26 <strong>gate</strong>SPECIAL03.13Worüber denkt Dr. Franz GlaAls Geschäftsführer eines Technologie- und Gründerzentrums mussman zahlreiche Fähigkeiten mitbringen, um langfristig erfolgreich zusein: man braucht Erfahrungen, Kenntnisse, Visionen und bisweilenauch Mut – auch um ungewöhnliche Interview-Fragen zu beantworten.Er kennt die Gründerszene und dieGründerszene kennt ihn. Er suchtden Dialog, und die Gesprächspartnersuchen den Austausch mit ihm.Er reist zu den Startup-Metropolen derWelt und begrüßt Kollegen aus allen Erdteilen.Doch was beschäftigt den Mann,der seit über einem Jahrzehnt dem <strong>gate</strong>vorsteht? Was treibt ihn an und was treibtihn um? Eine Spurensuche.Herr Dr. Glatz, haben Sieheute schon getwittert?Ja, natürlich. Wenn ich etwas Interessantesüber Startups, Entrepreneurship,Innovation oder Unkonventionelles leseoder höre, will, ja muss ich es schon fastder Welt (meinen Followern) mitteilen.Worum ging’s?Über einen Blogbeitrag von Dmitri Sale(er sagt über sich selbst: UnstoppableEntrepreneur und Vater), warum es so vieleunnütze Startups gibt: dsarle.com/whyare-there-so-many-useless-startups/- under hat sooo recht.Glauben Sie tatsächlich,dass »die Welt« facebook,twitter & Co. braucht?Ich habe die Frage ja oben schon fastselbst beantwortet. Was braucht schondie Welt: die Menschen brauchen Beziehungen,pflegen diese vielleicht auch durchFacebook. Die Welt braucht: Frieden!Sie sind perfekt vernetzt undbestens informiert. Auf welcheInfos können Sie beruflichbequem verzichten?Ganz ehrlich, auf die unseres bestenHausmeisters im <strong>gate</strong>, dass die Toilettenspülungim 2. OG West wieder funktioniert.Weil ich weiß, dass ich mich auf ihnverlassen kann.Finden Sie es antiquiert, wenn inder heutigen Zeit noch Briefegeschrieben oder Fax-Mitteilungenverschickt werden?Ich liebe es förmliche Briefe zu schreiben,schon alleine wegen des Papiers (esdarf aber kein nullachtfünfzehn 80g/m²Papier sein). Denken Sie mal nach, warumSie das <strong><strong>gate</strong>WAY</strong> in Händen halten. Wirkönnten Ihnen unsere Informationen jaauch als Newsletter, eBook oder Appzukommen lassen. Nein, Papier heißt fürmich Entschleunigung. Und Fax heißt fürmich rechtskonform zu handeln. Manchmalmuss es schnell gehen und da reichteine Willenserklärung per Mail nicht, einFax aber schon.Smartphones & Co. sindinzwischen selbstverständlich.Muss man sich im Businessüberhaupt noch persönlich treffen?Ist das sog. Netzwerken nicht nureine schöne Umschreibung für»Party machen«?Im <strong>gate</strong> ist eine Firma schon pleite gegangen,übrigens die erste und einzige, weil die Gründerdachten es reicht mit den Kunden per Mailzu kommunizieren – und das am besten nach18:00 Uhr. Persönliches Kennenlernen, sichWahrnehmen oder sich Wiedersehen kanndurch kein soziales Netzwerk, Chatverkehroder Mailkontakt ersetzt werden.Worüber haben Sie sich beruflichdas letzte Mal so richtig geärgert?Über die verlogene Ignoranz eines jetzt ehemaligen»Geschäftspartners«.
03.13<strong>gate</strong>SPECIAL27tz eigentlich nach...?Kalifornien ist cool, Silicon Valley DAS Startup-Mekka. Sollten ambitionierteGründer nicht lieber gleich in die USA gehen, statt sich in Deutschland, womanches doch arg »schwerfällig« ist, zu quälen?Ich bin zwar kein Rechtsanwalt, aber hier passt nur die Antwort: Kommt darauf an.Es gibt den Begriff des »Good old Europe«.Was ist an Europa gut und was ist veraltet?Gut ist an Europa, dass es alt ist.Robert Jungk behauptete: »Die Zukunft hat schon begonnen«– das war vor über 60 Jahren. Wie sehen Sie die Zukunft?Viktor Hugo schrieb einmal: »Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie dasUnerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance« –ich freue mich auf morgen!