Demografie lässt Immobilien wackeln - Demotrans
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18. September 2003<br />
Aktuelle Themen<br />
In Ostdeutschland stellt sich die Situation aufgrund des bereits bestehenden<br />
Angebotsüberhangs noch dramatischer dar: Derzeit stehen bereits<br />
rd. 1,3 Mio. Wohnungen leer; gut die Hälfte davon dürfte sofort bezugsfähig<br />
sein. 14 Rein rechnerisch könnte also die gesamte bis 2010<br />
entstehende Zusatznachfrage aus dem bezugsfähigen Bestand befriedigt<br />
werden – und es würden 2010 noch immer 700.000 (bislang nicht<br />
marktfähige) Wohnungen leer stehen.<br />
Es ist plausibel, dass es Nachholbedarf im Eigenheimsegment gibt, der<br />
nicht aus dem beschriebenen Bestand gedeckt werden kann (Mismatch).<br />
Schreibt man die Fertigstellungszahlen von Eigenheimen für 2002 fort<br />
(gut 30.000 Einheiten), dann könnte – rein rechnerisch – der heute bezugsfähige<br />
Leerstand die gesamte Mehrnachfrage bis zum Ende des<br />
Untersuchungszeitraums abdecken. Auch wenn es natürlich undenkbar<br />
ist, dass der heute sanierte, bezugsfähige Wohnraum bis 2020 - oder<br />
sogar darüber hinaus - unbenutzt leer stehen kann, zeigt dies den massiven<br />
Überhang im ostdeutschen Wohnungsangebot. Wahrscheinlich<br />
werden in den nächsten 20 Jahren nur rd. 40.000 Wohnungen in den<br />
neuen Bundesländern neu fertiggestellt. In den kommenden Jahrzehnten<br />
würden also im Durchschnitt deutlich weniger Wohnungen in Ostdeutschland<br />
fertig als 2002.<br />
Trotz dieses geringen Fertigstellungsvolumens würde der Leerstand kaum<br />
geringer werden. Stehen immer mehr Wohnungen über Jahrzehnte leer,<br />
wird der Anteil der unbewohnbaren Flächen zunehmen. Diese Flächen<br />
werden sich wahrscheinlich nicht gleichmäßig über die Wohnungsmärkte<br />
verteilen, sondern auf wenige Angebotssegmente in einzelnen Stadtteilen<br />
konzentrieren. Solche Entleerungsprozesse dürften sich ab einer<br />
kritischen Grenze sogar beschleunigen, wenn der Eindruck von Verwahrlosung<br />
als Sicherheitsrisiko empfunden wird.<br />
Abriss in Ostdeutschland und später auch im Westen<br />
Bisher reagierte der Wohnungsmarkt auf die zunehmende Nachfrage<br />
zeitverzögert durch zusätzliches Angebot, wodurch der Wohnungsmarkt<br />
wieder ins Gleichgewicht gebracht wurde. Dabei sorgten die steigenden<br />
Mieten und Kaufpreise als Signale für Investoren und Häuslebauer. Diese<br />
Funktionsweise gilt jedoch nur eingeschränkt, wenn die Nachfrage<br />
zurückgeht, denn das Angebot ist persistent. Im Falle von Angebotsüberhang<br />
reagieren zwar auch die Preise und Mieten – sie geben nach –, jedoch<br />
führen diese Preissignale nicht zu einer Angebotsanpassung. Auf<br />
den meisten Märkten gehört der Wohnungsbestand sehr vielen einzelnen<br />
Marktakteuren. Würde ein einziger Teilnehmer einen Teil seiner<br />
Wohnungen abreißen, kämen die mit der Angebotsverknappung verbundenen<br />
Preiserhöhungen allen Konkurrenten und nur zu einem geringen<br />
Teil ihm selbst zu Gute. Die Nutzen des Abrisses werden sozialisiert,<br />
die Kosten verbleiben beim Einzelnen. Daher unterbleibt eine solche<br />
Maßnahme.<br />
Dieses „Sperrklinken-Problem“ beim Wohnungsangebot wird es zunehmend<br />
auch in westdeutschen Regionen geben. Zwar liegt die Nachfrage<br />
nach Wohnraum auch im Jahr 2050 noch deutlich über dem Niveau von<br />
2000; dieser Vergleich ist aber trügerisch. Angenommen man hatte für<br />
das Jahr 2030 für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt gesorgt, so<br />
14 vgl. Franz, P. (2001), Wohnungsleerstand in Ostdeutschland: differenzierte Betrachtung<br />
notwendig, in: Wirtschaft und Wandel 11/2001, S. 263-267.<br />
Economics<br />
Nachholbedarf im ostdeutschen<br />
Eigenheimsegment<br />
Langfristig werden in Ostdeutschland<br />
nur 40.000 Wohnungen p.a.<br />
fertig<br />
Angebotsüberhänge lassen sich nur<br />
schwierig abbauen<br />
Sperrklinken-Problem auf der Angebotsseite<br />
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