LOTHAR KOSSE & BAND ? LIVE ? beim ABGO - Television Aktuell

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NaCHgEdaCHt
Das Amen gehört der Gemeinde
Probieren Sie es doch mal aus!
»Wie heißt Jesus mit vollem Namen?« fragt
der Pfarrer etwas plump seine Konfirmanden.
Nach einigem Zögern meldet sich
Olaf. Der Pfarrer wartet noch einen Augenblick,
gibt Zeit zum Nachdenken und
dann: »Ja, Olaf.« Olaf ist sich sicher: »Jesus
Christus Amen.« Keiner lacht.
Der Pfarrer ist verdutzt.
Über ein »Hm« hinaus äußert er sich, pädagogisch
versiert, nicht. Wieder gibt er Zeit
in Erwartung eines anderen Vorschlages
oder eines Einspruchs. Alle schweigen.
Schließlich fragt der Pfarrer dann doch
nach: »Wie kommst Du auf. Jesus Christus
Amen‘, Olaf?«
Das sagen Sie doch immer im Gottesdienst:
»Durch unsern Herrn Jesus Christus
Amen«, antwortet der aufmerksame Konfirmand.
Dem Geistlichen geht ein Licht auf:
Stimmt, vielleicht sollte ich deutlicher
eine Pause machen vor dem »Amen«.
Also: »Durch unsern Herrn Jesus Christus -
Amen.« Er nimmt sich‘s zu Herzen.
Beim nächsten Gottesdienst tut er‘s wie
vorgenommen: »... Durch unsern Herrn
Jesus Christus.« Er lässt die Stimme sinken,
beachtet den Punkt nach »Christus«,
denkt angestrengt an die Pause und an
Olaf. Aber noch ehe er sich‘s
versieht und zum »Amen«,
das er sich sorgfältig und der
Vollständigkeit halber auch
notiert hat, ansetzen kann,
sagen einige der Gemeinde:
»Amen«.
Der Pfarrer horcht überrascht
auf, und bevor er zum zweiten
Mal grüßt, »Der Herr sei
mit euch«, und sich grüßen
lässt, leuchtet es ihm ein: Ist ja richtig, der
Gemeinde gehört das Amen. Dann kommt
auch kein Olaf mehr auf den Gedanken,
Jesus das »Amen« als Namen anzuhängen.
Und nun fällt dem Pfarrer noch mehr ein:
>Amen< heißt auch nicht: »Nun bin ich am
Ende«, wie Olaf annehmen müsste, weil
der Pfarrer damit seine Predigt schließt.
Schön wär‘s, denkt er, wenn die Gemeinde
sich auch hier das Amen nähme oder ich
es ihr zurückgäbe. Sie muss ja nicht applaudieren,
wie dem Kirchenmusiker nach
dem Schlussakkord eines Furioso.
Aber »Amen, das ist wahr« könnte sie
schon sagen, wenn sie der Predigt zustimmt.
Und was könnte es für die Predigt bedeuten,
wenn sie auf solche Zustimmung
zielte - auf das »Amen« der Gemeinde?
Christof Warnke