Das Standbild des heiligen Nepomukan der Hahlebrücke in GieboldehausenIn der aus Anlass des 1000-jährigen Jubiläums erschienenen „Chronik des FleckensGieboldehausen 1003–2003“ wird das Standbild des heiligen Nepomuk an der Hahlebrücke inGieboldehausen ausführlich beschrieben. Die Inschriften auf dem Denkmal enthalten einChronogramm, aus dem die Jahreszahl 1743 als Aufstellungsjahr hervorgeht. Als Stifter wirdein Pfarrer Gottfried Wagner genannt. Trotz intensiver Nachforschungen konnte zumdamaligen Zeitpunkt zur Person des Stifters keine Aussage gemacht werden. Aus denKirchenakten geht hervor, dass es einen Pfarrer Gottfried Wagner zu keiner Zeit inGieboldehausen gegeben hat. Wer also war Gottfried Wagner? Wo war er beheimatet? Wasgab den Anlass zur Errichtung des Standbildes? Woher kam der Stifter?Einen ersten Hinweis liefert die Jahresrechnung des Fleckens aus dem Jahr 1757. In derRechnung heißt es: Ausgabe pension auf die zum Kirchenbau erborgten Capitalien.1000 Rthr.dem Herrn Probst auf Teistungenburg 50 Rthr wird zum 15ten mahl erhoben, 800 Rthr HerrnPfarrer Wagener zu Deidesheim 32 Rthr.Hier wird also ein Pfarrer Wagner genannt, der der Kirche St. Laurentius 800 Rthr zum Bauder neuen Kirche (1727 – 1731) geliehen hat. Da stellt sich natürlich die Frage, was hat einPfarrer in Deidesheim mit Gieboldehausen zu tun? Gab es verwandtschaftliche Beziehungenzu Einwohnern des Fleckens? Oder waren er oder seine Eltern sogar in Gieboldehausengeboren? Ein weiteres Stück Aufklärung bringt dann die Jahresrechnung des Fleckens von1758. Hier wird von einer teilweisen Rückzahlung der Schuldsumme berichtet. Unter derPosition Ausgaben heißt es:
Herrn Pfarrer Wagener Erben seyend wiederbezahlt, benannt Frantz Wagener laut Quittungvom 4ten Februar 1758 66 Rthr 24 Groschen. Frantz Schrader ebenfalls 66 Rthr 24Groschen. Gottfried Wagener 66Rthr 24 Groschen. Georg Schrader 66 Rthr 24 Groschen.Christoph Petri 66 Rthr. 24 Groschen. Jacob Wagener erhält 1 Jahr später ebenfalls 66 Rthr.24 Groschen.Mit insgesamt 400 Rthr. ist die Schuldsumme damit um die Hälfte getilgt. Die Vermutungliegt nahe, dass es sich bei den genannten Erben um nahe Verwandte handelte, und da er alsPfarrer keine direkten Nachkommen hatte, werden es seine Brüder und Schwestern gewesensein, die er als Erben eingesetzt hatte. Diese Vermutung wird erhärtet durch eine Eintragungim Taufbuch des Jahres 1737. Am 21. Oktober 1737 wird das Kind Johannes GottfriedWagner getauft. Als Vater ist Franz Wagner eingetragen, also der gleiche Franz, der oben beiden Erben aufgeführt wurde. Als Pate fungiert: Godefriedus Wagener Parochus in MalschDiözese Speyer.Zur damaligen Zeit war es die Regel, dass bei einem Sohn ein Bruder des Vaters Taufpatewurde und auch der Vorname des Paten auf den Täufling überging.Der Anlass der Stiftung wird der Bau der Hahlebrücke gewesen sein. Als Pfarrer GodefriedusWagner im Herbst 1737 als Pate in Gieboldehausen weilte, steht die neue Hahlebrücke nachfast sechsjähriger Bauzeit kurz vor ihrer Vollendung. Hier wird ihm der Gedanke gekommensein, als krönenden Abschluss der Bauarbeiten dieses Standbild des hl. Nepomuk, der ja auchals Brückenheiliger bekannt, ist zu stiften. Es dauerte dann aber noch einige Jahre bis 1743die Statue auf dem Mittelpfeiler der Brücke aufgestellt wurde. Vermutlich handelt es sichdabei um eine Arbeit des Obernfelder Bildhauers Süssemann, der 1738/39 auch dieSteinfiguren über den beiden Türen der St. Laurentiuskirche geschaffen hat.Eine Anfrage beim Bistumsarchiv Speyer ergab dann endgültige Gewissheit über die Personvon Pfarrer Godefridus Wagner. Das Archiv teilt mit: Im Bestand A – DeidesheimTotenverzeichnis von Pfarrern, Frühmessern und Kaplänen des Landkapitels Deidesheim1758–1793 ist folgende Eintragung enthalten. 1760 13. April. Mit allen Sacramentenausreichend versehen starb fromm im Herrn der ehrwürdige Herr Johannes GottfriedWagner, Frühmessner in Deidesheim, der dort in der Spitalskapelle von dortigem Dekanbeerdigt wurde. Er war ungefähr 66 Jahre alt und vom Jahr 1751 an Frühmessner nachvoraufgegangener Niederlegung seines Pfarramtes in Malsch, wo er 26 Jahre lang und zuvor7 Jahre in St. Martin Pfarrer war. Er stammte aus Gieboldehausen im Eichsfeld. Er ruhe inFrieden.Bei dem genannten Dechanten, der die Beisetzung vorgenommen hat, handelt es sich um dendamals in Deidesheim amtierenden Pfarrer und Dekan Christopherus Sommer ausGieboldehausen. Das genaue Geburtsdatum von Pfarrer Wagner kann nicht mehr ermitteltwerden. Bei dem großen Brand am 6.2.1694, bei dem auch das Pfarrhaus ein Raub derFlammen wurde, sind alle Kirchenbücher verbrannt, die vor das Jahr 1694 zurückgehen.Bitte um SpendenDie Restaurierung von Bildstöcken und Wegekreuzen im Flecken Gieboldehausen, z. B. inTotenhausen, am Armenhof, Ecke Neue Straße, an der Göttinger Landstraße, an der B247, amErlenhof und zuletzt der Bildstock der St. Sebastian-Bruderschaft, wäre ohne die Spenden vonden verschiedenen Institutionen und der Bevölkerung nicht möglich gewesen.