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Hans-Dietrich Kahlke EIN GRÄBERFELD DER ÄLTEREN ...

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**<strong>Hans</strong>-<strong>Dietrich</strong><strong>Kahlke</strong><strong>EIN</strong> <strong>GRÄBERFELD</strong> <strong>DER</strong> <strong>ÄLTEREN</strong> LINIENBANDKERAMIKVON BISCHLEBEN BEI ERFURTEine soeben erschienene anthropologische Bearbeitung der Schädel undSkelette aus den Gräbern der Älteren Linienbandkeramik von Bischlebenbei Erfurt durch K. Gerhardt1 läßt es wünschenswert erscheinen, auch daspraehistorische Material dieses Gräberfeldes2, soweit heute noch möglich,geschlossen vorzulegen.Durch G. Florschütz erfolgte 1926 eine kurze Bekanntgabe der bandkeramiscGräberfunde von Bischleben bei Erfurt, Ziegelei Jahn3. Leiderfolgte später keine zusammenfassende Bearbeitung des Gräberfeldes, sodaß wir über die Lage der Gräber zueinander, die Ausrichtung der Bestattetendie Anordnung der Beigaben usw. wenig wissen."Östlich von Bischleben liegt an dem auf der Höhe des linken Geraufershinführenden Totenwege eine seit vielen Jahren im Abbau befindlicheLehmgrube." Noch bevor (1926) die vorgeschichtlichen Ausgrabungsarbeiten1) K. G e r ha r d t: Studien zur Anthropologie des mitteleuropäischen Neolithikum1. Schädel und Skelette aus Gräbern der älteren Linearbandkeramikvon Bischleben (Landkreis Gotha). Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie1953,Bd. 45, Heft 3, S. 338-367. Weitere Literatur (Anthropologie) dort.2) G. F 10 r s c h ü t z: Bandkeramisches Gräberfeld auf bandkeramischerSiedlungsstätte bei Bischleben, Ldkr. Gotha, Nachrichtenblatt für Deutsche VorzeitII, 4. Leipzig 1926,S. 63-64.G. F 10 r s c h ü t z: Bilder aus Gothas Vorgeschichte,Gotha-Buch 1, S. 90.G. F 10 r s c h ü t z: Die vorgeschichtlichen Sammlungen des Gothaer HeimatmuseumGotha 1934,S. 8f.G. F 10 r sc h ü t z: Vorgeschichte des Gothaischen Landes, Gotha 1937,S. 3f.N. N i k 1a ss o n: Gräber mit Bandkeramik aus der Prov. Sachsen und ausThüringen, Jahresschrift Bd. XV, Halle 1927,S. 1-28.E. L e h m a n n: Unsere Heimat in vorgeschichtlicherZeit. Mitteil. d. Vereinsf. d. Geschichteund Altertumskunde von Erfurt, Heft 44, 1927,S. 177-239, BischlebenS. 12-14.H. B u t s c h k o w: Die bandkeramischen Stilarten Mitteldeutschlands. JahresschriftBd. XXIII, Halle 1935, Tafel 1 und Seite 148f.G. Behrens: Jahresber. d. Röm. Germ. Zentr. Mus. Mainz, Mainzer ZeitschriftXXXI, 1936,S. 71 (technische Notizen).3) G. F 10 r s c h ü t z: a. a. 0. (1926),S. 63.


da Unterlagen hierüber fehlen11. Auch die Lage der Funde zu deneinzelnen Skeletten ist nur in wenigen Fällen bekannt.Grab 1."Gut erhaltener Hocker in Seitenlage." An Beigaben führte dieser HockerGrab isteine unverzierte bandkeramische Zipfelschale, Scherben eines bandkeramiscKumpfes und eine Flachharke. Die Lage der Beigaben imunbekannt.a) Unverzierte, zum Teil ergänzte bandkeramische Zipfelschale mit dreiZipfeln. Die Oberfläche des Gefäßes ist rauh, die Farbe außen schwarzgrau,innen braungrau.H.: ca. 7; Mdm.: 18,2-18,5 cm (Gotha. Hk. 1904. 2).b) Stark ergänzter bandkeramischer Kumpf mit leicht eingezogenemHalse. Die Oberfläche ist rauh, die Farbe schwarz-grau. Die Verzierungbesteht aus einer viergliedrigen Bogenspirale.H.: ca. 8,4; Mdm.: 10,5-10,8; Bdm.: 11,5-11,9 cm (Gotha. Hk. 1904. 1).c) Bandkeramische Flachhacke aus Amphibolithschiefer12, lange, schmaleForm, Schneide gut geschliffen, Rücken nur zum Teil geschliffen oderabgesplittert.L.: 10,62; Br.: :1.(l;5:St.: 1,05 cm (Gotha. Hk. 1904. 3).Abb.1:Giabl.1,2=14,3=½Grab11) Nach freundlicher Mitteilung von Herrn H. Kaufmann, Gotha.12) Die Bestimmungen wurden im mineralogischen Institut der UniversitätJena durchgeführt. — Nach E. Lehmann, a. a. 0., S. 232, soll diese Hacke auseinem der vorher zerstörten Gräber stammen und zusammen mit einem unverziertenkürbisförmigen Gefäß gefunden worden sein.


Zwischen je zwei Winkelbändern wird die Waagerechte von einemFcillmotiv (Hantelform) geschnitten.H.: 11,0; Mdm.: 13,2-13,5; 13dm 14.9-15,0 cm ((hili Hk. 1906. 1).b) Kleiner, wenig ergänzter bandkeramischer Kumpf. Die Oberfläche istglatt, die Farbe schwarz, braunfieckig. Die Hauptverzierung besteht ausvier nur zum Teil geschlossenen Mäanderbändern und einem Winkelband.Als Nebenornamente sind zwei (drei?) Doppellinien zwischen den Hauptornamentangebracht.H.: 7,0; Mdm.: ca. 9,2; Bdm.: ca. 9,6 cm (Gotha, Hk. 1906. 2).c) "Anhänger" aus dem distalen Ende eines Geweihsprosses (C. elaphus).Das Stück zeigt am Distalende Abnagungsspuren, am ebenfalls zugespitztenProximalende eine von beiden Seiten aus angebrachte Durchbohrung.L.: 13,1; Dm.: 1,7 cm (Gotha Hk. 1906. 3).Abb. 3: Grab 3. 1, 2 = ¾, 3 =Grab 4."Gut erhaltener Hocker in Seitenlage." Als Beigaben führte dieserHocker einen verzierten bandkeramischen Kumpf und einen durchbohrtenAnhänger aus Spondylus- Muschel. Die Lage der Beigaben zur Bestattungist nicht bekannt.a) Stark ergänzter bandkeramischer Kumpf mit wenig eingezogenemHalse. Die Oberfläche des Gefäßes ist porös, die Farbe grau- schwarz. Die


Verzierung besteht aus einer viergliedrigen Bogenspirale. Als Nebenornamentesind vier Einstichpaare über der Bogenspirale angebracht.H.: 11,5; Mdm.: ca. 11,5; Bdm.: 14,7 cm (Gotha. Hk. 1907. 1).b) Anhänger aus dem Schloß-Stück einer Spondylus- Muschel mit einerungleichmäßigen, doppelkonischen (von beiden Seiten ausgeführten)Durchbohrung.L.: 4,85; Br.: 2,3; St.: 1,17 cm (Gtha. Hk. 1907. 2).Abb. 4: Grab 4. 1 = 14, 2 =Grab 5."Kindergrab (nur Zähnchen sind noch erhalten)." An Beigaben führtediese Bestattung eine kleine Butte. Die Lage des Gefäßes zur Bestattungist unbekannt.a) Kleine, unverzierte bandkeramische Butte. Vier Schnurösen stehenje paarig übereinander, eine gegenständig. Die Oberfläche des Gefäßes istrauh, die Farbe grau bis schmutziggeib. Der.. Kugelboden ist stark abgeflacht(Standboden). Das Gefäß ist fast vollständig erhalten.H.: 10,3; Mdm.: 6,35; 13dm.: ca. 9,5 cm (Gotha, Hk. 1908).Abb. 5: Kindergrab 5. ½


Grab 6."Gut erhaltener Hocker in Seitenlage." Als Beigaben führte dieserHocker zwei Gefäße. Die Lage dieser zur Bestattung ist nicht bekannt.ausa) Scherben eines großen, dünnwandigen Kumpfes mit rauher Oberfläche.Das Gefäß ist stark ergänzt, die Verzierung besteht wahrscheinlichWinkelundZickzackbändern, die unterhalb des Randes von einerWaagerechten begrenzt werden. Als Füllornamente treten paarige Einsticheauf. (Gefäß zeichnerisch ergänzt.) ((Pi}.. Hk. 1909. 1.)b) Kleiner, kaum ergänzter bandkeramischer Kumpf mit wenig eingezogenemHalse. Die Oberfläche ist schwarz-grau, teilweise poliert. Die Verzierungbesteht aus einem umlaufenden Zickzackband. Die freien Dreieckfeldersind mit je drei bis fünf Einstichen verziert. Unterhalb des Gefäßrandes,in Höhe der größten Gefäßeinziehung, verläuft um das Gefäßherum eine Waagerechte, die das Zickzackband des Gefäßkörpers nachoben hin abschließt., Diese Waagerechte wird von drei Füllornamenten(Hantelmotive)geschnitten.H.: 11,3; Mdm.: 11,3-11,4; Bdm.: 13,4-13.8 cm (Gotha, Hk. 1909. 2).Abb. 6: Grab 6. 1/4Grab 7.Weiter befindet sich in der vorgeschichtlichen Sammlung des Heimatmuseumszu Gotha eine zweite Zipfelschale mit der Aufschrift: "Bischleben,Ziegelei Jahn. Grab 7, gut erhaltener Hocker in Seitenlage:' DieLage des Gefäßes zur Bestattung ist nicht bekannt.a) Bandkeramische Zipfelschale mit drei (?) — zwei nur erhalten -Zipfeln. Die Oberfläche des Gefäßes ist uneben und rauh, die Farbe istaußen dunkelgrau, innen hellgrau. Auf dem Boden (innen) befindet sichein eingeritztes "Krückenkreuz".H.: 5,1; \1mi 14-14.7 cm (Gotha, Hk. 1910).


Grab 8 (?).Weiter befinden sich in der Sammlung des Heimatmuseums zu GothaScherben eines bandkeramischen Rumpfes mit der Aufschrift: "Bischleben,Grube Jahn, Grab 1928."a) Scherben eines kleinen bandkeramischen Rumpfes mit wenig eingezogenemHalse. Die Verzierung besteht aus Spirallinien. Als Nebenornamentedienen paarige Einstiche.Abb. 7: Grab 7."Endlich fanden sich noch '1,20 m von Grab 1 entfernt in einem Einschnittin den gelben Lehm Scherben von einem dickwandigen. grauenGefäß von etwa 60 cm Durchmesser, 5 cm hohem Halse und 4 Ösen amBauche'5".Aus den fünf nachweislich zerstörten Gräbern16 wurde erst nur einGefäß abgeliefert, später kam noch ein zweites (Butte) hinzu.a) Große, dickwandige, unverzierte bandkeramische Halsflasche mitstark abgeplattetem Kugelboden (Standboden) und vier über Kreuz angeordneten,senkrecht durchbohrten Schnurösen, die oberhalb des größtenAbb. 8: Grab 8 (?). ½15) G. Florschütz: a. a. 0 (1926), S. 63.16) G. Florschütz: a. a. 0. (1926), S. 64.


Gefäßdurchmessers stehen. Der Ton des Gefäßes ist grob gemagert, dieOberfläche ist rauh, die Farbe schmutziggeib.H.; 18,7; Mdm.: 9-9,4; Bdm.: ca. 16,5 cm (Gotha. Hk. 1912).b) Kleine, unverzierte handkeramische Butte. Vier Schnurösen stehenje paarig übereinander, eine gegenständig. Der Kubelboden ist stark abgeplattet.Die Oberfläche des Gefäßes ist porös, die Farbe vorwiegend hellgrau,zum Teil grau bis schwarz.H.: 8,3; Mdm.: 4,9; Bdm.: ca. 8.9-9,2 cm (Gotha. Hk. 1911).Abb. 9: Haisfiasche und Butte vom Gräberfeld Bischleben, 1 ¼, 2Abb. 10: Hochkeile aus derSiedlungsschicht.


Aus der über dem Gräberfeld liegenden Siedlungsschicht wurden u. a.zwei Hochkeile (Schuhleistenform) während der Ausgrabung geborgen.a) Hochkeil aus Amphibolith. Oberfläche glatt, Rücken uneben, leichtbeschädigt.L.: 15,45; Br.: 3,35; St.: 3,50 cm (Gotha, Hk. 1913).b) Bruchstück eines Hochkeils (Schuhleistenform) aus Amphibolith. DieOberfläche ist gut geschliffen.L.: 10,5; Br.: 3,9; St.: 3,04 cm (Gotha, Hk. 1914).Die Keramikreste aus der Kulturschicht können stilistisch der "ÄlterenLinienbandkeramik", zum Teil der "Jüngeren Linienbandkeramik" zugeordnetwerden.Abb. 11: Keramikreste aus derSiedlungsschicht.1/1Im Gegensatz zum Gräberfeld Sondershausen, aber in Übereinstimmungmit dem Gräberfeld Arnstadt17 trat auf diesem Gräberfelde relativ häufigdie Zipfelschale (Grab 1 und Grab 7) auf. Auch die Butte ist verhältnismäßigoft vertreten, zeigt aber keine Ornamente.Wie vom Gräberfeld Sondershausen liegen vom Gräberfeld Bischlebengut erhaltene Hacken vor18. Leider ist die Lage dieser Geräte zu den Bestattungennicht bekannt, wie auch das Geschlecht der diese Beigabenführenden Bestattungen nicht überliefert ist19. Der Spondylus- Schmuck17) Beide sollen als mitteldeutsche Gräberfelder besonders zum Vergleichherangezogenwerden.G. Ne u m a n n: Ein bandkeramisches Gräberfeld von Arnstadt. Spatenforscher1940,F. 2-4.18) Graberfeld Arnstadt lieferte keine Hacken.19) Grab 2 (,,nach Spießbach gehört das weibliche, im Gipspräparat vorhandeneSkelett zu diesem Grab") führte eine Flachhacke. Leider ist diese Überlieferungnicht sicher genug, um anzuzeigen, daß männliche (vergl. GraberfeldSondershausen)wie weibliche Bestattungen die Flachhacke führen.


(Grab 4) zeigt keine Besonderheit (,,Schmuckanhänger, Amulett"). Dagegenerscheint ein gut erhaltener "Hirschhornanhänger" erwähnenswert. InÜbereinstimmung mit dem Befund vom Gräberfeld Sondershausen fandsich dieser auch "vorne in Brusthöhe"20. Neben der Deutung als "Anhänger"(,,Schmuck, Amulett") erscheint uns eine Deutung als "Gewandverschlu(Gewandknebel) wahrscheinlicher21.Zeigen die bisher bekanntgewordenen Gräberfelder der "Älteren Linienbandkeradie Gruppenbestattung (Sippenbestattung) als "Ordnungsprinzip",so spricht G. Florschütz22 von "anscheinend schräg gerichtetenReihen", in denen diese Gräber lagen. Da kein Plan des Gräberfeldesvorliegt, ist ein Nachprüfen dieses Berichtes nicht möglich. Neben einerBestattung in gestreckter Rückenlage sind vom Gräberfeld Bischleben nurHocker bekannt.Abb. 12:Bandkeramische Bestattungen von Bischleben (nach Lehmann).20) G. Florschütz: a. a. 0. S. 64.21) E. L e h m a n n: a. a. 0. S. 228.22) G. Florschütz: a. a. 0. S. 63-64.

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