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20. April 2008 - Die Evangelisch-altreformierte Kirche in ...

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G OTTES WORTUND M ENSCHENWORT<strong>Die</strong> Evangelistenhatten ihre Motive (I)<strong>Die</strong> besondere Sichtweisedes Evangelisten MatthäusIm vorigen Beitrag hatte ich festgestellt,dass es <strong>in</strong> den Osterberichtender Evangelisten erhebliche Unterschiedegibt. Bei Matthäus f<strong>in</strong>den dieBegegnungen des Auferstandenen mitse<strong>in</strong>en Jüngern ausschließlich <strong>in</strong> Galiläastatt, bei Lukas dagegen ebensoausschließlich <strong>in</strong> und bei Jerusalem.Es ist schon viel damit gewonnen,wenn wir uns dadurch nicht unsichermachen lassen. <strong>Die</strong> Auferstehungsberichtewurden erst über fünfzig Jah -re mündlich überliefert. Da konnteschon geschehen, dass <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>enÜberlieferung nur über Jerusalem und<strong>in</strong> der anderen nur über Galiläa dieRede war. <strong>Die</strong> Osterbotschaft hängtnicht von der Örtlichkeit ab, undunser Glaube hängt nicht von der historischenKorrektheit <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zelheitender Erzählung ab.Gute GründeAber nun können wir e<strong>in</strong>en nächstenSchritt tun. Es ist auf jeden Fall nichtzufällig, welche Auswahl aus demÜberlieferten beispielsweise Matthäusund Lukas getroffen haben. Ich nann tees seelsorgerliche Gründe. Ich könn teauch sagen: theologische Gründe. Theologieme<strong>in</strong>t doch, dass wir die OffenbarungGottes zu verstehen suchen,dass wir sie <strong>in</strong> ihren Zusammenhängendarstellen. Und da Gottes Offenbarung<strong>in</strong> Jesus Christus aus Begegnungen,Gesprächen und Taten besteht, musssie s<strong>in</strong>nvoll er zählt werden. Evangelistens<strong>in</strong>d solche theologischen Erzähler.Hier nun wird es <strong>in</strong>teressant, mehrnoch: Es wird regelrecht spannend.Schauen wir uns das näher an.Universaler BogenMatthäus fängt se<strong>in</strong> Evangelium mitdem Geschlechtsregister Jesu Christian und betont gleich im ersten Verse,er sei Sohn Davids, welcher der SohnAbrahams war. Sohn Davids, das istdie Andeutung Jesu als Messias. Wenner zugleich Sohn Abrahams ge nanntwird, er<strong>in</strong>nert das an Gottes Zu sagebei dessen Berufung, dass <strong>in</strong> ihm alleGeschlechter der Erde gesegnet se<strong>in</strong>sollten (1. Mose 12, 3). Damit stimmtdann am Ende des Evangeliums derMissionsbefehl des Auferstandenenübere<strong>in</strong>: »Gehet h<strong>in</strong> und macht zuJüngern alle Völker …« Das ist deruniversale Bogen über diesem erstenEvangelium. Und unter dieser Klammerstehen dann alle weiteren Erzählungen.Ich nenne lediglich denersten Bericht über Jesu Tätigkeitnach se<strong>in</strong>er Taufe und Versuchung.In 4, 12–17 lesen wir, Jesu sei vonNazareth ausgezogen nach Kapernaum.Von dieser Stadt heißt es dann:»das am See liegt im Gebiet von Sebulonund Naphtali, damit erfülltwürde, was gesagt ist durch den ProphetenJesaja (8, 23; 9, 1): Das LandSebulon und das Land Naphtali, dasLand am Meer, das Land jenseits desJordans, das heidnische Galiläa, dasVolk, das <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sternis saß, hat e<strong>in</strong>großes Licht gesehen, und denen, dieim Ort und Schatten des Todes saßen,ist e<strong>in</strong> Licht aufgegangen.« Und wor<strong>in</strong>bestand die ses Licht für das Gebiet,das heidnisch genannt wurde? In derPredigt Jesu: »Tut Buße, denn dasHim melreich ist nahe herbeigekommen.«Und wie war die Wirkung dieserPredigt? »Es folgte ihm e<strong>in</strong>e großeMenge (allererst) aus Galiläa und ausden Zehn Städten …« (4, 25). WennGaliläa, e<strong>in</strong> völkisches Mischgebiet,bereits mit Jesajas Worten als heidnischangedeutet werden konnte, galtdas von den Zehn Städten, der sogenanntenDekapolis östlich des Jordans,noch viel mehr. Es war e<strong>in</strong> Bundvon Städten, die <strong>in</strong> jeglicher H<strong>in</strong>sichtdurch die römisch-griechische Kulturund Religion geprägt waren und diedeshalb von frommen Juden striktgemieden wurden.Heiland der VölkerWenn Matthäus am Ende se<strong>in</strong>esEvan geliums lediglich über Begegnungendes Auferstandenen mit se<strong>in</strong>enJüngern <strong>in</strong> Galiläa erzählt, will erdamit offensichtlich sagen: Er sammeltse<strong>in</strong>e Jünger <strong>in</strong> dem Gebiet, dasals Tor zu den Völkern der Welt geltenkonnte. Jesus ist der Heiland allerVölker. Zu ihnen werden nunmehrdie Jünger gesandt, um wie er die Botschaftdes Reiches Gottes zu verkünden,die Botschaft, die das Kreuzund die Auferstehung Jesu Christials Mitte hat.Messias IsraelsNicht, dass Israel nun überschlagenwerden sollte oder von Gott verworfensei. Matthäus darf ke<strong>in</strong>eswegse<strong>in</strong>es Antijudaismus beschuldigt werden,auch wenn die Ause<strong>in</strong>andersetzungzwischen <strong>Kirche</strong> und Synagoge<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Evangelium Spuren h<strong>in</strong>terlassenhaben. Es würde zu weit führen,wollten wir darauf hier nähere<strong>in</strong>gehen. Doch mag e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weisgenügen, um das Gegenteil zu beweisen.In 23, 37 hören wir die KlageJesu: »Jerusalem, Jerusalem, die dutötest die Propheten und ste<strong>in</strong>igst,die zu dir gesandt s<strong>in</strong>d. Wie oft habeich de<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der versammeln wollen,wie e<strong>in</strong>e Henne ihre Küken versammeltunter ihre Flügel, und ihr habtnicht gewollt.« Auf diese Klage folgtdann erst die Ankündigung desUnterganges Jerusalems: »Siehe, euerHaus soll euch wüst gelassen werden.«Aber das ist nicht das Letzte.Gerichte Gottes s<strong>in</strong>d nie das Ende se<strong>in</strong>erGnade. Es folgt (genau so wie <strong>in</strong>Lukas 13, 34 f.) der Satz: »Denn ichsage euch: Ihr werdet mich von jetztan nicht sehen, bis ihr sprecht:Gelobt sei, der da kommt im Namendes Herrn.« Auch nach dem Zeugnisdes Matthäus ist Jesus der Heilandauch für Israel, und es wird die Zeitkommen, dass auch Jerusalem Jesusbegrüßen wird mit diesen Worten ausPsalm 118.Tür zu den VölkernNe<strong>in</strong>, Matthäus geht nicht von e<strong>in</strong>emEntweder-oder aus, entweder Israeloder die heidnischen Völker. Er willandererseits jedoch sehr wohl Akzentesetzen. <strong>Die</strong> Mission unter den Völkernist nicht das Ergebnis spätererEntwicklungen. Sie ist auch nicht dieFolge e<strong>in</strong>er späteren Berufung, beispielsweisedes Paulus. Ne<strong>in</strong>, sie istder Auftrag des Auferstandenen selbst<strong>in</strong> den Tagen vor se<strong>in</strong>er Himmelfahrt.Er hat se<strong>in</strong>e Jünger dorth<strong>in</strong> gerufen,wo die Tür zu den Völkern offenstand, <strong>in</strong> das Galiläa der Heiden.In e<strong>in</strong>em letzten Beitrag möchte ichzeigen, wie wir die Osterberichte desLukas mit ihrer Konzentration aufJerusalem zu verstehen haben.He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k, NordhornSeite 62

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