Demografie lässt Immobilien wackeln - Demotrans
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Aktuelle Themen<br />
<strong>Demografie</strong> <strong>lässt</strong> <strong>Immobilien</strong> <strong>wackeln</strong><br />
1. Einleitung<br />
Ein Mann soll im Laufe seines Lebens ein Haus bauen, einen Sohn<br />
zeugen und einen Baum pflanzen; so weit die sprichwörtlich ideale Lebensplanung.<br />
Nun werden aber seit über 30 Jahren nicht genug Söhne<br />
(und Töchter) in Deutschland gezeugt, um die Bevölkerungszahl ohne<br />
Zuwanderung stabil zu halten. Auf jede Frau kommen derzeit rein rechnerisch<br />
rd. 1,4 Kinder; um eine Vorgängergeneration zu ersetzen müsste<br />
dieser Wert jedoch bei 2,1 Kinder je Frau liegen. Der Bevölkerungsrückgang<br />
sowie der damit einhergehende Alterungsprozess in der Zukunft<br />
ist also bereits seit Jahrzehnten angelegt. Das hat auch weit reichende<br />
Folgen für die Nachfrage nach <strong>Immobilien</strong>. Auf den ersten Blick<br />
ist die Schlussfolgerung zwingend: Weniger Menschen benötigen weniger<br />
Wohnraum, folglich ist in Zukunft mit Überangebot auf dem Wohnungsmarkt<br />
zu rechnen und daher mit sinkenden Preisen. Dann könnte<br />
man den Rat zum Hausbauen nicht mehr ruhigen Gewissens geben,<br />
droht doch eine schleichende Wertvernichtung.<br />
Werden die Hauspreise um 50% sinken?<br />
Ökonomen diskutieren seit rd. 15 Jahren die Frage, wie wahrscheinlich<br />
bzw. wie gravierend diese Wertvernichtung in den nächsten Jahrzehnten<br />
ausfallen könnte. Angestoßen haben diese Diskussion der aktuelle Chairman<br />
des Council of Economic Advisors im Weißen Haus Gregory Mankiw<br />
und David Weil 1 : In ihrer Studie von 1989 bewirkt allein der Übergang<br />
von sehr hohen zu deutlich niedrigeren Geburtenraten (von Baby Boom<br />
zu Baby Bust) einen realen Preisverfall von 47% innerhalb von 20 Jahren.<br />
Mankiw und Weil gehen noch nicht einmal von Bevölkerungsrückgängen<br />
innerhalb des Prognosezeitraums aus. Da Deutschland wesentlich<br />
stärker von der demografischen Entwicklung belastet wird als die<br />
Vereinigten Staaten, sollte der Preiseffekt auf dem deutschen <strong>Immobilien</strong>markt<br />
sogar noch dramatischer ausfallen. Diese Schlussfolgerung wäre<br />
jedoch zu voreilig. Zum einen verläuft die Preisentwicklung auf dem USamerikanischen<br />
Häusermarkt in den letzten Jahren exakt entgegen den<br />
Prognosen von Mankiw und Weil: Die realen Preise stiegen seit 1987<br />
um rd. ein Drittel. Damit die Punktprognose der beiden Ökonomen für<br />
2007 noch eintritt, müssten die Preise in den kommenden vier Jahren<br />
um insgesamt 60% nachgeben. 2 Zum anderen wurde in den letzten Jahren<br />
schwere inhaltliche Kritik an den Modellrechnungen von Mankiw und<br />
Weil vorgenommen. In deren Querschnittsanalyse bleiben z.B. die für<br />
die Wohnungsnachfrage sehr bedeutsamen Einkommens- und Kohorteneffekte<br />
systematisch unberücksichtigt. Neuere Analysen messen dem<br />
demografischen Effekt für den US-Häusermarkt keine dominierende Rolle<br />
zu. 3<br />
1 Mankiw, G., Weil, D. (1989), The baby boom, the baby bust, and the housing<br />
market, in: Regional Science and Urban Economics 19, S. 235-258.<br />
2 Zwar dürften derzeit einige regionale <strong>Immobilien</strong>märkte (leicht) überbewertet sein,<br />
eine Abwertung um preisbereinigt 60% sehen jedoch selbst pessimistische Marktbeobachter<br />
nicht (vgl. zu dieser Thematik auch: Just, T. (2003), Bubble Trouble am<br />
Wohnungsmarkt?, Aktuelle Themen Nr. 257, Deutsche Bank Research).<br />
3 Vgl. u.a. Holland, A.S. (1991), The baby boom and the housing market. Another<br />
look at the evidence, in: Regional Science and Urban Economics 21, S. 565-571;<br />
Green, R., Hendershott, P.H. (1996), Age, housing demand, and real house prices,<br />
in: Regional Science and Urban Economics 26, S. 465-480. Für eine deutsche<br />
Zusammenfassung der Literatur vgl. z.B. Börsch-Supan, A., Ludwig, A., Sommer,<br />
M. (2003), Demographie und Kapitalmärkte. Die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung<br />
auf Aktien-, Renten- und <strong>Immobilien</strong>märkte, Deutsches Institut für Altersforschung,<br />
Köln.<br />
Economics<br />
*HEXUWHQUDWH<br />
18. September 2003<br />
Kinder pro Frau<br />
Neue Länder<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
Früheres<br />
Bundesgebiet<br />
1,0<br />
0,5<br />
Baby Boom<br />
0,0<br />
52 62 72 82 92 02<br />
Quelle: St at. BA<br />
5HDOH +DXVSUHLVH 86$<br />
reale Hauspreise<br />
(IST)<br />
-60%<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
Prognose Mankiw /Weil 80<br />
von 1989<br />
1975=100<br />
60<br />
40<br />
75 79 83 87 91 95 99 03 07<br />
Quellen: Nat ional Association of Realt ors, DB Research<br />
Bevölkerungsentwicklung in<br />
Deutschland und den USA<br />
150<br />
2000=100<br />
140<br />
USA<br />
00 10 20 30 40 50<br />
Quellen: St at. BA, UN<br />
Deutschland<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80