13.07.2015 Aufrufe

Begleitheft zur DVD Begleitheft zur DVD - LWL

Begleitheft zur DVD Begleitheft zur DVD - LWL

Begleitheft zur DVD Begleitheft zur DVD - LWL

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zumeist nicht anerkennen. Stattdessen attestierte er Antragstellern „seelischeBereicherungen durch KZ-Haft“ sowie „Rentenneurosen“ - und damitden Versuch persönlicher Vorteilsnahme auf Kosten des „Wohlfahrtsstaates“!In Verbindung mit der diesbezüglichen Gesetzgebung undRechtsprechung der 1950er Jahre, die etwa auch vormalige Zwangssterilisationennicht als „typisch nationalsozialistische Gewaltmaßnahmen“anerkannte und damit ihre Opfer von Entschädigungsansprüchen ausnahm,vermittelt das Beispiel Kaldeweys einen Eindruck von jenenZumutungen und Diskriminierungen, die viele Menschen in Deutschlandjetzt noch ein zweites Mal hinnehmen mussten.Doch verweisen die regionalen Quellen und Befunde auch auf einMoment der Diskontinuität, auf dienst- und strafrechtliche Interventionengegen Verantwortliche (vor allem in Form des westfälischen„Euthanasie“-Prozesses) sowie auf vergleichsweise frühe Impulse einigerweniger Zeitgenossen für ein selbstkritisches Nachdenken über dieNS-‚Altlasten’ von Politik, Medizin und Gesellschaft. EntsprechendeAnstöße gingen in Westfalen zunächst vor allem von demVerwaltungsfachmann und Angehörigen der Zentrumspartei, RudolfAmelunxen, aus. Die britische Militärregierung hatte den promoviertenJuristen 1945 zum Oberpräsidenten der Provinz Westfalen und 1946zum ersten Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen berufen.Amelunxen griff eine Initiative der amerikanischen Anklagebehörde beiden Nürnberger Prozessen auf und veranlasste durch Druck auf dieProvinzialverwaltung und die Anstaltsdirektoren erste systematischereNachforschungen über das Schicksal der von den NS-“Euthanasie“-Transporten 1941 und 1943 erfassten westfälischen Patienten. Parallelmachte sich Amelunxen in gleichermaßen couragierten wie unbequemenöffentlichen Initiativen und Reden für eine Auseinandersetzung mitder jüngsten Vergangenheit stark - nicht zuletzt mit Hinweis auf denNS-Krankenmord. Zum „Aufbau des Friedens“ (L. Albertin) gehörtenaus seiner Sicht eben auch die (selbst)kritische NS-Reflexion und eineverbesserte sozialstaatliche Fürsorge gerade für die schwächstenGlieder der Gesellschaft.Doch wie andere bemerkenswerte Aufarbeitungsbemühungen derunmittelbaren Nachkriegszeit - erinnert sei hier nur an die frühenPioniere Alexander Mitscherlich, Fred Mielke und Alice Platen-Hallermund mit ihren bedeutenden Dokumentationen aus demNürnberger Ärzteprozess 1946/47 - versandeten auch die Anstöße und17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!