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Jetzt erst recht! - Hellasfreunde Bern

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Sie traktierten den Ratsuchenden innerlichund äußerlich mit einem Gebräu und Dämpfenaus zahlreichen Kräutern und Gewürzender umliegenden Natur. Sie unterzogen ihnspirituellen Reinigungen und Meditationen,bis er schließlich in Trance fiel. „Diese Prozedurenin Kombination mit den berauschendenGetränken haben wohl die Sinne vernebelt!“vermutet Petros (39), einer der Fremdenführerdes Nekromanteios. „Die Bittstellergaben in ihrem Wahn alles Mögliche über ihrLeben preis. Diese Informationen haben diePriester anschließend für die Begegnung mitden toten Angehörigen verwendet. Es wurdeaber auch Wein und Honig in den Lagerräumengehortet,“ berichtet Petros. „Aberdiese Gaben waren wahrscheinlich nur für diePriester!“ Halluzinierend betrat der Besucherschließlich durch das Labyrinth den zentralenKultraum. Das Labyrinth, damals verschlossenmit schweren Bronzetüren, war die Übergangszonezwischen Leben und Tod. Diepolygonalen, labyrinthischen Mauern wurden167 nach Christus bei einem Brand z<strong>erst</strong>ört.„Im Kultraum fand die unheimliche Begegnungmit den Geistern der Toten statt. Mittelseiner Art Flaschenzug erschien im Halbdunkelein Priester“, verrät Petros. Die dafür benötigtenZahnräder des Krans wurden in den Ausgrabungenentdeckt. In ihrem Drogenrauschglaubten die benebelten Bittsteller, den Geistdes V<strong>erst</strong>orbenen vor sich zu haben. Das warwahrscheinlich auch der Grund dafür, dassdie Mauern im Hauptheiligtum 3,35 Meter dickwaren. Dadurch wurden Geheimwege geschaffen,1,50 Meter bis 2,40 Meter breit, indenen die Priester sich unbemerkt bewegenkonnten. In der darunter liegenden Kryptawarteten Priester auf die Fragen der Bittsteller.„Durch die Akustik des Tonnengewölbesaus porösem Kalkstein schallten die Antwortender Priester bis nach oben zu den Besuchern“,weiß Petros. „Die Stimmen klangenverzerrt und stiegen wie aus der Unterweltnach oben.“32Da aber auch in der Antike die Menschen immermehr an diesen übernatürlichen Dingenzu zweifeln begannen, versuchten die Priesteralles, um die Erscheinung der Geister sorealistisch wie möglich zu gestalten. Bei denAusgrabungen fand man Amphoren, einenKessel aus Bronze, Tongefäße und Eisenschalen,auf denen das Gebräu gekochtwurde. Außerdem entdeckte man eiserneWagenräder, Katapulte und Schleudern.Innerhalb dieser Mauern muss eine Atmosphärevoller Lärm und Gerüche aller Art geherrschthaben.Nach der Kommunikation mit der Totenweltwurde der Besucher vorbei am dreiköpfigen,drachenschwänzigen Hund Cerberus, der denAbstieg in den „Palast des Hades“ bewachte,wieder ans Tageslicht geführt. Es wurde ihmaufgetragen, kein Wort über das Geschehenezu verlieren. Im Falle der Untreue gegenüberden Göttern der Unterwelt würde er mit demTod bestraft.„Ungefähr 35.000 Touristen aus der ganzenWelt besuchen jährlich das Nekromanteio“,schätzt Petros. „Die Besucher sind fasziniert,wenn sie erfahren, dass sie sich an einem Ortder griechischen Mythologie befinden.“ DasNekromanteio ist das ganze Jahr täglich von9 bis 15 Uhr geöffnet.Das belgische Arztehepaar Nancy und Dierekverbringt zum dritten Mal den Urlaub inGriechenland. „Leider kennen wir uns in dergriechischen Mythologie nicht sehr gut aus“,bedauert Nancy, „aber nach dem Besuch desNekromanteios wird sich das sicher ändern.“„Zumindest können wir durch unseren Job einpaar Brocken Altgriechisch!“ prahlt Dierek aufseinem Weg zu der schmalen Eisentreppe.„Ich habe jetzt ein Rendezvous mit Persephone“,scherzt er, „sieht man da unten überhauptwas?“ „Rutsch nicht aus!“ grinst Nancy.Hinter der Hand verrät sie: „Dierek hat Microchiropteraphobie!“( Angst vor Fledermäusen).

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