13.07.2015 Aufrufe

2013 Winter.pdf, Seiten 1-52 - St. Pauli-Matthäus in Braunschweig

2013 Winter.pdf, Seiten 1-52 - St. Pauli-Matthäus in Braunschweig

2013 Winter.pdf, Seiten 1-52 - St. Pauli-Matthäus in Braunschweig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2SUCHENManche fangen schonAnfang November an.Sie können es kaumerwarten und schmückenihre Fenster mitLichterketten undSchwippbögen, mitEngeln und <strong>St</strong>ernen.Das adventliche Dekorieren hat für vielee<strong>in</strong>en großen Reiz. Mit Freude und oft großemAufwand schmücken sie ihre Fensterund Wohnungen. Weil es endlich wiederWeihnachten wird!Ich ahne im allgegenwärtigen Schmückenund Dekorieren e<strong>in</strong>e tiefe Sehnsucht: dieHoffnung, es schön und anders zu habenals sonst. Der Wunsch nach e<strong>in</strong>er heiligenund erfüllten Zeit – wenigstens e<strong>in</strong>mal imJahr. Vermutlich äußert sich <strong>in</strong> all demauch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensives Gefühl, das sonst eherverborgen ersche<strong>in</strong>t. All unser adventlichesGestalten – ich verstehe es auch alsAusdruck e<strong>in</strong>er tiefen Sehnsucht nachGott. Wir wollen es gern so haben undmachen, dass Gott nahe kommt und spürbarwird. Aber gel<strong>in</strong>gt das?Wer Gott begegnen will, muss me<strong>in</strong>erErfahrung nach erst e<strong>in</strong>mal aushalten,dass Gott nicht da und spürbar ist. Ermuss erleben, dass Nähe sich nicht aufdrängt.Und dass da, wo wir Gott erhoffen,erst e<strong>in</strong>mal Leere, <strong>St</strong>ille und Dunkelheitist.Darum ist die Adventszeit ursprüngliche<strong>in</strong>e Zeit der Vorbereitung und desWartens. E<strong>in</strong> Zeit-Raum, <strong>in</strong> dem wir unsauf Gott h<strong>in</strong> ausrichten, um ihn zu suchenund uns von ihm f<strong>in</strong>den zu lassen.Mart<strong>in</strong> Buber überliefert dazu folgendeErzählung:„Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, spieltee<strong>in</strong>st mit e<strong>in</strong>em andern Knaben Verstecken. Erverbarg sich gut und wartete, dass ihn se<strong>in</strong>Gefährte suchte. Als er lange gewartet hatte, kamer aus dem Versteck; aber der andere war nirgendszu sehen. Nun merkte Jechiel, dass jener ihn vonAnfang an nicht gesucht hatte.Darüber musste er we<strong>in</strong>en, kam we<strong>in</strong>end <strong>in</strong> die<strong>St</strong>ube se<strong>in</strong>es Großvaters gelaufen und beklagtesich über den bösen Spielgenossen. Da flossenRabbi Baruch die Augen über, und er sagte: ‚Sospricht Gott auch: Ich verberge mich, aber ke<strong>in</strong>erwill mich suchen.’ “Unsere Art, Advent zu feiern, hat manchmalwenig mit Gottsuche zu tun. Wirmachen die Nächte taghell, um dieDunkelheit nicht aushalten zu müssen.Wir lassen uns die Ohren volldudeln, weilwir die <strong>St</strong>ille kaum aushalten können. Wirkonsumieren Kitsch, weil wir uns echteGefühle nicht zutrauen.Was würde passieren, wenn wir es e<strong>in</strong>malzulassen: die Dunkelheit, die <strong>St</strong>ille, dieGefühle? Vielleicht würde uns unsereSehnsucht berühren. Und auf ihrem Grundwürden wir etwas von Gottes Nähe erspüren– ganz zart, still und unsche<strong>in</strong>bar. Wodas Wirklichkeit wird, was wir eigentlichsuchen. Indem wir spüren: Wo wir Gottnoch suchen, hat er uns schon gefunden.Solche Erfahrungen wünsche ich Ihnen!Ihr Pfarrer Mirko GremseFoto: © Mirko Gremse / Titelseite: © Michael Gerloff

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!