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26Betrieb bestehenden Mißstand oder einen Vorfall an. Dabei braucht es sich garnicht um eine echte »Enthüllung« zu handeln. Es kann durchaus eine Sachesein, die jeder weiß, über die sich aber niemand mehr aufregt. Weil »es ja dochkei nen Zweck« hat. Ihr zeigt die Ursache des Mißstandes auf. Nennt den dafürverantwortlichen Vorgesetzten beim Namen. Und verziert das ganze vielleichtnoch mit einer kleinen Karikatur. Nun setzt folgender Me chanismus ein: Derbetreffende Vorgesetze kann sich kaum noch sehen lassen. Jeder hat den Artikelüber ihn gele sen. Das weiß er. Jeder nimmt an, daß er selbst ihn ebenfallsgelesen hat. Das weiß er auch. Und jeder weiß, daß er das weiß. Er kann sichzwar kaum sehen lassen, er kann sich aber erst recht nicht drücken. Er mußsich sehen lassen, um seinen Aufgaben als Vorgesetzter nachzukommen. Es istsofort eine gespannte Atmos phäre da. Überall, wo er vorbeigeht, wird hinterseinem Rücken getuschelt und gefeixt. Das merkt er. Hier und da wird er frechange grinst, oder bekommt gar anzügliche Bemerkungen zu hören. Er ist gereizt.Bei der nächsten Gelegenheit wird er die Beherrschung verlieren und anfangenzu brüllen. [43] Da seine Autorität aber schon angeknackst ist, wird er dadurchnicht wie sonst ein schüchtern können. Voraus sichtlich erntet er Hohn und offenesGelächter.In der um eine solche Szene sich unweigerlich bildenden Zuschauergruppeist – zumal, wenn einer eurer Genos sen sich darunter befindet – eineSolidarisierung un schwer zu erreichen. Ein kluger Vorgesetzter hätte jetzt denangeprangerten Mißstand sofort abgestellt und ein paar passende Worte dazugesagt. Auch dann wäre die Agitation erfolgreich gewesen: Was scheinbar »keinenZweck« hatte, wurde ermöglicht. Durch die Initiative eurer Betriebszeitungwurde die Mauer der Resignation durchbrochen. Aber – wo gibt es schonkluge kleine Vorgesetzte! Wenn es erst zur offenen Solidarisierung gekommenist, dann ist es für den angegriffenen Vorgesetzten zum Einlenken zu spät. Einekluge Betriebsleitung würde ihn jetzt aus dem Verkehr ziehen und den Mißstandvon sich aus beseitigen lassen. Dann war der Erfolg der Agitation nochgrößer. Aber – wo gibt es schon kluge Betriebs leitungen! Im Normalfall hatdie Aufrechterhaltung der Autorität Vorrang. Man läßt es auf eine Kraftprobeankommen. Dann war die Agitation ein voller Erfolg. Der Konflikt ist ausgebrochen.Der latente Widerspruch ist manifest geworden. Der Kampf ist da. SeinAusgang hängt von eurer Geschicklichkeit ab. Davon, ob ihr in der Lage seid,ihm die rechte Pflege angedeihen zu las sen, sprich: den Kampf zu führen. [44]Die Führung des KampfesBerni KelbDas Ziel in einer so kleinen Auseinandersetzung kann realistischerweisenicht eine nachhaltige Verbesserung der objektiven Lage der kämpfenden

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