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Distimia tedesco

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Psychische GesundheitDysthymie:Was ist das?


PSYCHISCHE GESUNDHEITVORWORTDie Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass injedem Augenblick 400 Millionen Menschen von neuropsychiatrischenStörungen betroffen sind.Die psychischen Störungen stellen ein großes Problem derWeltgesundheit dar, da sie in allen Altersklassen sehr häufigauftreten. Psychosoziale Beeinträchtigungen ziehenSchwierigkeiten im Alltagsleben, im Beruf, und in den zwischenmenschlichenBeziehungen nach sich.Seit Jahren kümmern wir uns intensiv um das Anliegen derpsychischen Gesundheit im Land. Ich bin froh darüber, dassdiesbezüglich sehr viel geleistet werden konnte. Eine geeigneteInformation der Bevölkerung über psychischeStörungen und ihre Behandelbarkeit ist der erste Schritt zueiner wirkungsvollen Vorbeugung. Dadurch vermeiden wir Vorurteile und bekämpfen dieAusgrenzung psychisch Kranker. In diesem Sinne arbeiten wir mit dem RAI-Sender Bozenzusammen, und stellen im Rahmen verschiedener Sendungen diese wichtige Thematik in allgemeinverständlicher Art vor. Drei Monate lang wird in allen Kinos Südtirols eine kurzeAufforderung an Betroffene gesendet, ihre oft begreiflichen Ängste auf der Suche nach Hilfe zuüberwinden.Ich bin überzeugt, dass die neun Broschüren der Reihe „Psychische Gesundheit“, die dieSendungen begleiten und ergänzen, einen wesentlichen Beitrag zur Information undSensibilisierung unserer Bevölkerung leisten können. Sie sind in leicht verständlicher Sprachegehalten und verweisen sehr konkret auf Möglichkeiten der Hilfe und Anlaufstellen im Land.Den Verfassern und Gestaltern der Broschüre gilt mein aufrichtiger Dank.Der Landesrat für Personal, Gesundheits- und SozialwesenDr. Otto SaurerPSYCHISCHE GESUNDHEITSEELISCHE KRISEKEIN GRUND ZUM VERSTECKENKEIN GRUND ZUR SCHAMABER EIN GRUND, HILFE ZU SUCHENThemen der Reihe: Psychische Gesundheit• Depression • Angststörung • Aufmerksamkeits- Defizit- Syndrom,psychische Störungen bei Kindern• Manie • Zwangsstörung • Schizophrenie• Essstörung • Somatoforme Störung •Dysthymie2Wir danken der auf dem Umschlag abgebildeten Person für ihre unentgeltliche Mitarbeit sehr.Zwischen der Abgebildeten und der vorgestellten Störung besteht kein Zusammenhang.


Dysthymie: Was ist das?Dysthymie: Was ist das?Wir alle sind immer wieder einmal traurigverstimmt. Äußere Ereignisse, Belastungssituationen,aber auch einfacheEnttäuschungen des Alltags können zueiner traurigen oder gereizten Stimmungführen. Nach einiger Zeit klingen diesenegativen Gedanken und Gefühle normalerweisewieder ab.Leidet jemand aber mindestenszwei Jahre lang fast täglich undbeinahe den ganzen Tag über aneiner depressiven Verstimmung,spricht man von einer Dysthymie.Die Dysthymie ist eine Sonderformder Depression.Betroffene fühlen sich Monate, Jahre odersogar Jahrzehnte lang müde, niedergeschlagenund traurig, grübeln und klagenviel, entwickeln verschiedene Befürchtungenund Ängste, und halten sich ganz allgemeinfür unfähig. Fast alles strengt siean, fast nichts können sie genießen. Sieempfinden sich erschöpft und energielos,reagieren gereizt oder verärgert, habenSchwierigkeiten, sich zu konzentrierenoder Entscheidungen zu treffen.Auch Selbstwertprobleme und wenigerKontakte zu anderen Menschen sindtypische Kennzeichen einer Dysthymie.Schlaf und Appetit sind meist gestört undkönnen von unklaren körperlichenBeschwerden (Schwindelgefühle, Schwäche,Schmerzen) begleitet werden.Im Verhältnis zur depressiven Episode(siehe eigene Broschüre: Depression –Was ist das?) sind die Merkmale derDysthymie schwächer ausgeprägt, haltendafür aber viel länger an.Oft fällt den Betroffenen ihre eigeneInteresselosigkeit und selbstkritischeEinstellung auf, häufig halten sie sich fürlangweilig. Diese Erlebens- und Verhaltensweisensind so sehr zu einem Teilihres Alltags geworden, dass sie glauben,dies sei ihr Charakter oder ihrePersönlichkeit: “So bin ich eben”.Dysthymie wird daher viel zu seltenals psychische Erkrankungerkannt und behandelt.3


PSYCHISCHE GESUNDHEITSeelisches Leid ist oft nichtsichtbar.Menschen, die an einer Dysthymieerkranken, schaffen es meist, ihrenberuflichen und gesellschaftlichenAnforderungen nachzukommen. DieMühe, die sie dieses Unterfangen kostet,wird in der Regel nicht sichtbar. Dies kanndazu führen, dass ihr Leidensdruck vonaußen weder erkannt noch ernstgenommen wird.Die ständige traurige Stimmungslage kannbei anderen Menschen Ärger und Wut auf“diese ewigen Spielverderber” undPessimisten auslösen. Nicht verstandenzu werden, verstärkt wiederum dieSelbstzweifel und negativen Gefühle derBetroffenen. Sie wirken dann in ihremVerhalten noch hoffnungsloser undgereizter.Leicht entsteht daraus ein Teufelskreis,der die Betroffenen und ihre Umweltbelastet.Kennzeichen der Dysthymiesind ein schleichender Beginn undein chronischer Verlauf.Etwa sechs Prozent der Bevölkerungerkranken im Laufe ihres Lebens an einerDysthymie. Gewöhnlich entwickelt sich dielang anhaltende Verstimmung im frühenErwachsenenalter. Sie kann aber auchbereits im Kindes- und Jugendalterauftreten. Während bei frühem BeginnMädchen und Jungen gleich häufig betroffensind, tritt die Dysthymie imErwachsenenalter bei Frauen zwei bis dreiMal häufiger auf als bei Männern.Wenn ältere Personen daran erkranken,entsteht die Störung meist nach einerdepressiven Episode, nach einem Trauerfalloder einer anderen seelischen bzw. körperlichenBelastung.4


Dysthymie: Was ist das?Die Dysthymie hat vieleUrsachen.Erbliche und körperliche Einflüsse könnengenauso eine Rolle spielen, wie seelischeund soziale Belastungen. Viele anDysthymie Erkrankte führen ihre dauerndetraurige Verstimmung auf eine schwierigeKindheit zurück, andere auf Belastungssituationenim Lauf des späteren Lebens.Wieder andere glauben, bereits seit ihrerGeburt traurige Menschen zu sein.Häufig tritt die Dysthymie im Zusammenhangmit anderen psychischen Störungenauf. Nicht selten ist sie mit wiederkehrendenDepressionen kombiniert. AuchAngststörungen, Missbrauch von Medikamentenund Alkoholabhängigkeit könnenmit einer Dysthymie gepaart vorkommen.Dysthymie kann erfogreichbehandelt werden.Viele Menschen, die an Dysthymie leiden,suchen keine Hilfe, weil sie glauben, dassihr Unglücklichsein zu ihrem Leben gehört.Sie halten es nicht für eine Krankheit, diegeheilt werden kann. Auch Angehörigemerken selten, dass bestimmte schwererträgliche “Charaktereigenschaften”eigentlich eine Erkrankung darstellen.Dies führt dazu, dass Betroffene oftJahre lang unter großem Leidensdruckstehen, bevor sie sich inBehandlung begeben.Wer hilft?Es ist keine Schande, Hilfe zusuchen. Aber der erste Schritterfordert Mut und Überwindung.Angehörige und Freunde könnenBetroffenen dabei beistehen.Der Hausarzt sollte aufgesucht werden,wenn man im Zweifel ist, ob man an einerDysthymie leidet. Er kann körperlicheUrsachen ausschließen, die Störungselbst behandeln oder an einen Facharztbzw. Psychotherapeuten überweisen.An einen Psychiater sollte man sichwenden, wenn der Leidensdruck sehr großist oder Selbstmordgedanken bestehen.Psychotherapeuten (meist Psychologenoder Psychiater) sind die bestenAnsprechspartner, wenn es darum geht,seelische Belastungen und Probleme zubearbeiten.In Selbsthilfegruppen merken Betroffene,dass sie in ihrem Leid nicht allein sind. Siekönnen sich gegenseitig stützen undberaten.Anlaufstellen finden Sie in der Mitte derBroschüre.5


PSYCHISCHE GESUNDHEITWas hilft?Mit Psychotherapie und Medikamenten(Antidepressiva) stehen hoch wirksameBehandlungsmethoden zur Verfügung.Dabei muss die besondere Situation jedeseinzelnen Menschen genau berücksichtigtwerden.In einer Psychotherapie erwirbt derBetroffene Strategien, um seine Problemeanders zu sehen und neu mit ihnenumzugehen. Eine wichtige Rolle spielendabei das Erleben positiver Erfahrungenund das Durchbrechen von Grübeleienund Sorgen.Es gibt viele verschiedenePsychotherapierichtungen. Manche legenWert auf das Erforschen der Kindheit,andere arbeiten lieber an der aktuellenSituation, mit Verhaltenstraining,Entspannungstechniken, Körperempfindungen.Wieder andere erfordern dieTeilnahme der Familie oder werden inGruppen durchgeführt.Man weiß heute, dass die Art derPsychotherapie nicht so entscheidend fürdas Ergebnis ist. Wesentlich ist dieBeziehung, die der Betroffene (Klient) undder Therapeut aufbauen – ein Klima desVertrauens und des Respekts.Was in einer Psychotherapie gesagt odergetan wird, untersteht der Schweigepflicht.In der Psychotherapie lernt derBetroffene sich selbst besser zuakzeptieren. Er erkennt, dass erdie anderen nicht ändern kann.Der einzige Mensch, den er ändernkann, ist er selbst.6


Dysthymie: Was ist das?Antidepressive Medikamente müssenregelmäßig eingenomen werden. IhreWirkung (Wiederkehr der Kraft undBesserung der Stimmung) beginnt erstnach vier bis sechs Wochen.Bei der Dysthymie ist der Stoffwechsel imGehirn verändert. In bestimmten Zentrendes Gehirns kommt es zu einem Mangelan Botenstoffen, sodass positive, anregendeSignale schlechter übertragen werdenkönnen. Das antidepressiveMedikament gleicht den Mangel anBotenstoffen wieder aus und verbessertdadurch die Signalübertragung.Um Rückfälle zu vermeiden, ist meist eineMonate lange medikamentöse Therapienotwendig. Manche Betroffene nehmenMedikamente, die geholfen haben, zurAbsicherung oder Vorbeugung über Jahreweiter.Antidepressiva machen nicht abhängig,sie verändern auch nichtdie Persönlichkeit.Sportliche Betätigung kann hilfreich sein,um Schwäche und Abgeschlagenheit zuüberwinden.Die Dysthymie ist keine negativeCharaktereigenschaft.Sie kann heute in aller Regelerfolgreich behandelt werden.Dabei werden antidepressive Medikamenteund Psychotherapiehäufig kombiniert. Dadurch sindrasche Hilfe und dauerhafteVeränderung möglich.7


Anlaufstellen:In Notfällen, nachts und am Wochenende:- der diensthabende Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt) oder- die Erste Hilfe-Stationen der Krankenhäuser Bozen, Meran, Brixen und Bruneck.Von dort aus wird der diensthabende Psychiater beigezogen.Untertags unter der Woche:der Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt) oderZentrum psychischer Gesundheit:Psychologischer Dienst:• Bozen• BozenNeubruchweg 3, Tel. 0471 907031Mendelstrasse 49/B, Tel. 0471 2701158.30-12.30 / 14.00-17.30 Mo-Do8.00-13.00 / 14.00-17.00 Mo-Fr8.30-12.30 / 14.00-16.00 Fr• Meran• MeranMarlingerstrasse 29, Tel. 0473 222226Schafferstrasse 53, Tel. 0473 2517009.00-12.00 / 14.00-17.00 Mo-Do8.30-17.00 Mo-Fr9.00-12.00 Fr• Brixen• Brixen-MillandRomstrasse 7, Tel. 0472 834953Vintlerstrasse 34, Tel. 0472 8021008.00-18.00 Mo-Do / 8.00-14.00 Fr8.00-12.30 / 14.00-16.00 Mo-Fr•Bruneck8.00-12.30 FrSpitalstrasse 4,•BruneckTel. 0474 586340 oder 586342Andreas Hoferstrasse 25,8.00-20.00 Mo-FrTel. 0474 5862208.00-12.00 / 14.00-16.30 Mo-FrFamilienberatungsstellen im ganzen LandSelbsthilfegruppen im ganzen Land:Verein zur Förderung der psychischen Gesundheit "Lichtung",Bruneck, Dantestrasse 4, Tel 0474/530266Verband Angehöriger und Freunde psychisch KrankerBozen, M. Gaismairstr. 16, Tel 0471/260303- An allen Krankenhäusern Südtirols können psychiatrischeBehandlungen erfolgen.- Für psychiatrische Visiten und psychologische Gespräche benötigenSie keine Zuweisung vom Hausarzt.Impressum:8Herausgeber:Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Assessorat für GesundheitsundSozialwesen - Amt für Gesundheitssprengel - RAI Sender BozenInhalt und Gestaltung:Monika Anderlan, Rodolfo Tomasi, Helga Niederkofler. Roger Pycha, Margit SölvaGrafik:- BozenFoto:Max PattisÜbersetzung:Maria Antonella TelmonDruck: La Commerciale Borgogno - 2002

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