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THEA TRALITÄT THEA TRALITÄT

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Einleitung: Theater und Fest in Europa.Perspektiven von Identität und GemeinschaftErika Fischer-Lichte (Berlin)Bei der Entwicklung seiner Festspielidee bezog Richard Wagner sich ausdrücklichauf die griechische Festkultur. In seiner frühen theoretischenSchrift Die Kunst und die Revolution (1849) beschreibt er die enge Verbindungvon Theater und Fest, wie sie bei den Aufführungen von Tragödienim Rahmen des bedeutendsten Festes der Polis Athen, der GroßenDionysien, gegeben war, als Modell:[…] dieses Volk strömte von der Staatsversammlung, vom Gerichtsmarkte,vom Lande, von den Schiffen, aus dem Kriegslager, aus fernsten Gegenden,zusammen, um die tiefsinnigste aller Tragödien, den Prometheus, aufführenzu sehen, um sich vor dem gewaltigsten Kunstwerke zu sammeln, sich selbst zuerfassen, seine eigene Tätigkeit zu begreifen, mit seinem Wesen, seiner Genossenschaft,seinem Gotte sich in die innigste Einheit zu verschmelzen und so inedelster, tiefster Ruhe Das wieder zu sein, was es vor wenigen Stunden in rastlosesterAufregung und gesondertster Individualität ebenfalls gewesen war.[…] Denn in der Tragödie fand er sich ja selbst wieder, und zwar das edelsteTheil seines Wesens, vereinigt mit den edelsten Theilen des Gesamtwesens derganzen Nation. 1In Richard Wagners Werken erscheint die für die Großen Dionysien konstitutiveunauflösliche Verbindung von Theater und Fest geradezu alsfundamental mit Blick auf die Erfahrung einer politischen und religiösenGemeinschaft sowie für die Erkenntnis der eigenen Identität – als eines Individuumsebenso wie als eines Mitglieds dieser Gemeinschaft. Mit dieserAuffassung sowie generell mit seinem Rekurs auf das antike Festmodellstellte Wagner sich in eine lange Tradition. Denn die Berufung auf dieantike Festkultur hatte bereits bei der Transformation der europäischen1Wagner, R.: Gesammelte Schriften und Dichtungen. Bd. 1–10. Leipzig 2 1887/88.Bd. 3, S. 11–12.

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