Wir sind dann mal weg ....Ein Erfahrungsbericht aus der Mutter-Kind-Kurvon Jennifer Josl„Mutter-Kind-Kur – Fahren danicht nur total gestresste undüberforderte Mütter hin, die kurzvor dem Zusammenbruch stehen?“ist meine erste Assoziation beimGespräch mit dem Hausarzt. Eingeschränktdurch eine schmerzhafteSehnenscheidenentzündung in denHandgelenken und regelmäßigenSpannungskopfschmerzen entscheideich trotzdem, eine Kur zusammen mitden Kindern zu beantragen.Am Anfang stand: Papier. Nach einerumfassenden Untersuchung durch denHausarzt muss dieser das Antragsformularder Krankenkasse aufeine Mutter-Kind-Kur ausfüllen. ImAnhang muss ich viele Fragen beantwortenzu meinem körperlichen undmentalen Befinden, ob und welcheBeschwerden vorhanden sind und welcheBelastungen im Alltag vorliegen.Nach einigen Rückfragen kommt vierWochen später der Bescheid, dass unsereKur bewilligt wurde.Nach vier Wochenkommt die BewilligungDer medizinische Dienst unserer Krankenkasseschickt einen Prospekt mitden 15 Vertragskliniken der Kasse.Ich habe die Wahl zwischen fünfHäusern, die im Umkreis von 300 kmliegen, und treffe die Entscheidunganhand der Größe der Klinik: DasHaus in Bad Bertrich ist mit nur 19Appartements überschaubar klein, wovonich mir eine ruhigere und persönlichereAtmosphäre verspreche. Zudembietet die Klinik Müttern, die mit dreioder mehr Kindern anreisen, die kostenloseAufnahme einer erwachsenenBegleitperson zur Unterstützung beider Kinderbetreuung an.Verstärkt durch meinen Mann alsBegleitperson, fahren wir zur Kurklinik,die inmitten riesiger Wälder inder Vulkaneifel liegt. Die ersten Tagewerden hier ruhig angegangen; aufdem Programm stehen gegenseitigeKennenlernrunden und das langsameEingewöhnen der Kinder in die Betreuungsgruppen.Alle drei Kinder, sogarunsere Jüngste mit gerade mal zweiJahren, fühlen sich zum Glück vonAnfang an in der vormittags und nachmittagsstattfindenden Kinderbetreuungwohl.Nachdem alle 18 Mütter und ein Vaterihre Therapiepläne bekommen haben,geht das Kur-Programm los. Vormittagsfinden verpflichtende VeranstaltungenMit Entspannungsübungen zur Ruhe kommenstatt wie Wassergymnastik, Wirbelsäulengymnastik,Massage, Entspannungund Gruppenseminare zu psychologischenund medizinischen Themen.Nach dem gemeinsamen Mittagessenmit den Kindern und einer – vor allemvon Müttern genossenen – Mittagsruhegtibt es freiwillige Angebote fürEltern mit Kindern wie Basteln oderAusflüge. Zusätzlich bekomme ich fürmeine Handgelenke Therapie beimPhysiotherapeuten, wodurch sich dieBeschwerden zusehens bessern, wasmeine Stimmung sehr hebt.Die eigentlich entspannendste Zeit istdie zweite Hälfte der Kur. Die Kinderkennen sich jetzt in und um das Hausherum aus und haben Freunde gefunden,und die Mütter, eingeschlossendem kurenden Vater, sind zu einer erstaunlichvertrauten Gruppe geworden.Am Wochenende gibt es gemeinsame-Ausflüge, man hilft sich gegenseitigmit den Kindern und gemeinsam machenauch die Wassergymnastikstundenmehr Spaß.Abends, wenn die Kinder schlafen,ist Treffpunkt auf der Dachterrasse,wo - bei dem einen oder anderen Glaseinheimischen Moselweins – ein regerAustausch über die Freuden undSchwierigkeiten im familiären Alltagzwischen Beruf, Kindern und Partnerzustande kommt. Dieser ist umso interessanter,da die Frauen aus denunterschiedlichsten Berufen kommen,zwischen einem und neun Kindern habenund die Kur aus den verschiedenstenGründen machen. Vor allem dieserbereichernde Austausch und die Zeit,die ich für mich beziehungsweise mitden Kindern hatte, ohne durch Haushaltund Berufstätigkeit nebenher belastetzu sein, hat dazu geführt, dass ich michsuper erholen konnte und auch nochjetzt, Monate nach der Kur, von demGelernten profitiere.© Mutter-Kind-Hilfswerk e.V.Eine Mutter-Kind-Kur ist eineSonderform einer stationären medizinischenVorsorge- bzw. medizinischenRehabilitationsmaßnahme füralle, die in Erziehungsverantwortungstehen, also gegebenenfalls auch Väterund Großeltern. Die Leistung umfasstin der Regel 21 Tage und wirdbei Vorliegen der gesundheitlichenVoraussetzungen von den gesetzlichenKrankenkassen für deren Versicherteals Pflichtleistung erbracht.Ein Anspruch besteht auch für privatVersicherte im Basistarif. Die Verwendungvon Urlaub für die Dauer derMaßnahme ist ausgeschlossen. DieMaßnahme ist auch als Mutter-Kurohne Mitnahme der Kinder möglich.Pro Tag des Aufenthalts ist eine Zuzahlungin Höhe von 10 Euro zu leisten.Ein Anspruch auf eine Kur besteht,um eine Schwächung der Gesundheitzu beseitigen, einer Gefährdungder gesundheitlichen Entwicklungdes Kindes entgegenzuwirken,Krankheitenzu verhüten oder deren Verschlimmerungzu vermeiden. ZurBegutachtung werden nun auch bestimmteGesundheitsstörungenausdrücklich herangezogen, die typischerweisebei Eltern ein hohesKrankheitsrisiko bedingen, beispielsweisedas Erschöpfungssyndrom,Unruhe- und Angstgefühle, Schlafstörungenund Mehrfachbelastungendurch Beruf und Familie.Hilfe beim Beantrageneiner Kur durch- Deutscher Arbeitskreis für Familienhilfee.V., Beratungsstelle Stuttgart:www.ak-familienhilfe.de- www.muettergenesungswerk.de- www.mutter-kind-hilfswerk.de- www.kur.org- www.mukiku.deyoga & shiatsufür schwangerecantienica ® -beckenbodentrainingnach der rückbildungCANTIENICA ® -Methode– Beckenbodentraining– Das Powerprogramm– Das Rückenprogramm– in YogaOkido YogaShiatsuPraxis und StudioMaria KnebelHeilpraktikerinAlte Weinsteige 4270180 StuttgartTelefon 0172 746 7664www.maria-knebel.de <strong>Luftballon</strong> / Oktober 2013 31Gesundheit
Thema:Lesen, Hören, Daddeln© Jim MartinSo selbstverständlich wie LeitungswasserDas Leben mit dem digitalen Ichvon Christina StefanouComputer überall: In der Hosentasche,in der Straßenbahn, auf demHeimweg, auf dem Sofa: VerblödetInternet und Co. unsere Kinder odersollen wir sie surfen, spielen und daddelnlassen, damit sie den Anschlussnicht verpassen? Eins steht fest, dasInternet wird nicht mehr abgestellt.Was wir Eltern gefühlt wahrnehmen,nämlich, dass wir unseren Nachwuchsvor allem mit gebeugter Kopfhaltungüber einem Gerät in der Hand erleben,bestätigen die ARD/ZDF-Forscherder Online-Studie 2013. Mit Einzugdes Smartphones ist die täglich onlineverbrachte Zeit bei den 14- bis 19-jährigenvon 168 Minuten (2012) auf 237Minuten (2013) angestiegen – das sindbeinahe vier Stunden. Mobile Gerätewie Smartphones, Tablets, MP3-Player oder E-Book-Reader und dassogenannte „Cloud-Computing“ - dasheißt, Dateien und Programme befindensich nicht mehr auf dem eigenenComputer, sondern irgendwo imInternet - machen es möglich.Always onWir Eltern sind in das Computer-Zeitalter hineingewachsen, aber wirkennen auch eine Zeit ohne digitaleMedien. Unsere Kinder dagegenhaben eine Welt ohne Computer,Internet und Mobiltelefon nie kennengelernt.Das Netz ist Teil des Alltagsund überall präsent. Was sie dort machen?Hauptsächlich Videos schauenund spielen, e-mailen und Online-Communities nutzen, und ja, auchSuchmaschinen und Lexika durchforsten.Das sehen wir selber unddas haben auch die Forscher ermittelt.Zu den beliebtesten Seiten zählenYouTube, Facebook und Wikipedia.Internet gehört zum Lebensalltag wieLeitungswasser, wie das Eltern- undBloggerpaar Tanja und Johnny Haeuslerin ihrem Buch „Netzgemüse“ feststellen,das Eltern ermutigen will, sichmit dem Netz auseinanderzusetzen.Den „Spielplatz Internet“, wie dieNetzgemüse-Schreiber es nennen, habenwir Eltern nie besuchen können,deshalb fällt es oft schwer nachzuvollziehen,was daran so reizt. Wir wissennur, dass es manchmal ziemlich nervt,die soundsovielte Anfrage, ob manvielleicht noch ein bisschen YouTube… oder den einen Level noch … undwann endlich auf Facebook…Wie vieldigitales Ich darf sein?Wenn es nach dem Hirnforscher undMedienkritiker Manfred Spitzergeht, besser gar keins, nach FamilieHaeusler so viel wie möglich. Dennes gehöre auch zur elterlichen Sorge,den Nachwuchs fit zu machen für eineZukunft, in der es ohne Netz nichtmehr geht.„Tatsache ist“, so befinden dieAutoren, „dass das Leben unsererheutigen Kindergeneration schon jetztvom Netz mitbestimmt wird, dass diesso bleiben wird und dass keine grundsätzlichenVerbote daran etwas ändernwerden.“ Sich eine Welt ohne Internetzurückzuwünschen, nützt also wenig,stattdessen sollten wir uns mitder Medienwelt der Kinder beschäftigen.Sie sind der Ansicht, dass „esebenso unverantwortlich ist, Kinderso lange wie möglich vom Computerfernzuhalten, wie sie mit Rechner undInternetanschluss im Kinderzimmeralleine zu lassen“. Die Wahrheit liegtsicher dazwischen. Jede Familie mussnach ihren Bedürfnissen festlegen,wie viel, wo, wie lange und was imNetz stattfinden darf.Die Netzgemüse-Autoren sprechenvon „digitaler Sorgepflicht“ gegenüberunseren Kindern. Mit anderen Worten,wir Eltern sollten uns einigermaßenauskennen mit deren digitalen Leben.Wenn man nur noch den Scheitel seinesKindes sieht, dann hat es mit großerWahrscheinlichkeit ein Smartphonein der Hand und quatscht digital – entwedertraditionell mit SMS oder perChat via Instant Messenger (IM)oder via Community, zum BeispielFacebook.Wo halten sichdie Kinder auf?SMS kennen wir, über Facebook gibtes unzählige Tipps und Broschüren,nicht ganz so bekannt sind dafür dieverschiedenen Instant Messengers,mit denen man gleichzeitig mehrerePersonen erreichen kann. GroßerBeliebtheit erfreut sich hier zumBeispiel das Programm „WhatsApp“,das zwar laut Nutzungsbedingungenerst ab 16 Jahren erlaubt ist, wasaber beim Herunterladen nicht kontrolliertwird. Nach Ansicht vonVerbraucherschützern lädt man sichdamit aber eine ganze Reihe erheblicherRisiken mit herunter.Klicksafe.de zum Beispiel weist daraufhin, dass WhatsApp zwingenddie Telefonnummer verlangtund Zugriff auf alle Kontakte desAdressbuches hat, sowie auf SMS-Nachrichten, Kalendereinträge undBilder. Außerdem können die Online-Zeiten von anderen Nutzern gesehenwerden. Das muss man wissen, bevorman es nutzt.Auch ein beliebter Treffpunktist YouTube. Hier schaut man lus-34 Lesen, Hören, Daddeln<strong>Luftballon</strong> / Oktober 2013