten Weltkrieg auf derInsel KarpathosKarpathos im Jahr 1944. Seit Anfang September 1943 befinden sich rund 800 deutscheSoldaten auf der zwischen Kreta und Rhodos gelegenen Dodekanes-Insel, um nach derKapitulation Italiens am 9. September 1943 die Herrschaft über die Insel von den Italienern zuübernehmen. Ein Jahr später, am 4. Oktober 1944 verlassen die letzten deutschen SoldatenKarpathos in Richtung Rhodos. Am Tag darauf entwaffnen aufständische Karpathioten im DorfMenetes die verbliebenen Italiener und befreien Karpathos von der Fremdherrschaft.Nur sechs Wochen vor dem Abzug der Deutschen, in der Nacht vom 24. zum 25. August 1944,nähert sich das britische Boot HDML 1381 der Westküste der Insel Karpathos. An Bord befindensich britische Soldaten der Special Boat Squadron (SBS) und fünf Griechen. Die Griechensind Angehörige des Ierós Lóchos, der Heiligen Schar oder Heiligen Kompanie, einergriechischen militärischen Spezialeinheit, die gemeinsam mit der SBS für die Befreiung derDodekanes-Inseln kämpft. Ihre Sabotageaktionen richten sich gegen abgelegene feindlicheWachposten, Funk- und Telegraphenstationen, Hafenanlagen und Treibstoffdepots.Zwei Stunden nach Mitternacht gehen die fünf Griechen in der Bucht von Proní unterhalb desOrtes Pylés an Land. DieBriten sollen den Kommandotruppdrei Tage später amgleichen Ort wieder abholen.Doch es kommt anders.Während sich das Boot HDML1381 bereits wieder von derKüste entfernt, ertönt einelaute Explosion; kurz daraufwird auf der Insel das vereinbarteSignal zur Abholunggegeben. Die Briten kehren andie Küste zurück und müssendort feststellen, dass der Kommandotruppin ein Minenfeldgeraten ist. Der zwanzigjährigeObergefreite Konstantinos Psillís von derInsel Chios kommt dabei ums Leben, dreiandere Griechen werden verwundet. EinigeTage später wird Konstantinos Psillís auf demFriedhof von Pylés beigesetzt.Noch lange Jahre nach seinem Tod haben dieDorfbewohner am Nationalfeiertag demSoldaten, der für ihre Freiheit gestorben ist, gedachtund für seine Seelenruhe gebetet. DieSchulkinder trugen Gedichte vor und sangen einihm gewidmetes Lied:6


Dieses Lied ist zugleich eine schöne Bestätigung der Aussage des deutsche ArchäologenLudwig Ross aus seinen „Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres“ (Band 3,S. 120) aus dem Jahr 1845: „Es ist ein charakteristischer schöner Zug in der griechischenVolksdichtung, daß die Gedanken des Sohnes, so oft er sich in Noth und Bedrängniß findet,immer vorzugsweise auf die Mutter sich richten; der Mutter klagt er sein Leid, die Mutter ruft erum Hülfe an, und wenn es irgendwo eine Trauerkunde zu melden giebt, da darf sie der Mutternur schonend, verhüllt, unter Gleichnissen verborgen beigebracht werden“.Die Gefangennahme der Besatzung von HDML 1381Durch das tragische Ereignis und die daraus entstandene Verzögerung war es HDML 1381nicht mehr möglich, gefahrlos an Rhodos vorbei zur türkischen Küste zurückzukehren. Sowurde beschlossen, den folgenden Tag bis zum Einbruch der Nacht bei der kleinen Insel Syrna(auch Syrina genannt) 20 Meilen südlich von Astypalea zu verbringen. Das Boot wurde zurTarnung mit einem Tarnnetz versehen. Zwei deutsche Sturmboote der Küstenjäger-AbteilungBrandenburg, die unter dem Kommando von Oberleutnant Bertermann den Auftrag hatten, diebritischen und griechischen Kommandotruppen auf den ägäischen Inseln aufzuspüren,entdeckten am 26. August 1944 das getarnte Boot und eröffneten das Feuer. Den 14 britischenund vier griechischen Kommando-Soldaten an Bord von HDML 1381 blieb keine andere Wahlals sich zu ergeben. Die Kriegsgefangenen kamen über Leros nach Athen und dann in dasKriegsgefangenenlager Kais<strong>erst</strong>einbruch (Burgenland). Auf dem Transport dorthin soll dreiGriechen der Heiligen Schar und einem SBS-Angehörigen die Flucht gelungen sein. Das BootHDML 1381 wurde von den „Brandenburgern“ übernommen und war dann bis Mai 1945 unterdem Namen KJ 25 im Dodekanes im Einsatz. Der letzte Einsatz von KJ 25 im Dienste derDeutschen war am 9. Mai 1945 die Beförderung des Kommandanten Ostägäis, GeneralmajorOtto Wagener, nach Symi - zur Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde. Danach ging KJ 25wieder als HDML 1381 in den Besitz der Special Boat Squadron über.7


Die 4 griechischen Vulkan-InselnTobias Schorrwww.methana.com, www.nisyros.deMethanaUm das Jahr 230 v.Chr. tat sich auf einemFeld der Halbinsel Methana ein Spalt auf.Nach heftigen Erdbeben quoll zähe Lava ausdem Erdinneren. Weit bis nach Athen war dasGlühen sichtbar und antike Schriftsteller wieOvid und Strabon berichteten von demgroßartigen Naturschauspiel.Ein Vulkanausbruch ist immer etwas, das dieMenschen in Erinnerung behalten. Innerhalbweniger Monate wuchs dieser Vulkan quasivor den Toren Athens bis auf 412 m Höhe.Doch <strong>erst</strong> um 1840 erinnerten sich ein paarGeologen an diesen Vulkan, als die jüngsteInsel Griechenlands im Santorin-Archipelausbrach.Methana ist heute ein verschlafener Kurortund nur wenige wissen, dass man auf derHalbinsel durch eine Landschaft aus über 30erloschenen Vulkandomen wandert. Dass dieRegion schon in vorgeschichtlicher Zeitbesiedelt war, davon zeugen Reste aus derZeit um 1400 v.Chr. und das in der Regionentdeckte „Grab des Theseus“, der einemythologische Verbindung zur minoischenHochkultur hatte, die durch die gigantischeVulkankatastrophe auf Santorin um 1627 v.Chr. in die Krise geriet.Tom Pfeiffers Fund eines verkohlten Olivenbaumshalf, den minoischen Vulkanausbruchauf Santorin auf +- 27 Jahre genau datierenzu können.SantorinSantorin ist eine der weltweit schönsten undinteressantesten Inseln. Hier kann man quasidurch ein Lehrbuch der Geologie wandern.Hunderte Vulkanausbrüche in den letztenzwei Millionen Jahren haben unterschiedlicheSchichten aus Lava, Asche und Bims aufgetürmt.Und unter der letzten, fast 60 Meterdicken Bimsschicht entdeckte man beim Dorf8


Akrotiri eine minoische Stadt mit bis zu dreistöckigenHäusern.Im vorgeschichtlichen Pompeji haben sich sogardie wunderschönen Wandmalereien auseiner Zeit um 1700 v.Chr. erhalten. DieBewohner fand man bis heute nicht. Konntensie vor der Katastrophe <strong>recht</strong>zeitig fliehen?Oder wurden sie von Tsunamis erfasst? DieFlutwellen bei der Explosion von Santorinfanden Eingang in die Mythologie und auchheute findet man deren Ablagerungen imMittelmeerraum.MilosVulkane sind nicht nur eine Bedrohung, sonderndie Quelle des Wohlstands. Vielewichtige Metalle, die unser tägliches Lebenbestimmen, wären ohne vulkanische Tätigkeitnicht verfügbar. Die Insel Milos ist eineSchatzinsel, von der nicht nur die berühmte,antike Statue der Venus im Louvre stammt,sondern auch zahlreiche wertvolle Industriemineralien.Ein ganzer Hügel wird dort sgar„Amethystos“ genannt und tatsächlich findetman dort die violetten Halbedelsteine! Erwurde in letzter Minute vor der Z<strong>erst</strong>örungbewahrt, denn in ihm gibt es abbauwürdigeGold-Vorkommen. Die Bewohner der InselMilos hatten genug, dass ihre Insel durchBergwerke z<strong>erst</strong>ört wird. Denn Milos gehörtzu den schönsten Inseln der Kykladen.Wunderschöne, fjiordartige Buchten undSandstrände gehören zu den schönsten imMittelmeer.NisyrosEine unbekannte Insel liegt am östlichstenRand des Ägäischen Inselbogens. Etwassüdlich der Insel Kos erhebt sich der Kegelder Vulkaninsel Nisyros. Eine grüne Insel mitvielen Wanderwegen, ein paar kleinenDörfern und einem riesigen Kesseltal, indessen Mitte die aktiven Krater heißeSchwefelgase und Dampf ausstoßen. Dortgab es 1887 die letzte Dampfexplosion und1996 befürchtete man nach zahlreichenErdbeben schon das erneute Erwachen desVulkans. Im Rahmen des europäischenForschungsprogramms GEOWARN wird seitdemder Vulkanismus dieser Insel intensiv erforscht.Man möchte ein System schaffen,das eine <strong>recht</strong>zeitige Warnung der 900Bewohner Nisyros ermöglicht.Keiner der 4 griechischen Vulkane gleichtdem anderen. WährendMethana undNisyros grüne (Halb-)Inseln mit Tälern undWäldern sind, in denenman herrlich wandernkann, sind Milos undSantorin <strong>recht</strong> karg,mit deutlichen Zeichendes aktiven Vulkanismus.Alle vier gehörensicher zu den schönstenInseln Europas.Text: Tobias SchorrBilder: volcanodiscovery9


Milos, die Insel der FarbenDiese Überschrift liest man <strong>recht</strong> oft und sieist daher auch schon etwas verbraucht. Trotzdemtrifft sie das Erscheinungsbild der kleinen,liebenswerten Kykladeninsel sehr genau.Gemeint sind die Farben der ganz unterschiedlichenGesteinsformationen, die das Bild derInsel prägen. Die vulkanische Vergangenheithat Milos nicht nur in wirtschaftlicher Hinsichteine besondere Stellung eingebracht, sondernauch ein einmaliges Erscheinungsbildverliehen. Markante und zum Teil <strong>recht</strong> bizarreFormationen geben vor allem den unzähligenStränden ihren jeweils ganz individuellenCharakter. Hier, wo das Wasser die verschiedenenGesteinsschichten freilegt undlangsam aber stetig die Küste formt, zeigensich die Farben von Milos. Ob in der blendendweißen Mondlandschaft von Sarakiniko oderan den schwefelgelben Steilhängen vonPaleochori, dem Besucher bietet sich immerwieder aufs Neue ein überraschender undzugleich faszinierender Anblick. Genau dasmacht den Reiz aus und weckt die Neugier,immer neue Küstenabschnitte zu erkunden.Was die Farben betrifft, kann ich natürlich dasnicht unerwähnt lassen, was eigentlich für fastalle Kykladeninseln gilt. Das Zusammenspielvon schneeweißen Häusern, blauem Himmelund noch blauerem Meer vor einer kargenKulisse. Jedes typisch griechische Postkartenmotivverblasst angesichts der realen Eindrücke,die jeder einmal selbst erlebt habensollte. Tagsüber in blendenden Farben, frühmorgens und kurz vor Sonnenuntergang hingegenin ein unglaublich warmes Licht getaucht,das es eben nur hier auf den Kykladengibt. Am frühen Abend vor der Panagia Korfiatissain Plaka sitzend kann man diesesSchauspiel beispielhaft genießen, wenn dieSonne in Richtung Antimilos untergeht unddie letzten wärmenden Strahlen übers Meerschickt.Die Tatsache, dass in Milos in großem UmfangTagebau betrieben wird, sorgt immerwieder für kontroverse Diskussionen. Der10Immo Schröterwww.milos-greece.comVulkanismus hat der Insel Bodenschätze geschenkt, durch deren Gewinnung sich einWirtschaftszweig entwickelt hat, der wesentlichälter als der des Tourismus ist. Und bisheute hat der florierende Tagebau der Inselein deutliches Maß an Eigenständigkeit undUnabhängigkeit gesichert. Dass der Abbauvon Bentonit, Perlit und anderen exotischenMineralen Spuren hinterlässt, ist v<strong>erst</strong>ändlichund einige Landstriche in Milos haben auchsicher jedes griechische Inselflair eingebüßt.Auf der anderen Seite ist aber gerade dieserWirtschaftszweig dafür verantwortlich, dasssich Milos noch nicht in dem Maße dem Massentourismusgeöffnet hat wie viele anderegriechische Inseln. Eine verschlafene Inselidylle,die von so vielen Individualreisendengeschätzt wird, hat eben ihren Preis. Wer dasv<strong>erst</strong>eht, sieht vielleicht die Schattenseitenvon Milos mit anderen Augen und erfreut sichan der Natürlichkeit der Insel und seiner Bewohner.Denn Milos gehört zum Glück nichtzu den Orten fernab der Zivilisation, die vonder Bevölkerung allmählich aufgegeben werden,wo das Leben langsam erlischt undjunge Menschen in die Städte fliehen. Milosbietet alles, was man zum Leben braucht,aber davon eben nicht zuviel. Wer eine perfekteInfrastruktur und touristischen Rundum-Service erwartet, wird hier sicher nicht glücklichwerden. Wer aber ein Fleckchen Erdesucht, das sich seine Ursprünglichkeit bewahrthat, noch allerlei Ecken und Kanten hatund in vielerlei Hinsicht auch unbequem ist,der wird in Milos einen einmaligen Urlaubverbringen können.


Milos 2004Ich hatte das Bulletin komplett. Nun hatmir aber „DIE ZEIT“ im letzen Moment denAbdruck eines Artikels über Milos nurgegen Bezahlung gestattet. Darum keinAbdruck. Sie finden den Artikel hier:http://www.zeit.de/2011/33/Griechenland-Insel-MilosNun fehlten mir plötzlich drei Seiten undetliche Informationen zu Milos – also versucheich aus der Erinnerung selber etwaszu schreiben, wir waren ja im 2004 dort.Gewohnt haben wir damals im HafenortAdamas. Viele Leute bezeichnen diesen Ortals zu lärmig, zu modern. Adamas liegt aberschön zentral in der windgeschützten Hafenbuchtund bietet an Infrastruktur alles, wasder Tourist braucht. Es ist der Verkehrsknotenpunktder Insel, hier legen die Fähren an,hier starten die Busse, hier gibt es Autovermieterund hier starten auch die Ausflugsboote,welche die Insel umrunden. Ausserdemgibt es Läden, darunter eine sehr guteBäckerei, und eine ganze Anzahl Tavernen.Die Stadt ist relativ jung (1824 gegründet vonFlüchtlingen aus Kreta), auf dem Hügel rundum die Kirche hat sie aber durchaus nochetwas Kykladen-Flair. Sonst dominieren dieBetonbauten.Die Hafenpromenade war im 2004 bereitsfertig renoviert und massiv verbreitert worden.Das ist nicht mehr so romantisch wie früher,dafür gibt es Platz für den Verkehr. Am Endeder Promenade liegt der Fähranleger, dahinterein grosser Parkplatz. Sonst ist das Parkenentlang der breiten Promenade verboten,und dieses Verbot wird auch durchgesetzt.Zwei Polizistinnen, beide in schicken weissenUniformen (sogar die Schuhe waren weiss),die eine hübsch und umgänglich, die andereeher etwas breit und energisch, haben dieAufgabe, die Promenade von parkierten Fahrzeugenzu räumen. Das funktionierte so:Die Polizistin stellt sich demonstrativ vor dasFahrzeug. Ein Blick in die Runde, dann derGriff zur Trillerpfeife. Drei Pfiffe, nochmals einsuchender Blick in die Runde. Wenn nichtspassiert, wechselt die Polizistin den Standort11Fred WyssNovember 2012und stellt sich hinter das Fahrzeug. Es folgtein weiterer Pfiff, dann wird der Blockgezückt. Spätestens jetzt kommt in 95% derFälle der Besitzer aus einem der Läden oderRestaurants gestürzt - wenn nicht, hat erPech gehabt. So fegen die beiden die etwa400 m lange Promenade täglich leer, einebeginnt vorne, die andere hinten. Allerdings -nur etwa 60 m hinter ihnen wird die Promenadegleich wieder lückenlos zugeparkt. EineSisyphusarbeit im wahrsten Sinn des Wortes.Sie wird nur unterbrochen, wenn eine Fähreanlegt und die Hilfe der beiden Polizistinnendort von Nöten ist.Bei denFährenhandelt essich fastimmer umden grossen, roten Kataraman, namens Highspeed2 (die Dinger haben keine Namen, siesind durchnummeriert). Die Fahrt mit diesenSchnellfähren ist absolut unromantisch dafürschnell, man sitzt in Flugzeugsitzen, auf denMonitoren laufen Trickfilme, aber auf Deckgehen kann man nicht. Der riesige Katamaranpendelt zweimal pro Tag zwischen Piräus undMilos hin und her und schafft die Stecke indreieinhalb bis vier Stunden. Leider verdrängtdiese Schnellfähre fast alle anderen Schiffe,es ist deshalb <strong>recht</strong> schwierig geworden, vonMilos aus in einer anderen Richtung als nachPiräus weg zu kommen. Dank der schnellenVerbindungen gibt es viele Weekend-Touristen auf der Insel. Freitag und Samstag


sind die sonstleeren, überteuertenBarsoberhalb der Promenadeplötzlichvoll, und in denTavernen gibt esDinge zu essen(Kokoretsi, ganze Lämmer), die man in denTourismusgebieten sonst nicht mehr findet.Die nähere Umgebung der Stadt kann man inSpaziergängen erkunden. Westwärts geht’s,vorbei an einem Sandstrand mit Hotel, zueinem zweiten, meist leeren Kieselstrand miteinem französischen Kriegsdenkmal. Dahinterliegt eine Fundstätte mit Obsidian, das Mineral,das schon vor 7000 Jahren von Milos ausexportiert wurde. Die Obsidian-Brocken, dieaussehen wie schwarzes Glas, liegen aufdem Weg herum. Wie die Steinzeitmenschenkann man mit einem Stein scharfe Messerklingenund Pfeilspitzen abschlagen.Östlich vom Hafen liegt in etwa 600 m Entfernungein ganz akzeptabler Sandstrand mitTamarisken. Hier steht auch das Bergbau-Museum (beachte auch Seite 14).Eine grössere Wanderung führt via Tripitihinauf nach Plaka. Plaka präsentiert sich alswunderschönes Kykladendorf. Die äusserenHäuser liegen vorne auf der Krete, mit Blickhinunter auf die grosse Bucht und westwärtsaufs offene Meer. Man sollte mindestens maleinen Abend (mit Sonnenuntergang) hieroben verbringen - und man sollte vorbei ander fotogenen Panagia Thalassitra- Kirchehinauf aufs Kastro steigen. Von da oben hatman nämlich den totalen Überblick über dieInsel. In Plaka gibt es in den windgeschütztenPlaka12Gassen etliche Tavernen und es soll da obenauch schöne Unterkünfte geben. Ausserdembefinden sich hier ein Folkloremuseum undnatürlich das archäologische Museum miteiner Kopie der Venus (siehe Seite16).Unterhalb Plaka liegt das Dorf Tripiti mit einigenguten Aussichtstavernen an der engenDorfstrasse. Ein Spaziergang führt einenunterhalb des Dorfes vorbei an den wichtigstenarchäologischen Stätten: Die frühchristlichenKatakomben, die Stadtmauern ausdorischer Zeit, die Fundstätte der Aphroditeund das schön gelegene römische Theater.Ganz unten an der Küste liegt die malerischeSiedlung Klima. Am Strand entlang stehenhier in einer geschlossenen Reihe die typischen,zweistöckigen Bootshäuser, dieSyrmata. Jedes hat im unteren Stockwerkeine Bootsgarage mit farbigem Garagetor.Früher hat man hier tatsächlich die Bootehineingezogen, mit Stahlkabeln (auf gr.Syrmata). Den Begriff hat man später alsName für die Häuser übernommen. Heutedienen die Garagen meist als Wohnzimmeroder Wohnküche, die Häuser werden alsWochenendhäuschen verwendet, richtig wohnentut hier niemand. Einen Laden oder garTavernen gibt es deshalb hier nicht, nuretwas oberhalb der Siedlung liegt an derStrasse ein kleines Hotel, in dem man in derSaison auch etwas zu trinken kriegt.Die Strasse endet abrupt bei der einzigenLücke zwischen den Häusern, direkt amMeer, Parkmöglichkeiten gibt es hier untenkeine, man muss das Fahrzeug weiter obenabstellen. Durch die Siedlung geht‘s dann zuFuss alles direkt dem Wasser entlang, quasiüber die Terrassen der Häuser.Der beste Aussichtspunkt ist auf der Mole,nur dort kann man die Häuser aus Distanz


Klimavon vorne betrachten und fotografieren. Amschönsten präsentiert sich Klima am Abend,wenn die Sonne die Häuser schön beleuchtet.Dann herrscht hier unten Feierabendstimmung.Leute sitzen vor den Häusern, bei derMole baden Kinder, (Hobby)-Fischer machenihre Boote klar und fahren aus, andere fachenbereits den Grill an. Eine schöne, friedlicheStimmung – ganz ohne (andere) Touristen.Weitere, kleinere Syrmata-Häfen findet manim Norden der Hafenbucht und an den tiefenBuchten der Nordküste, die schönsten sindFyripotamos, Mandrakia, Mitakas und AgiosKonstantinos. Ganz im Osten der Nordküsteliegt das Fischerdorf Polonia, mit einem hübschenvon Tavernen gesäumten Fischerhafen.Von hier fährt eine kleine Fähre hinüberzum Nachbarinselchen Kimolos. InPollonia gibt es auch Unterkünfte, es könntealso durchaus Standort für einen längerenAufenthalt sein.Milos bietet eine Fülle von sehr schönenStränden, es gibt hier alles: Felsstrände,Strände mit farbigen Kieseln oder Sandsträndeeingefasst mit farbigen Felsen. Milosist bekanntlich eine Vulkaninsel, deshalbleuchten Berge, Felsen und Steine in allenFarben von Weiss über Gelb, Grün, Rot biszu tiefstem Schwarz.Der spektakulärste Strandist der von Sarakiniko.Eine blendend weisse,ausgewaschene undblankpolierte Felsküste mittiefen Buchten und Höhlen.Man kommt sich vor wie inder Arktis und würde sichnicht wundern, wenn plötzlichein Eisbär daherkäme. Nur die Temperaturist nicht ganz arktisge<strong>recht</strong>. Um einSonnenbad zu nehmen ist es hier, auf diesenreflektierenden Felsen, viel zu heiss – unddas Aufstellen von Sonnenschirmen ist aufden Felsen nicht möglich. Wir haben darumjeweils an einem andern Strand gebadet.Gebadet? Egal an welchem Strand, irgendwannbeginnt man farbige Steine zu sammeln,sei es nur zum Ansehen und Fotografierenoder gar zum mitnehmen. BekannteStrände findet man entlang der Ost- undSüdküste, einsamere im äuss<strong>erst</strong>en Westen,nur mit Mietwagen oder Boot erreichbar.Auf Milos wird intensiv Bergbau getrieben,irgendwann kommt man unweigerlich durchgrosse Abbaugebiete. Dabei fährt man überbreite, gute Pisten – nur, die sind nicht fürMietwagenfahrer gemacht. Beachten Sie dieTafeln mit der Aufschrift „ATTENTION!FREQUENT CROSSING OF HEAVY TRUCKS“, undnehmen Sie diese ernst. Die Riesenlaster, diedie Mineralien zu den Verladestationen transportieren,fahren mit Höchstgeschwindigkeit.Die Fahrer sind wahrscheinlich im Akkordbezahlt und fahren wie die Verrückten.Darum, machen Sie Platz, die Laster hupenzwar laut – aber bremsen?Trotz Bergbau, Milos ist eine wunderschöneund farbenfrohe Insel, diedank Bergbau vom Tourismus nochnicht überschwemmt ist. Da gehen wirauf jeden Fall nochmals hin!Sarakiniko13Milos-Infos auf Internet:Schöner Artikel: www.natur-welten.ch/Reisebericht_Griechenland_Milos.pdfUmfangreiche Infos: www.milos-greece.com


Eine Ruine auf Milos14Fred Wyss, November 2012Quelle: Diverse Reiseführern und WebsitesIm Sommer 2004 waren wir auf Milos. Eine sehr schöne und interessante Insel, die wir ausgiebigmit dem Mietwagen erkundet hatten. Am letzten Mietwagen-Tag auf der Heimfahrt, machtenwir einen Abstecher in die Berge der Südküste. Wir hatten auf der Karte das verlasseneBergwerk Paliorema entdeckt. Nur, die „Strasse“ war ca. 1 km und weit oberhalb des Bergwerkesabgesperrt, und zwar wirksam mit einem grossen Sandhaufen, und es standen mehrereVerbotstafeln da, die jegliches Befahren und Begehen des Weges verboten. Wir haben dann,auch angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit, umgedreht. Am folgenden Tag, wieder Fussgängergeworden, besuchten wir das Bergbaumuseum in Adamas. Ein interessantes Museum,das man eigentlich unbedingt am Anfang des Urlaubes besuchen sollte. Vor allem der Filmüber die Bergbautradition, der im Untergeschoss gezeigt wird, ist sehr informativ und zeigt, wiefrüher gearbeitet wurde, auch in diesem verlassenen Bergwerk. Uns war damit klar, dass wirda wirklich etwas verpasst hatten. Aber für diesmal war es zu spät. <strong>Jetzt</strong> habe ich aus Reiseführernund auf dem Internet die wichtigsten Informationen zusammengesucht.Die verlassene Schwefelmine in der Buchtvon Paliorema liegt am Ende eines steil eingeschnittenenTals, umgeben von wildenBergen und steilen Felsen, an der schwer zugänglichenOstküste von Milos. Man kommtnur zu Fuss oder per Schiff hin.Hier wurde vor vielen Jahrzehnten Schwefelabgebaut, aufbereitet und verschifft. Die Mineist seit vielen Jahren verlassen, aber fast diegesamte Installation mit Gebäuden, Maschinenund Ladeanlagen steht noch da. Allesrostet zwar vor sich hin, die Anlage wirkt abernoch <strong>erst</strong>aunlich unberührt und präsentiertsich als geisterhafte Industrieruine in derLandschaft.Die Anlage gibt noch heute einen Eindrucküber die Arbeits- und Lebensbedingungender Bergmänner(und Frauen), die hier unterschwierigsten Bedingungennicht nur arbeiteten, sondernauch lebten. Von Mitte des 19.Jahrhundert bis Mitte 20.Jahrhunderts, als endlich einFahrweg hierher gebaut wurde,wohnten die Arbeiter jeweilswährend der ganzenWoche bei der Mine. Erst amSamstag kehrten sie instundenlangen Fussmärschennach Hause zurück, um bereitsam Montagmorgen wieder beider Arbeit zu erscheinen. Während der <strong>erst</strong>enJahre wohnten sie in Höhlen und Hütten, <strong>erst</strong>1937 wurden dann Häuser gebaut, die aberimmer noch nicht allen genügend Platz boten.Wegen der harten Lebens- und Arbeitsbedingungenund der mickrigen Bezahlung gab esimmer wieder Streiks und Aufstände, diejeweils niedergeschlagen wurden. Erst ab1952 gab es die <strong>erst</strong>e organisierte Krankenstationund <strong>erst</strong> ab 1960 eine Pensionskassefür die Arbeiter. Es gab auch ein einfachesLebensmittelgeschäft, in welchem preiswerteNahrungsmittel gekauft werden konnten, miteiner betriebseigenen Währung. Beispielesolcher Münzen sind im Bergbau-Museumvon Adamas ausgestellt.


Die Arbeit der Bergmänner war sehr ungesund,sie arbeiteten normalerweise in Stollen,in denen es extrem heiss und staubig war,*Ventilationseinrichtungen“ gab es praktischnicht. Lungenflügelinfektionen, Tuberkulose,Blindheit und Arbeitsunfälle sind einige derhäufig berichteten Probleme.Am Ende des 19. Jahrhunderts wurdengrosse Mengen Schwefel nach Frankreichexportiert, dort wurde dieser für die Fumigationder Weinberge benutzt, eine Methode,die auch in Griechenland angewendet wird.Im Durchschnitt gab es in der Mine 200-300Beschäftigte und die durchschnittliche jährlicheProduktion wird mit 2000 Tonnen angegeben.Insgesamt produzierte die Grube vonPaliorema etwa 125.000 Tonnen Schwefel.Im Bereich um die Grube gab es Anlagen wieeinen grossen Generator zur Erzeugung derElektrizität, Büros, ein Konstruktionsbüro, einChemielabor, eine Zimmerei, eine Bäckerei,ein Lebensmittelgeschäft und Wohnhäuser –aber auch riesige Zerkleinerungsmaschinen,Steinmühlen sowie Verladeanlagen.Der Schwefel wurde aus tiefen Stollen ausdem Berg herausgeholt, und mit Transportlorenauf den Berg hinauf transportiert (dieSchienen sind noch zu sehen). Von oben15wurde der Schwefel in die riesige Zerkleinerungsmaschinegekippt, pulverisiert unddann durch unterDruck gesetztenDampf geleitet,damit er verflüssigtwerdenkonnte.Anschliessendwurde er in Formengegossen,mit Hilfe vonMeerwasser abgekühlt,verpacktund abtransportiert.1958 überschwemmte die USA die globalenMärkte mit grossen Mengen billigemSchwefel. Bald begann dann auch die Produktionvon riesigen Mengen Schwefel ausRückständen der Ölverarbeitung. DieSchwefelproduktion bei Paliorema wurdezu<strong>erst</strong> verringert und bald war man gezwungen,die Mine zu schliessen.Die Anlage wurde verlassen und die Einheimischenentfernten nach und nach die meistenbeweglichen Gegenstände. Geblieben sinddie Gebäude, die Reste der großen, schwerenMaschinerie, die Stollen (nicht betreten,gefährlich!), die Höhlenhäuser, die Brücken,das Lager und Teile des Kranes beim Ladepier.Das Gebiet um die Mine wurde 2001 an einePrivatperson verkauft. Paliorema gilt heute alsein bemerkenswertes industrielles Denkmalund es gibt immer wieder Diskussionendarüber, dass man es erhalten und in einIndustriemuseum umwandeln sollte.


Aphrodite von MilosDie griechische Geschichteist seit jehereng verbunden mit unzähligenGöttern, Halbgötternund illustrenSagengestalten. Götterwurden in der griechischenAntike verehrtund angebetet, ihnen zuEhren wurden Tempelerbaut, Opfer gebrachtund auch Kriege geführt.Eines der bekanntestenfemininen Götterbilderwar und ist die Aphrodite,die griechischeGöttin der Liebe und derweiblichen Schönheit.Von Aphrodite, derLiebesgöttin, gibt es in der bildenden Kunstzahlreiche unterschiedliche Darstellungen.Eines der bekanntesten Gemälde ist zweifelsohnedie "Geburt der Venus" von Botticelli.Unter den bildhauerischen Werken hingegenist das mit Abstand bekannteste Meisterwerkdie Statue der "Venus von Milo", der dieseSeiten gewidmet sind.Venus von MiloVermutlich um 100 v.Chr. entstand die inzwischenzu Weltruhm gelangte Aphrodite-Statue von Milos, ausgehend von der römischenMythologie auch bekannt als Venusvon Milos. Die Aphroditestatue wurde auf derkleinen griechischen Insel Milos (früherMelos, französisch Milo) gefunden, die zu denKykladen in der Ägäis gehört. Milos zählt zuden Westkykladen und liegt etwa auf halbemWeg zwischen Athen und Kreta.Da die Statue griechischen Ursprungs ist, istdie korrekte Bezeichnung eindeutig"Aphrodite von Milos", obgleich sie unter demNamen "Venus von Milo" bekannt wurde. DieStatue ist heute im Pariser Louvre zubewundern, lediglich eine Kopie steht im16Immo Schröterwww.milos.at bzw. www.milos-greece.comArchäologischen Museum in Plaka, demHauptort der Insel Milos.Aphrodite von MilosDie Aphrodite von Milos symbolisiert dasIdeal weiblicher Schönheit. Der Marmor, ausdem sie gefertigt wurde, stammt von derKykladeninsel Paros, wobei bis heute nichtgeklärt ist, welcher Bildhauer sie erschaffenhat. Die kunstvoll und sehr detailliert ausgearbeiteteAphroditestatue ist neben derLaokoon-Gruppe das berühmteste Beispielspäthellenistischer Kunstfertigkeit in dergriechischen Antike.Nach Auffassung der meisten Wissenschaftl<strong>erst</strong>ellt die Statue Aphrodite nach dem Badein Vorbereitung des Parisurteils dar. Eris, dieGöttin der Zwietracht, hatte einen Streitzwischen Aphrodite, Pallas Athene und Heraprovoziert, wer von ihnen die Schönste sei.Zeus bestimmt Paris zum Schiedsrichter undAphrodite geht als Siegerin hervor. Doch dasProblem ist damit nicht aus der Welt geschaffenund es folgen weitere Wirrungen bis hinzum Trojanischen Krieg.Ein Bauer aus Milos - Giorgos Kentrotas,Entdecker der Venus von MilosAm 8. April 1820 wurde die 2,04 m hoheStatue auf der Insel von einem Bauernnamens Giorgos Kentrotas in der Umgebungder Ruine des antiken Theaters unweit desOrtes Tripiti gefunden.Die Statue war dort in einer Wandnische aufgestellt.Kentrotas war ursprünglich auf derSuche nach Baumaterial, und er hätte dieStatue sicherlich nicht weiter beachtet. Zufälligbeobachtete jedoch ein Matrose der französischenFlotte, der spätere Ob<strong>erst</strong> OlivierVautier, die Ausgrabung.Vautier regte den Bauern zum Weitergrabenan und half ihm sogar bei der Ausgrabung derAphrodite-Statue. Er fertigte dann persönlichZeichnungen der geborgenen Marmorteile an.Es wurden der Oberkörper und der untereTeil der Statue sowie zwei Hermen ausgegraben.


Der Weg der Venus in den LouvreVautier meldete dann den Fund dem Marquisde Riviere, dem französischen Botschafter inIstanbul. Dem Marquis de Riviere war esdurch seine Kontakte möglich, die Statue fürFrankreich zu "erwerben". Der BauerKentrotas war sich der Bedeutung des einzigartigenFundes nicht bewusst und wurde miteinigen Geldstücken zufriedengestellt.Nach einigen Wirren sollte die Statue zunächstnach Konstantinopel verfrachtetwerden, aber dies wussten die Franzosennoch <strong>recht</strong>zeitig zu verhindern. Der Marquisschenkte die Venus dann dem damaligenfranzösischen König Louis XVIII. Die Statuewurde verschifft und erreichte im November1820 Frankreich.König Louis XVIII. wiederum überließ diewertvolle Aphroditestatue im Jahr 1821 demLouvre, wo man sie noch heute besichtigenkann. Seit der Überführung in den Louvre istdie Statue zu einer weltweiten kunsthistorischenBerühmtheit geworden. In Milos selberist nur eine Kopie der berühmten Statuezu besichtigen. Vor dem Originalwerk bildensich im Louvre immer wieder lange Besucherschlangen,die die Ausstrahlung der Göttinder Liebe bewundern.Rätselhafte VergangenheitWelche Geschichte die Statue in den annähernd2000 Jahren bis zu ihrer Entdeckungaufzuweisen hat, ist bislang unbekannt.Leider ist die Statue nicht mehr vollständigerhalten. Beide Arme der Aphrodite fehlenund sind bis zum heutigen Tag nicht wiederaufgetaucht. Davon abgesehen hat die Statuedie Jahrtausende relativ unbeschadet üb<strong>erst</strong>anden.Über den Künstler der Statue herrschenZweifel. Zusammen mit der Statue derAphrodite wurde ein Sockelfragment mit einerInschrift gefunden. Die Statue wurde als dasWerk eines gewissen Alexandros oder Hagesandrosausgewiesen. Leider verschwand derSockel mit der Inschrift schon bevor dieStatue im Louvre aufgestellt wurde, eine eindeutigeZuordnung ist nun nicht mehrmöglich. Sowohl Alexandros von Antiochia alsauch Hagesandros von Rhodos aus derKünstlergruppe Anthanadoros, Hagesandros& Polydoros kommen als Erschaffer derAphrodite von Milos in Frage.Archäologisches Museum von MilosDas wesentliche Exponat im ArchäologischenMuseum in Plaka ist natürlich die Aphroditestatue.Sie empfängt einen überlebensgroßdirekt hinter der Eingangstür im Vorraum.Tragisch ist nur, dass sie als einziges Ausstellungsstücknicht echt ist. Wenn dasOriginal zumindest in Athen stünde, würdeman sich hier am Fundort der "Venus vonMilo" sicher mit einer Kopie begnügen. Ob dieAphrodite aber jemals aus Frankreich heimkehrenwird, ist fraglich.Falsche Aphrodite am richtigen Platz: Kopie der Venusvon Milo im Archäologischen Museum in Plaka, Milos17


Nisyros - Wandern auf einem schlafenden Vulkan18Tobias Schorrvolcanodiscovery.comEs gibt viele Inseln inGriechenland. Einige sindganz berühmt und entsprechendvom Tourismus überlaufen.Andere haben einSchattendasein. Dies sinddie Inseln, die noch voll vonGeheimnissen und unbekanntenNaturschönheitensind. Im Gegensatz zu denTourismuszielen haben dieseInseln ihren Charakter bewahrt.Ein guter Wegweiserzu reizvollen Gegenden isteine eologische Karte. Griechenland liegt auf einer der interessantesten Zonen der Erdkruste.Hier ist immer etwas in Bewegung.Die Afrikanische Platte schiebt sich unter dieEuropas und Kleinasiens. Gewaltige Kräftesuchen sich ihren Ausweg aus dem Erdinneren.In einer bogenförmigen Zone, nördlichder Insel Kreta liegt die geologisch interessantesteRegion Südosteuropas. Denn hierquellen die in der Tiefe aufgeschmolzenenGebirge in Form aktiver Vulkane an dieErdoberfläche. Noch ist die Aktivität dergriechischen Vulkane keineswegs beendet!Die Halbinsel Methana, die Insel Milos, dieInsel Santorin und vor allem die Insel Nisyrossind Gebiete, in denen in Zukunft weitereVulkanausbrüche zu erwarten sind.Besonders Nisyros ist seiteinigen Jahren in das Interesseder Vulkanologen gerückt.Um 1996 gab es in derRegion zahlreiche Erdbeben,die auf die Umgebung der fastkreisrunden Insel konzentriertwaren. Im Hauptort Mandrakiwurden einige Häuser beschädigt.In der Seismologie(Erdbebenforschung) sindErdbebenstöße in der Umgebungvon Vulkanen immereine Warnung. Denn siekönnen darauf hindeuten,dass im Untergrund heißes Magma in höhereGesteinsschichten aufsteigt und bald Vulkanausbrüchefolgen können. Die letzte Eruption,die heiße Lava förderte liegt zwar schon mehrals 25.000 Jahre zurück, aber heiße Gaseruptionengab es in der Zeit von 1871-1887. Seit2000 wird die Insel im Rahmen des EU-Projekt GEOWARN intensiv erforscht. Indieser Kooperation der wichtigsten europäischenUniversitäten wird an einem Frühwarnsystemgearbeitet, dass jederzeitdrohende Vulkanausbrüche <strong>recht</strong>zeitigvorhersehen lässt und die Evakuierung derlokalen Bevölkerung ermöglicht.


Nisyros kann man landschaftlich zu denschönsten Inseln der Ägäis zählen. Hierdominiert nicht der graue Kalkstein und kargeBoden, sondern fast das ganze Jahr findetman grüne Berghänge und kleine Eichenwäldervor. Ein Wanderparadies! Die Landschaftist bergig und erreicht im Gipfel desProphitis Ilias 698 m. In der Mitte der Insel<strong>erst</strong>reckt sich das mit Olivenbäumen undMandeln bepflanzte Kratertal. Die vier kleinenDörfer können es mit den berühmten Dörfernauf Mykonos oder Paros an Schönheit aufnehmen.Den Besuch der Insel wird man zwangsläufigmit dem Besuch der Insel Kos verbinden.Dorthin fliegen günstige Charterflieger. AlsAlternative gilt die Fahrt mit der FähreDiagoras von Piräus direkt nach Nisyros (ca.16 h Fahrt). Wer genug Zeit hat, kann auchauf Kos zahlreiche Sehenswürdigkeiten besuchenund in einem der zahlreichen Hotelsübernachten. Abends kann man sehr schönam antiken Markt flanieren, tagsüber dasAsklepios-Heiligtum oder die venezianischeBurg besichtigen. Kos ist ein vom Tourismusdominierter Ort und, wer ursprüngliche Naturund einsame Wanderrouten sucht, wird sichhier etwas verloren fühlen...Aber gegen den Frust gibt es ein gutes Mittel:Entweder man nimmt sich die nächste Fähre,die an Nisyros halt macht. DER Geheimtippist, mit dem Expressboot Panagia Spiliani vonKardamena aus zur Vulkaninsel zu fahren!Kardamena ist so eine Art „Mallorca“ auf Kosund man ist froh, wenn sich die „PanagiaSpiliani“ endlich aus dem kleinen Hafen bewegt.Und die Aussichten sind berauschend!19Das Schnellboot pflügt durch das tiefblaueMeer der Ägäis. Zu<strong>erst</strong> kann man in der Umgebungeinen konischen Felsen entdecken:Die kleine Vulkaninsel Strongyli. Dann gehtes quasi um die Ecke und das Schnellbootmacht manchmal einen Halt an der Insel Yali,die fast ausschließlich aus vulkanischem Glasund anderen wichtigen Rohstoffen besteht,die industriell abgebaut und in die ganze Weltexportiert werden. Hier steigen ein paarArbeiter ein, die nach Hause fahren. Die„Panagia Spiliani“ fährt am langen Förderbandvorbei, an dem ein Frachtschiff festgemachthat und nimmt Kurs auf Nisyros. VomSchiff aus kann man schon von weitem die fürVulkane typische, konische Form bewundern.Bald tauchen die <strong>erst</strong>en Dörfer aus demDunst auf. Mandraki ist der Hauptort vonNisyros und sein Hafen. Dort sind zur Mittagszeitnur wenige Leute unterwegs und Touristensucht man vergebens. Nur wenigeGriechenlandkenner kennen die Insel. Gleichneben dem Hafen findet man ein paar kleinePensionen, wie die familiäre Unterkunft „TriaAdelfia“. Wer möchte, kann es noch etwaskomfortabler haben und die Hotels Haritosoder Polyvotis nutzen. Überall ist man aufNisyros noch willkommen und es ist normal,dass die Nisyrer am ausländischen GastInteresse haben. Hier hat man noch Zeit fürein Schwätzchen und schnell sind neueFreunde gefunden. Als Wanderer ist mannatürlich besonders gerne gesehen, denn imGegensatz zu Tageausflüglern bleiben sie einpaar Tage länger und interessieren sich intensivfür die Region.Um sich auf die Wanderungen einzustimmen,sollte man es nicht verpassen, <strong>erst</strong> einmal inRuhe den Hauptort zu erkunden. In zahlreichenkleinen Gässchen findet man schöneInselhäuser und v<strong>erst</strong>eckte Kapellen. Keinerhat etwas dagegen, wenn man sich ein Kirchleinin Ruhe auch mal von Innen ansieht. Dorthängen oft noch uralte Ikonen und in mancheiner Kapelle sind antike Säulenkapitelle verbaut.Denn so klein die Insel erscheint, hat siedoch eine beeindruckende antike Vergangenheithinter sich. Noch gibt es zwar keine


systematischen Ausgrabungen auf Nisyros.Aber, wer zur nahen Akropolis Paliokastrospaziert, wird eine der am besten erhaltenenFestungen des antiken Griechenlands bewundernkönnen. Riesige Quader wurden ausdem stahlharten Vulkangestein geschlagen.Selbst mit moderner Technologie wäre auchheute so ein Bauwerk nur schwer zu machen.Das Eingangstor der Akropolis ist vollkommenerhalten. Ein paar Türme stehen noch bis zueiner Höhe von 3-6 Metern. Von den Mauernblickt man auf Mandraki und das ÄgäischeMeer und bis zur türkischen Küste. Auf einemFeld innerhalb der Festungsmauern entdecktman ein paar perfekt erhaltene, korinthischeSäulenkapitelle. Wie auf allen Festungshügeln(Akropolen) lag auch hier in der Antikesicher mehr als nur ein Heiligtum mit Tempelnund Opferaltären. Viel Arbeit wartet auf dieArchäologen...Nach dem Besuch des Paliokastro kann manauf den kleinen Feldwegen in SichtweiteMandrakis durch die Felder spazieren. Hierkommt der Reptilien-Fan voll auf seineKosten! Auf den Mauern aus Vulkangesteinwarten „die Drachen von Nisyros“ auf ihreBeute. Die bis zu 45 cm langen Echsen gehörenzu den Agamen (Agame stelio). Sieflüchten geräuschvoll, sollte man ihnen zunahe kommen. Wer früh am Morgen kommt,kann sie aus der Nähe beobachten.(Warnung! Besser nicht fangen, denn dieEchsen haben sehr kräftige Kiefer und einBiss kann langwierige Infektionen zur Folgehaben!). Giftige Schlangen sind mir bishernicht auf Nisyros begegnet, jedoch sollte manim hohen Gras immer etwas heftiger auftreten,damit eventuell vorhandene Schlangen<strong>recht</strong>zeitig gewarnt sind und flüchten können.Das Hauptziel der Insel ist für fast alleBesucher der aktive Kraterbereich in derKaldera (Kesseltal in der Mitte der Insel). Mankann auch mit dem Bus oder dem Taxi dorthingelangen. Aber viel schöner ist es aufkleinen Pfaden dorthin zu spazieren. DieRoute beginnt bei der Akropolis. Dort beginntam Helikopterlandeplatz ein Fahrweg derbergauf führt. Nach etwa 1 km geht es <strong>recht</strong>s20in Serpentinen hangaufwärts voran. Mankann einem kleinen, ehemaligen Hohlwegfolgen oder dem Fahrweg folgen. Das spartein bisschen Zeit und da so gut wie nie einFahrzeug kommt, wird der Genuss der Wanderungnicht getrübt. Am Wegrand wachsenZistrosen und überall duftet es würzig. Im Maientdeckt man sogar seltene Orchideen(Ophrys anatolica). In den kleinen Eichenwäldernam Wegrand sollte man etwas aufmerksamerins Geäst schauen! Denn auchdort lauern die typischen Echsen. So manchein Singvogel wird ihr Opfer...Bald wird der Weg flach und ein kleines Taltut sich auf. Dort befindet sich an einem kleinenPlatz die Evangelistria-Kapelle. In großerSchrift hat man auf den zementierten Platzdavor „Herzlich Willkommen“ („Kalos Orisate“)gekalkt. Und an der Kapelle gibt es einenkleinen Wasserhahn, an dem man manchmalseine Trinkwasserreseven auffüllen kann.(Bitte nicht vergessen, den Hahn anschliessendzu schließen, damit nicht das kostbareZisternenwasser verloren geht! Und trotzdemgenug Trinkwasser mitnehmen, denn manchmalist der Hahn trocken!). Man orientiert sichnun am Berghang, der südlicher Richtunggegenüber liegt. Dorthin führt ein deutlich eingefassterSteinplattenweg. Das wunderschöneTal wird von beeindruckenden Vulkandomenumrahmt und von zahlreichenEichen beschattet. Der Wanderweg führt amöstlichen Hang „Kato Lakki“ entlang. AmWegrand gibt es ganze Wiesen aus Farn undes blüht im Frühling an allen Ecken. Balderreicht man den inneren Hang der Kaldera.Der Weg wird fast zu einer Halde und manmuss schon aufpassen, ihn nicht zu verlieren.Aber man braucht eh nur bergab über Terrassenfelderzu wandern. Nach wenigenMinuten erreicht man die wenig befahreneStrasse zum Krater. Man hält sich <strong>recht</strong>s underreicht bald ein auffälliges EU-Schild. Werneugierig ist, kann einen Fahrweg am <strong>recht</strong>enBerghang hochgehen. Man erreicht dann das,was von einem Geothermalkraftwerk übrigblieb. Man versuchte durch eine Bohrung dieErdwärme des Vulkans nutzbar zu machen.


Durch den Wid<strong>erst</strong>and der Bevölkerungwurde Nisyros ein hässliches Kraftwerk erspartund europäische Fördermittel versickertenbuchstäblich im Boden...Inzwischen riecht man überall Schwefel.Neben der aufgegebenen Bohrstelle ragt einkleiner Hügel auf, der durch heiße Säurenund Schwefelverbindungen verändert ist.Westlich unter ihm gibt es eine Reihe vonKratern. In ihnen gab es in historischer Zeitvulkanische Dampfexplosionen. Auch heutesieht man an ihrem Rand viele kleine Gasaustritte.Auch, wenn man als Wanderertrittsicher ist, so sollte man auf keinem Fallversuchen, in einen der Krater zu steigen!Eine unsichtbare Gefahr droht besonders beiWindstille. In den Kratern sammeln sichGase, die schwerer als Luft sind und esbesteht akute Erstickungsgefahr!Besser, man geht <strong>erst</strong> mal zum kleinen Kioskvon Lefteris und versorgt sich mit Trinkbarem.Dort gibt es z.B. als Spezialität die typischeMandelmilch („Soumada“). Danach kann mansich auf einem kleinen Pfad in den größtenKrater begeben. Der Stephanoskrater ist dergrößte und am besten erhaltene Hydrothermalkraterder Welt. Er hat einen Durchmesservon ca. 300 Metern und eine Tiefevon ungefähr 30 Metern. Die Hydrothermalkratervon Nisyros entstanden durch dasplötzliche Freiwerden von überhitztemWasserdampf. In tiefen Spalten undStörungen unter der Insel kommt das versickerteGrundwasser in Kontakt mit derheißen Magmakammer. Unter dem Kratersammelt sich das heiße Gasgemisch und trittaus Löchern im Kraterboden aus. Ist dieDruckentlastung durch diese natürlichenVentile gestört, so kann sich der Überdruckso weit aufstauen, dass alles explosionsartigin die Luft geschleudert wird.Im Moment ist der Krater relativ ruhig. Jedochhat man in den letzten Jahren ein Ansteigender Temperaturen gemessen. Es ist einschlummernder Vulkan, aber kein erloschener!Mit entsprechendem Respekt sollte manim Krater verhalten. Besondere Vorsicht istbei den in der Kratermitte liegenden Dampfaustrittenzu bewahren! Im Frühjahr sind sieoft mit heißem, ätzenden Schlamm gefüllt.Wer mit einem Bein in solch ein Loch rutschtmuss mit schweren Verbrennungen rechnen!Auch, wenn manchmal Touristenbusse Gästevon der Insel Kos zum Tagesausbruchbringen – dieser Vulkan ist kein Spielplatz!2000 verunglückte hier der Sohn eines befreundetenGeologen. Es droht noch eineganz andere, oft von den Besuchern vernachlässigteGefahr. Der Krater wird aufGriechisch auch „Akolos“ genannt, was „ohneHintern“ bedeutet. Der gesamte Boden ist mitkleinen Fumarolen übersät, die den Bodenmit ätzenden Salzen bedecken. Setzt mansich mit seinem Hosenboden irgendwo hin, sowird die Textilie bis zum Abend von Säurenzerfressen sein.Hat man genug von dieser bedrohlichenMondlandschaft, so kann man ein Stück ander Strasse bis zum östlichen Kraterrandgehen und dort sich Richtung südlichemKalderahang machen, bis man auf einenkleinen Fahrweg trifft, der nach Westen führt.Von hier hat man auch die beste Aussicht aufalle Krater und dem Profitis Ilias Gipfel. DerWeg hat nur leichte Steigung und irgendwannführt er an einem Schwefelgasaustritt vorbei.Hier kann man dicke Schwefelstücke alsSouvenir sammeln. Für Nachschub sorgt derVulkan! Bald erreicht man den Westrand desKesseltals und sieht das Meer. Links könnteman in das wunderschöne Dorf Nikiahochwandern oder <strong>recht</strong>s nach Mandrakizurückwandern. Rechts leuchtet schon balddas Kloster Stavrou mit seinen wunderschön21


weißgekalten Gebäuden. Es dient als so eineArt Ferienlager und man kann durch dieScheiben sogar einen Blick auf die Klosterküchemit ihren riesigen Kesseln werfen. DasKloster ist die meiste Zeit des Jahres unbewohnt,aber, wenn es ein Kirchenfest gibt,dann wird in seinem Hof ausgiebig gefeiert.Der Weg ist sehr einfach zu finden. Man folgteinfach der Erdstrasse, die einen breitenWanderweg abgibt. Er führt an ein paarKapellen vorbei und schon bald sieht manwieder das Meer und kann Mandraki undseine weit leuchtendes Kloster PanagiaSpiliani erkennen. Der Weg führt an derantiken Akropolis vorbei. Wer Lust hat, stärktsich nach dieser Tour in einem der Cafés amMeer oder am wunderschönen Platz„Ilikiomeni“ oder man geht unterhalb desKlosters linker Hand an der Küste zumKohlaki-Strand mit seinen glänzendschwarzenKieseln und genießt das herrlicherfrischende Meer...Die schönsten Badestrände befinden sich ander Ostküste der Insel. Dazu fährt man mitdem Bus oder Taxi bis Pali und wandert ander Küste, bis man sein Fleckchen gefundenhat. Und danach lässt man sich im wunderschönenFischerhafen Pali mit frischenMeeresfrüchten verwöhnen... Wer ganzfleißig ist, wandert an der Küste bis kurz vorAmfionas und geht dann einem Fahrwegbergauf zum Kloster Panagia Kyras. Weiteroben trifft man die selten befahrene Strasseund kann <strong>recht</strong>s bis nach Emporio schlendern.Dort kann man z.B. auf dem „Balkonvon Nisyros“, einer guten Taverne leckeressen und sich ein Taxi zurück nachMandraki bestellen. Oder man nimmt Emporioals Ausgangspunkt und wandert von dort aufeinem alten Pfad zur Evangelistria-Kapelleund nach Mandraki.Die Evangelistria-Kapelle ist auch der Ausgangspunkteiner Tour, die zu den schönstenWanderungen des Mittelmeerraumes zählenkann. Das Ziel ist der höchste Gipfel derInsel. Der Anfang der Route irritiert manchenWanderer. Man orientiert sich, indem man(wenn man von Mandraki kommt) bevor manden Platz mit der Kapelle Evangelistria unddem auffälligen Schattenbaum erreicht, <strong>recht</strong>sam Berghang einen Pfad einschlägt, der dannbald bergauf geht. Man darf den Weg nichtmit dem deutlich sichtbaren Weg der <strong>erst</strong>enTour verwechseln! Mit etwas Glück trifft mansogar einen Bergziegenhirten. Der Wanderweggeht durch wild zerklüftete Vulkanfelsenimmer weiter bergauf. Die Aussicht auf dieNachbarinseln Strongyli, Yali, und Kos istgroßartig! Irgendwann scheint der Weg sichzu verlieren, aber man erkennt schon vonweitem einen fast runden Garten mit NussundFeigenbäumen. Ein kleines Häuschenund eine Kapelle geben bei schlechtemWetter Schutz. Dies ist der „hängendeGarten“ einer der schönsten Plätze der Inselauf ca. 500 Metern. Aber das ist noch nichtder höchste Punkt der Insel. Dorthin kommtder Wanderer, indem man sich etwas <strong>recht</strong>sam Berghang hält und weiter aufwärts steigt.Nach weniger als 10 Minuten sieht manschon die kleine Gipfel-Kapelle desPropheten Elias und man ist auf 698 MeternHöhe. Die Aussicht ist nicht mehr zu übertreffen!Man kann vorsichtig in der Umgebungdes Gipfels kleine Kratersenken entdeckenund in südlicher Richtung einen Blick in dieKraterkaldera und auf den Stephanoskraterwagen. Auf keinem Fall sollte man „querfeldein“wandern, sondern unbedingt so, wie mankam zurückgehen. Die Hänge des Vulkandomssind an vielen Stellen brüchig, steil undmit dichter Macchia bewachsen.Nisyros ist eine ideale Wanderinsel. Manfindet immer irgendwo Schatten und es gibtzahlreiche, oft uralte Wege. Es lohnt sichschon früh am Morgen aufzubrechen und inRuhe die Natur und Landschaft zu genießen.Wer weiß, wie lange das noch möglich ist,denn niemand weiß, wann der Vulkanerwacht und alles mit einer dicken Ascheschichtbedeckt. So, wie er es in den vielenJahrtausenden zuvor schon viele Male tat...Text: Tobias SchorrBilder: www.volcanodiscovery.co22


Ein Ouzo für Maria CallasText: www.tagesspiegel.de, 10.03.2001Fotos: Fred WyssBeim zweiten Ouzo überkommt Anna die Nostalgie.Was waren das für Zeiten damals, alsOnassis noch die großen Feste der Insel mitseiner Anwesenheit beehrte: Jene Sommernachtetwa, als Maria Callas auf dem Hauptplatzvon Lefkada-Stadt spontan mal eben dieVerzweiflungs-Arie der Santuzza aus derOper Cavalleria Rusticana anstimmte und esunter den Hunderten von Zechern so still wurde,dass man eine Stecknadel hätte fallenhören können. Doch das ist schon Jahrzehnteher. Auch Annas Hotel ist schon in die Jahregekommen. In manchen Zimmern schälensich die Tapeten von den Wänden. Aber esgibt eine Klimaanlage, und die nagelneuenFenster schließen dicht.Was wichtig ist, denn das "Nirikos" steht genaudort, wo der schmale Damm endet undsich aller Verkehr auf die Insel verteilt.Doch Lefkada ist gar keine echte Insel. Eswaren die Korinther, Typen, die sich wieKonquistadoren aufführten, wie Anna sagt,die die einstige Halbinsel im ionischen Meermittels eines Durchstiches vom Festland abtrennten.Aus rein praktischen Gründen übrigens.Es war bequemer, im sicheren Schutzder Küste zu segeln, statt einen großen Törnhinaus ins ionische Meer zu machen.Kastell aus dem 14. Jahrhundert wacht überdie Zufahrt nach Lefkada, doch die dickenWehrmauern von Santo Mauro sind inzwischennurmehr pittoreske Wegmarke. Lefkada-Stadtist ein fast orientalisch anmutenderOrt, der sich in den letzten Jahren herausgemacht hat. Eine ausgedehnte Fußgängerzonewurde angelegt, Straßencafés und malerischdekorierte Tavernen gibt es zuhauf.Die Fassaden der Häuser leuchten in Pastellfarben,die auf Wellblechverkleidungen aufgetragensind. Lefkada wurde immer wieder vonschweren Erdbeben heimgesucht. Darumsind die Häuser hier traditionell nicht ausStein, sondern aus elastischerem Holz, dasmit Fachwerk ausgefugt wird. Holz ist in Griechenlandrar, und weil das feuchte Winterklimaden Konstruktionen zusetzt, werden dieHäuser seit Jahrzehnten mit Blech verkleidet,um ihre empfindliche Substanz zu schützen.Die Erdbebengefahr erklärt auch, warum dieKirchen der Insel fast stets einschiffige Basilikenmit rundem Tonnengewölbe sind, dasErschütterungen am besten verträgt. Und weilKirchtürme bei Beben eine massive Gefahrdarstellen, sind sie auf Lefkada nie fest gemauert,sondern schlichte Metallgerüste, indie die Glocke gehängt wird.Heute überquert man den schmalen Kanalmittels einer Schiffbrücke: Roll-on-roll-off über50 Meter blaues Wasser. Wenn wirklich einKahn durch den Kanal will, dreht sich dermobile Ponton zu Seite und Lefkada ist für einpaar Minuten ein wirkliches Eiland.Der korinthische Durchstich ist noch heutebeeindruckend befestigt. Ein venezianisches23


Lefkada, in jüngerer Vergangenheit oft auchLefkas genannt, hieß im Altertum Leukas undist nach dem Gebirge an seiner Südspitzebenannt, dessen schneeweiße Felsen senk<strong>recht</strong>ins Meer abfallen. Diese heute KapDukato genannte Landspitze, ist der Legendenach jener Platz, an dem sich Sappho in dieTiefe gestürzt haben soll, nachdem Phaonihre Liebe verschmähte. Die lefkadischenFelsen haben wegen dieses allerdings nichtverbürgten Dramas einen festen Platz in derMythologie. Nachweislich korrekt ist dagegen,dass die Insel bereits in neolithischer Zeitbesiedelt war. Gleichfalls nachgewiesen istauch, dass Lefkada in antiker Zeit eine wichtigeRolle spielte und seine Schiffe an allenlegendären Schlachten teilnahmen. Doch soviel Ruhm und Ehre war dem deutschenArchäologen Wilhelm Dörpfeld noch nichtgenug. Er v<strong>erst</strong>ieg sich in die Hypothese, nurLefkada könne das homerische Ithaka gewesensein, die Heimat des Odysseus.Homers Helden lebten in der Zeit von 1550bis 1100 vor Christus. So sehr sich Dörpfeldauch mühte, er fand keine Überreste ausdieser Zeit. Dörpfeld gab nie seine Theorieüber das "wahre Ithaka" auf und hielt derInsel die Treue bis in den Tod. Sein Grabkann in Vlicho besichtigt werden. Die Flaniermeileder Inselhauptstadt ist heute nach ihmbenannt.In jüngster Vergangenheit machte Lefkadavor allem wegen der vorgelagerten InselSkorpios, dem Privateiland des TankerkönigsAristoteles Onassis, von sich reden. Der einstaus Smyrna, dem heutigen Izmir, Vertriebenewollte sich hier eine neue hellenische Heimatschaffen. Onassis galt als Mann des Volkes,von seinen zwanglosen Auftritten in den24Cafés und Kneipen von Lefkada spricht mannoch heute gern. Skorpios darf nicht besichtigtwerden. Doch von den Ausflugsbooten,die fast täglich von Nidri durch die Inselweltzwischen Lefkada und dem Festland touren,ergibt sich immerhin ein Blick auf die Solitudedes Tycoons. Nidri ist der einzige Ort auf Lefkada,der fest in der Hand - vor allem englischer- Touristen ist. Wilhelm Dörpfeld wäreüberrascht, wie geschäftig es in seiner Wahlheimatund dem vermeintlichen einstigenKönigssitz des Odysseus zugeht.Wesentlich stiller präsentiert sich das fruchtbareHinterland von Nidri mit seinen ObstundOlivengärten. Ein Traumziel für Wandererist der Wasserfall, der sich am Ende einerengen, von Farn und Blumen überwuchertenSchlucht in einen smaragdgrünen kühlen Poolstürzt. Noch weiter südlich ist selbst an derKüste kaum noch Betrieb. In der glasklarenKiesbucht von Poros gibt es nur wenige privateZimmervermieter und einen gut gepflegtenCampingplatz. Wie ein Fjord schneidet diebenachbarte Bucht von Sivota, in der


Dörpfeld den Odysseus gestrandet glaubte,tief ins Land. Auch hier geht es selbst imHochsommer beschaulich zu. Fischerbooteliegen am Kai und werden in einer winzigenWerft mit neuen Schichten grellbunter Farbebepinselt. Der malerische Hafen Vasiliki ander gleichnamigen, weiten Bucht ist der Ausgangspunktfür Schiffsausflüge zu den lefkadischenFelsen. Einst stand hier ein Apollotempel,heute hält ein Leuchtturm einsameWacht.Nirgends zeigt sich Lefkadas wilde Westküstespektakulärer als in Porto Katsiki. GrelltürkisesWasser umflutet das bizarr geformteFelsufer mit dem schmalen Streifen hellenSandes. Treppen führen in die Tiefe zum fotogenenBadeplatz. Weiter nach Norden liegtdie Steilküste in absoluter Abgeschiedenheit.Kein Dorf säumt die schroffen Abhänge, undauch die Straße hält gebührenden Abstand.Die Terrassenfelder im gebirgigen Landesinnerensind zum großen Teil verlassen. Mittenin der Einsamkeit der weiten Hochebene zwischenHortata und Eglouvi liegt die KapelleAgios Donatos. Anfang August wird dasLinsenfest gefeiert, bei dem es Eintopf satt füralle gibt und man sich in großen Kreisen inalthergebrachten Volkstänzen ergeht.Karia ist das einzige Bergdorf, das am Tourismuspartizipiert. Die kleine Platia wird vonwenigen Cafés und Tavernen gesäumt, inKunstgewerbeläden kann man lokale Webarbeitenund Stickereien kaufen. Am Ortsausgangfindet sich das private Volkskundemuseum,über das Herr Katopodis wacht. AlteTrachten, Webstühle und feine Handarbeitensind zu besichtigen. Einmal im Jahr quilltKaria fast von Menschen über. Mitte Augustfeiert man hier in glühender Hitze eine traditionellelefkadische Hochzeit, die zur Freudevon Einheimischen wie Fremden prachtvoll inhistorischen Kostümen inszeniert wird. DerWein fließt in Strömen, der Duft von gegrilltemHammel zieht durch die Gassen.Der August ist auf Lefkada ohnehin der Monatder großen Feste. In der malerischen Kulissedes Kastells wird das Literatur- und Kunstfestivaldargeboten. Auf dem weiten Platz amEnde des Damms findet das große internationaleFolklorefestival statt, für das TanzundMusikgruppen aus aller Welt anreisen.Dann ist Annas Terrasse der Logenplatz fürdie Honoratioren, und es ist fast so schön wiedamals, als die Callas plötzlich ihre Arie in dielefkadische Nacht hinaus sang.25


Parga - das Auge und Ohr KorfusCopyrights "Tine Schönwitz,www.tine-schoenwitz.de.„Die Venezianer waren wahrscheinlich etwas fitter als ich!“, schnauft Ekaterini Stamati(59) auf dem steilen Weg hinauf zu Pargas Festung, die hoch oben über der Stadt aufeinem Felsen thront. Der kleine idyllische Urlaubsort Parga auf dem Festland des ionischenMeeres liegt 77 km nördlich von Preveza und 48 km südlich von Igoumenitsa ineiner beschaulichen Bucht. Mehrere kleine Inseln sind vorgelagert. Das malerischeStädtchen im Epirus zählt nicht nur zu den schönsten Orten Griechenlands, es hat aucheine lange legenden- und schlachtenreiche Geschichte.Erstmals wurde Parga im Jahr 1337 in einemHandelsvertrag zwischen Venedig und demBischof von Rumänien schriftlich erwähnt. Umden Angriffen der Albaner zu entgehen, bautendie Einwohner von Parga um 1360 dieStadt auf dem von drei Seiten umspültenhohen Felsen, auf dem heute die Festungsteht. Dieser Ort wird Palioparga (AltesParga) genannt. Für den Ursprung des NamensParga gibt es mehrere Ansätze: Manvermutet, dass der <strong>erst</strong>e Name Parageirosoder Paragaia, Ypargos oder Ypagogos war,der durch Umschreibung des slawischenWortes Prag, welches „Hafen“ bedeutet, zuParga wurde. In eine ähnliche Richtung gehtdie Vermutung, Parga leite sich von „pergo“oder „pergomai“ ab, welches so viel bedeutetwie „sich verschanzen“. In den <strong>erst</strong>en venezianischenTexten taucht der Ort auf unterdem Namen La Barga oder Labarga.Die Umsiedlung vom alten Parga zu seinerheutigen Stelle fußt auf einer Legende. EinSchäfer fand an der Stelle des heutigenParga eine Höhle, die hell erleuchtet war. Inder Höhle befand sich eine Ikone der HeiligenMaria, vor der eine Kerze brannte. DerSchäfer berichtete den anderen Leuten im26Dorf von seiner Entdeckung. Daraufhingingen alle gemeinsam los, um die Ikone indie Kirche des alten Dorfes nach Paliopargazu bringen. Am nächsten Tag aber war dieIkone wieder in der Höhle. Nach diesemWunder bauten die Einwohner die Stadt mitungefähr 400 Häusern rund um die Stelle derHöhle und siedelten um an den Ort des heutigenParga. Die Panagiopoula genannte Ikonebefindet sich heute in der Kirche Agios Nikolaosin Parga.Wegen der strategisch gut geschützten Lagevergrößerte sich in den folgenden Jahren dieEinwohnerzahl. Immer mehr Anwohner derumliegenden Gegenden siedelten sich an, umden Beutezügen der Albaner zu entgegen. Inderselben Zeit schlossen die Einwohner einenBund mit den Normannen, den damaligenHerrschern von Korfu. Sie übernahmen auchüber Parga die Herrschaft und boten Protektiongegen die Angriffe der Slawen, Albanerund Türken. Mit ihrer Hilfe wurde das <strong>erst</strong>eKastell der Stadt gebaut. Der Herrschaft derNormannen auf Korfu folgte 1401 die Herrschaftder Venezianer. Mit kurzen Unterbrechungenhielt diese fast vier Jahrhunderte bis1797 an und bewahrte Parga eine gewisseForm von Unabhängigkeit und Schutz. DieVenezianer pflanzten in großer Zahl Olivenbäume,die bis heute der Region ihr Gesichtgeben. „Es soll bis zu 100000 Olivenbäumerund um Parga geben“, vermutet EkateriniStamati. „Viele der Olivenbäume sind heuteüber 1000 Jahre alt.“ Seitdem floriert hier derOlivenhandel, der immer noch eine Haupteinnahmequelleder Einwohner ist.Auch das heutige „Kastro“ entstand in der Zeitder Venezianer. Sie vergrößerten die Festung


und brachten sie mit 20 Kanonen auf denneuesten technischen Stand. Die Festungwurde zweimal z<strong>erst</strong>ört. Zum dritten undletzten Mal wurde sie 1571 wiederaufgebaut.Das Eingangstor krönt der geflügelte Löwe,das Herrschaftszeichen der Venezianer. Er istzugleich Symbol des Heiligen Markus, desSchutzpatrons von Venedig. Die Festung teiltsich in eine untere und eine obere Terrasse.„Wenn man es <strong>erst</strong>mal bis hier oben geschaffthat, kann man fast bis Italien gucken!“schwärmt Ekaterini, „aber ob alle, die Pargaerobern wollten, vorher gewusst haben, wiemühsam der Anstieg ist?“. Tatsächlich bietetvor allem die obere Terrasse der Festungeinen atemberaubenden Blick über dasionische Meer. Vor dem klarblauen Himmelzeichnen sich deutlich die Silhouetten derionischen Inseln Paxos und Antipaxos ab.Von Korfu sieht man die Südspitze. Im Südenerheben sich die Berge der Insel Lefkada,und noch weiter südlich erkennt man in einemmystischen Blau sogar die Berge Kefallonias.Trotz dieses nur mit Anstrengungen zu erklimmendenBollwerks wurde Parga immerwieder attackiert. Die Türken griffen <strong>erst</strong>mals1452 an, ein Jahr vor dem Fall Konstantinopels.Eine Armee von 12000 osmanischenSoldaten eroberte die Stadt und unterdrücktesie zwei Jahre lang. Parga ereilte somit dasselbeSchicksal wie die anderen Städte imEpirus, die eine nach der anderen in dieHände der Türken fielen. 1537 wurde der Ortdurch Barbarossa, einen furchterregendenAdmiral der osmanischen Flotte, drei Jahrelang besetzt und schließlich total z<strong>erst</strong>ört. Dieüberlebenden Einwohner flüchteten in dienahen Dörfer und Städte.271540 fiel das Gebiet mit Hilfe Korfus wiederzurück an Venedig. Mit dem Friedensvertragzwischen dem Venezianischen und OsmanischenReich begann für Parga von 1573 bis1644 eine fruchtbare, von vielen Freiheitengekennzeichnete Periode. Parga bekamimmer mehr Macht und finanzielle Unt<strong>erst</strong>ützungvon Venedig und wurde so ein starkerund wichtiger Handelsknoten zwischenOsten und Westen. Die Venezianer bezeichnetenParga deshalb als „das Auge und OhrKorfus, das es galt, um jeden Preis zu verteidigen“.Durch Parga sah und hörte derSenat Venedigs alles, was sich im benachbartenEpirus, und von dort aus in der nahenTürkei, ereignete. 1797 ergab sich Venedigden Truppen Napoleons. Zwei Jahre späterwurde es durch die russisch-türkische Flottebesetzt. Ab 1800 versuchte der türkischeTyrann Ali Pasha immer wieder erfolglos,Parga einzunehmen. 1807 kam Parga durchden Vertrag von Tilsit erneut unter französischeHerrschaft. Nun wagte es Ali Pashanicht, Parga anzugreifen, denn die Franzosengründeten eine kleine Garnison in Parga. Ererbaute sich deshalb gegenüber von Pargaauf der Anhöhe des Dorfes Anthousa eineeigene Festung, um von hier aus seineKreuzzüge gegen Parga zu organisieren. „ImSommer joggen manchmal lebensmüdeTouristen da hinauf“, erwähnt Ekaterini kopfschüttelnd.„Die meisten aber ziehen eher diekleine Ali-Pasha-Bahn vor, die mehrmalstäglich hinauffährt!“Neben zahlreichen Italienern, Schweden undNorwegern verbringen auch viele englischeTouristen jedes Jahr ihren Urlaub in Parga.„Kaalimääärrra, good morning!“ ruft William


Hanson Ekaterini zu. „Welcome!“ antwortetsie lachend. Der 46-jährige Lehrer aus Nottinghamund seine Familie sind schon seitüber 10 Jahren gern gesehene Stammgästein Parga. Das war nicht immer so. Napoleons1815 verlorene Schlacht bei Waterloo gegenAdmiral Wellington hatte schreckliche Folgenfür Pargas Geschichte. Angestachelt von britischenAgenten überraschten und entwaffnetenPargas Einwohner die Franzosen undübergaben ihre Stadt den Engländern. DieBriten aber wollten nur ein Exempel statuierenund erwirken, dass die Türken ihre Niederlageim Ionischen Meer offiziell zugaben.Am 15. März 1817 verkauften die englischenEroberer Parga für 150000 Pfund an AliPasha und die Türken. „Als Kind war ich deshalbimmer sehr böse auf die englischenTouristen!“, verrät Ekaterini, die in Pargageboren wurde.Mit dem Verkauf durch die Engländer fiel eineder letzten griechischen Bastionen in türkischeHand. Das zweite Tor der Festung ziertseitdem der zweiköpfige Adler. Ali Pasha hieltsich für den Eroberer des ByzantinischenReichs und verwendete deshalb das gleicheSymbol wie die Byzantiner. Leider ist derAdler heute zugewachsen und deshalb kaumzu sehen. Neben den Warenlagern errichteteAli Pasha auch ein türkisches Hamam in derFestung.Noch im gleichen Jahr am 15. April grubenPargas Einwohner aus Furcht vor dem türkischenTyrannen und seinen Truppen in ihrerVerzweiflung die Knochen ihrer v<strong>erst</strong>orbenenAngehörigen aus. Mit den Gebeinen ihrerLiebsten und anderen heiligen Andenkenflüchteten 4000 Männer, Frauen und Kinderim Morgengrauen auf Barken nach Korfu.Hierhin hatten die Türken nie einen Fuß gesetzt.Im selben Moment marschierten 300Soldaten Ali Pashas in Parga ein. 1831 kehrteneinige der Einwohner nach Parga zurückund sahen, dass nichts mehr ihnen gehörte.Die Türken lebten in ihren Häusern und zwangendie Rückkehrer, als Arbeiter auf ihreneigenen Grundstücken und Feldern zu schuften.Fast 100 Jahre blieb Parga unter türkischerHerrschaft, bis 1913 die Stadt befreitwurde. 1930 kehrten auch die heiligen Andenkenzurück.Heute ist Parga wieder griechisch und imSommer vor allem eins: gastfreundlich undmultikulturell. Und heute wie damals begeistertdie fantastische Aussicht von den beidenFestungen über das ganze ionische Meer,auch wenn bereits der Weg dorthin wortwörtlichatemberaubend ist.28


Das Totenorakel vom Fluss Acheron- Rendezvous im HadesCopyrights "Tine Schönwitz,www.tine-schoenwitz.deEin gellender Schrei durchbricht die Ruhe dersommerlichen Landschaft. Aus dem Untergrundsind eilige Schritte auf Metall zu hören.Sogleich stürmt Nancy, eine 43-jährige Ärztinaus Belgien, die steile Eisentreppe empor.Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben.„Das da unten ist der pure Horror, mein Mannwird sich freuen!“ keucht sie, während Dierek(45) gebannt dem Fremdenführer einerReisegruppe lauscht. „In Australien hat ermich nicht vor den Spinnen in den Bäumengewarnt. <strong>Jetzt</strong> kann ich mich revanchieren!“Die schmale Treppe ist die Pforte zur Unterwelt.Unten angekommen sieht man zunächstfast nichts. Obwohl der 15m mal 4,25m großeRaum mit Leuchten ausgestattet ist, müssensich die Augen <strong>erst</strong> an das diffuse Licht gewöhnen.Feuchte, dumpfe Luft schlägt einementgegen. Auf dem glitschigen Boden stehenWasserpfützen. Man muss aufpassen, dassman nicht ausrutscht. Die nassen felsigenWände neigen sich als Tonnengewölbe infünfzehn Säulen kathedralenhaft nach oben.Nur ein leises Schmatzen ist zu hören. DerBlick folgt diesem Geräusch. Zunächst sindes schwarze Punkte. Nach einer Weile habensich die Pupillen dem Dämmerlicht angepasst.Dann sieht man sie: Kopfüber an derDecke hängt eine riesige Traube von Fledermäusen.Zwischen 1958 und 1964 begab sich SotiriosDakaris, Archäologe an der Uni Ioannina, aufdie Suche nach dem bei Homer erwähntenNekromanteio (dt. Totenorakel) in der Nähe29des Flusses Acheron. Im zehnten Gesang derOdyssee ist der Ort so exakt beschrieben,dass die Archäologen tatsächlich fündig wurden.Die Ausgrabungsstätte der auf das 14.Jahrhundert vor Christus datierten antikenStadt Ephyra befindet sich im Epirus in derNähe des malerischen Ferienortes Pargasüdlich vom Dorf Mesopotamos auf einemHügel. Das Heiligtum selbst wird datiert aufEnde des 4., Anfang des 3. Jahrhunderts vorChristus. Es handelt sich um einen 62,4m mal46,3m großen Gebäudekomplex, umgebenvon einer Mauer. Der Eingang befindet sich


auf der Nordseite. Die Ortsbeschreibungen inder Odyssee sind so genau, dass es schonzu Zeiten Homers an diesem Ort ein Totenorakelgegeben haben muss. Man ist sichsicher, dass Homer selbst dort war oder zumindesteinen Ortskundigen kennen lernte.Es ist jedoch umstritten, ob es sich bei denFunden Dakaris’ um Überreste des Totenorakelsvon Homer handelt oder vielleicht nurum die eines befestigten Adelssitzes aushellenistischer Zeit.Zunächst entdeckte Dakaris 1958 auf demfelsigen Hügel unter den Ruinen des im 18.Jahrhunderts erbauten Klosters `Johannesder Täufer´ und dem Friedhof von Mesopotamosdie 3,35m dicken Mauern des 22m²großen zentralen Raums. Zwei paralleleMauern teilen das Quadrat in einen großenHauptraum und sechs kleinere, mit sich korrespondierendeLagerräume. Weitere kleinereRäume und Korridore wurden im Norden,Süden und Osten der Ausgrabungsstättegefunden. Erst in seiner zweiten Ausgrabungskampagnevon 1976/77 entdeckteDakaris, dass sich darunter ein weitererRaum befand. In der Antike galt diese Kryptaals Palast von Hades und Persephone. Derzentrale Raum darüber war der Kultraum, wodie Begegnung mit den Toten stattfand.Auch Odysseus steigt in diese Totenweltherab. In der Odyssee sucht er auf Rat derHexe Circe in der Unterwelt nach dem gestorbenenblinden Seher Teiresias. Nach Homerist Teiresias der einzige, der seinen V<strong>erst</strong>andmit in den Hades nehmen konnte. Wegen dieservon Persephone gewährten Gunst kanner Odysseus den Weg zurück nach Ithaka beschreiben.Im elften Gesang geht Odysseusan den Rand des Ozeans, hebt eine Grubeaus und schüttet für die Toten ein Honiggemisch,süßen Wein, Wasser und Weißmehlhinein. Er schneidet seinen besten Tierenüber der Grube den Hals ab und lässt ihr Blutin den Schlund der Erde rinnen. Nachdem erdas getan hat, erheben sich die Seelen derToten aus dem Dunkel des Hades.In der Antike besuchten die Menschen dasNekromanteio, um mit ihren v<strong>erst</strong>orbenen30Angehörigen in Kontakt zu treten und ihreeigene Zukunft zu erfahren. Die Bizarrheitund mystische Atmosphäre der umgebendenLandschaft verhalf den Priestern, denGlauben vom Reich der Toten auf<strong>recht</strong>zuerhalten.Heute ist die Landschaft rund um dasNekromanteio kultiviert und trockengelegt.Man nimmt jedoch an, dass damals dieGegend eine morastige, neblige, modrigeSumpflandschaft war. Daher dachte man, derFluss Acheron sei der Styx, der Fluss, der zurUnterwelt führte. In der griechischen Mythologiewurde im Styx Achilles, der bedeutendsteKämpfer im Trojanischen Krieg und Sohnvon Peleus und Thetis, getauft. Das Bad imStyx sollte ihm Unsterblichkeit verleihen.Thetis hielt das Kind während der Taufzeremoniean der Ferse fest. Dadurch wurdediese Stelle nicht vom Wasser des Styxbenetzt. Die Ferse blieb seine Schwachstelle,die Achilles beim Kampf um Troja zum tödlichenVerhängnis wurde.Der Acheron schlängelt sich beim Dorf Gliki ineinem schmalen Kiesbett durch eine heutemalerische, stille Landschaft mit mehrerenkleinen felsigen Höhlen. Er fließt in Richtungdes ungefähr 30 Kilometer südöstlich vonParga gelegenen Dorfes Mesopotamos undmündet anschließend ins Ionische Meer. Inden Sommermonaten erreicht man die Ausläuferdes Acheron mit kleinen Ausflugsschiffenab dem Hafen von Parga in ungefähreiner Stunde. Der Acheron entspringt inmehreren Quellen. Im Sommer kann man zuden Quellen durch den Fluss waten oder mit


festem Schuhwerk die Wanderung flussaufwärtsantreten. Den Wanderer erwartet einefaszinierende Landschaft: Große ausladendePlatanen überspannen das von türkisblau bisdunkelgrün schimmernde, eiskalte Wasser.Es ist an manchen Stellen nur 20 bis 30Zentimeter, an anderen aber 1,5 Meter tief.Rechts und links erheben sich meterhoheFelswände, aus denen immer wieder kleineQuellen entspringen. Die Natur bietet hier einreiches Biotop mit Vogelnestern, Reihern,Wildenten, Wasserschildkröten und Bibern.Im Platanenwald findet man neben Eichenund Liguster auch Kräuter wie Oregano, Thymianund Salbei.Damals stürzte sich wahrscheinlich der heutezahm vor sich hin plätschernde Acheronwütend 58 Kilometer, teilweise unterirdisch,zwischen den Schluchten hindurch. Seitenflüssemündeten in den inzwischen trockengelegten Acherousia-See, den „See desHades“, wo sich heute die Ebene von Phanaribefindet. In der Antike muss von der dunstigenGegend eine Mystik ausgegangen sein,der sich die Besucher dieses Ortes kaum entziehenkonnten. Und so war es für diePriester einfach, den Mythos vom Tor zur31Unterwelt über Generationen hinweg weiterzuvererben.In diesem unterirdischen Reich, so glaubteman in der Antike, lebte Hades, der Herrscherder Unterwelt und Gott der Toten, mit seinerFrau Persephone, der Göttin der Rache. Auchdie Erinyen, die drei Rachegöttinnen, undHypnos, der Gott des Schlafes, lebten indieser Welt. Heute steigen die Besucher übereine neuzeitliche steile, sehr schmale Eisentreppein den Palast des Hades hinab. Damalsjedoch hatte – außer den Priestern - zudiesem unterirdischen Raum niemand Zutritt.Hier, so glaubte man, kreisten die Geister derToten. Hermes, der Götterbote, brachte sie zuCharon, dem greisen Fährmann auf demStyx. Er fuhr die Seelen der Toten zum Eingangdes Hades. Charon nahm aber nur dieSeelen derjenigen mit, die einen Obulus entrichtetund die Begräbnisriten empfangenhatten. Der Obulus war eine Münze unter derZunge der V<strong>erst</strong>orbenen. Den Seelen, diekein rituelles Begräbnis erhalten hatten, verweigerteCharon den Zutritt in sein Boot. Siewaren dazu verdammt, 100 Jahre am Styxauszuharren.Aber auch Lebende konnten die Unterwelt besuchen,um ihre v<strong>erst</strong>orbenen Angehörigenzu treffen. In der Begegnung mit dem Totenerhofften sie sich, etwas über ihre eigene Zukunftzu erfahren. Die Kommunikation mitdem Jenseits regelten die Priester des Heiligtums,indem sie verschiedene spirituelle Ritenabhielten. Ein Besucher betrat zunächst dasHeiligtum durch den Nordeingang. Er mussteverschiedene Opfergaben mitbringen wieHonig, Wein, Wasser, Milch und das Blut vonOpfertieren. Anschließend führte sein Wegüber einen Vorhof und einen engen Korridor,gesäumt von den sechs verschiedenen Vorratskammern,außen um den eigentlichenKultraum herum. Der Bittsteller pilgerte für 29Tage, wie der Verlauf des Mondes, in derFinsternis umher und musste sich zur Vorbereitungauf das große Ereignis wochenlangden spirituellen Behandlungen durch diePriester unterziehen. Sie gaben ihm Totenspeisen,eine Diät aus Getreide und Bohnen.


Sie traktierten den Ratsuchenden innerlichund äußerlich mit einem Gebräu und Dämpfenaus zahlreichen Kräutern und Gewürzender umliegenden Natur. Sie unterzogen ihnspirituellen Reinigungen und Meditationen,bis er schließlich in Trance fiel. „Diese Prozedurenin Kombination mit den berauschendenGetränken haben wohl die Sinne vernebelt!“vermutet Petros (39), einer der Fremdenführerdes Nekromanteios. „Die Bittstellergaben in ihrem Wahn alles Mögliche über ihrLeben preis. Diese Informationen haben diePriester anschließend für die Begegnung mitden toten Angehörigen verwendet. Es wurdeaber auch Wein und Honig in den Lagerräumengehortet,“ berichtet Petros. „Aberdiese Gaben waren wahrscheinlich nur für diePriester!“ Halluzinierend betrat der Besucherschließlich durch das Labyrinth den zentralenKultraum. Das Labyrinth, damals verschlossenmit schweren Bronzetüren, war die Übergangszonezwischen Leben und Tod. Diepolygonalen, labyrinthischen Mauern wurden167 nach Christus bei einem Brand z<strong>erst</strong>ört.„Im Kultraum fand die unheimliche Begegnungmit den Geistern der Toten statt. Mittelseiner Art Flaschenzug erschien im Halbdunkelein Priester“, verrät Petros. Die dafür benötigtenZahnräder des Krans wurden in den Ausgrabungenentdeckt. In ihrem Drogenrauschglaubten die benebelten Bittsteller, den Geistdes V<strong>erst</strong>orbenen vor sich zu haben. Das warwahrscheinlich auch der Grund dafür, dassdie Mauern im Hauptheiligtum 3,35 Meter dickwaren. Dadurch wurden Geheimwege geschaffen,1,50 Meter bis 2,40 Meter breit, indenen die Priester sich unbemerkt bewegenkonnten. In der darunter liegenden Kryptawarteten Priester auf die Fragen der Bittsteller.„Durch die Akustik des Tonnengewölbesaus porösem Kalkstein schallten die Antwortender Priester bis nach oben zu den Besuchern“,weiß Petros. „Die Stimmen klangenverzerrt und stiegen wie aus der Unterweltnach oben.“32Da aber auch in der Antike die Menschen immermehr an diesen übernatürlichen Dingenzu zweifeln begannen, versuchten die Priesteralles, um die Erscheinung der Geister sorealistisch wie möglich zu gestalten. Bei denAusgrabungen fand man Amphoren, einenKessel aus Bronze, Tongefäße und Eisenschalen,auf denen das Gebräu gekochtwurde. Außerdem entdeckte man eiserneWagenräder, Katapulte und Schleudern.Innerhalb dieser Mauern muss eine Atmosphärevoller Lärm und Gerüche aller Art geherrschthaben.Nach der Kommunikation mit der Totenweltwurde der Besucher vorbei am dreiköpfigen,drachenschwänzigen Hund Cerberus, der denAbstieg in den „Palast des Hades“ bewachte,wieder ans Tageslicht geführt. Es wurde ihmaufgetragen, kein Wort über das Geschehenezu verlieren. Im Falle der Untreue gegenüberden Göttern der Unterwelt würde er mit demTod bestraft.„Ungefähr 35.000 Touristen aus der ganzenWelt besuchen jährlich das Nekromanteio“,schätzt Petros. „Die Besucher sind fasziniert,wenn sie erfahren, dass sie sich an einem Ortder griechischen Mythologie befinden.“ DasNekromanteio ist das ganze Jahr täglich von9 bis 15 Uhr geöffnet.Das belgische Arztehepaar Nancy und Dierekverbringt zum dritten Mal den Urlaub inGriechenland. „Leider kennen wir uns in dergriechischen Mythologie nicht sehr gut aus“,bedauert Nancy, „aber nach dem Besuch desNekromanteios wird sich das sicher ändern.“„Zumindest können wir durch unseren Job einpaar Brocken Altgriechisch!“ prahlt Dierek aufseinem Weg zu der schmalen Eisentreppe.„Ich habe jetzt ein Rendezvous mit Persephone“,scherzt er, „sieht man da unten überhauptwas?“ „Rutsch nicht aus!“ grinst Nancy.Hinter der Hand verrät sie: „Dierek hat Microchiropteraphobie!“( Angst vor Fledermäusen).


Suli (Souli), EpirusChristian Herrmannwww.cyberorange.net/suli/Suli liegt im Epirus, der nordwestlichen Region Griechenlands. Im 18. Jahrhundertbildete sich dort ein autonomer "Staat im Staat", der in dauerndem Kriegszustand mitden osmanischen Besatzern lag. Für viele Griechen und Albaner gilt Suli als einer derUrsprünge ihres heutigen Nationalstaates. Im übrigen Europa ist der ungewöhnliche Ortin Vergessenheit geraten. Diese Seite bemüht sich, die Erinnerung an diesen Schauplatzeuropäischer Geschichte wieder herzustellen.Suli - Geschichte eines vergessenen OrtesDer Reisende, der von Igoumenitsa oderPreveza kommend, der Küstenstraße durchden Epirus folgt, erreicht südlich von Pargaeine weite, von Flüssen und Bewässerungskanälendurchzogene Ebene. Der Acheron,der Unterweltsfluß der Antike, hat hier einDelta geschaffen, das im Osten von einerhohen Gebirgswand überragt wird. Bis zu1600 m ragen hier Berggipfel aus der küstennahenEbene steil in den Himmel. Es sind dieBerge von Suli.Wann diese Berge <strong>erst</strong>mals besiedelt wurdenist unklar, sicher ist jedoch, dass sich dortalbanische Stämme niederließen, die währendder Islamisierung Albaniens an ihremchristlichen Glauben festhielten. Der Epiruswar damals ein gemischter, griechisch-albanischerKulturraum. Im heutigen griechischenTeil ist dies - als Folge des zweiten Weltkriegs-nur noch an einzelnen Ortsnamen ablesbar.Im nördlichen, heute albanischen Teil,ist dies deutlicher, auch wenn die dortigenGriechen einem starken Assimilationsdruckausgesetzt sind. Im osmanischen Reichunterschieden die türkischen Besatzer nachReligionszugehörigkeit, nicht nach ethnischerZugehörigkeit, und so wurde Suli auch eineZuflucht für Griechen, die mit der türkischenObrigkeit in Konflikt geraten waren. In Sulibildete sich ein "Staat im Staat", der überlange Zeit eine regionale Autonomie verteidigenkonnte.Mitte des 18. Jahrhunderts umfasste die"Konföderation von Suli" 60 Dörfer. Ihr Zentrumwaren die Dörfer Suli und Samoniva, dieFestungen Kiafa, Kunghi und Avarikos. DieRuinenfelder um das heutige Dorf Suli lassenauch heute noch den Umfang der damaligen33"Suli", kolorierter Stahlstich, Buchillustration aus der Mittedes 19. Jahrhunderts"Das Tal von Suli und der Acheron", Stahlstich auseiner englischen Reisebeschreibung. Zu sehen ist derFußweg entlang des Acheron. Er ist noch begehbar.Besiedlung ahnen. Einige Tausend Menschenlebten hier. Eine Armee von 2000 Kämpfernsicherte die Unabhängigkeit der Gebirgsrepublik.Ein Zeitzeuge schrieb: "Kein Suliote gehtdem Handel nach, oder hat irgendein Handwerkerlernt. Alles was sie von Kindheit anerlernt haben, ist der Gebrauch ihrer Waffen."Die Türken versuchten wiederholt ihre Kontrolleüber die aufständische Region wiederherzustellen. 1731 wurde Hatzi Achmet,Pascha von Ioannina, vom Sultan beauftragt,Suli zu unterwerfen. Seine Armee von 8000Mann scheiterte. 1754 erlitt Mustafa Paschamit einer ebenso großen Armee dasselbeSchicksal. In den folgenden Jahren versuch-


ten es Mustafa Kokka mit 4000 Soldaten undBekir Pascha mit 5000, beide vergebens.1759 wurde Dost Bey, der Kommandeur vonDhelvinou, von den Sulioten geschlagen.Maxoud Aga von Margariti, Gouverneur vonArta, erging es 1762 nicht besser. 1772 griffSuleiman Tsapari Suli an, seine 9000 Mannstarke Armee wurde vernichtet. 1775 scheiterteeine Expedition von Kurt Pascha.Als 1788 der berüchtigte Ali Pascha Herrscherüber das Paschalik Ioannina wurde,versuchte er 15 Jahre lang, Suli zu unterwerfen.Zunächst vergebens. 1790 scheiterteeine Armee von 3000 Albanern. Auch durchdie Geiselnahme einiger ihrer Führer ließensich die Sulioten nicht bezwingen. Im darauffolgenden Angriff auf die Gebirgsrepublik tötetenallein die suliotischen Frauen 700 von AlisSoldaten und verfolgten die Überlebenden.Unt<strong>erst</strong>ützung erhielten die Sulioten aus demAusland, vor allem von Russland und England.Sie lieferten Waffen und Munition. Dieeuropäischen Großmächte sahen in denSulioten ein willkommenes Mittel, das osmanischeReich zu schwächen. Als es der englischenDiplomatie jedoch opportuner erschien,die Türkei gegen Napoleon zu stabilisieren,wurden die Waffenlieferungen eingestellt.Ohne Nachschub und unter dem Druck jahrelangerBelagerung zerbrach die Einheit dersuliotischen Clans. Der einflussreiche Botsaris-Clanverhandelte mit Ali Pascha. Er vereinbartedie Übergabe der Festungen gegenfreien Abzug auf die ionischen Inseln, die vonEngland besetzt waren. Weihnachten 1803zogen die meisten Sulioten ab. Diejenigen, dieblieben, leisteten erbitterten Wid<strong>erst</strong>andgegen die anrückende türkische Armee. DerMönch Samuil sprengte sich und andere aufder Festung Kunghi selbst in die Luft. Unterdessenbrach Ali Pascha seine Zusage überfreien Abzug. Die osmanische Armee griff dieAbziehenden an, der Abzug geriet zurKatastrophe. Bei Zalongo stürzte sich eineGruppe von suliotischen Frauen mit ihrenKindern von einer Felsklippe, um der Gefangennahmedurch die Türken zu entgehen.Eine andere Gruppe sprengte sich in derFestung des Küstendorfes Riza selbst in dieLuft. Viele jedoch erreichten den englischenHafen Parga und ließen sich dort oder aufden benachbarten ionischen Inseln nieder.Die politische Instabilität auf dem Balkannahm in den folgenden Jahren zu. Als sichdie Anzeichen für einen Aufstand derGriechen gegen die türkische Herrschaftmehrten, sah Ali Pascha seine Chance, denEpirus als eigenständigen Staat aus demosmanischen Imperium zu lösen.1820 rief er die Sulioten zur Hilfe, sie kehrtenauf das Festland zurück und unt<strong>erst</strong>ützten ihrenehemaligen Feind gegen den Sultan. DasUnternehmen scheiterte, die türkische Armeenahm Ioannina ein und tötete Ali Pascha.Der Tod desMarkosBotsaris warein beliebtesMotiv fürPropagandadrucke,die inEuropa für dieUnt<strong>erst</strong>ützungdes griechischen Freiheitskampfes warben.Katharina "Rosa" Botsariswar Hofdame im Dienstevon Königin Amalia vonGriechenland. Sie war einebewunderte Schönheitihrer Zeit an europäischenHöfen."Die Felsen von Suli", Zeichn. von Edward Lear, 1849Gemälde von J. Stieler,München, 184134


Viele Sulioten schlossen sich daraufhin demgriechischen Aufstand an, der 1821 begonnenhatte. Mit Markos Botsaris und KitsosTsavellas stellten sie zwei der berühmtestenRevolutionsgeneräle.Suliotische Einheiten kämpften auf dem gesamtennördlichen Festland. Gemeinsam mitKriegsfreiwilligen aus ganz Europa ließenviele von ihnen ihr Leben bei der Verteidigungvon Messolongi. Lord Byron, der prominentesteeuropäische Freiwillige der Revolutionsarmeeund kommandierender General inWestgriechenland, versuchte sie in eine reguläreArmee zu integrieren und scheiterte damit.Die Clan-Struktur der Sulioten ließ sichnicht in die Armee integrieren.Die Befreiung ihrer Heimat erlebte keiner derdamals lebenden Sulioten. Bis 1909 unterhieltdie türkische Armee einen Stützpunkt auf derFestung Kiafa. Erst 1913, im Balkankrieg, ereroberte die griechische Armee große Teiledes Epirus und gliederte sie Griechenland an.Der Preis, den die Sulioten für ihre Unbeugsamkeitzahlten, war hoch. Der griechisch-Moscho Tzavelaalbanische Stamm, der soviel für das Entsteheneines griechischen Nationalstaats leistete,ist als Gemeinschaft von der Geschichtevernichtet worden. Sein Herkunftsort isteine Trümmerwüste. Seine Nachkommenleben über Griechenland und die ganze Weltv<strong>erst</strong>reut.Die Festung Kiafa befindet sich auf demHügel in der Bildmitte. Am <strong>recht</strong>en Bildrandgeht‘s zur "Treppe der Tsavellena", dem altenFußweg in die Ebene, der nach einerlegendären suliotischen Frauengestalten benantist. Die suliotischen Frauen versorgtendie belagerten Festungen in gefährlichenNachtmärschen mit Nachschub. DieTsavellena ist in einem Volkslied präsent.aus Wikipedia, der freienEnzyklopädieMoscho Tzavela (1760-1803) war eine souliotischeHeldin in den Jahre vor dem Ausbruch desgriechischen Unabhängigkeitskrieges, welche sowohlin der modernen griechischen wie albanischenLiteratur erwähnt wird.Moscho Tzavela war die Frau von Lambros Tzavelas,mit dem sie einen Sohn hatte. Sie kommandierte eineGruppe von 400 weiblichen Rebellen in der siegreichenSchlacht von Kiafa gegen die Armee von AliPasha. Diese aus Albanern bestehende Armee wurdeam 20. Juli 1792 vernichtend geschlagen, sie verlor2.000 - 3.000 Mann, während dem auf solitischer Seitenur 74 getötet wurden.Später, nach der Niederlage der Sulioten, floh MoschoTsavela nach Parga und zog dann weiter auf dieIonischen Inseln , wo sie 1803 starb. Menschen, diesie auf Korfu trafen, beschrieben sie als eine leichteFrau mit einem schönen Gesicht und einemfunkelnden Blick.35


Zalongo (Epirus)www.griechenland-lexikon.deFährt man von Preveza auf der Hauptstrasse hochRichtung Parga, so entdeckt man nach ca. einemDrittel Fahrt <strong>recht</strong>s oben auf dem Berg Zalongo einegrosse weisse Skulptur. Es stellt vier Frauen dar, diesich an den Händen halten und sich tanzend auf denAbgrund zubewegen.Die GeschichteDer Berg Zalongo befindet sich in der Nähe der Souli-Dörfer im nordwestgriechischen Epirus. In den Souli-Dörfern hatten sich griechische Familienzurückgezogen, die der Tyrannei der osmanischen Herrscher entgehen wollten. Um sich ernährenzu können, hatten sie umliegende türkische und albanische Ortschaften überfallen undberaubt. Gleichzeitig kämpften sie im Wid<strong>erst</strong>and gegen die türkischen Besatzer. Die Souli-Dörfer konnten dadurch bis zum Jahr 1803 nicht von den Türken eingenommen werden. ImDezember 1803 gerieten sie aber unter starken Druck durch den türkischen Herrscher imEpirus, Ali Pascha und unterschrieben daraufhin einen Vertrag, der ihnen freies Geleit ausihren Dörfern gewähren sollte. Da sie Ali Pascha nicht vertrauten, teilten sie sich in dreiGruppen mit verschiedenen Zielen. Nur eine der Gruppen schaffte es, wenn auch mit großenVerlusten, ihr Ziel zu erreichen. Die anderen beiden Gruppen kämpften, bis ihnen Munition undVerpflegung ausgingen. Die wenigen verbliebenen Männer verschanzten sich bei dem Klosteram Berg Zalongo und kämpften dort bis sie alle gefangen genommen und gefoltert wurden.Ihre Frauen und Kinder schickten sie auf den Kamm des Zalongo.Als die Frauen mitbekamen, was mit ihren Männern geschehen war, und weil sie wussten, wiedie Leute Ali Paschas mit gefangenen Frauen und Kindern verfuhren, fassten sie einen mutigenEntschluss. Sie tanzten auf dem Gipfel des Zalongo im Kreis und jede Frau die dabei mitihrem Kind an den Rand der Klippe kam, sprang mutig hinunter.An dieser Stelle ist heute das Denkmal von Zalongo, eine riesige Stein-Skulptur, die zum Gedenkenan diese tapferen Frauen von Souli errichtet wurde., zu besichtigen.Ein traditionelles Lied dazu:Das Denkmal ist in Revisionund momentan nicht zugänglich36


Tepedelenli Ali Paschaaus Wikipedia, derfreien EnzyklopädieTepedelenli Ali Pascha, auch Ali Pascha von Janina oder Löwe von Ioannina genannt, wurdeals Sohn eines Paschas in der Gegend umTepelena in Südalbanien geboren. Nach dem Todeseines Vaters 1754 gewann er in wechselvollenKämpfen die diesem entrissenen Besitzungenzurück. 1787 wurde er vom osmanischen Sultanwegen der im Kriege gegen Russland und Österreichgeleisteten Dienste zum Pascha von Trikalain Thessalien ernannt.Seit 1807 herrschte Ali Pascha von Ioannina ausfaktisch unabhängig von der Hohen Pforte, obwohler jährlich einen bestimmten Tribut nach Konstantinopelschickte. Ali Pascha verfügte über einegroße Zahl bewaffneter Kämpfer und beherrschteum 1810 Südalbanien, Epirus, Thessalien und dassüdwestliche Makedonien. Seine Armee umfassteum 1815 ca. 100.000 Mann. Er paktierte mit denAufständischen der griechischen Unabhängigkeitsbewegung.Für seine Untreue wurde er 1820von Sultan Mahmud II. geächtet. Im Oktober erschieneine osmanische Armee vor Ioannina. AliPascha versuchte im Januar 1821 vergeblich dieBelagerung zu durchbrechen und blieb über einJahr in seiner Festung eingeschlossen. Am 5.Februar 1822 wurde er bei einem Treffen mit Abgesandtendes Kriegsministers Kurschid Paschaauf der Insel im See von Ioannina ermordet. Seinedrei Söhne wurden hingerichtet, seine griechischeFrau Vassiliki wurde inhaftiert. Sie starb 1835 inMessolongi.37Ali Pascha-Moschee in Ioannina


Das Orakel von Dodoni18 km von Ioannina am Fuß des Berges Tommaros(Olytsika) befindet sich die antike StadtDodoni mit dem gleichnamigen Orakel unddem Amphitheater. Bis zum Jahre 1876 wares den Archäologen zwar bekannt, dass esDodoni gab, man hatte es aber an anderenStellen in Epirus vermutet.Die Ruinen am Fuße des Berges wurden alsÜberreste der antiken Stadt Passarona vermutet.Nach Ausgrabungen, die 1878 an derStelle, unter Leitung des bekannten griechischenArchäologen K. Karapanos begannen,wurde klar, dass es sich hier um die sagenumwobeneantike Dodoni handelt.Archäologische Forschungen haben ergeben,dass an der Stelle schon 3000 v.Chr. einSchrein stand zur Anbetung der Göttin Erde.Nach einer Sage sollen zwei Vögel aus Ägyptenlosgeflogen sein. Einer der beiden landetein Libyen an der Stelle, wo dann das Orakeldes Ammon Zeus gebaut wurde und derzweite landete auf der Eiche, neben der dasOrakel von Dodoni entstand, um Zeus undseine Frau Dioni zu ehren. Weitere verehrteGötter waren Dimitra (Mutter Erde) undApollon.Schon Herodot beschrieb in seinen WerkenDodoni als ältestes Orakel Griechenlands.Über die Entstehung des Namen Dodoni istman sich nicht einig. Manche glauben, erwww.epirus.dekomme von Dias (Zeus) und seiner FrauDioni (Mutter der Göttin Aphrodite), anderewiederum von Dodoii einer Nymphe, Tochterdes Ozeanus und Tithia. Andere glauben, derName kommt vom Fluss Dodona in Epirus,sollte dieser schon vor Entstehung so geheißenhaben.Zu seiner großen Bekanntheit kam Dodoniwie schon erwähnt durch das Totenorakel. Eswurde außer von Herodot auch von Omiros(Homer) erwähnt.Die Priester deuteten das Rascheln derBlätter der alten Eiche und das Läuten einerGlocke aus Kupfer, an der ein Band mit derFigur eines Kindes hing. Später soll dieGlocke durch Bronzegefäße ersetzt wordensein. Außer den Priestern gab es auch dreiPriesterinnen, die Deutungen wurden abernur von den Männern gesprochen.Das Orakel hatte großen Einfluss in denAngelegenheiten Griechenlands. Dadurchwar es reich von den Spenden und Geschenkender Gläubigen.221 v.Chr. wurde Dodoni zum <strong>erst</strong>en Mal z<strong>erst</strong>örtvon General Dorimachus, weil sich dieEpiroten mit den Makedonen und Achaiernverbündeten. Dei zweite Z<strong>erst</strong>örung erfolgte168 v.Chr. durch die Römer unter EmiliusPaulus und endgültig einige Jahre späterdurch den König der Pontier Mithidratis.38


Flüge ab <strong>Bern</strong> nach Griechenland 2013Neue Flüge von SkyWork Airlines ab <strong>Bern</strong> Pressemitteilg. SkyWork 21.08./ 6.9.2012Bereits aktuell: Thessaloniki auch im Winter Thessaloniki: ab 28. 10. 2012, jeden Mi, Fr, So, Rückflüge: Do, Sa, Mo (Nachtflüge)Zusätzlich ab Sommer 2013: Heraklion: ab 21. 5. 2013, jeden Donn<strong>erst</strong>ag Mykonos: ab 7. 5. 2013, jeden Dienstag Preveza: ab 6. 5. 2013, jeden Montag Santorini: ab 7. 5. 3013, jeden Dienstag Zakynthos: ab 3. 5. 2013, jeden FreitagAlle Flüge können bereits zu günstigen Tarifen gebucht werden, auf www.flyskywork.com.Pauschal-Reisen für diese Destinationen bei Skywork Travel (ehem. Aaretal-Reisen).Flüge von Helvetic Airways ab <strong>Bern</strong>(zusammengesucht auf www.helvetictours.ch) Heraklion: ab 15. 5. 2013, jeden Mittwoch Kos:ab 16. 5. 2013, jeden Donn<strong>erst</strong>ag Zakinthos ab 10. 5. 2013, jeden FreitagFlüge und Pauschalreisen bei Kuoni/Helvetictours: www.helvetictours.chAus der PresseGanz Lesbos als Geopark anerkannt Griechenlandzeitung 26.9.2012Die Insel Lesbos wurde in ihrer Gesamtheit von der UNESCO als Geopark anerkannt und indas entsprechende globale Netzwerk aufgenommen. Die Entscheidung fiel am Freitag importugiesischen Porto. Bislang stand nur der v<strong>erst</strong>einerte Wald in Sigri im Westen der Insel aufder UNESCO-Schutzliste. Um die Anerkennung der gesamten Insel als Geopark und die Aufnahmein das Netzwerk hatte sich am 30. November die Kommune Lesbos in Zusammenarbeitmit der Ägäis-Universität und dem Naturkundemuseum von Sigri beworben. Sie wurde darinvon zahlreichen anderen Trägern wie dem XIV. Amt für byzantinische Altertümer, dem Amt fürjüngere Monumente der Region Nordägäis, dem Forstamt Lesbos, den beiden Olivenölmuseender Insel, dem Ouzo-Museum in Plomari, dem Tériade-Kunstmuseum und der UniversitätAthen (Naturgeschichtliche Sammlung Vrissa) unt<strong>erst</strong>ützt. (GZak)Kommission für Rückgabe der „Elgin Marbles“ Griechenlandzeitung 26.9.2012Auf Initiative des stellvertretenden Ministers für Kultur Kostas Tzavaras wurde eine Beraterkommissionfür die Unt<strong>erst</strong>ützung der langjährigen griechischen Forderung nach Rückgabe derParthenonskulpturen („Elgin Marbles“) aus dem British Museum gebildet. Die Mitglieder sindJuristen, Archäologen und ein Vertreter des Außenministeriums. Die Aufgabe der Kommissionwird nicht einfach sein, da es zur Zeit des Elgin’schen Kunstraubes Anfang des 19. Jahrhundertskeine völker<strong>recht</strong>lich bindenden Verträge über den Schutz des Kulturerbes gab undGriechenland als Staat nicht bestand. London lehnt eine solche Rückgabe einer seiner Hauptattraktionendenn auch diskussionslos ab. Athen wiederum argumentiert damit, dass dieSkulpturen als Tempelschmuck Teil eines Ganzen waren, und ist bereit, auch andereLösungen wie eine Dauerleihgabe zu akzeptieren. (GZak)Aegean Airlines schluckt Olympic Air Griechenlandzeitung 23. 10.2012Im griechischen Flugverkehr kommt es zu einer Fusion der zwei größten Spieler auf demMarkt: Aegean Airlines übernimmt einen 100-Prozent-Anteil an der ehemaligen Staatsfirma39


Olympic Air. Aegean, die nach langem Konkurrenzkampf Olympic als größte FluglinieGriechenlands ablöste, wird insgesamt 72 Mio. Euro zahlen, um der Beteiligungsfirma MarfinInvestment Group (MIG) das gesamte Aktienpaket von Olympic abzukaufen. Die beiden Firmenkommen nur zusammen auf die nötige Größe, um mit der internationalen Konkurrenz mithaltenzu können, sagte der Vorsitzende von Aegean Theodoros Vassilakis. Zudem warnte er,dass die für das Land strategisch wichtige Tourismusbranche „in volle Abhängigkeit von ausländischenFluggesellschaften gerät”. Allerdings muss auch noch die griechische Wettbewerbsbehördeihr Plazet geben. Aegean und Olympic bringen es gemeinsam auf 36 Maschinenvom Typ Airbus sowie weitere 14 vom Typ Bombardier. Der Traditionsname Olympicbleibt erhalten, beide Firmen sollen ihre Markennamen wie bislang weiterführen. (GZdd)Vulkan von Santorin regt sich Griechenlandzeitung 31.10..2012Der Vulkan von Santorin zeigt <strong>erst</strong>e Anzeichen einer Aktivierung. Aus diesem Grund soll erschon bald im 24-Stunden-Takt überwacht werden. Die Magmablase unter dem Vulkan sollmittlerweile sehr schnell wachsen. Das Internetportal Sofokleus.gr berichtete am letzten Mittwoch,dass das Volumen bereits 15mal größer sein soll als das Londoner Olympiastadion.Britische und griechische Wissenschaftler sprechen von einem „gigantischen Ballon“ geschmolzenenGesteins unterhalb.Soviel Magma habe es hier seit mindestens 70 Jahren nicht mehr gegeben. Die Insel NeaKameni in der Caldera, die den heutigen Vulkan bildet, sei zudem innerhalb von 16 Monatenetwa 14 Zentimeter höher geworden.Das Amt für Erdbebenschutz will nun die Ausmaße des Magmas abschätzen, um für einenmöglichen Vulkanausbruch entsprechende Vorkehrungen treffen zu können. Für die Installationder dafür notwendigen Messsystems werden 54.251 Euro benötigt, für die das VerkehrsundInfrastrukturministerium aufkommen wird. Im 20. Jahrhundert erlebte der Kameni-Vulkandrei Ausbrüche, zuletzt 1950. (GZeh)Veranstaltungenalle, die bei Redaktionsschluss bekannt waren.Aktuelle Infos auf: www.hellasfreunde.chAb sofort bis 31. März im GwattzentrumWegen Umbau finden die griechische Wochen nicht in gewohnter Weise statt - aber griechischEssen kann man dort in gewohnter Art. Live-Musik gibt‘s dann zweimal im März, Infos folgen.Donn<strong>erst</strong>ag, 10. Januar bis Sonntag, 13. Januar 2013, «Ferienmesse», Messeplatz <strong>Bern</strong>Öffnungszeiten: Do./Fr.13.00 – 20.00 Uhr, Sa./So.10.00 – 18.00 UhrEintritt: CHF 13.–, Senioren ab 60 Jahre CHF 8.– (nur Do, Fr), Kinder bis 16 Jahre gratis.Freitag, 25. Jan. 2013, Tell-SaalMitgliederversammlung der <strong>Hellasfreunde</strong> <strong>Bern</strong>, anschliessend gemütlicher Teil mit einemkleinen Imbiss, offeriert vom Verein. Die Gelegenheit miteinander zu diskutieren und Erfahrungenauszutauschen. Anmeldung erforderlich, siehe spezielle Einladung und Anmeldeformular.Mittwoch, 13. Feb. 2013, Tell-SaalLefkada und Parga mit Epirus - Video-Film von Fred Wyss. Gezeigt wird die ländliche InselLefkada, sowie das naheliegende Festland, das gebirgige Gebiet des Epirus zwischen denStädten Preveza, Igoumenitsa und Ioannina.<strong>Hellasfreunde</strong> <strong>Bern</strong> - Eintritt freiDienstag, 5. März 2013, Tell-SaalThessaloniki – Zwischen byzantinischen Kirchen und Partymeilen - Vortrag von DanielInfanger. Daniel Infanger hat als Austauschstudent in Thessaloniki ein Jahr orthodoxe Theologiestudiert. Seine Berichte ergänzt er mit Einsichten in die orthodoxe Theologie sowie musikalischenEinlagen auf der Bouzouki.<strong>Hellasfreunde</strong> <strong>Bern</strong> - Eintritt frei40

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!