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Demografie lässt Immobilien wackeln - Demotrans

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Themen international Economics<br />

18. September 2003<br />

Nr. 283<br />

Editor<br />

Hans-Joachim Frank<br />

+49 69 910-31879<br />

hans-joachim.frank@db.com<br />

Publikationsassistenz<br />

Astrid Petter<br />

+49 69 910-31755<br />

astrid.petter@db.com<br />

Deutsche Bank Research<br />

Frankfurt am Main<br />

Deutschland<br />

Internet: www.dbresearch.de<br />

E-Mail: marketing.dbr@db.com<br />

Fax: +49 69 910-31877<br />

DB Research Management<br />

Norbert Walter<br />

Aktuelle Themen<br />

<strong>Demografie</strong> Spezial<br />

<strong>Demografie</strong> <strong>lässt</strong> <strong>Immobilien</strong> <strong>wackeln</strong><br />

• Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird ab 2012 zurückgehen. Diese<br />

Veränderung dürfte die Renditen von Wohn- und Büromärkten unter Druck<br />

bringen, da sich das Angebot nur mit deutlicher Zeitverzögerung an Nachfragerückgänge<br />

anpassen kann. Dennoch ist die Formel „weniger Menschen<br />

brauchen weniger Wohn- und Büroraum“ in dieser vereinfachenden Form unzulässig.<br />

• Die Wohnflächennachfrage wird in Deutschland insgesamt noch bis<br />

2030 zunehmen. Bis dahin <strong>lässt</strong> die Alterung der Gesellschaft die Zahl der<br />

Haushalte sowie den durchschnittlichen Wohnflächenverbrauch pro Haushalt<br />

wachsen. Nach 2030 jedoch wird die Flächennachfrage zurückgehen.<br />

• Die Entwicklung der Wohnungsmärkte wird regional sehr unterschiedlich<br />

verlaufen. Insbesondere in Regionen mit geringer Arbeitsnachfrage verstärkt<br />

der Fortzug der jungen Menschen die demografischen Trends. In den<br />

ostdeutschen Fortzugsgebieten wird das Problem zusätzlich durch das Überangebot<br />

auf den Wohnungsmärkten verschärft. Gleichzeitig gibt es jedoch<br />

signifikante Zusatznachfrage in den Wirtschaftszentren.<br />

• In den nächsten Jahrzehnten kommt es zu einer schleichenden Nachfrageverschiebung<br />

zwischen den einzelnen Wohnungssegmenten. Die Nachfrage<br />

nach altengerechten Wohnungen nimmt spürbar zu. Parallel dazu<br />

werden Wohnungen für junge Familien seltener nachgefragt werden, v.a. jene<br />

im niedrig preisigen Bereich.<br />

• Die deutschen Büromärkte werden früher und heftiger von der demografischen<br />

Entwicklung betroffen sein, da das Erwerbspersonenpotenzial<br />

bereits ab 2020 spürbar schrumpft. Diese Entwicklung könnte durch Fortschritte<br />

in der I&K-Technik dann akzentuiert werden, wenn die Bereitschaft<br />

zur Telearbeit bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern zunimmt.<br />

• <strong>Immobilien</strong>anlageprodukte müssen sich in Zukunft stärker regional<br />

und über <strong>Immobilien</strong>klassen hinweg diversifizieren, um die Risiken der<br />

demografischen Entwicklung abzufedern. Dabei ist v.a. an globale Anlagestrategien<br />

zu denken, da nicht alle Nationen gleichmäßig und auch nicht<br />

gleichzeitig unter der demografischen Last leiden werden.<br />

• Letztlich kann die rückläufige Nachfrage auf den <strong>Immobilien</strong>märkten durch<br />

Anpassungen des Angebots kompensiert werden. In Zukunft dürfte das Angebot<br />

an Wohn- und Büroflächen immer langsamer zunehmen. Die Hauptlast<br />

der demografischen Entwicklung trägt dann weniger die <strong>Immobilien</strong>wirtschaft,<br />

als vielmehr die Bauwirtschaft. Positive Impulse für die<br />

Baubranche kommen dann in erster Linie aus dem Bereich Modernisierung<br />

und Sanierung.<br />

Tobias Just, +49 69 910-31876 (tobias.just@db.com)<br />

Dieser Beitrag ergänzt die Studie „Die demografische Herausforderung”, erschienen im Juli<br />

2002.


2<br />

Aktuelle Themen<br />

<strong>Demografie</strong> <strong>lässt</strong> <strong>Immobilien</strong> <strong>wackeln</strong><br />

1. Einleitung<br />

Ein Mann soll im Laufe seines Lebens ein Haus bauen, einen Sohn<br />

zeugen und einen Baum pflanzen; so weit die sprichwörtlich ideale Lebensplanung.<br />

Nun werden aber seit über 30 Jahren nicht genug Söhne<br />

(und Töchter) in Deutschland gezeugt, um die Bevölkerungszahl ohne<br />

Zuwanderung stabil zu halten. Auf jede Frau kommen derzeit rein rechnerisch<br />

rd. 1,4 Kinder; um eine Vorgängergeneration zu ersetzen müsste<br />

dieser Wert jedoch bei 2,1 Kinder je Frau liegen. Der Bevölkerungsrückgang<br />

sowie der damit einhergehende Alterungsprozess in der Zukunft<br />

ist also bereits seit Jahrzehnten angelegt. Das hat auch weit reichende<br />

Folgen für die Nachfrage nach <strong>Immobilien</strong>. Auf den ersten Blick<br />

ist die Schlussfolgerung zwingend: Weniger Menschen benötigen weniger<br />

Wohnraum, folglich ist in Zukunft mit Überangebot auf dem Wohnungsmarkt<br />

zu rechnen und daher mit sinkenden Preisen. Dann könnte<br />

man den Rat zum Hausbauen nicht mehr ruhigen Gewissens geben,<br />

droht doch eine schleichende Wertvernichtung.<br />

Werden die Hauspreise um 50% sinken?<br />

Ökonomen diskutieren seit rd. 15 Jahren die Frage, wie wahrscheinlich<br />

bzw. wie gravierend diese Wertvernichtung in den nächsten Jahrzehnten<br />

ausfallen könnte. Angestoßen haben diese Diskussion der aktuelle Chairman<br />

des Council of Economic Advisors im Weißen Haus Gregory Mankiw<br />

und David Weil 1 : In ihrer Studie von 1989 bewirkt allein der Übergang<br />

von sehr hohen zu deutlich niedrigeren Geburtenraten (von Baby Boom<br />

zu Baby Bust) einen realen Preisverfall von 47% innerhalb von 20 Jahren.<br />

Mankiw und Weil gehen noch nicht einmal von Bevölkerungsrückgängen<br />

innerhalb des Prognosezeitraums aus. Da Deutschland wesentlich<br />

stärker von der demografischen Entwicklung belastet wird als die<br />

Vereinigten Staaten, sollte der Preiseffekt auf dem deutschen <strong>Immobilien</strong>markt<br />

sogar noch dramatischer ausfallen. Diese Schlussfolgerung wäre<br />

jedoch zu voreilig. Zum einen verläuft die Preisentwicklung auf dem USamerikanischen<br />

Häusermarkt in den letzten Jahren exakt entgegen den<br />

Prognosen von Mankiw und Weil: Die realen Preise stiegen seit 1987<br />

um rd. ein Drittel. Damit die Punktprognose der beiden Ökonomen für<br />

2007 noch eintritt, müssten die Preise in den kommenden vier Jahren<br />

um insgesamt 60% nachgeben. 2 Zum anderen wurde in den letzten Jahren<br />

schwere inhaltliche Kritik an den Modellrechnungen von Mankiw und<br />

Weil vorgenommen. In deren Querschnittsanalyse bleiben z.B. die für<br />

die Wohnungsnachfrage sehr bedeutsamen Einkommens- und Kohorteneffekte<br />

systematisch unberücksichtigt. Neuere Analysen messen dem<br />

demografischen Effekt für den US-Häusermarkt keine dominierende Rolle<br />

zu. 3<br />

1 Mankiw, G., Weil, D. (1989), The baby boom, the baby bust, and the housing<br />

market, in: Regional Science and Urban Economics 19, S. 235-258.<br />

2 Zwar dürften derzeit einige regionale <strong>Immobilien</strong>märkte (leicht) überbewertet sein,<br />

eine Abwertung um preisbereinigt 60% sehen jedoch selbst pessimistische Marktbeobachter<br />

nicht (vgl. zu dieser Thematik auch: Just, T. (2003), Bubble Trouble am<br />

Wohnungsmarkt?, Aktuelle Themen Nr. 257, Deutsche Bank Research).<br />

3 Vgl. u.a. Holland, A.S. (1991), The baby boom and the housing market. Another<br />

look at the evidence, in: Regional Science and Urban Economics 21, S. 565-571;<br />

Green, R., Hendershott, P.H. (1996), Age, housing demand, and real house prices,<br />

in: Regional Science and Urban Economics 26, S. 465-480. Für eine deutsche<br />

Zusammenfassung der Literatur vgl. z.B. Börsch-Supan, A., Ludwig, A., Sommer,<br />

M. (2003), Demographie und Kapitalmärkte. Die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung<br />

auf Aktien-, Renten- und <strong>Immobilien</strong>märkte, Deutsches Institut für Altersforschung,<br />

Köln.<br />

Economics<br />

*HEXUWHQUDWH<br />

18. September 2003<br />

Kinder pro Frau<br />

Neue Länder<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

Früheres<br />

Bundesgebiet<br />

1,0<br />

0,5<br />

Baby Boom<br />

0,0<br />

52 62 72 82 92 02<br />

Quelle: St at. BA<br />

5HDOH +DXVSUHLVH 86$<br />

reale Hauspreise<br />

(IST)<br />

-60%<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

Prognose Mankiw /Weil 80<br />

von 1989<br />

1975=100<br />

60<br />

40<br />

75 79 83 87 91 95 99 03 07<br />

Quellen: Nat ional Association of Realt ors, DB Research<br />

Bevölkerungsentwicklung in<br />

Deutschland und den USA<br />

150<br />

2000=100<br />

140<br />

USA<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quellen: St at. BA, UN<br />

Deutschland<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Nun lassen sich die Ergebnisse für die USA nicht einfach auf Deutschland<br />

übertragen, da Deutschland wesentlich stärker unter der Last der<br />

Bevölkerungsentwicklung leiden wird als die USA. In dieser Studie werden<br />

die Perspektiven für deutsche <strong>Immobilien</strong> in den kommenden 50<br />

Jahren aufgezeigt. Dafür sind im zweiten Kapitel zunächst die zentralen<br />

demografischen Entwicklungen zu skizzieren. Das dritte Kapitel leitet<br />

daraus Nachfragetrends für den Wohnungsmarkt ab, und im vierten Kapitel<br />

werden Entwicklungsszenarien für die deutschen Büromärkte entworfen.<br />

2. Bevölkerungsentwicklung in Deutschland<br />

Im Juni 2003 hat das Statistische Bundesamt die 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung<br />

bis 2050 vorgelegt. Diese Vorausberechnung<br />

bildet das Fundament für alle weiteren Schätzungen in dieser Studie.<br />

Wie bereits in der 9. Vorausberechnung von 1998 legen die Statistiker<br />

ihren Berechnungen eine über den gesamten Prognosehorizont stabile<br />

Geburtenhäufigkeit von 1,4 Kindern pro Frau zugrunde. In Ostdeutschland<br />

liegt der Wert zwar noch immer unterhalb des westdeutschen Niveaus<br />

– in den letzten Jahren nähert sich die Quote jedoch deutlich von<br />

unten an den Referenzwert der alten Länder an, sodass die Annahme<br />

der vollständigen Konvergenz bis 2010 plausibel erscheint.<br />

Auch bezüglich der Annahme künftiger Zuwanderungen weichen die Bevölkerungsforscher<br />

unwesentlich von ihren Annahmen von 1998 ab: Es<br />

gibt ein mittleres Szenario mit einem jährlichen Zuwanderungsgewinn<br />

von gut 200.000 Personen - das entspricht in etwa dem langjährigen<br />

Durchschnitt der letzten 40 Jahre. Hinzu kommt ein Downside-Szenario,<br />

in dem lediglich mit rd. 100.000 Menschen Netto-Zuwanderung gerechnet<br />

wird. 4<br />

Lebenserwartung nimmt weiterhin zu<br />

Der zentrale Unterschied der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung<br />

zu der vorherigen Rechnung von 1998 besteht in der unterstellten Entwicklung<br />

der zukünftigen Lebenserwartung: Die aktuelle Berechnung fußt<br />

auf der Zunahme der Lebenserwartung bei Geburt um 6,3 Jahre (Männer)<br />

bzw. um 5,8 Jahre (Frauen) bis 2050. Bis zum Jahr 2020 steigt die Lebenserwartung<br />

um fast zwei Monate pro Jahr. Das ist in etwa die Rate,<br />

mit der sich die Lebenserwartung zuletzt erhöht hat. Nach 2020 verlangsamt<br />

sich der Prozess, falls die Möglichkeiten einer verbesserten medizinischen<br />

Versorgung zunehmend ausgeschöpft werden. Außerdem muss<br />

ein verbesserter medizinischer Standard auch finanziert werden. Die aktuelle<br />

Diskussion um notwendige Gesundheitsreformen zeigt, dass hier<br />

noch viele Fragen offen sind. Im letzten Jahrzehnt des Prognosehorizonts<br />

nimmt die Lebenserwartung „nur“ noch um einen Monat pro Jahr<br />

zu; dieser Wert wurde in der Berechnung von 1998 bereits im Jahr 2000<br />

erreicht und für den gesamten Prognosezeitraum konstant gehalten.<br />

In der mittleren Variante der aktuellen Vorausberechnung kann der anhaltende<br />

Anstieg der Lebenserwartung sowie die Netto-Zuwanderung von<br />

200.000 Personen p.a. den steigenden Sterbeüberschuss bis zum Jahr<br />

2012 überkompensieren. Die Bevölkerung wächst in den kommenden<br />

zehn Jahren sogar noch um gut 0,5% auf dann rd. 83,1 Mio. Einwohner.<br />

Dieses Wachstum ist allerdings deutlich geringer als in zurückliegenden<br />

Dekaden: In den 90er Jahren nahm die Bevölkerungszahl bedingt durch<br />

den starken Zustrom von Spätaussiedlern aus Osteuropa um über 3,5%<br />

4 Zusätzlich wird ein Upside-Szenario mit einem Einwanderungsüberschuss von<br />

300.000 Personen gerechnet.<br />

Economics<br />

%HY|ONHUXQJVSURJQRVH<br />

XQG<br />

1998<br />

Maximale<br />

Bevölkerungszahl 2012<br />

(10. koordinierte Vorausberechnung)<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

00 10 20 30 40 50<br />

���������� 1998: 9. koordinierte Vorausberechnung,<br />

Variante 2 mit 200.000 Zuw anderern<br />

p.a., um aktuellen Rand bereinigt.<br />

2003: 10. koordinierte Vorausberechnung,<br />

Variante 5 mit 200.000 Zuw anderern p.a.<br />

Quellen: Stat . BA, DB Research<br />

2003<br />

Mio.<br />

9HUOlQJHUWH /HEHQVHUZDUWXQJ<br />

Mädchen<br />

Monate gg. Vj.,<br />

geglättet<br />

Jungen<br />

-1<br />

1950 60 70 80 90 00 10 20 30 40 2050<br />

*) Lebenserw artung Neugeborener<br />

Quellen: Stat . BA, DB Research<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3


4<br />

Aktuelle Themen<br />

zu; in den 70er und 80er Jahren legte die westdeutsche Bevölkerung um<br />

jeweils rd. 1,5% zu und in den 50er und 60er Jahren wuchs die Zahl der<br />

westdeutschen Bevölkerung sogar um jeweils rd. 10%.<br />

Die seit den 70er Jahren rückläufigen Geburtenraten bedeuten in den<br />

kommenden zehn Jahren geringeres Bevölkerungswachstum und einen<br />

späteren Rückgang der Gesamteinwohnerzahl. Bis 2050 sinkt die Bevölkerungszahl<br />

in der Basisvariante auf 75,1 Mio. Das entspricht einem<br />

Rückgang um rd. 10% gegenüber dem Höchstwert 2012. In der Variante<br />

mit halb so hoher Nettozuwanderung fällt der Bevölkerungsrückgang sogar<br />

doppelt so hoch aus. Dann würden in Deutschland nur 67 Mio. Menschen<br />

wohnen. Das wären dann in etwa so viele wie 1999 allein in Westdeutschland<br />

(inkl. West-Berlin) lebten. 5<br />

Die Altersstruktur wird sich massiv ändern<br />

Schwerer als der Bevölkerungsrückgang wiegt für viele Aspekte, insbesondere<br />

den wirtschaftlichen, die Verschiebung in der Altersstruktur der<br />

Bevölkerung. In den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren erreichen die<br />

geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge (Baby-Boomer) zunehmend das<br />

Rentenalter. Diese stark besetzten Jahrgänge können immer weniger<br />

durch nachrückende Jahrgänge ersetzt werden. Bis 2030 steigt der Anteil<br />

der über 65-jährigen um rd. 10%-Punkte. Mehr als jeder vierte Mensch<br />

in Deutschland wird dann im Rentenalter sein. Im Jahr 2050 werden<br />

30% der Menschen in Deutschland älter als 65 Jahre sein. Gleichzeitig<br />

sinkt die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, wozu üblicherweise<br />

die Menschen zwischen 15 und 65 Jahren zählen. Sind heute noch gut<br />

55 Mio. Menschen in dieser Altersgruppe, werden es in dreißig Jahren<br />

sechs Mio. Menschen weniger sein; in fünfzig Jahren wird diese Altersgruppe<br />

um über 11 Mio. Menschen kleiner sein als heute. Dieser Rückgang<br />

entspricht also mehr als 20%.<br />

Die Verschiebung der Altersstruktur betrifft sowohl die Nachfrage nach<br />

Wohn- als auch nach Büroimmobilien. Während dies bei Wohnimmobilien<br />

in erster Linie zu Änderungen der Nachfragestruktur führt, wird die<br />

Nachfrage nach Büroraum sehr direkt belastet, da für die Nachfrage nach<br />

Büroraum nicht die Gesamtbevölkerung, sondern die erwerbsrelevante<br />

Bevölkerungsgruppe maßgeblich ist. Eine Analyse der Auswirkungen<br />

des demografischen Wandels auf die <strong>Immobilien</strong>märkte muss also zwischen<br />

diesen beiden <strong>Immobilien</strong>klassen differenzieren.<br />

Regionale Unterschiede werden akzentuiert<br />

Außerdem ist zu beachten, dass <strong>Immobilien</strong>märkte auch in Zukunft regionale<br />

Märkte bleiben. Wenn also regionale Unterschiede fortbestehen,<br />

geht es bei der demografischen Entwicklung auch um die „Verteilung<br />

einer schrumpfenden Bevölkerung“. 6 Diese Unterschiede sind heute<br />

bereits angelegt. Auch in den zurückliegenden Jahren wuchs in erster<br />

Linie die Bevölkerung in den wachstumsstarken Regionen zu Lasten der<br />

Wachstumsnachzügler. So nahm von 1990 bis 2000 die Bevölkerungszahl<br />

in Bayern und Baden-Württemberg um rd. 7% zu während sie in<br />

5 Bevölkerungsprognosen sind immer bedingte Prognosen. Die Ergebnisse hängen<br />

stark von der korrekten Setzung der Annahmen ab. Zumindest in der Vergangenheit<br />

ließen sich gerade jene Ereignisse, die den größten Einfluss auf die<br />

Bevölkerungsentwicklung hatten, nur unzureichend prognostizieren (z.B. Pillenknick,<br />

verlängerte Lebenserwartung, Zuwanderung von Spätaussiedlern, Wiedervereinigung).<br />

Für eine Darstellung früherer Bevölkerungsvorausberechnungen<br />

vgl. Bretz, M. (2001), Zur Treffsicherheit von Bevölkerungsvorausberechnungen,<br />

in: Wirtschaft und Statistik 11/2001, S. 906-921.<br />

6 Vgl. dazu Bergheim, S. (2003), Migration in Deutschland: Umverteilung einer<br />

schrumpfenden Bevölkerung, Aktuelle Themen Nr. 263, Deutsche Bank Research.<br />

Economics<br />

5HJLRQDOH %HY|ONHUXQJV<br />

HQWZLFNOXQJ LQ 'HXWVFKODQG<br />

18. September 2003<br />

������������<br />

������ ������Ã<br />

����� ����� ���à ���<br />

���� ���� ���� ����<br />

% % % %<br />

�������� 2,8 -3,4 20,7 28,5<br />

���� � � 4,6 -3,3 21,1 29,2<br />

�� ���� 5,0 -2,7 20,3 30,6<br />

��������� 9,6 -8,4 23,9 33,6<br />

������ -9,2 -17,1 22,4 28,6<br />

������� 0,1 -6,4 19,9 30,2<br />

������ 1,6 -7,2 21,3 30,0<br />

��������� -2,5 -18,5 24,6 31,9<br />

�������� 1,3 -7,5 22,2 28,9<br />

��� -2,0 -10,0 21,6 28,9<br />

��� ������� 4,2 -5,0 21,7 29,3<br />

�������� -7,7 -20,8 24,6 29,9<br />

������� -0,6 -15,0 24,9 31,2<br />

���������� -7,0 -21,6 25,2 31,2<br />

���������� 1,0 -10,7 23,1 30,4<br />

����� -10,8 -26,8 26,3 31,9<br />

�������� 0,7 -8,6 22,0 29,6<br />

Anmerkungen: Den Berechnungen lagen die<br />

Bevölkerungsprognosen des Bundesamtes für<br />

Bauwesen und Raumordnung (BBR) bis 2020<br />

und die 10. Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Stat. BA zugrunde. Dabei wurde der Länderschlüssel<br />

der BBR-Rechnung auf die Zahlen<br />

des Stat. BA angewandt. Somit erhält man<br />

eine Annäherung für eine regionalisierte Bevölkerungsprognose<br />

auf der Basis der aktuellen<br />

Schätzung des Stat. BA. Für die Berechnung<br />

der Daten von 2020 bis 2050 wurden die<br />

regionalen Kohortenanteile fortgeschrieben.<br />

Das impliziert die Annahme von allmählich ausgeglichenen<br />

Binnenmigrationssalden in dieser<br />

Zeit. In den letzten Jahren hat sich der Umzug<br />

von Ost nach West allerdings wieder deutlich<br />

verstärkt. Gerade für Ostdeutschland sollten<br />

die Risiken betont werden.<br />

Quellen: BBR, Stat. BA, DB Research<br />

%HY|ONHUXQJVSURJQRVH QDFK<br />

$OWHUVJUXSSHQ<br />

2000=100<br />

65 u. mehr<br />

Gesamt<br />

170<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

15 - 65<br />

70<br />

0 - 15<br />

50<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: St at . BA


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern in gleichem Maße<br />

abnahm. Geht man auf die Ebene der kreisfreien Städte, wird das Gefälle<br />

zwischen den wichtigen Wachstumsclustern und den Fortzugsgebieten<br />

noch größer. Innerhalb der 10-Jahresperiode bis 2000 verlor beispielsweise<br />

Hoyerswerda ein Viertel seiner Einwohner, Görlitz jeden Fünften.<br />

Auf der anderen Seite stehen z.B. Landau oder Ingolstadt, wo innerhalb<br />

von zehn Jahren 10% mehr Einwohner gezählt wurden. Solch starke<br />

Disparitäten könnten sich in Zukunft durch die demografischen Entwicklungen<br />

zusätzlich verstärken.<br />

So variiert heute nicht nur die Lebenserwartung zwischen den Regionen<br />

in Deutschland, auch die Fertilitätsrate ist keineswegs einheitlich. Dies<br />

liegt zum einen an verschieden hohen Lebensrisiken – in Ostdeutschland<br />

stürzte die Zahl der Kinder pro Frau im Zuge der Wiedervereinigung<br />

von 1,5 auf 0,5 Kinder pro Frau. Zum anderen ist es darauf zurückzuführen,<br />

dass die jungen Menschen besonders mobil sind und vornehmlich<br />

in die Wachstumsregionen mit Aussichten auf Arbeit ziehen. 7<br />

Selbst unter der Annahme, dass sich die bestehenden regionalen Unterschiede<br />

hinsichtlich Lebenserwartung und Fertilität allmählich angleichen,<br />

spüren einige Regionen die demografische Entwicklung bereits sehr<br />

rasch. Insgesamt ist die Bevölkerungszahl 2020 zwar noch um rd. 0,4%<br />

höher als heute; dieser Anstieg resultiert jedoch aus dem gewichteten<br />

Mittelwert von Gewinner- und Verliererregionen. 8 Während der Speckgürtel<br />

um Berlin dafür sorgt, dass die Bevölkerung in Brandenburg um<br />

fast 10% wächst, verliert Thüringen 10% seiner Einwohner. Zur Mitte des<br />

Jahrhunderts wird sich diese Entwicklung weiter verstärkt haben, in einigen<br />

ostdeutschen Bundesländern fehlen dann mehr als 20% der Bevölkerung,<br />

in Bayern und Baden-Württemberg hingegen gerade mal 3 bis<br />

4%. Noch dramatischer fallen die regionalen Unterschiede aus, wenn<br />

man die Bevölkerung auf Kreisebene prognostiziert. In der Modellrechnung<br />

des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) nimmt<br />

z.B. die Einwohnerzahl in Jena und Chemnitz um rd. 30% ab, während<br />

für den Kreis Erding bis 2020 ein Bevölkerungszuwachs von 26% und für<br />

den Kreis Potsdam-Mittelmark sogar von fast 40% erwartet wird.<br />

Binnenmigration ist wichtig, aber schwer zu prognostizieren<br />

Ein großer Teil der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung in den<br />

Teilregionen geht freilich auf Wanderungsgewinne resp. –verluste zurück.<br />

So wanderten beispielsweise allein 1999 rd. 2,5% der Bevölkerung netto<br />

aus Görlitz und Frankfurt/Oder fort; der Sterbeüberschuss betrug gerade<br />

ein Zehntel dieses Wertes. Offensichtlich können Wanderungsbewegungen<br />

deutlich schneller und stärker Druck auf die <strong>Immobilien</strong>märkte ausüben.<br />

Auf der anderen Seite gibt es Kreisstädte wie Bad Doberan, wo<br />

der Zuwanderungsüberschuss 2,5% der Bevölkerung in einem Jahr erreicht.<br />

Solche Wanderungen auf Kreisebene lassen sich jedoch ausgesprochen<br />

schwierig vorhersagen. Das zeigt nicht zuletzt der seit 1998<br />

wieder verstärkte Fortzug aus Ostdeutschland. Gerade diese Entwicklung<br />

macht es erforderlich, ein Risikoszenario für Ostdeutschland zu<br />

entwerfen. Der Fokus dieser Studie bleibt die Ebene der Bundesländer.<br />

Anders als demografische Verschiebungen durch Geburtendefizite oder<br />

eine erhöhte Lebenserwartung kommt es bei Migration ohne Zeitverzögerung<br />

zu einer Nachfragewirkung auf den <strong>Immobilien</strong>märkten.<br />

7 Die meisten Kinder pro Frau werden in Cloppenburg geboren (1,79), die wenigsten<br />

in Suhl (0,84).<br />

8 Grundlage für die regionalen Bevölkerungsschätzungen war die 10. Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes. Der Prognosewert für<br />

2020 wurde gemäß des regionalen Aufteilungsschlüssels des INKAR-Prognosemodells<br />

des BBR auf die einzelnen Bundesländer verteilt.<br />

Economics<br />

$OWHUVVWUXNWXU GHU %HY|ONHUXQJ<br />

���à ����� ��� ����� ��<br />

������� ������� ������� ����Ã<br />

Mio.<br />

���� 16,1 46,5 6,7 69,3<br />

���� 14,3 52,0 12,2 78,4<br />

���� 12,8 55,8 13,7 82,3<br />

���� 11,3 55,2 16,6 83,1<br />

���� 10,2 49,5 21,6 81,2<br />

���� 8,9 44,0 22,2 75,1<br />

Quelle: Stat . BA, 10. Vorausberechnung, Variant e 5<br />

%HY|ONHUXQJVSURJQRVH QDFK<br />

.UHLVHQ<br />

2000=100<br />

Potsdam-<br />

Mittelmark<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

Erding<br />

110<br />

100<br />

Osnabrück 90<br />

Chemnitz<br />

80<br />

Jena<br />

70<br />

60<br />

00 05 10 15 20<br />

Quelle: BBR<br />

%LQQHQZDQGHUXQJ<br />

Binnenmigrationssaldo<br />

Westdeutschland<br />

(Prognose BBR)<br />

’000<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

BinnenmigrationssaldoOstdeutsch-<br />

0<br />

-50<br />

land (Prognose) -100<br />

Tatsächliche Entw icklung<br />

Ostdeutschland<br />

-150<br />

-200<br />

90 95 00 05 10 15 20<br />

Quellen: Stat . BA, BBR<br />

5


6<br />

Aktuelle Themen<br />

Auf der Grundlage der regionalisierten Bevölkerungsprognose soll nun<br />

im nächsten Schritt die Wohnungsnachfrage in den kommenden Jahrzehnten<br />

eingeschätzt werden. Dies gibt zumindest Hinweise, inwiefern<br />

die Sorge der anhaltenden Wertvernichtung gerechtfertigt ist.<br />

3. Wohnimmobilien: Wie sicher ist Betongold in Zukunft?<br />

3.1 Nachfrage nach Wohnraum<br />

Jeder Mensch benötigt ein Dach über dem Kopf. Die Nachfrage nach<br />

Wohnraum hängt also direkt mit der Entwicklung der Bevölkerungszahl<br />

zusammen. Geht man davon aus, dass sich das Wohnraumangebot<br />

zumindest mittelfristig an Nachfrageänderungen anpassen kann, müssen<br />

auch die Bestandsänderungen mit der Bevölkerungsdynamik korrelieren.<br />

Für deutsche Städte <strong>lässt</strong> sich ein enger, positiver Zusammenhang<br />

zwischen dem Bevölkerungswachstum (von 1995 bis 2001) und<br />

der Ausweitung des Wohnflächenbestands nachweisen. Je stärker die<br />

Bevölkerung in diesem Zeitraum gewachsen ist, desto größer fiel auch<br />

der Anstieg der Wohnfläche in einer Stadt aus. Dabei fallen mehrere<br />

Aspekte auf: Erstens, der positive Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum<br />

und Wohnflächenentwicklung fällt in Ost- und Westdeutschland<br />

– trotz aller sonstigen Unterschiede – ähnlich stark aus.<br />

Zweitens, es gibt zwischen ost- und westdeutschen Städten einen Niveauunterschied.<br />

Unter sonst gleichen Bedingungen wurde die Wohnfläche<br />

in ostdeutschen Städten stärker ausgeweitet als in westdeutschen<br />

Städten. Hier zeigt sich zum einen der Nachholbedarf im Osten und<br />

zum anderen die Wirkung der Förderpolitik. Drittens stieg die verfügbare<br />

Wohnfläche auch an jenen Standorten, an denen die Bevölkerungszahl<br />

rückläufig war. Im Durchschnitt wurde die Wohnfläche in westdeutschen<br />

Städten, bereinigt um die Bevölkerungskomponente um fast 6% vergrößert.<br />

Offensichtlich ist die Einwohnerzahl ein wichtiger, aber nicht<br />

der einzige Bestimmungsfaktor für die Wohnraumnachfrage.<br />

Zahl der Haushalte steigt weiter an<br />

Letztlich treten am Wohnungsmarkt nicht Einzelpersonen, sondern Haushalte<br />

als Nachfrager auf. Die Zahl der Haushalte steigt aber seit Jahren<br />

deutlich stärker als die Zahl der Einwohner. Während die Bevölkerungszahl<br />

seit der Wiedervereinigung um gut 3% zulegte, werden heute über<br />

9% mehr Haushalte in Deutschland gezählt als vor zehn Jahren. Folglich<br />

nimmt die Zahl der Personen je Haushalt ab. Wohnten Anfang der<br />

70er Jahre noch rd. 2,7 Personen in einem Haushalt, sind es heute nur<br />

noch rd. 2,1 Personen. Dafür sind zwei miteinander verbundene Effekte<br />

verantwortlich: Zum einen sinkt die Zahl der Kinder in Haushalten. So<br />

wohnten 1970 noch in 37% aller Haushalte Kinder unter 18 Jahren. Heute<br />

liegt der Anteil der Haushalte mit minderjährigen Kindern unter einem<br />

Viertel. Zum anderen ist die Zahl der Haushaltsmitglieder abhängig vom<br />

Alter. Ältere Menschen wohnen überwiegend in Ein- oder Zwei-Personen-Haushalten.<br />

Diese Struktureffekte sorgen in Zukunft dafür, dass die Zahl der Haushalte<br />

in Deutschland noch weiter ansteigen wird, selbst wenn nach 2012<br />

die Bevölkerung bereits abnimmt. Allerdings wird die Zahl der Haushalte<br />

nicht mehr so schnell wachsen wie in den Jahrzehnten zuvor. Bisher<br />

wurden jedes Jahr in etwa 1% mehr Haushalte als im Jahr zuvor gezählt.<br />

Im Laufe dieses Jahrzehnts dürfte die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate<br />

auf die Hälfte dieses Wertes sinken, und in der zweiten Dekade<br />

des Jahrhunderts dürfte die Zahl der Haushalte nur noch geringfügig<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

%HY|ONHUXQJVZDFKVWXP XQG<br />

:RKQIOlFKHQQDFKIUDJH<br />

Ost-D.<br />

16%<br />

Anstieg der<br />

Wohnfläche<br />

12% ('01 gg. '95)<br />

8%<br />

4%<br />

0%<br />

West-D.<br />

-16% -12% -8% -4% 0% 4% 8%<br />

Anstieg der Einw ohnerzahl ('01 gg. '95)<br />

Anmerkung: 70 w estdeutsche und<br />

20 ostdeutsche Städte<br />

Quellen: Stat. BA, Bulwien, DB Research<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

Mio.<br />

Zahl der Pers.<br />

je HH (rechts)<br />

Zahl der Haushalte<br />

(links)<br />

68 71 74 77 80 83 86 89 92 95 98 01<br />

*) bis 1990 nur West<br />

Quelle: St at . BA, M ikrozensus<br />

42<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

37<br />

36<br />

35<br />

34<br />

33<br />

32<br />

+DXVKDOWVHQWZLFNOXQJ LQ<br />

'HXWVFKODQG<br />

Wiedervereinigung<br />

=DKO GHU +DXVKDOWH LQ<br />

'HXWVFKODQG<br />

Mio. %<br />

Anteil der HH<br />

über 65-J.<br />

(rechts)<br />

Zahl der Haushalte (links)<br />

90 00 10 20 30 40 50<br />

Quellen: St at. BA, M ikrozensus, DB Research<br />

3,0<br />

2,9<br />

2,8<br />

2,7<br />

2,6<br />

2,5<br />

2,4<br />

2,3<br />

2,2<br />

2,1<br />

2,0<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

ansteigen. Erst ab 2020 schlägt sich der Bevölkerungsrückgang in rückläufigen<br />

Haushaltszahlen nieder, sodass im Jahr 2050 etwa 7% weniger<br />

Haushalte in Deutschland bestehen werden als auf dem Höchststand<br />

2020. Das entspräche freilich in etwa dem Niveau des Jahres 2000.<br />

Gleichwohl wird die Alterstruktur der Haushalte anders aussehen als<br />

heute. Während 2002 gut ein Viertel der Haushalte Rentnerhaushalte<br />

waren (also Haushalte, in denen der Haushaltsvorstand älter ist als 65<br />

Jahre), klettert der Anteil bis zur Mitte des Jahrhunderts auf über 40%.<br />

Die Nachfrage nach Wohnraum ist einkommensabhängig<br />

Zwar sind <strong>Immobilien</strong> zweifelsohne Investitionsgüter, Wohnen stellt jedoch<br />

in erster Linie ein Konsumgut dar. Die Nachfrage nach Konsumgütern<br />

ist nun aber in den meisten Fällen in dem Sinne einkommensabhängig,<br />

dass mit steigendem Einkommen auch mehr nachgefragt wird. Trägt<br />

man für deutsche Städte das Wirtschaftswachstum pro Kopf gegen die<br />

Entwicklung des Wohnflächenkonsums pro Kopf ab, scheint auf den<br />

ersten Blick der Zusammenhang zwischen Einkommen und Wohnfläche<br />

nicht zwingend zu sein. Wenn man jedoch zusätzliche Variablen simultan<br />

in der Schätzgleichung berücksichtigt (z.B. eine Variable für Ostdeutschland<br />

und eine zusätzliche Variable für das Wachstum der Zahl<br />

der über 60-jährigen in der jeweiligen Stadt), ist ein signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen Einkommenszuwächsen und Flächenversorgung pro<br />

Kopf feststellbar.<br />

Das heißt, solange die Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland zunehmen,<br />

wird auch die Pro-Kopf-Nachfrage nach Wohnraum weiter ansteigen. Nun<br />

hat sich die durchschnittliche Wachstumsrate des realen BIP nicht nur<br />

in den letzten Jahrzehnten spürbar verlangsamt. Es ist wahrscheinlich,<br />

dass es im Zuge der demografischen Verschiebungen zu weiteren Wachs-<br />

Nachfrage am Wohnungsmarkt<br />

Zahl der<br />

Haushalte<br />

= eindeutige Effekte<br />

= unklare Effekte<br />

Quelle: DB Research<br />

⊕<br />

⊕<br />

⊕<br />

Demografische Entwicklung<br />

Natürl. Entwicklung/ Migration<br />

Bevölkerungszahl Altersstruktur<br />

⊕<br />

Remanenz Einkommen pro Kopf<br />

Nachfrage nach Wohnraum<br />

(in m 2 )<br />

Eigenheimquote<br />

¡-<br />

⊕<br />

¡<br />

Staatliche Förderung Zinsen Baukosten<br />

-<br />

⊕<br />

⊕<br />

Economics<br />

(LQNRPPHQVHQWZLFNOXQJ XQG<br />

:RKQIOlFKHQQDFKIUDJH<br />

-50% 0% 50% 100%<br />

⊕<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

Anstieg der Wohnfläche<br />

pro Kopf (’01 gg. ’95)<br />

⊕<br />

Ost-D.<br />

West-D.<br />

Anstieg des nom. BIP pro Kopf (’00 gg. ’95)<br />

Anmerkung: 70 westdeutsche Städte und 24<br />

ostdeutsche Städte.<br />

Multiple Regression:<br />

d log Fl = 0,104*d log BIP +0,464*d log Alt<br />

(7,48) (2,71)<br />

+ 0,094*OD<br />

(7,24)<br />

t-Werte in Klammern<br />

R²=0,69 n = 94<br />

wobei:<br />

Fl = Wohnfläche pro Kopf<br />

BIP = BIP pro Kopf<br />

Alt = Einwohner über 60-J.<br />

OD = Ostdeutschland-Dummy<br />

Quellen: Stat. BA, Bulwien, DB Research<br />

7


8<br />

Aktuelle Themen<br />

tumseinbußen kommt. In den 60er Jahren nahmen die preisbereinigten<br />

Pro-Kopf-Einkommen noch um jahresdurchschnittlich 3,5% zu; in den<br />

90er Jahren legte das reale Pro-Kopf-BIP nur noch um 1,3% p.a. zu.<br />

Aktuelle Prognosen legen nahe, dass in den nächsten Jahrzehnten mit<br />

keiner stärkeren Dynamik gerechnet werden kann. 9 Falls es keine einschneidenden<br />

Änderungen auf dem Arbeitsmarkt gibt, dürfte die durchschnittliche<br />

Wachstumsrate der Pro-Kopf-Einkommen nicht über den<br />

niedrigen Wert der 90er Jahre hinausgehen. In einem Worst-case-Szenario,<br />

bei dem keine Zuwanderung unterstellt wird und der Produktivitätsfortschritt<br />

aufgrund der veränderten Altersstruktur der Erwerbsbevölkerung<br />

nur noch halb so hoch ausfällt wie in den vergangenen zehn<br />

Jahren, schrumpft die deutsche Wirtschaft. Die Pro-Kopf-Einkommen<br />

werden dann zwar noch steigen, da die Bevölkerungszahl schneller zurückgeht<br />

als die Wirtschaft schrumpft. Im Jahresmittel erhöhen sich die<br />

Pro-Kopf-Einkommen jedoch nur noch um rd. einen halben Prozentpunkt.<br />

Höchstens in unserem optimistischen Szenario, bei dem das tatsächliche<br />

Renteneintrittsalter innerhalb von fünf Jahren auf 65 Jahre steigt und<br />

die Wochenarbeitszeit allmählich um sechs Stunden angehoben wird,<br />

könnten die deutschen Pro-Kopf-Einkommen wieder mit der Rate der<br />

80er Jahre, also mit rd. 2% zunehmen. Allein die heftige Diskussion<br />

über den Vorschlag der Rürup-Kommission, das gesetzliche Renteneintrittsalter<br />

ab 2011 innerhalb von 24 Jahren um zwei Jahre zu erhöhen,<br />

verdeutlicht, dass dieses „Upside-Szenario“ kaum mehr als ein Rechenexempel<br />

ist. In den kommenden Jahrzehnten dürften folglich die Einkommenseffekte<br />

nur sehr gering ausfallen.<br />

Dennoch wird die Wohnfläche pro Haushalt auch in den kommenden<br />

Jahren zunehmen. Dafür sind dann aber in erster Linie Altersstruktureffekte<br />

verantwortlich.<br />

Haushaltsstruktur und Wohnraumnachfrage<br />

Die positiven Nachfrageeffekte einer alternden Gesellschaft mögen auf<br />

den ersten Blick überraschen. Schaut man sich den Wohnflächenverbrauch<br />

der Haushalte gemäß der letzten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

(EVS) von 1998 an, fällt auf, dass ältere Haushalte im Durchschnitt<br />

weniger Fläche bewohnen als Haushalte mittleren Alters. Westdeutsche<br />

Haushalte, deren Haushaltsvorstand über 70 Jahre zählt, fragten<br />

beispielsweise 1998 rd. 20% weniger Wohnfläche nach als Haushalte,<br />

deren Haushaltsvorstand 1998 zwanzig Jahre jünger war. In Ostdeutschland<br />

ist dieser Struktureffekt sogar noch ausgeprägter. Das könnte<br />

zu der Vermutung verleiten, dass im Falle einer alternden Bevölkerung<br />

die Nachfrage dramatisch zurückgeht, da der Anteil älterer Haushalte<br />

mit geringerem Flächenverbrauch steigt. Diese Schlussfolgerung zogen<br />

auch Mankiw und Weil in der eingangs zitierten Studie. Der scheinbar<br />

plausible Schluss ist jedoch unzulässig, da hierbei Lebenszyklus- und<br />

Kohorteneffekte vermengt werden.<br />

Kohorteneffekte kennzeichnen Unterschiede zwischen verschiedenen<br />

Geburtsjahrgangsgruppen. Diese beruhen z.B. auf gesellschaftlichen<br />

Werteverschiebungen oder den oben beschriebenen Einkommenseffekten.<br />

In den Einkommens- und Verbrauchsstichproben lassen sich solche<br />

Kohorteneffekte in der unterschiedlichen Wohnraumnachfrage je Altersklasse<br />

zu den jeweiligen Erhebungszeitpunkten näherungsweise erfassen.<br />

So bewohnten 60-jährige Westdeutsche 1998 rd. 7,5% mehr<br />

Wohnraum als 60-jährige Westdeutsche zehn Jahre früher und sogar<br />

fast 20% mehr Fläche als dieselbe Altersgruppe 1978.<br />

9 Vgl. Gräf, B. (2003), Deutsches Wachstumspotenzial: Vor demografischer Herausforderung,<br />

Aktuelle Themen Nr. 277, Deutsche Bank Research.<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

:DFKVWXPVUDWH GHU 3UR .RSI<br />

(LQNRPPHQ<br />

% gg. Vj.<br />

best-case<br />

status quo<br />

worst<br />

case<br />

61-70 71-80 81-90 92-00 00-50<br />

Quellen: St at . BA, DB Research<br />

:RKQIOlFKH SUR +DXVKDOW<br />

unter<br />

25<br />

25-<br />

35<br />

Quelle: EVS 1998<br />

35-<br />

45<br />

West<br />

Ost<br />

45-<br />

55<br />

55-<br />

65<br />

m² je Haushalt<br />

65-<br />

70<br />

.RKRUWHQ XQG /HEHQV]\NOXV<br />

HIIHNWH :HVWGHXWVFKODQG<br />

EVS 1998<br />

Jahrgang 1958<br />

unter<br />

25<br />

25-<br />

35<br />

35-<br />

45<br />

45-<br />

55<br />

70 +<br />

m² je Haushalt<br />

EV S<br />

1988<br />

Jahrgang<br />

1928<br />

EV S<br />

1978<br />

Quellen: Stat. BA, EVS 1978, 1988, 1998<br />

55-<br />

65<br />

65+<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Daneben beschreiben Lebenszykluseffekte das Nachfrageverhalten eines<br />

typischen Haushalts über seinen Lebenszyklus. Gerade in jungen<br />

Jahren steigt die Wohnungsnachfrage je Haushalt noch sehr zügig an,<br />

z.B. weil geheiratet wird, Kinder geboren werden und Löhne und Gehälter<br />

stärker ansteigen als in späteren Jahren. Ein damals junger Durchschnittshaushalt<br />

(z.B. Jahrgang 1958) fragte 1978 rd. 47 m² Wohnfläche<br />

nach. 10 Zehn Jahre später bewohnte der durchschnittliche Haushalt des<br />

Geburtsjahrgangs 1958, jetzt 30-jährig, bereits rd. 77 m², und in der Einkommens-<br />

und Verbrauchsstichprobe von 1998 wurde für den mittlerweile<br />

40-jährigen Haushalt eine durchschnittliche Wohnfläche von fast 100<br />

m² ermittelt. In späteren Jahren innerhalb des Lebenszyklus eines Haushalts<br />

kommt es dann kaum noch zu einer Reduktion des Flächenkonsums,<br />

selbst wenn Kinder den Haushalt verlassen und das Haushaltseinkommen<br />

durch den Renteneintritt sinkt (Remanenzeffekt). Diese Beharrungstendenz<br />

liegt nicht nur daran, dass Menschen lieb gewonnene<br />

Wohnungen ungern verlassen. Es gibt auch harte ökonomische Gründe<br />

für die sinkende Umzugsfreudigkeit im Alter: Erstens bedeutet jeder<br />

Umzug Transaktionskosten. Da ältere Haushalte im Durchschnitt über<br />

mehr Hausrat verfügen als jüngere Haushalte, nehmen die Transaktionskosten<br />

zu. Wenn darüber hinaus kein Arbeitsplatzwechsel den Umzug<br />

begründet, können die Umzugskosten nicht über den Steuerabzug teilweise<br />

sozialisiert werden. Zweitens sind Mieterhöhungen bei bestehenden<br />

Verträgen in Deutschland schwer durchzusetzen. Vermieter sind<br />

dann darauf angewiesen, Mieterwechsel für Mietanpassungen zu nutzen.<br />

Diese Gründe haben dazu geführt, dass z.B. Haushalte des Jahrgangs<br />

1928 bei der letzten vorliegenden Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

1998 mit 70 Jahren auf nahezu derselben Wohnfläche lebten<br />

wie zwanzig Jahre zuvor mit 50 Jahren.<br />

Zwar ist die derzeit gemessene durchschnittliche Wohnraumnachfrage<br />

der Rentner geringer als die durchschnittliche Nachfrage der Haushalte<br />

in der Lebensmitte. Das <strong>lässt</strong> sich jedoch nicht einfach in die Zukunft<br />

fortschreiben, da zukünftige Rentner anders leben werden als heutige<br />

Rentner. Aufgrund des starken Remanenzeffekts werden sie in etwa dieselbe<br />

Fläche nachfragen wie sie es als Mittvierziger tun. Da gleichzeitig<br />

die heutigen Mittvierziger und Mittfünfziger aufgrund der Kohorteneffekte<br />

auf mehr Fläche wohnen als frühere Generationen, dürfte die Veränderung<br />

in der Altersstruktur netto einen Zuwachs an Wohnflächennachfrage<br />

bedeuten. Das gilt zumindest dann, wenn die bisher gültigen empirischen<br />

Befunde in ähnlicher Form in Zukunft Bestand haben. Das kann,<br />

muss aber nicht so sein, denn die zukünftigen Senioren haben andere<br />

Lebenserfahrungen gesammelt als frühere Generationen. Das könnte sich<br />

auch in einer erhöhten Mobilität und Offenheit für neue Wohnformen äußern.<br />

Daher werden im weiteren Verlauf verschiedene Alternativszenarien<br />

präsentiert, die mögliche Kohorteneffekte berücksichtigen.<br />

Zwar gibt es seit den frühen 80er Jahren scheinbar keine Kohorteneffekte<br />

bei jüngeren Haushalten. Die 30-jährigen Haushalte wohnen auf genauso<br />

viel Fläche wie die 30-jährigen 1988 und 1978. Berücksichtigt<br />

man jedoch, dass heute rd. 70% der Haushalte in der Altersgruppe unter<br />

25 Jahren aus Einpersonenhaushalten bestehen und dass deren Anteil<br />

vor zwanzig Jahren noch zehn Prozentpunkte niedriger lag, wird deutlich,<br />

dass die Flächenversorgung pro Kopf gestiegen sein muss.<br />

10 Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe ermittelt den Flächenverbrauch nach<br />

Altersgruppen. Hier wird vereinfachend von Geburtsjahrgängen gesprochen, die<br />

in der Mitte der jeweiligen Altersgruppe liegen. Exakter müsste man von einem<br />

Durchschnittshaushalt der Jahrgänge 1953 bis 1963 sprechen.<br />

Economics<br />

3HUVRQHQ MH +DXVKDOW QDFK<br />

$OWHUVJUXSSHQ<br />

< 25 25-<br />

35<br />

35-<br />

45<br />

45-<br />

55<br />

Quelle: Stat . BA, M ikrozensus<br />

55-<br />

65<br />

Personen<br />

je Haushalt<br />

Durchschnitt 2002<br />

65-<br />

75<br />

75+<br />

Veränderung in der Altersstruktur<br />

sorgt für Zusatznachfrage<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

9


10<br />

Aktuelle Themen<br />

Weitere Einflussfaktoren der Wohnflächennachfrage<br />

Neben der Zahl der Haushalte und der Altersstruktur der Haushalte spielt<br />

für die Wohnflächennachfrage zumindest empirisch das Merkmal „Eigentümerhaushalt“<br />

eine Rolle. Während Mieterhaushalte 1998 im Durchschnitt<br />

auf gut 70 m² wohnten, kamen die Eigentumsbesitzer auf rd. 120<br />

m² je Haushalt. Selbst wenn man berücksichtigt, dass rein rechnerisch<br />

in jedem Eigentümerhaushalt 0,7 Personen mehr wohnen, übersteigt<br />

der Wohnflächenverbrauch von Eigentumsbesitzern pro Kopf jenen von<br />

Personen in Miethaushalten um gut ein Viertel. Der weitere Verlauf bei<br />

der Eigentumsbildung wird erstens durch die Einkommensentwicklung<br />

bestimmt, denn gerade den unteren Einkommensgruppen bleibt der Eigentumserwerb<br />

aufgrund finanzieller Grenzen verwehrt. Zweitens spielt<br />

das Zinsniveau eine Rolle. Je niedriger der langfristige Zinssatz, desto<br />

eher <strong>lässt</strong> sich der Kauf einer Wohnimmobilie finanzieren. Drittens versucht<br />

der Staat, durch massive Wohneigentumsförderung die Eigenheimquote<br />

zu erhöhen. Zwar zeigt die aktuelle Diskussion um die Kürzung<br />

der Eigenheimzulage, dass eine dauerhafte Gewährung solcher Förderung<br />

keineswegs sicher ist – eine Vorausschätzung der Förderpolitik für<br />

die kommenden 50 Jahre erscheint aber nicht zuletzt angesichts der<br />

häufigen Kurskorrekturen bei der Wohnungsförderung in der Vergangenheit<br />

kaum möglich.<br />

Außerdem sollten schleichende, gesellschaftliche Prozesse nicht unterschätzt<br />

werden; immerhin umfasst die Untersuchung einen Zeitraum<br />

von 50 Jahren. Selbst kleine aber stetige Veränderungen in den institutionellen<br />

Rahmen (z.B. Eigenheimförderung, Lasten der Sozialversicherungssysteme)<br />

können über diese Zeitspanne eine große Nachfrageänderung<br />

bewirken.<br />

Prognose der Wohnflächennachfrage<br />

Auf der Grundlage der Bevölkerungs- und Haushaltsprognose des mittleren<br />

Szenarios des Statistischen Bundesamtes und den oben genannten<br />

Treiberfaktoren lassen sich die wichtigsten Entwicklungstrends der<br />

Wohnflächennachfrage ableiten.<br />

Um die Effekte der demografischen Veränderungen isoliert betrachten<br />

zu können, wurde für die westdeutschen Bundesländer der Flächenverbrauch<br />

gemäß der letzten vorliegenden Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

fortgeschrieben. Wie oben skizziert, ist das für die jüngeren<br />

Haushalte gerechtfertigt, da sich die Flächennachfrage pro Haushalt in<br />

den letzten Jahren fast nicht mehr verändert hat. Auch die schlechten<br />

Wachstumserwartungen für das künftige BIP rechtfertigen diese Annahme.<br />

Zusätzliche Nachfrage in Westdeutschland entsteht folglich in den<br />

kommenden 20 Jahren v.a. durch den anhaltenden Anstieg der Haushaltszahlen<br />

sowie aufgrund des Remanenzeffekts, also der Tatsache,<br />

dass auch in Zukunft die Mobilität im Alter begrenzt bleibt. Für Ostdeutschland<br />

wurde angenommen, dass sich der Flächenverbrauch pro<br />

Haushalt allmählich bis 2030 an das Westniveau angleicht. Bereits heute<br />

beträgt die Wohnfläche der jüngeren Haushalte (unter 35 Jahre) rd.<br />

95% des Westniveaus. Hier spielt natürlich auch das Preisgefälle eine<br />

wichtige Rolle; die Wohnungsmieten in Leipzig oder Dresden sind nur<br />

halb so hoch wie jene in Frankfurt, München oder Stuttgart. Bei älteren<br />

Haushalten ist der Unterschied deutlich stärker ausgeprägt. In Rentnerhaushalten<br />

macht das West-Ost-Gefälle noch über 30% aus. Diese Differenz<br />

wird durch den Remanenzeffekt allmählich reduziert. Am Ende<br />

des Prognosezeitraums, wenn die heutigen Teenager in Rente gehen,<br />

dürften die Unterschiede in der Flächennachfrage über alle Alterskohorten<br />

weitgehend nivelliert sein. Zwar werden die Einkommen in Ostdeutschland<br />

noch lange Zeit hinter den westdeutschen zurückbleiben, auch die<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

Eigentumshaushalte verfügen über<br />

mehr Wohnfläche ...<br />

... dies liegt v.a. an Einkommenseffekten<br />

:RKQIOlFKH SUR .RSI<br />

West-D.<br />

Gesamt-D.<br />

Ost-D.<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quellen: Stat . BA, DB Research<br />

m 2<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Arbeitslosenquote wird noch sehr lange deutlich über dem Niveau der<br />

alten Länder bleiben. Gleichzeitig liegen die Mieten und Hauspreise in<br />

Ostdeutschland weit unterhalb der westdeutschen Werte. Die Kaufkraft<br />

der ostdeutschen Haushalte, gerechnet in Wohnfläche, dürfte daher nicht<br />

unterhalb des westdeutschen Wertes liegen.<br />

Das Ergebnis der Wohnflächenprognose mag auf den ersten Blick überraschen:<br />

Obwohl die Bevölkerungszahl bereits nach 2012 immer zügiger<br />

zurückgeht, nimmt die Wohnflächennachfrage in Deutschland noch bis<br />

zum Jahr 2030 zu. Die Wohnfläche pro Kopf dürfte dann um gut 14%<br />

über dem heutigen Niveau liegen. Bis zum Ende des Betrachtungszeitraums<br />

legt die Flächennachfrage pro Kopf um weitere 4% zu. Da jedoch<br />

der Bevölkerungsrückgang beschleunigt voranschreitet, geht die Wohnflächennachfrage<br />

insgesamt nach 2030 zurück. Im Jahr 2050 werden<br />

freilich noch immer rd. 9% mehr Wohnfläche in Deutschland nachgefragt<br />

als im Jahr 2000.<br />

Anders als vielleicht aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsprognosen<br />

für Ost- und Westdeutschland zu vermuten gewesen wäre, nimmt<br />

die Wohnflächennachfrage in Ostdeutschland deutlich stärker zu als in<br />

Westdeutschland. Bis in das Jahr 2040 wirkt der Remanenzeffekt: Dann<br />

haben sich die Wohnverhältnisse in Ost- und Westdeutschland in etwa<br />

angeglichen. Bis dahin steigt die gesamte Wohnflächennachfrage in<br />

Ostdeutschland um rd. 20%. Derzeit bewohnen ostdeutsche Haushalte<br />

über 45 Jahre noch gut 30% weniger Fläche als westdeutsche Haushalte.<br />

Diese Differenz verschwindet dadurch, dass jüngere, nachwachsende<br />

Jahrgänge bereits heute fast dieselbe Wohnfläche nachfragen wie<br />

junge Haushalte im Westen. Die Wohnflächennachfrage der älteren Haushalte<br />

wird dann in Ost und West ähnlich sein. Der Remanenzeffekt ist<br />

daher in den neuen Ländern ungleich stärker und überkompensiert zusammen<br />

mit den noch zunehmenden Haushaltszahlen den Bevölkerungsrückgang<br />

bis ungefähr 2040. Aufgrund der stärkeren Alterung in den neuen<br />

Ländern haben die Ostdeutschen rein rechnerisch am Ende des Untersuchungszeitraums<br />

mehr Wohnfläche je Einwohner als die Westdeutschen.<br />

Es darf jedoch auch nicht vergessen werden, dass dies eine<br />

reine Flächenprognose ist. Die Konvergenz der Wohnverhältnisse muss<br />

sich nicht auf die Qualitäten der Wohnungen beziehen. Außerdem muss<br />

betont werden, dass dieses Hauptszenario einen deutlichen Rückgang<br />

der Fortzüge aus Ostdeutschland unterstellt. Gerade für die neuen Länder<br />

bestehen auf dieser Seite hohe Risiken.<br />

In Westdeutschland dürfte die Flächennachfrage nach dem Jahr 2020<br />

nur noch sehr geringfügig zunehmen. Gemäß unseren Berechnungen<br />

stagniert sie nach 2020 über 10 Jahre lang, da sich die expansiven Kräfte<br />

des Remanenzeffekts und der kontraktive Effekt der Bevölkerungsabnahme<br />

während dieses Zeitraums in etwa die Waage halten. Nach 2030<br />

geht die Nachfrage zurück, ist aber 2050 noch rd. 7% über dem Niveau<br />

von 2000.<br />

Selbst wenn man die konservative Bevölkerungsentwicklung der Variante<br />

1 des Statistischen Bundesamtes zugrundelegt, bei der nur 100.000<br />

Personen pro Jahr netto nach Deutschland zuwandern und die Lebenserwartung<br />

nur noch geringfügig zunimmt, resultiert noch ein Flächenzuwachs<br />

bis 2030 von gut 5% für Gesamtdeutschland. In diesem Szenario,<br />

bei dem die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2050 auf 67 Mio. sinkt,<br />

liegt die Flächennachfrage insgesamt im Jahr 2050 bereits um über 5%<br />

unter dem Niveau des Jahres 2000.<br />

Economics<br />

:RKQIOlFKHQQDFKIUDJH<br />

ELV<br />

2000=100<br />

Ost-D.<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research<br />

Gesamt-D.<br />

West-D.<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

$XVZHLWXQJ GHU :RKQIOlFKHQ LQ<br />

'HXWVFKODQG<br />

7<br />

% gg. Vj.<br />

6<br />

Ost-D.<br />

West-D.<br />

90 92 94 96 98 00 10 30 50<br />

Quellen: Stat . BA, DB Research<br />

Prognose<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

11


12<br />

Aktuelle Themen<br />

(Vorläufige) Umrechnung in Wohneinheiten<br />

In den letzten Jahren war die Durchschnittsgröße einer neu fertiggestellten<br />

Wohnung rd. 110 m². Lässt man diesen Wert für die kommenden<br />

Jahrzehnte konstant, ergibt sich aus der Flächenprognose ein Neubauvolumen<br />

von rd. 190.000 Wohnungen für Deutschland bis zum Jahr 2020.<br />

Davon entfallen 70% auf die alten Bundesländer. Bis 2030 wird der Netto-Neubaubedarf<br />

aufgrund des Flächenwachstums immer geringer ausfallen<br />

und nach 2030 wird er Null. Dieser Wert ist jedoch nur eine Hilfsgröße,<br />

um die geschätzte Flächenentwicklung in „gewohntere“ Größen<br />

zu übersetzen. Er gibt noch nicht den tatsächlichen Neubaubedarf in<br />

Wohneinheiten an. Dies liegt im Wesentlichen an vier Aspekten, die bei<br />

der aggregierten Betrachtungsweise bisher noch nicht berücksichtigt<br />

wurden. Erstens entwickelt sich die Wohnflächennachfrage regional unterschiedlich.<br />

Dann verfälscht die Analyse der Gesamtentwicklung jedoch<br />

das Neubauerfordernis, denn ein Haus in Dresden kann nicht ein<br />

fehlendes Haus in Stuttgart ersetzen. Zweitens wurden altersbedingte<br />

Abgänge noch nicht ins Kalkül gezogen, und drittens dürfen die gerade<br />

in Ostdeutschland existierenden starken Angebotsüberhänge nicht vernachlässigt<br />

werden. Schließlich gibt es erhebliche strukturelle Verschiebungen<br />

in der Wohnungsnachfrage, denn die Nachfrage verteilt sich in<br />

den kommenden Dekaden völlig anders auf die Altersgruppen als heute.<br />

Dies dürfte sich auch im Wohnungsangebot zeigen.<br />

3.2 Regionale Teilmärkte<br />

Insgesamt liegt die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2020 noch leicht<br />

über dem Niveau des Jahres 2000 und schrumpft dann bis 2050 um rd.<br />

8,5%. Doch wie oben gezeigt, verteilt sich diese Entwicklung sehr unterschiedlich<br />

auf einzelne Bundesländer. Während in Bayern und Baden-Württemberg<br />

der Rückgang insgesamt nur etwas mehr als 3% beträgt,<br />

erreicht er in den strukturschwächeren Bundesländern (z.B. Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen, Saarland) Werte von über 20%.<br />

Das spiegelt sich dann natürlich auch in einer unterschiedlichen Entwicklung<br />

der Haushaltszahlen. Bis 2020 reicht die Bandbreite bei den<br />

westdeutschen Flächenstaaten von einem Rückgang der Haushaltszahlen<br />

um 1% (Saarland) bis zu einem Plus von 12% in Bayern. In den ostdeutschen<br />

Flächenländern reichen die Werte bis 2020 von einem Rückgang<br />

um gut 2% (Thüringen) bis zu einer Zunahme um 20% (Brandenburg).<br />

Hier zeigt sich der Hauptstadtbonus, der auch bereits in den letzten<br />

Jahren für Bevölkerungswachstum im Speckgürtel Berlins gesorgt hat.<br />

Weitere 30 Jahre später wird es in Bayern gut 8% mehr Haushalte geben<br />

als 2000, während im Saarland rd. 13% weniger Haushalte bestehen<br />

könnten. Auch in Ostdeutschland bleiben die Unterschiede zwischen<br />

den Bundesländern erhalten. Die Zahl der Haushalte in Brandenburg<br />

wird nur geringfügig über dem Niveau von 2000 liegen, und in Thüringen<br />

und Sachsen-Anhalt gibt es dagegen fast 20% weniger Haushalte als<br />

im Jahr 2000.<br />

Regionale Bevölkerungsprognosen müssen letztlich eine implizite Annahme<br />

über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung der einzelnen Regionen<br />

treffen, denn nur jene Regionen werden überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum<br />

aufweisen, in denen es genügend Arbeitsplätze<br />

gibt. Hier spielen offensichtlich zahlreiche Parameter eine Rolle, die ex<br />

ante nur schwer zu prognostizieren sind: Innovationen, die zu Strukturwandel<br />

führen, erfolgreiche regionale Wirtschaftspolitik, erfolgreiche regionale<br />

Bildungspolitik etc. Die Erfahrungen in Bayern zeigen, dass ein<br />

strukturschwaches Land durchaus auf die Überholspur wechseln kann.<br />

Economics<br />

:RKQUDXPQDFKIUDJH<br />

:HVWGHXWVFKODQG<br />

2000=100<br />

18. September 2003<br />

Bayern<br />

West-D.<br />

Saarland<br />

NRW<br />

00 10 20 30 40 50<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

Anmerkung:<br />

Überdurchschnittlich: Baden-W.,<br />

Bayern, Rheinl.-Pfalz<br />

Durchschnittlich: Hamburg; Niedersachsen,<br />

Hessen<br />

Unterdurchschnittlich: Schleswig-<br />

Holstein, Bremen, NRW, Saarland<br />

Quelle: DB Research<br />

:RKQUDXPQDFKIUDJH<br />

2VWGHXWVFKODQG<br />

2000=100<br />

Brandenburg<br />

Ost-D.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen<br />

00 10 20 30 40 50<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

Anmerkung:<br />

Überdurchschnittlich: Brandenburg<br />

Durchschnittlich: Mecklenburg-Vorp.,<br />

Sachsen<br />

Unterdurchschnittlich: Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen<br />

Quelle: DB Research


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Das <strong>lässt</strong> sich jedoch nur schwer über 50 Jahre antizipieren. Daher kommen<br />

regionalisierte Studien in der Regel nicht ohne die Annahme aus,<br />

dass sich die Trends zumindest in ähnlicher Richtung fortsetzen.<br />

Das bedeutet für Westdeutschland, dass die drei süddeutschen Bundesländer<br />

Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich<br />

hohe Nachfragezuwächse bis 2030 haben werden (rd. 15%<br />

im Vergleich zum Jahr 2000). Auf der anderen Seite stehen jene Bundesländer,<br />

in denen der Strukturwandel zur modernen Dienstleistungsgesellschaft<br />

bisher langsamer vollzogen wurde. Gerade am Beispiel NRW<br />

wird freilich deutlich, dass es auch innerhalb von Bundesländern gravierende<br />

Unterschiede geben kann, denn natürlich besteht NRW nicht ausschließlich<br />

aus dem Ruhrgebiet.<br />

Entwicklung in Ostdeutschland weiterhin problematisch<br />

In Ostdeutschland nimmt Brandenburg aufgrund der räumlichen Nähe<br />

zur Hauptstadt eine Sonderposition ein. Die Nachfragezuwächse in Brandenburg<br />

konzentrieren sich insbesondere auf die zu Brandenburg zählenden<br />

Wohngebiete im Umkreis von Berlin. Bis zum Jahr 2020 nimmt<br />

die Wohnraumnachfrage noch stetig um fast 1% pro Jahr zu. Danach<br />

schwächt sich der Nachfragezuwachs auf 0,2% pro Jahr ab.<br />

Nachfrageprognosen für ostdeutsche Regionen sind nicht zuletzt deswegen<br />

mit höherer Unsicherheit behaftet, weil es noch kein Wanderungsgleichgewicht<br />

zwischen Ost und West gibt. So hat sich der Fortzug in<br />

den letzten drei Jahren sogar wieder verstärkt. Die vorliegende Studie<br />

rechnet jedoch analog zur Vorgehensweise des BBR mit einer allmählichen<br />

Reduktion des Wanderungsverlusts. In Anbetracht der noch immer<br />

sehr hohen Arbeitslosenquoten in den neuen Ländern könnte sich die<br />

Einwohnerzahl in Ostdeutschland durchaus schneller verringern. Das hätte<br />

gravierende Auswirkungen auf die Wohnungsnachfrage. Unterstellt man<br />

beispielsweise einen anhaltenden Wanderungsverlust von 50.000 Personen<br />

pro Jahr, der sich proportional über alle Altersgruppen verteilt, sinkt<br />

die Wohnflächennachfrage ab dem Jahr 2020 sehr rapide auf das Ausgangsniveau<br />

zurück. 11<br />

Analyse auf Kreisebene<br />

Natürlich ist eine Analyse auf Ebene der Bundesländer noch immer sehr<br />

grobkörnig. Man benötigt Prognosen für jeden funktionalen Teilmarkt,<br />

denn natürlich entwickeln sich auch die Wohnungsmärkte in den Bundesländern<br />

nicht einheitlich. So schätzt das Bundesamt für Bauwesen<br />

und Raumordnung z.B. für die Kreise Stralsund, Chemnitz und Osterode<br />

bis zum Jahr 2020 einen Bevölkerungsrückgang um rd. 25%. Das entspräche<br />

in etwa einem Rückgang der Haushaltszahl um 18% und einem<br />

Rückgang der Wohnflächennachfrage um 10%. Würde in diesen Regionen<br />

der Bevölkerungsrückgang anhalten und sich die Einwohnerzahl bis<br />

zum Jahr 2050 tatsächlich halbieren, würde die Wohnflächennachfrage<br />

bis zum Jahr 2050 um über 30% nachgeben. Es ist sogar möglich, dass<br />

sich der „Entvölkerungsprozess“ beschleunigt, wenn zunehmend junge<br />

Menschen fortziehen und dadurch die folgenden Generationen fehlen.<br />

Dies dürfte gerade für kleinere Gemeinden gelten, die nicht innerhalb<br />

eines Agglomerationsraumes liegen und folglich kein Einpendelgebiet<br />

mehr darstellen.<br />

11 Dieses Szenario ist dabei in zweierlei Hinsicht noch nicht einmal ein „Horrorszenario“.<br />

Zum einen war der Wanderungsverlust 2001 mit fast 100.000 rd. doppelt so<br />

hoch wie in dem obigen Szenario. Schwerer dürfte jedoch wiegen, dass in der<br />

Regel nur die jüngeren Jahrgänge mobil sind. Wenn aber jetzt v.a. die jungen<br />

Menschen abwandern, fehlen in der Folgegeneration Kinder. Der Bevölkerungsrückgang<br />

beschleunigt sich dann zunehmend.<br />

Economics<br />

:RKQIOlFKHQQDFKIUDJH<br />

2VWGHXWVFKODQG<br />

2000=100<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research<br />

Hauptszenario<br />

Anhaltende<br />

Abw anderung<br />

Verschärfung auf Kreisebene<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

13


14<br />

Aktuelle Themen<br />

Gemäß der regionalisierten Bevölkerungsprognose des BBR müssen<br />

sich aber auch einige westdeutsche Kreise auf einen sehr starken Bevölkerungsschwund<br />

einstellen. Für Wolfsburg, Osnabrück oder Hagen<br />

beispielsweise erwarten die Prognostiker des BBR bis 2020 eine Abnahme<br />

der Einwohnerzahl um rd. 16%. Das würde einem Rückgang an<br />

Wohnflächennachfrage um rd. 7% bis 2020 entsprechen. Auch hier ließe<br />

sich der Trend bis 2050 fortschreiben – dann könnte die Bevölkerung<br />

um 30 bis 40% abnehmen, was einen Verlust an Wohnflächennachfrage<br />

um rd. ein Viertel bedeuten würde. Immerhin für jeden fünften westdeutschen<br />

Kreis erwartet das BBR einen Bevölkerungsrückgang von mindestens<br />

10% bis 2020. Derart feinstrukturierte Prognosen versprechen<br />

freilich eine Genauigkeit, die in der Realität kaum erfüllt werden kann. Je<br />

kleingliedriger die Betrachtungsebene, desto bedeutsamer werden Veränderungen<br />

bei den Wanderungsannahmen. Das gilt gerade bei solch<br />

langem Analysehorizont. Der Zu- oder Fortzug einer einzigen Niederlassung<br />

eines Großunternehmens kann auf Kreisebene große Verwerfungen<br />

durch die dadurch induzierten Wanderungsströme bewirken.<br />

3.3 Angebot von Wohnraum<br />

Bisher wurden ausschließlich Aussagen zur Entwicklung der Nachfrageseite<br />

gemacht. Das ist gerechtfertigt, da demografische Veränderungen<br />

direkt auf die Nachfrage wirken. Wenn man aber Marktreaktionen<br />

einschätzen möchte, muss man auch das Angebot im Blick haben. Erst<br />

das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis<br />

und damit die Rendite einer Immobilie. Hierbei sind offensichtlich zwei<br />

Punkte wichtig: Erstens, wie schnell passt sich das Angebot an Nachfrageänderungen<br />

an? Zweitens, was passiert dort, wo es bereits heute<br />

Angebotsüberhänge gibt (v.a. Ostdeutschland)?<br />

In Deutschland wurden 2001 rd. 28.000 Wohnungen abgerissen – die<br />

meisten davon um Verkehrs- und Freiflächen zu schaffen. Dieser Abgang<br />

entspricht weniger als 1 Promille des Bestands. Dies unterschätzt<br />

jedoch die Höhe des Ersatzbedarfs, da auch in der Vergangenheit Maßnahmen<br />

im Bestand vorgenommen worden sind, die letztlich Ersatz<br />

darstellen (Zusammenlegung von Wohnungen). Für die weiteren Berechnungen<br />

wurde eine Abgangsquote von 0,3% angenommen. 12<br />

Wenn man die Nachfrageänderungen und den durch Abgang entstehenden<br />

Ersatzbedarf zusammenzählt, erhält man den gesamten Neubaubedarf<br />

für die kommenden Jahre. Aufgrund der außergewöhnlichen Angebotssituation<br />

in Ostdeutschland, ist es sinnvoll, zwischen alten und<br />

neuen Bundesländern zu differenzieren. In den alten Ländern müssten<br />

gemäß unserer Flächenprognose bis zum Jahr 2010 noch gut 275.000<br />

Wohnungen à 110 m² pro Jahr fertiggestellt werden. Fast zwei Drittel<br />

davon sind auf zusätzliche Nachfrage zurückzuführen. 13 Das bedeutet,<br />

dass bis zum Jahr 2010 in Westdeutschland rd. 15% mehr Wohnungen<br />

pro Jahr fertig werden müssten als im vergangenen Jahr. In den zwanzig<br />

Jahren nach 2010 nimmt die Zusatznachfrage immer mehr ab, nach<br />

2030 gibt es quasi nur noch das mengenmäßige Erfordernis, Abgänge<br />

zu ersetzen.<br />

12 Mit diesen Werten rechnet auch das BBR (vgl. Metzmacher, M. und Waltersbacher,<br />

M. (2001), Entwicklung des Wohnungsangebotes und zukünftiger Neubaubedarf<br />

bis 2015 in: BBR [Hrsg.], Wohnungsprognose 2015, Bonn). Auch das<br />

empirica Institut rechnet mit 0,3% in seinem Risiko-Szenario (vgl. Simons, H. (1999),<br />

Perspektiven des westdeutschen Wohnungs- und Büromarktes bis 2030, Berlin).<br />

13 Setzt man den Ersatzbedarf auf 0,5% anstatt 0,3%, müssten in Westdeutschland<br />

bis 2010 rd. 340.000 Wohnungen p.a. fertiggestellt werden.<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

Auch westdeutsche Regionen geraten<br />

unter Druck<br />

)HUWLJVWHOOXQJVEHGDUI<br />

LQ :HVWGHXWVFKODQG<br />

’000 Wohnungen p.a.<br />

Ersatzbedarf<br />

Zusatznachfrage<br />

2010 2020 2030 2040 2050<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Anmerkung: Die Rechnung basiert allein<br />

auf der Flächenprognose. Qualitative<br />

Nachfrageveränderungen bleiben hier<br />

unberücksichtigt. Diese sorgen zukünftig für<br />

Zusatznachfrage.<br />

Quelle: DB Research<br />

0


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

In Ostdeutschland stellt sich die Situation aufgrund des bereits bestehenden<br />

Angebotsüberhangs noch dramatischer dar: Derzeit stehen bereits<br />

rd. 1,3 Mio. Wohnungen leer; gut die Hälfte davon dürfte sofort bezugsfähig<br />

sein. 14 Rein rechnerisch könnte also die gesamte bis 2010<br />

entstehende Zusatznachfrage aus dem bezugsfähigen Bestand befriedigt<br />

werden – und es würden 2010 noch immer 700.000 (bislang nicht<br />

marktfähige) Wohnungen leer stehen.<br />

Es ist plausibel, dass es Nachholbedarf im Eigenheimsegment gibt, der<br />

nicht aus dem beschriebenen Bestand gedeckt werden kann (Mismatch).<br />

Schreibt man die Fertigstellungszahlen von Eigenheimen für 2002 fort<br />

(gut 30.000 Einheiten), dann könnte – rein rechnerisch – der heute bezugsfähige<br />

Leerstand die gesamte Mehrnachfrage bis zum Ende des<br />

Untersuchungszeitraums abdecken. Auch wenn es natürlich undenkbar<br />

ist, dass der heute sanierte, bezugsfähige Wohnraum bis 2020 - oder<br />

sogar darüber hinaus - unbenutzt leer stehen kann, zeigt dies den massiven<br />

Überhang im ostdeutschen Wohnungsangebot. Wahrscheinlich<br />

werden in den nächsten 20 Jahren nur rd. 40.000 Wohnungen in den<br />

neuen Bundesländern neu fertiggestellt. In den kommenden Jahrzehnten<br />

würden also im Durchschnitt deutlich weniger Wohnungen in Ostdeutschland<br />

fertig als 2002.<br />

Trotz dieses geringen Fertigstellungsvolumens würde der Leerstand kaum<br />

geringer werden. Stehen immer mehr Wohnungen über Jahrzehnte leer,<br />

wird der Anteil der unbewohnbaren Flächen zunehmen. Diese Flächen<br />

werden sich wahrscheinlich nicht gleichmäßig über die Wohnungsmärkte<br />

verteilen, sondern auf wenige Angebotssegmente in einzelnen Stadtteilen<br />

konzentrieren. Solche Entleerungsprozesse dürften sich ab einer<br />

kritischen Grenze sogar beschleunigen, wenn der Eindruck von Verwahrlosung<br />

als Sicherheitsrisiko empfunden wird.<br />

Abriss in Ostdeutschland und später auch im Westen<br />

Bisher reagierte der Wohnungsmarkt auf die zunehmende Nachfrage<br />

zeitverzögert durch zusätzliches Angebot, wodurch der Wohnungsmarkt<br />

wieder ins Gleichgewicht gebracht wurde. Dabei sorgten die steigenden<br />

Mieten und Kaufpreise als Signale für Investoren und Häuslebauer. Diese<br />

Funktionsweise gilt jedoch nur eingeschränkt, wenn die Nachfrage<br />

zurückgeht, denn das Angebot ist persistent. Im Falle von Angebotsüberhang<br />

reagieren zwar auch die Preise und Mieten – sie geben nach –, jedoch<br />

führen diese Preissignale nicht zu einer Angebotsanpassung. Auf<br />

den meisten Märkten gehört der Wohnungsbestand sehr vielen einzelnen<br />

Marktakteuren. Würde ein einziger Teilnehmer einen Teil seiner<br />

Wohnungen abreißen, kämen die mit der Angebotsverknappung verbundenen<br />

Preiserhöhungen allen Konkurrenten und nur zu einem geringen<br />

Teil ihm selbst zu Gute. Die Nutzen des Abrisses werden sozialisiert,<br />

die Kosten verbleiben beim Einzelnen. Daher unterbleibt eine solche<br />

Maßnahme.<br />

Dieses „Sperrklinken-Problem“ beim Wohnungsangebot wird es zunehmend<br />

auch in westdeutschen Regionen geben. Zwar liegt die Nachfrage<br />

nach Wohnraum auch im Jahr 2050 noch deutlich über dem Niveau von<br />

2000; dieser Vergleich ist aber trügerisch. Angenommen man hatte für<br />

das Jahr 2030 für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt gesorgt, so<br />

14 vgl. Franz, P. (2001), Wohnungsleerstand in Ostdeutschland: differenzierte Betrachtung<br />

notwendig, in: Wirtschaft und Wandel 11/2001, S. 263-267.<br />

Economics<br />

Nachholbedarf im ostdeutschen<br />

Eigenheimsegment<br />

Langfristig werden in Ostdeutschland<br />

nur 40.000 Wohnungen p.a.<br />

fertig<br />

Angebotsüberhänge lassen sich nur<br />

schwierig abbauen<br />

Sperrklinken-Problem auf der Angebotsseite<br />

15


16<br />

Aktuelle Themen<br />

wird dieses Angebot in den folgenden Jahren zum überwiegenden Teil<br />

auch am Markt verbleiben. Im gesamten Bundesgebiet entspricht der<br />

Nachfragerückgang von 2030 bis 2050 rd. 1,3 Mio. Wohnungen à 110<br />

m², über drei Viertel davon entfallen auf die alten Bundesländer, und der<br />

Überhang dürfte nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentriert in Fortzugsgebieten<br />

anzutreffen sein. Dort setzt der Nachfragerückgang auch<br />

deutlich früher ein. Dem Stadtumbau Ost wird mancherorts bereits in<br />

zehn bis fünfzehn Jahren der Stadtumbau West folgen.<br />

Die naheliegende Folgerung ist zwar der Abriss von Wohnungen; das<br />

stellt sich jedoch als schwer zu organisierende Aufgabe dar, denn die<br />

Eigentümer der abgerissenen Wohnungen müssten von den Profiteuren<br />

kompensiert werden. Dies zu organisieren, könnte Aufgabe des Staates<br />

sein. 15 Staatlich subventionierter Abriss kann nur dort eine Alternative<br />

sein, wo gravierende externe Effekte auftreten (z.B. Sicherheitsrisiken<br />

in verwahrlosten Gebieten). Subventionierter Abriss könnte mittelfristig<br />

zum Problem werden, wenn dadurch falsche Signale an zukünftige Investoren<br />

gegeben werden (Moral Hazard Problematik). Können sich nämlich<br />

Investoren darauf verlassen, dass eine Fehlinvestition im Ernstfall<br />

durch staatliche Prämien aufgefangen wird, sinkt das Risiko der Investition<br />

und Überangebot wird wahrscheinlicher. Bei staatlicher Förderung<br />

muss also immer die Einmaligkeit der Maßnahme sowie ihre Befristung<br />

betont werden. Darüber hinaus ist insbesondere in den Regionen mit<br />

Überangebot auf Neubauförderung zu verzichten, um eine weitere Angebotsausdehnung<br />

zu beschränken.<br />

3.4 Strukturelle Verschiebungen<br />

Die Flächenprognose bietet eine Größenordnung für die spätere Neubauentwicklung.<br />

Die tatsächliche Zusatznachfrage und der damit verbundene<br />

Neubaubedarf hängen neben der regionalen Verteilung maßgeblich<br />

von den strukturellen Verschiebungen der Nachfrage im Zuge<br />

der demografischen Entwicklung ab.<br />

In Westdeutschland wird die Wohnfläche der jüngeren Haushalte (unter<br />

45 Jahre) bis 2030 um rd. 20% zurückgehen, bis 2050 sogar um 30%<br />

gg. dem Referenzjahr 2000. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage der älteren<br />

Haushalte (über 65 Jahre) bis 2040 stetig zu. Bis dahin wirkt der<br />

Remanenzeffekt für die Baby-Boomer-Generation stark expansiv. Im Jahr<br />

2040 dürfte der Anteil der nachgefragten Wohnfläche der älteren Haushalte<br />

gut 40% der westdeutschen Gesamtnachfrage ausmachen. Derzeit<br />

ist es knapp ein Viertel.<br />

In Ostdeutschland dürfte der Struktureffekt sogar noch stärker ausfallen:<br />

Derzeit bewohnen die älteren Haushalte gut ein Fünftel der gesamten<br />

Wohnfläche. Bis 2050 nimmt die nachgefragte Fläche dieser Altersgruppe<br />

um über 120% zu, sodass ihr Anteil dann auf über 40% kommen<br />

wird. Während in Westdeutschland der Remanenzeffekt gegen Ende<br />

der 30er Jahre dieses Jahrhunderts zu Ende gehen wird, könnte er in<br />

Ostdeutschland noch länger nachwirken, da die Kohorteneffekte in Ostdeutschland<br />

stärker ausgeprägt sind - vorausgesetzt die Wanderungsverluste<br />

ebben allmählich ab. Die Zäsur der Wiedervereinigung wirft auf<br />

den Wohnungsmärkten einen sehr langen Schatten.<br />

Diese Entwicklung hat zahlreiche Implikationen für die Wohnungsmärkte.<br />

Zunächst wird die Nachfrage jener Gruppe am stärksten sinken, die<br />

in der Vergangenheit am häufigsten unter Knappheiten gelitten hatte:<br />

15 Vgl. dazu Eekhoff, J. (2002), Wohnungspolitik, 2. Aufl., Tübingen.<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

Staatlich subventionierter Abriss kann<br />

zum Problem werden<br />

Neubauförderung in Regionen mit<br />

Überangebot ist zu beenden<br />

:RKQIOlFKHQQDFKIUDJH QDFK<br />

$OWHUVJUXSSHQ :HVWGHXWVFKODQG<br />

200<br />

2000=100<br />

180<br />

> 65 J.<br />

Baby-Boomer<br />

gehen in Rente<br />

Gesamt<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

45 - 65 J.<br />

< 45 J.<br />

80<br />

60<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

die Gruppe der jungen Familien, die eine bezahlbare Wohnung suchen.<br />

Die Nachfrage nach standardisierten Reihenhäusern dürfte in den alten<br />

Bundesländern mittelfristig daher deutlich zurückgehen – ebenso die Preise.<br />

Am stärksten werden jene Regionen betroffen sein, die den äußersten<br />

Ring um die Wirtschaftszentren bilden. Unter der Annahme, dass<br />

die starken Wirtschaftscluster weiterhin Bestand haben und diese Cluster<br />

auf die Präsenz der Mitarbeiter angewiesen sind, werden die Zentren<br />

den größten Teil der Arbeitskräfte anziehen (siehe dazu auch Punkt<br />

4). Teilweise wird es darüber hinaus zu Substitutionsprozessen kommen,<br />

wenn diese Reihenhäuser für Mieter aus einfachen Mehrfamilienhäusern<br />

bezahlbar werden, sodass auch hier Nachfrage fehlen wird und<br />

die Preise unter Druck geraten werden.<br />

Der steigende Anteil der älteren Haushalte ist im Wesentlichen auf zwei<br />

Ursachen zurückzuführen, die unterschiedliche Auswirkungen für die<br />

Wohnungsmärkte haben. Erstens kommt die Generation der Baby-Boomer<br />

ins Rentenalter. Eine besonders stark besetzte Kohorte erreicht<br />

also das Seniorenalter. Es ist plausibel, dass der Anteil pflegebedürftiger<br />

Personen einer Kohorte konstant ist. Dann steigt allmählich der Bedarf<br />

an pflegegerechten oder altengerechten Wohnungen. 16 Damit werden<br />

Seniorenimmobilien jedoch nicht zwangsläufig zur Goldgrube. Bereits<br />

Ende der 90er Jahre gab es eine Welle neuer Projekte. Nicht alle dieser<br />

Projekte bestanden den Markttest, sodass sich die Zahl neuer Vorhaben<br />

von 1998 bis 2002 wieder halbiert hat. Auch in diesem Marktsegment<br />

wird also die Beobachtung der Angebots- und Nachfrageentwicklungen<br />

nicht obsolet, denn selbst bei steigender Nachfrage kann es Überangebot<br />

geben, wenn übersteigerte Erwartungen und Herdenverhalten am Markt<br />

dominieren.<br />

Zweitens nimmt die Lebenserwartung zu. Das impliziert ein steigendes<br />

Durchschnittsalter, also einen größeren Anteil der Seniorenhaushalte.<br />

Wie sich das Nachfrageverhalten der zahlenmäßig wichtigeren Gruppe<br />

der nicht pflegebedürftigen Senioren entwickelt, hängt von der relativen<br />

Bedeutung von Lebenszyklus- und Kohorteneffekten ab. In diesem Zusammenhang<br />

führen die Lebenszykluseffekte dazu, dass die künftigen<br />

Senioren so wie frühere Generationen ungern umziehen. Sie bleiben in<br />

den Wohnungen, die sie als Familie bewohnt haben. Es könnten jedoch<br />

auch Kohorteneffekte hinzu kommen. Die Senioren der Zukunft müssen<br />

sich nicht dergestalt analog zu ihren Eltern und Großeltern verhalten,<br />

dass sie in den Wohnungen bleiben, die sie als Familie bewohnten. Es<br />

ist möglich, dass Mobilität für die Menschen heute selbstverständlicher<br />

geworden ist und dass die kommenden Generationen daher auch im<br />

Alter mobiler sein werden. Zwei Bewegungsrichtungen sind vorstellbar:<br />

Zum einen ist der Umzug in die Stadt, wo das kulturelle Angebot größer<br />

und die medizinische Versorgung besser ist, eine mögliche Option. Zum<br />

anderen dürften landschaftlich attraktive und wirtschaftlich schwache<br />

Gebiete, mit sinkenden Boden- und <strong>Immobilien</strong>preisen locken. Es wird<br />

wohl alle diese Nachfragetypen geben; da Umziehen aber immer mit<br />

hohen Transaktionskosten verbunden ist, dürfte die Gruppe der „Sesshaften“<br />

auch in Zukunft die größte bleiben, auch wenn die anderen Gruppen<br />

an Bedeutung gewinnen werden.<br />

16 Dieses Argument gilt auch dann, wenn man plausiblerweise unterstellt, dass die<br />

künftigen Senioren gesünder sind als heutige gleichen Alters. Zukünftige Pflegefälle<br />

werden später bedürftig, der Anteil der Pflegefälle einer Kohorte dürfte dann<br />

in etwa konstant sein.<br />

Economics<br />

:RKQIOlFKHQQDFKIUDJH QDFK<br />

$OWHUVJUXSSHQ 2VWGHXWVFKODQG<br />

2000=100<br />

240<br />

220<br />

> 65 J.<br />

200<br />

180<br />

160<br />

45 - 65 J.<br />

140<br />

120<br />

Gesamt<br />

100<br />

< 45 J.<br />

80<br />

60<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research<br />

Warnung vor übersteigerten Erwartungen<br />

und Herdenverhalten auf<br />

dem Markt für Seniorenimmobilien<br />

Kohorteneffekte sind schwer einzuschätzen<br />

17


18<br />

Aktuelle Themen<br />

Risiko Wertewandel<br />

Es lohnt jedoch, auch Alternativszenarien in Betracht zu ziehen. Wenn<br />

die älteren Haushalte beispielsweise in Zukunft ihre Flächennachfrage<br />

im Durchschnitt um 10 m² verkleinerten, z.B. weil sie vermehrt in kleinere<br />

Stadtwohnungen ziehen, um von der dort besseren medizinischen<br />

Versorgung zu profitieren, nimmt die Wohnflächennachfrage in Westdeutschland<br />

bis 2020 nur noch um gut 5% zu. Bis zum Ende des Untersuchungszeitraums<br />

würde die Nachfrage zurück auf das Ausgangsniveau<br />

von 2000 absinken. In unserer zuvor präsentierten Berechnung mit<br />

starken Remanenzeffekten auch in zukünftigen Kohorten stieg die Wohnflächennachfrage<br />

bis zum Jahr 2030 um insgesamt fast 12% und lag<br />

2050 noch um über 7% über dem Wert von 2000.<br />

Einen ähnlich starken Effekt wie im „Stadtwohnungs-Szenario“ gäbe es,<br />

wenn die Fraktion der Mallorca-Senioren zunähme. Deren Wohnungsnachfrage<br />

würde dann vollständig fehlen. Falls sich jeder zehnte Rentner<br />

in Zukunft dafür entscheidet, seinen Ruhestand im sonnigen Süden<br />

zu verbringen, dann hätte dies in etwa dieselben Auswirkungen für den<br />

deutschen Wohnungsmarkt wie das oben skizzierte Szenario einer allgemein<br />

verkleinerten Wohnfläche im Alter.<br />

Schließlich ist es auch vorstellbar, dass sich das Wohnverhalten zukünftiger<br />

Senioren dahingehend ändert, dass Formen des Zusammenwohnens<br />

verstärkt nachgefragt werden. Anders als in früheren Generationen<br />

werden viele der zukünftigen Senioren Erfahrungen mit Wohngemeinschaften<br />

haben. Sie wären dann vermutlich offener gegenüber ähnlichen<br />

Wohnformen im Alter, die den Vorteil stärkerer sozialer Integration<br />

böten. Es gäbe dann weniger „Singles“ unter den Seniorenhaushalten.<br />

Auch hier <strong>lässt</strong> sich eine einfache Beispielrechnung aufstellen: Wenn<br />

sich die durchschnittliche Haushaltsgröße nach dem 60. Lebensjahr<br />

nicht mehr ändern würde, dann hätte dies einen vergleichbar starken<br />

Nachfrageeffekt wie die beiden zuvor genannten Verhaltensänderungen,<br />

denn aufgrund der längeren Lebenserwartung der Frau nimmt die Zahl<br />

der Single-Haushalte mit zunehmenden Alter zu.<br />

Allen drei Szenarien liegen recht massive Präferenzverschiebungen zugrunde.<br />

Das wird am besten an dem Mallorca-Beispiel deutlich. Immerhin<br />

müsste sich dafür die Zahl der dauerhaft im Ausland lebenden Rentner<br />

verzehnfachen. 17 In Anbetracht des langen Analysezeitraums liegen<br />

die Szenarien dennoch nicht außerhalb des Möglichen, zumal alle drei<br />

Entwicklungen gleichzeitig stattfinden dürften.<br />

3.5 Anlageklasse Wohnimmobilie in Gefahr?<br />

Die zentrale Frage für die kommenden Jahre wird sein: Wie wirken diese<br />

Effekte auf die Preise von Wohnimmobilien? Bereits in der Vergangenheit<br />

gab es gravierende Unterschiede in der Wertentwicklung von Häusern<br />

und Wohnungen. Seit 1991 sind die Preise für Eigentumswohnungen<br />

in Cottbus um nominal 40% zurückgegangen, in Leipzig immerhin<br />

um 20%. 18 Auch in Westdeutschland gab es Städte mit massivem Rück-<br />

17 Derzeit leben rd. 150.000 deutsche Rentner im Ausland (vgl. Sozialverband VDK,<br />

http://www.vdk.de/bw66, 21.08.2003).<br />

18 Direkt nach der Wiedervereinigung war das Angebot an qualitativ hochwertigem<br />

Wohnraum sehr begrenzt. Die Durchschnittspreise pro m² für eine Eigentumswohnung<br />

in Cottbus, Leipzig oder Dresden lagen 1991 auf dem Niveau von Frankfurt<br />

am Main, also gut 50% über den Quadratmeterpreisen in mittelgroßen westdeutschen<br />

Städten in strukturschwachen Gebieten wie Saarbrücken oder Gelsenkirchen.<br />

Ein Teil des Preisrückgangs in Ostdeutschland ist daher die mittlerweile<br />

eingesetzte Korrektur von anfänglichen Angebotsengpässen.<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

Downside-Risiken bestehen, falls<br />

sich das Nachfrageverhalten ändert<br />

3UHLVHQWZLFNOXQJ<br />

(LJHQWXPVZRKQXQJÃ(Durchschnitt)<br />

1991=100<br />

Saarbrücken<br />

140<br />

130<br />

120<br />

Frankfurt a.M.<br />

110<br />

Lübeck<br />

100<br />

90<br />

Cottbus<br />

Leipzig<br />

80<br />

70<br />

60<br />

91 93 95 97 99 01<br />

Quelle: Bulwien


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

gang der Preise für Wohnimmobilien; so gaben auch in Lübeck die Preise<br />

seit 1995 um gut 20% nach. Auf der anderen Seite haben Wohnimmobilien<br />

in manch anderer (westdeutschen) Stadt deutlich an Wert gewonnen.<br />

In Frankfurt am Main stiegen die Preise für Eigentumswohnungen<br />

beispielsweise seit 1995 um rd. 8%, in Regensburg und Duisburg<br />

sogar zweistellig.<br />

In der Vergangenheit hatten v.a. jene Städte einen überdurchschnittlichen<br />

Preisanstieg, in denen die Bevölkerungszahl gewachsen ist. Gleichzeitig<br />

<strong>lässt</strong> sich ein negativer Zusammenhang zwischen der Angebotsausweitung<br />

und der Wachstumsrate der Wohnungspreise in einer Stadt<br />

im gleichen Zeitraum erkennen – und dies gilt keineswegs nur für Ostdeutschland.<br />

Das bedeutet dann letztlich, dass der demografisch bedingte Bevölkerungsrückgang<br />

in der Zukunft zumindest teilweise durch verhaltenere<br />

Angebotsausweitung aufgefangen werden kann. Dann dürften die Anpassungslasten<br />

der demografischen Entwicklung stärker von der Bauwirtschaft<br />

getragen werden und spiegeln sich weniger in sinkenden <strong>Immobilien</strong>preisen.<br />

Letztere wären nur dann betroffen, wenn der Nachfragerückgang<br />

so stark ausfällt, dass eine Angebotsbegrenzung dies nicht<br />

mehr kompensieren kann bzw. der Angebotsrückbau sich nicht organisieren<br />

<strong>lässt</strong>. Offensichtlich muss man hierbei sowohl regional als auch<br />

bezüglich einzelner <strong>Immobilien</strong>kategorien differenzieren. Am stärksten<br />

werden Regionen ohne dauerhaft gesicherte Arbeitsplätze betroffen bleiben.<br />

Diese Gebiete leiden auch in Zukunft sowohl unter der demografischen<br />

Last, als auch unter der Abwanderung. Wenn gleichzeitig bereits<br />

heute Angebotsüberhänge bestehen, ist für diese Gebiete ein Abwärtstrend<br />

programmiert. Betroffen werden nicht nur ostdeutsche Städte und<br />

Gemeinden sein, sondern zunehmend auch westdeutsche in Randgebieten.<br />

Innerhalb der Wachstumscluster in Westdeutschland nimmt die Nachfrage<br />

bis zur Mitte des Jahrhunderts leicht zu und bleibt danach stabil.<br />

Zumindest dürfte die Nachfrage nicht langsamer zurückgehen als der<br />

natürliche Abgang ausgedienter Wohnflächen. Die Wertsteigerung würde<br />

sich dann bis zur Jahrhundertmitte zwar verlangsamen, einzelne<br />

Wohnungsarten, die für junge Familienhaushalte konzipiert wurden, dürften<br />

dabei jedoch deutlich schlechter abschneiden. Wahrscheinlich wird<br />

die demografische Entwicklung den Trend zum kostengünstigen Bauen<br />

verstärken, da eine lange Verweildauer der Immobilie auf dem Markt zunehmend<br />

zum Risikofaktor wird. Möchte man dieses Risiko begrenzen,<br />

folgt daraus eine kürzere, wirtschaftliche Lebenszeit der Immobilie.<br />

Für jene Standorte, die zwischen den Extrempunkten „strukturschwacher<br />

Raum“ und „Wachstumszentrum“ liegen, und das trifft noch immer<br />

für den Großteil der Standorte zu, sind bis 2025 allenfalls geringe Wertzuwächse<br />

realisierbar, danach wird sich die Zahl der Standorte mit Preisabschlägen<br />

häufen. Eine Katastrophe mit einem Wertverfall von rd. 50%,<br />

wie sie die Prognose von Mankiw und Weil für die USA impliziert, ist<br />

zumindest für den Durchschnitt der Wohnimmobilien in Deutschland bis<br />

2050 nicht zu erwarten. Die Lage einer Immobilie bleibt auch in Zukunft<br />

der entscheidende Faktor: Anders jedoch als in der Vergangenheit, als<br />

der bessere Standort v.a. die Höhe der positiven Rendite bestimmte,<br />

unterscheiden sich in Zukunft gute und schlechte Lagen häufiger durch<br />

Economics<br />

:RKQXQJVSUHLVH XQG<br />

(LQZRKQHU]DKO<br />

Veränderung der<br />

Bev.-zahl (’01 gg. ’95)<br />

-20% -10% 0% 10%<br />

x<br />

-10%<br />

y = 1,118x - 0,0327<br />

R 2 = 0,2462<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

-20%<br />

-30%<br />

-40%<br />

Anmerkung: 93 deutsche Städte.<br />

Quellen: Stat. BA, Bulwien<br />

y = -1,9988x + 0,0747<br />

R 2 = 0,3052<br />

Preisanstieg<br />

(’01 gg. ’95)<br />

3UHLVH I U (LJHQWXPVZRKQXQJHQ<br />

XQG :RKQXQJVDQJHERW<br />

20%<br />

Preisanstieg (’01 gg. ’95)<br />

10%<br />

*)<br />

0%<br />

0% 5% 10% 15% 20%<br />

-10%<br />

*) Erhöhung d. Wohnungsbestands<br />

('01 gg. '95)<br />

Anmerkung: 93 deutsche Städte.<br />

Quellen: Stat. BA, Bulwien<br />

-20%<br />

-30%<br />

-40%<br />

19


20<br />

Aktuelle Themen<br />

das Vorzeichen bei der Rendite. Schließlich muss betont werden, dass<br />

sich die Studie auf den Zeitraum bis 2050 beschränkt hat, da der Ausgangspunkt<br />

die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen<br />

Bundesamtes war. Innerhalb der getroffenen Annahmen ist es<br />

jedoch klar, dass sich die Last der <strong>Demografie</strong> für Wohnimmobilien nach<br />

2050 noch verstärkt, denn dann stirbt die Generation der Baby-Boomer<br />

allmählich aus. 19<br />

4. Büroimmobilien unter besonderem Druck<br />

In Deutschland gibt es zurzeit schätzungsweise 335 Mio. m² Bürofläche,<br />

gut 25% mehr als 1990. Dieser Anstieg entspricht ungefähr einem<br />

jahresdurchschnittlichen Flächenwachstum von rd. 6 Mio. m² pro Jahr.<br />

Das Flächenwachstum verteilt sich freilich sehr unterschiedlich auf die<br />

einzelnen Bürostandorte: Auf der einen Seite nahm die Bürofläche in<br />

einigen Großstädten um über 50% zu (z.B. Düsseldorf, Offenbach, Dresden,<br />

Leipzig), auf der anderen Seite gibt es auch zahlreiche Städte, in<br />

denen der Flächenzuwachs weniger als 10% ausmachte (z.B. Bottrop,<br />

Leverkusen oder Recklinghausen).<br />

4.1 Prognose der Nachfrageentwicklung<br />

Die Büroflächennachfrage hängt von zwei Parametern ab: zum einen<br />

von der Zahl der Bürobeschäftigten und zum anderen von der Fläche, die<br />

jeder dieser Bürobeschäftigten im Durchschnitt für seine Tätigkeit benötigt.<br />

Beide Parameter lassen sich allenfalls näherungsweise über den<br />

gesamten Untersuchungszeitraum einschätzen, denn eine funktionierende<br />

Marktwirtschaft bedeutet permanenten Wandel. Dann greift die<br />

einfache Fortschreibung von bereits heute angelegten Trends offenbar<br />

zu kurz, da sie gerade die ergebnisoffene Dynamik der Wettbewerbswirtschaft<br />

außer Betracht lassen muss. Je länger der Prognosehorizont<br />

ist, desto schwerer ist es, Wettbewerbsprozesse und deren Ergebnisse<br />

in Gänze zu antizipieren.<br />

Zahl der Erwerbsfähigen sinkt deutlich<br />

Die wichtigste Kenngröße für die Nachfrage nach Büroraum ist die Zahl<br />

der Bürobeschäftigten in Deutschland. Um deren Entwicklung über 50<br />

Jahre modellieren zu können, bedarf es Annahmen über drei Faktoren:<br />

Erstens muss man die Zahl der Erwerbsfähigen kennen, also die Zahl<br />

derer, die grundsätzlich dem Erwerbsprozess zur Verfügung stünden.<br />

Hier gilt üblicherweise die Altersgruppe zwischen 15 und 65 Jahre als<br />

Orientierungsgröße. Dieser Wert <strong>lässt</strong> sich direkt aus der Bevölkerungsvorausberechnung<br />

ermitteln. Zweitens gilt es einzuschätzen, wie groß<br />

der Anteil der Personen ist, die tatsächlich erwerbstätig sein werden.<br />

Schließlich ist die Wirtschaftsstruktur entscheidend. Für die Fragestellung<br />

geht es dabei um die Aufteilung der Erwerbstätigen auf Büro- und<br />

Nicht-Bürotätigkeiten.<br />

Derzeit beträgt die Zahl der Erwerbsfähigen rd. 55,5 Mio. Personen. In<br />

den kommenden zehn Jahren sind noch fast alle geburtenstarken Jahrgänge<br />

im Erwerbsprozess integrierbar, sodass dieses Potenzial in etwa<br />

konstant bleibt. Ab 2010 erreichen immer mehr Baby-Boomer das Rentenalter.<br />

Bis 2020 wird die Zahl der Erwerbsfähigen bereits um fast 4%<br />

19 In seinem aktuellen Deutschland Report präsentiert das Prognos-Institut eine Bevölkerungsprognose<br />

bis 2080. Nach dieser Schätzung sinkt die Bevölkerungszahl<br />

in Deutschland von 2050 bis 2080 um weitere 17% auf dann rd. 60 Mio.<br />

Einwohner. Der Rückgang in diesen 30 Jahren wäre dann stärker als in der<br />

gesamten ersten Hälfte dieses Jahrhunderts. Vgl. Prognos (2002), Deutschland<br />

Report 2002-2020, Basel, S. 50.<br />

Economics<br />

% URIOlFKHQZDFKVWXP IOl K K W LQ L<br />

'HXWVFKODQG<br />

91 93 95 97 99 01<br />

Quellen: Bulwien, DB Research<br />

Ost-D.<br />

18. September 2003<br />

West-D.<br />

1990 = 100<br />

(UZHUEVIlKLJH %HY|ONHUXQJ<br />

(Altersgruppe 15 bis 65 Jahre)<br />

Mio.<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: St at . BA


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

gesunken sein. Nach 2020 beschleunigt sich die Erosion des Arbeitskräftepools<br />

sogar noch. In Einzeljahren nimmt die Zahl der 15 bis 65jährigen<br />

um 1% pro Jahr ab. Erst wenn alle geburtenstarken Jahrgänge<br />

das Rentenalter erreicht haben, verlangsamt sich der Schrumpfungsprozess,<br />

bleibt aber mit 0,5% p.a. weiterhin bedeutend. Im Jahr 2050 beträgt<br />

die Zahl der Erwerbsfähigen nur noch rd. 44 Mio. Personen. Das<br />

entspricht einem Rückgang gegenüber dem Jahr 2000 von über 20%.<br />

Da insbesondere die jüngeren Menschen mobil sind, verteilt sich der<br />

Rückgang regional noch uneinheitlicher als der gesamte Bevölkerungsrückgang.<br />

Während in den süddeutschen Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg<br />

und Rheinland-Pfalz die Altersgruppe der 15 bis 65jährigen<br />

bis zum Jahr 2020 sogar noch leicht steigt, geht die Zahl der<br />

Erwerbsfähigen in Bremen, Saarland und den ostdeutschen Flächenländern<br />

außer Brandenburg in diesem Zeitraum bereits zweistellig zurück.<br />

Bis 2050 dürfte der Arbeitskräftepool dieser Fortzugsregionen dann rd.<br />

ein Drittel kleiner sein als heute. Sollte die jahresdurchschnittliche Zuwanderung<br />

geringer ausfallen als 200.000 Personen pro Jahr und/oder<br />

sich die Binnenmigration ungebremst fortsetzen, könnte sich das Arbeitskräftepotenzial<br />

in Teilräumen bis 2050 halbieren.<br />

Vier Szenarien<br />

Nun stellt die Zahl der Erwerbsfähigen lediglich die Gesamtheit der Personen<br />

einer Altersgruppe dar – für die Büronachfrage ist jedoch die Zahl<br />

der Arbeitnehmer, die in Büroräumen arbeiten, relevant. Die nachfragewirksame<br />

Bevölkerungsgruppe ist aus zwei Gründen kleiner als die Gruppe<br />

der Erwerbsfähigen. Zum einen stehen nicht alle Menschen der Altersgruppe<br />

dem Arbeitsmarkt zur Verfügung (Studium, Krankheit, vorgezogener<br />

Ruhestand, Kindererziehung). Von den 55 Mio. Menschen im Alter<br />

von 15 bis 65 Jahren zählen derzeit 40,5 Mio. zu den Erwerbspersonen,<br />

davon sind etwa 36,5 Mio. Menschen tatsächlich erwerbstätig und 4<br />

Mio. Menschen sind arbeitslos. Die Erwerbspersonenquote misst den<br />

Anteil der Erwerbspersonen zum gesamten Potenzial. Momentan liegt<br />

diese Quote bei 72,6%. Im internationalen Vergleich befindet sich<br />

Deutschland mit dieser Quote im unteren Mittelfeld. Insbesondere die<br />

Erwerbspersonenquote für die über 55-jährigen ist in Deutschland unterdurchschnittlich.<br />

Zum anderen arbeitet nur ein Teil der Menschen in Büroräumen.<br />

Um die Einflussfaktoren besser veranschaulichen zu können,<br />

werden im Folgenden vier Szenarien vorgestellt.<br />

1) Status Quo: In diesem Szenario bleiben alle relevanten Parameter<br />

konstant. Das heißt, es gelingt weder die Arbeitslosenquote zu<br />

senken, noch die Erwerbspersonenquote zu erhöhen. Auch der<br />

Anteil der Bürobeschäftigten ist konstant.<br />

2) Arbeitsmarktderegulierung: In diesem Szenario kann die Zahl der<br />

Arbeitslosen allmählich auf 4% in Westdeutschland und auf 6% in<br />

Ostdeutschland bis zum Jahr 2050 gesenkt und die Erwerbspersonenquote<br />

von derzeit 72,6% auf 79% im Jahr 2030 erhöht werden.<br />

Der Anstieg der Erwerbspersonenzahlen könnte z.B. durch eine Erhöhung<br />

des faktischen Renteneintrittsalters von heute 60,5 Jahre auf<br />

65 Jahre erreicht werden. In diesem Szenario bleibt die Bürobeschäftigtenquote<br />

unverändert.<br />

3) Mehr Bürojobs: Dieses Szenario erweitert das zweite Szenario um<br />

die Annahme eines sukzessiven Anstiegs der Bürobeschäftigtenquote<br />

um 10%-Punkte bis 2030. Der Trend zu mehr Bürojobs der letzten<br />

15 Jahre würde also noch drei Jahrzehnte ungebremst fortgesetzt.<br />

Nach 2030 wird die Bürobeschäftigtenquote konstant gehalten. Der<br />

Economics<br />

% UREHVFKlIWLJWHQTXRWH<br />

87 90 93 96 99 02<br />

Quelle: BA f. Arbeit<br />

West-D.<br />

Szenarien-Übersicht<br />

Ost-D.<br />

1) Status Quo:<br />

- Arbeitslosenquote bleibt konstant<br />

- Erwerbspersonenquote bleibt konstant<br />

- Bürobeschäftigtenquote bleibt konstant<br />

- Bürofläche je Bürobesch. bleibt konstant<br />

2) Arbeitsmarktderegulierung:<br />

- Arbeitslosenquote sinkt auf 4% im<br />

Westen und auf 6% in Ostdeutschland<br />

bis 2050<br />

- Erwerbspersonenquote steigt bis 2030<br />

von 72,6% auf 79%<br />

- Bürobeschäftigtenquote bleibt konstant<br />

- Bürofläche je Bürobesch. bleibt konstant<br />

3) Mehr Bürojobs:<br />

- Arbeitslosenquote sinkt auf 4% im<br />

Westen und auf 6% in Ostdeutschland<br />

bis 2050<br />

- Erwerbspersonenquote steigt bis 2030<br />

von 72,6% auf 79%<br />

- Bürobeschäftigtenquote nimmt bis 2030<br />

um 10%-Punkte zu<br />

- Bürofläche je Bürobesch. bleibt konstant<br />

4) Technische Revolution II:<br />

- Arbeitslosenquote sinkt auf 4% im<br />

Westen und auf 6% in Ostdeutschland<br />

bis 2050<br />

- Erwerbspersonenquote steigt bis 2030<br />

von 72,6% auf 79%<br />

- Bürobeschäftigtenquote sinkt von 2010<br />

bis 2040 um 5%-Punkte<br />

- Bürofläche je Bürobesch. sinkt bis 2050<br />

um 10%.<br />

Quelle: DB Research<br />

%<br />

41<br />

39<br />

37<br />

35<br />

33<br />

31<br />

29<br />

21


22<br />

Aktuelle Themen<br />

Strukturwandel vollzieht sich in diesem Szenario in Ost und West<br />

gleich schnell, es bliebe jedoch ein Strukturunterschied zwischen<br />

den alten und neuen Ländern bestehen.<br />

4) Technische Revolution II: In diesem Szenario bekommt die Technische<br />

Revolution eine neue Qualität. Ein wichtiger Anreiz für Innovationen<br />

ist die Reduktion der Produktionskosten. Dabei spielen zwei<br />

sich verstärkende Effekte eine Rolle: Erstens geht es um die Einsparung<br />

von Bürofläche durch sinnvollen Einsatz von Telearbeitsplätzen.<br />

Bei Telearbeit handelt es sich um Tätigkeiten, die durch I&K-Technik<br />

ausschließlich oder zeitweise außerhalb der zentralen Betriebsstätte<br />

verrichtet werden, z.B. zu Hause. Dabei dürften sich insbesondere<br />

alternierende Beschäftigungsformen durchsetzen, bei denen der Arbeitnehmer<br />

z.B. zwei Tage in der Woche ins Büro kommt und an den<br />

anderen drei Arbeitstagen von seinem Heimarbeitsplatz aus arbeitet.<br />

Bei reibungsloser Organisation könnte durch desk-sharing in dieser<br />

Aufteilung rechnerisch 60% der Bürofläche eingespart werden. Das<br />

ist natürlich der Höchstwert, der nicht die Zielgröße sein kann, da er<br />

keine Flexibilität erlaubt. In diesem Szenario rechnen wir damit, dass<br />

bis zum Jahr 2020 die Zahl der Heim-Teleworker in Deutschland um<br />

1,5 Mio. Personen auf dann rd. 2 Mio. ansteigt. Wenn man annimmt,<br />

dass sich zwei Telearbeiter einen Büroarbeitsplatz in der Zentrale<br />

teilen, könnte die Bürofläche in Bürogebäuden bis 2020 um rd. 6%<br />

sinken. Bis 2050 werden in diesem Szenario rd. 10% Bürofläche<br />

durch Telearbeitsmaßnahmen ausgegliedert werden. 20 Zweitens könnte<br />

höherwertige Technik auch zunehmend Bürotätigkeiten ersetzen.<br />

In Ländern mit relativ hohen Arbeitskosten ist arbeitsvermeidender<br />

technischer Fortschritt besonders lohnenswert. Arbeit wird dann zunehmend<br />

durch Kapital ersetzt. In der Vergangenheit wurden v.a. einfache<br />

Fertigungsarbeiten durch Maschinen substituiert. In der nächsten<br />

Runde könnten nun die hochwertigeren und vergleichsweise teuren<br />

Bürotätigkeiten zur Zielscheibe des technischen Fortschritts<br />

werden, da hier das größte Einsparpotenzial ruht. 21 Dies muss nicht<br />

zwangsläufig zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. In diesem<br />

Szenario entwickelt sich die Zahl der Arbeitsplätze analog zum Szenario<br />

Arbeitsmarktderegulierung, die Bürobeschäftigtenquote sinkt<br />

jedoch von 2010 bis 2040 um 5 Prozentpunkte.<br />

Hinsichtlich der Zahl der Erwerbstätigen werden hier also zwei Varianten<br />

präsentiert. In dem Status Quo Szenario geht die Zahl der Erwerbstätigen<br />

in Ostdeutschland um insgesamt rd. ein Drittel bis zum Jahr 2050<br />

zurück. In Westdeutschland bliebe die Zahl noch bis 2010 konstant und<br />

nimmt dann beschleunigt ab: Im Jahr 2050 werden dann fast 20% weniger<br />

Menschen in Deutschland erwerbstätig sein als im Jahr 2000. In den<br />

anderen drei Szenarien greifen Arbeitsmarktreformen: Hier bleibt die Zahl<br />

der Erwerbstätigen in Ostdeutschland bis zum Jahr 2020 in etwa unverändert<br />

und sinkt dann um rd. 15% bis 2050. In Westdeutschland könnten<br />

die Reformen bis 2020 sogar für Jobwachstum von 6% gg. 2000<br />

sorgen. Ab 2020 dürften die Arbeitsmarktimpulse die demografischen<br />

20 Vgl. dazu auch Mitropoulos, S., Siegel, C.-C., Funk, B. (2000), e-<strong>Immobilien</strong>. <strong>Immobilien</strong><br />

im Internet-Zeitalter, Deutsche Bank Research, Deutsche Grundbesitz.<br />

21 Vgl. zu diesem Argument Krugman, P. (1994), Technology’s Revenge, in: The<br />

Wilson Quarterly, S. 56-64. Dieser Effekt wird verstärkt, wenn die Nachfrage<br />

nach sozialen Diensten (z.B. Pflege) im Zuge der Alterung stark anzieht. In der<br />

Folge gäbe es eine Veränderung der relativen Preise zugunsten der sozialen<br />

Dienste, und im Anschluss daran sorgt die Anpassung der relativen Entlohnung<br />

auf dem Arbeitsmarkt für eine Stärkung der Berufsgruppe.<br />

Economics<br />

% UREHVFKlIWLJXQJ LQ<br />

:HVWGHXWVFKODQG<br />

2000=100<br />

Status Quo<br />

Technische<br />

Revolution II<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Reserach<br />

18. September 2003<br />

(UZHUEVWlWLJH LQ 'HXWVFKODQG<br />

Reform, West<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

Reform, Ost<br />

85<br />

Status Quo, Ost<br />

80<br />

75<br />

Status Quo, 70<br />

2000=100 West<br />

65<br />

60<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Anmerkung: „Reform“ stellt die Zahl der<br />

Erwerbstätigen in den drei Szenarien „Arbeitsmarktderegulierung“,<br />

„Mehr Bürojobs“<br />

und „Technische Revolution II“ dar. „Status<br />

Quo“ bezeichnet das Szenario ohne Parameteränderungen.<br />

Quelle: DB Reserach<br />

Mehr Bürojobs<br />

Arbeitsmarktderegul.<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Lasten jedoch nicht mehr kompensieren; die Zahl der Erwerbstätigen in<br />

Westdeutschland wird selbst in diesem optimistischen Szenario bis 2050<br />

um 10% gegenüber dem Höchstwert zurückgehen.<br />

Die Zahl der Bürobeschäftigten im Jahr 2050<br />

Das (extrem pessimistische) Status Quo Szenario zeigt am deutlichsten<br />

die Auswirkungen der demografischen Entwicklung, da hierbei alle<br />

relevanten Parameter (Arbeitslosenquote, Erwerbspersonenquote und<br />

Bürobeschäftigtenquote) auf dem heutigen Stand konstant gehalten wurden.<br />

In diesem Fall sinkt die Zahl der Büroarbeitsplätze in Westdeutschland<br />

bis 2020 nur moderat. Wenn danach die Baby-Boomer allmählich in<br />

Rente gehen, beschleunigt sich der Rückgang der Bürojobs. 2050 werden<br />

dann fast 20% weniger Büroarbeitsplätze in Westdeutschland existieren<br />

als heute, das entspricht einem Rückgang um rd. 2 Mio. In Ostdeutschland<br />

bedeutet der Erhalt des Status Quo v.a. anhaltend hohe<br />

Arbeitslosigkeit. Die Folge wäre ein stetiger Rückgang der Bürobeschäftigung.<br />

Bis 2050 sinkt die Zahl der Büroarbeitsplätze in Ostdeutschland<br />

um über 30%, also um rd. 750.000 Jobs. Dieses Szenario muss freilich<br />

als Risiko-Szenario angesehen werden, denn natürlich haben die Politik<br />

und die Tarifvertragsparteien Mittel, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.<br />

Auch die Annahme, der Strukturwandel hätte sein Ende gefunden<br />

und es gäbe keine weitere Verschiebung zugunsten der Bürotätigkeiten,<br />

ist eine konservative Parametersetzung. Unwahrscheinlich ist dieses<br />

Szenario jedoch nicht.<br />

Das Szenario „Arbeitsmarktderegulierung“ veranschaulicht, dass selbst<br />

ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit in Ost und West sowie die<br />

parallele Erhöhung des Renteneintrittsalters den Rückgang der Bürobeschäftigung<br />

ab 2020 nicht verhindern können. In Ostdeutschland bliebe<br />

die Zahl der Bürobeschäftigten in den kommenden 20 Jahren in etwa<br />

konstant und nimmt dann beschleunigt ab. 2050 beträgt der Rückgang<br />

gegenüber heute knapp 15%. In Westdeutschland wächst die Zahl der<br />

Bürobeschäftigten bis 2020 im Jahresdurchschnitt um 0,3%, also spürbar<br />

langsamer als in früheren Jahren. Von 1987 bis 2002 nahm die Bürobeschäftigung<br />

in Westdeutschland noch um rd. 1,5% p.a. zu. Nach 2020,<br />

wenn die Verrentung der Baby-Boomer den Alterungsprozess auf dem<br />

deutschen Arbeitsmarkt bestimmt, reichen die Impulse der Arbeitszeitverlängerung<br />

und der reduzierten Arbeitslosigkeit nicht mehr aus, um für<br />

mehr Bürobeschäftigung zu sorgen. Bis 2050 geht die Bürobeschäftigung<br />

in den alten Bundesländern um fast 15% gegenüber 2020 zurück.<br />

Im Vergleich zum Ausgangsjahr 2000 werden dann fast 7% weniger Bürobeschäftigte<br />

in Westdeutschland arbeiten.<br />

Nur in unserem optimistischen Szenario „mehr Bürojobs“ mit anhaltend<br />

starkem Strukturwandel zugunsten der Bürotätigkeiten und erfolgreichen<br />

Arbeitsmarktreformen wird es 2050 sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland<br />

mehr Bürojobs geben als heute. In Ostdeutschland beträgt<br />

das Plus rd. 300.000 Arbeitsplätze, in Westdeutschland rd. 2 Mio. gegenüber<br />

heute. Jedoch auch in diesem Szenario wird der Höhepunkt der<br />

Büronachfrage lange vor dem Ende des Untersuchungszeitraums erreicht.<br />

In Westdeutschland nimmt die Bürobeschäftigung auch in diesem Szenario<br />

von 2030 bis 2050 um fast 8% ab, in Ostdeutschland erreicht das<br />

Minus für diesen Zeitraum sogar rd. 12%. Auch die jahresdurchschnittliche<br />

Wachstumsrate von 0,8% bis zum Maximalwert bleibt deutlich hinter<br />

der Wachstumsrate früherer Jahre zurück.<br />

Economics<br />

% UREHVFKlIWLJXQJ LQ<br />

2VWGHXWVFKODQG<br />

Mehr Bürojobs<br />

Status Quo<br />

2000=100<br />

Arbeitsmarktderegul.<br />

Technische<br />

Revolution II<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Rückgang der Bürobeschäftigung<br />

selbst im optimistischsten Szenario<br />

23


24<br />

Aktuelle Themen<br />

Wie stark die zukünftige Entwicklung der deutschen Büromärkte von<br />

dem anhaltenden Strukturwandel zu mehr Bürojobs abhängt, wird durch<br />

unser Referenzszenario „Technische Revolution II“ deutlich. In diesem<br />

Szenario sinkt die Zahl der Bürobeschäftigten ab 2010 ähnlich stark wie<br />

im Status Quo Szenario.<br />

Das Szenario „Arbeitsmarkderegulierung“ dürfte die größte Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

besitzen. Auf der einen Seite wird der Strukturwandel zu<br />

mehr Bürojobs zwar noch einige Jahre andauern, sodass dieses Szenario<br />

die Entwicklung unterschätzt. Gleichzeitig ist jedoch zu befürchten,<br />

dass es nicht gelingt, die Arbeitslosigkeit in Deutschland durch Reformen<br />

des Arbeitsmarktes auf das Niveau der natürlichen Rate zu drükken.<br />

Das heißt, das Szenario könnte die mögliche Entwicklung diesbezüglich<br />

überschätzen, sodass der Nettoeffekt in etwa ausgeglichen wäre.<br />

Die Szenarien machen eindrucksvoll deutlich, dass die demografische<br />

Entwicklung in Zukunft dem Wachstumspotenzial der Büromärkte enge<br />

Grenzen setzt. Das gilt umso mehr, je stärker der technische Fortschritt<br />

die Auflösung von tradierten Betriebsstrukturen ermöglicht. Bereits heute<br />

sind viele Bürotätigkeiten problemlos von zu Hause zu erledigen. Es<br />

ist durchaus vorstellbar, dass die Trennung von Heim- und Arbeitsstätte,<br />

die am Ende der Industriellen Revolution stand, durch die I&K-Revolution<br />

zumindest teilweise rückgängig gemacht wird. Inwiefern diese Gegenbewegung<br />

tatsächlich einsetzt, dürfte in Zukunft eher vom Willen der<br />

Arbeitnehmer und Arbeitgeber abhängen, als von der technischen Machbarkeit.<br />

Natürlich wird sich dieser Prozess eher über Jahrzehnten als<br />

über wenige Jahren erstrecken. Gerade das Szenario „Technische Revolution<br />

II“ hat jedoch deutlich gemacht, dass selbst geringfügige Änderungen<br />

in der Beschäftigungsstruktur über den gesamten Prognosehorizont<br />

gravierende Veränderungen bedeuten können.<br />

Bürofläche pro Bürobeschäftigten<br />

Bisher haben die Szenarien nur die Zahl der Bürobeschäftigten dargestellt.<br />

Um die Entwicklung der Büroflächennachfrage abzubilden, benötigt<br />

man darüber hinaus Vorstellungen über den durchschnittlichen Flächenverbrauch<br />

je Beschäftigten.<br />

In den letzten Jahren entwickelte sich der Flächenverbrauch je Beschäftigten<br />

uneinheitlich. Nimmt man den ungewichteten Durchschnitt von<br />

100 westdeutschen Büromärkten als Maßstab, ließe sich zwar ein schwacher<br />

Aufwärtstrend von 1990 bis 2000 feststellen; dieser fand jedoch zur<br />

Jahrtausendwende sein jähes Ende. Heute liegt der durchschnittliche<br />

Büroflächenverbrauch je Bürobeschäftigten in Westdeutschland leicht<br />

über dem Niveau von 1990. In Ostdeutschland gab es heftigere Anpassungen.<br />

Hier sackte der Flächenverbrauch bis 1995 deutlich ab und nahm<br />

in den letzten Jahren wieder stärker zu. Aus dieser Entwicklung einen<br />

Trend für die Zukunft abzuleiten, fällt aus drei Gründen sehr schwer.<br />

Erstens ist die Entwicklung in der Vergangenheit zumindest teilweise<br />

durch den <strong>Immobilien</strong>zyklus verursacht. Unternehmen können ihren Flächenverbrauch<br />

in der Regel nicht so schnell anpassen wie die Zahl ihrer<br />

Mitarbeiter. Das führt in konjunkturellen Schwächephasen dazu, dass<br />

sich weniger Mitarbeiter dieselbe Mietfläche teilen. Die Fläche pro Mitarbeiter<br />

nimmt dann nicht deswegen zu, weil es großzügigere Flächenzuteilungen<br />

gab, sondern weil es weniger Mitarbeiter gibt. In Westdeutschland<br />

erkennt man dies daran, dass die niedrigsten Flächenverbrauchszahlen<br />

in den Nach-Boomjahren 1992 und 2001 zu verzeichnen<br />

waren.<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

Demografische Entwicklung setzt<br />

enge Grenzen für deutsche Büromärkte<br />

% URIOlFKH MH %HVFKlIWLJWHQ<br />

West-D.<br />

Ost-D.<br />

90 92 94 96 98 00<br />

23<br />

22<br />

21<br />

20<br />

19<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15<br />

Anmerkung: Westdeutschland ist der ungewichtete<br />

Mittelwert von 100 westdeutschen<br />

Städten und Ostdeutschland ist der ungewichtete<br />

Mittelwert von 24 ostdeutschen<br />

Städten.<br />

Quellen: Bulwien, DB Research


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

Zweitens sind in den letzten Jahren zwei gegenläufige Trends auffällig.<br />

Einerseits stehen in modernen Bürogebäuden zwar mehr Flächen für<br />

Aufenthalts- und Besprechungsräume zur Verfügung. Auf der anderen<br />

Seite ist man zunehmend bemüht, die Fläche je Arbeitsplatz zu optimieren<br />

(z.B. desk-sharing).<br />

Drittens lohnt auch bei dieser Kennzahl die Analyse von regionalen Teilmärkten.<br />

Während 2001 in Frankfurt oder Bonn im Durchschnitt mehr<br />

als 28 m² auf jeden sozialversicherungspflichtig Bürobeschäftigten kamen,<br />

begnügten sich die Unternehmen in Eisenach oder Halberstadt im<br />

Schnitt mit gut 10 m² weniger pro Beschäftigten. Auch die Entwicklung<br />

verläuft höchst unterschiedlich: In einigen Märkten ist die Fläche pro<br />

Bürobeschäftigten in den 90er Jahren deutlich gesunken, in anderen ist<br />

die Fläche zweistellig gewachsen. Eine exakte Flächenprognose für Einzelmärkte<br />

muss solchen regionalen Besonderheiten Rechnung tragen.<br />

Büronachfrage in Deutschland<br />

Angesichts der Schwierigkeit, eindeutige Trends für den Flächenverbrauch<br />

pro Beschäftigten abzuleiten, wird dieser Parameter über den gesamten<br />

Prognosehorizont in den drei Szenarien „Status Quo“, „Arbeitsmarktderegulierung“<br />

und „Mehr Bürojobs“ konstant gehalten. Dann ist die Veränderungsrate<br />

der Bürobeschäftigtenzahlen gleichzeitig die Veränderungsrate<br />

der Bürofläche. Das heißt, spätestens ab 2020 wird die Nachfrage<br />

nach Bürofläche in Deutschland zweistellig bis 2050 zurückgehen (gemäß<br />

dem Szenario „Arbeitsmarktderegulierung“).<br />

In dem Szenario „Technische Revolution“ sinkt die Bürofläche (in Bürogebäuden)<br />

pro Kopf um insgesamt 10% bis 2050. Das bedeutet, die<br />

Flächennachfrage in diesem Szenario nimmt aufgrund zweier Effekte<br />

ab: Zum einen geht der Anteil der Bürobeschäftigten zurück, zum zweiten<br />

hat jeder Bürobeschäftigte statistisch weniger Bürofläche zur Verfügung.<br />

Die beiden Effekte sind so stark, dass sie die positiven Impulse<br />

der Arbeitsmarktderegulierung deutlich überkompensieren. Am Ende des<br />

Untersuchungszeitraums könnte der Nachfragerückgang knapp 30% ausmachen.<br />

Ähnlich wie die Wohnflächennachfrage wird sich auch die Büroflächennachfrage<br />

sehr stark auf die wichtigen Wirtschaftsräume konzentrieren.<br />

Bereits auf der Ebene der Bundesländer ergeben sich gravierende Unterschiede.<br />

In den süddeutschen Wachstumsländern (Baden-Württemberg,<br />

Rheinland-Pfalz und Bayern) ist in dem Szenario „Arbeitsmarktderegulierung“<br />

zwar auch ein Rückgang der Büroflächennachfrage angelegt, in<br />

unserem Status Quo Szenario sinkt die Flächennachfrage sogar zweistellig.<br />

Verglichen mit den Fortzugsregionen bleiben diese Rückgänge<br />

jedoch moderat. In den ostdeutschen Flächenländern droht die Nachfrage<br />

um bis zu 40% einzubrechen. Selbst in dem Szenario „Arbeitsmarktderegulierung“<br />

liegt die Flächennachfrage 2050 um 20% unter dem heutigen<br />

Niveau. Dabei ist zu betonen, dass dieses Szenario gerade für<br />

Ostdeutschland aufgrund der Annahmen (Arbeitslosenquote sinkt von<br />

derzeit gut 18 auf 6% in 2050) einen stärkeren Impuls bedeutet als für<br />

Westdeutschland.<br />

Regionale Unterschiede – Beispiele München und Leipzig<br />

In München sind von 1980 bis 2001 gut 30% zusätzliche Bürojobs entstanden.<br />

Damit verlief der Anstieg der Bürobeschäftigtenzahlen jedoch<br />

keineswegs dynamischer als in anderen Städten Bayerns. Offensichtlich<br />

ist die bayerische Wirtschaft polyzentrisch organisiert. Ob München<br />

künftig im Vergleich zu anderen Wirtschaftzentren in Bayern überproportional<br />

Bürobeschäftigte anziehen kann, ist daher ungewiss. Für die fol-<br />

Economics<br />

)OlFKH SUR % UREHVFKlIWLJWHQ<br />

LQ GHXWVFKHQ 6WlGWHQ<br />

m²<br />

30<br />

28<br />

Jena<br />

Siegen 26<br />

24<br />

22<br />

Bottrop<br />

20<br />

18<br />

16<br />

Dresden<br />

14<br />

12<br />

10<br />

90 92 94 96 98 00<br />

Anmerkung: Die Städte wurden ausgewählt,<br />

um zu zeigen, dass sich diese Maßzahl<br />

in Städten sehr unterschiedlich entwikkelt<br />

hat.<br />

Quelle: Bulwien<br />

)OlFKHQSURJQRVH 'HXWVFKODQG<br />

Mehr Bürojobs<br />

Status Quo<br />

2000=100<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research<br />

Techn. Revo. II<br />

Arbeitsmarktderegulierung<br />

)OlFKHQSURJQRVH 6]HQDULR<br />

6WDWXV 4XR<br />

2000=100<br />

NRW<br />

Sachsen-Anhalt<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quelle: DB Research<br />

Bad.-W.<br />

Brandenburg<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

25


26<br />

Aktuelle Themen<br />

gende Beispielsrechnung wird angenommen, die Zahl der Bürobeschäftigten<br />

entwickelt sich – wie in der Vergangenheit - parallel zum bayerischen<br />

Mittelwert.<br />

Die Gesellschaft für <strong>Immobilien</strong>forschung (gif) weist für die Stadt München<br />

einen Büroflächenbestand von 9,7 Mio. m² für das Jahr 2002 aus. 22<br />

In dem Status Quo Szenario, bei dem alle Parameter konstant bleiben,<br />

findet diese Fläche über den gesamten Prognosezeitraum nicht mehr<br />

ausreichend Nachfrager. Im Jahr 2050 würde das heutige Marktangebot<br />

sogar um fast 20% die Marktnachfrage übersteigen. Selbst in dem Szenario<br />

„Arbeitsmarktderegulierung“, in dem die Arbeitslosenquote allmählich<br />

auf 4% sinkt und das Renteneintrittsalter deutlich steigt, müsste<br />

man die Fläche bis 2020 nur um 1 Mio. m² ausweiten, danach gäbe es<br />

keinen weiteren Zusatzbedarf. Es reicht dann aus, den natürlichen Abgang<br />

teilweise zu ersetzen. Diese Rechnung schließt einen Flächenleerstand<br />

von 5% ein.<br />

Hält der Strukturwandel an, und bildet das Szenario „Mehr Bürojobs“ die<br />

künftige Entwicklung in der bayerischen Hauptstadt am ehesten ab,<br />

müsste das Flächenangebot (inkl. Leerstand von 5%) bis 2030 um rd.<br />

3,5 Mio. m² zunehmen. Das bedeutet, selbst in unserem optimistischsten<br />

Szenario müsste das Büroflächenangebot nur um knapp 1% p.a.<br />

wachsen, also etwa halb so stark wie in den letzten zehn Jahren. Ab<br />

2030 dominiert die <strong>Demografie</strong> auch die Nachfrageentwicklung auf dem<br />

Münchener Büromarkt. Dann ist die Phase wachsender Büromärkte vorbei.<br />

Bestehende Büroflächen werden dann den Markt verlassen müssen<br />

und Grundstücke umgenutzt werden. Am dramatischsten stellt sich die<br />

Situation im Szenario „technische Revolution II“ dar. Der teilweise Übergang<br />

zur Telearbeit und der relative Bedeutungsgewinn von sozialen Diensten<br />

drücken die Nachfrage nach Büroraum. Selbst der natürliche Abgang<br />

von Bürofläche reicht kaum noch aus, um den Nachfragerückgang<br />

zu kompensieren. In diesem Szenario wäre eine intensive Umnutzung<br />

von Bürofläche notwendig. 23<br />

Noch deutlicher zeigt sich die Entwicklung in Leipzig. Dieser Büromarkt<br />

ist gekennzeichnet durch massive Leerstände. Von den rd. 2,6 Mio. m²<br />

Bürofläche stehen heute über 750.000 leer. Nimmt man auch für Leipzig<br />

an, dass die Beschäftigungsentwicklung in der Stadt dem sächsischen<br />

Durchschnitt entspricht, lassen sich die vier Büromarktszenarien auf die<br />

Stadt Leipzig übertragen. Im Status Quo Szenario geht die Nachfrage ab<br />

2010 spürbar zurück. Am Ende des Prognosezeitraums werden dann in<br />

Leipzig fast 25% weniger Büros nachgefragt als heute. Sogar in unserem<br />

Positiv-Szenario „Mehr Bürojobs“ dürfte erst 2030 in etwa so viel<br />

Büroraum nachgefragt werden wie heute angeboten wird. In den darauf<br />

folgenden zwei Dekaden nimmt die Flächennachfrage in Leipzig wieder<br />

um 13% ab.<br />

Sowohl für München als auch für Leipzig <strong>lässt</strong> sich argumentieren, dass<br />

beide Städte in Zukunft stärker zum Dienstleistungszentrum avancieren.<br />

Das ist grundsätzlich möglich, und dann würden unsere Beispiel-<br />

22 Je nach Abgrenzung des Büromarktes München werden von Marktbeobachtern<br />

Werte zwischen 9,7 Mio. m² und fast 16 Mio. m² berichtet. Hier wird der gif-<br />

Abgrenzung gefolgt, da dieser Wert den benutzten Flächenverbrauchskennziffern<br />

zugrunde liegt. Natürlich hat die Wahl der Marktabgrenzung keinen Einfluss<br />

auf die qualitativen Aussagen der Modellrechnung.<br />

23 Es ist jedoch wahrscheinlich, dass steigende Leerstände die Büromieten senken<br />

und dass dieser Prozess für einen Ausgleich sorgt – die Strategie der Telearbeit<br />

ist nämlich nur bei sehr teurem Büroraum attraktiv. Je günstiger Büroraum zu<br />

mieten ist, desto seltener wird man die Arbeitsorganisation auf den Prüfstand<br />

stellen.<br />

Economics<br />

2000=100<br />

00 10 20 30 40 50<br />

18. September 2003<br />

)OlFKHQSURJQRVH 6]HQDULR<br />

$UEHLWVPDUNWGHUHJXOLHUXQJ<br />

NRW<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Quelle: DB Research<br />

Bad.-W.<br />

Brandenburg<br />

=DKO GHU % UREHVFKlIWLJWHQ<br />

YRQ ELV LQ %D\HUQ<br />

% URIOlFKHQQDFKIUDJH LQ<br />

0 QFKHQ<br />

Mehr Bürojobs<br />

Status Quo<br />

Arbeitsmarktderegulierung<br />

Mio. m²<br />

IST 2002<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Quellen: gif, DB Research<br />

Techn. Revol. II<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

Fürth 18,0% Mittelfranken<br />

Augsburg 18,3% Schw aben<br />

Kempten 22,1% Schw aben<br />

Landshut 22,3% Niederbayern<br />

Nürnberg 23,0% Mittelfranken<br />

Bamberg 29,4% Oberfranken<br />

Würzburg 30,1% Unterfranken<br />

München 31,3% Oberbayern<br />

Erlangen 37,0% Mittelfranken<br />

Aschaffenburg 37,2% Unterfranken<br />

Passau 37,8% Niederbayern<br />

Coburg 45,3% Oberfranken<br />

Rosenheim 51,8% Oberbayern<br />

Regensburg 56,9% Oberpfalz<br />

Ingolstadt 87,0% Oberbayern<br />

���������� ����È<br />

Quelle: BA f. Arbeit<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

rechnungen die Flächennachfrage unterschätzen. Das hieße jedoch<br />

gleichzeitig, dass andernorts die Nachfrage noch kräftiger einbricht, da<br />

es auch bei der Büronachfrage zunehmend um die Verteilung einer sinkenden<br />

Gesamtmenge geht. Außerdem dürfte der Preismechanismus<br />

für einen partiellen Ausgleich zwischen den Regionen sorgen.<br />

Außerdem sollte auch nicht das Risiko-Szenario aus den Augen verloren<br />

werden: Technischer Fortschritt könnte in Zukunft zahlreiche Bürotätigkeiten<br />

obsolet machen. Auch könnte die Technik in einigen Jahren<br />

ermöglichen, dass die Leistungserstellung unabhängiger von zentralen<br />

Produktionsstätten wird. Wirtschaftszentren wären dann weiterhin bedeutsam,<br />

die Büronachfrage im Zentrum würde jedoch sinken, da ein<br />

steigender Anteil der Arbeitskräfte nicht in den zentralen Büros arbeiten<br />

müsste. Von dieser Entwicklung wären insbesondere die Bürozentren<br />

betroffen, in denen Bürofläche teuer ist und daher das Einsparpotenzial<br />

größer ist.<br />

4.2 Angebotsentwicklung<br />

Inwiefern die deutschen Büromärkte in den nächsten Dekaden unter<br />

wachsendem Überangebot leiden werden und ob in der Folge die Büromieten<br />

dauerhaft unter Druck geraten, hängt nicht allein von der Büronachfrage<br />

ab: Gerade in schwierigem Marktumfeld ist die angemessene<br />

Angebotsentwicklung entscheidend.<br />

In den letzten Jahren hat sich der Lebenszyklus von Bürogebäuden deutlich<br />

verkürzt, da auch die technischen Anforderungen an Gebäude mit<br />

dem zunehmenden Einsatz von I&K-Technologie im Büroalltag gestiegen<br />

sind. Im Durchschnitt wird für Bürogebäude heute eine Lebensdauer<br />

von 60 Jahren veranschlagt. Das ist jedoch ein Durchschnittswert. Es<br />

kommen auch deutlich kürzere Lebenszyklen vor.<br />

Eine durchschnittliche Lebensdauer von 60 Jahren bedeutet, dass jedes<br />

Jahr 1,7% des Bestands ersetzt werden müssen. Erhaltungsmaßnahmen<br />

sind hier nicht inbegriffen, da selbstverständlich ein Bürogebäude<br />

auch während der 60 Jahre renoviert wird. Anhaltende Marktverzerrungen,<br />

die durch die <strong>Demografie</strong> bedingt werden, sind also nur dort zu<br />

befürchten, wo die Büronachfrage schneller zurückgeht als das Büroangebot<br />

durch „natürlichen“ Abgang. In München sinkt die Büronachfrage<br />

im Status Quo Szenario ab 2010 und im Szenario „Mehr Bürojobs“ ab<br />

2030 mit einer Rate von jeweils rd. 0,5% pro Jahr. In Leipzig geht die<br />

Büronachfrage je nach Szenario zwischen 0,6% („Mehr Bürojobs“ ab<br />

2030) und 0,9% p.a. (Status Quo ab 2010) zurück. Diese Werte liegen<br />

deutlich unter der „natürlichen Abgangsrate“. Das hieße, Angebotsanpassungen<br />

wären grundsätzlich in der Lage, die strukturellen Nachfragerückgänge<br />

zu kompensieren.<br />

Entwarnung ist dennoch nicht zu geben: Erstens wird sich der Nachfragerückgang<br />

in den darauf folgenden Jahren fortsetzen. In Leipzig nimmt<br />

die Nachfrage in allen vier Szenarien ab 2040 mit jahresdurchschnittlich<br />

mehr als 1% ab. Zweitens muss auch auf den Büromärkten das Problem<br />

des ersatzlosen Rückbaus gelöst werden. Bisher folgte die wirtschaftliche<br />

Lebensdauer eines Gebäudes der Ratio, ein altes und ineffizientes<br />

Gebäude abzureißen, um ein neues und effizientes Gebäude an dessen<br />

Stelle besser vermieten zu können. Wenn man anfangen müsste, Gebäude<br />

ersatzlos abzureißen, werden zumindest einige davon am Markt<br />

bleiben, da der ersatzlose Abriss nur allen anderen Marktteilnehmern<br />

nutzt, nicht aber demjenigen, der den Abriss finanziert. Dann geraten<br />

zunächst die unteren Mieten unter Druck, weil einfache, veraltete Gebäude<br />

länger auf dem Markt bleiben. Allmählich dürfte dann auch die<br />

Durchschnittsmiete belastet werden. Eine zweite Entwicklung folgt daraus:<br />

die Umwidmung von Bürogebäuden oder der Grundstücke für alter-<br />

Economics<br />

% UREHVFKlIWLJWH LQ 6DFKVHQ<br />

110<br />

Sachsen<br />

Dresden<br />

Leipzig<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

Chemnitz<br />

80<br />

1993=100<br />

75<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02<br />

Anmerkung: Sachsen ist der gewichtete<br />

Mittelwert der Entwicklungen in Chemnitz,<br />

Dresden, Görlitz, Leipzig, Plauen und Zwikkau.<br />

Quelle: BA f. Arbeit<br />

% URIOlFKHQQDFKIUDJH LQ<br />

/HLS]LJ<br />

Mehr Bürojobs<br />

IST 2002<br />

Arbeitsmarktderegulierung<br />

Status Quo<br />

Mio. m²<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

00 10 20 30 40 50<br />

Anmerkung: Auf die Darstellung des Szenarios<br />

"Technische Revolution" wurde verzichtet,<br />

um die Abbildung übersichtlich zu halten.<br />

Der Verlauf unterscheidet sich nur wenig<br />

zu dem Szenario "Status Quo".<br />

Quellen: gif, DB Research<br />

27


28<br />

Aktuelle Themen<br />

native Nutzungen, z.B. Wohnen, Einzelhandel oder Freizeit. Das Potenzial<br />

für zusätzlichen Wohnraum ist wie oben gezeigt in der Zukunft begrenzt.<br />

Wenn versucht wird, Bürofläche in Wohnfläche umzuwandeln,<br />

erzeugt das zunehmend Freiflächen an anderen Standorten. Diese Abhängigkeit<br />

wird an Bedeutung gewinnen und muss bei der mittelfristigen<br />

Wohnflächenplanung im Auge behalten werden. Dies könnte sogar als<br />

Chance begriffen werden, das soziale Leben zurück in die Innenstädte<br />

zu holen. Die Folge wäre dann natürlich eine zusätzliche Schwächung<br />

der ländlichen Wohnungsmärkte, v.a. im Bereich der Mietwohnungen.<br />

4.3 Auswirkungen für <strong>Immobilien</strong>anlageprodukte<br />

Es wurde gezeigt, dass die Nachfrage nach Büroflächen unter plausiblen<br />

Annahmen durch die heute angelegten demografischen Trends spätestens<br />

ab 2020 - vielerorts sogar früher - erheblich sinken wird. Das<br />

wirft die Frage auf, ob die indirekte <strong>Immobilien</strong>anlage eine sinnvolle Anlage<br />

bleibt. Die Frage ist nicht zuletzt deswegen relevant, da viele private<br />

und institutionelle Anleger im Zuge der Dot-com-Euphorie und der darauf<br />

folgenden Ernüchterung Geld verloren haben und jetzt auf der Suche<br />

nach sicheren Häfen sind. Die Suche wird durch die aktuelle Diskussion<br />

um den Reformbedarf des Rentensystems zusätzlich motiviert. Die sehr<br />

starken Zuflüsse in offene <strong>Immobilien</strong>fonds sind sichtbarer Ausdruck dieser<br />

Suche.<br />

Sollte der Anleger also mittelfristig sein Portfolio wieder zu Lasten der<br />

<strong>Immobilien</strong>produkte umschichten? Auf den ersten Blick ist man geneigt,<br />

die Frage ohne Einschränkungen zu bejahen, da die Risiken auf den<br />

<strong>Immobilien</strong>märkten aufgrund der langen Marktwirksamkeit des Angebots<br />

in Zukunft zunehmen werden. Dennoch bleiben die grundsätzlichen Argumente<br />

für indirekte <strong>Immobilien</strong>produkte auch in Zukunft erhalten: z.B.<br />

die relativ niedrige Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien<br />

oder Bonds sowie die planbaren Zahlungseingänge aus Mieten bei langer<br />

Vertragslaufzeit. Es darf auch nicht vergessen werden, dass auch<br />

die anderen Anlageklassen negativ von der demografischen Entwicklung<br />

in Deutschland betroffen sein werden.<br />

Anders als bei Unternehmensanleihen oder Aktien ist für <strong>Immobilien</strong> die<br />

regionale Verteilung des Bevölkerungsrückgangs maßgeblich. Zwar lassen<br />

sich plausible Trends in die Zukunft fortschreiben und so Nachfrageentwicklungen<br />

in einzelnen Regionen ableiten. Bei einem Planungshorizont<br />

von 50 Jahren kommt es jedoch selbst bei marginalen Parameteränderungen<br />

zu großen Verschiebungen in der regionalen Nachfrage. Wenn<br />

es faktisch unmöglich ist, die exakte regionale Verteilung der rückläufigen<br />

Nachfrage zu prognostizieren und Angebotsüberhänge tendenziell<br />

zu lange am Markt verbleiben, gewinnen Diversifikationsstrategien an<br />

Bedeutung. Anleger sollten bei <strong>Immobilien</strong>anlagen in Deutschland stärker<br />

auf regionale Streuung und Diversifikation über die verschiedenen<br />

<strong>Immobilien</strong>sparten achten.<br />

Da die Bevölkerungsentwicklung nicht in allen Ländern synchron verläuft,<br />

kann man das demografische Risiko durch internationale Diversifikation<br />

des Portfolios streuen. Das Argument von Börsch-Supan et al.<br />

(2003), dass globale Anlagestrategien vor dem Absturz der Kapitalrendite<br />

bewahren, 24 gilt auch für <strong>Immobilien</strong>investitionen. Der <strong>Immobilien</strong>markt<br />

wird zwar immer regional bleiben, die <strong>Immobilien</strong>anlage dürfte sich jedoch<br />

in Zukunft weiter internationalisieren. Je globaler der <strong>Immobilien</strong>an-<br />

24 Vgl. Börsch-Supan, A., Ludwig, A., Sommer, M. (2003), Demographie und Kapitalmarkt,<br />

DIA, Köln.<br />

Economics<br />

Indien<br />

USA<br />

Irland<br />

UK<br />

Frankreich<br />

Niederlande<br />

Deutschland<br />

Polen<br />

Spanien<br />

Ungarn<br />

Italien<br />

18. September 2003<br />

Umwidmung von Büroflächen wird<br />

auch Wohnungsmärkte treffen<br />

(QWZLFNOXQJ GHU =DKO GHU<br />

(UZHUEVIlKLJHQ LQWHUQDWLRQDO<br />

2000 bis 2050<br />

-50 0 50 100<br />

*) Anmerkung: Personen zw ischen 15<br />

und 65 Jahren<br />

Quelle: UN<br />

%


18. September 2003<br />

Aktuelle Themen<br />

lagemarkt wird, desto geringer werden die Renditeabschläge auf <strong>Immobilien</strong>produkte<br />

ausfallen. Um von der Globalisierungsstrategie zu profitieren,<br />

bedarf es freilich umfassender Marktkenntnis. Denn ein globales<br />

Portfolio allein bietet nur dann höheren Schutz, wenn sich der Anleger<br />

darauf verlassen kann, dass nicht neue, auf die fehlende Marktkenntnis<br />

zurückzuführende Risiken eingekauft wurden. Das hat zwei Implikationen<br />

für die <strong>Immobilien</strong>branche. Zum einen folgt daraus die weitere Professionalisierung<br />

der Branche. Zum anderen dürfte es zu weiterer Konzentration<br />

bei den Anbietern indirekter <strong>Immobilien</strong>produkte kommen, da<br />

es bei diversifizierten <strong>Immobilien</strong>produkten Größenvorteile gibt.<br />

5. Schlussbemerkungen<br />

Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird aller Voraussicht nach ab 2010<br />

beschleunigt zurückgehen. Da immer weniger Kinder geboren werden<br />

und die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge allmählich das Rentenalter<br />

erreichen, geht der Bevölkerungsrückgang mit einer spürbaren Alterung<br />

der Gesellschaft einher. Das hat schwerwiegende Auswirkungen<br />

auf Wohn- und Büromärkte. Es ist zwar grundsätzlich richtig, dass weniger<br />

Menschen weniger Wohnraum und weniger Bürofläche beanspruchen.<br />

Das gilt aber nur dann, wenn alle sonstigen Faktoren unverändert<br />

bleiben. Das ist jedoch nicht realistisch und daher bedarf es einer differenzierteren<br />

Analyse. Die Ergebnisse der Studie lassen sich in zehn<br />

Kernaussagen zusammenfassen:<br />

1. Die Wohnflächennachfrage in Deutschland insgesamt wird ab 2030<br />

zurückgehen. Bis dahin kann der Bevölkerungsrückgang durch steigende<br />

Haushaltszahlen und die zunehmende Wohnflächenversorgung<br />

überkompensiert werden. Beide Effekte lassen sich auf das geänderte<br />

Nachfrageverhalten einer alternden Gesellschaft zurückführen. Das<br />

Nachfragewachstum fällt jedoch deutlich geringer aus als in früheren<br />

Jahrzehnten.<br />

2. Regionale Unterschiede zwischen Wohnungsmärkten werden sich in<br />

Zukunft verstärken. In Fortzugsgebieten sind anhaltende Angebotsüberhänge<br />

und die damit verbundenen spürbaren Preisrückgänge programmiert.<br />

Gleichzeitig gibt es regionale Gravitationszentren, in denen<br />

auch in Zukunft Wohnungsengpässe möglich sind.<br />

3. Es kommt zu merklichen, qualitativen Nachfrageverschiebungen, z.B.<br />

werden altengerechtes und/oder betreutes Wohnen wichtiger, familiengerechte<br />

Wohnungen hingegen seltener nachgefragt.<br />

4. Bis 2020 gibt es insbesondere in Westdeutschland neben dem Ersatzbedarf<br />

signifikanten Neubaubedarf. Das Volumen des Neubaubedarfs<br />

geht jedoch stetig zurück.<br />

5. Die durchschnittlichen Preise für Wohnimmobilien werden sich bis<br />

2020 allenfalls moderat aufwärts richten. Auf vielen Teilmärkten kommt<br />

es bereits vor 2020 zu Preisabschlägen, da vorausschauende Investoren<br />

mit der demografischen Entwicklung rechnen lernen. Das könnte<br />

bereits zu steigenden Risikoabschlägen führen, bevor die Nachfrage<br />

tatsächlich zurückgeht.<br />

6. Sollte der Neubaubedarf nicht umgesetzt werden, sind auf Teilmärkten<br />

(regional und qualitativ) auch nach 2020 Preiszuwächse möglich.<br />

7. Die Nachfrage nach Büroraum geht früher und schneller zurück als<br />

die Nachfrage nach Wohnraum. Bürohalden können nur dann vermieden<br />

werden, wenn das Büroangebot deutlich langsamer ausgeweitet<br />

wird als in der Vergangenheit.<br />

Economics<br />

Globalisierungsstrategie als Ausweg<br />

Rückgang der Wohnflächennachfrage<br />

Neubaubedarf ab 2010 deutlich<br />

rückläufig<br />

Büronachfrage wird stärker sinken<br />

als Wohnflächennachfrage<br />

29


30<br />

Aktuelle Themen<br />

8. Da die Verteilung der Wohnbevölkerung maßgeblich durch die regionale<br />

Verteilung des Arbeitsangebots bestimmt wird, sind die zuvor<br />

angesprochenen regionalen Unterschiede auf den Wohnungsmärkten<br />

nur das Spiegelbild der regional unterschiedlichen Entwicklung<br />

auf den Büromärkten.<br />

9. Durch die demografische Entwicklung steigt das Risiko der <strong>Immobilien</strong>investition.<br />

Diversifikation wird daher wichtiger. Das gilt insbesondere<br />

für die internationale Ausrichtung eines <strong>Immobilien</strong>portfolios hin<br />

zu Ländern mit günstigerer demografischer Entwicklung. Es ist jedoch<br />

Vorsicht geboten, da die internationale Investition nicht per se<br />

Erfolg verspricht.<br />

10.Stärker als die <strong>Immobilien</strong>wirtschaft wird die Bauwirtschaft unter der<br />

demografischen Entwicklung zu leiden haben, da der Nachfragerückgang<br />

zu großen Teilen über angebotsseitige Anpassung aufgefangen<br />

werden kann. Während das Neubausegment massiv unter Druck<br />

gerät, wird über absehbare Zeit umfangreicher Modernisierungsbedarf<br />

bestehen, um den geänderten Nachfragestrukturen Rechnung<br />

zu tragen. Der Anteil von Modernisierungs- und Renovierungsausgaben<br />

an den Bauausgaben für Gebäude liegt derzeit bei knapp unter<br />

50%. Im Wohnungsbau ist der Anteil sogar schon etwas höher. Sowohl<br />

im gewerblichen als auch im Wohnsegment wird der Anteil in<br />

den nächsten Jahren nur langsam, nach 2010 beschleunigt zunehmen.<br />

Der Nettoeffekt für die Bauwirtschaft ist jedoch eindeutig negativ.<br />

Tobias Just, +49 69 910-31876 (tobias.just@db.com)<br />

Bevölkerungsprognose nach Kreisen<br />

2020 im Vergleich zu 2000<br />

'LIIHUHQ] LQ<br />

Quelle: BBR<br />

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Krefeld<br />

Koblenz<br />

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Oldenburg<br />

Münster<br />

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Kaiserslautern<br />

Saarbrücken<br />

Mainz<br />

Darmstadt<br />

Freiburg<br />

Osnabrück<br />

Paderborn<br />

Mannheim<br />

Hildesheim<br />

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Reutlingen<br />

Ulm<br />

Kiel<br />

Bremerhaven �������<br />

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Bielefeld<br />

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Karlsruhe<br />

Pforzheim<br />

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Siegen<br />

Aachen<br />

Bonn<br />

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Braunschweig<br />

Kassel<br />

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Heilbronn<br />

Lübeck<br />

Göttingen<br />

Würzburg<br />

Erfurt<br />

Erlangen<br />

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Schwerin<br />

Nürnberg<br />

Ingolstadt<br />

Augsburg<br />

Rostock<br />

Magdeburg<br />

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Halle<br />

Gera<br />

Leipzig<br />

Regensburg<br />

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Economics<br />

Potsdam<br />

Zwickau<br />

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Chemnitz<br />

Cottbus<br />

Dresden<br />

18. September 2003<br />

Risiko der <strong>Immobilien</strong>investitionen<br />

steigt ...<br />

... Diversifikation wird lohnender<br />

Bauwirtschaft massiv unter Druck


18. September 2003<br />

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Bevölkerung (in Mio.)<br />

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Aktuelle Themen<br />

%HY|ONHUXQJVSURJQRVH I U<br />

16.2 (Max.)<br />

7<br />

0.5 (Min.)<br />

�������<br />

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������<br />

Altersstruktur (in Jahren)<br />

ab 65<br />

Quellen: BBR, Stat. BA, DB Research<br />

15 bis 65<br />

bis 15<br />

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Economics<br />

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Bevölkerungsentwicklung<br />

2000 bis 2050 (in Prozent)<br />

-26.8 bis -20<br />

-19.9 bis -10<br />

-9.9 bis -5<br />

-4.9 bis -2.7<br />

�������<br />

Datenverarbeitung und<br />

Kartographie:<br />

Berlin, 2003<br />

31


1. März 2002<br />

Aktuelle Themen<br />

<strong>Demografie</strong> Spezial<br />

Aktuelle Themen<br />

© 2003. Deutsche Bank AG, DB Research, D-60272 Frankfurt am Main, Bundesrepublik Deutschland (Selbstverlag). Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um<br />

Quellenangabe „Deutsche Bank Research“gebeten.<br />

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Deutsche Bank AG London, die mit ihren Handelsaktivitäten im Vereinigten Königreich der Aufsicht durch die Securities and Futures Authority untersteht, hat unter<br />

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Sydney, hat unter Anwendung der gültigen Vorschriften die Verantwortung für die Verteilung dieses Berichts in Australien übernommen.<br />

Druck: HST Offsetdruck Schadt & Tetzlaff GbR, Dieburg.<br />

Print: ISSN 1430-7421 / Internet: ISSN 1435-0734 / E-mail: ISSN 1616-5640<br />

Economics<br />

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Thema Nr. Erschienen am<br />

Auf dem Prüfstand der Senioren - 278 14. Juli 2003<br />

Alternde Kunden fordern Unternehmen auf allen Ebenen<br />

Deutsches Wachstumspotenzial: 277 14. Juli 2003<br />

Vor demografischer Herausforderung<br />

Alterung, deutsche Renditeentwicklung 273 16. Juni 2003<br />

und globale Kapitalmärkte<br />

<strong>Demografie</strong> und Bankgeschäft: 269 27. Mai 2003<br />

Internationalisierung als Lösung<br />

Internationale Migration: Wer, wohin und warum? 265 8. Mai 2003<br />

Migration in Deutschland: 263 25. April 2003<br />

Umverteilung einer schrumpfenden Bevölkerung<br />

Pharmamarkt: 244 12. November 2002<br />

Run auf Lifestyle-Drugs von <strong>Demografie</strong> verstärkt<br />

Bevölkerungsentwicklung und Rentenreformen - 6. November 2002<br />

in den großen mittelosteuropäischen Ländern<br />

Japans Silberhäupter: ein Vorbild für Europa? 240 16. Oktober 2002<br />

Zunehmende Anti-Einwanderungsstimmung 235 1. August 2002<br />

in den USA<br />

Die demografische Herausforderung - 30. Juli 2002<br />

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