- 12 -<strong>in</strong> den 1970er Jahren vorgenommen haben, e<strong>in</strong> Leben aus demGeist der Armut, des Konsumverzichts und dem solidarischenMite<strong>in</strong>ander zu führen, s<strong>in</strong>d letztlich an ihren K<strong>in</strong>derngescheitert, die "normal" se<strong>in</strong> wollten. Markt und Modebestimmen stark, was K<strong>in</strong>der denken und tun.In e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> beliebtes Motto lautet: "Geiz istgeil" und "Der Ehrliche ist immer der Dumme", kann man vonK<strong>in</strong>dern nicht erwarten, dass sie freudig und aus freien Stückenteilen lernen. In e<strong>in</strong>er solchen Gesellschaft s<strong>in</strong>d Christen, dieaus ihrem Glauben heraus zu leben versuchen, letztlich nachaußen h<strong>in</strong> oft die Dummen. Wenn und weil Staat undGesellschaft jedoch <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>emGrundwertekonsens auf der Basis staatstragender christlicherVerhaltensweisen, müssen sie dafür auch die notwendigenRahmenbed<strong>in</strong>gungen und Anreize schaffen. Wenn e<strong>in</strong>e Gruppedurch ihr vorbildhaftes solidarisches Verhalten automatisch <strong>in</strong>sgesellschaftliche Abseits gerät, lassen sich nur noch wenigedazu begeistern, ihr anzugehören. Wenn das gesellschaftlicheKlima die Mehrheit se<strong>in</strong>er Mitglieder dazu erzieht, nur noch deneigenen Nutzen im Auge zu haben, dann dürfen wir uns nichtwundern, wenn der Kampf um wirtschaftliche Vorteile,gesellschaftlichen E<strong>in</strong>fluss und politische Macht zunehmendhärter und unmenschlicher wird.Damit will ich nicht sagen, dass die Kirchen <strong>in</strong> Zukunft nichtmehr bereit s<strong>in</strong>d, ihren Beitrag zum Geme<strong>in</strong>wohl unsererGesellschaft zu leisten. Im Gegenteil. Sie sehen es sogar alsihren ureigenen Auftrag an, dazu beizutragen, dass das Leben <strong>in</strong>unserem Staate toleranter, friedlicher, fürsorglicher,lebensbejahender und mit-menschlicher wird, weil dadurch nachunserer Überzeugung auch die Liebe Gottes konkret underfahrbar wird.Wir befürchten allerd<strong>in</strong>gs, dass es <strong>in</strong> Zukunft nicht mehrgenügend Christ<strong>in</strong>nen und Christen geben wird, um diesengesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen, wenn ihnen dieGrundlagen für e<strong>in</strong> christliches und solidarisches Mite<strong>in</strong>andervonseiten des Staates und der Gesellschaft entzogen werden.
- 13 -Denn e<strong>in</strong> guter Christ braucht e<strong>in</strong>e gute Gesellschaft, so wie e<strong>in</strong>egute Gesellschaft gute Christen und gute Andersgläubigebraucht. Staat und Politik müssen sich deshalb im eigenenInteresse und im Interesse aller Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger fürlebensfördernde und solidarische Strukturen des Geme<strong>in</strong>wesense<strong>in</strong>setzen.