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zehn komma neun - brandpi

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10 101titelstory10Der Schießsport.Eine jahrhundertealte Tradition.Die Idee, eine Waffe auf ein Zielabzufeuern, geht zurück aufdie frühe Menschheit. ErsteErwähnungen sind von denalten Griechen, den Indern,Persern, Kelten usw. bekannt.Im Mittelalter wurdenschließlich die erstenSchützengesellschaften,-gilden und -vereine gegründet.Zu Beginn des 15.Jahrhunderts gesellten sichzu den Armbrustschützen dieFeuerschützen.Beginn des sportlichen WettkampfesDie ersten Schützenwettbewerbe fanden bereitsin der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts statt. So zum Beispiel1429 die Wettkämpfe mit der Feuerbüchse in Nürnberg, 1430in Augsburg oder 1442 in Zürich. Aus dieser Zeit sind auch künstlicheVogelziele aus Holz bekannt. Das Sportschießen hat in Österreichwie auch im übrigen Europa eine lange Tradition. Der ältesteSchützenverein Österreichs ist der Klosterneuburger Schützenverein,der im Jahr 1288 als Bogenschützenverein nach schweizerischemMuster unter der Regentschaft Albrecht I. gegründetworden ist.Privilegien & PflichtenDie „zur Kurzweil“ schießenden Schützen sind jedoch keineswegsgleichzusetzen mit den Wehrverbänden der mittelalterlichenStädte. Vielmehr stellten die Schützengesellschaften einen beliebtenKader für die Kriegs- und Friedensstreitmächte dar. Da dieAusbildung im Schießen durch die Schützenvereinigung geradezueine Söldnertruppe ersetzen konnte, wetteiferte die Obrigkeitdarin, die Jünger St. Sebastians (gemeinhin der Schutzpatron derSchützen) mit Privilegien auszustatten, wie z.B. das „rote HosentuchDeputat“ der österreichischen Landesfürsten. Die innereGliederung dieser Gilden ist seit jeher in Statuten und „Ordnungen“niedergelegt. Sie regeln das Schießwesen und die gesellschaftlichenRechte und Pflichten der einzelnen Mitglieder. Nurwer eigenen Herd, „Feuer und Rauch“ hatte und „aus rechtemEhebette“ geboren war, durfte Schütze werden. Zu den Pflichtengehörte die Beschaffung der Ausrüstung.Arten von SchießwettkämpfenEs gab viele Anlässe, zur „schönen Kunst und Kurzweil“ ein Schützenfestzu veranstalten. Die jährlichen Hauptschießen wurden inder Regel nach dem Siegespreis schlicht und einfach „Kranzlschießen“genannt. Sie entsprachen dem hochklingenden „Königsschießen“Nordwestdeutschlands, bei dem der Schützenkönig ermitteltwurde. Über das jährliche Kranzl- oder Bestschießen hinaus fandensich immer wieder Gelegenheiten wie Hochzeit, Geburt einesStammhalters, Jubelhochzeiten, Besuche oder Geburtstage hoherPersönlichkeiten, Jubiläen und Feste des Landes oder des Landesfürsten.Die dritte Art von großen Schießen waren die Freischießen,zu denen die Schützen einer Stadt oder eines Marktes alle Vereinigungenund Gesellschaften in weitem Umkreis luden. SolcheFreischießen, die man gerne auch zur Markt- oder Messezeit abhielt,konnten bis zu sechs Wochen dauern. Schützenfest und Jahrmarktstreibenmit Zelten, Hütten und Kaufbuden gingen ineinanderüber, es gab fast regelmäßig einen Glückhafen, eine Kegelstatt,Würfelplätze und Vorrichtungen zum Hahnenschlagen.Aufschwung durch die napoleonischen „Befreiungskriege“Die Organisation der Schützenverbände in Form der heutigen Vereinegeht zurück auf die Reformen im Zuge der napoleonischen„Befreiungskriege“. Diese führten in Folge zu einem Aufschwungdes Vereinswesens und des Schießsports. Ebenfalls positiv wirktesich die Erfindung des Hinterladers aus. Ab der Mitte des 19. Jahrhundertswar das Schützenwesen in sportlicher Hinsicht zunehmendinternationaler geworden. So fand 1880 das erste österreichischeBundesschießen in Wien statt. Ende des 19. Jahrhundertswurden schließlich die ersten Weltmeisterschaften durchgeführt.Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die alte Wehrverfassung au-Ausgabe 02/10 <strong>zehn</strong> <strong>komma</strong> <strong>neun</strong>ßer Kraft gesetzt. Die Folge war ein fast schlagartiger Niedergangdes Schützenwesens. Eine gewisse Erholung setzte dann wieder inden 30er-Jahren ein, als man den rein sportlichen Wert des Schützenwesenshervorhob und auf jegliche militärische Ausrichtungverzichtete. Der nächste Einschnitt kam nach dem 2. Weltkrieg.Keine Sportart wurde nach dem Krieg von den Besatzungsmächtenmehr behindert als der Schießsport. Der Besitz von Waffen,auch von Sportgewehren, war bei Todesstrafe verboten, und alleSchützenvereine wurden zwangsweise aufgelöst. Dennoch toleriertebereits ab 1947 beispielsweise die französische Besatzungsmachtwieder erste Trainingsaktivitäten. So war man 1948 sogarwieder bei den Olympischen Spielen vertreten, wenngleich dieMannschaft nur aus Tirolern bestand, da der Tiroler Schützenbundals erster wieder von den Alliierten genehmigt wurde.Olympische GeschichteGleich bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, die 1896in Athen stattfanden, war Sportschießen eine olympische Disziplin.Der Umstand, dass der Gründer Pierre de Coubertin selbstPistolenschütze war, wirkte sich wohl vorteilhaft aus. Auf demProgramm standen fünf Wettbewerbe, vorwiegend mit Militärwaffen.Es wurden zwei Wettbewerbe für Gewehre und dreifür Pistolen ausgerichtet.BILD 1: „Die Nachtwache“ von Rembrandt(1642) zeigt eine städtische Bürgerwehr.BILD 2: 1288 gegründet ist der Klosterneuburger Schützenvereinder älteste Österreichs.BILD 3: Die Klosterneuburger Schützenkönigskette von 1967 bis 2000.BILD 4: Ein Vorderladerschütze, gemalt auf eine Türdes Klosterneuburger Schützenvereins.3<strong>zehn</strong> <strong>komma</strong> <strong>neun</strong> Ausgabe 02/10Schießbetrieb in der Babenbergerhalle 1970.Aus heutiger Sicht gibt es über die ersten Olympischen Spiele eineReihe von Kuriositäten zu berichten, wie z.B. über Patelis Karasevdas,der im Militärgewehr über 200 Meter als Einziger mit allenSchüssen das Ziel traf. Mit Ausnahme von St. Louis 1904 und Amsterdam1928 war das sportliche Schießen immer Bestandteil desolympischen Programms. Die Frauen wurden seit 1968 in Männer-Teams integriert, seit Los Angeles 1984 nehmen sie in getrenntenWettbewerben teil. Der Zeitgeist bewirkte ebenfalls Änderungenim Schießsport des 20. Jahrhunderts. Wurde 1900 noch auf lebendeTauben geschossen, so wurde 1989 der Laufende Hirsch oderKeiler nach Protesten von Tierschutzvereinen in Laufende Scheibeumbenannt und Wurftaubenschießenin Wurfscheibenschießen. Auchdie technische Entwicklungnimmt ihren Lauf. So wirdseit 1996 auf elektronischeScheiben geschossen.2411

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