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Klausur 2. AA

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1Hinweis:Beantworten Sie die Fragen nur auf der Basis der Angaben zum Sachverhalt, die vor der Fragemitgeteilt wurden.1. SachverhaltSie befinden sich gegen 08.15 Uhr mit einem Kollegen bei einer Unfallaufnahme, als Sie folgendenEinsatzauftrag erhalten:„Sie brechen Ihre Maßnahme ab und fahren nach Oranienburg, Berliner Straße, Supermarkt „REWE“,dort Überfall durch vermutlich zwei unbekannte männliche Täter. Der Anrufer wurde mit Schusswaffebedroht. Es wurde Bargeld in unbekannter Höhe erbeutet. Täter sind flüchtig. Eine verletzte Person,RTW ist bereits verständigt. Weiteres bisher nicht bekannt.“1. Nennen Sie Maßnahmen, die Sie nach Erhalt dieses Einsatzauftrages unmittelbar durchführen?<strong>2.</strong> Handelt es sich bei dem aufzusuchenden Ereignisort nach jetzigem Kenntnisstand um einenTatort im engeren oder im weiteren Sinn? Begründen Sie Ihre Meinung sachverhaltsbezogen!3. Worin liegt grundsätzlich die Bedeutung des Tatortes? Nennen Sie hierfür 7 Eigenschaften.<strong>2.</strong> LagefortschreibungSie erreichen den Einsatzort und werden bereits von einer männlichen Person erwartet. Diese berichtetspontan von dem stattgefundenen Überfall. Dabei stellt sich heraus, dass es sich um den Filialleiter desSupermarktes, Herrn Michaelis, handelt.Dieser erklärt folgendes:Wie an jedem Morgen fuhr gegen 08.00 Uhr der Lieferwagen der Bäckerei „Frische Schrippe“ vor. DerFahrer, Herr Semmel, klingelte am Liefereingang. Als Herr M. die Tür der Warenschleuse öffnete,erschienen hinter Herrn Semmel plötzlich zwei unmaskierte Männer. Einer schlug dem S. mit einerPistole auf den Kopf und stieß ihn in die Warenschleuse. Der zweite bedrohte Herrn M. mit einer Pistoleund schrie ihn in gebrochenem Deutsch an: „Wo ist das Geld?“Herr M. habe daraufhin den einen der Männer zu seinem Büro geführt, während der andere bei dem S.blieb. Die ganze Zeit über ist Herr M. mit der Pistole bedroht worden. Im Büro musste er den Tresoröffnen. Der Täter entnahm das vorhandene Bargeld und warf es in einen Rucksack. Anschließendverließ der Täter das Büro sehr schnell.Kurz darauf hörte Herr M. von draußen das Geräusch eines anfahrenden PKW. Als er aus dem Fenstersah, fuhr ein dunkelroter PKW davon, der mit drei Personen besetzt war. An dem PKW bemerkte HerrM. ein auffallend dröhnendes Motorgeräusch, ein besonders großes, verchromtes Auspuff-Endstückund das Kennzeichenfragment B – PK??.Herr M. lief nunmehr zur Warenschleuse und fand dort Herrn S. bewusstlos vor. Unmittelbar darauf hater über den Notruf die Polizei von dem Überfall verständigt und mitgeteilt, dass es einen Verletzten gibt.An der Warenschleuse finden Sie den Geschädigten S. mit einer blutenden Kopfplatzwunde. Er istwieder bei Bewusstsein, aber aufgrund von Benommenheit und starke Schmerzen nicht in der Lage,Auskünfte zu geben.


24. Welche Maßnahmen würden Sie in dieser Situation jetzt durchführen?5. Welchen Status hat Herr M. im Rahmen des nun beginnenden Ermittlungsverfahrens? WelcheRechte und Pflichten ergeben sich daraus für ihn? Darf seine spontan gemachte Äußerung imErmittlungsverfahren verwendet werden?6. Welche Fragen würden Sie dem M. im Rahmen der weiteren Befragung / Vernehmung stellen?7. Nach welchen inhaltlichen Kriterien (Gliederung) gestalten Sie einen Einsatzbericht über diesenSicherungsangriff?3. LagefortschreibungÜber den Einsatzbearbeiter erhalten die Mitteilung, dass am Ortseingang von Vehlefanz (ca. 7 kmentfernt) am Bahnhof durch Bürger ein PKW festgestellt wurde, der mitten auf dem Parkplatz steht undein Ein- und Ausparken anderer Fahrzeuge behindert. Der Beschreibung zufolge handelt es sichvermutlich um das Tatfahrzeug. Sie erhalten den Auftrag, sich unverzüglich dorthin zu begeben.8. Erläutern Sie – unabhängig von Spezialzuständigkeiten - die Spurensicherung am PKW undderen Dokumentation:a) Was verstehen Sie unter dem Begriff kriminalistische Spur? Beschreiben Sie dasgrundsätzliche Vorgehen bei der Spurensuche.b) In welchen Bereichen des PKW ist vorrangig mit Spuren zu rechnen?c) Mit welchen Spuren ist anhand des vorliegenden Sachverhaltes am Fahrzeug zu rechnen?9. Beschreiben Sie Ihr Vorgehen bei der Sicherung einer am Kofferraumdeckel des PKWfestgestellten Papillarleistenspur?10. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Vergleichsmaterial“?Nennen Sie sachverhaltsbezogen zwei Beispiele für Vergleichsmaterialien!11.a) Aufgrund welcher grundsätzlichen Eigenschaften eignen sich Papillarleistenspuren für dieIdentifizierung des Spurenverursachers in besonderem Maße? Nennen und erläutern Sie diesekurz.b) Anhand welcher Merkmale der daktyloskopischen Spur kann eine Identifizierung einesSpurenverursachers erfolgen? Nennen Sie 5 Merkmale.


3Lösungsansatz:1 Nennen Sie Maßnahmen, die Sie nach Erhalt dieses Einsatzauftrages unmittelbar durchführen?- Abbruch der laufenden Maßnahme, geeignete Information der Betroffenen, Fahrt zum EO- Einsatzübernahme (Quittierung: Status 3)- Nachfrage zum Sachverhalt (z.B. Fluchtrichtung, Fahrzeug- und Täter-Beschreibung, weitereeingesetzte Kräfte)- Achten auf verdächtige Fahrzeuge, Personen, Gegenstände- Absprache über das Vorgehen, mentale Einstimmung, Selbstinstruktiuon2 Handelt es sich bei dem aufzusuchenden Ereignisort nach jetzigem Kenntnisstand um einen Tatortim engeren oder im weiteren Sinn? Begründen Sie Ihre Meinung sachverhaltsbezogen!Tatort im engeren Sinn, da- Täter hat durch sein Handeln an diesem Ort konkrete Tatbestandsmerkmale verwirklicht,(unmittelbare Tathandlung)- hier: Raub und KV: Anwendung von und Drohung mit Gewalt, Wegnahme- und dadurch materielle und ideelle Veränderungen in der Umgebung erzeugt,- hier: Spuren (latent), Verletzung, Wahrnehmung der Zeugen3 Worin liegt grundsätzlich die Bedeutung des Tatortes? Nennen Sie hierfür 7 Eigenschaften.Bedeutung des Tatortes- wichtigste Informationsquelle für die Erhebung des objektiven und subjektiven Tatbefundes- ermöglicht das Feststellen von Spuren und lässt damit Rückschlüsse zu auf Begehungsweise,zum Zeitpunkt und Ablauf der Tat, zur Person und zum Motiv des Täters, zum Opfer und zumöglichen Zeugen- begründet örtliche Zuständigkeit der Polizei- begründet Gerichtsstand in erster Instanz- ermöglicht die strafrechtliche Qualifizierung des Delikts- führt u.U. zur sofortigen Ergreifung des Täters- ermöglicht Feststellungen von Tatzeugen und Zeugen im Wahrnehmbarkeitsbereich (TO i. w.S.)- Ermöglicht die Überprüfung von Zeugenaussagen und Einlassungen des Täters- lässt Zusammenhänge mit anderen Straftaten erkennen, ggf. Perseveranz4 Welche Maßnahmen würden Sie in dieser Situation jetzt durchführen?Sofortmaßnahmen:1. Gefahrenabwehr ( Erste Hilfe für den B., GA hat immer Vorrang)<strong>2.</strong> Informationserhebung/Fahndungsmitteilung (unverzügliche Befragung des F. bezüglich:- Personenbeschreibung (beide unmaskiert!)- Beschreibung Fluchtfahrzeug / -richtung- Beschreibung Tatmittel / Beute (Pistolen, Rücksack, Stückelung...)- und Weiterleitung der Erkenntnisse zw. Fahndung3. Tatortsicherung (ggf. Absperrung, Personen aus dem Handlungsbereich der Täter entfernen,usw.)


45 Welchen Status hat Herr F. im Rahmen des nun beginnenden Ermittlungsverfahrens? WelcheRechte und Pflichten ergeben sich daraus für ihn? Darf seine spontan gemachte Äußerung imErmittlungsverfahren verwendet werden?F ist Zeuge,weil er in einem nicht gegen sich selbst gerichteten Strafverfahren Aussagen über Wahrnehmungenzu einer Straftat machen kannRechte: Auskunftsverweigerungsrecht gem. § 55 I StPO(Fragen, mit deren Beantwortung er sich oder einen nahen Angehörigen der Gefahr derStrafverfolgung aussetzen würde)Zeugnisverweigerungsrecht gem. § 52 I StPO(gesamte Aussage, wenn er mit dem Beschuldigten i.S.v. § 52 StPO verwandt oderverschwägert ist)Pflicht: Angabe der Personalien, sonst Owi (§ 111 OWiG)Spontanäußerung ist im Verfahren verwertbar(macht Angaben von sich aus, fehlende Belehrung macht Aussage nicht unverwertbar, PB kanndazu später als Zeuge vernommen werden)6 Welche Fragen würden Sie dem F. im Rahmen der weiteren Befragung / Vernehmung stellen?- ergänzende Fragen zur Täterbeschreibung (Kleidung, Sprache, Auffälligkeiten,Wiedererkennung...)- ergänzende Fragen zum Fahrzeug (vor der Tat bemerkt?, usw)- Feststellungen vor der Tat oder bei Eintreffen (auffällige Personen, „Ausbaldowern“?, usw.)- übliche Arbeitsweise (wer erscheint wann zur Arbeit, Regelmäßigkeit von Anlieferungen,Erfolgsaussichten bzgl. Geldbetrag, Geldboten usw.)7 Nach welchen inhaltlichen Kriterien (Gliederung) gestalten Sie einen Einsatzbericht über diesenSicherungsangriff?Einsatzbericht zum Sicherngsangriff:- BenachrichtigungWer hat die eingesetzten Kräfte wann und wie worüber informiert / welcher Auftrag wurdeerteilt?- Eigene und fremde Kräfte und sonstige Hilfsdienste, Feuerwehr, Rettung etc- Objektiver Tatbefund (vorgefundene Situation und Spuren)- Subjektiver Tatbefund (Zeugen bzw. Auskunftspersonen (Personalien, Angaben))- Eingeleitete und durchgeführte Maßnahmen- ggf. W-Fragen als Hilfsmittel der inhaltlichen Gestaltung


58 a Erläutern Sie – unabhängig von Spezialzuständigkeiten - die Spurensicherung am PKW und derenDokumentation:Was verstehen Sie unter dem Begriff kriminalistische Spur? Beschreiben Sie das grundsätzlicheVorgehen bei der Spurensuche.Tatspuren sind materielle Veränderungen, die im Zusammenhang mit einem kriminalistischrelevanten Ereignis entstanden sind und zur Tataufklärung beitragen können.Der Täter (Spurenleger) betritt oder befährt den Tatort zwangsläufig und kommt dabei mit anderenPersonen oder Gegenständen in Kontakt.Vorgehen bei der Spurensuche:– Tatort besichtigen und Beschreiben– Tatort fotografieren (siehe auch Tatortfotografie)– Spurensuche und Markierung (Spurentafeln, Nummern)– Fotografische Spurensicherung– Beschreibung und Vermessung der Spuren– Sicherung der Spur8 b In welchen Bereichen des PKW ist vorrangig mit Spuren zu rechnen?Spurentragende Bereiche am Fahrzeug:- Türen (einschl. Türgriffe)- Sitze (einschl. Verstellhebel)- Bedienelemente (Zündschlüssel, Lenkrad, Schalthebel, Spiegel, Schalter ...)- Kennzeichentafeln (falls manipuliert)- Kofferraum (einschl. Schloss)- Tankdeckel8 c Mit welchen Spuren ist anhand des vorliegenden Sachverhaltes am Fahrzeug zu rechnen?- Daktyloskopische Spuren (Finger-/Handflächenabdrücke)- Biologische Spuren (Haare, Fasern, Hautschuppen, Zigarettenkippen etc.)- Formspuren (Werkzeugspuren, Kratzer etc.)- Gegenstandsspuren (Beutestücke, Kleidung, Tatmittel, Pistole)9 Beschreiben Sie Ihr Vorgehen bei der Sicherung einer am Kofferraumdeckel des PKW festgestelltenPapillarleistenspur?- ggf. fotografische Sicherung vor der Behandlung- Sichtbarmachung mit geeigneten Mitteln(Einstäubeverfahren mit geeignetem Pulver und Pinsel)- fotografische Sicherung der sichtbar gemachten Spur (Maßstab, Spurennummer)- Sicherung mittels Spurensicherungs-Folie (Farbkontrast, Abkleben, blasenfreies Abdecken, ggf.Zweitabzug- eindeutige Kennzeichnung (ggf. Spurenkarte)


610 Was verstehen Sie unter dem Begriff „Vergleichsmaterial“?Nennen Sie sachverhaltsbezogen zwei Beispiele für Vergleichsmaterialien!Vergleichsmaterial dient der Feststellung, ob das am Tatort gesicherte Spurenmaterialeiner Person oder einem Gegenstand (Individualidentifizierung) oder einer Gruppe davon(Gruppenidentifizierung) zugeordnet werden kann oder nicht.Ziel ist die kriminalistische Verknüpfung der Tatspur mit dem Spurenverursacher.Beispiele: Fasern des Fahrzeugsitzes, Blut und Haare des Herrn Semmel, Fingerabdrücke desFahrzeughalters (Berechtigter)11 a Aufgrund welcher grundsätzlichen Eigenschaften eignen sich Papillarleistenspuren für dieIdentifizierung des Spurenverursachers in besonderem Maße? Nennen und erläutern Sie diese kurz.11b- Einmaligkeit Individuelle Ausprägung der Papillarleistenmuster (auch eineiige Zwillinge)- Unveränderlichkeit Keine Veränderung im Laufe des Lebens, Narben (Verletzungen derKeimschicht) haben individualisierenden Charakter- Klassifizierbarkeit Möglichkeit der Vergleichbarkeit und Registrierung anhand von MerkmalenAnhand welcher Merkmale der daktyloskopischen Spur kann eine Identifizierung einesSpurenverursachers erfolgen? Nennen Sie 5 Merkmale.1 Grundmustero Bogeno Schleifen/Schlingenmustero Wirbelmustero Zufällige Muster<strong>2.</strong> Anatomische Merkmale (Minutien)3. Weiße Linien4.Terminuspapillarleisten5. Narben6. Poren

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