Demografie lässt Immobilien wackeln - Demotrans
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Aktuelle Themen<br />
native Nutzungen, z.B. Wohnen, Einzelhandel oder Freizeit. Das Potenzial<br />
für zusätzlichen Wohnraum ist wie oben gezeigt in der Zukunft begrenzt.<br />
Wenn versucht wird, Bürofläche in Wohnfläche umzuwandeln,<br />
erzeugt das zunehmend Freiflächen an anderen Standorten. Diese Abhängigkeit<br />
wird an Bedeutung gewinnen und muss bei der mittelfristigen<br />
Wohnflächenplanung im Auge behalten werden. Dies könnte sogar als<br />
Chance begriffen werden, das soziale Leben zurück in die Innenstädte<br />
zu holen. Die Folge wäre dann natürlich eine zusätzliche Schwächung<br />
der ländlichen Wohnungsmärkte, v.a. im Bereich der Mietwohnungen.<br />
4.3 Auswirkungen für <strong>Immobilien</strong>anlageprodukte<br />
Es wurde gezeigt, dass die Nachfrage nach Büroflächen unter plausiblen<br />
Annahmen durch die heute angelegten demografischen Trends spätestens<br />
ab 2020 - vielerorts sogar früher - erheblich sinken wird. Das<br />
wirft die Frage auf, ob die indirekte <strong>Immobilien</strong>anlage eine sinnvolle Anlage<br />
bleibt. Die Frage ist nicht zuletzt deswegen relevant, da viele private<br />
und institutionelle Anleger im Zuge der Dot-com-Euphorie und der darauf<br />
folgenden Ernüchterung Geld verloren haben und jetzt auf der Suche<br />
nach sicheren Häfen sind. Die Suche wird durch die aktuelle Diskussion<br />
um den Reformbedarf des Rentensystems zusätzlich motiviert. Die sehr<br />
starken Zuflüsse in offene <strong>Immobilien</strong>fonds sind sichtbarer Ausdruck dieser<br />
Suche.<br />
Sollte der Anleger also mittelfristig sein Portfolio wieder zu Lasten der<br />
<strong>Immobilien</strong>produkte umschichten? Auf den ersten Blick ist man geneigt,<br />
die Frage ohne Einschränkungen zu bejahen, da die Risiken auf den<br />
<strong>Immobilien</strong>märkten aufgrund der langen Marktwirksamkeit des Angebots<br />
in Zukunft zunehmen werden. Dennoch bleiben die grundsätzlichen Argumente<br />
für indirekte <strong>Immobilien</strong>produkte auch in Zukunft erhalten: z.B.<br />
die relativ niedrige Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien<br />
oder Bonds sowie die planbaren Zahlungseingänge aus Mieten bei langer<br />
Vertragslaufzeit. Es darf auch nicht vergessen werden, dass auch<br />
die anderen Anlageklassen negativ von der demografischen Entwicklung<br />
in Deutschland betroffen sein werden.<br />
Anders als bei Unternehmensanleihen oder Aktien ist für <strong>Immobilien</strong> die<br />
regionale Verteilung des Bevölkerungsrückgangs maßgeblich. Zwar lassen<br />
sich plausible Trends in die Zukunft fortschreiben und so Nachfrageentwicklungen<br />
in einzelnen Regionen ableiten. Bei einem Planungshorizont<br />
von 50 Jahren kommt es jedoch selbst bei marginalen Parameteränderungen<br />
zu großen Verschiebungen in der regionalen Nachfrage. Wenn<br />
es faktisch unmöglich ist, die exakte regionale Verteilung der rückläufigen<br />
Nachfrage zu prognostizieren und Angebotsüberhänge tendenziell<br />
zu lange am Markt verbleiben, gewinnen Diversifikationsstrategien an<br />
Bedeutung. Anleger sollten bei <strong>Immobilien</strong>anlagen in Deutschland stärker<br />
auf regionale Streuung und Diversifikation über die verschiedenen<br />
<strong>Immobilien</strong>sparten achten.<br />
Da die Bevölkerungsentwicklung nicht in allen Ländern synchron verläuft,<br />
kann man das demografische Risiko durch internationale Diversifikation<br />
des Portfolios streuen. Das Argument von Börsch-Supan et al.<br />
(2003), dass globale Anlagestrategien vor dem Absturz der Kapitalrendite<br />
bewahren, 24 gilt auch für <strong>Immobilien</strong>investitionen. Der <strong>Immobilien</strong>markt<br />
wird zwar immer regional bleiben, die <strong>Immobilien</strong>anlage dürfte sich jedoch<br />
in Zukunft weiter internationalisieren. Je globaler der <strong>Immobilien</strong>an-<br />
24 Vgl. Börsch-Supan, A., Ludwig, A., Sommer, M. (2003), Demographie und Kapitalmarkt,<br />
DIA, Köln.<br />
Economics<br />
Indien<br />
USA<br />
Irland<br />
UK<br />
Frankreich<br />
Niederlande<br />
Deutschland<br />
Polen<br />
Spanien<br />
Ungarn<br />
Italien<br />
18. September 2003<br />
Umwidmung von Büroflächen wird<br />
auch Wohnungsmärkte treffen<br />
(QWZLFNOXQJ GHU =DKO GHU<br />
(UZHUEVIlKLJHQ LQWHUQDWLRQDO<br />
2000 bis 2050<br />
-50 0 50 100<br />
*) Anmerkung: Personen zw ischen 15<br />
und 65 Jahren<br />
Quelle: UN<br />
%