1. EditorialBerlin, den 6. August 2010Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,eigentlich wollte ich etwas von „Sommer endlos“ schreiben – aberder (gefühlt) seit Stunden währende strömende Regen vorm Balkonweicht die Jubelgesänge erstmal auf… Trotzdem: währendandernorts Wassermassen oder Feuer ungeahnten Ausmaßes dieExistenz tausender Menschen vernichten, geht es dem Berliner/derBerlinerin gut. <strong>Die</strong> Sonne scheint (im Prinzip), das Wasser fließt ausdem Hahn, im Biergarten ist noch Platz und an der Tankstelle soll esSamstag Nachschub für die ausgegangenen Grillgeräte geben.Während Weltenbummler unterwegs in Krisenregionen sind, kannman sich hier abends bei Cidre und Grillwurst über das Lebenaustauschen, die Füße an den verschiedensten Sandsträndenbaumeln lassen und impulsiv Weltverbesserungsvorschläge machen.Unglaublich, welch Kennerschaft und intellektuelles Potenzial sich daso auftut abends ab 22 Uhr, nach zwei Bier und mit Blick auf dasBodemuseum… Jeder weiß Bescheid, wie – wenn es nur nach ihmginge – die Weltrettung, der Afghanistan-Rückzug, dieWirtschaftspolitik und die Gerechtigkeit überhaupt umzusetzen ist.Alles müsste schneller, effizienter, nachhaltiger sowieso gehen unddie paar Dumpfbacken, die den Vormarsch des <strong>Guten</strong> hindern,müssten doch ruckzuck... Noch ein Bier ? Unglücklicherweise( hier senkt sich immer eine gewisse Melancholie über die Gruppe )sind die Falschen an der Macht, an den Hebeln und leider ( hiererfolgt ein weiteres Seufzen ins Ungewisse ) sei auf Änderung auchwenig Hoffnung. Haben Sie schon mal die Diskrepanz zwischen solchabendlichen Grillplatz- Visionen und der Art, wie dann im Alltagselbst Verantwortung übernommen wird, beobachtet? Kaum istwieder Morgen oder Montag, der Sommer vorbei, der Alltag da,kommt der nächste ressortübergreifende Arbeitskreis, dashochangebundene Steuerungsgremium, der Gipfel von Entscheidernund siehe da: da wird wieder gezögert, das Thema zurück gestellt,vertagt auf die nächste Sitzung…Aber schön ist es schon, sich in des Sommers Wärme auszudenken,wie eine andere Welt sein könnte und vielleicht lässt sich doch dereine oder andere Impuls, selbst etwas zu tun, umsetzen ?HerzlichstJulia Witt<strong>Die</strong> <strong>Guten</strong> <strong>Nachrichten</strong> – <strong>Nr.158</strong> vom 6.August 20103