- 4 -1. <strong>Der</strong> <strong>Eisstocksport</strong>, ein Traditionssport der BayernBei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Weitenwettbewerb vom 5. - 6. Januar inOberbergkirchen traten nur Spieler aus Bayern an. In k<strong>eine</strong>r Altersklasse kämpfte ein „Nicht-Bayer“ um den Deutschen Meistertitel. Dies zeigt deutlich, wo sich das Zentrum des <strong>Eisstocksport</strong>sbefindet.In der Winterzeit, nach <strong>eine</strong>r längeren Frostperiode, werden die zugefrorenen Seen und WeiherSchauplatz <strong>eine</strong>s traditionellen bayerischen Spiels. Beim rustikalen Eisschiessen auf Natureiswird ein Teil bayerischer Geschichte weitergeführt. Hier treffen sich die Menschen imWinter auf den Eisflächen zu diesem Volkssport, der schon vor Jahrhunderten von Bauernund Holzknechten gespielt wurde. Bei diesem so genannten Mahleisschiessen stehen vorallem die Unterhaltung und der Spaß im Vordergrund. Hierbei beteiligen sich auch <strong>Eisstocksport</strong>ler,die diesen Sport nicht aktiv in <strong>eine</strong>m Verein betreiben, sondern nur <strong>eine</strong>n Ausgleichzum sonst tristen Winterwetter suchen.
- 5 -2. Historische Entwicklung des <strong>Eisstocksport</strong>s<strong>Der</strong> <strong>Eisstocksport</strong> gehört zu den ältesten Wintersportarten in den Alpenländern. 1 Die erstenFormen <strong>eine</strong>s Wurf- und Schubspiels entstanden etwa im 13./14. Jahrhundert in Skandinavienund breiteten sich dann nach Mitteleuropa aus. 2 Den Bauern und Handwerkern im Mittelalterwar sportliche Betätigung sowie die Jagd verboten. Um ihre witterungsbedingte Untätigkeitim Winter zu überbrücken, beschäftigten sie sich mit einfachen Schubspielen auf dem Eiszugefrorener Seen und Weiher.<strong>Der</strong> niederländische Maler Pieter Brueghel, der Ältere, durchquerte auf s<strong>eine</strong>r Italienreise1552-1554 den Alpenraum und weite Teile Bayerns. Da das Eisschießen im 16. Jh. in Mitteleuropabereits weit verbreitet war, stellte er es auch in s<strong>eine</strong>m Gemälde „Die Heimkehr derJäger“ aus dem Jahr 1565 dar (vgl. Anhang I). 3 Sein Werk, das auch unter den Namen „Jägerim Schnee“ 4 , „Januar“ 5 oder „Jänner" bekannt ist, liefert den ersten bildlichen Beweis für dieAusübung dieses Sports in Mitteleuropa. 6Da zum Eisschießen außer <strong>eine</strong>r Eisfläche, <strong>eine</strong>m Eisstock, etwas freier Zeit und ein paarMitspielern k<strong>eine</strong> große Ausrüstung notwendig war, konnte jeder diesem Vergnügen nachgehen.7 Dieser Volksbrauch kannte und kennt k<strong>eine</strong> gesellschaftlichen Unterschiede. So spielteneinfache Bauern oder Handwerkermit Ärzten, Lehrern und Priestern. 8Sogar Adelige, wie der ErzherzogJohann beteiligten sich, wie dasAquarell „Erzherzog Johann beimEisschießen auf dem Leopoldst<strong>eine</strong>rSee“ (vgl. Abb. 1) des MalersMatthäus Loder von 1820 beweist.9Schießen auf dem Leopoldst<strong>eine</strong>r See“,Abb. 1: Matthäus Loder: „Erzherzog Johann beim Eis-18201 Landeseisstockverband Wien (Hrsg.), Sorger, Anton (Verf.), 70 Jahre Landeseisstockverband Wien 1936-2006,Wien, 2006, S. 12 Maegerlein, Heinz, Faszination Eissport, 100 Jahre Eissport, München, 1986, S. 282Dazu auch: Jeschko, Kurt, Eisschiessen, Sport, Vergnügen, Erholung, Salzburg, 1971, S. 103 http://www.bev-stocksport.de/, aufgerufen am 27.10.074 Vgl. ebenda5 Jeschko, Kurt, Eisschiessen, Sport, Vergnügen, Erholung, Salzburg, 1971, S. 106 Wernbacher, Kurt, Gewinnen beim Eis- und Stocksport, Düsseldorf, 1995, S. 87 http://www.bev-stocksport.de/, aufgerufen am 27.10.078 Maegerlein, Heinz, Faszination Eissport, 100 Jahre Eissport, München, 1986, S. 2869 Wernbacher, Kurt, Gewinnen beim Eis- und Stocksport, Düsseldorf, 1995, S. 9