I M S T R O M D E R Z E I TLeben als Frau<strong>in</strong> Sumba und DeutschlandAm 8. <strong>April</strong> besuchte der Missionsausschuss das »<strong>Die</strong>nstencentrum« <strong>in</strong> Utrecht. Zielwar der Austausch mit Maaike Wigboldus, Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> für die missionarischenProjekte der Protestantischen <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> den Niederlanden im asiatischen Raum.Besuch aus SumbaSchon im letzten Jahr hatte der Ausschussden Wunsch, e<strong>in</strong>e Frauendelegation ausSumba zu uns e<strong>in</strong>zuladen, gegenüberFrau Wigboldus schriftlich geäußert. <strong>Die</strong>sstellte sich als glückliche Fügung heraus,denn so beteiligt sich Kerk <strong>in</strong> Actie zurHälfte an den Kosten für fünf Personen.Zukünftig gibt es aus den NiederlandenAfrikaAfrika ist e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>ent mit vielen jungenMenschen. Sie haben oft kaumZukunftsaussichten <strong>in</strong> ihrem eigenenLand, u.a. durch fehlende Arbeitsmöglichkeiten.Viele leben deshalb von demTraum, e<strong>in</strong>es Tages als Fußballspieleroder Leichtathlet e<strong>in</strong>e Karriere zu machen,um sich <strong>in</strong> Europa oder Amerikae<strong>in</strong>e Existenz aufzubauen. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>dbereit, dafür viele Risiken e<strong>in</strong>zugehen.Wenn sie den Sprung wagen und e<strong>in</strong>reiches Land erreichen, landen sie oftauf der Schattenseite der Gesellschaft.Sie erleben Diskrim<strong>in</strong>ierung und werdenals m<strong>in</strong>derwertige Menschenbehandelt. Ihre Armut ist nur nochschlimmer geworden.Afrikanische Jugendliche haben oftviel Humor und s<strong>in</strong>d sehr belastbar.ke<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung mehr fürDelegationsbesuche.FrauendelegationGrundsätzliches Ziel auch dieses Besuchesist es, die Verbundenheit unserer Geme<strong>in</strong>denmit Sumba zu stärken. Schon im letztenJahr war auf der Synode vere<strong>in</strong>bart worden,dass beim nächsten Besuch e<strong>in</strong>e Frau-Pastor Hermann Teunisüberreicht Maaike Wigboldusdie vom Ausschusserstellte SumbakarteD E R F Ü R B I T T E E M P F O H L E NSie wachsen <strong>in</strong> dem Bewusstse<strong>in</strong> auf,dass das Leben ihnen nicht automatischzulächelt, dass nichts selbstverständlichist und dass man längstnicht immer se<strong>in</strong> Recht bekommt.Aber über die Medien, das Telefon unddas Internet erfahren sie auch, wie es<strong>in</strong> anderen Teilen der Welt aussieht.<strong>Die</strong>se Lebensweise möchten sie auchgerne erreichen.Wir bitten für die afrikanischenJugendlichen: Dass afrikanische Regierungensich dafür e<strong>in</strong>setzen, ihrenJugendlichen e<strong>in</strong>e Zukunft im eigenenLand zu bieten. Dass reiche, westlicheGesellschaften nicht leichtfertigüber Wirtschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge urteilen,die nichts anderes tun, als zu kämpfenfür e<strong>in</strong>e Zukunft für sich und ihreFamilien. Dass wir uns selbst sehenals Bürger der e<strong>in</strong>en Welt, die denendelegation aus Sumba e<strong>in</strong>geladen wer densollte. Im Gespräch mit Frau Wigboldusstellte sich heraus, wie wichtig es uns ist,dass diese Frauen sich mit der Lebensweltbesonders der ländlichen Be völ kerung verbundenwissen. Dabei me<strong>in</strong>te Frau Wigboldus,be son ders Pastor<strong>in</strong>nen und Evangelist<strong>in</strong>nenseien geeignet. Sie ken nen die Situationder Frauen auf Sumba und können sieuns vermitteln. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d sie auch <strong>in</strong>der Lage, die <strong>in</strong> Deutschland ge won nenenErkenntnisse an Frauen und Männer <strong>in</strong>ihren Dörfern weiterzugeben. Evan ge lis t<strong>in</strong> -nen als Delegationsmitglieder könntenmöglicherwei se auch die Kontakte zur Evangelistenschule<strong>in</strong> Lewa ver stärken. Vieleunserer Kollektengelder s<strong>in</strong>d hierfür <strong>in</strong> derVergangenheit gespendet worden.Wenn alles klappt, hoffen wir – rundum den Deutschen <strong>Kirche</strong>ntag <strong>in</strong> Bremen,der vom <strong>20.</strong> bis 24. Mai 2009 stattf<strong>in</strong>det– die Frauendelegation aus Sumba begrüßenzu dürfen.Utrecht legt Wert aufmissionarische AusrichtungIm Gespräch mit Maaike Wigboldus wur dedeutlich, dass mit den 48 000 Euro, die <strong>in</strong>diesem Jahr und im nächsten vergebenwerden, Kerk <strong>in</strong> Actie besonders missionarischeProjekte und weniger diakonischeVorhaben unterstützt. Dazu zäh len be son -ders die Aus- und Fortbildung von Theo -logInnen und die Weiterbildung von Mitarbeitendender Sonntagsschulen. Ziel ist es,die <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Sumba zu stärken, so dass sieimmer un abhängiger von ausländischerUnterstützung wird. Während andere Trägerfast aus schließ lich nur diakonischeArbeit f<strong>in</strong>anzieren, will Utrecht mit se<strong>in</strong>emEngagement e<strong>in</strong> Gegengewicht setzen.<strong>Die</strong>ter Bouws, UelsenWohlstand weltweit teilen lernen undbegreifen, dass wir nicht automatischmehr Rechte auf gute Lebensmöglichkeitenhaben als die jungen Menschen<strong>in</strong> Afrika.TschadAnfang Februar brach im Tschad e<strong>in</strong>eWelle von Gewalt aus. Verschiedene Rebellengruppenrückten <strong>in</strong> die Hauptstadte<strong>in</strong>, um die Regierung abzusetzen.M<strong>in</strong>destens 160 Menschen wurden getötetund Tausende wurden verletzt.Nach Angaben der Flüchtl<strong>in</strong>gsorganisationUNHCR flüchteten 30 000 Menschennach Nord-Kamerun. Obwohl dieKämpfe beendet wurden und die Regierungdie Lage unter Kontrolle hat, s<strong>in</strong>dnoch nicht alle Flüchtl<strong>in</strong>ge wegen derunsicheren Situation nach Hause zurückgekehrt.Wir erbitten die Fürbittefür diese Flüchtl<strong>in</strong>ge.Hermann Teunis, IhrhoveQuelle: kerk<strong>in</strong>actie.nlSeite 60
Mission und ökumenische DiakonieAls Christ<strong>in</strong> auf Sumbaund <strong>in</strong> Deutschland (4)Frauen, Pfarrer und F<strong>in</strong>anzen<strong>Die</strong> Position der FrauenIn Deutschland haben die Frauen allgeme<strong>in</strong>e<strong>in</strong>e hohe Ausbildung, siespielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> fastallen Bereichen des Lebens. E<strong>in</strong> gutesVerkehrswesen, gute In for ma tions -quel len und viele Haushalts- und Elek -tro geräte haben es den Frauen erleichtert,außerhalb des Hauses zu arbeiten.Frauen <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d selbstständigund haben bei Entscheidungendas gleiche Recht wie Männer.Das ist auf Sumba anders. Das Le -ben von Frauen ist hier noch be trüb -lich. <strong>Die</strong> sehr starke patriarchalischeKultur hat die Männer dom<strong>in</strong>anterals die Frauen gemacht. Das gilt <strong>in</strong>der Gesellschaft, <strong>in</strong> der Familie undauch <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>. Viele Frauen ha -ben Ungerechtigkeiten <strong>in</strong> der Familieerlebt. Polygamie und der hoheBraut preis haben die schwierige Lageder Frauen verstärkt.Von 67 000 E<strong>in</strong>wohnern, älter alszehn Jahre und ohne Ausbildung, s<strong>in</strong>d40 000 Frauen. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> ist an derDiskrim<strong>in</strong>ierung und Unterordnungvon Frauen beteiligt. Sie wählt alsTrautext auffällig oft Epheser 5, 22–23,1. Kor<strong>in</strong>ter 14, 34–36, 1. Mose 2, 21–23oder Sprüche 31, 10–31. <strong>Die</strong> Frau mussdem Mann dienen und ihm gehorsamse<strong>in</strong>. Wenn der Haushalt gestört istoder wenn der Mann fremdgeht, istdas die Schuld der Frau. <strong>Die</strong> Armutzw<strong>in</strong>gt Frauen dazu, dass sie sich mehrfür die Wirtschaft e<strong>in</strong>setzen und wenigerfür die Gleichberechtigung kämpfen(können). Ob wohl es schon e<strong>in</strong>igeTra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heiten und Sem<strong>in</strong>are überdie Ge schlechter-Gerechtigkeit undden Fe mi nismus gab, haben diese dieLage der Frauen auf Sumba bislangnicht wesentlich verbessert.Der PfarrerPfarrer se<strong>in</strong> ist auf Sumba e<strong>in</strong>e Berufung.Deshalb betont man den <strong>Die</strong>nstundH<strong>in</strong>gabe-Aspekt sehr stark, selbstdann, wenn die Geme<strong>in</strong>de für e<strong>in</strong>igeMonate im Jahr das Gehalt nichtbezahlen kann. Der Pfarrer ist e<strong>in</strong> Vorbildfür die Geme<strong>in</strong>de, ihn bittet manum Rat. Er lebt mit se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Glashaus. Das Aussehen desPfarrers (dünn oder dick), se<strong>in</strong>e Le -bens- und Sprechweise und se<strong>in</strong> Kleidungsstilwerden von der Geme<strong>in</strong>debewertet. Schon im theologischen Studiumarbeitet man an der Herausbildungdieser eigenen Lebensweise. AufSumba und <strong>in</strong> Indonesien allgeme<strong>in</strong>will die Mehrheit der TheologiestudentenPfarrer oder Pfarrer<strong>in</strong> werden.<strong>Die</strong> Pfarrer spielen e<strong>in</strong>e Rolle als Organisatorenund manchmal arbeiten sieauch als E<strong>in</strong>zelkämpfer.Das ist <strong>in</strong> Deutschland anders. <strong>Die</strong>Aufgabe des Pfarrers wird mehr alsBeruf denn als Berufung gesehen(Entschuldigung, wenn ich falsch lie -ge). Das Leben von Pfarrern und Ge -me<strong>in</strong>degliedern unterscheidet sichkaum. Es gibt viele Theologiestudenten,die ke<strong>in</strong>e Pfarrer oder Pfarrer<strong>in</strong>nenwerden wollen. E<strong>in</strong> deutscherPfarrer ist mehr e<strong>in</strong> Motivator (e<strong>in</strong>Förderer und Unterstützer) als e<strong>in</strong>Organisator.<strong>Die</strong> F<strong>in</strong>anzen der Geme<strong>in</strong>deIn Deutschland gibt es die <strong>Kirche</strong>nsteuer.Davon werden die Kosten fürPfarrer und Geme<strong>in</strong>de bezahlt. Fastalle Pfarrer haben e<strong>in</strong> Auto, deswegenmüssen sie nicht zu Fuß gehen, wennsie dienstlich unterwegs s<strong>in</strong>d.Auf Sumba und <strong>in</strong> Indonesien gibtes ke<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong>nsteuer. Wohl gibt esneben den wöchentlichen Gaben undKollekten auch monatliche Ga benund Kollekten (e<strong>in</strong>e Art von kirch -lichem f<strong>in</strong>anziellen Beitrag). Manchmalgeben e<strong>in</strong>ige Personen auch denZehnten ihres E<strong>in</strong>kommens, aber dasist selten.Alle Kosten für Geme<strong>in</strong>de und Pfarrerwerden von der örtlichen Ge -me<strong>in</strong> de bezahlt. Darüber h<strong>in</strong>aus mussjede Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>en Anteil der Sy -nodekosten tragen. Wegen des presbyterialenSystems der GKS dient e<strong>in</strong>Pfarrer meistens von Anfang an biszum Ruhestand lebenslang <strong>in</strong> derselbenGeme<strong>in</strong>de. Er kann nur unterbesonderen Umständen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andereGeme<strong>in</strong>de wechseln.Wenn e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de arm ist, dannhat der Pfarrer e<strong>in</strong> schweres Leben.Deshalb müssen e<strong>in</strong>ige Pfarrer aufPastor<strong>in</strong> Asnath Natar zusammenmit ihrem Mann und SohnSumba nebenher auch auf dem Feldfür ihren Lebensunterhalt arbeiten.Auf Sumba bezahlen noch e<strong>in</strong>igeGeme<strong>in</strong>den auf den Dörfern ihren<strong>Kirche</strong>nbeitrag mit Naturalien (Ei,Kokos, Mais oder Hahn). Der Pfarrertut se<strong>in</strong>en <strong>Die</strong>nst im Dorf mit demMotorrad, zu Pferd oder zu Fuß.Zu me<strong>in</strong>er PersonIch b<strong>in</strong> 1968 geboren und habe <strong>in</strong>drei Geme<strong>in</strong>den auf Sumba als Vikar<strong>in</strong>gearbeitet. Seit 1998 b<strong>in</strong> ich ander Theologischen Fakultät der DutaWacana Christian Universität <strong>in</strong> Jogjakartaauf Zentraljava beschäftigt.Ich hatte geplant, <strong>in</strong> Holland zustudieren, aber dort gab es ke<strong>in</strong>e Professor<strong>in</strong>für fem<strong>in</strong>istische Theologie.Deshalb b<strong>in</strong> ich nach Deutschlandgekommen. Jetzt lebe ich schon zweiJahre und sechs Monate <strong>in</strong> Deutschland.Me<strong>in</strong> Mann und me<strong>in</strong> Sohns<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Jahr später gekommen, weilich zuerst e<strong>in</strong> Jahr lang e<strong>in</strong>en Sprachkurs<strong>in</strong> Bochum besuchen musste.Me<strong>in</strong> fünfjähriger Sohn Remalja geht<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten, me<strong>in</strong> Mann,Pastor Hulman S<strong>in</strong>aga, macht zurzeite<strong>in</strong>en Sprachkurs <strong>in</strong> Nürnberg. Ermöchte danach im Fach Altes Testamentpromovieren.Ich promoviere an der TheologischenHochschule Augustana <strong>in</strong> Neuendettelsau(<strong>in</strong> der Nähe von Nürnberg)bei Prof. Renate Jost und Prof.Klaus Raschzok. Me<strong>in</strong> Thema ist: »Ent -wicklung e<strong>in</strong>er fem<strong>in</strong>istischen Seel -sorgeberatung für Frauen auf Sum ba«.An der Augustana-Hochschule gibt esungefähr 180 Studierende, darunteretwa 30 aus dem Ausland aus dreizehnverschiedenen Ländern.Asnath Natar, NeuendettelsauSeite 61