Reader Hochseilakt - ver.di Gute Arbeit
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12 Ines Roth<br />
durchschnittlich 49 Indexpunkten am Schlechtesten und liegen damit mit dem<br />
branchenübergreifenden Durchschnitt des DGB-Index gleichauf.<br />
Die Dimension „Einkommen“ erreicht unter den IT-Beschäftigten mit durchschnittlich 52<br />
Indexpunkten einen der hinteren Plätze in der Bewertung der <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen in der<br />
IT-Dienstleistungsbranche, liegt aber mit 12 Indexpunkten über dem<br />
branchenübergreifenden Durchschnitt. Die im Vergleich zum DGB-Index besseren Werte<br />
resultieren aus der relativ hohen Zufriedenheit der Beschäftigten mit der<br />
Bedarfsgerechtigkeit ihres Einkommens: 61 Prozent der Befragten gaben an, sehr gut bis<br />
gut mit ihrem Einkommen auszukommen. Etwas weniger, nämlich 51 Prozent, erachten<br />
ihr Einkommen als in hohem bis sehr hohem Maße angemessen. Trotzdem erreicht <strong>di</strong>ese<br />
Dimension le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e Stufe mittlerer <strong>Arbeit</strong>squalität. Bei der Berechnung des Indexwerts<br />
in der <strong>Arbeit</strong>s<strong>di</strong>mension „Einkommen“ schlagen <strong>di</strong>e relativ hohen Unsicherheiten<br />
bezüglich der zu erwartenden Rentenhöhe negativ zu Buche: immerhin 30 Prozent<br />
meinen, dass ihre Rente einmal nicht ausreichen wird und 47 Prozent der Befragten gehen<br />
davon aus, dass sie gerade so ihren Lebensunterhalt im Alter werden finanzieren können.<br />
Die Bewertung der Dimension “<strong>Arbeit</strong>sintensität” durch <strong>di</strong>e IT-Beschäftigten fällt mit<br />
durchschnittlich 53 Indexpunkten eher schlecht aus und liegt somit 5 Indexpunkte<br />
unterhalb des DGB-Gesamtindex. Im Durchschnitt werden in der Branche 5,9 Überstunden<br />
in der Woche geleistet. Dieser Wert liegt deutlich über dem branchenübergreifenden<br />
Durchschnitt (4,2h). Trotzdem empfinden sie dadurch kaum eine höhere Belastung. 5<br />
Dieser Befund legt nahe, dass <strong>di</strong>e Befragten zu der Gruppe von Beschäftigten gehören,<br />
<strong>di</strong>e <strong>ver</strong>sucht, einer „Ver<strong>di</strong>chtung des <strong>Arbeit</strong>salltags durch Extensivierung zu entgehen (…),<br />
(…) <strong>ver</strong>mutlich um auch angesichts eines hohen <strong>Arbeit</strong>sdrucks subjektive Bedürfnisse nach<br />
einer inhaltlich befrie<strong>di</strong>genden und/ oder weniger belastenden Tätigkeit erfüllen zu<br />
können“ (Kratzer 2003, S. 129). Unsere Untersuchung bestätigte <strong>di</strong>e Annahme, dass es für<br />
<strong>di</strong>ejenigen „einfacher“ ist, mit der Anforderung umzugehen, <strong>di</strong>e über relativ hohe<br />
Freiräume in der <strong>Arbeit</strong>sorganisation und <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung <strong>ver</strong>fügen. Dieser Befund<br />
entspricht den Ergebnissen von Karasek (1979) 6 : „Die Kombination von hoher<br />
<strong>Arbeit</strong>sintensität und großem Entscheidungs- und Kontrollspielraum führt (…) nicht zu<br />
unerwünschten Beanspruchungen bzw. Stresssymptomen“. Dennoch ist an <strong>di</strong>eser Stelle in<br />
zweifacher Hinsicht Vorsicht geboten: zum einen wäre es falsch, davon auszugehen, dass<br />
quasi durch Einführung erweiterter Einflussmöglichkeiten auf <strong>di</strong>e Organisation der<br />
<strong>Arbeit</strong>saufgaben durch <strong>di</strong>e Beschäftigten Stressabbau erreicht wird, denn <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten geben an, über sehr begrenzten Einfluss auf <strong>di</strong>e zu bewältigende<br />
<strong>Arbeit</strong>smenge zu <strong>ver</strong>fügen. Damit wird es le<strong>di</strong>glich möglich, eine Intensivierung der<br />
<strong>Arbeit</strong>slast in eine Extensivierung umzuwandeln und dadurch <strong>di</strong>e Art der Belastung zu<br />
<strong>ver</strong>schieben (beispielsweise Probleme im Bereich Work-Life-Balance), nicht jedoch <strong>di</strong>e<br />
Belastungen gänzlich abzubauen. Zum anderen deutet der Widerspruch zwischen<br />
5 40 Prozent der IT-Befragten fühlen sich stark bis sehr stark unter Zeitdruck (DGB-Index gesamt: 34 Prozent)<br />
und 19 Prozent müssen aufgrund des Zeitdrucks Abstriche in der Qualität ihrer <strong>Arbeit</strong> machen (DGB-Index<br />
gesamt: 16 Prozent). Ein linearer Zusammenhang ist nicht nachzuweisen, d.h. <strong>di</strong>e Annahme „je höher <strong>di</strong>e<br />
Anzahl der Überstunden ist, desto eher werden <strong>di</strong>e Beschäftigten mit Burnout-Syndromen (sich leer und<br />
ausgebrannt fühlen und dauerhafte Erholungsdefizite aufweisen) konfrontiert“ lässt sich nicht bestätigen.<br />
6 Zitiert nach Ulich (2005) S. 477f.