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Pausenbrot - FAS Dresden

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jetzt mit:<strong>Pausenbrot</strong>JugendbeilageS. 11-14<strong>FAS</strong>t überwunden geglaubt...2009Schulzeitung13DezemberWelche Freiheit ist uns groß genug,welche Freiheit Selbstbetrug?S. 3Wer ist Wer oder Was?weiblich und /oder männlichS. 4Strampelanzüge,Puppen undKriegsspieleS. 6Da hab ich mir mal eine BRAVOgekauft...S. 8DRESDEN...die wollen nur spielenJungenarbeit zwischen Anspruchund WirklichkeitS. 10...mal hingehört - Interview mitKindern und Jugendlichen der <strong>FAS</strong>S. 11


in eigener SacheLiebe Leserin, lieber Leser!Infos und Terminedas Erscheinen unserer Schulzeitung scheint gerettet! Einige Frauen haben sich zusammengefunden,um voller Enthusiasmus und mit vielen guten Ideen, an den nächsten Ausgaben zu arbeiten.Die Veränderungen zeigen sich auch im äußeren Erscheinungsbild. Inhaltlich werden wir anunserer Idee festhalten, nicht nur aus der Schule zu berichten, sondern auch von dem, was unsim Alltag bewegt und begegnet.Was macht einen Jungen aus und was ein Mädchen? So werdet Ihr in dieser Ausgabe darüber lesenkönnen, wie es sich mit den Geschlechtern verhält, warum sich stets wieder die klassischen Rollenbilderzeigen und warum es wichtig ist, einen Hausmeister zu haben! Die Kinder und Jugendlichenwollen wir stärker in die Zeitungsarbeit einbinden, sie haben die Beilage gestaltet, es gibt Interviewsund Rätsel! Was in der Freien Alternativschule momentan so los ist, könnt Ihr auch erfahrenund am Ende noch die schöne Geschichte über eine mutige kleine Tierretterin lesen.Zunächst aber folgen noch einige wesentliche Highlights der nächsten Wochen. Alle Jahre undimmer wieder schön, gibt es zur Einstimmung am 17.12. unsere Weihnachtsfeier in der Schule.Beginn ist 14.00 -17:00 Uhr, wer mag, bringe doch ein paar weihnachtliche Leckereien mit.Gleich nach Jahresbeginn 2010 wird nun schon zum dritten Mal das Projekt Jugendwohngruppestarten. Jugendliche der 7.Klasse können einen Monat lang ausprobieren, wie man Lebensalltagund Zusammenleben außerhalb der Schule eigenverantwortlich organisiert. Um mit Kai zusprechen: let*s rock, Leute!Am 27.03.2010 ist „Tag der offenen Tür“. Eingeladen sind dazu alle Menschen, die sich für daspädagogische Konzept der <strong>FAS</strong> interessieren und die Schule und ihre Menschen kennen lernenwollen. Von 10.00 – 18.00 Uhr ist Zeit, sich in den Räumen umzuschauen, mit uns ins Gesprächzu kommen, sich über Bildung auszutauschen und sich über den Förderclub zu informieren.An diesem Tag kann sich auch angemeldet werden. Für Kinder gibt es verschiedene Angeboteund für das leibliche Wohl wird gesorgt.Alle wichtigen aktuellen Termine sind rechts noch einmal im Überblick und schulintern imForum unserer Internetseite zu finden. Auch dort gibt es nach wie vor Platz für Meinungsäußerungenund Diskussionen!Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern einen wundervollen Winter, eine anheimelndeAdventszeit und entspannte Weihnachtstage, an denen es sich wunderbar in unserem Blattschmökern lässt.Annette SemmerÜber Rückmeldungen zu unserer Zeitung freuen wir uns wie immer!17.12.2009Weihnachtsfeier in der Schule21. Und 22.12.Achtung! Weihnachtsferien schon ab 21.12.,Hortbetreuung am 21. Und 22.12. möglich!QuartalsputzIn den Weihnachtsferien ist wieder Quartalsputzdran!!! Schaut in den Putzplan.04.01.bis 05.02.2010Jugendwohngruppe13.01.2010um 20.00 Uhr Mitgliederversammlung27.03.2010von 10.00 - 18.00 Uhr„Tag der offenen Tür“ in der <strong>FAS</strong>Freie Alternativschule <strong>Dresden</strong> e.V.Die Freie Alternativschule (<strong>FAS</strong>) ist eine Schulein freier Trägerschaft.Die <strong>FAS</strong> arbeitet nach ihrem eigenen pädagogischenKonzept und den Ideen verschiedenerReformpädagoginnen und Reformpädagogen.Grundlage ist der Sächsische Lehrplan. DieKinder werden dabei begleitet, sich selbstständigWissen anzueignen, praktische Erfahrungenzu sammeln, Selbstbewusstsein zu entwickelnund gemäß ihrer Interessen zu lernen.Für viele Eltern ist es wichtig und selbstverständlich,sich in den Schulalltag ihrer Kindereinzubringen und diesen mitzugestalten.Die Mitarbeit der Eltern ist konzeptionell erwünschtund vor allem innerhalb des Trägervereinsvon großer Bedeutung.Lucia M., 3.KlasseHalbjährlich finden Informationsveranstaltungenin der Schule statt. Termine und weitereInformationen erhalten Sie unter www.fas-dresden.deoder telefonisch unter 0351/4216320 imSchulbüro.<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 2


ThemaWelche Freiheit ist uns groß genug, welche Freiheit Selbstbetrug? (F.J. Kopka)Jungen und Mädchen an der <strong>FAS</strong>Sie schießen. Knallen über den Gang undsterben alle Heldentode. Sie freuen sich, wennsie sich treffen und tauchen ab in Rollenspiele.Sie kugeln sich auf dem Boden und probiereneng ineinander verschlungen ihre Kräfte aus.In jungen Jahren heulen sie, wenn sie Schmerzverspüren. Später unterdrücken sie ihre Tränen.Sie rennen in Horden durch die Schule. JederStock wird zur Waffe. Sie malen gern. In ihrenBildern fliegen die Fetzen und gut gerüsteteVerteidigungsanlagen trotzen der Welt. DieÄlteren stellen sich realitätsferne Lebenssituationenvor, lachen sich darüber krumm underfinden immer neue Absurditäten. Sie sindcool. Sie können alles und haben alles imGriff. In Morgenkreisen, Versammlungen oderZusammenkünften sitzen sie in schwatzendenHaufen beieinander und merken nicht, wenn siestören. Sie regen sich furchtbar auf, wenn siesich ungerecht behandelt fühlen. Ihre Befindlichkeitenäußern sie gern durch schnauben,grollen, grölen. Sie sind unglücklich, wenn sienicht beachtet werden und glauben, niemandkann sie leiden. Sie regen sich über vieles auf,finden aber keinen Weg, etwas zu verändern.Sie ärgern sich, wenn ihnen in Diskussionenkeine Argumente einfallen und fühlen sichungehört. Sie sehen nicht, wenn Zimmer unaufgeräumtsind. Sie wundern sich, woher der Müllauf dem Boden kommt und sind sauer, wennihnen unterstellt wird, den in der Ecke liegendenPapierflieger gebastelt zu haben. Sie drängelndanach, raus zu gehen und freuen sich über eingelungenes Fußballspiel. Sie bekommen einschlechtes Gewissen, wenn sie die Lernzeitenausfallen lassen und gehen trotzdem nicht hin.Sie sind begeisterungsfähig und wollen sofortalles gleichzeitig machen. Sie reden durcheinanderund hören einander nicht zu. Ihre Aufzeichnungensind mit Bildchen blutiger Szenen odergruseligen Gestalten dekoriert. Sie verstehennicht, weshalb sie etwas an eine bestimmteStelle schreiben sollen und finden sich in ihrereigenen Ordnung kaum zurecht. Jungen.Sie tuscheln in den Ecken, schminken sich vormSpiegel der Toilette und betrachten kritischihre Röcke, Hosen und Pullover. Sie wartenaufeinander und erzählen sich aufgeregt, wassie in der und der Angelegenheit gedacht,gefühlt oder unternommen haben. Sie umsorgensich, wenn es einer von ihnen schlecht geht undhaben dann für nichts anderes Zeit. Sie lesenviel. Gern in bunten Zeitschriften über Pferdeoder Liebe. Sie spielen sich untereinander vor,wie sie jemanden erleben und kichern oderhüpfen fröhlich. Sie machen sich über anderelustig und sagen bei Beschwerden: Wieso,das war doch nur Spaß. Sie reden bereitwilligdarüber, wie es ihnen geht. Sie ärgern sich,wenn sie anderen den Dreck nachräumen sollenund machen es trotzdem. Sie schreiben sich oftkleine Zettelchen, obwohl sie sich sehen. Sieinteressieren sich für Probleme in der Gruppeund suchen nach Lösungen. Sie suchen nachArgumenten, wenn sie etwas durchsetzenwollen. Sie haben ordentliche Mitschriften. Siespielen versonnen vor sich hin, oft leise, dass esnicht auffällt. Sie sitzen gern irgendwo herumund reden. Sie streiten sich im Verborgenen undkönnen geschickt so manche gegeneinanderausspielen. Sie tanzen gern, singen und spielenetwas vor und freuen sich über jeden Applaus.Sie prügeln sich nicht, nicht mal zum Spaß.Sie umarmen sich und halten sich stundenlangan den Händen. Sie kämmen sich gegenseitigund tauschen die Sachen. Sie schweben alsFee über den Gang. Ihre Pferde und Hunde sindsanfte Weggefährten, nie wild und gefährlich.Sie sind Rundenleiter, keine Rundenleiterinnen.Mädchen.Natürlich gibt es immer Ausnahmen. Es gibtdie Lauten, die Leisen, die Träumenden, dieHandelnden, die Schnellen und die Langsamen,die Ordentlichen, die Ruhelosen. Es gibtviele verschiedenen Facetten der Jungen undMädchen. Und doch gibt es immer etwas, wassie uns als Gruppe der Jungen und als Gruppeder Mädchen wahrnehmen lässt. Ist es unserverstellter, mit eigenen Rollenzuschreibungenbehafteter Blick, der sie uns einordnen lässt?Immer wieder versuchen wir, den Ursachendes unterschiedlichen Lernens von Jungenund Mädchen auf die Spur zu kommen. Nachfast 15 Jahren <strong>FAS</strong> stellen wir wieder einmalfest: Mädchen und Jungen haben offensichtlichunterschiedliche Lernstrategien. Ob dies nunbiologisch oder gesellschaftlich bedingt ist,bleibt eine zu klärende Frage. Aber was heißtdies jetzt für unseren Schulalltag? Die Mädchenhaben sich den unterschiedlichen Lernsystemenimmer schnell angepasst. Ob nun Lernen mitWochenplänen, Lernen in Leistungsgruppen,Projektlernen oder jetzt selbstverantwortlichesLernen – die Mädchen nehmen die vorgegebenenStrukturen auf und organisieren sich inihnen. Mehr Freiräume verhelfen ihnen zu mehrKreativität. Mädchen scheinen nach dem Mottozu handeln „Besser das als nichts“. Die Jungenbrauchen eine lange Zeit, um sich an bestimmteStrukturen zu gewöhnen. Mehr Freiräumeverunsichern sie, aber ein enger Rahmen lässtsie sich beständig dagegen wehren. Sie fragen„Warum soll ich das tun, wenn ich jenes will?“Die heutigen schulischen Anforderungen bedienenscheinbar Lernstrategien der Mädchen.Es sind Anforderungen wie lesen, schreiben,etwas auf engem Raum gestalten, diskutieren,organisieren, sich etwas Konkretes vorstellenund nicht zuletzt denken ohne genügendErfahrungen dafür gesammelt zu haben. VieleTätigkeiten erfordern Fleiß und Geduld. So istz.B. bereits der Schrifterwerb eine wesentlichgrößere Hürde für Jungen als für Mädchen.Feinmotorisch noch nicht soweit wie dieMädchen, verzweifeln viele Jungen an denSchlaufen, Häkchen und Schlingen. Mädchensind in der Schule erfolgreicher. Ein Blick inandere Schulen bis hin zur Regelschule zeigt:überall sind Jungen in der Überzahl bei Schulverweigerung,Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeitenusw.Bei einem Rückblick auf die Entwicklung unsererSchule fiel uns auf: wir haben immer dann dasLernsystem verändert, wenn wir sahen, dasses für die Jungen nicht taugte. Auch jetzt gibtes viele Ecken und Kanten, mit denen es dieJungen schwer haben. Welche Schule ist alsogut für Jungen? Um diese Frage zu beantworten,müssen wir uns fragen: welche Lernstrategienhaben Jungen und Mädchen? WelcheVorbilder spielen für sie eine Rolle und welcheFähigkeiten und Fertigkeiten sind für sie erstrebenswert?Brauchen wir eine Schule für Jungenund eine für Mädchen? Was sollen Jungenund Mädchen überhaupt in der Schule lernen?Stimmen die Lerninhalte mit den Bedürfnissenvon Jungen und Mädchen und mit dem, was siewirklich für ihr erwachsenes Leben brauchen,überein? Wer sind wir als Erwachsene, als Lehrerinnenund Lehrer, als Mütter, Väter, Brüder,Schwestern, als Männer und Frauen?Ines PhilippDer HerbstDer Herbst ist ein Wunder der Naturund gleichzeitig eine Uhr.Die Igel suchen sich Blätterund die Kaninchen werden immer fetter.Im Herbst da ist alles buntund die Drachen die fliegen rund.David K., 5. Klasse<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 3


ThemaWer ist wer oder was?weiblich und/ oder männlichAls vor sechs bis sieben Millionen Jahren in denWäldern Ostafrikas die Teilung von menschlichenArten und Affenarten begann, nahm ein ungeheurerEntwicklungsprozess seinen Lauf, welcherder Erde schließlich wieder einmal ein neues Geschöpfbescherte. Während Schimpansen und Gorillasweiterhin mittels Aggression ums Überlebenkämpften, entwickelte sich eine Primatenart, dieauf Kooperation, Fürsorglichkeit und Friedfertigkeitsetzte. Dieses „weichere“ Sozialverhalten ermöglichteoffenbar ebenso das Überleben und führtezu einem neuen Verhältnis zwischen Männlichemund Weiblichem, in welchem Rangordnungskämpfeund Balzgehabe nebensächlich wurden.Stattdessen trat die gemeinsame Sorge für denNachwuchs in den Vordergrund. Das sich nun imLaufe der Evolution entwickelnde Menschenkindtendierte mit wachsendem Gehirn- und Schädelumfangzur vorzeitigen Geburt, denn es hätte „alsvoll ausgereifter Fötus… den Geburtskanal nichtmehr passieren können, so dass das Neugeboreneim Vergleich zu anderen Säugetieren vonbeispielloser Hilflosigkeit ist. Als solches wares nicht nur auf die hohe Fürsorgebereitschaftder Mütter angewiesen, sondern auch auf dieRücksichtnahme und den Schutz der männlichenGruppenmitglieder“ (Carola Meier-Seethaler).Die Empfindung dessen, was um ihn und in ihmist, wurde vom Menschen zunächst als Einheitbegriffen und als solche bildete er sie in gemeinschaftsstiftendenKulten und Projektionen ab,was anhand von gefundenen Höhlenzeichnungen,Figuren, Gefäßen u.ä. sowie ältesten mythologischenÜberlieferungen nachzuvollziehen ist. DieBeobachtung der Natur, die Entdeckung zyklischerGesetzmäßigkeiten und das Empfinden desmenschlichen Lebens als Teil des Naturkreislaufsbis hin zu der Erkenntnis, das zyklische Prinzipsogar in sich selbst zu tragen, verhalfen demMenschen zu einem reflexiven Bewusstsein, welchesihn gegenüber dem Tier hinsichtlich seinerArterhaltung von der totalen Triebgesteuertheitbefreite. Auf der Grundlage dieser Wahrnehmungseiner Selbst in der Welt, gelangen ihm dieHerausbildung von menschlich - sozialen Verhaltensweisensowie eines „feinfühligen Reaktionsvermögensauf ökologische Bedingungen“. Diesermöglichte ihm die „Gründung von nachhaltigenGemeinschaften… [mit] einer zuverlässigenLebensproduktion“ (Joan Marler).Im weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichteverursachten sowohl die Fähigkeit des Menschensich selbst zu reflektieren, als auch verschiedensteEinflüsse und Entwicklungen, wie z.B.Klimaveränderungen, die zu Lebensmittelknappheitführten und durch das Erleben von Mangel dieEntstehung von Privateigentum nach sich zogen,dass der Mensch sich aus dem Kreislauf der Naturherausnahm, sich über die Natur stellte, „Mitwelt“zunehmend als „Umwelt“ erlebte und sichdamit aber selbst aus seiner eigentlichen Existenz„herauswarf“. Damit begann der unglaublicheVersuch des Menschen, die Natur zu beherrschenund somit aber auch sich und seine Artgenossen.Einige letzte indigene Völker kennen bis heutekeine Hierarchien; alle „zivilisierten“ Völker aberund im Endeffekt eben doch die ganze Menschheit,müssen mit den Folgen und dem Andauerndieses Experiments zurechtkommen.Reflexionsvermögen samt dem Schritt „raus ausder Natur“ zogen eine Bewusstseinsspaltungnach sich, die sich schließlich in der Trennungvon Körper und Geist äußern sollte. Dadurch entstandenGegensätze, die vorher keine gewesenwaren, sondern eine Einheit gebildet, einanderbedingt hatten, sich nun aber bald unversöhnlichgegenüber standen.Auguste Stärk, 5 JahreSo erfolgte eine Aufteilung in oben und unten,hell und dunkel, außen und innen, gut und böseund letztlich Mann und Frau. Die Einsetzungdieses dualen Denkens führte zu einer geteiltenWahrnehmung im Sinne von „ich und das Andere/die Anderen“, wobei das Andere/ das Fremdezuerst in einem selbst entdeckt, im ungünstigstenFalle abgewertet bzw. mit massiven Ängstenbelegt und dann ins Außen projiziert wird. DiesemMechanismus entspringen alle Arten von Diskriminierungund Marginalisierung.Wie nun Archäologinnen Hinweise auf frühesteKulturen fanden, die gewalt- und herrschaftsfreigelebt und das Leben an sich, seine Weitergabeund Pflege als Sinn und Zentrum ihres Lebenserfasst hatten, so stießen Ethnologen bei derErforschung indigener Völker auf Gesellschaftsformenhierarchiefreier und geschlechtsegalitärerNatur und in diesem Zusammenhang auf dieunterschiedlichsten Vorstellungen davon, wasdie Geschlechtlichkeit des Menschen anbelangt.GeschlechterstereotypenBestimmung für:AUSSENWeiteÖffentliches LebenAKTIVITÄTEnergie, Kraft, WillenskraftFestigkeitTapferkeit, KühnheitTUNselbstständigstrebend, zielgerichtet, wirksamerwerbendgebendDurchsetzungsvermögenGewaltAntagonismus (Widerspruch)RATIONALITÄTGeistVernuftVerstandDenkenWissenAbstrahieren, UrteilenTUGENDWürdeDiese Studien zeigen, dass die Auffassungenvon Weiblichkeit und Männlichkeit unermesslichvariieren können, demnach nicht zwangsläufigbiologisch determiniert zu sein scheinen, sondernkulturell bedingt und künstlich hergestellt sind.Indem jede Kultur „Geschlecht“ selbst definierenkann, ist es vorrangig eine soziale Kategorie, diein der Regel zugewiesen wird; mitunter kann sieauch frei gewählt werden.So gebären natürlich überall auf der Welt dieFrauen, denen es möglich ist, die Kinder, aberdie Pflege und Betreuung übernehmen in einigenKulturen die Männer, da ihnen die höhere Emotionalitätund Fürsorglichkeit zugeschrieben wird.Die Frauen dagegen gelten dort als vernünftigerund somit befähigter für repräsentative und wirtschaftlicheAufgaben. Wiederum gibt es Völker,in denen sich beide Geschlechter gleichermaßenum die Kinderbetreuung kümmern, weil Fürsorglichkeit,Aggressionslosigkeit und Friedfertigkeitals adäquates Verhalten für beide Geschlechtergelten. Und ebenso gibt es Kulturen, in denendie Kinder sich weitestgehend selbst überlassen<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 4


der westlichen WeltBestimmung für:INNENNäheHäusliches LebenPASSIVITÄTSchwäche, Ergebung, HingebungWankelmutBescheidenheitSEINabhängigbetriebsam, emsigbewahrendempfangendSelbstverleugnung, AnpassungLiebe, GüteSympathieEMOTIONALITÄTGefühl, GemütEmpfindungEmpfänglichkeitRezeptivität (Aufnahmefähigkeit)ReligiositätVerstehenTUGENDENSchamhaftigkeit, KeuchheitSchicklichkeitLiebenswürdigkeitTaktgefühlVerschönerungsgabeAnmut, SchönheitChrista Spannbauer „Das verqueere Begehren“, Würzburg 1999, S. 23werden, da das Erlernen von Eigenverantwortlichkeitund Selbstfürsorge höher bewertet werden,als die Fürsorge für andere.Wiederum den Ethnologinnen ist jene Entdeckungzu verdanken, dass eine solche Geschlechterpolarität,wie wir sie kennen, nichtauf der ganzen Welt üblich ist. Bei etlichenindigenen Stämmen Nordamerikas gilt geradeder Weibmann oder die Mannfrau als ein ganzbesonders zu ehrendes Geschlecht, da diesenMenschen ein Brückenschlag zwischen den Geschlechternmöglich ist. Außerdem wird Kindernim Laufe ihrer Entwicklung die Entscheidungdarüber, welcher Geschlechtsgruppe sie sich zugehörigfühlen, selbst überlassen, was sich z.B.auch in einer neutralen Namensgebung äußert.Was also als männlich oder weiblich definiertwird, unterliegt in erster Linie der jeweiligenkulturellen Konstruktion und indem globalgesehen da eine unermessliche Bandbreite zuverzeichnen ist, zeigen weibliche Männer undmännliche Frauen jedweder Gesellschaft sowieTranssexuelle, Intersexuelle und vielleicht auch„Geschlechtsneutrale“, dass es vermutlich mehrals zwei Geschlechterkategorien gibt. Aberletztendlich wird es nicht um eine „Kategorisierung“gehen, sondern um die Balance der injedem Menschen vorhandenen Anteile.Mittlerweile werden diese Erkenntnissevon Seiten der Biogenetik unterstützt, dieGeschlecht als biologische Kategorie überverschiedene innere Parameter und nicht nurüber das äußerlich sichtbare Genital und andereMerkmale im Körperbau zu bestimmen vermag.Verschiedene Methoden zur innerkörperlichenGeschlechtsbestimmung zeigen, dass vieleMenschen gar nicht so eindeutig, wie uns imallgemeinen dünkt, dem einen oder anderenGeschlecht zuzuordnen sind, sondern jeder inunterschiedlichem Maße weibliche und männlicheAnteile in sich trägt, die sogar biogenetischnachzuweisen sind. Transsexuelle Menschenzum Beispiel, die von einer grundlegendenNichtübereinstimmung ihres Geschlechtskörpersmit ihrer Geschlechtsidentität berichten,weisen damit deutlich auf diesen Umstand hin,dass Geschlechtszugehörigkeit nicht erzwungenwerden kann, sondern einzig das eigene Gefühl,welches natürlich beeinflusst ist von dem derjeweiligen Kultur innewohnenden Geschlechterverständnisses,über die eigene sexuelleIdentitätsfindung bestimmt.ThemaIm Zuge der Entstehung von patriarchalenGewalt- und Herrschaftsformen in weiten Teilender Welt führte die scharfe Polarisierung derGeschlechter zur Abwertung des Weiblichen,zur Heteronormativität - wobei die Norm dermännliche, weiße, gesunde und heterosexuelle,möglichst monogam lebende Mittelschicht-Mensch ist - sowie zur Zwangsheterosexualisierung.Dass dieser „widernatürliche“Geschlechterdualismus, welcher die Herrschaftdes „weißen Mannes“ über den Großteil derMenschheit, bestehend aus Frauen, Mannweibern,Weibmännern, Schwarzen, Kindern,Alten, Kranken, Homosexuellen usw. legitimiert,zu erheblichen Konflikten im Selbstkonzeptder Individuen führen kann, belegen unzähligeStatistiken zu entsprechenden Krankheitsbildernund Gewaltakten gegen sich und andere.Die Struktur unserer polaren und hierarchischenGeschlechterordnung sorgt immer wieder für dieBeibehaltung des herrschenden Geschlechterverhältnisses,bedingt durch den Umstand, dass„die männliche Sozialisation seit Jahrtausendenum das Ideal des Kriegers, der Eroberersund des Drachentöters kreist, dazu berufen,das Böse im Namen des Guten zu vernichten“(Carola Meier-Seethaler).Wenn wir nun in diesem (oder auch einem anderen,z.B. genau umgekehrten) Geschlechterverhältnis„hängen“ bleiben, in welchem Gegensatzpaarenur zwei Ausprägungen ermöglichen, diesich logischerweise immer wieder gegenseitigausschließen, bleiben wir ebenfalls in einemBewertungs-/ Moralsystem „stecken“, welchesden einen Geschlechterstereotyp gegenüberdem anderen abwertet. Die dann bestehenbleibende Hierarchie zwischen den Geschlechternverschleiert den Blick auf die Machtverhältnisse,denn in den Rollenbildern werdendie Merkmale der einzelnen Geschlechter alswesenhaft bzw. naturgegeben manifestiert, umdie Dominanz einiger weniger „Auserwählter“ zubegründen. Das Individuum hat dann in seinemSozialisationsprozess innerhalb der gegebenenGeschlechterordnung den Kampf zu bestehen,„in Konfrontation mit den geschlechtsspezifischwirkenden Ausgrenzungs- und Eingrenzungsmechanismengesellschaftlicher Institutionen undRegelsysteme handlungsfähig [zu] werden und[zu] bleiben“ (Barbara Stiegler).Wie nun also kann unser massiv einschränkendes,geradezu beschränktes Weltbild von derZweigeschlechtlichkeit aufgebrochen werden???Indem wir beginnen, individuelle Realitäten ohneWertung wahrzunehmen, Geschlechtsidentitäten,die aus den gesellschaftlich bestimmten Zuweisungenherausfallen;uns trennen von der Vorstellung der naturgegebenenGeschlechterdifferenz, auch die Politisierung(Frauen brauchen Quoten usw.) und die Mythisierung(Sehnsucht des einen nach dem ganzanderen) dieser Problematik überwinden und vorallem jede Moralisierung der Geschlechterdifferenzhinter uns lassen, denn auch Moral ist eineausschließlich kulturelle Erfindung, die auf derZweigeschlechtlichkeit basiert und diese benutzt,um sich selbst aufrecht zu erhalten, also Machtum der Macht willen beansprucht und damit dasMenschliche korrumpiert.Claudia KarpfLiteraturempfehlungen:Aufsätze:Praxis-Leitfaden zur emanzipatorischen Jungenarbeit, hrsg. vomJugendamt der Stadt Nürnberg;Michael Schenk: Aufsätze zur emanzipatorischen Jungenarbeit 1991 – 1999;Barbara Stiegler: Berufe brauchen kein Geschlecht: zur Aufwertung sozialerKompetenzen im Dienstleitungsberufen /. - [Electronic ed.]. - Bonn, 1994.;Hilge Landweer: Kritik und Verteidigung der Kategorie ‚Geschlecht‘.Wahrnehmungs- und symboltheoretische Überlegungen zur sex/gender-Unterscheidung. In: Feministische Studien, Jg. 11, Heft 2, S. 34-43.;Joan Marler: Die Ikonographie und soziale Struktur Alteuropas: Diearchäo-mythologische Forschung von Marija Gimbutas. Aus: Gesellschaftin Balance, 2003, Hrsg. Heide Göttner-Abendroth, S.195ff.www.sciencemag.org zum Thema Primaten/MenschheitsentwicklungBücher:Jutta Voss: Das Schwarzmondtabu, Stuttgart 2006 ;Christa Spannbauer: Das verqueere Begehren, Würzburg 1999;Heide Göttner-Abendroth und Kurt Derungs: Matriarchate als herrschaftsfreieGesellschaften; dies.: Gesellschaft in Balance, Luxemburg 2003; u.v.a.Carola Meier-Seethaler: Ursprünge und Befreiungen, Zürich 1988;Macht und Moral: 16 Essays zur Aufkündigung patriarchaler Denkmuster,Zürich 2007; im Internet zu finden unter: www.opus-magnum.deFrigga Haug: Erinnerungsarbeit, Hamburg 1990<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 5


ThemaStrampelanzüge, Puppen und KriegsspieleErfahrungen mit meinem SohnWas ist es denn nun?Schon lange vor der Geburt unseres Sohnes beschäftigte mich die Frageder Sozialisation der Geschlechter. Ich war überzeugt davon, dass vorallem die Umwelt den Menschen prägt. Unser Kind sollte nicht in einebestimmte geschlechtstypische Rolle gedrängt werden. Bis ich dieersten Strampelanzüge für unseren neugeborenen Sohn kaufen wollte.Rosa für einen Jungen? Wohl kaum, also hellblau, etwas anderes gabes auch nicht. Jede Oma, die in den Kinderwagen schaute, wollte zuerstwissen, ob das niedliche Baby denn ein Junge oder ein Mädchen ist.Traf ich andere Mütter, war das dann auch immer meine zumindestzweite Frage. Warum war das Geschlecht des Kindes so wichtig? Inder Krabbelgruppe war eine Mutter davon überzeugt, dass Sebastianein Mädchen ist, da er doch einen gelben Strampelanzug trug. Es warSommer und mir gefiel die Farbe, ich hatte gar nicht darüber nachgedacht,ob gelb vielleicht eine „Mädchenfarbe“ sein könnte. Schon imSäuglingsalter wurden die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungenbesprochen. Beklagte ich mich bei anderen Müttern darüber, dass unserSohn sich nur durch Herumtragen beruhigte, wurde mir vor allen von den„Mädchen-Müttern“ gesagt, dass dies eben bei Jungen so sei. Jungenschienen „schwieriger“ zu sein, Mädchen ach so pflegeleicht. Ausnahmenbestätigten nur die Regel.Angeboren oder anerzogen?Als Sebastian ein Jahr alt war, spielte er bei Freunden mit Puppenwagenund Puppe und mir fiel auf, dass er zu Hause keine Puppenbesaß, dafür aber jede Menge Fahrzeuge, mit denen er vor allem dasGeschehen auf Baustellen nachspielte. Hätten wir einem Mädchenganz selbstverständlich eine Puppe geschenkt? Wir waren bei unseremJungen gar nicht auf die Idee gekommen, weil er sich scheinbar füranderes interessierte. Aber hätten wir es ihm anbieten sollen? Aufunseren Spaziergängen konnten wir nie lange genug der Arbeit vonBauarbeitern, Müllmännern und dergleichen zusehen. Natürlich warenauch Fahrzeuge jeglicher Art interessant. Mütter sagten mir, dass sichihre Töchter vor allem für Tiere und Menschen interessieren würden,weniger für Dinge mit Rädern.Kommunikation versus TestosteronGab es also doch genetisch bedingte Unterschiede im Sozialverhaltenzwischen den Geschlechtern? Als die Kinder unserer Krabbelgruppeso um die zwei Jahre alt waren, fielen mir die Gegensätze im Spielverhaltenzwischen Mädchen und Jungen deutlicher auf. Die meistenMädchen sprachen viel früher als die Jungen und kommuniziertenauch untereinander häufiger mit sprachlichen Mitteln. Sie hatten mehrAusdauer beim Basteln und Malen und überhaupt mehr Interesse dafür.Bei den Jungen schien es zu den ersten Testosteronschüben zu kommen,wie ich später las. Ich wunderte mich, dass mein bis dahin immer defensivesKind plötzlich mit anderen Kindern, vor allem Jungen, körperlicheAuseinandersetzungen um Spielzeug führte und deutlich aggressiverwurde.Im Kindergartenalter wurde dann jeder Stock zum Schießgewehr unddas Interesse für „Kriegsspiele“ aller Art nahm zu. Ich stand dem hilflosgegenüber und mit mir auch die meisten anderen Jungen-Eltern, mitdenen ich sprach. Unser Sohn hatte bis dahin im Fernsehen höchstens„Sandmännchen“ und „Bob der Baumeister“ gesehen. Die Medien konntennicht die Ursache sein, auch nicht das männliche Vorbild des Vaters,der schon als Kind keine Indianerfilme mochte und sich nie gern mit anderenJungen schlug. Also wahrscheinlich das Beispielverhalten andererKinder. Aber woher kam die Faszination für die Kriegsspiele und wiesollten wir als pazifistisch gesinnte Eltern darauf reagieren? Im Laufeder Zeit konnte ich gelassener mit diesem Phänomen umgehen. Ich binheute der Meinung, dass es für Jungen zur Identitätsfindung dazugehört,sich zeitweise übertrieben männlich zu geben und den (Kriegs)helden zuspielen, so wie Mädchen sich schon sehr früh in Prinzessinnenweltenbegeben, die aber moralisch nicht so zweifelhaft sind. Gleichzeitigmöchte ich als Erwachsene aber auch eine Position dazu einnehmen.<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 6


ThemaGleiche Entwicklungschancen für beide GeschlechterWie ist das nun, wird jedes Kind zum Mädchen oder Jungen gemacht odergibt es bestimmte genetische Unterschiede, die sich auch im sozialenBereich auswirken? Jeden Morgen im Kindergarten bot sich mir dieselbeSituation dar. Die Mädchen saßen mit der Erzieherin am Tisch, malten undbastelten, die Jungen knieten auf dem Boden und bauten etwas. Mir fielauf, dass sowohl ich als auch die Erzieherinnen, welche zweifellos Jungenwie Mädchen mochten, deren Verhaltensweisen aus einer weiblichenSicht heraus bewerteten. Mit den Rangkämpfen der Jungen und ihremgeringen Interesse für Malen und Basteln war es schwer, umzugehen.Es entsprach nicht den eigenen Erwartungen und Erfahrungen. Aber wasbedeutet es für das Selbstwertgefühl eines kleinen Jungen, wenn vieles,was er tut, für das er sich interessiert, von seinen Bezugspersonen nichtwohlwollend aufgenommen wird, sondern im besten Falle als typischJunge abgetan wird? Und was ist mit den Kindern, die sich nicht in dasklassische Rollenklischee einordnen lassen? Mit Jungen, die vorwiegendmit Mädchen spielen, weil sie das laute Herumtoben nicht mögen, mitMädchen, die lieber Piratinnen als Prinzessinnen sein wollen? Und istrosa nur eine Farbe für Mädchen? Im Kindergarten wählten viele Jungeneine Zeit lang rosa als Farbe zum Basteln aus, schon aus Trotz, weil dieseirgendwie den Mädchen vorbehalten schien.Die Sache mit dem HausmeisterDie Vorschulgruppe, in die unser Sohn im letzten Kindergartenjahr ging,war fast eine reine Jungengruppe. Monate vergingen, bis alle Kinder darinihren Platz gefunden hatten. Immer wieder kam es zu harten körperlichenAuseinandersetzungen um scheinbar unwichtige Dinge, es herrschteDurcheinander und nicht die Disziplin, die die Erzieherinnen aus der fastreinen Mädchengruppe aus dem Vorjahr gewöhnt waren. Die einzigemännliche Person war im Kindergarten, wie so oft, der Hausmeister, undder wurde auch ständig von den Jungen belagert. In den letzten Jahrenwurde ja oft der Mangel an männlichen Bezugspersonen in Kindergärtenund Schulen kritisiert, ebenso wie wenig für die Bedürfnisse der Jungengetan wird. Jungenprobleme und ihre Ursachen stehen wieder häufiger imBlickpunkt des öffentlichen Interesses. Das ist gut so, finde ich. Im Gegenzugdarf nicht vergessen werden, dass patriarchalische MachtstrukturenFrauen immer noch im gesellschaftlichen Leben benachteiligen und dassvor allem im Weltmaßstab gesehen, Frauen das unterdrückte Geschlechtsind.Das heißt für mich, dass mein Sohn weiß, dass ich keine „Kriegsspiele“mitspiele und dass ich ihm auch versuche zu erklären, was geschieht,wenn ein Mensch getötet wird. Er trennt allerdings Spiel und Wirklichkeitauch sehr stark. Wenn in den Nachrichten von Krieg gesprochenwird, ist er meist nachdenklich. Ich denke, dass hinter dem Machogehabeder kleinen Jungen auch viel Angst steckt, Angst, schwach zu seinzum Beispiel. Ich glaube, dass es gerade für Jungen deshalb gut ist,wenn man ihnen Raum gibt, auch Schwäche zu zeigen.Zum guten SchlussMädchen und Jungen sind tatsächlich anders, welchen Anteil dabeidie Umwelt und die genetischen Festlegungen haben, wird wohl immerkontrovers diskutiert werden. Die Unterschiede zwischen den Geschlechternsollten bei der Erziehung akzeptiert werden, gleichzeitig müssenRollenbilder kritisch hinterfragt werden dürfen. Und das sollte bei denErziehenden beginnen. Mein Sohn hilft mir dabei, bestimmte Klischees inmeinem Kopf zu hinterfragen. Ich bin außerdem froh, dass es in der <strong>FAS</strong>männliche Lehrkräfte gibt, dass Klassen paritätisch besetzt werden unddass es Mädchen- und Jungentage gibt, in denen versucht wird, auf dieunterschiedlichen Bedürfnisse der Geschlechter einzugehen. Das alleserscheint mir als gute Basis, damit Jungen und Mädchen ihre Identitätfinden und sich der Vielseitigkeit ihrer Persönlichkeit bewusst werdenkönnen.Claudia Meerbach<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 7


ThemaDa hab ich mir mal eine „Bravo“ gekauftOder: Aufklärung für ErwachseneNach aufgeregten Eltern- LehrerInendiskussionen um „Schund- undSchmutzliteratur“ an unserer Mittelschule setzte ich mich mit denentsprechenden Zeitschriften im Presseshop auseinander.Aus meiner Pädagoginnensicht sind die sogenannten Mädchenzeitschriften(„Mädchen“, „Girl“, „BRAVO Girl“, Freundin…) ebenso wie dieZeitschriften, die Jungs ansprechen sollen, Bullshit. „Ab in die Tonne“,würde ich gern sagen. Aber wenn Mädchen und Jungen sie lesen, dannmuss ich mich mit ihnen beschäftigen, auch wenn sie mir aus vielenGründen nicht gefallen. Die bunten Blätter erzeugen einen Zwang zumKonsum und strotzen vor Geschlechterrollenklischees. Das Frau-Werdender Mädchen ist in diesen Zeitschriften zentral auf ihre Sexualität bzw.auf „sexy sein“ reduziert und dies immer mit der Orientierung auf Jungs.Das ist der Hauptkritikpunkt. Mädchen wird Autonomie abgewöhnt undein vermeintlich gültiges Bild vom „richtigen Mädchen“ aufgedrückt. Sobekommen Mädchen in der BRAVO Girl nicht nur den letzten Beautytrendhinterher geworfen sondern sie erfahren alles, was der Jungebegehrt. In einer Ausgabe 2008 erfährt Janina (12) von der Redaktion,wie sie zu einem Freund kommen kann. „Eine Beziehung mit deinemTraumboy ist machbar“, lautet das Credo des Magazins. „Aber es hängtnatürlich von dir ab Schätzchen- von deinem Outfit, von deinen Haaren,deinem Make-up.“ Janina lernt: Der Weg zum Jungen der Träume isthart und erfordert stetes, diszipliniertes Arbeiten am eigenen Körper. Ihrwird dann noch mitgeteilt, dass jeder Junge Körperbehaarung (an dennackten Beinen und unter den Achseln) bei Mädchen eklig findet. „Machsie weg, auch kleine Stoppelchen, wenn sie nur ein paar Millimeter langsind, törnen Jungs ab“. Mit diesen ‚Erfordernissen’ werden aber nichtnur Mädchen angesprochen, sondern auch männliche Leser. Ihnen wirddie Botschaft vermittelt, wie attraktive Mädchen sein müssen. Und soschließt sich der Kreis von Irrtümern.Für die Jungs gibt es zu den oben genannten Mädchenzeitschriftenkeine äquivalenten Magazine (d.h. erst für die reiferen Jungs gibt es„Mens Health“ oder den Playboy, der ja auch eine Seite der Geschlechterrollenspielchenklarstellt). Die Interessen der Jungs werden größtenteilsmit (kriegerischen) Comics, Funsport, Fußball oder Computeridentifiziert und Zeitschriften im Handel bereitgestellt. Das ist zwar aucheinschränkend, aber Sport, Selbstbehauptung und Technik bieten nocheher differenzierte Möglichkeiten der Selbstverwirklichung als es denMädchen zugebilligt wird.Ganz konkret stellte ich mich mutig der aktuellen Herausforderungund kaufte eine Jugendzeitschrift, die nicht gleich auf den ersten Blickgeschlechtsbezogen polarisierend wirbt und unterzog sie einer „Verträglichkeits-und Genderprüfung“. Ich kaufte eine stinknormale BRAVO,die Nr.44/2009, für 1,40€. So preiswert ist manche Tageszeitung nichtund die haben auch keine 110 Seiten. Voller Vorbehalte öffnete ich dieZeitung:Modeschnickschnack und Star-RummelDie 80 Seiten zu Modeschnickschnack und zu mir kaum bekannten Starsaus dem Musicbusiness konnte ich emotionslos durchblättern, kannte ichbis auf Tokio Hotel, Pink und Amy Winehouse doch keine der Pop- oderSpielfilmsternchen. Plakate (jede Bravo bietet 3 doppelseitige Poster)oder Autogramme hab ich mir im Alter von 12/13 Lenzen auch besorgt, soz.B. von DEFA Stars wie Gojko Mitic und Dean Read (die waren zwar eigentlichfür den Solimarkt bestimmt…). Im Rahmen der FernsehsendungRUND waren es sogar Musikerküsse, die von uns erobert wurden- vonden DDR Rockgrößen Puhdys oder der Saragossa Band (die war aus demWesten). Ich hatte mit den Freundinnen gewettet, dass ich mich das traue,auf die Bühne zu gehen. In der Kleinstadt war das ein tolles Abenteuerdamals und wir hatten im Freundinnenkreis viel Spaß bei solchen Unternehmungen.Beim Blättern der BRAVO dachte ich an damals und dassSchwärmereien und „Mutproben“ in dem Alter eben normal sind.Foto: Alexander Heimann<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 8


ThemaErotische Sicht auf die Dinge des Lebens wird aufgenötigt,Sexualität übergestülptOffensichtlich ist bei der Lektüre der Zeitung, dass die Altersgrenze derLeserinnen rapide gefallen ist. Mich hat gewundert, dass bereits acht undneun Jahre alte Mädchen (in dieser Ausgabe die Schwester von MileyCyrus ???) sich mit eigener Web-Musikshow oder an einer Stripper-Stangeim Internet präsentieren, sich Promi-Boyfreunde angeln (ebenfalls erst9 Jahre alt ) und dass darüber geschrieben wird. Diese Sexualisierunglässt sich m.E. nicht damit rechtfertigen, dass Mädchen bereits mit10/11 Jahren körperlich geschlechtsreif sein können. In diesen Zeitungenwerden Teenies, die eigentlich von Sex noch gar nichts wissen wollen, dieerotische Sicht auf die Dinge des Lebens aufgenötigt.Auf der nächsten Seite wurde der „geheime Liebesschwur“ von JustinBiber (15) gelüftet. Mädchen auf der ganzen Welt lieben Justins Stimmeund Coolness. Doch der Super-Boy hat sich selbst ein Versprechen gegeben…Erträgt einen Purity-Ring (deutsch: Reinheitsring). Er symbolisiertseine sexuelle Enthaltsamkeit,… keinen Sex bis zur Ehe zu haben.“ Auchnicht schlecht für Kids, dachte ich, angesichts der zunehmenden POR-NOgrafisierung der Medien und in Anbetracht von AIDS. Teenies lernenandere Lebensentwürfe kennen.Wie schon seit Jahrzehnten, so beantwortete auch in dieser Ausgabedas Dr. Sommer Team Fragen von Liebe, Partnerschaft und Sexualität.Kolleginnen der Mädchenarbeit stehen dieser Seite sehr ambivalentgegenüber. Aus sexualpädagogischer Sicht ist positiv hervorzuheben, dassdie Jugendlichen hier wirklich Antworten auf ihre Fragen erhalten, die sie„normalen“ Erwachsenen gegenüber nicht stellen würden und dass dieExpertinnen der Zeitung wertschätzend und medizinisch erfahren auf Mädchen-und Jungenfragen antworten. Aus Befragungen geht aber hervor,dass Mädchen und Jungs die alleinige Aufklärung durch die Medien nichtso toll finden. Sie wünschen sich schon, mit Freundinnen oder Freundenoder den Eltern über Sexualität reden zu können. Doch es gibt auch problematischeSeite des tabulosen Plauderns über Sex bei Dr. Sommer. WennMädchen und Jungen mit 12 Jahren mit Sexualität konfrontiert werden,wird ihnen die individuelle, langsame und zu ihnen passende Entdeckungder Sexualität weggenommen. PsychologInnen richten den Blick erweiternddarauf, wie zerstörerisch verfrühter Sex für Kinder sein kann, wenner gewaltsam und unerwünscht ins Leben dringt. Frauenärztinnen erzählenaus ihrer Praxis, dass sie Mädchen kennenlernen, die sich viel zu früh aufSex oder andere Sachen eingelassen haben, die sie eigentlich gar nichtwollen. Entweder werden sie von Jungs bedrängt oder sie denken, dasssie mithalten müssen- mit der in den Zeitschriften suggerierten Normalitätund sonst nicht „richtig“ sind. Dabei suchen Mädchen oft etwas ganzanderes: Sie wollen kuscheln oder einfach jemanden haben, der für sie daist, mit dem sie Nähe spüren und Freude teilen können.Sexismus lebt durch diese Zeitschriften weiterIch war ja froh, dass es bislang so harmlos zuging in der BRAVO. Nun kamdie Witze Seite. Die ist aus feministischer Sicht immer ziemlich hart, dahier viele sexistische Witze kursieren. Diesmal gab es „nur“ zwei mieseWitze, einen „obligatorischen“ Blondinenwitz und den mit der Freundin,der von einem Typ eine Kette geschenkt wird. “Gute Idee, sagt sein besterKumpel, meine Freundin läuft mir auch immer weg!“ Beide Witze warenvon Jungs der Zeitung zugesandt worden. Schon in einer BRAVO Girl hatteich eine ganze Seite solcher Witze der miesesten Art lesen müssen. Unterder Überschrift „Worüber Jungs wirklich lachen“ wurde Mädchen klargemacht,dass es Jungs am Lustigsten finden, wenn Mädchen sich selbstgeringschätzen, abwerten, erniedrigen. Wenn in der Erwachsenenöffentlichkeitsolche Witze erzählt werden, ernten diese zumeist die lautestenLacher. Auch die Frauen lachen, schauen betreten nach unten oderüberhören das Ganze. Wenn eine mal die Runde zur Rede stellt, wird siegleich als „Emanze“, „Kampflesbe“ oder bestenfalls als Spielverderberingegeißelt. Ich frage mich immer wieder, warum das Patriarchat an dieserStelle noch so gut funktioniert und warum auch ich in diesen Situationenzu oft schweige.In Bezug auf die Zielgruppe der Zeitung fragte ich mich, wer es unserenMädchen und Jungs sagt, dass solche Witze gar nicht lustig sind undwie wir es besprechen können, ohne mit dem moralischen Zeigefingerdazustehen?Aufklärung, Berufs- und Lebensplanungs-HilfenIn einer Bildergeschichte wurde jugendgemäß zu k.o.-Tropfen in Discosaufgeklärt. Es gab Artikel über Vertrauen in Beziehungen/Mädchenfreundschaften,einen Azubi-Check und einen informativen Bericht zu dem brisantenThema der Beschneidung von Mädchen in Afrika, welche Mädchengesundheitlich und ihrem Lebensgenuss lebenslang beeinträchtigt.Fazit aus meiner Erwachsenensicht:Auch wenn wir sie nicht lieben und ihnen kritisch gegenüberstehen,diesen Zeitschriften; es lässt sich nicht ändern oder verbieten, dassMädchen und Jungen in der Pubertät ab und an in solchen Zeitschriftenrumschmökern. Die Teenies unserer Schule sind ganz normal und in dieserLebensphase nicht anders als Mädchen und Jungen anderer Schulen anden o.g. Themen interessiert.Was wir als Eltern und Begleiter/innen tun können,damit der Mainstream nicht unreflektiert stehen bleibt ist unter anderem:→ Mit unseren Kindern im Gespräch bleiben und den moralischenZeigefinger wegpacken;→ Mädchen und Jungen medienkompetent machen, damit sie sich selberihre Meinung bilden können und nicht manipulierbar sind;→ Unseren Kindern Wertschätzung ausdrücken- so wie sie sind undVertrauen in die eigenen Fähigkeiten (unabhängig von Geschlechterrollenzuweisungen)geben;→ den Mädchen und Jungen ihre Attraktivität und Schönheit zurückmelden,unabhängig von dem medial vermittelten Schönheitsidealen;→ Mädchen und Jungen vor ungewolltem Sex und auch vor sexuellenÜbergriffen im virtuellen Netz schützen;Was ich mir im Rahmen von schulischen Aktivitäten wünsche:→ Begleitungsangebote für die Reifung der (geschlechtlichen) Identitätzusätzlich und immer wieder einmal im Rahmen von Projekttagen, sodass die Fragen zu Schönheit, Liebe, Partnerschaft und Sexualität inecht gestellt werden können und sie Antworten aus dem echten Lebenerhalten. Empfehlen würde ich die Planung einer Woche außerhalb derRäumlichkeiten der Schule, welche Raum und Zeit für das Arbeiten inMädchengruppe und in der Jungengruppe und für Begegnung der beidenGeschlechter bietet. Gern organisiere ich das mit.Simone Kruschwitz, Mutter und beruflich engagiert in der Fachstelle fürMädchenarbeit und Genderkompetenz in Sachsen<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 9


Thema...die wollen nur spielen!Jungenarbeit zwischen Anspruch und WirklichkeitJungentage sind eigentlich eine ganz unkomplizierte Angelegenheit: Wirtreffen uns gegen neun Uhr an einem großen Korb voller Brötchen, dazugibt es Wurst- und Käsestücke, in der Mitte steht ein großes Glas Marmelademit einem Löffel und das Ganze wird unterlegt durch eine zehnmal zehn Meter große Plastikplane. Im Anschluss daran spielen wir aufder Bürgerwiese Fußball. Zurück in der Schule beschäftigen wir uns ersteinmal mit Lego oder Warhammer-Figuren und danach können die Jungenzwei Stunden dem Computerspielen frönen. Den krönenden Abschlussbildet dann ein Film aus „Star Wars“ oder der „Herr der Ringe“-Trilogie.Dazu wird Fertigpizza gereicht. Pädagogisch lässt sich das alles auch gutbegründen: Die Jungen benötigen Freiraum, um einfach einmal sie selbstsein zu können.Ist das schon alles? Wie sind Jungen denn, wenn sie „sie selbst“ seinkönnen? Ist dieser Zustand bei allen Jungen ähnlich oder gibt es Unterschiede?Was bestimmt unser Denken über die Bedürfnisse der Jungen?Und woraus resultieren wiederum ihre eigenen Vorstellungen über das,was sie ausmacht oder das, was sie sein möchten?Wann machen wir endlich mal das, was wir wollen?Jungenarbeit bewegt sich in mehreren Spannungsfeldern. Zum einensoll sie Möglichkeiten und Räume bieten, um jungenspezifische Interessenzu berücksichtigen. Zum anderen erachten wir es als wichtig, dassJungen ihr Verhalten, ihre Gefühle und Gedanken und die sogenanntengeschlechtsspezifischen Interessen kritisch reflektieren.Zunächst einmal lässt sich konstatieren, dass es Interessen gibt, indenen sich, abhängig von der Altersgruppe, viele Jungen wiederfinden.Zu nennen sind hier Computerspiele, bestimmte Filmgenres sowie derDrang, sich auszutoben. Der Anspruch der Jungenarbeit geht aber weitdarüber hinaus, schon allein deshalb, weil es natürlich auch Jungen gibt,welche die genannten Interessen nicht unbedingt teilen. Dieses Strebennach Vielseitigkeit kollidiert häufig mit den Vorstellungen der Jungen, dienur wenig Ambitionen zeigen, sich auf Neues und Fremdes einzulassen.Damit wird ein weiteres Spannungsfeld der Jungenarbeit sichtbar. Sobaldsich ein Angebot nicht an der vordergründigen Interessenlage orientiert(bspw. Nachdenken über Kommunikationsformen, Stricken lernen oderIdeen sammeln, wie man den Mädchen eine Freude machen könnte), istmit teilweise großem Widerstand zu rechnen. Hier heißt es, mit Geschick,Überredungskunst und hin und wieder auch Hartnäckigkeit zu argumentieren,nicht zuletzt deshalb, weil Zustimmung oder Ablehnung das Resultatnicht immer zu durchschauender gruppendynamischer Prozesse darstellen.Zu schnell sind einzelne bereit, ihre individuellen Interessen undBedürfnisse zugunsten der Mehrheit zurückzustellen. Und möglicherweisebestehen schon erhebliche Hürden, diese überhaupt zu artikulieren.Denkst du auch, was ich denke ...?Die Gruppengröße spielt bei diesen Vorgängen eine nicht zu unterschätzendeRolle. Abgesehen davon, dass mit der Anzahl der Köpfe auch dieder verschiedenen Meinungen zunimmt, ist es in größeren Gruppenschwierig, eine inhaltlich konstruktive Arbeit zu gewährleisten. Die Reflexionvon Rollenverhalten, Interessen und Vorbildern erfordert in vielen Fälleneine kognitive Anstrengung, die sich nicht ad hoc einfordern lässt unddie nur im gemeinsamen Diskurs zu bewältigen ist. Viele Jungen habenein Gespür für Situationen entwickelt, in denen das Nachdenken über sichselbst und die anderen gefordert wird, ist es doch ein wichtiges Merkmalder pädagogischen Arbeit unserer Schule, Probleme im Gespräch bzw.in Diskussionen zu bewältigen. Viele Jungen empfinden diese Strategiejedoch als anstrengend und zeitraubend und reagieren wenig begeistert,wenn im Rahmen der Jungenarbeit konstruktiv kommuniziert werden soll.Ein immer wiederkehrendes Thema ist der Umgang mit dem anderen Geschlecht.Hier fällt es vielen Jungen schwer, ein ausgewogenes Verhältniszu entwickeln. Entweder wollen sie das Geschehen dominieren oder abersie fühlen sich zurückgesetzt und ungerecht behandelt. Andere wiederumhaben zu Mädchen ein ungezwungenes Verhältnis, sind sich aber unsicher,wie das (männliche) Umfeld auf einen solchen intergeschlechtlichenUmgang reagiert.So stellt die Wahrnehmung der Mädchen eine wichtige Komponentebei der Reflexion der eigenen Rolle dar. Immer wieder sind die Jungenerstaunt darüber, dass ein Verhalten, welches intern als cool undbewundernswert verstanden wird, bei den Mädchen milde Nachsicht oderUnverständnis hervorruft. (Das gilt natürlich, unter etwas verändertenVorzeichen, auch umgekehrt.) Und plötzlich steht die Frage im Raum,ob die Reflexion jungen- bzw. mädchentypischer Verhaltensweisen ingeschlechtshomogenen Gruppen überhaupt sinnvoll ist.Weil wir gerade dabei sind...Ist Jungenarbeit eigentlich eine Männerdomäne? Ganz abgesehen davon,dass uns dies schon aus personeller Sicht überfordern dürfte, sollte dieVielfalt der Bezugspersonen im Vordergrund stehen. Die Aufteilung inweibliche und männliche Akteure ist hier nur eine Möglichkeit. Genausogut könnte man zwischen Sportbegeisterten und Verfechterinnen derGemütlichkeit oder zwischen Erlebnispädagoginnen und Diskussionsfreudigenunterscheiden. Natürlich gibt es Themen, bei denen einegeschlechtliche Übereinstimmung sinnvoll und wichtig ist. Diese jedochauf alle Bereiche der Mädchen- und Jungenarbeit zu übertragen, greiftmöglicherweise zu kurz. Auch innerhalb des Teams versuchen wir unsdieser Frage auf unterschiedlichen Wegen zu nähern. Wie erleben wir unseigentlich als Frauen und Männer? In welchen Situationen zeigen wir einrollentypisches Verhalten? Ist uns das überhaupt bewusst? Macht es unsglücklich?Wer fragt, weiß den Weg nicht?Immer deutlicher tritt zutage, dass Jungenarbeit vor allem durch eineUnmenge Fragen bestimmt wird. Dabei stellt die Formulierung von (rechtallgemeinen) Zielen noch das geringste Problem dar. Die Umsetzungdagegen gleicht einem verschlungenen Pfad in einem Gelände, das nichtmit Überraschungen geizt. Doch vielleicht lässt sich gerade aus dieser Noteine Tugend machen: geschlechtsspezifische Arbeit sollte sich als Kontrastzu einer erfahrungsarmen wie konsumorientierten Welt verstehen, in derErlebnisse immer häufiger medial vermittelt werden und man Vielfalt mitÜberangebot gleichsetzt. Aber möglicherweise besteht das wichtigste Zielder geschlechtsspezifischen Arbeit darin, sich selbst überflüssig zu machen.Maximilian Jacobs<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 10


Die Idee dieser Zeitung in der Zeitung ist, dass wir unsere Themen nach außen tragen:einiges von dem, was uns interessiert und auch passiert, was wir unterwegs so finden undDinge, von denen wir ausgehen, sie fordern euch – wie das Rätsel – auf nette Art heraus.Noch ist unser Redaktionsteam klein (um genau zu sein, wir sind zu dritt), aber wir haben esgeschafft und die ersten Seiten gezaubert. Es ist also ein Anfang gemacht und wenn irgendwerda draußen Lust hat mitzutun, dann freuen wir uns.Da saß ich und grübelte und grübelte: Was wäre ein guter Name? Wie stellen wir uns vor?Und dann bekam ich Appetit und ich nahm ein ... . Genau das ist es. Dies wäre dann d i eZeitung, die euch die Pause noch angenehmer macht und gleichzeitig voll „geistiger Nahrung“steckt. Viel Spaß beim Lesen!Redaktionsteam:Benjamin Apel (Ben)Lucas-Felipe Jacobs (Lufe)Nils Schmidt (Nil)11


1 2 3 4 5 X 6 7 x 8 9 10 x 11 12 13 xx x 14 x x x 15 16 x 17 18 x xx 19 x x x x 20 x 21 22 x 23 24 2526 27 x x x 28 x x 29 x x x 3031 x x x x 32 x x 33 34 35 x 36x x 37 38 x 39 40 x x x x x x 41 42 xx x x x x 43 44 x x x 45 46 x 47 x 4849 50 51 x 52 x 53 x 54 x x x x x 55 56x 57 x x 58 x x 59 60 61 62 x x x 63x 64 65 x x x x 66 x 67 6869 70 x 71 x 72 73 74 x 75 x x 76 x x xx 77 78 x x x x x 79 x 80 81 x 82 83 x84 x x 85 x x x 86 x x 87 x 88 x xx x 89 90 91 92 93 94 x x x 95 9697 x 98 x x x 99 x 100 101 x 102x x 103 104 x 105 x x 106107 108 x x x 109 x x x x 110 111 x 112 x x113 x 114 x x x 115 x x 116WAAGERECHT. DER HORIZONT.1 lat. großes Glasgefäß6 chem. Element, Nichtmetall8 beliebtes Kartenspiel bei deutschen Männern11 alt und vergesslich14 maskulines Wesen15 deutscher Komponist, bekannt für sein schlagkräftigesInstrumentarium17 befindet sich in jeder Wohnung20 Pflanze mit rundlichen Schwimm- und sternförmigenBlütenblättern21 trennt sichtbar: das ist mein, das dein23 Weltreligion26 Stadt an der Mündung des Lupar28 chem. Zeichen für Actinium29 Abk. für schwarzen Tonträger30 beliebtes Kartenspiel31 ugs. für company32 Abk. für ein „einschneidendes Erlebnis“33 Verfasser eines berühmten curriculum vitae36 Maßeinheit für Gerichte37 werden in Dichtungen verwendet39 Farbe mit „anhaltender” Wirkung41 Maulesel12


43 zylindrischer Behälter45 du kannst darauf sitzen, es jedoch nicht überall mithinnehmen47 chem. Zeichen für stimmbildendes Edelgas49 Wasservogel52 nichtige Vorsilbe53 des Michels Schwester55 … and beautiful?57 best. Artikel (span.)58 so klingt der König auf französisch59 griech. Nichtwissen63 Kfz.-Kennzeichen für Hildesheim64 anderes Wort für urwüchsig66 Wollstoff aus dem Haar der Angoraziege67 Ansammlung von Wasserdampf in Bodennähe69 Außerirdischer71 lässige Begrüßung72 Strick- oder Seilgebilde75 kommt nach der Eins (span.)77 Schalterkennzeichnung79 Anlegebrücke80 ohne den geht’s gar nicht82 Abk. für Kopeke84 Liedanfang von All together now86 lat. dich87 da legt man Eier rin, da sitzt der Vogel drin88 rechter Nebenfluss der Donau89 assyrischer König (1113-1074 v. Chr.), eroberte diephönizischen Küstenstädte, schlug die Aramäer zurück95 span. andere, noch ein97 einer, der sogar sein Land liebt98 chem. Zeichen für Radon100 besitzt den Großteil der Himmelsaktien102 franz. Personalpronomen103 elektroakustische Vorrichtung zur Bestimmung derWassertiefe105 engl. jene106 das Lager von hinten107 wer das sagt, hat noch Reserven109 Hat s i e dich schon mal geküsst?110 sollte am Schanzentisch nicht verloren gehen112 Präposition113 seine Steigerung freut den Kapitalisten114 Abk. für Gigatonne115 Marx hatte es nicht, schrieb aber darüber116 engl. ArtikelLOTRECHT. DER ABGRUND.1 entsteht, wenn b vor a kommt2 anderes Wort für an dem3 chem. Zeichen für Radium4 ugs. für zeitgemäß, modern sein5 unzählbare Menge an Geld (Plural)6 Sammlung von Sprüchen und Gleichnissen Jesu7 Vorname einer deutschen Politikerin8 Abk. sforzando9 Abk. für ein große bewegungsfähige MetallKonstruktion10 ugs. für (para-)militärische Gruppe11 Abk. für historischen eurasischen Bundesstaat12 schon jetzt eine Raplegende13 eisige Behausung16 Turngerät18 Präposition19 griech. neu22 Bergweide24 griech. gegen25 Einheit der Stoffmenge26 Gastropode mit rund 85.000 Arten der Weichtiere27 damit tritt man zeitgemäß auf34 ehem. Präsident der USA35 rechter Nebenfluss des Rheins38 angeblich versteckt es ein Hase40 ... et labora42 südosteuropäische Währung44 besiegt den Ritter Kato46 haarsträubendes Musical48 Land, wo die Isla de Chiloe liegt50 erhält von Sebigboss den Rang eines Nationalgetränkes51 großes Dämmerungstier in Sumpfwäldern52 engl. Abk. für ultrahocherhitzt54 mag Töften mehr als Lembasbrot56 Zigarre rauchender Revolutionär58 mein Schaaatz60 er schützt die Queen61 engl. Rockgruppe62 ital. ja65 ugs. für musikalischen Erfolgstitel68 Kurzform für die Lehre von der belebten Natur70 akustische Erscheinungsform73 widerlicher Mensch74 chem. Zeichen für Natrium76 singt vom blauen Enzian78 auch freundlich81 lat. Abk. für die Sprache des Dritten Reiches82 Einheit für wässrige Geschwindigkeiten83 kastenloser Inder85 kleinstes Zirkustier86 schwarze oder farbige Flüssigkeit aus Lösungen vonTeerfarbstoff in Wasser87 röm. Kaiser mit zündenden Ideen90 Einwohner der „grünen“ Insel91 arthritische Stoffwechselstörung92 kleinste Einheit eines chem. Elements93 eingedeutschte lat. Wunschformel94 Baumvolk bei Tolkiens Der Herr der Ringe96 aussterbende Straßenart97 Signalwort für deutsches Bildungsdilemma99 Mädchenname100 Erdgöttin der griech. Mythologie101 Bestimmungswort von Zusammensetzungen mit derBedeutung „drei“104 … und Trug111 Abk. für Kanton108 Strom in WestsibirienLufe13


Interview...mal hingehört!Interview mit Kindern der GS und MSJetzt wollten wir es doch noch einmal genauer wissen. Andrea Müller sprachim Rahmen des Elternunterrichts mit den Kindern der Grundschule. SusannBürger versuchte sich im modernen jugendgerechten Medium der E-Mail undschickte ein paar Schülern der Mittelschule Fragen, die in anonymer Form einwenig mehr Platz für Offenheit bieten sollten. Weit ausgeholt und ein wenigkurz geschossen. Der Rücklauf war dann doch ein wenig spärlich.Ein kleiner Abriss…Bei meinen Untersuchungen zur Jungen- und Mädchen-„problematik“ inder Grundschule hatte ich nur selten den Eindruck eines echten Problems.Jungen spielen anders, Mädchen auch, aber Probleme macht das denBetreffenden nur, wenn es zu körperlichen Übergriffen kommt. So sagtAmalia aus der ersten Klasse: „Einmal wurde ein Mädchen umgerannt,das war blöd.“Sehen wir Erwachsene da ein Problem, wo für die Kinder einfach nur einSpiel ist? Ein Spiel, um sich kennenzulernen, zu sehen, wo stehe ich in derGruppe, bekomme ich hier in der Schule Bestätigung oder Ablehnung vonden anderen Kindern (erst einmal egal, ob Jungen oder Mädchen).Warum stimmt für uns etwas nicht, wenn Mädchen anders spielen alsJungen? Sind uns die „Star Wars-Spiele“ zu laut und die gegenseitigenFangerspiele zwischen Jungen und Mädchen zu kindisch?Klar, manchmal nerven sie uns schon, und auch die Kinder sind von einigenihrer Spielerfindungen gelangweilt, und dann denken sie sich etwasNeues aus. Amalia sagte über die Jungen: „Die sind immer so laut undspielen Mädchenfangen, da spiele ich nicht mit.“ Emilia fand das nicht soschlimm und meinte: „...ich habe da auch schon mitgemacht.“Ich denke, die Kinder sind selbstbewusst genug, um sich für oder gegenetwas entscheiden zu können. Aron sagte: „Mich stört es, wenn die Mädchenin den Lernzeiten immer so rumkichern, aber sonst habe ich keineProbleme mit ihnen.“ Alle Kinder, die ich fragte, ob sie sich an der Schuleals Junge oder Mädchen wohlfühlen, bejahten dies, und ich hatte auchden Eindruck, dass das gerade wegen des doch ganz guten Miteinandersso ist. Letztendlich sind diese ganzen Kappeleien für eine gute Geschlechtersozialisation.Erstes Verliebtsein ist dann auch schon dran und wirdnatürlich von beiden Geschlechtern kommentiert und beäugt, aber auchdas ist Spiel und gehört zum Sich- finden dazu.Obwohl Mädchen wie auch Jungen in der Schule nicht so oft mit dem anderenGeschlecht spielen, zum Teil aus Scham oder aus Sorge, dem Spottanderer Kinder ausgesetzt zu sein (das heißt aber nicht, dass es nichtvorkommt), erzählten mir alle Kinder, dass sie zu Hause auch Freunde desjeweils andern Geschlechts haben und dort Freundschaften pflegen unddiese auch wichtig sind.Warum das so ist, konnte mir keines der Kinder beantworten. Aber allewaren sich einig, dass es überhaupt nichts mit dem Geschlecht zu tun hat,ob einem einer sympathisch ist oder nicht.Als Fazit dieser Gespräche kann ich nur sagen, dass ich es nicht gut fände,die Kinder in noch mehr Mädchen- und Jungentagen zu trennen, anstattsie bei gemeinsamen Aktionen miteinander „bekannt“ zu machen.Ich denke, es ist nicht so klug, den kleinen Kämpfen noch Vorschub zuleisten, indem wir mehr Probleme daraus machen, als es sind, denn dannwären sie echt hausgemacht.ALTER 10 JAHRE, GESCHLECHT WEIBLICHGibt es etwas, das dir am Mädchen/Junge-Sein gefällt? Dass manspäter selbst Kinder bekommen kann. Es gibt so viele lustige Sachen fürMädchen, z.B. schöne Kleidung.Was findest du schrecklich? Dass immer gedacht wird, dass Mädchenmehr im Haushalt helfen müssen. Bei Papa ist das zum Beispiel so. MeinBruder senst und ich muss abwaschen.In welchen Momenten würdest du gern dein Geschlecht tauschen?Wenn es um Sport geht, wäre ich gern mein Bruder. Er kannimmer alles so schnell. Ich glaube, Jungs können einfach schnellerMuskeln kriegen.Empfindest du das Erwachsenwerden als Druck? Nein.Was liest du gern/woran orientierst du dich? Zeitung, z.B. Geolinound Pferdezeitungen. Da interessieren mich aber eher andere Dinge alsMädchen-Sein.Gibt es Geschlechter-Vorbilder? Nein, habe ich noch nicht.Welchen Ratschlag würdest du gern den Erwachsenen geben?Lass ihnen Freiheit, aber achtet ein bisschen auf sie in Bezug auf Drogen.Was würdest du bei deinen eigenen Kindern anders machen?Ich würde sie auf dem Land groß werden lassen. Es ist einfach eine schönereArt, Kinder aufwachsen zu lassen, in Bezug auf Tiere und frische Luft.Was sollte sich, deiner Meinung nach, dringend ändern, wenn duan Jugendliche in diesem Land denkst?Was nervt dich an der Schule? Meine Mathelehrerin, ansonsten nichts.Wo siehst du dich in 10 Jahren? In meinem Haus am Meer (mit meinemKind) und mit meinem Mann.ALTER: 13, GESCHLECHT: MÄNNLICHGibt es etwas, das dir am Junge-Sein gefällt? Ne, nicht wirklichWas findest du schrecklich? keine AhnungIn welchen Momenten würdest du gern mit den Mädchen tauschen?hab grad kein Beispiel paratWelche Rolle spielt Aussehen /Mode usw. für dich? keine großeWelche Zeitung liest du gern/woran orientierst du dich?ich lese nicht viel Zeitung und wenn, dann Computerzeitung oder so waswie GEO. Ab und zu auch sowas wie Spisset, ach, außerdem lese ich sehrgern die Schild (Informationen unter: http://www.giselabjoern.de/)Gibt es Geschlechter-Vorbilder? naja, nicht wirklichWarum ist das dein Vorbild?Welchen Ratschlag würdest du gern den Erwachsenen geben?Was könnten sie im Umgang mit Jugendlichen besser machen?Was nervt dich an der Schule?Empfindest du das Erwachsenwerden als Druck?Wenn ja, warum?Was würdest du bei deinen eigenen Kindern anders machen?ich würde versuchen, ihnen beizubringen, mehr Entscheidungen selbst zufällen und ihnen auch öfter die Möglichkeit dazu gebenWas sollte sich, deiner Meinung nach, dringend ändern, wenn duan Jugendliche in diesem Land denkst? Wahlrecht ab 16Wo siehst du dich in 10 Jahren?Susann Bürger...dachte sich ein paar Fragen für die Kindern der Mittelschule ausAndrea Müller sprach mit Kindern der Grundschule<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 15


InterviewInterview Claudia StärkIn der <strong>FAS</strong> seit September 2009Geboren am 06.12.1976 in <strong>Dresden</strong>Verheiratet seit dem 20.04.2006Kinder: Caspar (8), Auguste (5) und Ottilie (1)Aufgabenbereiche in der <strong>FAS</strong>?Im Schuljahr 2009/10 unterrichte ich in denKlassen 4 – 6 Deutsch und in Klasse 5 und 6Biologie, was mir sehr viel Spaß macht.Warum hast Du Dich für diese Schuleentschieden?Ich finde das Konzept und die Art und Weiseder Umsetzung sehr lebensnah, einfach gut. Daich an einer staatlichen Schule gearbeitet habe,schätze ich die Möglichkeiten für Lehrer(innen)an der <strong>FAS</strong>. Wir reden hier über sinnvolle Dinge,sind dadurch, glaube ich, ziemlich nah an denKindern dran. Ich verstehe die Schule als wirklicheAlternative zum bestehenden staatlichenSchulsystem, in meinen Augen der einzige Weg,(gesellschafts)kritisch gemeinschaftlich zu leben.Wo bist Du groß geworden?Ich bin in <strong>Dresden</strong> aufgewachsen, genauer in<strong>Dresden</strong> – Strehlen. Da meine Eltern dort einHäuschen haben, sind wir leider nie umgezogen.An welchem Ort hast du dich als Kind amwohlsten gefühlt?Bei meiner Oma, die genau über uns wohnte.Bei ihr war es gemütlicher, und das Essen hatimmer besser geschmeckt.Womit hast du am liebsten gespielt?Das weiß ich nicht mehr. Mit Puppen spielte ich nie.Auch nicht mit Autos (ich hatte gar keins). Ich habe,glaube ich, viel gemalt und gebastelt.Welchen Beruf wolltest Du als Kind gernerlernen?Als ich im Kindergarten war, wollte ich Lehrerinwerden.Als ich ein Schulkind war, wollte ich gernKindergärtnerin werden.(Ich bin froh, als Kindergartenkind schon soweitsichtig gewesen zu sein, zumindest was dieBerufswahl betrifft.)Als du selbst noch zur Schule gingst, gab es daein Lieblingsfach?Das war oft abhängig von der Lehrerin / demLehrer.Deutsch mochte ich gern, auch weil es mir nichtschwer fiel. Biologie fand ich schon immer sehrinteressant. Ab der 11. Klasse unterrichtete unseine sehr lustige Biolehrerin, die es schaffte,uns jedes noch so schwierige Thema mitHumor und allerlei Geschichten verständlich zumachen.Was mochtest du in der Schule nicht?Mathe! Das kann ich nicht! Das will ich nicht,eine meiner großen Schwächen!Und Sport, naja, frag lieber nicht weiter. Englischwar auch nicht mein Lieblingsfach.Was gefällt Dir am Lehrerin Sein?Mir gefällt der persönliche Umgang mit Kindernund Jugendlichen. Vor allem das gemeinsameNachdenken über bestimmte Fragen, Themen,…..Und: als Lehrerin kann ich so viel dazulernen, da Kinder einen anderen Blick auf dieWelt haben.Was magst du an der <strong>FAS</strong>?Mir gefällt an der <strong>FAS</strong> das Miteinander. Toll ist,dass sich alle mit dem Vornamen ansprechen.Und ich mag die Offenheit. Hier wird ausgesprochen,was einen bedrückt. Hier darf herzlichgelacht und auch geweint werden.Was eher nicht?Hm. Dazu fällt mir jetzt nichts ein.Gibt es etwas, das du an dir gern verändernwürdest?Ich wäre gern geduldiger.Hast Du einen Tick?Nicht direkt. Aber ich putze gern Schuhe. (nurmeine eigenen, nicht dass hier jemand aufIdeen kommt!)Was schätzen Freunde an Dir?Vielleicht, dass ich so bin, wie ich gerade bin.Das müssen echte Freunde sein, die mich so –aber auch anders aushalten.Woran glaubst du?Ich glaube an Gott. Auch wenn ich das oftvergesse.Wann fühlst du dich am wohlsten?Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich gewissePflichten erledigt habe.Wenn ich nicht noch wasUnangenehmes vor mir her schiebe.Gibt es einen Ort der Sehnsucht?Nein.In welches Tier würdest du dich gernverwandeln?Ich würde gern mal mein Kater sein. Schlafen,so lange und oft wie ich will, nur das beste Futterfressen und kratzen (natürlich nur im Spiel).Mit welcher bekannten Person würdest Dugern einen Tag verbringen? Du kannst aucheine Zeitreise machen.Hildegard von Bingen interessiert mich. Mit ihrwürde ich gern einen Tag verbringen.Gibt es eine Musik, die dich glücklichmacht?Mich bewegen große Chorwerke, die bekanntenOratorien und Requien. Aber dazu brauch ichdie Ruhe, um wirklich zuhören zu können. DieseRuhe fehlt mir im Moment.Was war der letzte Film, der Dich bewegthat?Das war ein Film über einen Chor in Schweden.Den Titel habe ich leider vergessen.Wie sieht der Ort aus, an dem du alt werdenmöchtest?Darüber habe ich mir noch keine Gedankengemacht!Ich träume jetzt mal: ein kleines Häuschen amWaldrand, eine Katze um mich herum - bin icheine Hexe? Das reizt mich sogar, lassen wir dasmal so stehen!Was möchtest du gern noch erlernen?Handwerklich möchte ich noch einiges lernen.Ich weiß noch nicht wann, aber irgendwannnehme ich an einem Nähkurs teil, baue einRegal (oder was weiß ich) und ich singe wiederim Chor und bringe mich als absolute Laienschauspielerinin einer Theatergruppe ein.Welche Fähigkeit hättest Du gern?Ich hätte gern die Fähigkeit Auto zu fahren,ohne etwas dafür tun zu müssen.Was soll sich in diesem Jahr für dichverändern?Immer wieder wünsche ich mir von mir selbstmehr Geduld und Gelassenheit.Susann Bürger sprach mit Claudia Stärk<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 16


KinderseitenDie geheimnisvolle Gauklermaske1. Kapitel: Der ÜberfallEs begann so, dass ich ein Diebesgesindel sah, wie sie eine Postkutscheüberfallen wollten. Aus der Gegenrichtung kam auch ein Diebesgesindel,die es auch darauf abgesehen hatte. Als die beiden Diebesgesindel sichsahen, griffen sie sich gegenseitig an und ließen die Postkutsche in Ruh. Alsdie Postkutsche weg war, bemerkten sie es erst. Sie rannten der Postkutschehinterher.2. Kapitel: Die laufende GauklermaskeAls sie weg waren, kam ich aus dem Gebüsch und sah eine Gauklermaske.Ich ging zur Gauklermaske, um sie aufzuheben. Als ich dort ankam wodie Gauklermaske war, war sie nicht mehr da. Sie stand dort, wo ich vorherstand. Ich ging immer hinter der Gauklermaske her. Sie kamen an einenFelsen, davor blieb die Gauklermaske stehen und plötzlich schlugen dieBänder 3Mal laut. Kurz danach öffnete sich der Felsen. Am Anfang sahich noch gar nichts, aber als ich drinne war mit der Gauklermaske, schlosssich der Felsen wieder.Hamidas ABCAlter Affe angelt am Ameisenhügel.Bunte Blume braucht blubbernde Brause.Chaotischer Chalid codiert Chipkarten.Dummer Dackel döst dusslige Dinge.Eklige Ente erntet Erdbeeren.Fette Familie futtert frische Fische.Gemeine Gabel glotzt grüne Gruselfilme.Hübscher Hund hopst hinter Hecke.Idiotischer Igel isst immer Igelfutter.Jaulender Junge jubelt jauchzende Jammertöne.Kranker Kakadu kackt komische Kugeln.Langweiliger Lampenschirm labert langsameLieder.Müder Maulwurf meckert Märchen.Neugierige Nabelschnur niest neun Nächte.HerbstschimmerJetzt kommt schon der Herbst mit Sause und BrauseUnd ich sitze fast nur im warmen Zuhause.Die Vögel sind weg und ihr Singen dazuUnd der Wind singt durch die ganze Nacht huhuhu.Wir sitzen am Ofen in unserem HausUnd schauen ganz oft zum Fenster heraus.Der Herbst ist so bunt und ganz farbenfroh,im haus ist nur das Feuer, das ist ja so froh.Wir sitzen am Schreibtisch, einem alten GerüstUnd schreiben ein schönes Herbstgedicht.Dieses Haus ist schon ganz alt,darum rennt über den Bodeneine kleine Maus – und aus.Zora W., 5.KlasseOrdentliches Ohr operiert Omas Ofen.Pingeliger Pinguin pinkelt paar Pfützen.Quiekende Qualle quatscht Quark.Rammliger Rabe rumpelt rum.Salzige Suppe sammelt sich sicher.Typischer Typ trieft Torten.Unmögliche Uhr urmelt unvorsichtig um Uli.Vorsichtiger Vogel verabscheut verdurstete Vögel.Wahnsinnige Waschmaschine wackelt wiewahnsinnig.Xylofonsüchtiger Xaver xavelt x-beinig.Yogasüchtiger Yeti yetit yankeemäßig.Zorniges Zebra zappelt zickig zum Zoobesitzer.<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 17


GrundschuleAktiv gestaltete Schule<strong>FAS</strong> am Beispiel der Mädchen- bzw. JungentageIm ersten Quartal dieses Schuljahres fanden gemeinsam mit denSchülerInnen der <strong>FAS</strong> eine Vielzahl von Aktivitäten statt. Ein besonderesHighlight für die Kinder und Jugendlichen bildete hierbei dersogenannte Mädchen- bzw. Jungentag. Neben einer kurzen Einführunggeht es im Folgenden darum, schlaglichtartig einige Momentaufnahmenaus den entstandenen Projekten und Aktivitäten zu beleuchten.„etwas Spannendes“, „etwas mit Eltern“, „etwas Leises“...Die Mädchen- bzw. Jungentage sind mittlerweile zu einem festen Bestandteilder pädagogischen Arbeit in der <strong>FAS</strong> geworden. Alle ein biszwei Monate treffen sich die Jungen und Mädchen in ihren Gruppen,welche nochmal nach Alter bzw. Klassenstufen zusammengefasstsind. Jeder Mädchengruppe stehen dann nach Möglichkeit zwei Pädagoginnenund jeder Jungengruppe zwei Pädagogen zur Verfügung.Als Orientierungshilfe bei der gemeinsamen Planung und Umsetzungder Mädchen- und Jungentage hat sich in der Vergangenheit gezeigt,dass es nützlich sein kann die Tage jeweils unter ein Motto zu stellen.So ist es möglich, zielgerichteter mit den Gruppen zu arbeiten. Fürdieses Jahr sind die entsprechenden Themenfelder „etwas Spannendes“,„etwas mit Eltern“, „etwas Leises“, „etwas Fremdes“ und„etwas Nützliches“. Letztlich liegt es aber in der Hand der jeweiligenGruppe und der PädagogInnen diese Leitthemen anzunehmen oder zuverwerfen.Eine Stadt aus Lego wird gebautGanz allgemein geht es bei den geschlechtsspezifisch ausgerichtetenTagen darum den Mädchen bzw. Jungen Möglichkeitsräume zu eröffnen.Sie sollen im Schulalltag die Option haben, ihre jeweiligen Mädchen-bzw. Jungenthemen und -ideen mitbringen und bearbeiten zukönnen. Man kann sich vorstellen, dass je nach Alter und Geschlechtdie in den Gruppen ausgearbeiteten Angebote somit stark variieren.Während in der Primarstufe vor allem häufig spielerisch-praktischeAngebote entstehen, zeigt sich bei den älteren Mädchen und Jungender Sekundarstufe beispielsweise schon ein deutliches Interesse anThemen, die mit ihrer (beginnenden) Pubertät zu tun haben. Entsprechendvielfältig waren auch die durchgeführten Aktionen und Ideen andenen bisher gearbeitet wurde:Muffins backen und RauschbrillenparcourDie Jungs der zweiten und dritten Klasse beispielsweise bauten in ihrerGruppe eine Stadt aus Lego und hatten dabei sichtlich viel Freude.Die Mädchen der siebten, achten und neunten Klasse hingegen backtenMuffins, welche sie dann auf Spendenbasis verkauften. Mit demerwirtschafteten Geld wurde dann der nächste Mädchentag gestaltet.Die Jungen der siebten, achten und neunten Klasse hingegen lerntenbeim „Ringen und Raufen“ spielerisch den bewussten Umgang mitAggressivität, Kraft und dem eigenen Körper. Einen besonderen Höhepunktbildete hier auch der „Rauschbrillenparcour“ zum Themenfeld„Drogen und Sucht“. Mit verschiedenen Brillen, die unterschiedlichstarke Rauschzustände simulieren, konnten sich die Jungen an einemHindernis- und Geschicklichkeitsparcour versuchen. Erfahrbar wurdehier am eigenen Leibe, wie sich Alkohol und Drogen auf die Wahrnehmungund Reaktionsfähigkeit auswirken.David Skiera, Pädagoge der <strong>FAS</strong>mit selbstgemachten Muffins Spenden sammeln<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 18


Was ist los an der Mittelschule…wie ein bisschen „abgekapselt“MittelschuleHoch und runter – oben und untenSeit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es Neuigkeiten im Bereich derMittelschule – wir sind nicht nur hinten, sondern auch oben (also:oben hinten).Im hinteren Bereich lernen die Klassenstufen 4-6, oben die Klassen7-9. Die Kinder haben keinen festen Platz (kein „Zuhause“) mehr,sondern ziehen im Laufe des Tages mehrmals um, um in andereLernräume zu gelangen („das nervt“, findet ein Mädchen). Dennoch istes recht selten, dass die Großen unten und die Kleineren oben sind.Eine Durchmischung findet also kaum statt, was auch eine Schülerinbedauerte. Die Klassen 7-9 haben mit dem Rest der Mittelschulebzw. der Grundschule kaum mehr etwas zu tun. …wie ein bisschen„abgekapselt“.Die Großen essen im oberen Durchgangsraum, die Kinder unten wiegewohnt in der Aula ihr Mittagessen.Wir Lehrerinnen und Lehrer teilen uns auf, so gut dies möglich ist.Da oben ebenfalls ein kleines Büro ist, sind wir auf beiden Etagenansprechbar.„Rauschbrillenparcour“ zum Themenfeld „Drogen und Sucht“Die neue 4. Klasse…ist irgendwie noch nicht so richtig angekommen, wie wir finden.Den Kindern fällt es sichtlich schwer, sich zu organisieren: Arbeitssachenfehlen zu Beginn des Kurses, der Beginn der Lernzeiten wird gernvon manchen verpasst, das Spielen steht bei vielen an erster Stelle.Wir Pädagoginnen und Pädagogen überlegen oft, wie wir die Viertenbesser unterstützen können. Die FREIWILLIGKEIT ist für sie nicht aufgehoben,aber die Kurse Mathematik, Englisch und Deutsch sind füreinige Schülerinnen und Schüler Pflicht. Wir sehen dies als Hilfe fürdie Kinder, die für sich selbst noch nicht so gut entscheiden können,was und wie sie lernen wollen und was nicht.PROJEKTEViele MittelschülerInnen lernen an Projekten, die zu gegebener Zeitpräsentiert werden. Norma, die Praktikantin an der Mittelschule, begleitetein Videoprojekt der 9. Klasse. Dabei soll die Schule vorgestelltwerden: wie wird hier gelernt?, wie sieht die Pausengestaltung aus?und so weiter.Der Schulalltag findet natürlich auch draußen statt – Besuche im Zoo,im Museum, Theater u.ä. bereichern das Lernumfeld der Kinder.Was für ein Theater !Theater findet immer freitags in den unterschiedlichsten Werkstättenstatt. Die Kinder suchen sich eine Werkstatt für einen bestimmtenZeitraum aus. Nach Beendigung dieser Werkstatt und einer Präsentationwählen sie sich eine andere. Freitags arbeiten Grund – undMittelschülerInnen gemeinsam.Claudia Stärk, Pädagogin an der <strong>FAS</strong>mit dem erwirtschafteten Geld den nächsten Mädchentag gestalten<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 19


BundestreffenAlle Jahre wiederBundestreffen der Freien AlternativschulenDas Bundestreffen Freier Alternativschulen lädt einmal im Jahr Pädagoginnen,Eltern, Schülerinnen und Organisatoren Freier Alternativschulenzum Erfahrungsaustausch ein. Für die Einen ist es eine Möglichkeit,Freunde, Bekannte oder alte Mitstreiterinnen wieder zu treffen und hemmungslosüber „Freie Schule“ zu reden. Für Andere bietet es Raum, neueIdeen aufzuspüren, Probleme zu diskutieren oder eigene Erfahrungen undErkenntnisse weiterzugeben. Der Bundesverband Freier Alternativschulen(B<strong>FAS</strong>) nutzt außerdem diese Zusammenkunft, um seine Mitgliederversammlungdurchzuführen und neue Schulen in den Verband aufzunehmen.Eingeladen hatte dieses Mal die Freie Comeniusschule Darmstadt.Die Freie Comeniusschule gehört zu den „dienstältesten“ Schulen derAlternativschulbewegung. Sie arbeitet seit 1986 und gründet ihre pädagogischeArbeit auf Ideen von Comenius, Petersen und vor allem Freinet.Wer mehr über diese Schule wissen möchte, kann sich unter www.fcs-da.de informieren.Ich hatte die Comeniusschule vor etwa 12 Jahren kennen gelernt. Damalsbesuchten zwei ihrer Pädagoginnen unsere, noch sehr junge, Schule undluden mich anschließend nach Darmstadt ein. Dieser Besuch beeinflusstenachhaltig unseren Schulalltag. So gibt es seit dem z.B. das Elternangebotoder die Dienste der Kinder.Aus unserer Schule fuhren Hagen, Claudia und ich zum Bundestreffen.Es waren ca. 25 Schulen vertreten. Dies war wenig, wenn man bedenkt,dass es rund 100 Schulen und Initiativen im Bundesverband gibt. AmAbend gab es einen Eröffnungsvortrag von Dr. Salman Ansari mit demTitel „Kinder entdecken, was in ihren Köpfen steckt“. Der frühere Lehrerder Odenwaldschule erzählte über seine Methoden, mit 6- bis 8-jährigenKinder Naturwissenschaft zu betreiben. Der Vortrag bekräftigte einmalmehr die Auffassung, dass Menschen, insbesondere Kinder, vor allemdann lernen, wenn sie innerlich dafür bereit sind. Vorgesetzte Experimente,Fragen und Antworten führen nicht zu nachhaltigem Wissen, da sienicht am aktuellen Erkenntnisstand bzw. an der Lebensrealität des Kindesbzw. des Menschen anknüpfen.An den folgenden zwei Tagen gab es Workshops, Diskussionsrundenund Vorträge unter anderem zu Schattenspiel, Schuldruckerei, KreativesSchreiben, Projektarbeit, Matheunterricht und Lernmotivation. Das warjetzt nicht uninteressant, aber irgendwie fehlte in diesem Jahr das Feuer.Ein bisschen verkrampft versuchten wir, unseren Platz zu finden. Hagenund Claudia teilten sich zwischen Schattenspiel, Schuldruckerei, Inklusionoder Evolution des Lernens auf, während ich hauptsächlich mit Angelegenheitendes Bundesverbandes beschäftigt war.Einen festen Bestandteil des Treffens bildet mittlerweile die Arbeit im„Open Space“. Dabei kann jede Teilnehmerin ein Thema, das sie gern diskutierenmöchte, bekannt geben und mit denjenigen, die sich auch dafürinteressieren, eine Arbeitsgruppe bilden. In diesem Jahr blieben spontaneArbeitsvorschläge weitestgehend aus. Was schade war, gab es doch,wie sich in Abendgesprächen herausstellte, durchaus Gesprächsbedarf zuThemen wie „Disziplin, Respekt, Umgang miteinander“, Rolle der Eltern inder Schule oder „Lernwege der Kinder im Widerspruch zu Lernforderungender Erwachsenen bzw. der Gesellschaft“.Wofür stehen Freie Alternativschulen?Einen größeren Rahmen als üblich beanspruchte der Bundesverband. Zumeinen stand die Abstimmung über die Erhöhung der Mitgliedsbeiträgean und zum anderen wollte der Vorstand eine Diskussion über das Profildes Bundesverbandes in Gang setzen. Dem Beschluss der Erhöhung derMitgliedsbeiträge war eine zweijährige Diskussion über die Strukturierungder Arbeit des Bundesverbandes vorausgegangen. Wer mehr darüberwissen möchte, kann sich an mich oder Jens wenden.Nahezu einstimmig stimmten die Mitgliedsschulen den erhöhten Mitgliedsbeiträgenzu. Somit erhält der Bundesverband erstmals eine realeChance, sowohl den Bedürfnissen der Mitgliedschulen nach Beratungund Unterstützung bedarfsgerecht nachzukommen, als auch sich in diebildungspolitische Diskussion einzumischen, die Arbeit der Alternativschulenin den öffentlichen Fokus zu rücken und damit Entwicklungswege derBildung grundsätzlich zu beeinflussen.Das positive Abstimmungsergebnis war eine gute Voraussetzung für dieProfildiskussion. Grundsätzlich geht es hierbei darum, herauszufinden,wofür eigentlich Freie Alternativschulen stehen, worin sie sich vonanderen Schulen unterscheiden und mit welchen Zielen sie über den Bundesverbandin der Öffentlichkeit auftreten. Beschlossen wurde schließlich,dass ein Fragebogen zu diesem Themenkreis an die Mitgliedsschulenverschickt wird. Er soll die Grundlage für die Erarbeitung von MerkmalenFreier Alternativschulen bilden und helfen ihre pädagogische wiegesellschaftspolitische Zielrichtung zu formulieren. Dieser Prozess soll biszur nächsten Mitgliederversammlung, also zum nächsten Bundestreffenabgeschlossen sein, so dass konkrete Schritte für die Öffentlichkeitsarbeiterarbeitet werden können.Am Sonntag wurde laut ausgesprochen, was viele in den drei Tagengedacht hatten. Warum waren so wenig Schulen zum Bundestreffen angereist?Die Organisatorinnen hatten mit 200 Teilnehmern gerechnet. Wares das „schwache“ Programm? Gibt es keine Themen, die auf den Nägelnbrennen und die ein Treffen geradezu bedürfen? Werden wir müde undreiben uns im Kampf um Genehmigung, Anerkennung und Durchsetzungeigener Visionen und Ideen auf? Brauchen wir keinen Austausch mehr?...... Niemand hatte eine Antwort und so fuhren wir mit ihnen den langenWeg zurück nach <strong>Dresden</strong>.Ines PhilippManfred BorchertTraurig nehmen wir Abschied von Manfred Borchert, der nachlanger schwerer Krankheit am 14. Juni 2009 verstorben ist.Unzähligen Menschen aus der Alternativschulbewegung war erqualifizierter Berater, kompetenter Gesprächspartner und guterFreund. Er hat den Bundesverband der Freien Alternativschulen(B<strong>FAS</strong>) mitbegründet und über die Jahre maßgeblich geprägt.Das erfreuliche Wachstum des Verbandes in den letzten Jahrenkonnte Manfred Borchert aufgrund seiner schweren Krankheitnicht mehr aktiv mitverfolgen.Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Im B<strong>FAS</strong> wird das Andenkenan Manfred Borchert lebendig bleiben. Wir werden ihnnicht vergessen und mit ihm verbunden bleiben.Vorstand und Geschäftsstelle des B<strong>FAS</strong>Manfred Borchert hat auch uns während der Gründungphaseberaten. Ihm verdanken wir vor allem die Mutzusprechung unddie Hilfe bei der finanziellen Absicherung unserer Schule.<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 20


RückblickGedichte von Kindern der Klasse 5...denn ein Herbst kommt immer mal wiederHerbstHerbstanfangBunte Blätter fallen viele,kommt der Herbst ins Spiele.Wie der Wind so braust und saust,lauscht die kleine Erdwühlmaus.Man sieht die Äpfel reifen,der Herbst gibt schon sein Zeichen.Die bunten Blätter blühnso wunderwunderschön.Nun du Sommer gehe fort,lass den Herbst komm sitzen dort.Graue Wolken bäumen sich auf,gehe aus der Mitte der Jahreszeiten hinaus.Der Wind weht immer doller,die Straßen werden voller.Kastanien fallenund frühs die Nebel wallen.Ich und du gehen miteinanderdurch die sternenklare Nacht.Verabschieden uns von dem Sommer,der uns so viel Schönes gebracht.Igel laufen auf der Straße.Mit ´ner neugierigen Nasewühlen sie durchs bunte Laub,tauchen dann mal wieder auf.Hanna M.Der HerbstWenn ich ein Blatt so sehe,wenn es sich grad erhebetund in dem Winde weht,der Sommer leise geht.Hanna M., 5.KlasseEr sieht aus wie ein Sonnenuntergang,ist nicht kurz und auch nicht sehr lang.Er trägt viele Blätter auf seiner Mütze,und die landen oft in einer Pfütze.Lorena C.Er ärgert uns gerne mit seinem Wind,drum fallen die Blätter sehr geschwind.Wenn sie fallen kommt die Mausund baut sich damit ein schönes Haus.Jedoch vertrocknet das Haus sehr schnell,da wird es bei der Maus wieder hell.Dann rennt sie in den Herbst hinein,denn sie will keine Hausmaus sein.Der Herbst, der freut sich sehr darüberund schickt gleich den Wind hinüber.Er saust und braust in jede Ecke,auch in unsere Gartenhecke.Ich gucke aus dem Fensterund mir wird bewusst: da wo der Herbst ist,weiß man schon bald,kommt der Winter auf den Thron.Helena T & Jenny S.<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 21


FundraisingFUNdraising ist nicht Jagen und Sammeln, sondern Ackerbau und ViehzuchtEin Beitrag des Team FUNdraising der <strong>FAS</strong>Mit der beginnenden Erweiterung der <strong>FAS</strong>auf Primar- und Sekundarstufe im Jahre 2006stand die <strong>FAS</strong> vor einer neuen Herausforderung.Wurde die Grundschule seit mehrerenJahren als genehmigte Ersatzschule vomFreistaat Sachsen finanziert, mussten nunmehrdie ersten 3 Jahre des Schulbetriebes der Mittelschuleaus der eigenen Tasche unterhaltenwerden. Um diesen Berg, der vor der <strong>FAS</strong> lag,zu bezwingen, wurden verschiedene Wege zurFinanzierung geprüft. So kamen schließlichmehrere Möglichkeiten zum Tragen. Nebeneinem Kredit bei der GLS Bank sind das vonEltern gewährte Darlehen und der Matching-Fonds der Software AG Stiftung.Dieser Matching-Fonds, mit seinen an die vonder <strong>FAS</strong> eingeworbenen Spenden geknüpftenStiftungsgeldern, hat die Fundraising-Arbeitder <strong>FAS</strong> begründet und vorangebracht. Weiterhinlieferte der Matching - Fonds den Anstoßzur Bildung und Entwicklung eines Spendenbewusstseinsinnerhalb der <strong>FAS</strong>, eines Prozesses,der noch in seinen Kinderschuhen steckt.Aufgrund des sehr zeitintensiven Anteils derbisher hauptsächlich von der Geschäftsführungund der Gebäudegruppe geleisteten Fundraising-Arbeitwurde dieser Teil in eine eigeneArbeitsgruppe überführt. Das Team FUNdraisingexistiert seit 2006.Um den Kreis der Unterstützer der <strong>FAS</strong> kontinuierlichzu erweitern, wurde im Januar 2009für die AG Öffentlichkeitsarbeit und das TeamFUNdraising ein Workshop mit MatthiasDaberstiel von der Spendenagentur <strong>Dresden</strong>durchgeführt. In diesem Workshop konnten wir,nach einem Abriss der Grundlagen zum Fundraising,auch eine Analyse des Ist-Zustandesder Fundraising-Arbeit an der <strong>FAS</strong> gemeinsamdurchführen. Eine Stärken-Schwächen-Analysezeigte, dass wir über viel ehrenamtliches Unterstützungspotentialverfügen und auf einigeerfolgreiche Fundraising-Aktivitäten zurückblickenkönnen. Unsere Schwächen liegen in derlangfristigen Strategie und dem nachhaltigenEinsatz der vorhandenen Zeitressourcen derArbeitsgruppe. Insgesamt zeigte sich, dass wirauf dem richtigen Weg sind, gleichzeitig aberan einigen Stellen Ausbaubedarf besteht.Die Überschrift zu diesem Artikel verbildlichtin einem Satz den Umbruch, in dem sichdas Fundraising der <strong>FAS</strong> derzeit befindet.„Fundraising ist nicht Jagen und Sammeln,sondern Ackerbau und Viehzucht.“. Sammelnzielt primär auf die momentanen Notwendigkeitenab und ist gekennzeichnet durch einestarke Abhängigkeit von nicht beeinflussbarenFaktoren. Ackerbau hingegen ist ein langfristigerund vorausschauender Prozess. Abhängigvom geplanten Zeitpunkt der Ernte, mussrechtzeitig das Feld bestellt werden. Außerdemwird mit der Aussaat bestimmt, was amEnde tatsächlich geerntet werden kann. Einweiterer gewichtiger Unterschied zwischenSammeln und Ackerbau liegt jedoch in derPlanbarkeit des Ertrages begründet, die beimSammeln nicht in gleichem Maße gegebenist. Außerdem ist auch die kontinuierliche undnachhaltige Pflege des Ackerlandes ein entscheidenderFaktor, der den Ertrag maßgeblichbeeinflusst. Im selben Bildnis wird jedochauch deutlich, dass die Früchte der Arbeit erstzeitlich versetzt eingebracht werden können.Im Fundraising spricht man diesbezüglich voneiner Dauer von 2-3 Jahren zwischen „Aussaatund Ernte“. Dabei beschränkt sich das Bildvon der Aussaat nicht allein auf Zeit und dieaufzubringende Arbeitskraft, sondern schließtauch die notwendigen Investitionen mit ein.Eine deutliche Stärke ist nach wie vor eineengagierte Eltern- und Lehrerschaft, die dieSchule in verschiedensten Bereichen ehrenamtlichunterstützt.Die Spendenschwein-Aktion in diesem Jahrmit über 50 von der Schule kündenden Sparschweinenan verschiedensten öffentlichen Ortenin <strong>Dresden</strong> ist der Beweis für das kreativeund anpackende Potential innerhalb der <strong>FAS</strong>.In Folge dieses Workshops wurde weiterhindie Vernetzung zwischen der AG Öffentlichkeitsarbeitund dem Team FUNdraisingverbessert, um zum einen Termine rechtzeitigmiteinander zu koordinieren und zum anderenFundraising gezielter bei öffentlichen Auftrittender <strong>FAS</strong> einzubinden. Zusätzlich dazusind einige organisatorische Verbesserungeninnerhalb des Team FUNdraising nötig, umbeispielsweise ein zeitnahes und kontinuierlichesKommunizieren mit unseren externen Unterstützernzu gewährleisten. Ferner erforderndie Antragsfristen und Bearbeitungszeiträumemancher Stiftungen eine langfristige Projektplanung,die über ein einzelnes Schuljahrhinausgeht. Um auch in Zukunft die Förderungschulischer Projekte erfolgversprechend beiStiftungen zu beantragen, wird ein Ausbau derKommunikation zwischen den Pädagogen unddem Team FUNdraising angestrebt.Ein erster Schritt zur längerfristigen Fundraising-Strategieist der seit Mai diesen Jahresexistierende Förderclub der <strong>FAS</strong>, der in demArtikel auf Seite 19 ausführlich vorgestellt wird.Unsere Schule und unsere Arbeit an der <strong>FAS</strong>,sei es haupt- oder ehrenamtlich, sei es im pädagogischenund konzeptionellen Rahmen, odereben im Bereich des Fundraisings, lebt vonVisionen. Diese Fernziele des Team FUNdraisinglassen sich nicht, z.B. in einer angepeiltenSpendenhöhe im Jahr 2015, bemessen. Vielmehrgeht es um eine vielschichtige Bewusstseinsbildungin unseren eigenen Reihen. Jedervon uns, also jedes Elternteil, jeder Mitarbeiterund Schüler ist ein Botschafter unsererSchule. Und somit kann jeder von uns auch einFundraiser sein. Es geht bei der Bildung einesSpendenbewusstseins eben nicht darum, Jahrfür Jahr aus der eigenen Tasche für die Schulezu spenden, sondern den Schritt nach draußenzu wagen, den Menschen von unserer Schulezu erzählen und um für unsere Schule finanzielleUnterstützung einzuwerben. Der Kreis derFreunde und Förderer der <strong>FAS</strong> kann nicht alleindurch das Team FUNdraising, sondern nurdurch unser aller Engagement wachsen. DennFundraising ist letztlich keine abgegrenzteAbteilung oder Arbeitsgemeinschaft, sonderneine Philosophie.Fundraising ist Ackerbau, wir als Team FUNdraisingfreuen uns über jede anpackende Hand,die uns hilft den Acker zu bestellen.<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 22


FundraisingAnlaufstelle für Förderer der <strong>FAS</strong>seit Mai 2009Interview mit...Ute Kuropka Fördermitglied seit 2009Mit dem geplanten Umzug in das neue Schulgebäude kommen auf die <strong>FAS</strong> große Herausforderungenzu. Jede Art von Unterstützung ist selbstverständlich willkommen. Umden verschiedenen einzelnen Förderern der <strong>FAS</strong> eine Anlaufstelle innerhalb der Schulezu schaffen und die Qualität der Kommunikation zu verbessern, wurde im Mai 2009 vonEltern der <strong>FAS</strong> der Förderclub ins Leben gerufen.Der Förderclub ist ein Zusammenschluss von Freunden und Unterstützern der <strong>FAS</strong>. Menschen,die nicht täglich mit der Schule in Berührung sind, können so das Projekt <strong>FAS</strong> unddessen Entwicklung und Wachsen begleiten und fördern. Insbesondere die Verwandten,beispielsweise die Großeltern der Schüler, sind herzlich in den Club eingeladen. Mitgliedernwird regelmäßig unsere Schulzeitung zugesandt. Außerdem sind sie zu besonderenFesten und Veranstaltungen unserer Schule eingeladen. Die Betreuung des Förderclubserfolgt durch das Team FUNdraising, so dass stets direkte und kompetente Ansprechpartnerfür Fragen oder Anliegen zur Verfügung stehen.Da der Förderclub auch innerhalb der <strong>FAS</strong> etwas besonderes ist, wird er vorrangig Projekteunterstützten oder überhaupt erst ermöglichen, deren Finanzierung über den normalenSchulhaushalt hinausgeht oder in diesem schlicht nicht vorgesehen ist. Dabei solleninsbesondere auch von Schülern initiierte Projekte realisiert werden, wie beispielsweisebesondere Exkursionen, verschiedene Themen bei Projektwochen, die Anschaffung neuerMusikinstrumente für die Schule oder ausgefallene Theaterkostüme und -requisiten. In denkommenden Jahren könnte der Förderclub beispielsweise auch die Schaffung zusätzlicherBetätigungsmöglichkeiten im Außengelände des neuen Schulgebäudes unterstützen.Der Förderclub steht dabei für jeden offen, der die Ideen und Ideale der <strong>FAS</strong> kontinuierlichfinanziell unterstützen möchte. Jedes Mitglied legt seinen monatlichen Clubbeitragselbst fest und eine Mitgliedschaft kann jederzeit begonnen, aber auch ausgesetzt oderbeendet werden. Wir freuen uns auf neue Clubmitglieder.Euer Team FUNdraisingWie sind sie auf die <strong>FAS</strong> aufmerksamgeworden?Unser Enkelsohn Joram lernt seit 2007 andieser Schule.Was interessiert Sie an der <strong>FAS</strong>?Der andere Zugang zum Lernen.Welchen Einblick haben Sie bisher indie <strong>FAS</strong>?Ich spreche regelmäßig mit Jorams Eltern.Manchmal hole ich Joram von der Schuleab und kann so auch all die anderen Kindererleben.Welche Eindrücke haben sie bisher indieser Schule sammeln können?Zum Schulanfang war mein erster Eindrucknicht so gut, aber bereits eine Stunde späterhatte ich meine Meinung revidiert. Jetzt stauneich, wie engagiert die Eltern mitarbeiten.An welchem Ort haben Sie sich als Kindam wohlsten gefühlt?Meine Mutter hatte Heimarbeit, deshalbwar ich nach der Schule gern bei meinenFreundinnen.IMPRESSUMDie Schulzeitung ist das kostenlose, öffentlicheMitteilungsblatt der Freien Alternativschule <strong>Dresden</strong>.Auflage: 500Redaktion: Ines Philipp, Annette Semmer, Claudia Karpf, Claudia Meerbach, ClaudiaStärk, Simone Kruschwitz, Andrea Müller, Susann Bürger, Antje MewesKontakt über die <strong>FAS</strong>. Mitarbeit sehr willkommen.ViSdP: Freie Alternativschule <strong>Dresden</strong>Adresse:Freie Alternativschule <strong>Dresden</strong>St. Petersburger Str.1501069 <strong>Dresden</strong>Tel.:0351/4216320E-mail: info@fas-dresden.dewww.fas-dresden.deDruck: Druckzentrale <strong>Dresden</strong>Womit haben Sie am liebsten gespielt?Wie bei vielen Mädchen waren Puppen meinliebstes Spielzeug.Welchen Beruf wollten Sie als Kind gernerlernen?Als Kind wollte ich gern Schaffner werden,aber es ist alles ganz anders gekommen.Wo sind Sie zur Schule gegangen?Meine Schule war die Diesterwegschule inKarl-Marx-StadtWelches Schulfach war ihr Favorit?Sport.Lajos Kuropka sprach mit Ute Kuropka<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 23


Witzchen und AnekdötchenKind und HundDer Fundhund oder wie aus Blue Abraxas wurdeDas Letzte...Eine Mutter sieht rotAn einem regnerischen kalten Tag vor einigen Wochen kam ich morgens an der Schule an und wundertemich schon von weitem über das Kindergewirr im Eingangsbereich. Als einige der Kinder mich erblickten,schrieen sie mir etwas zu, von dem ich nur verstehen konnte „Die Hanna hat einfach so! Die Hanna hateinfach so!“ Sie wirkten äußerst aufgeregt, hatten rote Gesichter und rasten förmlich durcheinander. DerRest ging im Getümmel unter. Nachdem ich eiligst (denn ich wurde weiterhin aufgeregt angeschrieen unddachte es wäre etwas passiert, vielleicht ein schwerer Sturz oder so) mein Rad angeschlossen hatte undden Vorraum betrat, wurde ich von der aufgeregten Menge (immerhin redeten und brüllten da etwa 20Kinder) in die Garderobe und von da aus in den Hof geschoben. Wortfetzen wie Hanna, einfach so, Hundund Wasser und schon gekotzt und Polizei konnte ich aufschnappen aber kein Kind war in der Lage, mal zusagen was eigentlich los ist. Alle brüllten durcheinander und zogen und zerrten an mir. Noch immer einenVerletzten vermutend, trat ich in den Hof und verstand plötzlich, worum es ging. Verwirrt und sehr unsicherum sich blickend, lag ein großer Berner Sennenhund im Schulhof, welchem nicht klar war, was er hiereigentlich sollte... Er sah ziemlich elend aus.Hanna hatte ihre Jacke ausgebreitet und der Hund lag darauf. Edgarbrachte ihm gerade Wasser und versuchte die Menge dazu zu bringen,endlich ruhig zu sein, indem er selber brüllte, das würde dem armenHund zu laut sein und sowieso hätte er schon zweimal gekotzt und ermüsste jetzt ausruhen.Hanna saß neben dem Hund, den sie aus einer sehr unangenehmenSituation befreit zu haben glaubte. Am Albertplatz hatte er angebundengesessen und das, so vermutete sie, schon die ganze Nacht.An seinen (O-Ton Hanna) „zerknitterten Beinen“, seinem traurigen Blickund seinem Jaulen hatte sie augenblicklich erkannt, dass hier schnellesHandeln angebracht war. So band sie ihn ab, der Hund wedelte froh mitdem Schwanz und sie liefen zur Straßenbahn.Hanna kaufte ihm eine Fahrkarte, damit er nicht schwarzfahren musste und so begaben sie sich zur Schule.Dort geschah dann das eben beschriebene, fast genauso haben es aber auch einige andere Erwachsenenerlebt, die vor mir die Schule betreten hatten.Jetzt erfuhr ich, dass sich Jens und Ines schon darum kümmern wollten, die Besitzerin oder den Besitzerdes Tieres zu finden, am Halsband des Hundes war auch eine Hundemarke, mit der entsprechenden Steuernummerbefestigt. Dem Hund war wohl ziemlich schlecht, denn weil er so hungrig aussah, hatte er schoneinige Schulbrote bekommen und nun sah er also ziemlich belämmert aus.Dann ertönte der Gong, die Schule fing an und alle mussten erst einmal zum Unterricht. So hatte derHund etwas Ruhe und als ich ins Büro trat, waren Jens und Ines gerade dabei, zu überlegen, wer jetztwen anrufen sollte. Jens, selbst Hundebesitzer, wusste Bescheid und telefonierte mit dem Finanzamt,welches den Hunden ihre Steuernummern zuteilt. Die überaus verständnisvolle Frau im Finanzamt konnteaber die Adresse oder Telefonnummer des dem Hund zugehörigen Menschen nicht herausgeben – ausDatenschutzgründen -, was widerum Jens erfreute, denn er ist ein großer Freund desselben. Also kurz undgut, eine Besitzerin wurde ermittelt und Jens hatte ausdrücklich darum gebeten, ihr unsere Telefonnummerzu übermitteln. Diese Frau rief etwas aufgelöst aber überglücklich an, dass ihr Hund offensichtlichwohlbehalten war. Damit er weiterhin seine Ruhe hatte, holten wir ihn ins Büro, denn die Kinder nutztenjede Gelegenheit, ihn zu besuchen. Kurze Zeit später entschied ich mich, mit ihm spazieren zu gehen, weiler sehr unruhig wurde und jammerte. Eine gute Entscheidung!!! Nicht viel später erschien die Frau, derunser Hund gehörte, wir erzählten von Hannas großer Sorge um das Tier und ihre sehr mutige Rettungstat.Die Frau konnte nicht anders, als letztendlich Hanna für ihre Courage zu danken und beruhigte dieaufgeregte Kinderschar, die nun auch noch das Büro bevölkerte. Sie und ihr Hund sahen sehr sehr glücklichaus, alle streichelten und tätschelten ihn zum Abschied, wir bedankten uns noch einmal sehr für die großeFreundlichkeit bei der Dame und nachdem sie noch erzählte, wen sie alles alarmiert und in der Neustadtauf Suche geschickt hatte, mahnte sie die Mädchen noch, bei der nächsten Tierrettung vielleicht ein weniglänger zu warten, denn sie hatte nur ihre vergessene Monatskarte noch schnell zu Hause geholt, und denHund nicht erst wieder mit sich ziehen wollen. Als sie zurück kam, war er verschwunden. Nach und nachzog wieder Ruhe in der Schule ein...Leider vergaßen wir, uns die Adresse der Hundebesitzerin geben zu lassen, um ihr vielleicht diese Geschichteschicken zu können, sollten Sie dies aber zufällig lesen, sei Ihnen auf diesem Wege noch einmal herzlichgedankt für ihre verständnisvolle Reaktion und Ihre Freundlichkeit.Annette SemmerNun ist es ja so, dass es bestimmte Dinge gibt,die einem als mütterliches Wesen ein gewissesUnbehagen bereiten.Alles beginnt mit einem Anruf des Kindes in derArbeitsstelle zu einer Zeit, in der das Kind ganz sicherin der Schule beim fleißigen Lernen vermutetwird. Das schlechte Gefühl wird um ein Vielfachespotenziert, wenn dann das Kind mit den Sätzeneinleitet “Mama, es ist etwas ganz Schrecklichespassiert“. Man glaubt sich dann nur noch wenigeSekunden von der Ohnmacht entfernt, wenn dernächste Satz lautet: „Ich kann jetzt aber nichtsprechen. Ich melde michspäter bei dir.“So geschehen an einemDonnerstag im Oktober.Nun weiß ich aber auch,dass es in solchen Situationenwichtig ist, eben nichtin besagte Ohnmacht zufallen, sondern ruhig undvertrauensvoll das Kindzum Weitersprechen zu ermuntern.Als mir im Laufedes aufgeregten Berichtesklar wurde, dass mich unfähige Hundehalterin nurnoch wenige Sekunden vom Besitzerglück trennen,dachte ich doch noch einmal kurz über die Sachemit der Ohnmacht nach.Gut, mein Kind hatte einen Hund abgebunden, derin ihrer Wahrnehmung nichts mehr wollte, als mituns zu leben und dem Schicksal des herrenlosenSeins zu entfliehen. Noch schnell eine Hundefahrkartegekauft und ab in die Schule. Dort wurde dieRetterintention meiner Tochter leider (zum großenGlück der Mutter) etwas kritischer hinterfragt.Die Besitzerin kam, hörte sich die Geschichte an,erstattete die Hundefahrkarte und ging glücklichund sichtlich beeindruckt vom mutigen Kindewieder nach Hause.Wann kommt denn nun aber das Schreckliche,von dem das Kind sprach, fragt sich die spürbarerleichterte Mutter. Nun ja, in der Unsicherheit, amEnde etwas ganz Unrechtes getan zu haben, weildoch der Hund gar nicht herrenlos war und es fasteiner Entführung gleich kam.Dieses Gefühl mit ein paar ermunternden undbestätigenden Sätzen zur Auflösung zu bringen,erschien mir ein Leichtes, dachte ich doch nochimmer an den Hund, den ich fast besessen hätte.Am Ende ist es eine bezaubernde Geschichte, diemich im Grunde meines Herzens, sehr stolz aufmeine Tochter hat sein lassen.Susann BürgerIllustration: Alexander Neumeister<strong>FAS</strong> Schulzeitung Ausgabe Dezember 09 Seite 24

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