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Familientreffen - schulze-everding

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1. Joseph, 35 Jahre alt und leistet Hilfe in der<br />

Landwirtschaft. (geb. 28. Juli 1797, sein Taufpate<br />

ist ein Canoniker des Martinikapitel) Joseph<br />

heiratet 1837 Elisabeth Weber aus dem Kirchspiel<br />

Überwasser.<br />

2. Christina 33 Jahre alt (geb…) ist mit dem Kötters<br />

Elbers in Hiltrup verheiratet.<br />

3. Johann Theodor (33 Jahre alt) dient als Knecht bei<br />

dem Zeller Lütke Wentrup, Kirchspiel Hiltrup<br />

4. Anna Katharina (29 Jahre alt), welche noch auf<br />

dem Kotten bei ihrer Mutter wohnt.<br />

(Die Altersangaben sind ungenau)<br />

Die Anna Katharina heiratete später den Heinrich<br />

Anton Everding aus Amelsbüren und wurde daher<br />

Stammmutter der Roten Linie.<br />

Nach dem Tode des Christian Anton Heitmann,<br />

verheiratete sich die Witwe bereits am 14.4.1818 mit<br />

Bernhard Anton Suttarp, 35 Jahre alt ( geb. 1783, gest.<br />

27.11.1874) aus Amelsbüren, Bruder des Stammvaters<br />

der Sippe Everding Bernhard Heinrich. Die Ehefrau<br />

war bereits 48 Jahre alt.<br />

Dem Letzten steht kein Recht auf die Pachtung zu.<br />

Aus der zweiten Ehe der Pächterin sind keine Kinder<br />

vorhanden. Sie ist kränklich und wünscht die<br />

Pachtung an eines ihrer Kinder abzutreten. Die<br />

Domänenkammer stellt fest, dass es ihr Mühe genug<br />

gekostet hat, die jährliche Pacht von 58 Talern<br />

aufzubringen und noch ihren Lebensunterhalt zu<br />

gewinnen.<br />

Am 13.12.1836 verkaufte die königliche Regierung<br />

der Christine Rothland und ihrem jetzigen Ehemann<br />

Anton Suttarp den Hof für 1.500 Taler. Bernhard<br />

Anton Suttarp muss gut gewirtschaftet haben. Er<br />

setzte die Gebäude instand und brachte seine<br />

Stieftochter Anna Katharina auf den Hof.<br />

Wie man aus den kurzen Aufeinanderfolgen von Tot<br />

und Wiederverheiratung sehen kann, war die Ehe eine<br />

wirtschaftliche Angelegenheit. Die Hofbewohner<br />

hatten sehr zu kämpfen um das nackte Überleben, die<br />

Pacht und später die Tilgung aufzubringen. Die<br />

schlechten Bodenqualitäten, auf manchen Wiesen<br />

konnte nur saures Gras geschnitten werden, brachten<br />

nur geringe Erträge.<br />

Die Landwirtschaft auf dem Hof Rothland-Everding-<br />

Watermann wurde in den 70iger Jahren aufgegeben. Vor<br />

einigen Jahren wurde der Hof an einen stadtverdrängten<br />

Bauern aus Hiltrup verkauft.<br />

Quelle: Staatsarchiv Münster Nr. 23 11<br />

Im November 2006 veröffentlichte die evangelische Kirchengemeinde Hiltrup und<br />

Amelsbüren in ihrem Gemeindebrief den folgenden Artikel. Hierin spielen der Hof Everding-<br />

Rothland in der Hohen Ward und der Landwirt Anton Everding-Rothland eine besondere<br />

Rolle.<br />

Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt<br />

mich aufgenommen. " (Mt 25,35)<br />

Eine Erinnerung an<br />

Frieda Wagener und ihre Helfer<br />

Frieda Wagener, geb. Koppel, wurde als jüngstes<br />

Kind einer jüdischen Familie 1910 in Krefeld geboren.<br />

1935 heiratete sie Bernhard Wagener aus Münster.<br />

Herr Wagener war katholisch und betrieb eine<br />

Kohlenhandlung (Möllenhoff/Schlautmann-<br />

Overmeyer, Jüdische Familien in Münster). Frieda<br />

Wagener überlebte die NS-Zeit, weil sie tapfere<br />

Menschen an ihrer Seite hatte.<br />

Zuerst ihren Ehemann. Als Frieda Wagener zur<br />

Zwangsarbeit eingezogen werden sollte, drohte er<br />

jeden anzugreifen, der seine Frau abholen würde.<br />

Frieda Wagener hatte ein steifes Bein. Das andere<br />

Bein wurde mit Hilfe von Dr. Walter Tillmann<br />

eingegipst, so dass Frieda Wagener nicht mehr laufen<br />

und nicht zwangsarbeiten konnte.<br />

Nach den vier Deportationen der Juden aus Münster<br />

und dem Münsterland zwischen dem 13.12.1941 und<br />

dem 31.7.1942 konnte das in „Mischehe" lebende<br />

Ehepaar Wagener beim Bauern Anton Everding in der<br />

Hohen Ward unterkommen. Anfangs wusste Herr<br />

Everding nicht, dass Frieda Wagener Jüdin war (Frau<br />

Margarete Rauße, Enkelin von Herrn Everding).<br />

Tapfer und standhaft war die Mutter von Herrn<br />

Wagener, Frau Anna Wagener, sie wurde mehrmals<br />

von der Geheimen Staatspolizei verhört: „Sie haben ja<br />

denjenigen zur Welt gebracht, der durch die Ehe mit<br />

einer Jüdin das Deutsche Volk beleidigt und<br />

verseucht!" (Johanna Wagener, WN, Juni 1985). Frau<br />

Wagener hielt den Verhören stand und gab das<br />

Versteck nicht preis. Zur Sicherheit wurde die<br />

Unterkunft später gewechselt und Ehepaar Wagener<br />

wurde bei einem anderen Bauern in der Nähe von<br />

Ascheberg versteckt (Name und Hof sind mir noch<br />

nicht bekannt).<br />

Frieda Wageners Mutter überlebte das Ghetto<br />

Theresienstadt und wohnte nach dem Krieg im<br />

Haushalt ihrer Tochter, Marktallee 55. Herr Wagener<br />

starb 1977 und wurde in der Grabstätte der Familie auf<br />

dem Alten Friedhof in Hiltrup beigesetzt. Frieda<br />

Wagener starb 1981 und wurde auf dem jüdischen<br />

Friedhof ihrer Heimatstadt Krefeld beigesetzt.<br />

Die, die Frieda Wagener noch kennen gelernt haben,<br />

erinnern sich an eine liebenswerte und sympathische<br />

Frau.<br />

GERHARD JACOBS<br />

Sippenfest der Familie Everding 2008 15

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