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II. Das Leben des Paul Brunevon Robert Krieg und Monika NoltePaul Brune hat ‚Glück gehabt‘. Nach fast 60 Jahren und fünf vergeblichenPetitionen ist er als Verfolgter des Nazi-Regimes anerkannt worden.Kaum einem Opfer der NS-Psychiatrie ist das gelungen. Nunerhält er monatlich etwa 260 Euro, die höchstmögliche Entschädigung,die das Land Nordrhein-Westfalen bereit ist, an einen Überlebendender nationalsozialistischen Psychiatrieverbrechen zu zahlen.Paul Brunes Leidensweg beginnt früh. 1935 wird er in Altengeseke amRande des Sauerlandes geboren. Er ist das Kind einer außerehelichenBeziehung seiner Mutter. Der betrogene Ehemann mißhandelt seineFrau wegen ihres Seitensprungs so schwer, dass sie sich und drei ihrerKinder im Dorfteich zu ertränken versucht. Ein Kind stirbt, und dieVerwandten der Mutter erklären sie für geistesgestört, um sie vor demdrohenden Todesurteil wegen Kindesmord zu bewahren. Die Mutterwird in eine Irrenanstalt eingewiesen und zwangssterilisiert, die Kinderwerden auf Heime verteilt.Paul kommt als Einjähriger in das katholische Waisenhaus Lippstadt,das von Vincentinerinnen geführt wird. In der Horst Wessel-Schuleerfährt der Schulrektor, ein überzeugter Faschist und Anhänger der„Rassenhygiene”, die Vorgeschichte Paul Brunes. Auf sein Betreibenwird ein Antrag auf Erfassung und Begutachtung im Sinne des„Euthanasie“-Konzepts der Nationalsozialisten gestellt. Paul Brunewird von einem Gutachter „asoziales Verhalten” und „Anstaltspflegebedürftigkeitwegen Geisteskrankheit” attestiert. Das bedeutet in dieserZeit höchste Todesgefahr.Paul Brune ist acht Jahre alt, als er in die Heilanstalt Dortmund-Aplerbeckgebracht wird. Hinter den Mauern der „Kinderfachabteilung” werden imRahmen der „Kindereuthanasie” über 200 Kinder ermordet. Zeitgleichwerden von Aplerbeck aus auch zahlreiche erwachsene Patienten in dieVernichtungsanstalten der NS-„Euthanasie” geschickt.Paul Brune hat ‚Glück gehabt‘. Knapp entgeht er der Vernichtung undwird in die „Idiotenanstalt“ St. Johannes-Stift in Niedermarsberg imSauerland verlegt. Wahrscheinlich haben seine guten schulischenLeistungen ihn gerettet.8

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