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Demografie lässt Immobilien wackeln - Demotrans

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18<br />

Aktuelle Themen<br />

Risiko Wertewandel<br />

Es lohnt jedoch, auch Alternativszenarien in Betracht zu ziehen. Wenn<br />

die älteren Haushalte beispielsweise in Zukunft ihre Flächennachfrage<br />

im Durchschnitt um 10 m² verkleinerten, z.B. weil sie vermehrt in kleinere<br />

Stadtwohnungen ziehen, um von der dort besseren medizinischen<br />

Versorgung zu profitieren, nimmt die Wohnflächennachfrage in Westdeutschland<br />

bis 2020 nur noch um gut 5% zu. Bis zum Ende des Untersuchungszeitraums<br />

würde die Nachfrage zurück auf das Ausgangsniveau<br />

von 2000 absinken. In unserer zuvor präsentierten Berechnung mit<br />

starken Remanenzeffekten auch in zukünftigen Kohorten stieg die Wohnflächennachfrage<br />

bis zum Jahr 2030 um insgesamt fast 12% und lag<br />

2050 noch um über 7% über dem Wert von 2000.<br />

Einen ähnlich starken Effekt wie im „Stadtwohnungs-Szenario“ gäbe es,<br />

wenn die Fraktion der Mallorca-Senioren zunähme. Deren Wohnungsnachfrage<br />

würde dann vollständig fehlen. Falls sich jeder zehnte Rentner<br />

in Zukunft dafür entscheidet, seinen Ruhestand im sonnigen Süden<br />

zu verbringen, dann hätte dies in etwa dieselben Auswirkungen für den<br />

deutschen Wohnungsmarkt wie das oben skizzierte Szenario einer allgemein<br />

verkleinerten Wohnfläche im Alter.<br />

Schließlich ist es auch vorstellbar, dass sich das Wohnverhalten zukünftiger<br />

Senioren dahingehend ändert, dass Formen des Zusammenwohnens<br />

verstärkt nachgefragt werden. Anders als in früheren Generationen<br />

werden viele der zukünftigen Senioren Erfahrungen mit Wohngemeinschaften<br />

haben. Sie wären dann vermutlich offener gegenüber ähnlichen<br />

Wohnformen im Alter, die den Vorteil stärkerer sozialer Integration<br />

böten. Es gäbe dann weniger „Singles“ unter den Seniorenhaushalten.<br />

Auch hier <strong>lässt</strong> sich eine einfache Beispielrechnung aufstellen: Wenn<br />

sich die durchschnittliche Haushaltsgröße nach dem 60. Lebensjahr<br />

nicht mehr ändern würde, dann hätte dies einen vergleichbar starken<br />

Nachfrageeffekt wie die beiden zuvor genannten Verhaltensänderungen,<br />

denn aufgrund der längeren Lebenserwartung der Frau nimmt die Zahl<br />

der Single-Haushalte mit zunehmenden Alter zu.<br />

Allen drei Szenarien liegen recht massive Präferenzverschiebungen zugrunde.<br />

Das wird am besten an dem Mallorca-Beispiel deutlich. Immerhin<br />

müsste sich dafür die Zahl der dauerhaft im Ausland lebenden Rentner<br />

verzehnfachen. 17 In Anbetracht des langen Analysezeitraums liegen<br />

die Szenarien dennoch nicht außerhalb des Möglichen, zumal alle drei<br />

Entwicklungen gleichzeitig stattfinden dürften.<br />

3.5 Anlageklasse Wohnimmobilie in Gefahr?<br />

Die zentrale Frage für die kommenden Jahre wird sein: Wie wirken diese<br />

Effekte auf die Preise von Wohnimmobilien? Bereits in der Vergangenheit<br />

gab es gravierende Unterschiede in der Wertentwicklung von Häusern<br />

und Wohnungen. Seit 1991 sind die Preise für Eigentumswohnungen<br />

in Cottbus um nominal 40% zurückgegangen, in Leipzig immerhin<br />

um 20%. 18 Auch in Westdeutschland gab es Städte mit massivem Rück-<br />

17 Derzeit leben rd. 150.000 deutsche Rentner im Ausland (vgl. Sozialverband VDK,<br />

http://www.vdk.de/bw66, 21.08.2003).<br />

18 Direkt nach der Wiedervereinigung war das Angebot an qualitativ hochwertigem<br />

Wohnraum sehr begrenzt. Die Durchschnittspreise pro m² für eine Eigentumswohnung<br />

in Cottbus, Leipzig oder Dresden lagen 1991 auf dem Niveau von Frankfurt<br />

am Main, also gut 50% über den Quadratmeterpreisen in mittelgroßen westdeutschen<br />

Städten in strukturschwachen Gebieten wie Saarbrücken oder Gelsenkirchen.<br />

Ein Teil des Preisrückgangs in Ostdeutschland ist daher die mittlerweile<br />

eingesetzte Korrektur von anfänglichen Angebotsengpässen.<br />

Economics<br />

18. September 2003<br />

Downside-Risiken bestehen, falls<br />

sich das Nachfrageverhalten ändert<br />

3UHLVHQWZLFNOXQJ<br />

(LJHQWXPVZRKQXQJÃ(Durchschnitt)<br />

1991=100<br />

Saarbrücken<br />

140<br />

130<br />

120<br />

Frankfurt a.M.<br />

110<br />

Lübeck<br />

100<br />

90<br />

Cottbus<br />

Leipzig<br />

80<br />

70<br />

60<br />

91 93 95 97 99 01<br />

Quelle: Bulwien

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