Demografie lässt Immobilien wackeln - Demotrans
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8<br />
Aktuelle Themen<br />
tumseinbußen kommt. In den 60er Jahren nahmen die preisbereinigten<br />
Pro-Kopf-Einkommen noch um jahresdurchschnittlich 3,5% zu; in den<br />
90er Jahren legte das reale Pro-Kopf-BIP nur noch um 1,3% p.a. zu.<br />
Aktuelle Prognosen legen nahe, dass in den nächsten Jahrzehnten mit<br />
keiner stärkeren Dynamik gerechnet werden kann. 9 Falls es keine einschneidenden<br />
Änderungen auf dem Arbeitsmarkt gibt, dürfte die durchschnittliche<br />
Wachstumsrate der Pro-Kopf-Einkommen nicht über den<br />
niedrigen Wert der 90er Jahre hinausgehen. In einem Worst-case-Szenario,<br />
bei dem keine Zuwanderung unterstellt wird und der Produktivitätsfortschritt<br />
aufgrund der veränderten Altersstruktur der Erwerbsbevölkerung<br />
nur noch halb so hoch ausfällt wie in den vergangenen zehn<br />
Jahren, schrumpft die deutsche Wirtschaft. Die Pro-Kopf-Einkommen<br />
werden dann zwar noch steigen, da die Bevölkerungszahl schneller zurückgeht<br />
als die Wirtschaft schrumpft. Im Jahresmittel erhöhen sich die<br />
Pro-Kopf-Einkommen jedoch nur noch um rd. einen halben Prozentpunkt.<br />
Höchstens in unserem optimistischen Szenario, bei dem das tatsächliche<br />
Renteneintrittsalter innerhalb von fünf Jahren auf 65 Jahre steigt und<br />
die Wochenarbeitszeit allmählich um sechs Stunden angehoben wird,<br />
könnten die deutschen Pro-Kopf-Einkommen wieder mit der Rate der<br />
80er Jahre, also mit rd. 2% zunehmen. Allein die heftige Diskussion<br />
über den Vorschlag der Rürup-Kommission, das gesetzliche Renteneintrittsalter<br />
ab 2011 innerhalb von 24 Jahren um zwei Jahre zu erhöhen,<br />
verdeutlicht, dass dieses „Upside-Szenario“ kaum mehr als ein Rechenexempel<br />
ist. In den kommenden Jahrzehnten dürften folglich die Einkommenseffekte<br />
nur sehr gering ausfallen.<br />
Dennoch wird die Wohnfläche pro Haushalt auch in den kommenden<br />
Jahren zunehmen. Dafür sind dann aber in erster Linie Altersstruktureffekte<br />
verantwortlich.<br />
Haushaltsstruktur und Wohnraumnachfrage<br />
Die positiven Nachfrageeffekte einer alternden Gesellschaft mögen auf<br />
den ersten Blick überraschen. Schaut man sich den Wohnflächenverbrauch<br />
der Haushalte gemäß der letzten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />
(EVS) von 1998 an, fällt auf, dass ältere Haushalte im Durchschnitt<br />
weniger Fläche bewohnen als Haushalte mittleren Alters. Westdeutsche<br />
Haushalte, deren Haushaltsvorstand über 70 Jahre zählt, fragten<br />
beispielsweise 1998 rd. 20% weniger Wohnfläche nach als Haushalte,<br />
deren Haushaltsvorstand 1998 zwanzig Jahre jünger war. In Ostdeutschland<br />
ist dieser Struktureffekt sogar noch ausgeprägter. Das könnte<br />
zu der Vermutung verleiten, dass im Falle einer alternden Bevölkerung<br />
die Nachfrage dramatisch zurückgeht, da der Anteil älterer Haushalte<br />
mit geringerem Flächenverbrauch steigt. Diese Schlussfolgerung zogen<br />
auch Mankiw und Weil in der eingangs zitierten Studie. Der scheinbar<br />
plausible Schluss ist jedoch unzulässig, da hierbei Lebenszyklus- und<br />
Kohorteneffekte vermengt werden.<br />
Kohorteneffekte kennzeichnen Unterschiede zwischen verschiedenen<br />
Geburtsjahrgangsgruppen. Diese beruhen z.B. auf gesellschaftlichen<br />
Werteverschiebungen oder den oben beschriebenen Einkommenseffekten.<br />
In den Einkommens- und Verbrauchsstichproben lassen sich solche<br />
Kohorteneffekte in der unterschiedlichen Wohnraumnachfrage je Altersklasse<br />
zu den jeweiligen Erhebungszeitpunkten näherungsweise erfassen.<br />
So bewohnten 60-jährige Westdeutsche 1998 rd. 7,5% mehr<br />
Wohnraum als 60-jährige Westdeutsche zehn Jahre früher und sogar<br />
fast 20% mehr Fläche als dieselbe Altersgruppe 1978.<br />
9 Vgl. Gräf, B. (2003), Deutsches Wachstumspotenzial: Vor demografischer Herausforderung,<br />
Aktuelle Themen Nr. 277, Deutsche Bank Research.<br />
Economics<br />
18. September 2003<br />
:DFKVWXPVUDWH GHU 3UR .RSI<br />
(LQNRPPHQ<br />
% gg. Vj.<br />
best-case<br />
status quo<br />
worst<br />
case<br />
61-70 71-80 81-90 92-00 00-50<br />
Quellen: St at . BA, DB Research<br />
:RKQIOlFKH SUR +DXVKDOW<br />
unter<br />
25<br />
25-<br />
35<br />
Quelle: EVS 1998<br />
35-<br />
45<br />
West<br />
Ost<br />
45-<br />
55<br />
55-<br />
65<br />
m² je Haushalt<br />
65-<br />
70<br />
.RKRUWHQ XQG /HEHQV]\NOXV<br />
HIIHNWH :HVWGHXWVFKODQG<br />
EVS 1998<br />
Jahrgang 1958<br />
unter<br />
25<br />
25-<br />
35<br />
35-<br />
45<br />
45-<br />
55<br />
70 +<br />
m² je Haushalt<br />
EV S<br />
1988<br />
Jahrgang<br />
1928<br />
EV S<br />
1978<br />
Quellen: Stat. BA, EVS 1978, 1988, 1998<br />
55-<br />
65<br />
65+<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0