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Zukunft der Arbeit in einer alternden Gesellschaft - Demotrans

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Alterung <strong>der</strong> arbeitenden<br />

Bevölkerung<br />

starkes Argument für lebenslanges Lernen als e<strong>in</strong> Mittel zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Beschäftigungsquote<br />

<strong>in</strong> den späteren Abschnitten des <strong>Arbeit</strong>slebens zu se<strong>in</strong>. Schweden steht mit über<br />

60 % <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe von 55-64 Jahren gegenüber 36 % des EU-Mittels<br />

an erster Stelle. Doch gleichzeitig wirft die Kluft zu Italien, Frankreich o<strong>der</strong> Deutschland e<strong>in</strong>ige<br />

Zweifel an <strong>der</strong> Zuverlässigkeit solcher Indikatoren für lebenslanges Lernen auf. Die Tradition von<br />

lokalen Studienzirkeln, selbst <strong>in</strong> entlegenen Gegenden, hat <strong>in</strong> Schweden sicherlich sehr lange<br />

überdauert. Das Schema <strong>der</strong> Konfliktlösung zwischen den Sozialpartnern, mit o<strong>der</strong> ohne staatliche<br />

Überwachung und Unterstützung, kann sehr wohl den Bereich dessen erweitern, was<br />

allgeme<strong>in</strong> als „Schulung“ bezeichnet, staatlich anerkannt und so genannt wird. In Frankreich<br />

dagegen hält zum Beispiel <strong>der</strong> Staat das Monopol für die staatliche Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen<br />

und gibt langsam und schwerfällig, zugunsten e<strong>in</strong>er weniger vom Staat<br />

kontrollierten Entwicklung <strong>der</strong> beruflichen Qualifikationen, nach. Dies soll die Anerkennung<br />

erworbener Qualifikationen unterstützen, die sich nach und nach gegenüber staatlich anerkannten<br />

Erstausbildungen (z. B. Hochschulabschlüsse) durchsetzen könnten. Doch <strong>in</strong> Italien<br />

deuten sowohl das globale Erstausbildungsniveau, als auch die augensche<strong>in</strong>lichen „Prozentsätze<br />

von Schulungen“ darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat sehr viel <strong>in</strong> formloser Weise geschieht. Dies<br />

geschieht eher mit ger<strong>in</strong>geren Anfor<strong>der</strong>ungen an gesellschaftliche Zertifizierung irgende<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Ebene, son<strong>der</strong>n durch e<strong>in</strong>e Art „Learn<strong>in</strong>g by Do<strong>in</strong>g“, die wenig soziale Vermittlung<br />

erfor<strong>der</strong>t. Wäre dies nicht <strong>der</strong> Fall, gäbe es wohl ke<strong>in</strong>e Erklärung dafür, warum die<br />

italienischen Indikatoren für Wohlstand wie Bruttosozialprodukt pro Kopf, Lebenserwartung<br />

o<strong>der</strong> die meisten an<strong>der</strong>en – über bzw. vor denen von z. B. Großbritannien liegen.<br />

Die heikle Frage, die sich nun stellt, ist folgende: Welche Art lebenslanges Lernen sollte die<br />

WBG <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation <strong>der</strong> Verlagerung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er globalen demographischen <strong>Arbeit</strong>skräfteverknappung<br />

und <strong>der</strong> Alterung <strong>der</strong> arbeitsfähigen Bevölkerung begleiten? Wenn diese Frage<br />

<strong>der</strong> Marktanpassung überlassen würde, würden <strong>in</strong>terne Schulungen e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten Hilfsmittel<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen werden und zwar sowohl durch e<strong>in</strong>e größere<br />

B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Mitarbeiter an das Unternehmen als auch durch e<strong>in</strong>e Erhöhung ihrer Produktivität.<br />

Die Mitarbeiterauswahl – o<strong>der</strong> vielmehr ihre Trennschärfe – würde dann zwischen „schnell<br />

Lernenden“ und „langsam Lernenden“ 4 nur <strong>in</strong> dem Maße zum Tragen kommen, wie die Firmen<br />

durch Verän<strong>der</strong>ungen des <strong>Arbeit</strong>skräfteangebots <strong>in</strong> Bedrängnis geraten. Hierauf führen e<strong>in</strong>ige<br />

amerikanische Soziologen nun die grundlegenden sozialen Spaltungen zurück. Selbst wenn bei<br />

4 So unbedeutend sie im Vergleich zu <strong>der</strong> langen Liste <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zipien zur sozialen<br />

Unterscheidung ersche<strong>in</strong>en mag, welche die Geschichte <strong>der</strong> Soziologie ausmacht, wird die<br />

Unterscheidung zwischen „schnell Lernenden“ und „langsam Lernenden“ nun von e<strong>in</strong>igen<br />

amerikanischen E-Soziologen als <strong>der</strong> entscheidende Faktor für die gesellschaftliche Kohärenz<br />

genannt. Selbst wenn sie vollständig und auf schockierende Weise alle an<strong>der</strong>en sozialen<br />

Entscheidungsfaktoren des <strong>in</strong>dividuellen Lebensweges ausklammert, als ob die geschlossene<br />

<strong>Gesellschaft</strong> mit allen ihren Zuordnungen e<strong>in</strong>er offenen <strong>Gesellschaft</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne nur<br />

zwischen Möglichkeiten zu wählen bräuchte, vollständig das Feld geräumt hätte, ist sie für<br />

die WBG sicherlich relevant. Und selbstverständlich würde dieser Ansatz dazu neigen, jede<br />

soziale Beschränkung auf biologische Parameter zurückzuführen und das Individuum<br />

irgendwo zwischen <strong>der</strong> liberalistischen Ideologie und dem mitleidigen Kommunitarismus<br />

stehen lassen.<br />

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