Die Wüstung JacobshagenVon den Wüstungen im Umkreis des Fleckens Gieboldehausen, ist die Wüstung Jacobshagen weithinunbekannt. Auch in der Fachliteratur ist über diese Wüstung wenig zu finden. Wintzingerode Knorrschreibt:1600 bis 1618 Eine Wüstung Jacobshagen gehört mit Jurisdiktion, Zehnten, Grund und Boden und Gehölz dem Erzstift–Mainz-und ist an die Untertahnen zu Gieboldehausen, Rüdershausen und Rollshausen –jeder Morgen – um 2 Thalerbares Geld und gegen einen jährlichen Erbzins um 2 Scheffel halb Roggen, halb Hafer für jeden Morgen und gegenÜbernahme des wie bisher zu entrichtenden Zehnten verkauft worden. An Rollshausen 383 ½ Morgen, an Rüdershausen134 ¾ Morgen und an Gieboldehausen 38 Morgen. Insgesamt 556 ¼ Morgen.Bethe erwähnt in ihrer Dissertation „Die Entwicklung der Kulturlandschaft im Unteren Eichsfeld“ auf S.83 Jacobshagen im Jahr 1421. Eine noch frühere Erwähnung ist bei Lesser-Förstemann „HistorischeNachrichten verzeichnet. Hier heißt es: „Die Nordhäuser Augustiner sind auf ihr Recht des Almosensammelnsbedacht. Sie lassen auf dem Provinzkapitel zu Himmelpforten am 30. Mai 1316 ihr Termingebiet, durch den PraesesLudolf und den Provinzial Heinrich, gegen das ihrer Mitbrüder in Eschwege abgrenzen. Nordhausen soll bekommen:Tuterstadt und auf der anderen Seite von Tuterstadt die Dörfer Desingerode, Hespelingerode, Minningerode Obervelt,Marsfelt, Rudolfeshusen, Geveldehusen, Jocheshag (Jakobshagen) bis einschließlich Herzberg. Diese Erwähnung als Ort,in dem noch Almosen gesammelt werden konnten, lässt mit einiger Sicherheit darauf schließen, dass daskleine Dörfchen noch bewohnt war.“Die Schreibweise des Ortsnamens in den verschiedenen Publikationen reicht von Jockeshaghen bisJacobshagen und dem Jokshon im Gieboldehäuser Dialekt. Rollshausen begnügt sich mit „up en Hoon“.Dörfer mit dem Grundwort Hagen sind in der Regel der mittelalterlichen Rodungsperiode zuzurechnen,die ihren Höhepunkt um 1100 bis 1250 hatte. Die Erstbesiedlung von Jacobshagen kann in diesemZeitraum erfolgt sein. Begünstigt durch die damals herrschenden klimatischen Bedingungen(Mittelalterliche Warmzeit von 950 bis 1250) sind mehrere kleine Siedlungen auch in ungünstigen Lagenentstanden. Die spätere Aufgabe vermutlich zu Ende des 14. Jahrhunderts könnte begründet sein durchdie als „Kleine Eiszeit“ (von 1350 bis 1880) bezeichnete Periode mit Absinken derDurchschnittstemperatur, vermehrten Niederschlag insbesondere als Starkregen und dadurch verstärkteErosion. Einige der kleinen Schluchten sind in dieser Zeit entstanden (Tilken). Ein weiterer Grund dasDorf aufzugeben, wird im ständigen Wassermangel zu suchen sein. Wenn in einem trockenen Sommerdie Brunnen versiegten, herrschte blanke Not.Wo lag nun diese kleine Dorfstelle. Eine endgültige Klärung ist auch heute noch nicht festzustellen. Amehesten kann man den 1969 erfolgten Untersuchungen von Kühlhorn zustimmen. Er fand im Bereich desFlurstücks „Am Kirchhoffe“ zahlreiche Scherben, die auf eine kleine Siedlung hindeuten. Wenn mandavon ausgeht, dass vermutlich nur die Hälfte der Gemarkung als Ackerland genutzt werden konnte, sinddas immerhin noch ca. 275 Morgen. Üblicherweise rechnete man zu dieser Zeit pro Hof eine Hufe (30Morgen), die mit den damaligen Mitteln bearbeitet werden konnte. Dann bestand das kleine Dorfvermutlich aus höchstens acht bis zehn Gehöften. Das heißt, in dem kleinen Dorf lebten ca. 50 Personen.Eine eigene Kirche wird es in Jacobshagen für die wenigen Einwohner wohl nicht gegeben haben. Einekleine Kapelle mit dem hl. Jacob als Kirchenpatron ist anzunehmen. Hierdurch würde sich dann auch derOrtsname erklären.Die Gemarkung:Der im Winkel zwischen Hahle und Rhume gelegene Höhenrücken wird auf Landkarten als „DieHellberge“ bezeichnet. Der Weg auf dem Kamm dieser Berge wird in der Gieboldehäuser Flur alsFahnenweg, später dann als Hellweg bezeichnet. Diese Bezeichnung lässt darauf schließen, dass es sich
um einen alten Höhenweg handelt, der einzelne Ortschaften miteinander verband. Folgt man vonGieboldehausen aus weiter in Richtung Süden diesem Weg, ist nach Verlassen der Siedlung „Auf derVogelsburg“ das Waldstück „Großer Lohberg“ erreicht. Nach etwa einem weiteren Kilometer ist linkerHand der „Pinnekenberg“ in Sicht. Ab hier beginnt die Feldflur des ehemaligen kleinen DorfesJakobshagen. Wandert man auf diesem aussichtsreichen Weg weiter, erreicht man nach ca. 1,5 km dieWaldgrenze des Bauernholzes und dem sich anschließenden Erbigsholz. Wir folgen dem Waldweg weiterbis zu einer großen Wegekreuzung. Am Rande einer kleinen Lichtung ist der Rest der sogenannten „TillyEiche“ zu sehen.Karl Hellmold, Autor der 1980 erschienenen Chronik von Rüdershausen schreibt dazu:Am 20.-30. Juni 1623 soll Tilly auf seinem Zug gegen den Tollen Christian im Walde bei Obernfeld ein Lageraufgeschlagen haben. Nach der Überlieferung soll das bei der sogenannten Tilly-Eiche im Hellberg gewesen sein. Vor nichtallzu langer Zeit, war an dieser Eiche eine Tafel angebracht mit der Inschrift: „Hier hat Tilly mit seinem Stabe nach derZerstörung von Jacobshagen geruht.“ In Wirklichkeit hat aber Tilly Jacobshagen nie gesehen, weil dieses Dorf schon vormehreren hundert Jahren von seinen Bewohnern verlassen war und nun wüst lag. Im vorigen Jahrhundert hat ein Förster ausRüdershausen der Eiche den Namen „Tilly Eiche“ gegeben.