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Begleitheft zur DVD Begleitheft zur DVD - LWL

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Ergebnisse der Initiativen von Amelunxen zunächst in einem Klima dergesellschaftlichen „Stille“ (H. Lübbe) und des Schlussstrichs hinsichtlichder NS-Vergangenheit. Dieses Klima machte sich im Übergang zuden 1950er Jahren allgemein breit.5. Vergangenheitspolitik und „skeptische Generation“An der vergangenheitspolitischen Teilnahms- und Gefühllosigkeit unterder gesellschaftlichen Mehrheit des westdeutschen Wiederaufbausbegann sich dann auch eine kleine Psychiatergruppe aus der überwiegendin den 1920er Jahren geborenen „skeptischen Generation“ (H.Schelsky) zu reiben. Ihre Impulse fielen nicht zufällig mit einemZeitabschnitt zusammen, in dem die NS-Vergangenheit gewissermaßenin die Bundesrepublik „<strong>zur</strong>ückkehrte“ und in Teilen der publizistischenÖffentlichkeit verstärkt als Hintergrund und Hypothek der zweiten deutschenDemokratie diskutiert wurde. Den Anstoß hierfür gaben vor allemeine im Winter 1959/60 kulminierende Welle antisemitischerVorkommnisse sowie der „Ulmer Einsatzgruppenprozess“ von 1958.Dieser Prozess machte deutlich, dass ganze Verbrechenskomplexe bislangohne Strafe und Sühne geblieben waren. Anfang der 60er Jahrefolgte der Jerusalemer Eichmann-, und dann vor allem der spektakuläreFrankfurter Auschwitz-Prozess. Zeitgleich warf seit 1959 der Skandal umdas gleichermaßen getarnte wie bewusst gedeckte berufliche Fortwirkendes Arztes Prof. Dr. Werner Heyde, einem der Hauptverantwortlichen fürden Krankenmord, ein grelles Licht auf die NS-belasteten Kontinuitätenzwischen „Drittem Reich“ und Bundesrepublik.Bislang kaum oder gar nicht bekannt ist, dass auch einige wenigePsychiater diese „Rückkehr“ (D. Siegfried) der NS-Vergangenheit in dieöffentliche Diskussion der Bundesrepublik mittrugen. Die reformorientiertenMediziner verknüpften ein Nachdenken über die NS-Geschichteihres eigenen Faches mit einer Kritik an den nach wie vor menschenunwürdigenZuständen in der Psychiatrie. Sie gestanden früher alsandere - auch öffentlich - ein, dass der gerade im internationalenVergleich eklatante Reformstau in der westdeutschen Psychiatrie nichtzuletzt eine Folge jener Verwüstungen war, die während der NS-Zeitauf dem Feld der Geisteskrankenfürsorge angerichtet worden waren.Vor diesem Hintergrund sahen sie die bundesdeutsche Politik, Medizinund Gesellschaft in einer „moralischen Bringschuld’ gegenüber ihrenKranken und Behinderten – und machten sich für eine Modernisierungder Psychiatrie stark.18

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