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Die gute gesunde Schule als PDF - Anschub.de

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<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

Mit Gesundheit <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> machen


Inhalt<br />

2 |<br />

Vorwort<br />

1. <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> – Was ist damit gemeint?<br />

2. Worin unterschei<strong>de</strong>n sich die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

und die Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

3. Warum ist die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> notwendig?<br />

4. Wie sieht die Praxis <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> aus?<br />

5. Wie wirksam ist die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>?<br />

6. Wer vertritt die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>?<br />

7. Perspektiven <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong><br />

Weiterführen<strong>de</strong> Informationen<br />

Literatur<br />

Adressen und Links<br />

Ich danke Frau Maëlle Ingrid Pérez Humpiere (Psychologin FSP/<br />

Beraterin) für die Unterstützung bei <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Manuskripts.<br />

<strong>Die</strong>se Publikation verwen<strong>de</strong>t vorwiegend die männliche Sprachform. Bei allen<br />

Personen- und Funktionsbezeichnungen sind stets auch die weiblichen<br />

gemeint.<br />

3<br />

5<br />

9<br />

13<br />

19<br />

25<br />

27<br />

29<br />

31<br />

32<br />

33


Vorwort<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

Mit <strong>de</strong>r „<strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>“ geht die schulische Gesundheitsför<strong>de</strong>rung neue<br />

Wege, <strong>de</strong>nn Lösungen sind gefragt: <strong>Die</strong> nachwachsen<strong>de</strong> Generation hat schwerwiegen<strong>de</strong><br />

Gesundheitsprobleme. Auch Lehrkräfte sind gesundheitlich hochbelastet,<br />

und die Bildungsinstitution <strong>Schule</strong> befin<strong>de</strong>t sich in einer kritischen Situation. Heute<br />

genügt es nicht mehr, in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> lediglich Gesundheitsför<strong>de</strong>rung zu betreiben.<br />

Nachhaltig wirkt sie nur, wenn sie sich stärker mit <strong>de</strong>m Bildungs- und Erziehungsauftrag<br />

befasst, <strong>als</strong>o <strong>de</strong>n ursprünglichen pädagogischen Anliegen <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>.<br />

Gesundheit und Bildung müssen <strong>de</strong>shalb aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt sein: Gesundheit<br />

kann <strong>de</strong>r Erfolg von <strong>gute</strong>r schulischer Bildung sein, leistet selbst aber auch einen<br />

wichtigen Beitrag für ein <strong>gute</strong> Bildung.<br />

Das Konzept <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> zeigt, wie sich dies entwickeln kann. <strong>Die</strong> vorliegen<strong>de</strong><br />

Broschüre gibt dazu einen Überblick. Sie weist auch auf aktuelle Programme<br />

hin, die angetreten sind, um die schulische Gesundheitsför<strong>de</strong>rung neu aufzustellen.<br />

Aus dieser neuen Perspektive leistet Gesundheit einen wichtigen Beitrag, wenn es<br />

darum geht, die <strong>Schule</strong> von morgen zu gestalten. Leicht abgewan<strong>de</strong>lt gilt Arthur<br />

Schopenhauers Aphorismus über die Gesundheit auch in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>: Gesundheit ist<br />

zwar nicht alles in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>, aber ohne Gesundheit ist alles in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> nichts!<br />

Verein <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong><br />

Der Vorstand<br />

| 3


Kapitel 1<br />

4 |


1. <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> –<br />

Was ist damit gemeint?<br />

Eine <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> ist eine <strong>Schule</strong>, die durch Gesundheitsinterventionen ihre Bildungsqualität insgesamt<br />

verbessert. Gleichzeitig verwirklicht sie auch die spezifischen Ziele <strong>de</strong>r Gesundheitsbildung, die<br />

zum Bildungs- und Erziehungsauftrag <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> gehören (Paulus 2003; Forum <strong>Schule</strong> 2006; BZgA 2006;<br />

s. Abb. 1). Sie bringt die Themen Bildung und Gesundheit auf neuartige Weise zusammen, in<strong>de</strong>m sie<br />

konsequent Gesundheit in <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst <strong>de</strong>s Bildungs- und Erziehungsauftrags <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> stellt.<br />

Gute <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

„Eine <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> verständigt sich über ihren<br />

Bildungs- und Erziehungsauftrag, setzt ihn erfolgreich um<br />

und leistet damit einen Beitrag zur Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung.<br />

Sie weist <strong>gute</strong> Qualitäten in ihren pädagogischen Wirkungen<br />

und ihrem Bildungs- und Erziehungserfolg, <strong>de</strong>r Qualität von<br />

<strong>Schule</strong> und Unterricht sowie <strong>de</strong>r Gesundheitsbildung und<br />

-erziehung von Schülerinnen und Schülern aus.<br />

Sie sorgt für die stetige und nachhaltige Verbesserung dieser<br />

Bereiche durch die konsequente Anwendung von<br />

Erkenntnissen <strong>de</strong>r Gesundheits- und Bildungswissenschaften.“<br />

Abb. 1: Definition <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> (Kurzfassung); Brägger, Paulus, Posse (2005)<br />

| 5


6 |<br />

Gesundheit soll <strong>als</strong>o dazu beitragen, dass aus <strong>Schule</strong> eine <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> wird. Was aber macht Gesundheit<br />

aus? Zentral sei dafür das subjektiv erlebte Wohlbefin<strong>de</strong>n, sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO;<br />

s. Abb. 2) in ihrer berühmten Gesundheits<strong>de</strong>finition.<br />

Eine <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> gelingt nur, wenn sie das Wohlbefin<strong>de</strong>n aller Beteiligten in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> berücksichtigt.<br />

Dazu gehört, dass sich Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte und nicht-unterrichten<strong>de</strong>s<br />

Personal mit <strong>de</strong>n schulischen Anfor<strong>de</strong>rungen auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Denn Wohlbefin<strong>de</strong>n resultiert<br />

auch aus <strong>de</strong>r Eigenaktivität <strong>de</strong>r Beteiligten, beispielsweise in<strong>de</strong>m sie in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> ihre eigenen<br />

Anliegen, Wünsche und Hoffnungen äußern und erfüllen. Bei<strong>de</strong>s, die produktive Anpassung und die<br />

Selbstverwirklichung, gehören zum Erleben <strong>de</strong>s Wohlbefin<strong>de</strong>ns dazu. Sie bil<strong>de</strong>n ein dynamisches<br />

Gleichgewicht.<br />

Gerät es in die Schieflage, folgen Missbefin<strong>de</strong>n und Krankheit. Das zeigt sich in subjektiven und<br />

objektiven Aspekten, beispielsweise in <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r schulärztlichen Untersuchungen. Ob ein<br />

Mensch die Balance erreicht, hängt davon ab, welche Ressourcen beziehungsweise Risikofaktoren er<br />

in die jeweilige Situation mitbringt und welche soziokulturelle, ökonomische und physisch-technische<br />

Umwelt vorhan<strong>de</strong>n ist. Auf die <strong>Schule</strong> bezogen, meint Letzteres die Gebäu<strong>de</strong> mit ihren architektonischen<br />

und bautechnischen Gegebenheiten sowie die Grün- und Freiflächen mit ihren Potenzialen für<br />

ein <strong>gesun<strong>de</strong></strong>s o<strong>de</strong>r auch krank machen<strong>de</strong>s Schulleben. Zur soziokulturellen Umwelt gehören die am<br />

Schulleben vorübergehend o<strong>de</strong>r dauerhaft beteiligten Personen(-gruppen) sowie die Normen, Werte,<br />

Stun<strong>de</strong>npläne, Arbeitszeitregelungen und alles an<strong>de</strong>re, was das Zusammenleben und -arbeiten in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Schule</strong> auch in gesundheitlicher Hinsicht mit beeinflusst.<br />

Hier setzt die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> an. Gemeinsam mit <strong>de</strong>n Betroffenen versucht sie <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> zu<br />

machen, in<strong>de</strong>m sie gesundheitliche Erkenntnisse so einbezieht, dass sie ihren Auftrag effektiver<br />

erfüllen kann (Paulus 2003; Hun<strong>de</strong>loh, Schnabel & Yurdatap 2005).<br />

„Gesundheit ist <strong>de</strong>r Zustand <strong>de</strong>s vollständigen körperlichen,<br />

geistigen und sozialen Wohlbefin<strong>de</strong>ns und nicht<br />

nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.“<br />

Abb. 2: Definition von Gesundheit; Weltgesundheitsorganisation 1948


„Zur <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> gehört, dass sich möglichst alle wohlfühlen<br />

– und zwar nicht nur körperlich. Es geht auch um geistige<br />

Beweglichkeit, die mitmenschlichen Beziehungen o<strong>de</strong>r die Einstellung<br />

zur <strong>Schule</strong>.“<br />

Klaus Steinmetzer, Schulleiter,<br />

Hauptschule Bad Neustadt, Bad Neustadt<br />

| 7


Kapitel 2<br />

8 |


2. Worin unterschei<strong>de</strong>n sich die<br />

<strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> und die<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>Schule</strong>?<br />

<strong>Die</strong> Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>Schule</strong> ist <strong>de</strong>r bislang bekannteste und wirkungsvollste Ansatz ganzheitlicher<br />

schulischer Gesundheitsför<strong>de</strong>rung. Sie hat sich vor allem in Europa seit Beginn <strong>de</strong>r 1990er-Jahre entwickelt.<br />

An diesen europäischen Entwicklungen war Deutschland von Anfang an beteiligt und ist eines <strong>de</strong>r mehr<br />

<strong>als</strong> 40 Mitgliedsstaaten <strong>de</strong>s „European Network of Health Promoting Schools“. <strong>Die</strong>ses wird von <strong>de</strong>r<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO), <strong>de</strong>r Europäischen Kommission und vom Europarat getragen<br />

(www.euro.who.int/enhps). <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> hingegen ist ein aktueller Ansatz, <strong>de</strong>n es erst seit<br />

wenigen Jahren gibt. Ausgangspunkt dieser Entwicklung waren die Erfahrungen <strong>de</strong>r Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

von und mit <strong>Schule</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re die Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n <strong>Schule</strong>. Aber<br />

auch die verän<strong>de</strong>rten Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>Schule</strong> und ihre Bildungs- und Erziehungsaufträge führten dazu,<br />

<strong>de</strong>n Zusammenhang von Gesundheit, Gesundheitsför<strong>de</strong>rung/-bildung und Schulqualität neu zu <strong>de</strong>nken.<br />

Dadurch taten sich an<strong>de</strong>re Perspektiven für die schulische Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und -bildung auf. Am<br />

<strong>de</strong>utlichsten sichtbar wird das in einer Gegenüberstellung. <strong>Die</strong> Abbildung auf <strong>de</strong>r nächsten Seite listet diese<br />

Unterschie<strong>de</strong> anhand mehrerer Kriterien auf und gibt einen ersten Überblick (s. Abb. 3). Eine solche<br />

Gegenüberstellung akzentuiert, wo in Praxisprojekten oftm<strong>als</strong> eher fließen<strong>de</strong> Übergänge, Überlappungen<br />

und Unschärfen herrschen. Sie ver<strong>de</strong>utlicht die Charakteristika um auf die konzeptionellen Neuerungen aufmerksam<br />

zu machen, die <strong>de</strong>n Begriff von einem eigenständigen Ansatz <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> rechtfertigen.<br />

Definition <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong><br />

„<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> ist für mich ein Ort,<br />

wo mein Kind – aber auch ich – gut aufgenommen wird<br />

und gerne hingeht. Und zwar je<strong>de</strong>n Tag. Das Schulklima<br />

muss stimmen.“<br />

Susanne Messerschmidt, Elternratsvorsitzen<strong>de</strong>,<br />

Lan<strong>de</strong>sschule für Körperbehin<strong>de</strong>rte, Neubran<strong>de</strong>nburg


Konzept<br />

Perspektive<br />

Motto<br />

Sichtweise von <strong>Schule</strong><br />

Ausgangspunkt<br />

Ansatz<br />

Ziele<br />

Strategien<br />

(a) Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

(b) Lehrkräfte, nicht-unterrichten<strong>de</strong>s<br />

Personal, Organisation („Arbeitsplatz<br />

<strong>Schule</strong>“, „<strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Betrieb“)<br />

(c) <strong>Schule</strong>bene<br />

Interesse von <strong>Schule</strong>n<br />

10 |<br />

Gute <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>Schule</strong><br />

Bildungsför<strong>de</strong>rung durch Gesundheit<br />

„Gesundheit im <strong>Die</strong>nst <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>“<br />

„Mit Gesundheit <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> machen“<br />

<strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Institution und Organisation <strong>de</strong>s<br />

Bildungswesens mit Bildungs- und<br />

Erziehungsaufträgen<br />

Schulpädagogische Problemstellungen: Grundlage ist<br />

in erster Linie eine Bildungsberichterstattung<br />

Pädagogischer <strong>Schule</strong>ntwicklungsansatz, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n<br />

Qualitätsdimensionen <strong>gute</strong>r <strong>Schule</strong>n ansetzt:<br />

• Bildungs- und Erziehungsauftrag<br />

• Lernen und Lehren<br />

• Führung und Management<br />

• Schulklima und Schulkultur<br />

• Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Gute <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>, die ihre Bildungs- und<br />

Erziehungsqualität in einem <strong>Schule</strong>ntwicklungsprozess<br />

wirkungsvoller und nachhaltiger durch<br />

gezielte Gesundheitsinterventionen in <strong>de</strong>n<br />

Qualitätsdimensionen <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>Schule</strong> erfüllt<br />

Verwirklichung von Gesundheitsbildungs- und<br />

-erziehungszielen für die Zielgruppe <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

und Schüler <strong>als</strong> Teil <strong>de</strong>s Bildungs- und<br />

Erziehungsauftrags <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong><br />

Verwirklichung <strong>de</strong>r Qualitätsziele <strong>gute</strong>r <strong>Schule</strong>n durch<br />

gezielte Gesundheitsinterventionen<br />

Kommunale Schullandschaften mit außerschulischen<br />

lokalen Repräsentanten national tätiger Allianzpartner<br />

• Alle <strong>Schule</strong>n wollen <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong>n sein:<br />

• Großes Potenzial an interessierten <strong>Schule</strong>n<br />

Abb. 3: <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> im Vergleich zur Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n <strong>Schule</strong><br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung durch die <strong>Schule</strong><br />

„<strong>Schule</strong> im <strong>Die</strong>nst <strong>de</strong>r Gesundheit“<br />

„Gesundheit zum Thema <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> machen“<br />

<strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Setting, das gesundheitsför<strong>de</strong>rlich<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n kann<br />

Gesundheitsbezogene Problemstellungen: Grundlage<br />

ist in erster Linie eine Gesundheitsberichterstattung<br />

Organisationswissenschaftlicher <strong>Schule</strong>ntwicklungsansatz,<br />

<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Qualitätsdimensionen gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

<strong>Schule</strong>n ansetzt:<br />

• Curriculum<br />

• Schulkultur und schulische Umwelt<br />

• Schulisches Gesundheitsmanagement<br />

• <strong>Die</strong>nste und Kooperationspartner<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>Schule</strong>, die die Gesundheit <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> lernen<strong>de</strong>n und lehren<strong>de</strong>n sowie an<strong>de</strong>rweitig<br />

tätigen Personen wirkungsvoller und nachhaltiger<br />

för<strong>de</strong>rt <strong>als</strong> Voraussetzung dafür, dass die<br />

Bildungs- und Erziehungsqualität <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> in<br />

einem <strong>Schule</strong>ntwicklungsprozess erreicht wird.<br />

Verwirklichung von Gesundheitszielen für die<br />

Zielgruppe <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen <strong>als</strong> Teil<br />

schulischer Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

Verwirklichung von Gesundheitszielen durch<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />

Lan<strong>de</strong>sweites Netzwerk gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

<strong>Schule</strong>n und außerschulischer Partner<br />

• Nur eine geringere Zahl von <strong>Schule</strong>n wollen<br />

gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>Schule</strong>n sein:<br />

• Begrenztes Potenzial an interessierten <strong>Schule</strong>n


SEIS-Befragung<br />

„In die zweite ‚SEIS‘-Befragung (Selbstevaluation in<br />

<strong>Schule</strong>n) haben wir mehr <strong>als</strong> die Hälfte unserer<br />

Grundschüler einbezogen und die Fragebögen<br />

während <strong>de</strong>s Unterrichts ausfüllen lassen. Fragen,<br />

die die Kin<strong>de</strong>r betreffen, werten wir mit ihnen<br />

zusammen aus. So kommen die Schwerpunkte und<br />

Verän<strong>de</strong>rungen für die Kin<strong>de</strong>r nicht von oben,<br />

son<strong>de</strong>rn sie entwickeln sie selbst mit und stehen<br />

dahinter. Übrigens kam unsere bewegte Pause auf<br />

diese Weise zustan<strong>de</strong>.“<br />

Ute Prochnow, Schulleiterin,<br />

Käthe-Kollwitz-Grundschule, Greifswald<br />

| 11


Kapitel 3<br />

12 |


3. Warum ist die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong><br />

<strong>Schule</strong> notwendig?<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> gibt Antworten auf die Fragen, wie<br />

• die Schulqualität<br />

• die gesundheitliche Situation <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> lehren<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>rweitig beschäftigten Personen<br />

• das Gesundheitsverhalten, -erleben und die -einstellungen sowie das Gesundheitsbewusstsein von<br />

je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r an <strong>Schule</strong> beteiligt ist<br />

verbessert wer<strong>de</strong>n können.<br />

In all <strong>de</strong>n genannten Bereichen ist großer Handlungsbedarf festzustellen. <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> kann hier<br />

direkt und indirekt durch Gesundheitsinterventionen Einfluss nehmen und unterstützen.<br />

Das Niveau <strong>de</strong>r Schülerleistungen und damit verbun<strong>de</strong>n die Frage nach <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>s Schulwesens steht<br />

im Zentrum <strong>de</strong>r bildungspolitischen, bildungswissenschaftlichen und allgemeinen öffentlichen Diskussion.<br />

Kürzlich kam <strong>de</strong>r erste nationale Bildungsbericht heraus (Konsortium Bildungsberichterstattung 2006): Zwar<br />

hat <strong>de</strong>r Anteil höher qualifizieren<strong>de</strong>r Abschlüsse zugenommen, und es gab auch im Vergleich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

PISA-Ergebnisse 2000 zu 2003 leichte Kompetenzzuwächse, vor allem in <strong>de</strong>r Mathematik. Trotz<strong>de</strong>m bleiben<br />

folgen<strong>de</strong> grundlegen<strong>de</strong> Probleme bestehen: Nach wie vor gibt es einen hohen Anteil an Schulabgängern<br />

ohne Abschluss und ein erheblicher Part <strong>de</strong>r Schüler stagniert auf einem ausgesprochen niedrigen<br />

Kompetenzniveau. Bei<strong>de</strong> Problembereiche sind eng an die soziale Herkunft und Migrationshintergrün<strong>de</strong><br />

gekoppelt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> setzt hier an und bietet <strong>Schule</strong>n konkrete Unterstützung und Handlungshilfen. Dazu<br />

gehören Gesundheitsinterventionen im Unterricht („Gesun<strong>de</strong>s Lehren und Lernen“), im Management<br />

(„Gesun<strong>de</strong> Führung“) und im Bereich <strong>de</strong>s Schulklimas und <strong>de</strong>r Schulkultur („Gesun<strong>de</strong> Schulkultur“). Auf<br />

diese Weise erreichen <strong>Schule</strong>n insgesamt bessere Bildungs- und Erziehungserfolge und min<strong>de</strong>rn damit unter<br />

an<strong>de</strong>rem die Auswirkungen <strong>de</strong>r sozialen Bildungsbenachteiligungen. Ist <strong>Schule</strong> nach Gesundheitsgesichtspunkten<br />

gestaltet, hat das einen spürbaren Effekt auf ihre Bildungs- und Erziehungserfolge. Ihre<br />

baulichen, aber auch ihre Organisations- und Kommunikationsstrukturen und -abläufe sind dafür verantwortlich.<br />

Studien zeigen, dass Kin<strong>de</strong>r, die gerne in die <strong>Schule</strong> gehen und sich dort wohlfühlen, besser lernen.<br />

Sie haben günstigere Voraussetzungen im Hinblick auf ihre Schulleistungen und -erfolge. Positives<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> för<strong>de</strong>rt <strong>als</strong>o die Leistungsmotivation und min<strong>de</strong>rt stören<strong>de</strong>s Verhalten (E<strong>de</strong>r<br />

1995, Hascher 2004, Schnei<strong>de</strong>r 2005). Negative Emotionen wie Angst und Hilflosigkeit hingegen wirken sich<br />

ungünstig auf Lernen und Leistung aus (Rustemeyer 2004).<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> zeigt <strong>als</strong>o, wie Interventionen im Bereich <strong>de</strong>r Gesundheitsbildung und<br />

-erziehung nachhaltig das Gesundheitsverhalten und -erleben <strong>de</strong>r Schüler verbessern. Wissen sie mehr über<br />

Gesundheit in <strong>de</strong>n wichtigen Themenfel<strong>de</strong>rn „Ernährung“, „Bewegung“ sowie „Stress/psychische Gesundheit“<br />

und wen<strong>de</strong>n es an, stärkt das ihre Kompetenz. Sie han<strong>de</strong>ln eigenverantwortlich im Sinne <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Gesun<strong>de</strong>rhaltung und <strong>de</strong>r ihrer Mitmenschen. Damit trägt die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> auch zu <strong>de</strong>n<br />

allgemeinen Erziehungszielen <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> bei. <strong>Die</strong>se lassen sich mit Begriffen wie Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

individuellen Regulationsfähigkeit, <strong>de</strong>r Humanressourcen und <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Teilhabe sowie Chancengleichheit<br />

beschreiben.<br />

| 13


14 |<br />

Gesun<strong>de</strong> Ernährung<br />

„Wir haben bei einer Projektwoche alle zusammen gekocht.<br />

Ich habe Quark mit Früchten gemacht und noch einen<br />

Marienkäfer aus Radieschen. Den durfte ich mit nach Hause<br />

nehmen. Meine Mama fand, dass er toll aussah, und mir hat<br />

das Gemüseessen noch mehr Spaß gemacht. So was wür<strong>de</strong> ich<br />

gerne noch mal wie<strong>de</strong>rholen.“<br />

Alma Delic (10 Jahre),<br />

Gottfried-Röhl-Grundschule, Berlin-Mitte<br />

In<strong>de</strong>m die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> Bildungs- und Erziehungsprozesse för<strong>de</strong>rt, leistet sie auch indirekt einen<br />

Beitrag zur Gesundheit. Wie internationale Studien zeigen, ist Bildung einer <strong>de</strong>r wichtigsten sozialen<br />

Faktoren <strong>de</strong>r Gesundheit (Marmot & Wilkinson 1999; Nutbeam & Kickbusch 2000). Denn sie wirkt auf das<br />

Gesundheitsverhalten und auf die Einstellungen zur Gesundheit (Konsortium Bildungsberichterstattung<br />

2006, S. 187f.). So zeigt sich, dass<br />

• mit <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Schulbildung die Lebenserwartung steigt und<br />

• viele Krankheiten bei Menschen mit Volks- o<strong>de</strong>r Hauptschulabschluss häufiger auftreten <strong>als</strong> bei<br />

solchen mit Abitur (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Angina Pectoris, Asthma, Arthritis, chronischer<br />

Rückenschmerz) .<br />

Zu diesen Ergebnissen tragen sicherlich die sozioökonomischen Unterschie<strong>de</strong> bei, die mit höherer Bildung<br />

einhergehen und die sich auf die Gesundheit auswirken. Das sind beispielsweise höheres Einkommen,<br />

bessere Arbeitsbedingungen, weniger belasten<strong>de</strong> Berufe und geringere Arbeitslosigkeit. Darüber hinaus<br />

dokumentieren die Untersuchungsergebnisse, dass Bildung auch einen eigenständigen Einfluss auf<br />

Gesundheitsverhalten und -einstellungen hat. Männer mit Abitur sind zum Beispiel viel seltener starke<br />

Raucher und dafür doppelt so häufig sportlich aktiv wie jene mit Hauptschulabschluss. Hierbei ist die<br />

Lesekompetenz entschei<strong>de</strong>nd, die einen direkten Einfluss auf die Gesundheitskompetenz hat. Sie unterstützt<br />

die Aufnahme relevanter Gesundheitsinformationen, ihre Bewertung und Umsetzung im persönlichen<br />

Alltag.<br />

<strong>Die</strong> Bildungsbenachteiligung geht Hand in Hand mit <strong>de</strong>r Gesundheitsbenachteiligung. Es ist zwar richtig,<br />

dass Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche heute zumeist gesund sind. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n aber auch immer mehr von<br />

ihnen gesundheitlich auffällig (Hurrelmann, Klocke, Melzer & Ravens-Sieberer 2003; Robert-Koch-Institut<br />

2006). Vor allem Schüler aus sozial niedrigeren Schichten, jene mit Migrationshintergrund und solche, die<br />

niedrig qualifizieren<strong>de</strong> Schulformen besuchen sind gesundheitlich fast durchgängig höher belastet.<br />

Oftm<strong>als</strong> liegt bei ihnen auch eine Kumulation dieser Bedingungen vor.<br />

Nach neuesten repräsentativen Untersuchungsergebnissen (Robert-Koch-Institut 2006) ergibt sich<br />

folgen<strong>de</strong>s Bild:<br />

• Übergewicht/Adipositas:<br />

Je<strong>de</strong>s 6. bis 7. Kind beziehungsweise Jugendlicher ist übergewichtig. Je<strong>de</strong>s 16. Kind im Grundschulalter<br />

und je<strong>de</strong>r 12. Jugendliche ab 14 Jahre ist adipös, <strong>als</strong>o fettleibig. <strong>Die</strong> Rate <strong>de</strong>r Übergewichtigen<br />

stieg in <strong>de</strong>n letzten 15 bis 20 Jahren um die Hälfte an, die <strong>de</strong>r Adipösen verdoppelte sich sogar.


• Essstörungen:<br />

Fast 22 Prozent <strong>de</strong>r 11- bis 17-Jährigen weisen zu<strong>de</strong>m Merkmale einer Essstörung auf (vor allem<br />

Magersucht, Ess-Brechsucht, Fressanfälle ohne gewichtsregulieren<strong>de</strong> Gegensteuerung, Fettsucht).<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um doppelt so viele Mädchen wie Jungen. Am stärksten sind Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche aus <strong>de</strong>r unteren Sozi<strong>als</strong>chicht betroffen, Hauptschüler fast doppelt so häufig wie<br />

Gymnasiasten.<br />

• Allergien:<br />

Allergien (Heuschnupfen, Neuro<strong>de</strong>rmitis, Asthma bronchiale) sind häufige Gesundheitsprobleme<br />

im Kin<strong>de</strong>s- und Jugendalter. Min<strong>de</strong>stens 16,7 Prozent <strong>de</strong>r 3- bis 17-Jährigen lei<strong>de</strong>n an einer dieser<br />

Erkrankungen. Dabei sind mehr Jungen betroffen, ebenso Heranwachsen<strong>de</strong> ohne Migrationshintergrund<br />

und mit hohem sozialem Status <strong>de</strong>r Familie.<br />

• Körperliche Aktivität/motorische Leistungsfähigkeit:<br />

22 Prozent <strong>de</strong>r 4- bis 17-Jährigen machen je<strong>de</strong>n Tag Sport o<strong>de</strong>r sind körperlich aktiv, allerdings erreicht<br />

nur etwa ein Drittel die gefor<strong>de</strong>rte Zeit von 60 Minuten. In ihrer motorischen Leistungsfähigkeit<br />

(Einbeinstand, rückwärts balancieren, Ergometer, Rumpfbeugen et cetera) sind die Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendlichen eingeschränkt. So können zum Beispiel 35 Prozent nicht zwei o<strong>de</strong>r mehr Schritte rückwärts<br />

auf einem drei Zentimeter breiten Balken balancieren. Im Vergleich mit einer Stichprobe von 1976<br />

hat sich die motorische Leistungsfähigkeit um zirka 14 Prozent verschlechtert.<br />

• Psychische Gesundheit:<br />

Psychisch auffällig sind 12,2 Prozent <strong>de</strong>r 7- bis 17-Jährigen. Weitere 9,6 Prozent sind wahrscheinlich<br />

psychisch auffällig. Insgesamt liegen <strong>als</strong>o bei 21,8 Prozent zumin<strong>de</strong>st Hinweise auf psychische<br />

Auffälligkeit vor. Depressionen fin<strong>de</strong>n sich bei 5,4Prozent, Ängste bei 10Prozent, das Aufmerksamkeits-<br />

Defizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) bei 2,2 Prozent und Störungen <strong>de</strong>s Sozialverhaltens bei<br />

7,6 Prozent <strong>de</strong>r untersuchten Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen.<br />

Es kann <strong>als</strong>o keine Re<strong>de</strong> mehr davon sein, dass alle Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen gesund zur <strong>Schule</strong> kommen.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse zeigen, dass immer mehr heute auf vielfältige Weise belastet und in ihren Entwicklungsmöglichkeiten<br />

beeinträchtigt sind (Hurrelmann, Klocke, Melzer & Ravens-Sieberer 2003; Klein-Heßling<br />

2005). Ihr soziales Umfeld, insbeson<strong>de</strong>re die eigene Familie, scheint in ihren Möglichkeiten zunehmend<br />

überfor<strong>de</strong>rt. Sie schaffen es nicht, angemessen mit <strong>de</strong>n gesundheitlichen Gefährdungen umzugehen und<br />

tragen zu<strong>de</strong>m bei schwierigen Beziehungssystemen selbst zur Belastung bei. Das verstärkt die negativen<br />

Einflüsse im Leben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen.<br />

So fin<strong>de</strong>n sich zum Beispiel <strong>de</strong>utlich mehr Hinweise auf psychische Auffälligkeit bei Heranwachsen<strong>de</strong>n aus<br />

Familien mit niedrigerem sozioökonomischem Status. Risikofaktoren für das Auftreten sind hier vor allem<br />

Familienkonflikte, psychische Erkrankungen <strong>de</strong>r Eltern, Konflikte in <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Eltern, Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

in <strong>de</strong>r Partnerschaft. Aber auch alleinerziehen<strong>de</strong> Eltern beziehungsweise Heimaufenthalt stellen<br />

Risikofaktoren dar. An<strong>de</strong>rerseits wirken sich familiärer Zusammenhalt, Wärme und Zuneigung sowie<br />

Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten positiv aus.<br />

Wie auch an<strong>de</strong>re Studien belegen, bestimmen <strong>de</strong>n Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten von<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen maßgeblich ihre Lebens- und Umweltbedingungen mit. <strong>Schule</strong> hat daher für die<br />

Themen Gesundheit, Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und Prävention einen beson<strong>de</strong>rs hohen Stellenwert. Sie trägt<br />

zentral zur Sozialisation zukünftiger Generationen bei, <strong>de</strong>nn sie erreicht Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche in einer<br />

Entwicklungsphase, in <strong>de</strong>r diese wichtige Verhaltens- und Lebensweisen ausbil<strong>de</strong>n. Das in <strong>de</strong>r Kindheit und<br />

Jugend entwickelte Verhalten bleibt in <strong>de</strong>r Regel ein Leben lang bestimmend für <strong>de</strong>n Umgang mit Risiken<br />

und Konflikten, wie etwa mit Alkohol, Drogen, Gewalt. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> kann diese Entwicklung <strong>als</strong>o stark beeinflussen.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen zeigen, dass während <strong>de</strong>r Schullaufbahn eine Annäherung <strong>de</strong>r<br />

ungleich verteilten Gesundheitschancen stattfin<strong>de</strong>t. Das Gesundheitsbewusstsein wird wesentlich und<br />

richtungsweisend beeinflusst. (Paulus & Zurhorst 2001).<br />

| 15


16 |<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> wirkt selbst nicht immer gesundheitsför<strong>de</strong>rnd, sie kann auch zu einem Risikofaktor für die Gesundheit <strong>de</strong>r Schüler<br />

wer<strong>de</strong>n. Dass <strong>Schule</strong> krank machen kann, ist belegt (Singer 2000; Steinhausen 2006). Schüler nennen folgen<strong>de</strong> Faktoren, die je nach<br />

Ausprägung eine Ressource o<strong>de</strong>r ein Risiko darstellen (Freitag 1998):<br />

• Klassenklima<br />

Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung vs. Ausgrenzung von Schülern o<strong>de</strong>r Gewalt<br />

• Lehrer-Schüler-Verhältnis<br />

Wertschätzung, Anerkennung, Offenheit und gegenseitiger Respekt vs. Nichtbeachtung, Zurückweisung, Erniedrigung<br />

• Schulleistung<br />

Transparenz und Gerechtigkeit hinsichtlich <strong>de</strong>r Leistungsanfor<strong>de</strong>rung und <strong>de</strong>r Leistungsrückmeldung vs. Intransparenz,<br />

Ungerechtigkeit<br />

• Schulklima<br />

Gerechtigkeit im sozialen Miteinan<strong>de</strong>r und Zugehörigkeitsgefühl zur <strong>Schule</strong> unter <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r einer<br />

<strong>Schule</strong>, Wertschätzung <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit vs. Fremdheitsgefühl, Ausgeschlossensein, Unverbun<strong>de</strong>nheit<br />

• Räumlichkeiten<br />

Bewegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, verfügbare Räumlichkeiten und Sauberkeit vs. wenig kind- und jugendgerechte<br />

Gestaltung, verwahrloste Räumlichkeiten<br />

• Mitbestimmung<br />

Beteiligung an <strong>de</strong>r Ausformulierung und Umsetzung von Regeln, die das Schulleben bestimmen; Empowerment vs.<br />

Pseudopartizipation, Fremdbestimmung<br />

• Perspektiven, Sinnerfahrungen<br />

Einhergehen schulischer Leistung mit beruflichen Ausbildungschancen und Lebensperspektiven sowie mit sinnhaften<br />

Bezügen zum eigenen Leben vs. mangeln<strong>de</strong> Perspektiverfahrungen, Sinnlosigkeitserleben<br />

Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung ist offensichtlich das Schul- beziehungsweise Klassenklima: Eine Schweizer Untersuchung zur<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung an <strong>Schule</strong>n kommt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass ab <strong>de</strong>r sechsten Klasse das in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> herrschen<strong>de</strong> Klima<br />

einen <strong>de</strong>utlich wichtigeren Einfluss auf das Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen hat <strong>als</strong> ihr sozialer Status. (Vuille,<br />

Carvajal, Casaulta & Schenkel 2004). Das betrifft auch ihre Gesundheit und ihr Gesundheitsverhalten.<br />

Entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil belegen Studien zur Lehrergesundheit die starke Beanspruchung <strong>de</strong>r Lehrkräfte<br />

durch ihre berufliche Tätigkeit und eine oftm<strong>als</strong> unzweckmäßige Belastungsbewältigung (zum Beispiel Schönwäl<strong>de</strong>r, Bernd,<br />

Ströver & Tiesler, 2003; Schaarschmidt, 2004; s. Abb. 4). Zusammenfassend zeigen die Befun<strong>de</strong>, dass bei vielen Lehrkräften<br />

<strong>de</strong>r Beruf auf Dauer zu erheblichen Beeinträchtigungen <strong>de</strong>r Gesundheit und <strong>de</strong>r Leistung führt. So wur<strong>de</strong>n beispielsweise nach<br />

<strong>de</strong>m Dritten Versorgungsbericht <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung (Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>s Inneren, 2005) im Jahr 2002 allein 41 Prozent<br />

aller in <strong>de</strong>n Ruhestand versetzter Lehrer aufgrund einer krankheitsbedingten <strong>Die</strong>nstunfähigkeit frühpensioniert. Bei mehr <strong>als</strong><br />

<strong>de</strong>r Hälfte von ihnen (56 Prozent) waren psychische und psychosomatische Erkrankungen <strong>de</strong>r Grund (vgl. auch Weber, Weltle<br />

& Le<strong>de</strong>rer, 2003). <strong>Die</strong>s ist in vielerlei Hinsicht alarmierend. <strong>Die</strong> betroffenen Lehrkräfte büßten Lebensqualität ein und waren<br />

oft nicht mehr in <strong>de</strong>r Lage, ihren beruflichen Anfor<strong>de</strong>rungen gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Ein solche Situation hat negative Folgen für<br />

die Schüler und letztlich für die gesamte Gesellschaft: Eine Wissensgesellschaft, <strong>de</strong>ren wesentliches Gut die Innovationskraft<br />

ihrer Bürger ist, benötigt leistungsfähige <strong>Schule</strong>n. Sie wie<strong>de</strong>rum sind ohne <strong>gesun<strong>de</strong></strong>, leistungsstarke und gut ausgebil<strong>de</strong>te<br />

Lehrkräfte nicht <strong>de</strong>nkbar.


Es gibt Konzepte zur Schulqualität, die sich für die schulische Gesungheitsför<strong>de</strong>rung und -bildung <strong>als</strong><br />

Rahmenkonzeption eignen. Wir empfehlen, sie zu nutzen: gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r gesundheitlichen<br />

Situation von Schülern und Lehrkräften sowie angesichts <strong>de</strong>r Entwicklung, die <strong>de</strong>r Ansatz zur gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

<strong>Schule</strong>n bislang nahm. Kultusministerien <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r entwickeln solche Qualitätskonzepte für die<br />

<strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong>se dienen <strong>als</strong> externe Bezugspunkte für schulische Arbeit. In diesen Konzepten sind entsprechen<strong>de</strong><br />

Handlungsbereiche, Kriterien und Indikatoren beschrieben. Sie erleichtern <strong>de</strong>n <strong>Schule</strong>n, ihren<br />

Weg einer <strong>gute</strong>n <strong>Schule</strong> zu gehen. So bekommen sie mehr Freiheiten <strong>als</strong> bisher in pädagogischen, personellen,<br />

finanziellen und organisatorischen Angelegenheiten eingeräumt (zum Beispiel „eigenverantwortliche<br />

<strong>Schule</strong>“). Das ermöglicht ihnen eine auf diese Ziele hin ausgerichtete <strong>Schule</strong>ntwicklung, die effektiv ist.<br />

Damit die schulische Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und -bildung sich in <strong>de</strong>r Fläche besser verbreitet und wirkt,<br />

muss sie sich an diesen Bildungs- und Erziehungsaufträgen von <strong>Schule</strong>n orientieren, die in solchen<br />

Qualitätskonzeptionen beschrieben sind. Tut sie es nicht, wird ihr Anliegen von <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> zusätzliche<br />

Aufgabe empfun<strong>de</strong>n und eher <strong>als</strong> unwichtig eingestuft. Viele Interessengruppen betrachten ihre Themen <strong>als</strong><br />

zentral für die <strong>Schule</strong> und entwickeln unkoordiniert und zum Teil auch ohne hinreichen<strong>de</strong> Einweisung<br />

Projekte und didaktische Materialien. Entsprechend wer<strong>de</strong>n <strong>Schule</strong>n mit Angeboten überschwemmt, die<br />

meist nicht genügend auf die pädagogischen Interessen <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>n abgestimmt sind. Es ergibt auch keinen<br />

Sinn, eigene Programme für die schulische Gesundheitsför<strong>de</strong>rung zu entwickeln. <strong>Schule</strong>n wer<strong>de</strong>n ihre<br />

Bildungsqualität verbessern, in<strong>de</strong>m sie die für ihr Land empfohlenen Qualitätskonzepte nutzen. Ihnen<br />

Unterstützung in dieser Systematik anzubieten beziehungsweise an sie anzuknüpfen ist <strong>als</strong>o sinnvoller.<br />

<strong>Schule</strong> hat keine Zeit und keine Ressourcen übrig, sich noch in an<strong>de</strong>re Programme einzuarbeiten und <strong>de</strong>ren<br />

Ergebnisse in die Schulqualitätskonzepte zu integrieren. Da diese auch Gesichtspunkte ihrer schulischen<br />

Organisation und ihres Managements einbeziehen, bietet es sich an, <strong>de</strong>n <strong>Schule</strong>n die Erfahrungen aus <strong>de</strong>r<br />

betrieblichen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung zur Verfügung zu stellen und ihnen dabei zu helfen, diese für ihre<br />

Qualitätsarbeit zu nutzen (vgl. Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen 2003;<br />

Ulich & Wülser 2005; Paulus & Schumacher 2007).<br />

Belasten<strong>de</strong> Arbeitsbedingungen Schwierige Lebensumstän<strong>de</strong>, Unzweckmäßige Bewältigungsstrategien<br />

physische Befindlichkeit<br />

• Große Klassen<br />

• Hohe Stun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>putate<br />

• Viele Korrekturen<br />

• Fachlehrer mit geringen<br />

Stun<strong>de</strong>nanteilen in vielen Klassen<br />

• Pen<strong>de</strong>ln zwischen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Einsatzorten<br />

• Ungeeignete Räume<br />

• Unzulängliche Ausstattung<br />

• Unrealistische Lehrplanvorgaben<br />

• Schwierige Schüler<br />

• Schwierige Eltern<br />

• Konflikte mit <strong>de</strong>r Schulleitung<br />

• Konflikte im Kollegium<br />

• Fehlen<strong>de</strong> fachliche und<br />

soziale Unterstützung<br />

• Soziale Isolation<br />

• Gestörte Familien-<br />

bzw. Partnerbeziehung<br />

• Finanzielle Probleme<br />

• Abhängigkeit von Alkohol<br />

und Betäubungsmitteln<br />

• Chronische Krankheiten,<br />

labiler Gesundheitszustand<br />

Abb 4: Berufliche und private Belastungen von Lehrern (Kretschmann 2000)<br />

• Emotionale Überreaktionen<br />

• Unzweckmäßiges Konfliktmanagement<br />

• Rollenunsicherheit im Umgang mit Schülern<br />

• Unterrichtsmethodische „Kunstfehler“<br />

• Mentale Dauerbeschäftigung mit<br />

beruflichen Problemen<br />

• Unrealistische Erwartungen<br />

die eigene berufliche Wirksamkeit betreffend<br />

• Unzweckmäßige Arbeitsorganisation<br />

• Ungenügen<strong>de</strong> Regeneration<br />

| 17


Kapitel 4<br />

18 |


4. Wie sieht die Praxis <strong>de</strong>r<br />

<strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> aus?<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>n arbeiten an <strong>de</strong>r Verbesserung ihrer Bildungs- und Erziehungsqualität.<br />

Zunächst machen sie eine Ist-Analyse, entwickeln das Leitbild <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> und wählen<br />

Entwicklungsvorhaben aus. Dann planen sie <strong>de</strong>ren Umsetzung und überprüfen die Vorhaben. Schließlich<br />

erstellen sie eine Textfassung <strong>de</strong>s Erreichten und schreiben ihr Schulprogramm fort. <strong>Die</strong>s sind die<br />

Stationen auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>r Schulprogrammentwicklung, wenn es darum geht, die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

zu gestalten (Nilshon & Schmin<strong>de</strong>r 2005).<br />

In ihrem Leitbild <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> orientieren die <strong>Schule</strong>n sich an <strong>de</strong>n zugehörigen Qualitätskonzepten.<br />

Das Programm <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bertelsmann Stiftung propagiert die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

(siehe auch Seite 27). Es bietet <strong>de</strong>n unten abgebil<strong>de</strong>ten Qualitätsrahmen, <strong>de</strong>r aus fünf Qualitätsbereichen<br />

besteht und jeweils durch Merkmale näher bestimmt wird (s. Abb. 5). Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> das<br />

Befragungsverfahren „SEIS“ (Selbstevaluation in <strong>Schule</strong>n) entwickelt, das die <strong>Schule</strong>n selbst durchführen.<br />

Es hilft ihnen, ihre <strong>Schule</strong>ntwicklung zielgerichtet, systematisch und nachhaltig zu gestalten. Das<br />

Instrument umfasst einen Merkmal- und Fragenkatalog sowie Instrumente zur Datenerhebung und ein<br />

vergleichen<strong>de</strong>s Berichtswesen. Es hat <strong>als</strong> prozessbezogene Evaluation eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>nn<br />

mit diesem Verfahren lassen sich Sichtweisen verschie<strong>de</strong>ner schulischer Akteure (Schüler, Eltern, Lehrer,<br />

Mitarbeiter) auf zentrale schulische Prozesse erfassen (Unterricht, Schulklima, Qualifikation,<br />

Kommunikation und Information, Führung und Management, Leistungsbewertungen und an<strong>de</strong>res).<br />

Bildungs- und<br />

Erziehungsauftrag<br />

Fach- und Sachkompetenz<br />

Sozialkompetenz<br />

Lern- und<br />

Metho<strong>de</strong>nkompetenz<br />

Selbstkompetenz und<br />

Fähigkeit zu kreativem<br />

Denken<br />

Praktische Kompetenz<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

aufnehmen<strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>n<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Berufswelt<br />

Lernen<br />

und Lehren<br />

Lern- und<br />

Lehrstrategien<br />

Ausgewogener<br />

Unterricht<br />

Bewertung von<br />

Schülerleistungen<br />

Führung und<br />

Management<br />

Leitbild und Entwicklungsvorstellungen<br />

Entscheidungsfindung<br />

Kommunikation<br />

Operatives<br />

Management<br />

Motivation und<br />

Unterstützung<br />

Planung, Implementierung<br />

und Evaluation<br />

Personalentwicklung<br />

Schulklima<br />

und Schulkultur<br />

Schulklima<br />

Beziehungen innerhalb<br />

<strong>de</strong>r <strong>Schule</strong><br />

Beziehungen <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong><br />

nach außen<br />

För<strong>de</strong>rung positiven<br />

Verhaltens<br />

Unterstützungssystem<br />

für Schüler<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Bedürfnisse <strong>de</strong>r<br />

Schüler (Selbstwahrnehmung)<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Bedürfnisse <strong>de</strong>r<br />

Schüler (Elternwahrnehmung)<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Lehrer<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r<br />

Lehrkräfte<br />

Abb. 5: Qualitätsrahmen <strong>de</strong>r<br />

<strong>gute</strong>n <strong>Schule</strong>, nach <strong>de</strong>m SEIS-<br />

Verfahren (Stern, Ebel, Vaccaro &<br />

Vorndran 2006)<br />

| 19


Schülerpartizipation<br />

„Am Anfang war uns noch gar nicht klar, welche Aufgaben wir <strong>als</strong> Schüler<br />

übernehmen können. Durch diese <strong>Anschub</strong>-Sache haben wir festgestellt,<br />

dass uns Veranstaltungen fehlen, die die Eltern in die <strong>Schule</strong> locken. Nun<br />

stellen wir Schüler einen Weihnachtsbasar auf die Füße, bei <strong>de</strong>m wir auch<br />

ein kleines Abschlussprogramm mit Weihnachtsgeschichten und Musik<br />

bieten.“<br />

20 |<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> unterstützt ihren Bildungs- und Erziehungserfolg, wenn sie gesundheitsbezogene Maßnahmen einsetzt,<br />

die auf arbeitsmedizinischen sowie gesundheitspsychologischen und -pädagogischen Erkenntnissen beruhen.<br />

Im Bereich „Lernen und Lehren“ zum Beispiel durch<br />

• verän<strong>de</strong>rte Pausenregelungen und Stun<strong>de</strong>nverteilungspläne<br />

• Lernen und Lehren mit allen Sinnen<br />

• bewegte Lernformen<br />

• Ritualisierung musischer Elemente im Unterricht<br />

• begrünte Klassenzimmer<br />

Im Bereich „Führung und Management“ zum Beispiel durch<br />

• Führung in Kohärenz<br />

• effizientes Gebäu<strong>de</strong>management<br />

• gesundheitsgerechte Gestaltung <strong>de</strong>s Schulhofes<br />

• <strong>gesun<strong>de</strong></strong> Schulverpflegung<br />

• Teamentwicklung im Kollegium<br />

• personenzentrierte Gesprächsführung<br />

• Stressmanagement und Arbeitsoptimierung für Lehrkräfte<br />

• Supervision für Lehrkräfte<br />

Im Bereich „Schulklima und Schulkultur“ zum Beispiel durch<br />

• Beachtung <strong>de</strong>r Selbstwirksamkeitserfahrungen <strong>de</strong>r Schüler<br />

• För<strong>de</strong>rung ihres Selbstwertgefühls<br />

• Gestaltung <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Lebensraum<br />

• För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kommunikation und <strong>de</strong>s sozialen Lernens<br />

• Einrichtung einer Eltern-Steuergruppe<br />

• För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Schülerbeteiligung<br />

Juliane Götz (19 Jahre),<br />

Maxim-Gorki-Gymnasium, Seebad Heringsdorf<br />

Eine <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> verbessert aber nicht nur allgemein ihre Leistungsfähigkeit, sie för<strong>de</strong>rt auch gezielt die<br />

Gesundheitskompetenzen <strong>de</strong>r Schüler. Wer<strong>de</strong>n Gesundheitsthemen in <strong>de</strong>r Gesundheitsbildung verankert, löst das langfristig<br />

wirken<strong>de</strong> Prozesse <strong>de</strong>r Verhaltensän<strong>de</strong>rung und <strong>de</strong>r Gesundheitsbewusstseinsbildung aus. <strong>Die</strong>s geschieht sowohl auf<br />

<strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Unterrichts, wird aber auch durch die Organisation <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> insgesamt unterstützt. Gute<br />

Gesundheitsbildung in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> greift damit weit über die eigentlichen Gesundheitsthemen hinaus. Schüler lernen ver-


<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

Merkmale<br />

Prinzipien<br />

Innere/äußere<br />

Vernetzung/<br />

Kooperation<br />

Bildungs- und Lernen und Lehren Führung und Schulklima und Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Erziehungsauftrag Management Schulkultur<br />

Schüler Räume, Mobiliar und Raumklima Schulleitung ist Vorbild für Gemeinsam erarbeitete Schulbeteiligte gehen<br />

sind nach Gesundheitsprinzipien gesundheitsbezogene Verhaltensregeln <strong>de</strong>s sozialen gerne in die <strong>Schule</strong><br />

… haben Ich-Stärke, Selbstver- gestaltet Werte und Grundsätze Miteinan<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong><br />

trauen und ein positives Selbst- existieren Schulbeteiligte fühlen sich<br />

wertgefühl Lehrkräfte achten auf das Steuerungsteam für Gesund- sicher in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong><br />

persönliche Wohlergehen <strong>de</strong>r heit, Sicherheit und Bildung Angebote zur Krisen- und<br />

… gehen mit <strong>de</strong>r eigenen Ge- Schüler ist an <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> eingerichtet Konfliktbewältigung für alle Wenig Arbeitsunfähigsundheit<br />

und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer ver- Schulbeteiligten sind vorhan<strong>de</strong>n keitstage <strong>de</strong>r Lehrkräfte<br />

antwortungsbewusst um <strong>Schule</strong> wertschätzt die <strong>Schule</strong> verfügt über ein<br />

Unterschiedlichkeit <strong>de</strong>r Lernen<strong>de</strong>n funktionieren<strong>de</strong>s Sicherheits- Begegnungsmöglichkeiten, Fehltage bei Schülern<br />

… sorgen sich um die eigene konzept die die Verbun<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r sind gering<br />

Sicherheit und die <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bewegungs- und körperfreund- <strong>Schule</strong> för<strong>de</strong>rn, sind für alle<br />

Schulbeteiligten liches Lehren und Lernen wird Stress und an<strong>de</strong>re Schulbeteiligten vorhan<strong>de</strong>n<br />

praktiziert gesundheitliche Belastungen<br />

… sind kooperativ und gehen <strong>de</strong>s Schulperson<strong>als</strong> wer<strong>de</strong>n Außerschulische Lernorte mit<br />

freundlich miteinan<strong>de</strong>r um Lernen und Lehren geschehen berücksichtigt Gesundheitsbezug wer<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s genutzt<br />

Kohärenzgefühls 1<br />

Zusammenarbeit <strong>de</strong>s<br />

Schulperson<strong>als</strong> ist Kooperationen mit außervertrauensvoll<br />

Regelmäßig wird die Bildungs-<br />

schulischen Partnern aus <strong>de</strong>m<br />

Gesundheitsbereich fin<strong>de</strong>n statt<br />

und Gesundheitsqualität<br />

<strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> evaluiert<br />

Image <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> ist gut<br />

Selbstbestimmung,<br />

Partizipation/<br />

Empowerment<br />

Abb. 6: <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r, Merkmale und Prinzipien<br />

Salutogenese<br />

Eltern wer<strong>de</strong>n gezielt zu<br />

Gesundheitsfragen angesprochen<br />

und informiert<br />

Zugang zu einer <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n<br />

Verpflegung ist für alle<br />

Schulbeteiligten gewährleistet<br />

Schulprogramm mit<br />

Schwerpunkt „Bildung<br />

mit Gesundheit“<br />

Ganzheitlich-ökologisches<br />

Konzept von Gesundheit<br />

und ihrer Determinanten<br />

1 Unterricht, auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s Kohärenzgefühls ist so gestaltet, dass es <strong>de</strong>n Schülern leichtfällt, <strong>de</strong>n Stoff zu verstehen. Sie fühlen sich in ihren Handlungskompetenzen gestärkt und<br />

stellen einen persönlich-sinnstiften<strong>de</strong>n Zusammenhang zum Thema her.<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

Merkmale<br />

Prinzipien<br />

Nachhaltige Initiativen<br />

für <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

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22 |<br />

antwortungsbewusst mit sich und an<strong>de</strong>ren umzugehen. Darüber hinaus erwerben sie ein tiefes<br />

Verständnis von gesundheitsbezogenen psychologischen, medizinischen, sozialen und ökologischen<br />

Zusammenhängen. Damit leistet die Gesundheitsbildung einen wesentlichen Beitrag zum allgemeinen<br />

Bildungs- und Erziehungsauftrag <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>.<br />

Aber es geht nicht nur um die Gesundheitsbildung und -erziehung <strong>de</strong>r Schüler. In <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s schulischen<br />

Alltags steht die Lehrergesundheit ebenso auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>. Sie ist von<br />

zentraler Be<strong>de</strong>utung: Gesun<strong>de</strong> Lehrkräfte sind beson<strong>de</strong>rs wichtig.<br />

Eine <strong>Schule</strong>, die sich zur <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> entwickelt, integriert <strong>als</strong>o Gesundheitsinterventionen in<br />

etliche Bereiche. <strong>Die</strong> Abbildung 6 (siehe Seite 21) gibt dazu einen Überblick. <strong>Die</strong> Merkmale sind <strong>de</strong>n<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>Schule</strong> zugeordnet. Zugleich sind auch noch einmal die Prinzipien erwähnt,<br />

die die pädagogische Arbeit <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> auszeichnen. Außer<strong>de</strong>m zeigt die Darstellung <strong>de</strong>n<br />

Bezug zu verwandten thematischen Konzepten schulischer Gesundheitsför<strong>de</strong>rung.<br />

Eltern <strong>als</strong> Potenzial<br />

„Eltern sind ein Potenzial, das – wenn es genutzt wird –<br />

letztendlich <strong>de</strong>n Schülern und Lehrern zu<strong>gute</strong> kommt.<br />

Durch <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> und die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> entwickelte<br />

sich bei uns eine äußerst aktive Elternsteuergruppe.<br />

<strong>Die</strong> hat zunächst alle I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Mütter und Väter<br />

gesammelt. Davon ausgehend beschaffen wir mittlerweile<br />

die Pflanzen für weitere grüne Klassenzimmer und verfassen<br />

einen Flyer für Lehrer. Er beschreibt, wie sie mit<br />

unseren Kin<strong>de</strong>rn Entspannungsübungen machen können.<br />

Außer<strong>de</strong>m kümmern wir uns gera<strong>de</strong> um einen Ort für<br />

beruhigte Pausen und organisieren, dass Eltern einmal pro<br />

Woche <strong>gesun<strong>de</strong></strong>s Pausenbrot verkaufen.“<br />

Andrea Bätz, Elternbeirat,<br />

Mädchenre<strong>als</strong>chule <strong>de</strong>r Franziskanerinnen,Volkach


Innere/äußere Vernetzung und Kooperation:<br />

Um die <strong>gute</strong> und <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> zu verwirklichen, benötigt man ein aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmtes<br />

Zusammenwirken aller Beteiligten. Vielfach ist auch die Unterstützung außerschulischer Partner sinnvoll<br />

und notwendig. Das Netzwerk <strong>de</strong>r Beteiligten schafft Synergien, die oftm<strong>als</strong> zu größeren Erfolgen führen<br />

<strong>als</strong> eine Vielzahl einzelner Aktionen.<br />

Selbstbestimmung, Partizipation und Empowerment:<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> entschei<strong>de</strong>t selbst, welche gesundheitlichen Probleme sie aufgreift und<br />

bearbeitet. Dabei bin<strong>de</strong>t sie im i<strong>de</strong>alen Fall alle Personengruppen <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> (Schüler, Lehrkräfte, Eltern,<br />

nicht-unterrichten<strong>de</strong>s Personal) mit ihren Wünschen und Erwartungen ein.<br />

Salutogenese:<br />

<strong>Die</strong> Ausrichtung auf die Salutogenese sensu Aaron Antonovsky ist ein weiteres zentrales Merkmal <strong>de</strong>r<br />

Arbeit einer <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>. Salutogenese zeichnet sich dadurch aus, dass sie Menschen in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Schule</strong> stärkt und unterstützt, so dass diese Zutrauen zu sich selbst entwickeln und erhalten (Gefühl <strong>de</strong>r<br />

Machbarkeit), dass ihr Han<strong>de</strong>ln ihnen (wie<strong>de</strong>r) sinn- und wertvoll erscheint (Gefühl <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit),<br />

dass ihr Leben und das, was sich darum herum abspielt, (wie<strong>de</strong>r) begreifbar wird (Gefühl <strong>de</strong>r<br />

Verstehbarkeit).<br />

Schulprogramm mit Schwerpunkt „Bildung mit Gesundheit“:<br />

„Mit Gesundheit <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> machen“ lautet das Motto <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>. Sie verpflichtet sich,<br />

ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag durch <strong>de</strong>n gezielten Einsatz von Gesundheitsstrategien zu<br />

erfüllen. <strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> stellt ein umfassen<strong>de</strong>s Konzept dar, welches Gesundheit und Bildung<br />

aufeinan<strong>de</strong>r bezieht. An<strong>de</strong>re Konzepte <strong>de</strong>r schulischen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung betonen vielfach einzelne<br />

gesundheitlich be<strong>de</strong>utsame Aspekte, zum Beispiel die „Rauchfreie <strong>Schule</strong>“ , die „Bewegungsfreudige<br />

<strong>Schule</strong>“ o<strong>de</strong>r die „Sichere <strong>Schule</strong>“. Konzepte die sich nicht nur auf diese Aspekte beziehen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n<br />

Bildungs- und Erziehungsauftrag <strong>als</strong> zentralen Orientierungspunkt herausstellen, gelten <strong>als</strong> Bausteine<br />

<strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>.<br />

Ganzheitlich-ökologisches Konzept von Gesundheit und die Einflussfaktoren:<br />

Als Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Gesundheits<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r WHO von 1948 versteht die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

Gesundheit <strong>als</strong> physische, psychische, soziale, ökologische und spirituelle Balance <strong>de</strong>s Wohlbefin<strong>de</strong>ns.<br />

Durch die Betonung <strong>de</strong>r fühlbaren Seite von Gesundheit, das Gesundsein, kommt die Subjekthaftigkeit<br />

<strong>de</strong>s Menschen ins Spiel. Ihn bei Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahmen mit einzubeziehen und <strong>als</strong> erleben<strong>de</strong> Person<br />

ins Zentrum zu stellen, ist ein wichtiges Anliegen. Gesundsein ist vielfältig beeinflußt. Nicht nur durch<br />

das Verhalten, son<strong>de</strong>rn auch durch die genetische Ausstattung, die gesellschaftlich-kulturellen<br />

Gegebenheiten (zum Beispiel das Bildungssystem mit <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>) und nicht zuletzt durch das<br />

Gesundheitssystem. <strong>Die</strong>se Bedingungen hängen zusammen und wirken wechselseitig aufeinan<strong>de</strong>r ein.<br />

Nachhaltige Initiativen für <strong>Schule</strong>ntwicklung:<br />

<strong>Die</strong> Aktivitäten <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> geben Impulse für die Entwicklung <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>. Sie sind Teil<br />

<strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>ntwicklung und keine Veranstaltung einzelner „Events“. <strong>Die</strong> fin<strong>de</strong>n zwar immer mal wie<strong>de</strong>r<br />

statt, haben oftm<strong>als</strong> aber keine nachhaltige Wirkung auf <strong>Schule</strong>.<br />

| 23


Kapitel 5<br />

24 |


5. Wie wirksam ist die <strong>gute</strong><br />

<strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>?<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> profitiert <strong>als</strong> ganzheitlicher Ansatz von <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r schulischen<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r letzten 15 bis 20 Jahre. Folgen<strong>de</strong> Faktoren haben sich in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Reviews (St. Leger & Nutbeam 2000, Stewart-Brown 2001, 2006) immer wie<strong>de</strong>r <strong>als</strong> erfolgreich herausgestellt:<br />

Ganzheitlicher Zugang:<br />

Verbin<strong>de</strong>t ein Setting-Ansatz die verschie<strong>de</strong>nen Handlungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> miteinan<strong>de</strong>r und nutzt die<br />

dadurch entstehen<strong>de</strong>n Synergien, ist er an<strong>de</strong>ren Ansätzen durch nachhaltige Wirkung überlegen.<br />

Partizipation/Empowerment:<br />

Betroffene zu motivierten Beteiligten zu machen, zählt zu <strong>de</strong>n Grundbausteinen <strong>de</strong>r Gesundheitsför<strong>de</strong>rung.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r stellte sich diese Strategie auch für die <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> erfolgreich heraus.<br />

Kommunale/regionale beziehungsweise Kantons-/Regionsanbindung:<br />

Eine wichtige Ressource <strong>de</strong>s Erfolgs schulischer Gesundheitsför<strong>de</strong>rung stellt die äußere Vernetzung mit<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>Schule</strong>n o<strong>de</strong>r Kooperationspartnern dar, die Ressourcen bereitstellen, sich <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> gegenüber<br />

öffnen und zu <strong>de</strong>nen sich <strong>Schule</strong> hin öffnen kann.<br />

Transfer in die Regelhaftigkeit:<br />

<strong>Die</strong>s ist ein wichtiger Punkt, an <strong>de</strong>m viele Projekte letztlich immer wie<strong>de</strong>r scheitern. Sie bleiben Projekte und<br />

wer<strong>de</strong>n nicht zu Programmen, die in <strong>de</strong>n <strong>Schule</strong>n etabliert sind. O<strong>de</strong>r sie kommen nicht im Alltag <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong><br />

an und fin<strong>de</strong>n dort keine Anbindung an bestehen<strong>de</strong> Strukturen, zum Beispiel an die <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>ntwicklungsberatung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> hingegen unterstützt die <strong>Schule</strong>n in ihrem Kernanliegen, eine <strong>gute</strong> <strong>Schule</strong> zu sein.<br />

Sie stärkt sie in ihrer <strong>Schule</strong>ntwicklung und in <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Aufgaben <strong>de</strong>r Qualitätssicherung und<br />

-entwicklung. Sie belastet die <strong>Schule</strong> <strong>als</strong>o mit keiner Extraaufgabe, son<strong>de</strong>rn stärkt sie in <strong>de</strong>m, was sie<br />

ohnehin tun muss. Erste Ergebnisse aus <strong>de</strong>m Programm <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> zeigen, dass die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

Lehrkräfte in ihrer pädagogischen Arbeit wirksam unterstützt. Außer<strong>de</strong>m erkennen Eltern wie auch Schüler<br />

<strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Eintreten <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> für Gesundheit und <strong>de</strong>n Fortschritten <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> in<br />

ihrer <strong>Schule</strong>ntwicklung. Das gilt vor allem für <strong>de</strong>n Zusammenhang von „Qualitätsverbesserung <strong>de</strong>r schulischen<br />

Arbeit durch Gesundheitsinterventionen“ im Unterricht und in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>. Hierzu die wichtigsten<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Befragung von <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Standorten in drei Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn:<br />

• 60 Prozent <strong>de</strong>r Lehrkräfte meinen, dass sich die Schulleistungen verbessert haben aufgrund <strong>de</strong>r eingeführten<br />

Gesundheitsinterventionen. <strong>Die</strong> Schüler sind etwas skeptischer (45 Prozent). Auch wenn zum<br />

jetzigen Zeitpunkt nicht klar ist, ob Lehrkräfte <strong>de</strong>n Effekt aufgrund <strong>de</strong>r noch fehlen<strong>de</strong>n Erfolgskontrollen<br />

zu hoch bewerten, ist diese Einschätzung aber be<strong>de</strong>utsam, weil die Lehrkräfte die<br />

„Promotoren“ sind, die die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> entschei<strong>de</strong>nd voranbringen.<br />

• Nahezu drei Viertel <strong>de</strong>r Lehrkräfte erkennen eine Qualitätsverbesserung <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> durch die eingeführten<br />

Gesundheitsinterventionen (71,4 Prozent). <strong>Die</strong>se hohe Zustimmungsraten weist eher geringe<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Schultypen auf (Spannbreite: 58 – 76 Prozent). Weil es die generelle<br />

Aussage <strong>de</strong>r <strong>Anschub</strong>programmatik unterstützt, ist das Ergebnis beson<strong>de</strong>rs ermutigend.<br />

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Kapitel 6<br />

26 |


6. Wer vertritt die <strong>gute</strong><br />

<strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>?<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> wird in <strong>de</strong>n Programmen<br />

• <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> – für die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>. Allianz für nachhaltige Schulgesundheit und Bildung in<br />

Deutschland (Berlin, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, NRW)<br />

• bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz (gesamte Schweiz)<br />

• Opus NRW – Netzwerk Bildung und Gesundheit Nordrhein-Westfalen (NRW)<br />

mo<strong>de</strong>llhaft erprobt und in Lan<strong>de</strong>sprogramme überführt.<br />

Durch Kooperationsverträge untereinan<strong>de</strong>r schaffen die Programme Synergien. Bereits im Vorfeld trafen sich<br />

die Programmleiten<strong>de</strong>n regelmäßig. Es fand ein fruchtbarer Austausch über Ziele, Erkenntnisse und<br />

Weiterentwicklung von Programmen und Projekten statt. Aufbauend auf <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />

Vorläuferprogramme und -projekte setzten die Programmträger dabei nicht nur hier auf die Netzwerki<strong>de</strong>e.<br />

Von Anfang an verban<strong>de</strong>n sie bei <strong>de</strong>r Programmumsetztung viele Projekte <strong>de</strong>r Präventions- und<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung miteinan<strong>de</strong>r und untereinan<strong>de</strong>r.<br />

• <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong>, die „Allianz für nachhaltige Schulgesundheit und Bildung in Deutschland”, ist ein von <strong>de</strong>r<br />

Bertelsmann Stiftung initiiertes nationales Programm. Ziel von <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> ist es, die Bildungs- und<br />

Erziehungsqualität von <strong>Schule</strong>n durch Gesundheit nachhaltig zu verbessern. Dabei ist die <strong>gute</strong><br />

<strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> <strong>de</strong>r Kerngedanke von <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong>. Insgesamt geht es darum, dass national be<strong>de</strong>utsame<br />

Institutionen und Organisationen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r schulischen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung,<br />

Prävention und Bildung <strong>als</strong> Partner in einer Allianz zusammenarbeiten. Gemeinsam entwickeln sie<br />

innovative inhaltliche und strukturelle Ansätze schulischer Gesundheitsför<strong>de</strong>rung und Prävention und<br />

setzten diese in und mit <strong>Schule</strong>n um. Geplant ist die Gründung eines Vereins „<strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> – für die<br />

<strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong>“. (www.anschub.<strong>de</strong>)<br />

• Das Programm bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz stellt bildungsrelevante Anliegen in <strong>de</strong>n<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund. Dadurch wird Gesundheit nachhaltig im Setting <strong>Schule</strong> verankert (Vorschule bis und mit<br />

tertiärer Stufe, alle im Schulbereich tätigen Personen und Ausbildungsstätten). Bildung qualifiziert<br />

sich durch Gesundheit und Gesundheit durch Bildung. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> integriert die Themen Gesundheit,<br />

Prävention und Gesundheitsför<strong>de</strong>rung in ihre Entwicklungs- und Umsetzungsprozesse.<br />

(www.bildungundgesundheit.ch)<br />

• Opus NRW unterstützt Kin<strong>de</strong>rtagesstätten (KITA) und <strong>Schule</strong>n auf ihrem Weg zu <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n<br />

Bildungseinrichtungen. <strong>Die</strong> Programmträger sind das Ministerium für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen, die Gemein<strong>de</strong>-Unfallversicherungs-Verbän<strong>de</strong> Westfalen-Lippe und<br />

Rheinland sowie die Lan<strong>de</strong>sunfallkasse Nordrhein-Westfalen und die Betriebskrankenkasse<br />

Lan<strong>de</strong>sverband Nordrhein-Westfalen. Gemeinschaftlich sind sie <strong>de</strong>r Auffassung, dass sich Gesundheit,<br />

Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit wechselseitig beeinflussen und dass ohne Gesundheit<br />

eine Bildungsqualität nicht <strong>de</strong>nkbar ist. Opus NRW hat sich <strong>de</strong>shalb die Verbesserung <strong>de</strong>r Gesundheit<br />

und die Entwicklung <strong>de</strong>r Bildungsqualität zum Ziel gesetzt. (www.opus-nrw.<strong>de</strong>)<br />

| 27


Kapitel 7<br />

28 |


7. Perspektiven <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n<br />

<strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> ist erfolgreich, wenn sie nicht nur auf <strong>de</strong>r Umsetzungsebene, son<strong>de</strong>rn vor allem<br />

auf <strong>de</strong>r strukturellen Ebene sowie <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Auftraggeber und Auftragnehmer nachhaltige<br />

Verän<strong>de</strong>rungen erzielt. <strong>Die</strong>s be<strong>de</strong>utet im Einzelnen:<br />

• Von Auftraggebern zu strategischen Partnerschaften auf <strong>de</strong>r Politikebene:<br />

Um innovative Politik umzusetzen, benötigen Kompetenzen und Zuständigkeiten eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Handlungsvollmacht. <strong>Die</strong> laufen<strong>de</strong>, gegenseitige Abstimmung <strong>de</strong>r Vorgehensschritte, <strong>de</strong>r<br />

inhaltlichen Ausrichtung und <strong>de</strong>r Teilprojekte erlaubt dann eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Programme, die systematisch, reflektiert und bedarfsorientiert ist. Anfänge sind mit <strong>de</strong>r<br />

Allianzbildung in <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> gemacht. <strong>Die</strong> geplante Vereinsgründung wäre eine weitere<br />

Möglichkeit, auf strategischer Ebene zusammenzuarbeiten, wie dies im Programm <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong><br />

vorgesehen ist.<br />

• Von Austausch und Zusammenarbeit zu Kooperationsverträgen über die Lan<strong>de</strong>sgrenzen<br />

hinaus:<br />

<strong>Die</strong> Netzwerki<strong>de</strong>e funktioniert auch län<strong>de</strong>rübergreifend, in<strong>de</strong>m die laufen<strong>de</strong>n Programme<br />

Kooperationsverträge schließen und zusammenarbeiten. So profitieren und gewinnen sie voneinan<strong>de</strong>r.<br />

<strong>Die</strong>se Zusammenarbeit muss in Zukunft noch verbessert und intensiviert wer<strong>de</strong>n. <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong><br />

und bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz sind beispielhaft vorangegangen.<br />

• Von Projekten und Programmen zu Netzwerken von Allianzpartnern:<br />

<strong>Die</strong>se Netzwerkkooperationen verhin<strong>de</strong>rn parallele Interventionen, die kostspielig sind und<br />

keinen Fortschritt bringen. Hier verzeichnete die Zusammenarbeit <strong>de</strong>r drei Großprogramme schon<br />

Erfolge. Potentiellen Projektpartnern entstehen wirtschaftlich Nachteile, wenn sie nicht kooperieren.<br />

Das ermittelte <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> mit Hilfe entsprechen<strong>de</strong>r Verfahren. Damit ging das Projekt einen<br />

ersten Schritt ein zu einer ökonomischen Evaluation <strong>de</strong>r schulischen Gesundheitsför<strong>de</strong>rung.<br />

<strong>Die</strong>ser Aspekt wird in Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen <strong>als</strong> bisher.<br />

• Von Einzelprojekten zu Kompetenzzentren:<br />

Kompetenzzentren auf regionaler o<strong>de</strong>r nationaler Ebene begleiten und för<strong>de</strong>rn die Programme<br />

o<strong>de</strong>r Projekte. Sie unterstützen wirksam die Entwicklungsprozesse in <strong>Schule</strong>n hin zu einer <strong>gute</strong>n<br />

<strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong>. Je nach Kompetenzzentrum stehen verhaltens- o<strong>de</strong>r/und verhältnisorientierte<br />

Interventionen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Kompetenzzentren sind in <strong>de</strong>r Regel in schon bestehen<strong>de</strong><br />

Institutionen integriert und nutzen <strong>de</strong>ren Know-how und <strong>de</strong>ren Kooperationsstrukturen bei <strong>de</strong>r<br />

Arbeit mit <strong>Schule</strong>n. Sie weisen zu<strong>de</strong>m durch die erfor<strong>de</strong>rliche Zertifizierung eine hohe Qualität auf<br />

und legitimieren sich auf diese Weise dann eher <strong>als</strong> kompetente Partner <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>n. Damit<br />

wer<strong>de</strong>n sie auch von Kommunen, Regionen und Projektträger anerkannt und folgerichtig irgendwann<br />

von ihnen getragen und finanziert. In <strong>de</strong>r Schweiz gibt es bereits erste Erfolge. In<br />

Deutschland wer<strong>de</strong>n die Partner diesen Weg ebenfalls gehen.<br />

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30 |<br />

• Von <strong>de</strong>r Finanzierung zur <strong>Anschub</strong>finanzierung:<br />

Übernehmen die Auftraggeber zunächst eine <strong>Anschub</strong>finanzierung und ziehen sich dann irgendwann<br />

aus <strong>de</strong>r Finanzierung weitestgehend zurück, so ist das sinnvoll. Ziel muss es sein, dass<br />

an<strong>de</strong>re Schlüsselpersonen und Handlungsträger zur Finanzierung beitragen, die<br />

Finanzierungsverantwortung von weiteren Trägern übernommen wird. So könnten zum Beispiel<br />

die Kompetenzzentren ihre Projekte in Eigenfinanzierung weiterführen. Nur so entfalten sich<br />

letztlich Empowerment und Partizipation <strong>als</strong> Kernprinzipien <strong>de</strong>r Gesundheitsför<strong>de</strong>rung.<br />

• Von <strong>de</strong>r Qualität zur Qualitätskultur:<br />

Es wird in Zukunft auch vermehrt darum gehen, Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen an die Projekte und<br />

Projektpartner zu stellen. Es genügt nicht, die Qualität <strong>de</strong>r Bildung zu för<strong>de</strong>rn, in <strong>de</strong>m man durch<br />

Prävention und Gesundheitsför<strong>de</strong>rung interveniert und die Bildungsentwicklung anregt. <strong>Die</strong><br />

gemeinsame und systematische Beschäftigung <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>n und ihrer Partner mit Qualitätsfragen<br />

muss mehr <strong>als</strong> bisher ein fester Bestandteil von Schulkultur wer<strong>de</strong>n. Eigenständige<br />

Qualitätssicherung und -entwicklung am Standort <strong>Schule</strong> ist Voraussetzung und Ausgangspunkt<br />

für ein zukunftsorientiertes Schulsystem auf hohem Niveau. (Selbst-)Evaluation ist daher mit <strong>de</strong>m<br />

Schulprogramm untrennbar verbun<strong>de</strong>n. Es ist außer<strong>de</strong>m sinnvoll, die Umsetzung und<br />

Wirksamkeit <strong>de</strong>r eingesetzten Maßnahmen zu überprüfen. <strong>Die</strong>s muss in angemessenen<br />

Zeitabstän<strong>de</strong>n mit schulverträglichen Metho<strong>de</strong>n geschehen und zwar gemeinsam und individuell.<br />

Erreichtes ebenso wie <strong>de</strong>r Nachholbedarf wer<strong>de</strong>n sichtbar, eine gemeinsame Basis für weitere<br />

Entwicklungsschritte entsteht. Hierzu unternehmen die Programme gezielt Anstrengungen.<br />

<strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> hat mit <strong>de</strong>m „SEIS-Verfahren“ ein erprobtes Instrumentarium schon seit<br />

Projektbeginn im Einsatz. (www.das-macht-schule.<strong>de</strong>)<br />

Lehrerför<strong>de</strong>rung:<br />

„Bisher haben wir uns mit <strong>de</strong>r <strong>gute</strong>n <strong>gesun<strong>de</strong></strong>n <strong>Schule</strong> viel<br />

um die Schüler gekümmert. Für die Zukunft wünsche ich<br />

mir, dass das Kollegium körperlich und psychisch noch<br />

besser gestützt wird – damit wir alle noch lange Kraft<br />

haben für <strong>de</strong>n täglichen Unterricht und für die Erziehung<br />

in <strong>de</strong>n Klassen. Mit progressiver Muskelentspannung,<br />

Supervision und Stimmbildung sind wir schon ganz gut<br />

dabei.“<br />

Carolin Arand, Lehrerin<br />

Anton-Kliegl-Grundschule, Bad Kissingen


Weiterführen<strong>de</strong><br />

Informationen<br />

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32 |<br />

Literatur<br />

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| 33


34 |<br />

Adressen und Links<br />

<strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong> – für die <strong>gute</strong> <strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong><br />

www.anschub.<strong>de</strong><br />

Bertelsmann Stiftung<br />

Themenfeld Gesundheit<br />

Projektleiter<br />

Rüdiger Bockhorst<br />

Carl-Bertelsmann-Str. 256<br />

33311 Gütersloh<br />

Telefon: 05241-8181508<br />

E-Mail: ruediger.bockhorst@bertelsmann.<strong>de</strong><br />

www.bertelsmann-stiftung.<strong>de</strong><br />

Bettina Tausendfreund<br />

Telefon: 05241-8181503<br />

E-Mail: bettina.tausendfreund@bertelsmann.<strong>de</strong><br />

BARMER Hauptverwaltung<br />

Dr. Rüdiger Meierjürgen<br />

Lichtschei<strong>de</strong>r Str. 89<br />

42285 Wuppertal<br />

Telefon: 018500-991900<br />

o<strong>de</strong>r: 0202-5681991900<br />

E-Mail: praevention@barmer.<strong>de</strong><br />

www.barmer.<strong>de</strong><br />

Institut für Psychologie/Zentrum für Angewandte<br />

Gesundheitswissenschaften<br />

Leuphana Universität Lüneburg<br />

Wissenschaftlicher Leiter <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Peter Paulus<br />

Scharnhorststr. 1<br />

21335 Lüneburg<br />

Telefon: 04131-6771702<br />

E-Mail: paulus@uni-lueneburg.<strong>de</strong><br />

www.leuphana.<strong>de</strong><br />

Netzwerk Bildung und Gesundheit OPUS-NRW<br />

Universität Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Fakultät für Naturwissenschaft<br />

Geschäftsführer<br />

Georg Israel<br />

Warburger Straße 100<br />

33098 Pa<strong>de</strong>rborn<br />

Telefon: 05251-602197<br />

E-Mail: israel@evb.upb.<strong>de</strong><br />

www.opus-nrw.<strong>de</strong><br />

www.learn-line.nrw.<strong>de</strong><br />

Bun<strong>de</strong>samt für Gesundheit BAG<br />

Programmleiterin bildung + gesundheit Netzwerk<br />

Dagmar Costantini<br />

3003 Bern<br />

Schweiz<br />

Telefon +41 (0)31 323 85 34<br />

E-Mail: dagmar.costantini@bag.admin.ch<br />

www.bildungundgesundheit.ch


www.anschub.<strong>de</strong><br />

Herausgeber:<br />

Verein <strong>Anschub</strong>.<strong>de</strong><br />

Programm für die <strong>gute</strong><br />

<strong>gesun<strong>de</strong></strong> <strong>Schule</strong> e.V.<br />

Carl-Bertelsmann-Straße 256<br />

33311 Gütersloh<br />

www.anschub.<strong>de</strong><br />

BARMER GEK<br />

Lichtschei<strong>de</strong>r Str. 89-95<br />

42285 Wuppertal<br />

www.barmer-gek.<strong>de</strong><br />

Autor:<br />

Professor Dr. Peter Paulus,<br />

Institut für Psychologie,<br />

Leuphana Universität Lüneburg<br />

Redaktion:<br />

Bettina Tausendfreund,<br />

Bertelsmann Stiftung<br />

Lektorat:<br />

Christiane Wettig, Hamburg<br />

Gestaltung/Illustrationen:<br />

A3plus GmbH/Ines Meyer,<br />

Gütersloh<br />

Druck:<br />

Druckerei Scholz, Oel<strong>de</strong><br />

© 2010<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch<br />

auszugsweise, mit vorheriger schriftlicher<br />

Einwilligung <strong>de</strong>r Herausgeber.<br />

www.anschub.<strong>de</strong>


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