Textil und Mode Das neue Gesicht - ZiTex
Textil und Mode Das neue Gesicht - ZiTex
Textil und Mode Das neue Gesicht - ZiTex
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TECHNIK TEXTILIEN TRENDS<br />
<strong>Textil</strong> <strong>und</strong> <strong>Mode</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Gesicht</strong><br />
NR. 01/ 2011
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser des TEXmag,<br />
Sie halten die Erstausgabe eines neuartigen Magazins in den Händen<br />
mit der die <strong>Textil</strong>- <strong>und</strong> <strong>Mode</strong>industrie sich in einem anderen<br />
Style präsentieren möchte. Die Realisierung der Publikation erfolgt<br />
als gemeinsames Pilotprojekt der <strong>ZiTex</strong> - <strong>Textil</strong> & <strong>Mode</strong> NRW<br />
zusammen mit der AMD Akademie <strong>Mode</strong> & Design Düsseldorf <strong>und</strong><br />
der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.<br />
Der Fokus des Magazins soll dabei auf der Darstellung von „High<br />
Tech <strong>Textil</strong>es“ in Verbindung mit Lifestyle-Elementen liegen, um<br />
technische Innovationen der Branche verständlich <strong>und</strong> grafisch anspruchsvoll<br />
zu präsentieren, Unternehmen <strong>und</strong> Menschen aus den<br />
Bereichen <strong>Mode</strong> <strong>und</strong> <strong>Textil</strong> vorzustellen <strong>und</strong> aktuelle Trends aus<br />
Sicht der Industrie abzubilden. Dies ist eine der Aufgaben, die wir<br />
uns als Branchenorganisation gestellt haben.<br />
<strong>ZiTex</strong> NRW ist 1996 als Landesinitiative gegründet worden. Seit<br />
2004 arbeitet <strong>ZiTex</strong> NRW in einer selbsttragenden Struktur. Hinter<br />
der <strong>ZiTex</strong> NRW stehen der Verband der Nordwestdeutschen <strong>Textil</strong>-<br />
<strong>und</strong> Bekleidungsindustrie e.V., der Verband der Rheinischen <strong>Textil</strong>industrie<br />
e.V., die Wirtschaftsvereinigung Bekleidungsindustrie Nordrhein<br />
e.V. <strong>und</strong> die IG Metall Bezirksleitung NRW. Dieses Trägermodell<br />
durch die Tarifpartner ist in Europa einzigartig <strong>und</strong> versetzt die <strong>ZiTex</strong><br />
NRW in die Lage, als Vertreter der gesamten Branche zu operieren.<br />
Unser Dank geht an die AMD Akademie <strong>Mode</strong> & Design Düsseldorf<br />
<strong>und</strong> die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die mit viel Einsatz, Kreativität<br />
<strong>und</strong> Fachwissen dieses Pilotprojekt ermöglicht haben.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Erk<strong>und</strong>en des TEXmag.<br />
Ihre<br />
<strong>ZiTex</strong> - <strong>Textil</strong> & <strong>Mode</strong> NRW<br />
TECHNIK TEXTILIEN TRENDS
HIGHTECH<br />
6 Short Cuts<br />
8 <strong>Das</strong> T-Shirt als Kraftwerk<br />
Organische Solarzellen dienen als mobile Ladestation<br />
10 ROADSIGN AUSTRALIA<br />
11 Dem Wetter trotzen<br />
FALKE Ergonomic Sport System (ESS)<br />
12 Intelligenz der Stoffe<br />
Schmitz-Werke entwickeln Smart-<strong>Textil</strong>es für den Alltag<br />
VISIOn<br />
30 Short Cuts<br />
32 <strong>Textil</strong>e Architektur<br />
Verseidag setzt auf organischen Leichtbau<br />
34 Innovationen serviert in kleinen Häppchen<br />
Die <strong>Textil</strong>branche lädt zum Innovationspreis ein<br />
36 Grün, grün, grün sind alle meine Kleider<br />
Nachhaltigkeit wird zum Trend<br />
37 Richtig oder falsch?<br />
Umfrage<br />
6 10<br />
12<br />
InHaLT<br />
FaSHIOn<br />
14 Fotostrecke „Safety“<br />
High Fashion - Low Danger<br />
26 Kleine Leuchten ganz groß<br />
LED zieren Designerstücke<br />
27 Mit LED zur menschlichen Lichterkette<br />
Die Black Eyed Peas überzeugen nicht nur musikalisch<br />
28 Alberto hat die Hosen an<br />
90 Jahre Erfolgsgeschichte einer Marke<br />
STandardS<br />
3 Vorwort<br />
5 Editorial<br />
38 Impressum<br />
27 28<br />
34
Papperlapapp konservativ -<br />
jung muss es sein!<br />
„Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom“, sagte bereits<br />
Albert Einstein. <strong>Das</strong>s Vorurteile auch heute noch eine ganze Branche prägen können, war für<br />
uns überraschend. „Die <strong>Textil</strong>branche ist langweilig. Sie ist nicht ökologisch. Unkreativ, sie<br />
verfügt über wenig Nachwuchs <strong>und</strong> es gibt kaum Aufstiegsmöglichkeiten.“ <strong>Das</strong> sind nur einige<br />
der Vorurteile, die über die <strong>Textil</strong>branche herrschen. Doch wie es so oft mit Vorurteilen ist,<br />
treffen diese nicht zu. Wir wollten diese Meinungen nicht länger so stehen lassen, denn die<br />
<strong>Textil</strong>branche kann mehr: Sie kann spannend, kreativ <strong>und</strong> abwechslungsreich sein. Nur wissen<br />
davon viel zu wenige Menschen. Daher haben wir dieses Magazin entwickelt, um genau diese<br />
Vorzüge aufzuzeigen. Über den Tellerrand hinausschauen, aus dem gewohnten Raster ausbrechen.<br />
Warum nicht dann auch einen Airbag als Rock umfunktionieren oder aus einer Zeltplane<br />
ein Hochzeitskleid konzipieren? Nichts ist so, wie es scheint. Heute werden bereits ganze Stadiondächer<br />
nicht mehr nur aus Stahl <strong>und</strong> Glas sondern auch aus <strong>Textil</strong>ien hergestellt. <strong>Textil</strong>ien<br />
können sogar Strom erzeugen. Wir möchten <strong>neue</strong> Impulse einer Branche zeigen, die viel mehr<br />
zu bieten hat als das, was man von ihr erwartet. Um endlich mit den Vorurteilen aufzuräumen.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.<br />
Ihre TEXmag Redaktion<br />
5
6<br />
ShortCuts<br />
HUMan, MOdISCH, GraTIS<br />
alle Texte von Steffen Fischer<br />
MILCHIG, naTÜrLICH, InnOVaTIV<br />
Er war einfach überall. Vor dem Fashion-Week-Zelt am Brandenburger Tor, vor<br />
den Messen <strong>und</strong> auch diversen anderen Events der <strong>Mode</strong>woche in Berlin. Immer<br />
wieder begegnete man einem Mann, der mit seinem Fahrrad einen übergroßen<br />
Korb mit der Aufschrift „I am for free“ vor sich her chauffierte. Darin waren Jutebeutel,<br />
die auf der einen Seite mit dem Schriftzug „I am fashion“ <strong>und</strong> auf der anderen<br />
Seite „I am human“ bedruckt waren. Eine Guerilla-Aktion des „Humanity in<br />
Fashion Award“ by Hess-Natur. Wenn man der <strong>Mode</strong>welt möglichst günstig etwas<br />
mitteilen möchte, dann sagt man es am Besten über einen Jutebeutel. Der Award<br />
wurde im Januar 2011 zum ersten Mal verliehen. Die Organisatoren möchten eine<br />
Plattform für junge Designer schaffen, die im Konflikt zwischen der Schnellebigkeit<br />
der <strong>Mode</strong>welt <strong>und</strong> Langlebigkeit von „Fair Fashion“ stehen. Außerdem liegt<br />
ein Schwerpunkt darauf, im Design <strong>neue</strong> Signale zu setzten. Kleidung, die mehr<br />
als eine Saison lang tragbar ist <strong>und</strong> Frauen <strong>und</strong> Männer nicht in ein vorgegebenes<br />
Normbild presst. Die Message ist angekommen!<br />
Allergische Reaktionen auf <strong>Textil</strong>en sind alles andere als angenehm <strong>und</strong> die Tatsache,<br />
dass sie uns im Alltag überall begegnen, macht es nicht unbedingt einfacher.<br />
Alternativen sind selten <strong>und</strong> oftmals zu teuer. Die Lösung? Kuhmilch!<br />
Die Biomilchfaser Qmilch ist die erste Naturfaser, die industriell herstellbar frei<br />
von jeglichen Chemikalien <strong>und</strong> 30 Prozent günstiger als Acrylfasern aus China<br />
ist. Hergestellt aus dem Rohstoff Casein, einem Nebenprodukt der Michindustrie,<br />
zeichnet sich die Faser durch einen hohen Tragekomfort, Seidengriff <strong>und</strong> Saugfähigkeit<br />
aus. Anke Domaske, die diese Idee nach den Global Organic <strong>Textil</strong>es<br />
Standards (GOTS) umsetzte, erhielt für dieses Projekt den <strong>Mode</strong> & <strong>Textil</strong> Innovationspreis<br />
des Gesamtverbands <strong>Textil</strong> <strong>und</strong> <strong>Mode</strong> 2011 in der Kategorie „Innovative<br />
technische <strong>Textil</strong>ien“ (Mehr dazu auf Seite 34). Anfragen aus der Automobilindustrie,<br />
Bekleidungsbranche <strong>und</strong> der Medizin sind vorhanden.<br />
humanity-in-fashion-award.com<br />
qmilk.eu
GrÜn, GrÜnEr, aM GrÜnSTEn<br />
Aus dem Bioladen um die Ecke auf die Berliner <strong>Mode</strong>woche. Genauer gesagt in die<br />
Suiten des Hotel Adlon Kempinski am Brandenburger Tor. Mit Unterstützung der<br />
Messe Frankfurt wurde das Fachpublikum zwischen dem 6. <strong>und</strong> 8. Juli erneut zum<br />
„Green Showroom“ eingeladen. Organic, Fair Trade, Recycling <strong>und</strong> Innovation<br />
kombiniert mit hochwertigem Design haben sich in den letzten Jahren zu einem angesagten<br />
Way of Life entwickelt. Sackartige Tuniken <strong>und</strong> Jutebeutel gehören längst<br />
der Vergangenheit an. Die gezeigte <strong>Mode</strong> ist durchaus auf einem hohen modischen<br />
Niveau. Ökologisches Bewusstsein ist Luxus <strong>und</strong> dieser wird im Green Showroom<br />
in einer passenden Location präsentiert. Eine stressfreie Atmosphäre, gemixt mit<br />
Kräuter-Gin aus dem Schwarzwald <strong>und</strong> in Kombination mit Fashion-Shows umfasst<br />
die Veranstaltung. Die Designerinnen Magdalena Schaffrin <strong>und</strong> Jana Keller<br />
gründeten die Plattform 2009 mit dem Hintergr<strong>und</strong>, dass keine bis dato bestehende<br />
Messe ihren Vorstellungen von <strong>Mode</strong>, Qualität <strong>und</strong> ethischem Denken entsprach.<br />
Für sie gilt: „Green is the only way!“. Und dass Green nicht zwangsläufig bieder <strong>und</strong><br />
farblos bedeutet, haben sie eindeutig bewiesen.<br />
green-showroom.net<br />
ShortCuts<br />
OMnIPrÄSEnT, VIELSEITIG, PLaSTISCH<br />
Jeder ist davon umgeben <strong>und</strong> benutzt sie jeden Tag. Kunststoffe stehen für das<br />
Zeitalter der Massenproduktion, für neuartige Designvielfalt <strong>und</strong> die Bereicherung<br />
des Alltags durch eine Vielzahl von Produkten. Vom Stuhl über innovative <strong>Textil</strong>ien<br />
bis hin zu kompletten Autobauteilen. Im Abstand von drei Jahren findet man<br />
die Innovationen <strong>und</strong> Trends der Kunststoff- <strong>und</strong> Kautschukwelt auf der „K“ in<br />
Düsseldorf. Mit Unterstützung der Messe Düsseldorf wird Nordrhein-Westfalen<br />
zwischen dem 16. <strong>und</strong> 23.10.2013 im wahrsten Sinne des Wortes plastischer. Im<br />
Rahmen der Messe werden Maschinen- <strong>und</strong> Ausrüstungslösungen, Dienstleistungen<br />
für die Industrie sowie Kunststoff-Erzeugnisse dem Fachpublikum vorgestellt.<br />
messe-duesseldorf.de<br />
k-online.de<br />
7
8<br />
Hightech<br />
<strong>Das</strong> T-Shirt als Kraftwerk<br />
Organische Solarzellen dienen als mobile Ladestation<br />
von Arash Motlagh<br />
Die klimaneutrale Lösung aller Energieprobleme formulieren<br />
nicht wenige Vertreter der Solarbranche als Ziel<br />
ihrer Zunft. Tatsächlich reicht ein Bruchteil der von der<br />
Sonne auf die Erdoberfläche abgestrahlten Energie, effizient genutzt,<br />
um den Bedarf der gesamten Weltbevölkerung zu decken.<br />
Hier gilt es ein gewaltiges Potenzial auszuschöpfen <strong>und</strong> Solarstrom<br />
aus <strong>Textil</strong>ien soll dabei helfen.<br />
Man stelle sich vor: Es ist ein w<strong>und</strong>erschöner Sommertag, die<br />
Sonne lächelt fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> sie liegen an einem menschenleeren<br />
Strand. In der sozial vernetzten Welt wollen sie ihr Glück<br />
natürlich den Liebsten per Fotohandy mitteilen, aber wie sooft in<br />
solchen Situationen lässt sie der Akku im Stich. ,,Kein Problem,<br />
die Sonne scheint ja“, denken Sie sich als moderner, technikbegeisterter<br />
Mensch <strong>und</strong> schließen ihr Handy zum Aufladen an Ihr<br />
T-Shirt an. In naher Zukunft sollen organische Solarzellen genau<br />
das ermöglichen.<br />
Neben den weitläufig bekannten, aus Silizium hergestellten, anorganischen<br />
Solarzellen, forschen Wissenschaftler nämlich auch<br />
intensiv im Bereich der organischen Zellen. Diese werden durch<br />
spezielle Druckverfahren in flexiblen Unterlagen, zum Beispiel<br />
<strong>Textil</strong>ien, eingearbeitet <strong>und</strong> erzeugen sauberen <strong>und</strong> günstigen<br />
Ökostrom. Künftig sollen mit ihrer Hilfe <strong>neue</strong> Anwendungsfelder<br />
erschlossen werden, die mit klassischen Solarzellen kaum<br />
oder gar nicht zu realisieren wären. Dadurch sind so genannte<br />
stromerzeugende Kleidungsstücke für mobile Elektronik oder<br />
Möbel <strong>und</strong> Fassaden, die Energie liefern, nicht nur vorstellbar,<br />
sondern konkret in Planung.<br />
die Wissenschaft dahinter<br />
Klassische Solarzellen auf Siliziumbasis bestehen aus zwei Halbleiterschichten.<br />
<strong>Das</strong> Besondere an Halbleitern ist, dass sie durch<br />
zugeführte Energie, den Sonnenstrahlen zum Beispiel, angeregt<br />
werden <strong>und</strong> freie Ladungsträger erzeugen. Wird nun ein elektrisches<br />
Feld angelegt, das die Elektronen in die gleiche Richtung<br />
lenkt, fließt Strom. Dieses Prinzip funktioniert analog auch bei<br />
organischen Solarzellen, nur braucht man bei der organischen<br />
Version noch einen „Elektronen-Transporter“, die so genannten<br />
Fullerene: Fällt Sonnenlicht auf eine organische Zelle, wird<br />
auch diese angeregt. Die freigesetzten Elektronen werden von<br />
Fullerenen, also Kohlenstoff der kugelförmig angeordnet ist,<br />
aufgenommen <strong>und</strong> zum Abnehmer weitergeleitet. Dieser Elektronenfluss<br />
wird dann als Strom bezeichnet. <strong>Das</strong> Material für<br />
diesen Solarzellentyp basiert auf organischen Kohlenwasserstoffen,<br />
aus denen zum Beispiel auch Erdöl <strong>und</strong> Erdgas bestehen.<br />
Sie verleihen den Zellen ihre stromleitende Eigenschaft <strong>und</strong> den<br />
Namen: organische Solarzelle. So viel zur Theorie. In der Praxis<br />
sind noch einige Hürden zu überwinden.<br />
Im direkten Vergleich bestehen zwischen den organischen Zellen<br />
gegenüber den anorganischen einige Vor- aber auch Nachteile.<br />
Vorteil ist eine energieeffiziente <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche Herstellung.<br />
Dies gelingt aufgr<strong>und</strong> günstiger Produktionsverfahren<br />
<strong>und</strong> niedrigen Materialkosten. Zudem stellen vor allem die<br />
Flexibilität <strong>und</strong> einfache Handhabung enorme Vorteile dar. <strong>Das</strong><br />
Problem: Organische Zellen zersetzen sich <strong>und</strong> altern dadurch<br />
recht schnell. Eine Schwierigkeit stellt noch der noch zu geringe<br />
Wirkungsgrad von sechs bis acht Prozent dar. Daran wird weiterhin<br />
geforscht.<br />
Bei anorganischen Solarmodulen sind Wirkungsgrade von durchschnittlich<br />
15 bis 20 Prozent üblich. Sie besitzen zwar eine lange<br />
Lebensdauer, müssen aber mit hohem Energie- <strong>und</strong> Chemieaufwand<br />
hergestellt werden. Außerdem ist ihr Einsatz, aufgr<strong>und</strong> der<br />
fehlenden Flexibilität der Materialien, nur auf speziellen Flächen,<br />
beispielsweise auf dem Hausdach möglich. Bei organischen Solarzellen<br />
gibt es diese Beschränkungen nicht. Sie können auf sehr<br />
unterschiedlichen Materialien einfach <strong>und</strong> kostengünstig aufgebracht<br />
werden. Ob eingearbeitet in <strong>Textil</strong>ien, auf Kunststoffen<br />
oder in transparenter Form als stromerzeugende Fensterfolie.<br />
Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt <strong>und</strong> immer <strong>neue</strong><br />
Anwendungsbereiche ergeben sich den Entwicklern.<br />
Solarzellen auf Kunststoffen<br />
Die amerikanische Firma Konarka geht hier einen eigenen Weg.<br />
Der Hersteller der sogenannten ,,Power Plastics” verwendet<br />
statt <strong>Textil</strong>ien Kunststoffe als Trägermaterial für die organischen<br />
Solarzellen. Die Firma wurde 2001 vom kalifornischen Physik-<br />
Professor Alan J. Heeger gegründet. Heeger <strong>und</strong> zwei Kollegen<br />
erhielten im Jahr zuvor den Nobelpreis, für die Entwicklung<br />
leitender Kunststoffe, so genannter Polymere. Damit legten sie<br />
den Gr<strong>und</strong>stein für Solarzellen auf Kunststoffbasis. Die Zellen<br />
werden von großen Druckmaschinen, ähnlich wie beim Zeitungsdruck,<br />
auf die Trägerschicht aufgebracht <strong>und</strong> sind dadurch<br />
deutlich günstiger <strong>und</strong> einfacher herzustellen als die anorganischen<br />
Module. „Man könnte sie als Tinte bezeichnen, denn man kann<br />
sie wie Tinte drucken“, erklärt Heeger. Nach der Übernahme der<br />
Forschungsaktivitäten von Siemens im Bereich der Photovoltaik<br />
im Jahr 2004, investierte der Konzern in diese Sparte <strong>und</strong> konnte<br />
einige Jahre später die ersten Produkte für den Massenmarkt vorweisen.<br />
<strong>Das</strong> sind zum Beispiel Rucksäcke oder Handtaschen mit<br />
Solarmodulen, die Sonnenlicht in Strom umwandeln <strong>und</strong> somit<br />
als tragbares Kraftwerk schon zu kaufen sind. Geringe Mengen<br />
Licht reichen hierbei aus, um die Stromerzeugung anzukurbeln.<br />
Auch in den Bereich der modernen Architektur sind die Solarmodule<br />
von Konarka bereits vorgedrungen. Unter dem Namen<br />
“Gebäudeintegrierte Photovoltaik” sind sie an Fassaden großer
Dr. Andreas Wego vom deutschen <strong>Textil</strong>institut Nord-<br />
West (DTNW) versucht, die organischen Solarzellen direkt<br />
in ein <strong>Textil</strong> einzuarbeiten. Darunter sieht man die<br />
bearbeiteten <strong>Textil</strong>ien <strong>und</strong> die künstliche Lichtquelle.<br />
Fotos: Arash Motlagh<br />
Bürohäuser oder auf Dächern von Bushaltestellen zum<br />
Beispiel zu finden. Angaben von Konarka zufolge können<br />
die Kunststoff-Solarzellen einen Wirkungsgrad von 20 bis 25<br />
Prozent erreichen. Ironischerweise ist gerade der Namensgeber<br />
der Nachteil der ,,Power Plastics”: das Plastik. Die Solarpanels<br />
der Firma werden als eigenständige Module auf<br />
<strong>und</strong> nicht in das Trägermaterial eingearbeitet. <strong>Das</strong> macht den<br />
Einsatz auf Kleidungsstücken bisher nicht praktikabel.<br />
Solarzellen auf <strong>Textil</strong>ien<br />
An diesem Punkt setzten die verschiedenen Forscherteams<br />
an, die sich mit organischen Solarzellen befassen. Ziel ist<br />
es, die Zellen in das Gewebe eines Stoffes möglichst nicht<br />
spürbar für den Träger, einzuarbeiten. Der spätere Nutzer<br />
soll idealerweise nur noch an Hand des Ladekabels das<br />
T-Shirt von der mobilen Ladestation unterscheiden zu können.<br />
Hier stehen die Wissenschaftler noch vor einigen gr<strong>und</strong>legenden<br />
Problemen. So darf die eingearbeitete Zellstruktur<br />
zum Beispiel nicht beim ersten Waschgang schon zerstört<br />
werden. ,,Auch das schon erwähnte Problem der Zersetzung,<br />
bereitet den Forschern noch Probleme”, erklärt Dr. Andreas<br />
Wego. ,,Wir stehen noch vor einigen relevanten Fragestellungen,<br />
sind aber auf einem erfolgversprechenden Weg”, sagt<br />
Wego. Der Wissenschaftler des Deutschen <strong>Textil</strong>institutes<br />
Nord-West (DTNW) <strong>und</strong> sein Team beschäftigen sich schon<br />
seit langem mit organischen Solarzellen. „Die Sonne scheint<br />
textil“, ist hier der Leitsatz <strong>und</strong> spiegelt das vom Forscher<br />
Wego erwartete Potential des Bereiches organische Solarzellen<br />
wider. Wie in der Bildergalerie zu erkennen, ist der Prototyp<br />
einer ins Gewebe eines Stoffes eingearbeiteten organischen<br />
Solarzelle, bereits fertiggestellt. Bisher lieferte sie jedoch<br />
noch keinen Strom.<br />
Auch andere Forscherteams arbeiten fieberhaft an der Weiterentwicklung<br />
der organischen Photovoltaik. Die Wissenschaftler<br />
forschen ebenfalls im Bereich der organischen Solarzellen.<br />
Für sie stellen auch Herstellungskosten, Effizienz<br />
<strong>und</strong> Stabilität Schwerpunkte <strong>und</strong> zugleich Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Produktentwicklung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Vermarktung dar. Die Forscher arbeiten hier mit<br />
organischen Solarzellen auf Kunststoffbasis auf energieautarke<br />
Mikrosysteme hin. Damit sind beispielsweise unabhängige<br />
Mess- <strong>und</strong> Sensoreinheiten für Maschinen, Gebäude<br />
oder eben Kleidungsstücke denkbar. Erfasst werden hier die<br />
jeweils entsprechenden Werte. Im Fall von Bekleidung sind<br />
dies zum Beispiel komfort- <strong>und</strong> sicherheitsrelevante Messwerte<br />
im Sport-, Outdoor- oder Ges<strong>und</strong>heitsbereich.<br />
dtnw.de<br />
Hightech<br />
9
10<br />
HighTech<br />
Australischer Spirit, europäische Qualität. <strong>Das</strong> Unternehmen<br />
Dressmaster setzt mit der Kollektion Roadsign Australia auf<br />
funktionelle Fashion.<br />
Sand soweit das Auge reicht. Abenteuer an jeder Ecke, wilde<br />
Tiere - das ist Australien. Jeder kennt auch die gelben Straßenschilder,<br />
die vor freilaufenden Kängurus, Koalas oder<br />
Wombats warnen. Was hat das mit Roadsign Australia zu tun?<br />
1985 gründete der Student Roger Carthew 1985 die Great Australian<br />
Roadsign Company. Vorerst verkaufte er nur die Straßenschilder<br />
an Touristen <strong>und</strong> verschwendete noch keinen Gedanken<br />
an die <strong>Mode</strong>. Carthew wurde mit seinen gelben Kunststoffschildern<br />
weltberühmt. „Kangaroos next 14km“ war der Verkaufsschlager.<br />
Seit 2002 ist die Marke in Europa aktiv. Auf dem deutschen Markt<br />
erscheint ROADSIGN Australia erstmalig 2007 unter dem Lizenznehmer<br />
DressMaster. <strong>Das</strong> Unternehmen mit Sitz im Ruhrgebiet<br />
zwischen Förderturm <strong>und</strong> Natur hat seit dem Gründungsjahr<br />
1970 ein großes Imperium errichtet. Die Jacken, die das Unternehme<br />
in Lizenz für Roadsign Australia herstellt, bringen ihren<br />
K<strong>und</strong>en den fünften Kontinent ein weniger näher <strong>und</strong> verzaubern<br />
mit abwechslungsreichen Einzelteilen.<br />
ROADSIGN Australia setzt auf Funktionalität <strong>und</strong> Technik. So<br />
wurde eine anspruchsvolle Kollektion modischer Outdoorjacken<br />
entwickelt. Wetterfeste Qualitäten machen die Jacken universell<br />
einsetzbar – in jeder Jahreszeit, gerade im regnerischen Europa.<br />
Nützliche funktionelle Features wie verschweißte Nähte <strong>und</strong> Direktlaminat<br />
lassen Wind <strong>und</strong> Wetter keine Chance, doch die Atmungsaktivität<br />
bleibt durchaus erhalten. Zum funktionellen Charakter<br />
gehört auch die Konstruktion der Jacken mit nützlichen<br />
Details wie diverse Taschenarten. Angefangen bei der Ärmeltasche,<br />
Leistentaschen mit zusätzlichen seitlichen Eingriffen oder<br />
nützlichen Handytaschen, bis hin zu Napoleontaschen über<br />
Brusttaschen. Jede Stelle wird sinnvoll genutzt. Die Jacken passen<br />
sich durch diverse verstellbare Tunnelzüge dem Träger an. Wasserabweisende<br />
Materialien, UV-Schutz, Klettverschlüsse <strong>und</strong> kurze<br />
Trocknungszeit sind wichtige Verkaufsmerkmale der Funktionsjacken.<br />
Funktionalität <strong>und</strong> Fashion sind allerdings kein<br />
Ausgerüstet für<br />
Fun <strong>und</strong> Outdoor<br />
Der Herner HAKA-Hersteller setzt mit seinem Label<br />
ROADSIGN AUSTRALIA auf Funktionalität <strong>und</strong> Technik<br />
von Carina Rother<br />
Widerspruch für die Marke, Roadsign Australia positioniert sich<br />
bewusst als Lifestylemarke.<br />
Wandern durch das australische Outback oder durch das Ruhrgebiet,<br />
das Gefühl soll das Gleiche sein. Der Roadsign K<strong>und</strong>e soll<br />
sich wohlfühlen, aktiv sein <strong>und</strong> der Spirit Australiens bei jedem<br />
Abenteuer spüren. Lebensfreude pur!<br />
Die hohe Nachfrage erfordert schnelles Handeln. Ein Großteil<br />
der Jacken ist auf NoS-Basis dauerhaft lieferbar <strong>und</strong> auch viele<br />
saisonale Highlights sind durchgängig erhältlich. „Wir wollen uns<br />
mit unserer handelsfre<strong>und</strong>lichen City-Outdoor-Linie sowohl modisch<br />
als auch bezüglich Service <strong>und</strong> Preis deutlich vom Wettbewerb<br />
abheben“, erklärt Holger Schmies, der Geschäftsführer des<br />
Unternehmens.<br />
Auch im Vertrieb hat Roadsign Australia einen Sprung gewagt<br />
<strong>und</strong> den Online-Shop: www.roadsign.de ins Leben gerufen.<br />
Der Online-Shop ist eine logische Konsequenz aus der stetig anwachsenden<br />
Nachfrage nach der Marke, zudem stärkt es das Markenprofil<br />
des australischen Originals. Schließlich kennt jeder<br />
kennt das Känguru <strong>und</strong> viele wollen es tragen.<br />
drESS-<br />
MaSTEr<br />
- 125 Mitarbeiter<br />
- 3000 K<strong>und</strong>en in Europa <strong>und</strong> Kanada<br />
- 10 eigene Stores, 40 Shop-in-Shops<br />
(national)<br />
- 50 Flächen-Kooperationen (international)<br />
- Ausstattung des VFS Bochum <strong>und</strong> der<br />
Tschechischen Fußballnationalmannschaft
Dem Wetter trotzen<br />
FALKE ESS bietet die perfekte Kombination aus Hightech-Funktionalität<br />
<strong>und</strong> innovativem Design<br />
von Melissa Stolz <strong>und</strong> Tina-Marie Adam<br />
Es ist nass, windig <strong>und</strong> kalt – Es ist Herbst. Auf Sport im Freien verzichten? Nein. Mit<br />
der <strong>neue</strong>n FALKE Ergonomic Sport System (ESS) Running Apparel HW 2011/12<br />
Kollektion ist man für Wind <strong>und</strong> Wetter gerüstet.<br />
<strong>Das</strong> sauerländische Traditionsunternehmen FALKE hat es sich zu seiner Aufgabe gemacht,<br />
intelligente <strong>Textil</strong>ien herzustellen, die menschliche Bewegungsabläufe <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />
positiv beeinflussen <strong>und</strong> zudem ein gutes Körpergefühl erzeugen. Nicht nur<br />
in ihrer Strumpfbekleidung will das Unternehmen seine Philosophie umsetzen. Seit<br />
2005 gilt dies auch für die Produktlinie FALKE Ergonomic Sport System. Im Rahmen<br />
dieser Linie gibt es auch im HW 2011/2012 eine Apperal Runningkollektion, welche<br />
perfekt auf individuelle Bedürfnisse ambitionierter Läufer zugeschnitten ist.<br />
Für das Joggen im Herbst <strong>und</strong> Winter ist der Feuchtigkeitstransport, sowie ein gutes<br />
Wärmerückhaltevermögen sehr wichtig. Durch die Polyesterfaser Charcoal, in welcher<br />
Aktivkohle eingelagert ist, kühlt der Körper nicht aus <strong>und</strong> die Blutzirkulation wird optimiert.<br />
Neben Running-Shirts werden auch Funktionshosen aus diesem Material hergestellt.<br />
Als perfekte Ergänzung für Wind <strong>und</strong> Wetter funktioniert die wind- <strong>und</strong> wasserdichte<br />
Jacke FALKE Ohio. Durch getapte Nähte <strong>und</strong> wasserdichte Reißverschlüsse dringt keine<br />
Nässe zum Oberkörper vor. <strong>Das</strong> <strong>Gesicht</strong> <strong>und</strong> der Kopf werden von einer Kapuze<br />
geschützt, die durch den hohen Reißverschluss der Jacke beim Joggen nicht verrutscht.<br />
Läufer <strong>und</strong> Sportbekleidung ergänzen sich <strong>und</strong> motivieren auch bei schlechtem Wetter<br />
den Wald nicht zu scheuen.<br />
Paul Falke <strong>und</strong> Franz-Peter Falke<br />
Fotos: FALKE<br />
falke.com<br />
Auszüge aus der Apparel Runningkollektion<br />
HW 2011/2012. Rechts Oben das <strong>Mode</strong>l<br />
„Hamilton“ <strong>und</strong> darunter die Jacke „Ohio“.<br />
Interwiev von Steffen Fischer<br />
HighTech<br />
TEXmag fragt -<br />
Paul Falke <strong>und</strong> Franz-Peter Falke antworten...<br />
Was macht FALKE innovativ?<br />
Täglich arbeiten wir mit Leidenschaft daran, unseren K<strong>und</strong>en gleichzeitig<br />
höchste Qualität in Material <strong>und</strong> Verarbeitung <strong>und</strong> anspruchsvollstes<br />
Design zu bieten. Wir sind stolz auf unsere Handwerkskunst<br />
<strong>und</strong> unsere mehr als 115-jährige Tradition als Familienunternehmen<br />
<strong>und</strong> leisten uns den Luxus des Strebens nach Perfektion.<br />
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen?<br />
Leitlinie unseres Handelns bleiben immer die Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit<br />
unserer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Mitarbeiter, denen unsere höchste Wertschätzung<br />
gilt. Wir achten auf umweltverträgliche Garne <strong>und</strong> nachhaltiges<br />
Wirtschaften. Wichtig in der Zusammenarbeit mit unseren<br />
Partnern sind uns langfristige, faire <strong>und</strong> vertrauensvolle Beziehungen.<br />
Wo sehen Sie FALKE in 10 Jahren?<br />
Auch künftig wollen wir all unser Können dafür einsetzen, dass ein<br />
Leitmotiv gültig bleibt: „FALKE schafft Qualität um Ihrer selbst Willen,<br />
die jeder K<strong>und</strong>e mit allen Sinnen spürt.“<br />
11
12<br />
Hightech<br />
Intelligenz der Stoffe<br />
Schmitz-Werke entwickeln Smart-<strong>Textil</strong>es für den Alltag<br />
<strong>Das</strong> Fenster steht weit offen. Im leichten Wind wippt es<br />
langsam vor <strong>und</strong> zurück. Ein Luftzug streicht sanft durch<br />
die bodenlange Gardine <strong>und</strong> lässt sie tanzen. Immer wieder,<br />
wie Wellen im Meer, bewegt sich die lange Stoffbahn hin <strong>und</strong><br />
her. Doch was aussieht wie eine schmucke Dekoration, hat verborgene<br />
Qualitäten: sie reinigt die Luft <strong>und</strong> neutralisiert Bakterien.<br />
In Deutschland gibt es Tausende von Krankenhäusern <strong>und</strong> Pflegeeinrichtungen.<br />
Sie alle haben besondere Einrichtungen, um die<br />
Räume leicht sauber <strong>und</strong> hygienisch zu halten. Dort herrscht die<br />
höchste Hygienestufe, denn auch nur die kleinste Infektion durch<br />
Bakterien kann verheerend sein <strong>und</strong> Menschenleben kosten.<br />
Um dies zu vermeiden, hat das Unternehmen Schmitz-Werke<br />
in Emsdetten eine <strong>neue</strong> Art von <strong>Textil</strong>ien entwickelt. Diese<br />
absorbieren sowohl Schad- als auch Geruchsstoffe <strong>und</strong> wirken<br />
darüber hinaus antibakteriell. „Drapilux - all in one“ vereint die<br />
Wirkung der bereits bestehenden Produkte „drapilux air“ <strong>und</strong> „drapilux<br />
bioaktiv“. Die Stoffe neutralisieren unangenehme Geruchsstoffe<br />
<strong>und</strong> zersetzen schädliche Bakterien. Beide Wirkstoffe konnten<br />
so verb<strong>und</strong>en werden, ohne die gegenseitige Wirkung aufzuheben.<br />
Dies ist vor allem in Pflegeeinrichtungen, wie zum Beispiel<br />
in Krankenhäusern, sehr wichtig, um ein Ansteckungsrisiko zu<br />
vermeiden.<br />
Die hygienische Funktion dieser intelligenten Stoffe ist eine Neuheit<br />
in der <strong>Textil</strong>industrie: Durch die Ausrüstung der Stoffe mit Metallsalzen<br />
erhält der Stoff eine katalytische Wirkung. Schadstoffe <strong>und</strong><br />
Gerüche werden aufgespalten <strong>und</strong> in natürliche, neutrale Stoffe<br />
wie CO 2 <strong>und</strong> Wasserdampf umgewandelt. „Bei unseren <strong>Textil</strong>ien<br />
haben wir das Prinzip des Autokatalysators auf Stoffe übertragen,<br />
mit dem Unterschied, dass wir Metallsalze verwenden statt Edelmetalle“,<br />
so Justus Schmitz, Geschäftsführer der Schmitz-Werke.<br />
Sogar der krebserregende Stoff Formaldehyd kann so neutralisiert<br />
<strong>und</strong> entfernt werden. Die auf der Faser enthaltenen Silberionen<br />
sorgen dabei zusätzlich für die antibakterielle Wirkung von „drapilux<br />
– all in one“. Durch die Ionen wirkt der Stoff antibakteriell<br />
<strong>und</strong> hemmt die Enzyme, die für den Energiestoffwechsel der<br />
Bakterien verantwortlich sind. So werden die physikalischen <strong>und</strong><br />
biochemischen Vorgänge in den Zellen der Bakterien gestoppt,<br />
enzymgesteuerte Prozesse können nicht ausgeführt werden <strong>und</strong><br />
die Bakterien sterben letztendlich ab. Sogar bei häufigem Waschen,<br />
auch bei hoher Waschtemperatur, bleibt diese Zweifachwirkung<br />
von Susanne Kulessa<br />
des intelligenten <strong>Textil</strong>s erhalten. Häufiges Austauschen der Stoffe<br />
kann man so vermindern. Wie alle “drapilux“-Produkte ist auch<br />
„drapilux – all in one“ schwerentflammbar <strong>und</strong> entspricht so höchsten<br />
internationalen Sicherheitsstandards. Auch aus der Studie der<br />
Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (EHT) geht hervor,<br />
dass die Keimzahl der Infektionserreger auf der intelligenten<br />
Fläche im Gegensatz zu Stoffen ohne antibakterielle Funktion um<br />
bis zu 99% reduziert wird.<br />
Doch „drapilux air“, „bioaktiv“ <strong>und</strong> „all in one“ sind nicht die<br />
einzigen Produkte, die das innovative Traditionsunternehmen<br />
herstellt. Weiterhin produzieren sie Markisen <strong>und</strong> Markisenstoffe<br />
(„markilux“) <strong>und</strong> Freilufttextilien („swela“). In den vergangenen<br />
Jahren wurden mehr als 60 Patente für Markisen angemeldet. Die<br />
Markisenstoffe überzeugen durch die Kombination von einer besonderen<br />
Transparenz <strong>und</strong> leuchtenden Farben. Inspiriert von der<br />
Natur, besitzen die Tücher den sogenannten Lotus-Effekt: Weder<br />
Schmutz noch Wasser können sich anlagern.<br />
„Der Zukunft verpflichtet.“<br />
Bereits in der vierten Generation werden die Schmitz-Werke als<br />
ein mittelständisches Familienunternehmen geführt. Ihre Philosophie<br />
ist ihr Markenzeichen <strong>und</strong> gleichzeitig ihr Erfolgsrezept. Sowohl<br />
auf die K<strong>und</strong>enzufriedenheit, als auch auf eine zuverlässige<br />
Produkt- <strong>und</strong> Servicequalität legt das Unternehmen sehr großen<br />
Wert, denn für den Geschäftsführer der Schmitz-Werke Justus<br />
Schmitz gilt: „Der Zukunft verpflichtet. Schon immer.“ Durch<br />
die immerwährenden Er<strong>neue</strong>rungsprozesse der Produkte sind sie<br />
sowohl national, als auch international ein sich bestimmender Innovationsführer<br />
in der <strong>Textil</strong>branche. <strong>Das</strong> sogenannte „Staufener<br />
<strong>Mode</strong>ll“ steht in dem Betrieb im Vordergr<strong>und</strong>. Den über 780 Mitarbeitern<br />
wird eine große Eigenverantwortlichkeit zugestanden,<br />
wodurch die Produktivität <strong>und</strong> die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter<br />
gefördert werden. Sie können Ideen mit in die Arbeit einfließen<br />
lassen <strong>und</strong> deshalb ist Herr Schmitz überzeugt: „Unsere<br />
Mitarbeiter sind unser Kapital.“ Jährlich werden bis zu 150 betriebsinterne<br />
Verbesserungsvorschläge vorgetragen <strong>und</strong> so gut wie<br />
möglich umgesetzt, damit Innovation <strong>und</strong> Qualität vorangetrieben<br />
werden <strong>und</strong> Tradition <strong>und</strong> gesellschaftliche Verantwortung bestehen<br />
bleiben.
Im Emsdetten entstehen Stoffe mit Mehrwert. Fotos: Schmitz-Werke<br />
„Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital.“<br />
Der Umweltschutz wird hier als eine gesellschaftliche Verantwortung<br />
begriffen, die über die betriebsinternen Grenzen hinausgeht.<br />
Die Schmitz-Werke versuchen, die Umweltbelastung so gering<br />
wie möglich zu halten: Recyclingfähige Produkte mit hoher Materialqualität<br />
<strong>und</strong> Langlebigkeit helfen dabei. Auch in der Herstellung<br />
herrscht die vom Betrieb gewählte Umweltpolitik: Es gelten<br />
genaue Abmessungen der Farbmengen, Emissionen werden auf<br />
dem niedrigsten Wert gehalten, es gibt keine Sonderabfälle <strong>und</strong><br />
Abwässer sind in die Kläranlage abführbar. Alle Stoffe des Unternehmens<br />
entsprechen dem „Öko-Tex-Standard 100“. Dieser<br />
bestätigt, dass ges<strong>und</strong>heitsschädigende Substanzen in der Produktion<br />
ausgeschlossen werden. 2009 entwickelten die Schmitz-Werke<br />
ein ganzheitliches Abwasserrecycling- <strong>und</strong> Energiersparkonzept,<br />
das von der „deutschen B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt“ gefördert wurde.<br />
„Denn ‘Made in Germany’ steht immer mehr auch für ökologisch<br />
<strong>und</strong> ethnisch-moralische unbedenkliche Produkte“, so<br />
Justus Schmitz.<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen erhielt im Jahr 2001 den „iF Product Design<br />
Award“ für ihre Marke „markilux“ als. In den darauffolgenden<br />
Jahren setzten sich die Schmitz-Werke durch spannende Ideen <strong>und</strong><br />
überzeugende Umsetzungen durch. Die Liste der Preise <strong>und</strong> Auszeichnungen<br />
spricht eine eindeutige Sprache: den “Reddot Design<br />
Award” gewann man in den Jahren 2001, 2003 <strong>und</strong> 2009, den „Förderpreis<br />
Innovativer Unternehmen der CDU“ im Jahre 2008 <strong>und</strong><br />
ein Jahr später wurde das dynamische Unternehmen sogar bei der<br />
Auswertung zu “Deutschlands bestem Arbeitgeber” ausgezeichnet<br />
- ein Preis, auf den man besonders stolz ist.<br />
Ein frischer, lebendiger Wind weht durch die hellen Räume des<br />
Krankenhauses. Die Zeitung auf der Fensterbank flattert leicht.<br />
Ein Windhauch streicht der Patientin vorsichtig die Haare aus dem<br />
<strong>Gesicht</strong>. Dank der „drapilux- all in one“ Vorhänge ist er auch garantiert<br />
keim- <strong>und</strong> geruchsfrei.<br />
schmitz-werke.com<br />
GUT ZU<br />
WISSEn:<br />
Hightech<br />
- Mittelständisches Familienunternehmen<br />
- 789 Mitarbeiter<br />
- Geschäftsführer Justus Schmitz<br />
- Geschäftsfelder: Markisen, Deko-<br />
<strong>und</strong> Freiluftstoffe<br />
- National <strong>und</strong> international tätig<br />
- Tochtergesellschaften in China, Italien,<br />
Frankreich, Großbritannien, Niederlande,<br />
Spanien <strong>und</strong> Australien<br />
13
Fashion<br />
High Fashion - Low danger!<br />
Fotografen: Thiemo Caliebe & Vanessa Fernández // Hair/Make-up: Caroline Kelger
Fashion
Half-Jet Helm „Brisbane“ von<br />
Roadsign Australia<br />
Helm (schwarz): Requisite
Jeans von Alberto<br />
Strumpfhosen von Falke
Links:<br />
Kleid: Plane von Verseidag<br />
Gürtel: Strumpfhose von Falke<br />
Rechts:<br />
Kleid: Airbags (o. Requisite,<br />
u. TRW Automotive Insassenschutzsysteme)
Gurt von AUNDE
Links:<br />
Schutzweste: Pro Comfort<br />
Unterziehschutzweste von<br />
Verseidag<br />
Strumpfhose von Falke<br />
Rechts:<br />
Strumpfhose <strong>und</strong> Body von<br />
Falke
26<br />
Fashion<br />
Leuchtende Perspektiven: Die Designerin Lena Forte entwirft LED-Kleidung <strong>und</strong> Accessoires. Fotos: www.lenaforte.de<br />
Kleine Leuchten ganz groß<br />
Jeder von uns kennt die kleinen Leuchten, die ihren vielseitigen<br />
Zweck erfüllen. Die kleinen leuchtemittierenden Dioden<br />
oder kurz LED genannt, finden in unserer bunten Welt<br />
immer mehr Verbreitung. Doch nicht nur in rein Technik bezogenem<br />
Zusammenhang: Auch an der <strong>Mode</strong>branche gingen sie nicht<br />
spurlos vorbei, hier beflügelt ihr Einsatz die Phantasie der Designer.<br />
Sie schaffen <strong>neue</strong> Effekte <strong>und</strong> schillernde Motive für die aktuelle<br />
<strong>Mode</strong>.<br />
LED an der Schnittstelle von <strong>Mode</strong> <strong>und</strong> Technik<br />
Die kleinen Leuchten hinterlassen in der Kleidung einen wahrlich<br />
funkelnden Eindruck. In den letzten Jahren haben die bunten<br />
Leuchten den Weg auch in das Showbusiness gef<strong>und</strong>en. Rock<strong>und</strong><br />
Popstars kleiden sich gern mit LED-verzierten Outfits auf<br />
ihren Konzerten. Selbst das Einsetzen des Akkus in das Kleidungsstück<br />
sei kinderleicht, schwärmt die schweizer Designerin<br />
Lena Forte von dieser „Symbiose aus <strong>Textil</strong> <strong>und</strong> Technologie.“<br />
Und für welchen Anlass sind solche Kleider gedacht? „Da dieses<br />
Gewebe etwas sehr Emotionales hat <strong>und</strong> von seinem Effekt lebt,<br />
ist es geradezu prädestiniert für große Feierlichkeiten <strong>und</strong> den<br />
besonderen Bühnenauftritt“, so die Designerin, die in ihrem Unternehmen<br />
„Forte couture <strong>und</strong> interieur“ mit LED arbeitet.<br />
Wie Perlen auf einer reihe<br />
LED sind aus einem Halbleitermaterial hergestellt, meist aus Galliumarsenid,<br />
einem so genannten Mischkristall. Aus der Nähe<br />
betrachtet kann man sich den Stoff für ein LED-T-Shirt als winzige<br />
Leiterbahn mit vielen in Reihe angebrachten LED vorstellen.<br />
Die Designerin Lena Forte hat sich auf die maßgeschneiderte<br />
Herstellung von LED-Kleidern spezialisiert: „Die Anschlüsse<br />
LED zieren Designermode<br />
von Ilja Ballardt<br />
führen zu einem kleinen Mikrochip, auf dem die Abfolge für die<br />
gewünschten Leuchteffekte mit einer Software vorprogrammiert<br />
werden. Dieser Mikrochip ist mit einer kleinen Batterie ausgestattet,<br />
der dem ganzen Verb<strong>und</strong> Strom liefert.“<br />
Die bunten Kleider auf der Bühne haben schon einen bleibenden<br />
Eindruck hinterlassen. Doch auch in die alltägliche <strong>Mode</strong> haben<br />
es diese Designerkreationen geschafft. Viele Internetshops bieten<br />
bereits T-Shirts mit integrierten Leuchtdioden an, die mit<br />
dem gewünschten Logo oder Aufdruck bestellt werden können.<br />
Zum Beispiel einem Equalizer, der auf Musiktöne reagiert -<br />
Solche Gadgets taugen gut als ,,Eye Catcher“ für die nächste Party.<br />
Hochwertige LED-Kleidung ist aufwändig in der Herstellung<br />
<strong>und</strong> damit sehr teuer.<br />
Was muss man beim Tragen von LED-Design beachten? „<strong>Das</strong><br />
lichterzeugende Gewebe darf nicht geknickt werden, da sonst die<br />
Lichtzufuhr unterbrochen wird“, so Forte. „Von Hitzequellen,<br />
wie beispielweise Bügeleisen, sollte man sich ebenfalls fern halten,<br />
um Schäden im Material zu vermeiden.“ Die leuchtenden<br />
Kleider werden voraussichtlich bei Designern <strong>und</strong> Konsumenten<br />
beliebt bleiben.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der derzeitig hohen Produktionskosten <strong>und</strong> der langwierigen<br />
Herstellung wird es noch dauern, bis die Stücke für ein<br />
Massenpublikum erhältlich sind. Aber die technische Entwicklung<br />
<strong>und</strong> die Attraktivität von LED in <strong>Textil</strong>ien versprechen gute<br />
Zukunftsperspektiven.<br />
lenaforte.de
Frontmann Will.I.Am im LED-Sakko<br />
Mit LEd zur menschlichen Lichterkette<br />
Die Black Eyed Peas überzeugen nicht nur musikalisch<br />
Düsseldorf, 21 Uhr - die Spannung in der ESPRIT arena<br />
steht im Zenit. 40.000 <strong>Gesicht</strong>er blicken erwartungsvoll<br />
auf die Bühne. Lautes Geschrei. Blitzlichtgewitter.<br />
Die Black Eyed Peas steigen wie aus dem Nichts auf die Bühne.<br />
Die Kostüme funkeln wie Diamanten. Sie sehen aus wie Erscheinungen<br />
aus einer anderen Welt. Ihre Tour „The Beginning“ ist<br />
ein imposantes visuelles Erlebnis für die Konzertbesucher. Mit<br />
dem ersten Songtitel „Rock that Body“ steht das Motto für den<br />
Abend fest.<br />
<strong>Das</strong> Outfit macht die Musik<br />
Lasershows, Lichteffekte <strong>und</strong> Light Design sind mittlerweile<br />
gang <strong>und</strong> gebe bei Musikern. Muse, The Chemical Brothers, U2.<br />
<strong>Das</strong> sind nur einige Künstler, die ihre Kritiker nicht nur durch<br />
ihre Musik begeistern. Seitdem die Musikbranche einen immensen<br />
Rückgang des Gesamtumsatzes verzeichnet, geraten die Auftritte<br />
von Musikstars immer mehr in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Um beeindruckende Shows zu bieten, arbeiten die Black Eyed<br />
Peas mit LED-Lichtern an ihren Outfits <strong>und</strong> unterscheiden sich<br />
damit von anderen Live-Bands. Der Gesang von Fergie bei „Big<br />
girls don’t cry“ wurde fast zur Nebensache, als sie mit einem<br />
leuchtenden, apricotfarbenen Petticoatkleid der 50er Jahre <strong>und</strong><br />
schwarzen glitzernden Ankle Boots auf der Bühne stand. Phänomenal<br />
war auch die mit LED vollbesetzte Lederjacke von<br />
Frontmann Will.I.Am. Er ähnelte im Dunkeln einer menschlichen<br />
Lichterkette. Die sensationellen Kostüme entstanden<br />
in Kooperation mit dem Lichtdesigner Rogier van der Heide<br />
(Philips) <strong>und</strong> Black Eyed Peas Stylistin Bea Åkerl<strong>und</strong>. Die Zusammenarbeit<br />
begann, als Fergie bei den Billboard Music Awards<br />
2011 einen beeindruckenden schwarzen Ledercatsuit besetzt mit<br />
LED-Lichtern trug. „Nach dem Auftritt bei der Awardshow<br />
von Chiara Giordano<br />
Fashion<br />
Black Eyed Peas bei ihrem einzigen Deutschlandkonzert. Fotos: Chiara Giordano<br />
vertieften wir unsere Kooperation mit Philips, weil sie nicht nur<br />
Innovateure im Bereich <strong>neue</strong>r Lichtentwicklungen sind, sondern<br />
auch im Design“, sagt Bea Åkerl<strong>und</strong>. Eine fantastische Zusammenarbeit,<br />
die die Black Eyed Peas nicht nur in den Charts zu<br />
musischen Göttern macht, sondern sie damit auch in den <strong>Mode</strong>-<br />
Olymp katapultiert.<br />
nachhaltig überzeugen<br />
LED-Leuchten bieten gerade für technisch aufwändige Shows<br />
enorme Vorteile. Durch eine unterschiedliche Anordnung der<br />
LED kann eine individuelle Formbarkeit des Leuchtmittels erschaffen<br />
werden. Somit können die Lampen problemlos in die<br />
Kleidung integriert werden. Einen Vorteil für den Träger bietet<br />
die geringe Wärmeentwicklung, die den Black Eyed Peas bei<br />
ihren Tanzeinlagen unter Scheinwerfern gelegen kommen. Die<br />
Leuchten haben eine hohe Lebensdauer <strong>und</strong> verbrauchen wenig<br />
Energie. Somit können sie während einer Tour mehrmals verwendet<br />
werden <strong>und</strong> sind auf Dauer kostengünstig <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lich.<br />
rogiervanderheide.com<br />
27
28<br />
Fashion<br />
alberto<br />
hat die Hosen an!<br />
Von der Tuchfabrik zum <strong>Mode</strong>imperium<br />
von Stephanie Baumgärtner<br />
Alberto Pants we love<br />
Lang, kurz, weit, eng - es gibt tausend Arten das<br />
klassische Beinkleid zu interpretieren: <strong>Das</strong> Familienunternehmen<br />
Alberto aus Mönchengladbach<br />
kennt sie alle. „Bei uns wird Hose gelebt, gedacht, geatmet“,<br />
unterstreicht man. Der Claim ist Programm: Pants we love!<br />
1922, eine alte Tuchfabrik, leerstehende weite Räume, Schmutz<br />
an Wänden <strong>und</strong> Böden; bereits vier Jahre nach dem ersten Weltkrieg<br />
soll hier internationale <strong>Mode</strong>geschichte geschrieben werden.<br />
Retourenbestände, Mustercoupons <strong>und</strong> aufgekaufte Überhänge:<br />
Dr. Albert Dormanns hat nicht viel, aber den Willen <strong>und</strong><br />
Mut aus einfachsten Materialien Jacken, Hosen sowie Berufsbekleidung<br />
herzustellen. Zwanzig Jahre später, zweiter Weltkrieg,<br />
Angst vor Bombenangriffen: Soll die alte Fabrik verlassen werden?<br />
Doch was wird aus der Produktion? Dormanns Leidenschaft<br />
lässt sie in kleinem Rahmen in einer alten, verlassenen<br />
Gastwirtschaft aufrechterhalten. Die harte Arbeit zahlt sich aus:<br />
Jahre später stehen die wirtschaftlichen Erfolge unter einem guten<br />
Stern, denn mit der Errichtung eines <strong>neue</strong>n Firmengebäudes<br />
steigt auch das Produktionspotenzial des Unternehmens. Von<br />
Spitzb<strong>und</strong>hosen über Bridges bis zu Knickerbocker in den kommenden<br />
Herrenhosenkollektionen sind alle Varianten vertreten.<br />
„Mitarbeiter, die voll in ihrem Métier aufgehen“<br />
Als 1968 Dr. Albert Dormanns jedoch plötzlich verstirbt, geht<br />
die Firma an Marie-Lore Walendy. Doch nicht die Tochter des<br />
Verstorbenen leitet nun das Unternehmen, sondern ihr Ehemann<br />
Rolf Walendy übernimmt die Führung. <strong>Mode</strong>rnität, Produktvielfalt<br />
<strong>und</strong> internationaler Erfolg: <strong>neue</strong> Ziele der ehemaligen Tuchfabrik.<br />
Ganz im Sinne der <strong>neue</strong>n Zielführung veranlasst Walendy<br />
den Umzug der Albert Dormanns Nachf. GmbH &Co in die<br />
Räume der ehemaligen Anzugfabrik von Clemens August Becker.<br />
Eine wichtige Entscheidung, denn noch heute ist der Firmensitz<br />
sie sich in der Rheydter Straße in Mönchengladbach.<br />
PanTS<br />
WE<br />
LOVE<br />
„Die Hose als Schutz des Beines <strong>und</strong><br />
einfache Berufskleidung“, diese einfache<br />
Definition der Hose soll aus den<br />
Köpfen der Menschen gestrichen werden.<br />
Mit modernen Karos, innovativen Schnitten <strong>und</strong><br />
jungen Musterinterpretationen macht der neu entstandene Markenname<br />
Alberto von sich reden <strong>und</strong> so platziert sich das Unternehmen<br />
mit Sohn Georg Walendy neu auf dem Markt. Die Hose,<br />
als innovatives Kleidungsstück, wurde neu erschaffen.<br />
Von nun an, geht alles ganz schnell. Export in 15 Länder, internationaler<br />
Erfolg, hervorragende Logistik <strong>und</strong> Vertriebsnetze. Die<br />
Nachfrage steigt <strong>und</strong> steigt, ein Ausbau der Produktion unvermeidlich.<br />
Produktionen werden ins Ausland verlegt, Gewerbeflächen<br />
enorm erweitert. Frühjahr 2003, <strong>neue</strong> Verkaufplattformen<br />
wurden in den letzten zwanzig Jahren erschaffen <strong>und</strong> führen das<br />
boomende Unternehmen Alberto GmbH & Co KG zur Vermarktung<br />
der Kollektionen im Internet <strong>und</strong> Onlineshop. Stets am<br />
Puls der Zeit, aktuell <strong>und</strong> modern. Um an der Spitze des Marktes<br />
zu bleiben, kann der K<strong>und</strong>e unter www.albertoshop.de nun bequem<br />
von Zuhause aus, mit einem Klick Artikel online bestellen.<br />
Ob Dressy Pants, moderne Casualwear oder Denims 24 St<strong>und</strong>en<br />
am Tag, wird von nun an gesurft, geklickt, gekauft. Dabei gelten<br />
immer hohe Ansprüche an Materialien, Verarbeitung <strong>und</strong> an die<br />
Entwicklung <strong>neue</strong>r Produkte.
Bereits ein Jahr später: die Erfolgsgeschichte einer <strong>neue</strong>n Kollektion<br />
startet! Alles beginnt mit einem Flugzeug in Richtung USA.<br />
An Bord: die beiden Geschäftsführer Georg Walendy <strong>und</strong> Marco<br />
Lanowy, mit vielen kreativen Ideen im Gepäck. In den Staaten<br />
werden Walendy <strong>und</strong> Lanowy von Golf Profi Alex Cejka freudig<br />
empfangen, der zu dieser Zeit damit Aufmerksamkeit erregte, keine<br />
Golfhosen, sondern Alberto Pants auf dem Rasen zu tragen.<br />
Cejkas Begeisterung für die Herrenkollektion führt schließlich zu<br />
einer Kooperation mit dem Männermodelabel <strong>und</strong> initiiert die<br />
exklusive Goldkollektion. Alberto belebt nicht nur die Menswearbranche,<br />
sondern sticht jetzt erstmals im Sportbereich heraus. Bis<br />
heute kennen Golfer aus der ganzen Welt die Golfpants <strong>und</strong><br />
Shirts aus Mönchengladbach. Doch wie schafft es ein Unternehmen,<br />
sich nach jahrelang an der Spitze zu halten? Nicht nur langjährige<br />
<strong>Mode</strong>kompetenz, sondern vor allem auch die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> der Einsatz innovativer Materialien scheinen das<br />
Erfolgsgeheimnis der Marke zu bilden. Durch die Umstellung auf<br />
modernste Logistik <strong>und</strong> optimierte Warenbewirtschaftung kann<br />
Alberto 2005 dem Handel einen dynamischen <strong>und</strong> flexiblen Service<br />
bieten. Mehr Kreativität, mehr modische Akzente, mehr<br />
Wachstum. Erweitertes Fertigwarenlager mit Platz für 190.000<br />
Hosen, permanente Verfügbarkeit von 80.000 saisonalen <strong>und</strong><br />
Ganzjahresartikeln. <strong>Das</strong> Unternehmen liegt in seinem Genre an<br />
der Spitze des Marktes.<br />
Alles begann mit einer alten Tuchfabrik <strong>und</strong> den Ideen von Dr.<br />
Albert Dormanns <strong>und</strong> führte über Generationen zur Spitze des<br />
Erfolges. Doch wer steht heute hinter dem Unternehmen <strong>und</strong><br />
trifft alle folgenschwere Entscheidungen? Marco Lanowy, Jürgen<br />
Schmiedel <strong>und</strong> Georg Walendy sind seit 2005 für die Geschäftsführung<br />
zuständig. Inzwischen ist auch die dritte Generation mit<br />
an Board: Anna Walendy, Tochter von Georg Walendy, verantwortet<br />
das Alberto Dienstleistungskonzept <strong>und</strong> ihr Bruder Philipp<br />
ist Produktmanager. Heute werden zusammen mit 90 Mitarbeitern<br />
am Standort Mönchengladbach jährlich 32 Millionen<br />
Euro Umsatz erzielt. <strong>Das</strong> Unternehmen verfügt inzwischen international<br />
über 600 Flächen <strong>und</strong> 2.500 Einzelhandelsgeschäfte. So<br />
ist das Label weltweit in 42 Ländern präsent. 2009 überrascht Alberto<br />
mit einer <strong>neue</strong>n, souveränen <strong>und</strong> durchsetzungsfähigen<br />
Marke: ADenim. Die High-Fashion-Jeans werden in einem mehrstündigen<br />
Verfahren, bis zu sieben St<strong>und</strong>en, einzeln von Hand<br />
gefinished. Unikate, die vor allem anspruchsvolle Denim-Kenner<br />
schätzen. Die Kollektionen beweisen: Qualität, Innovation <strong>und</strong><br />
Tradition müssen sich nicht ausschließen. Die Erfahrung von<br />
handwerklicher Perfektion vereint mit technologischer Innovation<br />
<strong>und</strong> einem ausgeprägten Gespür für Trends. Ausgesuchte Materialien<br />
<strong>und</strong> besondere Sorgfalt für jedes Detail. Mehr nicht –<br />
aber auch kein bisschen weniger.<br />
alberto-pants.com<br />
Alberto Pants we love<br />
Fotos: Alberto<br />
„Bei uns wird Hose gelebt,<br />
gedacht, geatmet!“<br />
Alberto ADenim<br />
Alberto Golf Kollektion
30<br />
ShortCuts<br />
MOdISCH, MOdErn, FUnKTIOnaL<br />
von Kim-Sarah Fantl Krekel<br />
InTELLIGEnT, SPannEnd, FrISCH<br />
Wie für einander geschaffen: TEXmag <strong>und</strong> IMB! Die globale Leitmesse<br />
für Bekleidungstechnik <strong>und</strong> <strong>Textil</strong>verarbeitung wird vom 8. bis 11. Mai<br />
2012 in Köln ihre Innovationen präsentieren. Dort zeigen Aussteller, was<br />
es Neues in der Branche gibt. Doch nicht nur Publikum aus der Bekleidungsindustrie<br />
findet hier Innovationen, sondern auch alle, die technische<br />
<strong>Textil</strong>ien verarbeiten, wie zum Beispiel in der Luftfahrt oder Medizin. Interessierte<br />
können sich einen Überblick über das umfassende Angebot an Technologien<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen zur Verarbeitung flexibler Materialen verschaffen.<br />
Vom 7. bis 9. Februar 2012 wird Essen zum Zentrum der zwölften „E-world<br />
energy and water“. Eine Messe, die in den letzten Jahren, aufgr<strong>und</strong> ihrer aktuellen<br />
Energietrends, immer populärer geworden ist. Im Mittelpunkt steht auch dieses<br />
Mal das zukunftsorientierte Thema „smart energy“. Mit dem Fokus auf intelligente<br />
Netze, Zähler <strong>und</strong> vernetzte Haustechnik wird dafür gesorgt, dass wir nur das<br />
bezahlen, was wir auch verbrauchen.<br />
imb.de<br />
e-world-2012.com
HarT, ELaSTiScH, fOrMBar<br />
Die europäischen Kunststoffindustrie trifft sich am See: Die 21. Fakuma, internationale<br />
Fachmesse für Kunststoffverarbeitung öffnet im Herbst vom 18. Oktober<br />
bis 22. Oktober in Friedrichshafen ihre Türen. Bereits 2009 präsentierten 1500<br />
Aussteller aus 30 verschiedenen Ländern ihre <strong>neue</strong>n Produkte. Getreu dem Motto<br />
„Wegbereiter für Lösungen in Kunststoff“, sollen die Besucher auch in diesem Jahr<br />
über Ressourcenschonung, Leichtbau <strong>und</strong> Energieeffizienz informiert werden.<br />
fakuma-messe.de<br />
GrOSS, GrÖSSEr, aM GrÖSSTEn<br />
ShortCuts<br />
Die Urbanisierung stellt uns vor viele Probleme wie zum Beispiel den Klimawandel<br />
oder Rohstoffverknappung. Die UrbanTec, „smart technologies for better cities“,<br />
setzt sich mit diesen <strong>und</strong> anderen Fragen r<strong>und</strong> um unseren immer enger werdenden<br />
Lebensraum auseinander. Vom 24. bis 26. Oktober kann man in Köln das<br />
„drei Säulen Prinzip“ erleben: Erstens, die Ausstellung <strong>neue</strong>r Technologien, die<br />
das Großstadtleben verbessern sollen. Zweitens ein international ausgerichteter<br />
Kongress. Drittens: Ein so genanntes Demonstrationsfeld, das anhand von Praxisbeispielen<br />
zeigt, was in punkto Stadtentwicklung möglich ist.<br />
urbantec.de<br />
31
32<br />
Vision<br />
Extravagantes Aussehen <strong>und</strong> vielseitige Einsatzmöglichkeiten<br />
kennzeichnen die moderne membrane Architektur.<br />
Sie wird eingesetzt bei Fußball-Stadien,<br />
Überdachungen von Passagen, aber auch bei Bierzelten oder Pavillons.<br />
Prominentes Beispiel ist das Fußballstadion in Johannesburg,<br />
das für die Fußball-WM 2010 mit Verseidag-Planen ausgestattet<br />
wurde. Diese Form der Architektur setzt <strong>neue</strong> Maßstäbe.<br />
Doch ist es mehr als ein hipper Eyecatcher im Kultmagazin<br />
Achitectural Digest? Und was steckt dahinter oder besser: darin?<br />
Blicken wir zunächst bei der Beschaffenheit weit zurück in die<br />
Geschichte: Bereits die Indianer verwendeten Felle oder Leder,<br />
um sich vor Umwelteinflüssen zu schützen. Ihre Zelte, die ihnen<br />
als Unterschlupf vor Wind <strong>und</strong> Wetter dienten, bauten Sie<br />
aus organischen Stoffen. Mittlerweile haben Architekten diese<br />
Art der Bauweise wieder für sich entdeckt. <strong>Textil</strong>ien bieten dem<br />
Architekten durch Ihre Faltbarkeit <strong>und</strong> Elastizität <strong>neue</strong> Möglichkeiten.<br />
Anstelle von Leder <strong>und</strong> Fellen greift man heute allerdings<br />
auf Kunststoffe wie PVC oder Glasfaser zurück. Doch damit<br />
nicht genug. Innenliegende, sehr dünne Membrane werden gerne<br />
in der Architektur verwendet um leichte, luftige <strong>und</strong> transparente<br />
Räume zu schaffen, ohne dabei Festigkeit einzubüssen. Meist<br />
dient die Membrane als Überdachung <strong>und</strong> Wetterschutz. Darin<br />
liegt ein großer Nutzen.<br />
<strong>Textil</strong>ien setzen <strong>neue</strong> Maßstäbe<br />
Die <strong>Textil</strong>architektur setzt nicht nur optisch <strong>neue</strong> Maßstäbe,<br />
sondern begeistert auch durch multifunktionale Eigenschaften.<br />
So sind zum Beispiel PVC (Polyvinylchlorid) beschichtete<br />
Gewebe so glattflächig, dass sie sich selbst reinigen. Selbst<br />
„Sprayer“ haben hier mit Ihren Graffitis keine Chance. Die Firma<br />
Verseidag in Krefeld ist spezialisiert in der Herstellung von<br />
textilen Bedachungen. Daher ist gerade der Oberflächenschutz<br />
<strong>Textil</strong>e architektur<br />
Verseidag setzt auf organischen Leichtbau<br />
von Markus Meurer<br />
für die Architekten ein wichtiger Faktor. „Beim nächsten Regen<br />
ist die Farbe oder sonstiger Schutz weg“, sagt auch Architektin<br />
Katja Bernert.<br />
Ein weiterer wichtiger Vorteil liegt in der Klimatisierung. <strong>Textil</strong>e<br />
Bauten sind im Gegensatz zur klassischen Bauweisen thermisch<br />
kühler. Selbst bei höchsten Temperaturen bleibt ein textil<br />
ummantelter Raum oder eine Halle klimatisiert. Katja Bernert<br />
bestätigt, dass vorgebaute Fassadenverkleidungen die Sonneneinstrahlung<br />
reduzieren <strong>und</strong> die Nutzung einer Klimaanlage minimiert.<br />
Durch die zusätzlich windabweisende Wirkung der textilen<br />
Oberfläche kühlt der membrane Bau weniger aus <strong>und</strong> hilft<br />
Heizkosten zu sparen. Einfach <strong>und</strong> genial.<br />
Ein weiterer Vorteil ist neben den klimatischen Eigenschaften<br />
die höhere Lichtdurchlässigkeit. Die <strong>Textil</strong>ien fördern dadurch<br />
den natürlichen Lichteinfall. Somit werden Fenster oder künstliches<br />
Licht tagsüber überflüssig. Auch das spart Kosten. Diese<br />
hohe Transparenz macht es möglich, dass die Fassade sich der<br />
Stimmung des Tages anpasst. Auch Spielraum für optische Effekte<br />
ist gegeben, so beispielsweise das farbliche Ausleuchten der<br />
Fassade.<br />
Schwerer Leichtbau – wie verhält sich das?<br />
Die Membranarchitektur wird auch als Leichtbauweise bezeichnet.<br />
Tatsächlich aber sind die beschichteten Gewebe das einzige,<br />
was an dieser Bauweise leicht ist. „Teilweise sind die F<strong>und</strong>amente<br />
tief in den Boden eingebettet, um der Belastung Stand zu<br />
halten“, sagt Murat Devecioglu, Marketing Manager bei VERSE-<br />
IDAG. <strong>Das</strong> Tragwerk einer Membranen-Architektur besteht aus<br />
Stahlstützen, Stahlseilen <strong>und</strong> der textilen Membrane.<br />
<strong>Das</strong> Problem dieser Architektur ist, dass man für jedes <strong>neue</strong> Projekt<br />
die physikalischen Verhältnisse neu berechnen muss. Gr<strong>und</strong>
Stadion mit <strong>Textil</strong>-Dach. Foto: Verseidag<br />
Illustration: Nadine Auth<br />
dafür ist, dass das Gewebe, wie auch die Art der Beschichtung<br />
für jedes Projekt unterschiedlich ausfällt.<br />
Je nach Entwurf des Architekten wird die Art der Stützung festgelegt.<br />
Man unterscheidet zwischen punktförmiger-, linienförmiger-,<br />
<strong>und</strong> flächiger Stützung.<br />
Die punktförmige Stützung wird bei Membranen mit Hoch- <strong>und</strong><br />
Tiefpunkten eingesetzt. Da die Konzentration der Zugkräfte auf<br />
einen Punkt so stark sind, dass das Gewebe reißen würde, müssen<br />
die Hoch- <strong>und</strong> Tiefpunkte ring- oder flächenförmig unterstützt<br />
werden.<br />
Bei der linienförmigen Stützung wird die Membrane durch<br />
einen Bogen gestützt. Dieser Bogen kann über oder unter der<br />
Membrane verlaufen. Sollte der Bogen über der Membrane herlaufen<br />
wird die textile Fläche mithilfe von Seilen an den Bogen<br />
gespannt. Die flächige Stützung hingegen wird nur gelegentlich<br />
eingesetzt. Die Stützkörper sehen hierbei halbkugelförmig, tellerförmig<br />
oder ellipsenförmig aus. Kräfte wirken hier auf eine<br />
große kreisförmige Fläche <strong>und</strong> verhindern so, dass das Gewebe<br />
reißen könnte.<br />
Beschichtetes Gewebe<br />
Die Möglichkeiten Gewebe für die Membrane zu beschichten<br />
sind vielfältig. Murat Devecioglu spricht bei der Beschichtung<br />
von einem Baukastensystem. Zwei Gr<strong>und</strong>komponenten bilden<br />
jeweils eine Gr<strong>und</strong>lage: Glasfaser <strong>und</strong> Polyesterfaser.Jede dieser<br />
zwei Komponenten hat eine dazugehörige Beschichtung. Die<br />
Polyesterfaser wird meistens mit PVC beschichtet <strong>und</strong> sollte anschließend<br />
versiegelt werden. „Die Versiegelung hängt vom Klima<br />
ab“, erläutert Murat Deveciolgu <strong>und</strong> ergänzt, dass bei hohen<br />
klimatischen Anforderungen gr<strong>und</strong>sätzlich die hochwertigste<br />
Versiegelung empfohlen wird.<br />
Vision<br />
Bei der Glasfaser-Beschichtung handelt es sich um ein Abfallprodukt<br />
aus der Raumfahrttechnik. Polytetrafluorethylen kurz<br />
PTFE, ist eine international einmalig Beschichtung <strong>und</strong> wird<br />
nur von VERSEIDAG angeboten. Durch ein Tauchstreich-Verfahren<br />
wird das PTFE aufgetragen, bis eine gewünschte Dicke<br />
erreicht ist. Danach wird die Fläche mit FEP (Perfluor Ethylen-<br />
Propylen) versiegelt. „FEP hilft dabei das Material verschweißbar<br />
zu machen“, so Murat Devecioglu.<br />
PTFE hat den Vorteil, dass es nicht brennbar ist <strong>und</strong> keine<br />
Zusatzstoffe enthält. Dadurch hält es sich deutlich länger als<br />
vergleichbare Produkte. Die Haltbarkeit wird auf 35 Jahre geschätzt,<br />
während die Haltbarkeit von PVC bei 15 bis 20 Jahren<br />
liegt. Schätzungen zufolge ist die Haltbarkeit von PTFE jedoch<br />
deutlich höher.<br />
Große Projekte<br />
Membrane Projekte können derzeit bis auf eine Größe von<br />
120.000 Quadratmetern realisiert werden. In Zusammenarbeit<br />
mit der CENO TEC verwirklichte VERSEIDAG eine Überdachung<br />
für ein Ludwigshafener Einkaufszentrum mit über 30.000<br />
Quadratmetern. Dieses Jahr werden beide Unternehmen die<br />
Fassadenbespannung der drei Parkhäuser am <strong>neue</strong>n Flughafen<br />
Berlin-Brandenburg vornehmen. Eine spannende Zukunft liegt<br />
für die Unternehmen wie auch für dem Membranstoff vor uns.<br />
verseidag.de<br />
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34<br />
Vision<br />
innovationen serviert<br />
in kleinen Häppchen<br />
Die Urgesteine der <strong>Textil</strong>industrie trafen sich zum<br />
Innovationspreis bei Flying Food <strong>und</strong><br />
Schaufensterpuppen-Akrobatik.<br />
von Stephanie Baumgärtner <strong>und</strong> Steffen Fischer<br />
Berlin, Atrium der Deutschen Bank. Achtziger-Jahre Business-Looks kombiniert<br />
mit legeren Zopfgummis <strong>und</strong> Krokoledertaschen. Die Herren konstant in Anzug<br />
<strong>und</strong> Krawatte. Gereicht werden geröstete Jakobsmuscheln mit Mousse von<br />
grünen Erbsen mit Minze.<br />
Zum vierten Mal lud der „Gesamtverband <strong>Textil</strong> & <strong>Mode</strong>“ zum deutschen Innovationspreis<br />
ein. Keine Geringere als ZDF-<strong>Mode</strong>ratorin <strong>und</strong> Botschafterin der Damen-Fußball<br />
WM Dunja Hayali begleitet die Gäste durch einen spannenden Abend mit Entertainment<br />
<strong>und</strong> Fashion Shows. Zweiter Gang: Seeteufel mit Chipskruste <strong>und</strong> Trüffelduft auf<br />
Arborio-Risotto. Im Mittelpunkt: <strong>Textil</strong>e Innovation.<br />
Nach einem eng geschürten Tag auf der Fashion Week, mit nichts als Champagner im<br />
Magen, freut man sich am Abend auf ein ausgiebiges Menü.<br />
In den Kategorien <strong>Mode</strong>design, <strong>Textil</strong>design <strong>und</strong> technische <strong>Textil</strong>ien gilt es nach unterhaltsamen<br />
Gesprächen mit Studiendekanen <strong>und</strong> internationalen Wirtschaftsvertretern<br />
den kreativen Branchennachwuchs zu prämieren. Ob <strong>neue</strong> Herstellungsverfahren, Naturfasern<br />
oder Designs; die Jury wusste die Nominierten stets stilvoll zu präsentieren.<br />
Dritter Gang: Bäckchen vom Weiderind mit Ingwerduft auf Karotten <strong>und</strong> Mangold,<br />
dazu Kartoffelnocken. Schnell einig waren sich die Experten in der Kategorie <strong>Mode</strong>design.<br />
Hoai Houng Vo Ngoc gelang mit ihrer Kollektion der Spagat zwischen traditionellen<br />
Formen <strong>und</strong> überraschend eingesetzten Materialien. Über 10.000 Euro sowie<br />
diverse Sachleistungen konnten sich außerdem Marie Christine Federlin, Charlotte Ehrlicher,<br />
Anke Domaske <strong>und</strong> Stefanie Wider freuen.<br />
Nach einer gelungen Verleihung mit Artistenshow, <strong>Mode</strong>nschauen <strong>und</strong> innovativen<br />
Entwicklungen ließen die Gäste den Abend in der Garden Lounge bei Cocktail <strong>und</strong><br />
Dessert ausklingen. <strong>Das</strong> Getränk: 2008er Incognito Cuvée, trocken. Wir freuen uns auf<br />
das nächste Mal. <strong>Das</strong> Essen war w<strong>und</strong>erbar.<br />
Gewinnerin Technische <strong>Textil</strong>ien Anke Domaske
Gewinnerin <strong>Mode</strong>design Hoai Houng Vo Ngoc<br />
Gewinnerinnen für Nachhaltiges Design<br />
Marie Federlin & Charlotte Ehrlicher<br />
Fotos: Gesamtverband <strong>Textil</strong>+<strong>Mode</strong><br />
Vision<br />
dIE<br />
GEWInnEr<br />
MODEDESIGN<br />
Hoai Houng Vo Ngoc – Cognis<br />
Die Jungdesignerin vereint Verspieltheit <strong>und</strong> Minimalismus, gekonnt durch<br />
Drapierungen in Kombination mit schlichten <strong>und</strong> innovativen Schnittführungen.<br />
Was bedeutet Innovation für Sie?<br />
Kompliziertes zu vereinfachen. Komplexe <strong>und</strong> neuartige Designs tragbar umzusetzen<br />
<strong>und</strong> auf den Punkt zu bringen.<br />
TEXTILDESIGN<br />
Stefanie Wider – Strukturkultur<br />
Die Idee ist, durch den Einsatz textiler Bänder <strong>neue</strong> Oberflächen zu erstellen. Die<br />
Bänder sind ohne feste Bindung am Trägermaterial befestigt. Durch die Technik<br />
des Wasserstrahlschneidens werden sie perforiert. Mit hohem Wasserdruck, der zu<br />
einem dünnen Strahl gebündelt wird, können beliebige Konturen in feste <strong>Textil</strong>en<br />
geschnitten werden. Im Anschluss werden sie auf der Gr<strong>und</strong>fläche eingearbeitet.<br />
Eine chemische Belastung der Umwelt ist auf diese Weise nicht notwendig.<br />
TECHNISCHE TEXTILIEN<br />
Anke Domaske – Qmilch<br />
Die Biomilchfaser QMilch ist die erste Naturfaser, die ohne jeglichen Zusatz von<br />
Chemikalien nach GOTS-Prinzip, unter Erhalt der natürlichen Eigenschaften von<br />
Milchproteinen, erstellt werden kann. Zudem ist sie, dank eines neuartigen industriellen<br />
Herstellungs-Systems, günstiger als Acryl.<br />
Was bedeutet Innovation für Sie?<br />
Innovationen sollten den Alltag der Menschen erleichtern. Gleichzeitig bedeutet es<br />
Fortschritt. Wir haben es geschafft das Nasspinnverfahren ohne jegliche Chemie<br />
anzuwenden <strong>und</strong> damit den Stand der Technik weiterentwickelt. Außerdem verhelfen<br />
wir auf diese Weise Menschen, die allergisch auf <strong>Textil</strong>ien reagieren, zu einem<br />
angenehmeren Alltag.<br />
SONDERPREIS FÜR NACHHALTIGES DESIGN<br />
Marie Federlin <strong>und</strong> Charlotte Ehrlicher – egogamie (<strong>Textil</strong>design)<br />
Die Designerinnen verbinden in ihrer Kollektion meisterlich ökologische Anforderungen<br />
mit ästhetischem Anspruch. Der Schwerpunkt liegt auf Jacquardstrick<br />
mit sich überschneidenden <strong>und</strong> überlagernden Mustern <strong>und</strong> <strong>neue</strong>r Zusammensetzung<br />
ethnischer Ornamente, hergestellt in umweltfre<strong>und</strong>lichen Arbeitsprozessen.<br />
Was bedeutet Innovation für Sie?<br />
Neue Möglichkeiten der Materialbeschaffung <strong>und</strong> <strong>Textil</strong>bearbeitung. Ein noch<br />
großes, unerforschtes Feld.<br />
DIE JURY<br />
Stefan Asbrand-Eickhoff (Eickhoff Düsseldorf), Claudia van Bonn (Technische <strong>Textil</strong>ien)<br />
Dr. Hans-Jörg Clement (Konrad Adenauer Stiftung), Max Gilgenmann (Berater für Nachhaltigkeit),<br />
Rolf Königs (AUNDE), Patricia Riekel („Bunte“, Burda Style Group), Grit Seymour<br />
(Universität der Künste Berlin), Marita Sonnenberg (TM)<br />
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Grün, grün, grün<br />
sind alle meine Kleider<br />
Nachhaltigkeit wird zum Trend<br />
Ein Kommentar von Kim-Sarah Fantl Krekel<br />
Er<strong>neue</strong>rbare Energien, innovativ, klimaneutral, Fair Trade, umweltbewusst, nachhaltig –<br />
solche Schlagwörter begegnen zurzeit jedem überall. Ein <strong>neue</strong>r Trend ist geboren. Trends<br />
sind Spiegel unserer Zeit, unserer Gesellschaft, unserer Probleme, unserer Sehnsüchte.<br />
Auch in der <strong>Textil</strong>branche ist man sich der Verantwortung bewusst. Man sucht nach <strong>neue</strong>n<br />
Mitteln, Wegen <strong>und</strong> Methoden, um zu produzieren. Im Fokus stehen der Schutz der Natur,<br />
die Senkung der Emissionen <strong>und</strong> die Verbesserung der Lebensqualität von Konsumenten<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern. Doch wenn organische Solarzellen am T-Shirt den iPod laden<br />
oder LED Designermode zieren, klingt es mehr nach einem Trend als nach Nachhaltigkeit.<br />
McDonalds wechselt von rot zu grün. Hybridautos sind sexy. Ökostrom ist gut <strong>und</strong><br />
günstig. Andere Branchen machen es vor, der Weg über die Massen kann der Schlüssel<br />
zum Erfolg sein. Doch Nachhaltigkeit sollte mehr als ein Trend sein. Man darf nicht vergessen:<br />
Es geht um unsere Umwelt, unser Leben, unsere Zukunft, das Thema ist viel zu<br />
wichtig.Plakative Reizüberflutung führt sonst, wie bei jedem guten Trend, zur Monotonie,<br />
zur Vergessenheit. Und das wollen wir nicht. Jedes Unternehmen sollte in langsamen,<br />
kontinuierlichen Schritten sein <strong>neue</strong>s Umweltbewusstsein verinnerlichen - vielleicht sind<br />
dann auch irgendwann alle Kleider grün.<br />
Foto: Mario Mojecki
Kristina, 19<br />
Lisa, 32<br />
Monika, 49<br />
Richtig oder falsch?<br />
Wir haben auf der Straße Meinungen über die <strong>Textil</strong>industrie eingefangen.<br />
Justus Schmitz, Geschäftsführer der Schmitz-Werke<br />
Emsdetten, bezieht dazu Stellung …<br />
von Anna Caliebe <strong>und</strong> Chiara Giordano<br />
„Die <strong>Textil</strong>branche ist uninteressant!“<br />
„Ja, die <strong>Textil</strong>industrie ist eine alte Industrie aber wenn man genau hinsieht, dann wird klar,<br />
dass heute auf modernsten Maschinen moderne Produkte mit früher <strong>und</strong>enkbarer Funktionalität<br />
hergestellt werden. Es sieht so aus, als würden wir es noch erleben, dass Beton statt Stahl<br />
<strong>Textil</strong>bahnen zur Befestigung erhalten werden. Straßen bekommen heute schon ganze Lagen<br />
aus <strong>Textil</strong> unter die Fahrbahn. Stoffe werden immer stärker verhindern, dass sich im Sommer<br />
Häuser zu sehr aufheizen <strong>und</strong> die modernsten Flugzeuge werden heute schon mit textiler<br />
Glasfaser oder sogar Karbonfaser hergestellt. Langeweile geht anders.“<br />
„Die Branche arbeitet schmutzig!“<br />
„Früher war die <strong>Textil</strong>industrie laut, schmutzig <strong>und</strong> arbeitete 24 St<strong>und</strong>en am Tag. <strong>Das</strong> ist zum<br />
Teil auch heute noch so. Nachtarbeit wird aber mit erheblichen Zuschlägen vergütet <strong>und</strong> die<br />
Lärmbelastung hat deutlich abgenommen. Interessant ist die Arbeit aber auch deshalb, weil<br />
z. B. Webmaschinen vollautomatisch arbeiten <strong>und</strong> immer mehr Programmierungen erforderlich<br />
sind. Deshalb gibt es auch überwiegend Lehr- <strong>und</strong> Anlernberufe in der <strong>Textil</strong>industrie.“<br />
„Es gibt keine Aufstiegsmöglichkeiten!“<br />
„Die <strong>Textil</strong>industrie in Deutschland steht heute ganz anders da, als noch vor einigen Jahren.<br />
Mehr als die Hälfte der hier hergestellten <strong>Textil</strong>ien sind „Technische <strong>Textil</strong>ien“ z. B. für den<br />
Automobilbau, Flugzeugbau, Windräder, Filter u. Ä. <strong>Das</strong> spezielle Know How hierfür lässt<br />
sich auch international vermarkten. Damit bestehen auch sehr gute Aufstiegschancen nicht<br />
nur für Kaufleute, sondern auch für Techniker, deren Wissen bei der ständigen Entwicklung<br />
<strong>neue</strong>r Produkte gefragt ist. Besonders interessant wird es, wenn <strong>neue</strong> Verfahren wie z. B.<br />
Nanotechnik zur Anwendung kommen.“<br />
„Man bekommt nur ein sehr niedriges Gehalt!“<br />
„In der <strong>Textil</strong>industrie gibt es Tarifverträge mit durchaus ansehnlichen Löhnen. Die mittlere<br />
Führungsebene wird recht gut bezahlt, denn sonst wäre es bei der hohen Qualität der Mitarbeiter<br />
gar nicht möglich, diese im Unternehmen zu halten.“<br />
„Es gibt zu viele Entlassungen!“<br />
„Die <strong>Textil</strong>industrie ist eine überwiegend mittelständische Branche, in der es immer mal wieder<br />
zu Stilllegungen kommt. Die Zahl ist in den letzten Jahren aber deutlich zurückgegangen.<br />
Heute kann man sagen, dass die bestehenden Unternehmen ihren Markt gef<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong><br />
überwiegend auch gute Chancen haben, sich positiv weiter zu entwickeln.“<br />
Illustrationen von Anna Caliebe<br />
Sven, 26<br />
Philipp, 28<br />
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impressum<br />
Verantwortlich für redaktion <strong>und</strong> Layout<br />
Studierende der AMD Akademie <strong>Mode</strong> & Design Düsseldorf<br />
<strong>Mode</strong>journalismus/Medienkommunikation<br />
Tina-Marie Adam (CVD)<br />
Steffen Fischer (stellv. CVD)<br />
Stephanie Baumgärtner<br />
Anna Caliebe<br />
Kim-Sarah Fantl Krekel<br />
Chiara Giordano<br />
Susanne Kulessa<br />
Carina Rother<br />
Melissa Stolz<br />
redaktionelle Mitarbeiter<br />
Studierende der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technik-Journalismus<br />
www.fh-bonn-rhein-sieg.de<br />
Ilja Ballardt<br />
Markus Meurer<br />
Arash Motlagh<br />
Fotografen<br />
Thiemo Caliebe<br />
Vanessa Fernández<br />
<strong>Mode</strong>ls<br />
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Styling<br />
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Betreuende Dozenten<br />
Ina Köhler (Projektleitung/Leitung <strong>Mode</strong>journalismus/Medienkommunikation)<br />
René Linke<br />
Thorsten Lönnecker<br />
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Thorsten Sellheim (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg)<br />
Judith Uhlemann<br />
Illustrationen<br />
Nadine Auth<br />
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