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Einführung: Psychiatriegeschichte als Gegenstand historischpolitischerBildungvon Markus KösterDer Film „Lebensunwert“ von Robert Krieg und Monika Nolte zeichnetan einem biographischen Beispiel in erschütternder Eindringlichkeit dieGeschichte der NS-Psychiatrie, aber auch deren dunkle Kontinuitätenbis fast in die Gegenwart hinein, nach.Die Verbrechen des „Dritten Reiches“ im Namen der „Rassenhygiene“und der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ gehören zu den langewenig beachteten Kapiteln deutscher Zeitgeschichte. Was 1934 mitmassenhaften Zwangssterilisationen begann, endete seit 1939 nachneuesten Schätzungen für über 200.000 Menschen mit der Ermordungin der so genannten „Euthanasie“. Ideologische Grundlage dieserPolitik war die Fiktion einer rassenbiologisch definierten „Volksgemeinschaft“,in der nicht der Einzelne zählte, sondern einzig die „Aufartungdes Volkskör-pers“. Diese Zielvorstellung unterwarf die gesamteSozialpolitik einem rigiden Selektionsschema von „gesund“ und„krank“, „rassisch wertvoll“ und „rassisch unwert“ und zielte letztlich aufdie Eliminierung des „erbbiologisch Minderwertigen“.Auch in Westfalen gerieten so Tausende von Menschen in den Strudelder nationalsozialistischen Ausmerzekonzeptionen. Einer von ihnenwar Paul Brune. Er wurde 1943 als Achtjähriger in die „Kinderfachabteilung“der Provinzialheilanstalt Dortmund-Aplerbeck eingewiesen.Hinter dem Euphemismus „Kinderfachabteilung“ verbarg sich eine derTötungsstationen der „Kindereuthanasie“, die allein in Westfalen Hundertevon Säuglingen, Kindern und Jugendlichen traf. Gleichzeitig erfolgtenvon Aplerbeck wie von Marsberg aus, wohin Brune später verlegtwurde, auch die Transportaktionen im Rahmen der Erwachsenen-„Euthanasie“. Ihr fielen über 5.000 westfälische Patienten zum Opfer.Die Einrichtungen in Aplerbeck und Marsberg befanden sich wie alleLandesheilanstalten der Provinz Westfalen in der Trägerschaft desProvinzialverbandes, des heutigen Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Dies blieb auch nach 1945 so.Mit Glück überlebte Paul Brune die Massenmorde der NS-Psychiatrie.Sein Überleben hatte jedoch einen hohen Preis: die Stigmatisierung,„lebensunwert“ zu sein, wurde er nie mehr los. Als angeblicher5

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