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HerausgeberinBundesvereinigungKulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V.Küppelstein 34, 42857 RemscheidFon: 02191.79 43 90, Fax: 02191.79 43 89info@bkj.de, www.bkj.deRedaktionHildegard Bockhorst<strong>Layout</strong>Helga BergersFotosBund Deutscher Amateurtheater, Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände, BKJ, Michael Bause,Christoph Seelbach, Louise Schroeder Schule, Hamburg, AMJ, photocase.com, Jugendkunstschule Schlesische27, LAG Rock Niedersachsen, Maya Hässig, Anna Schäflein, IG Papiergraben, Ferienspass, JugenkellerSt. Nepomuk, Behinderten Alternative Freizeit, LKJ Sachsen.<strong>Druck</strong><strong>Druck</strong>haus Süd, KölnRemscheid, Februar <strong>2009</strong>2


IN DIE QUALITÄT INVESTIEREN –BILDUNG VERBESSERN MIT KUNST UND KULTURDie Veröffentlichung des Enquete-Berichts „Kultur inDeutschland“ zu Beginn des Jahres <strong>2008</strong>, die Positionierungder Jugend- und Familienminister zur KulturellenBildung im Mai <strong>2008</strong>, der nationale„Bildungsgipfel“ im Herbst <strong>2008</strong> und das Jahresendemit einer Finanzkrise ungeahnten Ausmaßes undgroßen Verunsicherungen: vier Aspekte, die dasvergangene Jahr prägten und die Kulturelle Bildungbeschäftigten.Vier Gegebenheiten mit einem Problem gleichermaßen:der „Unwucht“, dass viel über Bildung und Kulturals wesentliche Bestandteile gesellschaftlicherZukunftssicherung gesprochen wurde, dass notwendigeInvestitionen in Bildung aber weder ent -sprechend umfänglich bereitgestellt wurden nochentsprechend breit geflossen sind.Es war ein Jahr, welches trotz des Rückenwinds fürKul turelle Bildung durch die gelungenen Empfehlungender Enquete-Kommission nicht zu einernennenswert verbesserten Förderung auch der kul -tu rellen Angebote im Bereich non-formaler und informellerBildung führte. Es war ein Jahr wohltönender„Sonntagsreden“, wie es sich engagierte Jugend-,Bildungs- und Kulturpolitiker/innen selbstkritischeingestanden, welches aber bildungs- und kulturpolitischzu wenig berücksichtigte, dass Lerngelegenheitenmit Kunst und Kultur zum integralen Bestand -teil verantwortlicher Allgemeinbildung gehören undentsprechend ihres Bildungs-Wertes auch entsprechendintensiver gefördert gehören. Der Bildungsgipfelwar eine unübersehbar verschenkte Gelegenheitund enttäuschend hinsichtlich fehlender konkreterEntscheidungen für eine umfassende Bildungsförderung.Das Konjunkturprogramm ist zwar grundsätzlichoffen für den Sektor Kultur, nur die Auswirkungender Krise auf das privatwirtschaftliche Engagementund die Wirkung besagter „Unwucht“, mit Schlagseitezu einem verengten Verständnis von Bildung, vordem Hintergrund fehlender gesetzlicher Verpflichtungenzur Förderung von Kunst und Kultur, verschärfendie Rahmenbedingungen für eine notwendige Ausweitungund vielfältige Unterstützung kulturellerBildungsmöglichkeiten.Aus eben diesen Gründen und unter der Herausforderunggesellschaftlicher Wandlungsprozesse, gehtder Tätigkeitsbericht <strong>2008</strong> der BKJ schwerpunktmäßigein auf die Fragen: Welche Bildungsqualität zeichnetdie Angebote, Orte und Strukturen der KulturellenBildung aus und welchen Gewinn bringt es ein, indiese Qualität von Bildung stärker zu investieren?Das individuelle und gesellschaftliche „Vermögen“,welches mit und durch die Kulturelle Bildung zuerzielen ist, versucht der BKJ-Tätigkeitsbericht mitBezug auf die Handlungsschwerpunkte des Dachverbandeszu beschreiben. Zu bedenken ist dabei, dassdie Entwicklungsimpulse für Kulturelle Bildung unddie erreichte Bildungsqualität sowie die bundesweiteWirkung der BKJ-Projekte nur im Verbund mitverschiedensten Partnern und Förderern gelingenkonnte.Von daher ist allen politischen Partnern der BKJ imHandlungsdreieck von Jugend, Bildung und Kultur zudanken, die die Initiativen der BKJ aufgegriffen unddurch ihre Förderung Verantwortung gezeigt haben:für das Menschenrecht auf kulturelle Teilhabe undumfassende Bildung.Die BKJ dankt dem Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend für die partnerschaftlicheZusammenarbeit und die grundsätzliche Möglichkeit,bundeszentrale Infrastrukturen der Kul turellenKinder- und Jugendbildung durch den Kinder- undJugendplan des Bundes auf Dauer zu sichern.Sie wünscht sich, dass die Lektüre dieses Tätigkeitsberichtesanregt, zukünftig noch entschiedener fürmehr Investitionen im Feld der Kulturellen Bildungeinzutreten; Qualitätsentwicklung und Strukturförderungkorrelieren in hohem Maße: Innovationenbrauchen Infrastrukturförderung – Infrastrukturförderungbringt Innovation.Prof. Dr. Max FuchsVorsitzenderHildegard BockhorstGeschäftsführerin3


Qualität in der Kulturellen Bildung anregen und weiterentwickeln2.1 Kulturelle Teilhabe und ganzheitliche Bildung: 11Das Modellprojekt „Lebenskunst lernen“2.2 Für mehr Kulturelle Bildung in Schule: 15Der Wettbewerb MIXED UP und das Netzwerk „Kultur macht Schule“2.3 Engagement zeigen – Know-how gewinnen: 19Kulturelles Engagement als Bildungsort2.4 Diversity und Transkultur: 27Kulturelle Bildung International2.5 Die Wirkungen Kultureller Bildung kommunizieren: 31Der Kompetenznachweis Kultur2.6 Qualitätsentwicklung durch Infrastrukturentwicklung im Dachverband BKJ 332.7 Kulturelle Bildung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit <strong>2008</strong> 35Reflexionen spezieller Themen und Aktivitäten5.1 Modellprojekte // 5.2 Wettbewerbe // 5.3 Fachveranstaltungen //5.4 Internationale Maßnahmen // 5.5 Publikationen // 5.6 Vertretungenin Gremien // 5.7 Vorstand // 5.8 Geschäftsstelle // 5.9 Mitgliedsverbände856.1 Kulturelle Bildung im Fokus der Jugendministerkonferenz 856.2 Stellungnahme der Kinderkommission zum Thema „Kinder und Kultur“ 866.3 Kulturelle Bildung in der Schule – Stellungnahme des Deutschen Kulturrates 896.4 BKJ-Überlegungen zum Umgang mit dem demografischen Wandel 926.5 Der Pädagogische Rahmen für das FSJ Kultur 101Handlungsempfehlungen der BKJ-Mitglieder an die Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik1<strong>05</strong>5


ANMERKUNGEN ZURSTRUKTUR DES TÄTIGKEITSBERICHTSTätigkeitsberichte haben in der BKJ wenigstens dreiFunktionen: Sie dienen der vereinsinternen Rechenschaftslegunggegenüber der Mitgliederversammlungder BKJ. Sie fungieren als Sachbericht ge gen -über dem Zuwendungsgeber BMFSFJ, der mit einerKJP-Förderung von 580.000 Euro im Jahr <strong>2008</strong> dieGrundsicherung des Dachverbandes gewährleistethat und sie sollen nützlich sein, die fachpolitischeReflexion in den Handlungsfeldern der Kulturellen Bildung– zwischen Jugend-, Bildungs- und Kulturarbeit– anzuregen und kulturpädagogische Konzepte, Projekteund Strukturen weiterzuentwickeln.Dementsprechend dienen auch die sieben Kapiteldes Tätigkeitsberichts unterschiedlichen Informationsbedürfnissenund Erkenntnisinteressen:Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3„Kulturelle Bildung stärken“ soll vorallem deutlich machen, welche fachpolitischenZiele den Spitzenverband für KulturelleBildung <strong>2008</strong> bewegt haben undwelche Qualitätsansprüche in den Fachstrukturender BKJ vertreten werden.bilanziert anhand von ausgewähltenHandlungsfeldern der BKJ die BildungsundIntegrationspotenziale KulturellerBildung und veranschaulicht, wie Kontinuitätund Qualität zusammenhängenund wie Fachverbände – auf der Basisentsprechender Infrastruktursicherung– Entwicklungsimpulse für die KulturelleBildung nachhaltig erreichen.fasst die Erwartungen der BKJ im Hinblickauf eine öffentliche Förderung vonAngeboten und Strukturen der KulturellenBildung zusammen und ziehtSchlussfolgerungen für die Jugend-, Bildungs-und Kulturpolitik, in die QuerschnittsaufgabeKulturelle Bildung zu investieren.Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7„Tätigkeiten von A–Z“ dokumentiertschlaglichtartig die Breite und Vielfalt derThemen, Aktivitäten und Anregungen,mit denen ein Dachverband wie die BKJim Jahr <strong>2008</strong> versucht hat, die Bedingungendes Aufwachsens von Kindernund Jugendlichen zu verbessern, die Zugängezu Kunst, Kultur und Bildung füralle Menschen zu erweitern und die Leistungsfähigkeitder Träger Kultureller Bildungzu sichern.„Fakten“ ist eine quantitative Übersichtsdarstellungvon Tagungen, FortundWeiterbildungen, Modellaktivitäten,Gremien, Verbandsarbeit, Mitgliederstrukturund Mitarbeitern in der Geschäftsstelle.„Positionen“ liefert mit dem Abdruckausgewählter Fachbeiträge und Stellungnahmenaus BKJ-Kontexten sowie Auszügenaus politischen Dokumenteneinen fachlich-strategischen Orientierungsrahmen,um das Verbandsengagementfür die Förderung und WeiterentwicklungKultureller Bildung im Jahr<strong>2008</strong> einordnen zu können.„Handlungsempfehlungen“ benenntForderungen der BKJ-Mitgliedsverbändean die Jugend-, Kultur- und Bildungspolitik,wie sie Bundespolitikern/innen aufdem Parlamentarischen Abend im April<strong>2008</strong> der BKJ übergeben wurden.6


1. KULTURELLE BILDUNG STÄRKEN –ZIELE UND AUFGABEN DER BKJQUALITÄT IN DER KULTURELLEN BILDUNG ANREGEN UND WEITERENTWICKELNDie Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung(BKJ) ist der Dachverband von bundesundlandesweiten Fachorganisationen für alle Künsteund kulturpädagogischen Arbeitsfelder. Die BKJ hatdas Ziel und den Auftrag, die Kulturelle Bildung zu fördern– von Anfang an und ein Leben lang. Als ihr Leitbildbeschloss die Mitgliederversammlung im Frühjahr<strong>2008</strong>, dass alle Aktivitäten und Maßnahmen derBKJ grundsätzlich darauf ausgerichtet sein sollen:>> dass jedes Kind und jeder Jugendliche in allenBereichen der Kunst und Kultur ein reichhaltigesund zugangsoffenes Angebot vorfindet, Lebensfreudeentfalten und kulturelle Kompetenzen entwickelnkann,>> dass die Infrastrukturen der Träger Kultureller Bildungkommunal, landes- und bundesweit sowieinternational gesichert sind, um das Arbeitsfeldzu stärken und durch ihre Konzepte und Strategienkulturelle Teilhabe, Kunst, Bildung und Integrationzu gewährleisten,>> dass Kulturelle Bildung als unverzichtbare öffentlicheAufgabe in Jugend-, Kultur-, BildungsundSozialpolitik anerkannt und als ressortübergreifendeQuerschnittsaufgabe durch viele Politikfeldergefördert wird,>> dass die Felder und Träger Kultureller Bildung inder BKJ das Fach-, Kooperations- und Politikforumfinden, welches die Leistungs- und InnovationsfähigkeitKultureller Bildung sichert.In Korrespondenz zu gesellschaftlichen Veränderungen(demografischer Wandel, kulturelle Vielfalt, Bildungsbenachteiligungen,Exklusion an Kunst undKultur) wurde es für die BKJ zunehmend wichtig,dass die Kulturelle Bildung nicht nur in der non-formalenBildung eine wichtige Rolle spielt und als integralerBestandteil von Jugendbildung (vgl. KJHG§ 11) anerkannt ist, sondern dass die unterschiedlichenKünste und kulturellen Angebote auch in derformalen und informellen Bildung an Bedeutung gewinnen.Dementsprechend verstärkte sie ihre Aktivitäten– insbesondere für mehr Kulturelle Bildungin Schule und baute auch ihr föderales Netzwerk aus.Die Zahl der BKJ Mitgliedsverbände stieg <strong>2008</strong> auf53 bundes- und landesweit tätige Fachorganisationenan: hinzu kamen ein Landesdachverband (Hamburg)und zwei bundesweite Fachstrukturen (VisionKino / Bundesverband Tanz in Schulen). Ein sichtbarerAusdruck dafür, dass sich die Kulturelle Bildungverbreitert und an Bedeutung zunimmt. Eine Verantwortungaber zugleich, über eine gewachsene Quantität,nicht die Qualität, zu vernachlässigen.In Qualität investieren, dies bedeutet, ein Produktwie die Kulturelle Bildung nicht in ihren Wirkungenund Möglichkeiten zu beschneiden. Man muss überdie Förderung notwendiger Voraussetzungen nachdenken– beispielsweise über Ausbildungsqualitätenund Kompetenzen von Fachkräften, in der künstlerischenArbeit Selbstwertgefühle zu stärken, oder überdie Kompetenzen von Eltern, Kreativität und KulturelleBildung zu fördern. Man muss über Rahmenbedingungennachdenken: die vorhandenen Strukturqualitätensollten die Chancen der Persönlichkeitsbildungmit und durch Kunst nicht beeinträchtigen.Man muss Gelingensbedingungen entsprechend derSpezifik der unterschiedlichen Handlungsfelder generieren:in nationalen und internationalen, produktivenund rezeptiven Kontexten, von der Frühförderungüber die schulische Bildung bis hin zu Felderndes lebenslangen Lernens und des bürgerschaftlichenEngagements. Und stets gilt es, darauf zu achten,die Stärken der Kulturellen Bildung in ihrer Qualitätzwischen der Vermittlung von Kunst und Gesellschaftbestmöglich zu entfalten. Im Mittelpunktsteht der Mensch, stehen insbesondere Kinder undJugendliche und das Bemühen, Zugänge zur Kulturzu erweitern, Erfahrungs- und Entfaltungsräume anzubieten,die an künstlerische Arbeitsweisen heranführenund kreativen Eigensinn sowie Selbstbewusstseinbefördern.Welche Schwerpunkte die BKJ als Dachverband<strong>2008</strong> gesetzt hat, um Qualitäten in der KulturellenBildung weiterzuentwickeln, zeigt das Kapitel 2:„Kulturelle Bildung zeigt Wirkung“. Es reflektiertQualitätsansprüche, Erfahrungen und Erkenntnissein zentralen BKJ-Projekten und Handlungsfeldern7


und zeigt auf, welche Themen <strong>2008</strong> auf der Agendastanden: in der Facharbeit, in der Politikberatung undder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Jedes dersechs Unterkapitel macht deutlich, dass Qualitätssicherungimmer auch bedeutet, der Qualifizierung derPartner einen hohen Stellenwert einzuräumen: sei esin der Zusammenarbeit mit Künstler/ innen undschulischen Bildungspartnern, in der Zusammenarbeitmit Partnern in den kulturellen Freiwilligendienstenoder im Feld der Kulturellen Bildung International.Zur Verantwortung der Träger Kultureller Bildunggehört es auch, ihre infrastrukturellen Potenziale imHinblick auf die Förderung von Bildungschancen undTeilhabegerechtigkeit zu reflektieren und ggf. zuverändern. Unter dem Qualitätsaspekt der Strukturmodernisierungwird daher auch die Infrastrukturentwicklungder BKJ zum Thema im Kapitel 2.6.Bevor dieser Tätigkeitsbericht aber in die Reflexionvon Bildungswirkungen und BKJ-AKtivitäten einsteigt,gilt es, die Qualitätsmaßstäbe in der KulturellenBildung voranzustellen und sie auf der Ebenevon pädagogischen, künstlerischen und gesellschaftspolitischenStandards kurz zu beschreiben.Um welche Qualitäten geht es der BKJ?Seit den 1970er Jahren steht die BKJ für den Paradigmenwechselvon der musischen zur KulturellenBildung. Die Konzeption Kulturelle Bildung fußt aufeinem weiten Kulturbegriff. Kultur wird danach definiertals Rahmenbedingung des Lebens und als Lebensweise,wie vom BKJ Vorsitzenden Max Fuchs zuletztin den im Herbst <strong>2008</strong> erschienenen Titeln „Kultur– Teilhabe – Bildung“ und „Kulturelle Bildung.Grundlagen – Praxis – Politik“ grundsätzlich aufgearbeitet.Ein weiter Kulturbegriff impliziert, dass esin der Kulturellen Bildung tendenziell nicht um dieVermittlung eines wie auch immer gearteten Kunst-Kanons geht, sondern um Allgemeinbildung mit,über und durch die Künste und ästhetischen Erfahrungen.Das Bildungsziel im Bereich Kultur ließe sich überschreibenmit dem Vermittlungsanspruch: „Kulturleben lernen“ mit und durch Kunst. Die Arbeitsformender neuen Kulturpädagogik sind an die Künsteund den Erwerb von Kompetenzen im gestaltendenUmgang mit der Musik, den darstellenden Künsten,der Literatur, den Medien u. s. w. gebunden. IhreInhalte machen aber alle Themen des Lebens undalle nur vorstellbaren Ausdrucksformen aus. Sie erfordernvon den Kunst- und Kulturvermittelnden,sich nach den Gestaltungsideen und Möglichkeitender Teilnehmenden zu richten, sie in ihrem Kunst-Ausdruck ernst zu nehmen, ihnen aber zugleich aucheine Erweiterung ihrer Möglichkeiten zu eröffnen. ImZusammenhang umfassender Bildungsziele sind ästhetisch-künstlerischeErfahrungsprozesse nachihren Wirkungen auf die Emanzipation des Subjektsund nach ihrem Beitrag für eine Humanisierung vonGesellschaft zu hinterfragen.„Lernziel Lebenskunst“ beschreibt die BKJ ihrenQualitätsmaßstab für die Kulturelle Bildung. Es gehtum Identitätsbildung und die Stärkung von Persönlichkeit,um die Förderung von Vertrauen in dieeigene Kraft und die Bereitschaft, Verantwortung zuübernehmen. In der Kulturellen Bildung, d. h. in derProduktion und Rezeption von Kunst, eröffnen sicheben diese Möglichkeiten umfassender Bildung. Das8


„Kunst machen“ ist an den Sinngehalt gebunden,Menschen über die Musik, über das Theater, über denTanz und die Medien „Tore zur Welt“ zu öffnen; zuihren Innenwelten ebenso wie zu ihrem Lebensumfeldund ihren Chancen auf Partizipation und Integration.Nicht die Konzepte der musischen, tendenziellgesellschaftsfernen Bildung der 60er und 70er Jahredes letzten Jahrhunderts, sondern der gesellschaftspolitischeAnspruch der konzeptionellen und infrastrukturellenVerwirklichung eines weiten Kultur- undBildungsverständnisses zeichnet die Marke KulturelleBildung heute aus.Bildungsangebote in der Kinder- und Jugend(kultur-)arbeit fußen auf einer über viele Jahre entwickeltenQualitätsanforderung: konsequent von den individuellenInteressen des Kindes auszugehen und alleAngebote so offen zu gestalten, dass sich die unterschiedlichenMöglichkeiten und die Verschiedenheitender Menschen integrieren lassen. In der KulturellenKinder- und Jugendarbeit hat es daher Tradition,mit einem Bildungsbegriff zu arbeiten, der dazu herausfordert,Bildungsgelegenheiten so auszugestalten,>> dass sie an den Stärken der Heranwachsendenansetzen und sie zu allererst in ihren Fähigkeitenund Möglichkeiten ernst nehmen und dieseanerkennen,>> dass sie der Neugierde der Kinder und Jugendlichen,ihrer Entdeckerlust und Spielfreude Raumgeben,>> dass sie sie lustvoll dazu motivieren und ernsthaftdazu befähigen, ihren Wahrnehmungen mitSpiel und Kunst einen Ausdruck zu geben,>> dass sie sie mit und durch Kunst in ihrer Eigenaktivitätanregen und ihnen eine kulturpädagogischeAssistenz in ihrer Identitätsarbeit sind,partnerschaftlich und partizipativ,>> dass sie ein Lernen mit allen Sinnen unterstützenund im Prozess der Produktion und Rezeptionvon Musik, Theater, Tanz, Kunst, Literatur undMedien anregen, sich zu orientieren, sich zupositionieren und in die Gesellschaft mitgestaltendeinzubringen.Eine Verortung der Kulturellen Bildung im Rahmender Kinder- und Jugendhilfe setzt Maß stäbe für dieTheater-Arbeit, das Musik-Projekt, die Zirkusgruppeu. v. m. Zur Kunst der Vermittlung gehört es danneben auch, die fünf Jugendarbeits-Grundsätze: 1. derGanzheitlichkeit, 2. der Selbstwirksamkeit, 3. derStärkenorientierung, 4. der Freiwilligkeit und 5. derPartizipation als unverzichtbaren Qualitätsrahmenzu berücksichtigen. Kulturelle Bildung ist die gelungeneVerbindung von Kunst und Pädagogik. Sie zieltauf die Entwicklung von Kunst- und Kulturorten zuLernorten umfassender Bildung und Förderung sozialer,kreativer und interkultureller Kompetenz.In der theoretischen Fundierung dieser QualitätsmaßstäbeKultureller Bildung stützt sich die BKJ –ergänzend zu den Theorien aus Jugend- und Kulturarbeit– auf die sozialwissenschaftlichen Bildungstheorien(Heydorn, Adorno, Holzkamp, Scherr). Dieseskizzieren umfassende Bildung als „Unterstützungvon Prozessen der Entwicklung individueller Subjektivitätund Reflexivität. An diese Subjekt-Bildung sindQualitätsansprüche gebunden, die Albert Scheer beschreibtals „Stärkung lebenspraktischer Eigenverantwortlichkeit“und als Befähigung zu „bewussterAuseinandersetzung mit [...] menschenrechtlichenPrinzipien [...] und mit den Möglichkeiten undSchwierig keiten der Entwicklung eines verantwortlichenLebensentwurfs“.Zur professionellen Qualität in der Bildungspraxismit und durch Kunst lässt sich aus der Theorie undPraxis der Subjektbildung schlussfolgern, dass esvon Bedeutung ist, „den inneren Zusammenhang deremotionalen, kognitiven und handlungspraktischenDimensionen von Subjektivität zu berücksichtigen“und zu erkennen, dass „menschliche Individuennicht allein durch angeborene Instinkte oder sozialisatorischePrägungen determiniert sind, sondernvielmehr ein reflexives und offenes Verhältnis zusich selbst und ihren sozialen Lebensbedingungeneinnehmen.“ (Scheer <strong>2008</strong>) In diesen „Welten der Bildung“sind die Künste gut geeignet, mitzuwirken, soRainer Treptow, Erziehungs- und Kulturwissenschaftleran der Universität Tübingen. „Allerdings wird mitKunst die Begrenzung auf die kognitive Seite (der Bildung)überschritten und die emotionale Seite angesprochen,also eine Korrespondenz zwischen Sinneserfahrungund Reflexion angestrebt. [...] Typischist dabei die Verbindung von Selbsttätigkeit und Verständigungmit anderen: [...] Durch die Erfahrung derVeränderung von Dingen, Bewegungs- und Ausdrucksformensowie durch das Verstehen von Unterschiedenwerden subjektive Wahrnehmungs-, Deutungs-und Wissensbestände differenziert. Ästheti-9


sche Urteilsfähigkeit, kritischer Vergleich und Erweiterungeigener Gestaltungsfähigkeiten tragen so zurGrundlegung menschlicher Bildung bei. Sie wirdverstanden als Vermögen, das Selbst im Horizontkultureller Praxis urteils- und handlungsfähig werdenzu lassen. Es kann dadurch am gesellschaftlichenLeben teilhaben und eben jene kulturellen Rahmungenbeeinflussen, in denen es sich befindet.“(Treptow <strong>2008</strong>, Handbuch Ganztagsbildung)Und damit ist auch begründet, dass es immer umden wechselseitigen Prozess geht: um die Abhängigkeitenzwischen Bildung und Kultur, um Bildung alsdie subjektive Seite von Kultur und um den sich bedingendenZusammenhang von Bildung, kulturellerTeilhabe und Integration.„Von der Qualitätssicherung zur Lebensqualität“Mit diesem Motto hatte der Dachverband BKJ bereitsEnde der 90er Jahre seinen fachpolitischen QualitätsrahmenKultureller Bildung weiterentwickelt unddeutlich gemacht, dass es notwendig ist, die häufigstrapazierten Wirkungskriterien der Effizienz und Effektivitätmit humanistischen Bildungswerten aufzuladen.Kulturelle Bildung ist eben auch politischeund soziale Bildung. Ökonomische und soziale, ethischeund religiöse Fragen sind unmittelbar verknüpftmit dem Anliegen der Träger Kultureller Bildung,künstlerische Gestaltungsfähigkeiten und Schlüsselkompetenzenzu fördern.Für Qualitätsdebatten in der Kulturellen Bildung istfestzuhalten, dass sich die gesellschaftspolitischen,soziokulturellen Maßstäbe der „Lebenslagenorientierung“und des „Alltagsbezugs“ in den Theorien der Jugendarbeitebenso wie in den modernen Kultur- undBildungstheorien wiederfinden. Über die „Kunst derVermittlung“ für gelingende Teilhabe und Integrationdurch Kulturelle Bildung sollte man aber immer wiederund aufs Neue konstruktiv streiten und darumringen, dass die Chancen ästhetisch-künstlerischerBildungsprozesse, dass die Freiheiten in der Kunst,die imaginäre Möglichkeiten bieten und gegebeneWirklichkeitserfahrungen überschreiten, nicht unverantwortlichbeschnitten werden.Ohne Teilhabe kein QualitätsnutzenZugangsmöglichkeiten zu den ästhetisch-künstlerischenAngeboten und Orten sowie Aneignungsmöglichkeitenunserer Kultur durch Bildung sind die entscheidendeVoraussetzung dafür, damit der einzelneMensch aus den kulturellen Potenzen einen Nutzenziehen kann. „Empowerment setzt Identitätserfahrungengesellschaftlicher Partizipation“ an Kunst,Kultur und Bildung voraus, formuliert es HeinerKeupp in der Anfang <strong>2008</strong> erschienenen BKJ-Publikation„TeilHabeNichtse“.„Kultur öffnet Welten“, dieser Slogan der BKJ ist keinleeres Versprechen. Er stimmt aber nur dann, wennman nicht von dem Reichtum und der Vielfalt unsererKultur ausgeschlossen ist, und er ist nur dann legitim,wenn die Träger der Kulturellen Bildung ihrerfachlichen und politischen Arbeit das Ziel der Chancengleichheitund Teilhabegerechtigkeit als gesellschaftspolitischenQualitätsmaßstab zugrundelegen.Kulturelle Teilhabe ist natürlich von sozialer,rechtlicher und ökonomischer Teilhabe nicht lösgelöstzu betrachten. Für den BKJ-Vorstand ist es allerdingsunzulässig, wenn dieser mitunter als Entschuldigungeingebrachte Verweis auf die Lösung anderervordringlicher Teilhabeprobleme dafür benutzt wird,die Verantwortung für den Abbau von Bildungsbenachteiligungenhinten anzustellen. „Mehr Teilhabedurch mehr Kulturelle Bildung“ und „Mehr kulturelleBildung durch mehr Teilhabe“ sind die zwei Seiteneiner Medaille, die für die BKJ ausdrücken, dass einzukunftsfähiges Qualitätskonzept Kultureller Bildungnicht tragfähig ist, ohne die Berücksichtigungdes Zusammenhangs von Teilhabe und Bildung. DerWeg zur Realisierung dieses Konzepts führt für dieBKJ über Vernetzung und Kooperationen, insbesonderemit Kindertagesstätten und Schulen. Kulturorteals Bildungsorte erzielen eben dann ihre größtmöglicheWirkung, wenn sie sich als Teil eines integriertenBildungsnetzwerkes profilieren, wenn sie ihreBildungspotenziale in der Verknüpfung von Kopf,Herz und Hand einbringen und ein Ineinandergreifender formalen, non-formalen und informellen Bildungunterstützen.10


2. KULTURELLE BILDUNG ZEIGT WIRKUNG –ZENTRALE HANDLUNGSFELDER DES DACHVERBANDESDer gesellschaftspolitische Grundkonsensin der BKJ lautet, es gibt ein Menschenrechtauf Bildung und gelingendesAufwachsen. DerSchlüssel für mehr Teilhabegerechtigkeitliegt in mehrBildungsgerechtigkeit. Diekulturellen Bildungsträgerwollen hieran mit ihren Inhaltenund Methoden, ihrenStrukturen und Kooperationenmitwirken.Angesichts dieses Anspruchs sowie derÜberzeugung vom Mehrwert des Lernens durchKunst und den Potenzialen der Kulturellen Bildungzur Unterstützung eines gelingenden Lebens, hat dieTeilhabe-Frage Querschnittscharakter, an dem sichdas kulturpädagogisch-konzeptionelle und politischstrategischeHandeln messen lassen muss. Teilhaberealisiert sich nur durch das Vorhandensein von Kulturerschließenden, die Welt vermittelnden Gelegenheitenumfassender Bildung. Um teilhaben zu können,müssen bei den Individuen subjektive Voraussetzungenerfüllt sein, etwa die des Lesens oder dessprachlichen Verstehens. Ohne die Einlösung dieserLernchance bleibt dem Individuum die es umgebendeKultur unverständlich und verschlossen. Ohnedie Befähigung, an Kultur – in allen ihren Ausprägungen– zu partizipieren, gibt es keine Teilhabe. Dasentsprechende Verständnis kultureller Bildungsarbeitimpliziert, den einzelnen Menschen zu stärken:in seiner Persönlichkeitsentwicklung, seiner kulturellenIdentität und seinen Kompetenzen, mit kulturellerVielfalt und seinen Chancen auf solidarische Lebensgestaltungund soziale Integration souveränumzugehen. Dieser Anspruch wird umso bedeutsamer,als „Identitätsarbeit“ und die Gestaltung lebbarerAlltagswelten heute eine wesentlich in Eigenleistungvom Einzelnen zu erbringende Aufgabe darstellt.Kultur macht SchuleSchlüsselkompetenzen wie Kreativität, Motivation,Flexibilität werden als Bildungserwartungen an Kinderund Jugendliche gerichtet, aber sie sind aufgrundder wachsenden Kluft zwischen Arm undReich und dem Versagen der Vermittlungsinstanzen,angefangen beim Elternhaus, über Kindergarten,Schule und Jugendarbeit, von vielen jungen Menschennicht mehr zu erreichen. Insbesondere derzentrale Bildungsort Schule hinkt einer kompetenzundstärkenorientierten Förderung hinterher. Schulensind gefordert, persönlichkeitsorientierte undwissenszentrierte Bildungsmöglichkeiten zukünftigbesser zu verzahnen und ihre Bildungsinhalte undStrukturen einer kritischen Prüfung im Hinblick aufBildungsbenachteiligungen und Bildungschancen zuunterziehen. Nach den Erfahrungen und Erkenntnissenim Netzwerk „Kultur macht Schule“ sind die BKJund ihre Mitgliedsverbände überzeugt, dass umfassendeBildung und gesellschaftliche Teilhabe zukünftigintegrierte Bildungskonzepte, veränderteLernkulturen und ein Ineinandergreifen beider Bildungswege,des formalen schulischen wie des nonformalender Kulturellen Bildung bedürfen. Die Verwirklichungteilhabegerechter Bildungsgesamtkonzepteist dabei an Voraussetzungen gebunden: Nichtdie Systemlogiken der Schule noch der non-formalenBildungsorte, nicht die Strukturinteressen der Wirtschaftund auch nicht der Verbände, dürfen bildungspolitischeReformüberlegungen bestimmen, sondernverpflichtender Ausgangspunkt ist der Mensch undsein verbrieftes Recht auf Bildung: auf die Möglichkeitenjedes Einzelnen, reflektiert, sinnorientiert undmitgestaltend seine Lebensziele verfolgen zu können.In dieser Logik heißt auch das aktuelle Modellvorhabender BKJ im Arbeitsschwerpunkt Kulturmacht Schule „Lebenskunst lernen“.Das Modellprojekt „Lebenskunst Lernen –Mehr Chancen durch Kulturelle Bildung“In diesem vom BMFSFJ geförderten Modellprojektentwickeln die Infrastrukturen der Kulturellen Bildunggemeinsam mit Schulen, wie die Kulturelle Bil-11


dung ihren Beitrag für teilhabeorientierte Schulkulturenerbringen kann. In einer Innovationswerkstattaus 16 Bildungspartnerschaften von Kultureinrichtungenmit Haupt-, Förder- und Gesamtschulen werdenRahmenbedingungen ermittelt, die unter demLeitziel der Teilhabe Schulgemeinschaften nachhaltigin der Entwicklung einer ganzheitlichen Bildungskulturunterstützen sollen. Der Bildungspass „KompetenznachweisKultur“ und die im Projekt „Kulturmacht Schule“ ermittelten Gelingensbedingungen fürKooperationen bilden hierfür wichtige Ausgangspunkte.Eine zentrale Entwicklungsaufgabe des Modellprojektsist es, für alle sich in den beteiligtenSchulen bewegenden und handelnden Menschen, fürihre Haltungen und Wertorientierungen Ansätzeeiner fortwährenden selbstgesteuerten Weiterentwicklunganzubieten. Leitziel dieser Arbeit ist dieSchaffung einer neuen Teilhabegerechtigkeit für Kinderund Jugendliche durch eine neue, umfassendeBildungsqualität. Diese Qualität muss sich demnachsowohl auf die Entwicklung aller beteiligten Individuen– Schüler/innen und Lehrer/innen, Hausmeister/innenund Verwaltungspersonal, Eltern und externePartner – beziehen. Sie hat aber gleichermaßenRelevanz für institutionelle Entwicklungsprozesse,denn auch hier gilt, dass persönliche und strukturelleVeränderungen ineinandergreifen müssen.Motor für diesen Prozess der Qualitätsveränderungsind Bildungsprinzipien, welche die Kulturpartner imModellprojekt mit an die Schulen bringen: Ganzheitlichkeit,die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, ästhetisch-künstlerischeErfahrungen, Stärkenorientierungund Fehlerfreundlichkeit, Interessenorientierung,Partizipation, Vielfalt der Ausdrucks- und Lernformen,selbstgesteuertes Lernen, die Zusammenarbeitmit professionellen Künstlern/innen und dieHerstellung von Öffentlichkeit.Diese Prinzipien können sowohl in den Lehr- undLernsituationen als auch in der Gestaltung des gesamtenSchullebens Anwendung finden. Erst in diesemFall, also dann, wenn kulturelle Bildungspartnerschafteneinen Beitrag zu einem Kulturwandel inden Schulen leisten können, wird das WirkungszielKultureller Bildung in Schule umfassend erreicht.Dann betrifft die neue Lernqualität die Lehr- undLernsituationen, Handlungsorientierungen für den„geheimen Lehrplan“, also das, was informell z. B. aufdem Flur, dem Pausenhof oder im Lehrerzimmer passiert.Sie bezieht sich auf ein gemeinsam gelebtesSelbstverständnis sowie gelebte Haltungen undStimmungen. Alles dies setzt das Subjekt, sein Erfahren,Urteilen und Gestalten in den Mittelpunkt. Bildung,das wird hier deutlich, wird dann in ihrer eigentlichenBedeutung als Lebenskunst umgesetzt.„Mehr Teilhabe durch Kulturelle Bildung!“ und „MehrKulturelle Bildung durch mehr Teilhabe!“ lautet daswechselseitige Paradigma dieses Prozesses.Aus den bisherigen Aktivitäten im Modellprojekt „Lebenskunstlernen“ konnten für zukünftige Schritteim Handlungsfeld „Kultur macht Schule“ der BKJ folgendeQualitätsmaßstäbe abgeleitet werden, auf diesich eine umfassende Bildungskonzeption ausrichtenmuss, wenn sie Ausgangsbedingungen für einegelingende Bildungsbiografie von Kindern und Jugendlichenund die Entwicklung ihrer Persönlichkeitverbessern will:Konzeptionelle Zusammenarbeitvon Schule und JugendkulturarbeitKulturkooperationen und non-formale Bildungsprozessemüssen verstärkt in Schulprogramme integriertwerden, damit mehr Kinder und JugendlicheZugänge zu Angeboten der Kulturellen Bildung bekommen.Die Entwicklung eines gemeinsamen Leit-12


ildes, die Klärung des Bildungsverständnisses, gemeinsameZielformulierungen sowie die Erstellungeines gemeinsamen Handlungsplans sind Grundlagenfür die gelingende Umsetzung eines integriertenBildungskonzepts.Individuelle FörderungKinder und Jugendliche müssen in ihren individuellenBegabungen sowie ihren unterschiedlichen Lernbedürfnissenbesser unterstützt werden. Dies wirddurch subjektorientierte Bildungsformate KulturellerBildung in Schule, die Integration von Kulturpartnernsowie neue Lehr- und Lernformen im Unterricht gefördert,die Kindern und Jugendlichen ein Lernen mitKopf, Herz und Hand ermöglichen. D. h., zum einenmuss jedes Kind die Chance erhalten, Erfahrungenmit allen künstlerischen Disziplinen zu machen, eigeneSchwerpunkte zu setzen und Interessen auszubilden.Dies betrifft zum anderen aber auch kreativeArbeitsweisen in naturwissenschaftlichen,sprachlichen und gesellschaftswissenschaftlichenFächern. Kulturelle Bildung – sowohl im Unterrichtwie auch in Kooperationsprojekten – gibtLehrern/innen und Kulturpartnern zudem die Möglichkeit,verstärkt als Berater/innen, Förderer/innenund Vorbilder wirksam tätig zu werden.Schul- und BildungsbiografienLebens-, Schul- und Berufswegplanung müssen anhandneuer Lern- und Erfahrungsräume für die Schüler/innensowie durch die Erhöhung der Begleitungskompetenzdes Personals verbessert werden. Hierbeispielen gemeinsame Fortbildungen von Lehrern/innen und Kulturpädagogen/innen zu Beratern/innen für den „Kompetenznachweis Kultur“ einewichtige Rolle.Qualität ästhetisch-künstlerischer PraxisDamit ästhetische Praxis sowohl in ihrer künstlerischenals auch in ihrer kompetenzfördernden Qualitätin Schulen wirksam werden kann, muss sie einezentrale Stellung im Selbstverständnis der Schulenerhalten. Dies setzt voraus, dass die künstlerischenFächer mehr ins Zentrum der Schule rücken undnicht von den so genannten „PISA-Kernfächern“ verdrängtwerden. Eine zentrale Stellung der ästhetischkünstlerischenDimension im Schulleben zeigt sichaber auch darin, dass die Gestaltungs- und Wahrnehmungsfähigkeitender Individuen auch in der Ausformungaller Bereiche des Schullebens als Kommunikations-und Entwicklungsmöglichkeiten berücksichtigtwerden, die nicht den Unterricht, sondernauch den so genannten „geheimen Lehrplan“ betreffen.Die Einbeziehung professioneller Künstler/innenund Kulturpädagogen/innen bringt zudem neue Ressourcenund Kompetenzen in die Schulen. Bildungspartnerschaftenmit Künstlern/innen sowie mit Kultureinrichtungenerschließen neue Lernorte und setzendie Öffnung der Schulen in den gesellschaftlichenRaum aktiv um.Leistungsfähigkeit von SchuleDamit Schulen ihre Wirksamkeit im Sinne eines umfassendenund teilhabegerechten Bildungskonzeptserhöhen können, brauchen sie die Möglichkeit, sichals „lernende Schulkultur“ auszugestalten. Dies setztdie Bereitschaft und den Willen aller Beteiligten einerSchule voraus, die Entwicklung ihrer Schule als einenKulturwandel zu gestalten. Neben dem Unterricht beziehtsich dieser Wandel auf ein gemeinsam gelebtesSelbstverständnis sowie gelebte Haltungen undStimmungen. Dabei helfen ein veränderter, d. h. stärkenorientierterBlick auf alle in der Schule sich bewegendenund handelnden Menschen, konkret wirksameMitgestaltungsmöglichkeiten aller Beteiligtensowie neue ästhetisch-künstlerische Verhandlungsformenin Unterricht und im Ganztagsbereich.Schule als „Haus des Lernens“Eine lebendige Vernetzung von Schulen im Sozialraumwird durch ein kulturelles Schulprofil gefördert. Einebreite Kooperationsbasis mit externen Bildungspartnernermöglicht Schulen „kritische Freunde“, derenBlickwinkel, Erfahrungen und Konzepte sie in ihrerkulturellen Schulentwicklung unterstützen. Ihr kulturellesProfil macht sie zu einem attraktiven Lern- undKulturort in der Kommune, wenn das Schulleben überden künstlerischen Fachunterricht hinaus mit Hilfekultureller Ausdrucksformen und Aktivitäten gestaltetwird, die Schule ihre ästhetisch-künstlerische Praxisöffentlich zugänglich macht und sich zusammen mitihren Kulturpartnern aktiv an Entwicklungsprozessenfür den sie umgebenden Sozialraum beteiligt.13


Im Alltagsgeschäft der BKJ ist das Handlungsfeld„Kultur macht Schule“ unverzichtbargeworden. Was bereits in den 90erJahren immer wieder thematisiertund 2004 mit einem Modellprojektkonkretisiertwurde, gehört spätestens<strong>2008</strong> zur Kernaufgabe dertäglichen Verbandsarbeit.Die Kooperation mit allgemeinbildenden Schulen zähltzu den wichtigen Aufgabenbereichender Kulturellen Bildung.Dementsprechend ist es der BKJ eingroßes Anliegen, das Netzwerk „Kultur machtSchule“ stetig weiterzuentwickeln und mit aktuellenImpulsen zu füllen.Der durch das Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützte WettbewerbMIXED UP stellte neben dem Modellprojekt„Lebenskunst lernen“ (siehe vorheriger Punkt) <strong>2008</strong>den zentralen Baustein des BKJ-Geschäftsbereichs„Kultur macht Schule“ dar. Das Leitziel von MIXED UPlautet aufzuzeigen, wie schulische, d. h. formaleLernangebote, mit nicht-formaler und informeller Bildungsinnvoll zu einem ganzheitlichen Angebot ergänztwerden können, so dass neben den schulischenauch außerschulische Inhalte und Handlungsprinzipieninnerhalb des Schulsystems zum Tragenkommen.MIXED UP: Impulsgeber und QualitätsmotorJährlich vergibt die BKJ, unter Schirmherrschaft derBundesjugendministerin Ursula von der Leyen, vierMIXED UP-Anerkennungspreise an Träger und Einrichtungender Kulturellen Bildung, die auf modellhafteWeise mit Schulen zusammenarbeiten. Mit derVergabe dieses Kulturpreises verfolgt die BKJ zweiKernziele: Zum einen will sie dem Bildungswert vonKooperationen zwischen Kultur und Schule zu mehröffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen. Zum anderendient der Wettbewerb als „langer Arm in die Praxis“,er nimmt eine wichtige Funktion im Transfer von Praxiserfahrungenin die Qualitätsentwicklung von Kooperationenein. Mit diesen und weiteren wichtigenFunktionen ist der Wettbewerb MIXED UP für „Kulturmacht Schule“ unverzichtbar geworden, er belebt dasNetzwerk und dient den Trägern der Kulturellen Bildungals Impulsgeber und Qualitätsmotor.MIXED UP bewirbt den Bildungswert von Kooperationenzwischen Kultur und Schule und verhilft ihnenzu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit. Als bundesweitausgelobter Wettbewerb nimmt MIXED UP dieRolle eines Lobbyträgers für ein „Mehr an KulturellerBildung in allgemein bildenden Schulen“ ein. Er unterstreichtdie Bedeutung der nicht-schulischen Bildungspartnerund fördert gezielt die öffentlicheWahrnehmung von Kunst und Kultur als elementarenBestandteil von Bildung.MIXED UP entwickelt Qualität und nimmt eine wichtigeBrückenfunktion im Transfer von Praxiserfahrungenin die fachliche Weiterentwicklung von Kooperationenein. Über die Ausschreibungen kommen demNetzwerk „Kultur macht Schule“ Konzepte und Erfahrungsberichteaus sämtlichen Kultursparten und Trägerstrukturenaller Bundesländer zu. Diese bildeneine fundierte Grundlage für die fachliche Weiterentwicklungdes Themenfeldes „Kultur macht Schule“.MIXED UP ist ein zentrales Qualitätsentwicklungsinstrumenterfolgreicher Praxis.MIXED UP vernetzt Träger, Initiativen und Akteure imSchnittfeld Jugend, Kultur und Schule. Der Wettbewerbbelebt das BKJ-Netzwerk „Kultur macht Schule“und vergrößert jährlich dessen Interessentenkreis.Die Dokumentation aller Wettbewerbsprojekte in der„Datenbank für Kooperationen“ dient der notwendigenInformation und Beratung von Trägern und Einrichtungenüber Formen, Inhalte, Konzepte für Kooperationenmit Schulen. Die Anregungen und fachlichenImpulse der Bundesebene erreichen so diePraxis der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung vorOrt. Gleichzeitig fördert die Datenbank Dialog und Vernetzungunter den Akteuren.15


MIXED UP fördert kulturelle Teilhabe und verbessertBildungschancen für Kinder und Jugendliche. ImRahmen von schulischen Kooperationsangeboten erweiterndie Träger der Kulturellen Bildung ihre Zielgruppeund erreichen verstärkt von Bildungsbenachteiligungbetroffene Kinder und Jugendliche, dienicht zum „kulturverwöhnten Teil der Bevölkerung“gehören. Kooperationen bauen Bildungsbarrieren ab– der Wettbewerb MIXED UP macht diesen Mehrwertzu seiner zentralen Botschaft.MIXED UP motiviert durch die Auszeichnung, Bekanntmachungund Verbreitung guter Praxis weitereTräger und Einrichtungen zu eigenen Kooperationenund sorgt so für quantitativen und qualitativen Ausbauder bundesweiten Kooperationen. Der Wettbewerbunterstreicht die Bildungsverantwortung derJugendkulturarbeit und liefert Anregungen und Impulsefür innovative Bildungsallianzen.MIXED UP transportiert Fachimpulse rund um dasThema „Kultur macht Schule“ und macht sie einerbreiten Öffentlichkeit zugänglich. Der Wettbewerbgreift Innovationen aus der Kooperationspraxis aufund sorgt im Rahmen von Publikationen und Fachveranstaltungenfür eine fundierte fachliche Reflexion.MIXED UP bietet theoretische Grundlagen füreine erfolgreiche Praxis.MIXED UP wirkt in den Sozialraum und fördert regionaleNetzwerkbildung. Nicht selten beteiligen sichmehrere Schulen an den zum Wettbewerb eingereichtenProjekten, unterschiedliche Künstlerinnenund Künstler, Vereine und Institutionen. MIXED UPfördert den Ausbau lokaler Bildungslandschaften.MIXED UP: Vom Kooperationsprojekt zurkulturellen SchulentwicklungSeit 20<strong>05</strong> präsentiert sich MIXED UP als Spiegelbildund gleichzeitig als Impulsgeber einer bundesweitenKooperationspraxis, die sich stetig weiterentwickeltund bis heute stark verändert hat. Was mit überschaubarenWettbewerbsbeiträgen, bestehend auszumeist bilateral und zeitlich begrenzt angelegtenKooperationsprojekten begann, wuchs in rasantemTempo zu einer Bewerberschaft heran, die sich zunehmenddurch umfassende lokale Netzwerkstrukturenauszeichnet: Das Stadtteiltheater arbeitet zusammenmit dem soziokulturellen Zentrum, hinzukommt eine freischaffende Künstlerin, die örtlicheMusikschule, das Gymnasium und die integrativeFörderschule. Nicht selten fallen die Netzwerke derWettbewerber so umfangreich aus, dass sie die Kapazitätender Bewerbungsformulare sprengen.Offensichtlich lernte das Praxisfeld schnell aus derErfahrung, dass die Kooperationspraxis ihre Wirkungennur sehr punktuell entfaltet, solange sie keinenachhaltige Verankerung in den Strukturen derSchule und deren sozialräumlichem Umfeld erfährt.Zunehmend erkennen die Akteure, dass die neu entstandenenGanztagsschulen ein geeignetes Dachbieten, unter dem die Fäden lokaler Bildungsnetzwerkezusammenlaufen können. Gleichzeitig wächstbei den Trägern und Einrichtungen der Kulturellen Bildung,nun bereits seit einigen Schuljahren kooperationserprobt,der Anspruch an den BildungspartnerSchule. Der Weg zu einer neuen Lehr- und Lernkulturund damit zur konsequenten Realisierung umfassenderBildungskonzepte erfordert Entwicklungsschritte,die die gesamte Schulkultur und Schulstrukturbetreffen. Kulturelle Bildung bietet vielfältigeMöglichkeiten, derartige Veränderungsprozesse zugestalten.Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen schriebdie BKJ unter dem Motto „Schulentwicklung mitKunst und Kultur: Wer krempelt den Lernort Schuleum?“ <strong>2008</strong> den „Sonderpreis KulturSchule“ aus. An-16


gesprochen waren Träger der Kulturellen Bildung, diegemeinsam mit ihren Partnerschulen mittels Kunstund Kultur neue Wege in der Schulentwicklung gehenund ein kulturelles Schulprofil realisieren.Ausgezeichnet werden sollte ein Schulentwicklungsprojekt,das>> durch langfristige Kooperationen zwischenSchule und kulturellen Bildungspartnern neueAngebotsformen und Handlungsprinzipien in dieSchule bringt, die sowohl in unterrichtlichen alsauch in außerunterrichtlichen Bereichen wirken,>> durch intensive Zusammenarbeit der schulischenund außerschulischen Partner positivenEinfluss auf die gesamte Schulkultur nimmt: aufdas soziale Klima, auf Partizipationsmöglichkeitenvon Kindern und Jugendlichen, Kreativitätund Innovationsfähigkeit der Schule, Motivation,anregende Raumgestaltung etc.,>> alle Schülerinnen und Schüler erreicht und somitzu mehr Teilhabegerechtigkeit und Chancengleichheitim Zugang zu kulturellen Bildungsgelegenheitenbeiträgt,>> umfassende Kompetenzförderung an Schulen(Schlüsselkompetenzen, Selbstbildungskompetenzenetc.) ermöglicht,>> Vernetzung der Schule(n) zu anderen Bildungspartnernund Kultureinrichtungen im Sozialraumimpliziert.Die MIXED UP-Fachjury kürte die Hamburger GrundschuleChemnitzstraße (wegen Ortswechsel jüngstumbenannt in „Louise Schroeder Schule“) <strong>2008</strong> zurTrägerin des ersten MIXED UP-Sonderpreises (). Dass Hamburg dabei zumSchauplatz des Geschehens wurde, ist in diesem Zusammenhangwenig verwunderlich – schließlich giltdie Hansestadt mit ihren „Pilotschulen Kultur“ bundesweitals Impulsgeber für kulturelle Schulentwicklung.17


Die BKJ setzt sich für das freiwillige Engagement inder Kultur ein, weil sie davon überzeugtist, dass an möglichstvielen Orten mehr Kinderund Jugendliche vonden Potenzialen desEngagementfeldesKultur profitierenmüssen.Engagement in derKultur ist ein spezifischerBildungsort. Erermöglicht Jugendlichenund Erwachsenen Zugangzu informellen und non-formalenBildungsprozessen im Kontext vonKunst und Kultur und eröffnet einen spezifischenWeltzugang. Es ist eng mit der Teilhabe am kulturellenLeben und mit künstlerischer Praxis – rezeptivund/oder produktiv – verknüpft.Die Fachdebatten im Feld des freiwilligen Engagementshaben zusehends diese Bildungsdimensionaufgegriffen. Sie betonen dabei, dass bürgerschaftlichesEngagement ein Ort der Selbst- und Persönlichkeitsbildungunter dem Zugangsprinzip derFreiwilligkeit ist. Unter einer Qualifizierungsperspektiveträgt es zudem viel dazu bei, dass Engagierteihre Kompetenzen erweitern. Dabei spielt es eine entscheidendeRolle, dass sich Freiwillige in der konkretenPraxis und in Verantwortungsrollen erleben undbewähren können.Die Vorhaben der BKJ im Engagementfeld Kulturlegen die Konzeption Kulturelle Bildung zugrundeund bauen auf den Engagementpotenzialen für umfassendeBildung auf: Engagement in der Kultur erschließtden Jugendlichen und Erwachsenen ein facettenreiches– und ganzheitliches – Einsatz- undErfahrungsfeld mit ästhetischen, künstlerisch-kreativen,politisch-gesellschaftlich-sozialen und historischenDimensionen. Damit stärkt Engagement inder Kultur die kulturelle Integration und die Entwicklungkultureller Identität. Dies geschieht beispielsweiseim täglichen oder wöchentlichen Praxiseinsatz,wo Freiwillige kulturelles Leben organisierenund gestalten, wo sie täglich oder wöchentlich mitKunst in verschiedenen Sparten konfrontiert werden.Da freiwilliges Engagement in der Kultur in den Vorhabender BKJ aber auch fachlich und pädagogischbegleitet wird, wird besonders darauf geachtet, dassauch in der begleitenden Bildungsarbeit kulturelleBegegnungen ermöglicht wie auch künstlerischkreativeErfahrungen gesammelt werden. Kulturvermittlungund -management sind wichtige Inhalte.Freiwilliges Engagement in der Kultur leistet einenBeitrag zu einer starken Marke „Kulturelle Bildung“.Dass sich diese Bildung im zivilgesellschaftlichenHandlungsfeld verortet, ist Voraussetzung undChance. Denn zunehmend gewinnt die Bürgergesellschaftals Leitbild an Bedeutung; sie wird durch dieaktive Teilnahme ihrer Mitglieder am öffentlichenLeben und am politischen Ordnungsrahmen gestaltetund weiterentwickelt. Ihre Merkmale sind auchder Kulturellen Bildung vertraut, z. B. Eigeninitiative,Partizipation und Solidarität. Dies durch Engagementim Kontext Kunst und Kultur zu fördern, ist einedringliche BKJ-Aufgabe.Das bedeutet im Konkreten, dass die BKJ inhaltlichund strukturell die Qualitäten des kulturellen BildungsortesEngagement auch im Jahr <strong>2008</strong> weiterentwickelte.Die Aktivitäten in diesem BKJ-Arbeitsfeldwurden vom Berliner Büro aus gesteuert und organisiert,das dabei eine Gesamtkonzeption von freiwilligemEngagement in der Kultur umzusetzen versuchte.Für den Arbeitsbereich „Freiwilliges Engagement“waren dabei folgende Aufgaben prioritär,aus denen sich die dargelegten Erkenntnisse ableitenlassen:Konzeption und FachtransferBildung durch und mit kulturellem Engagement imoben beschriebenen Sinne braucht eine sichtbareGrundlegung innerhalb der Vorhaben der BKJ. BestesBeispiel ist die neue „Pädagogische Rahmenkonzep-19


tion des FSJ Kultur“ (), die <strong>2008</strong> vom Trägerverbunddes FSJ Kultur unter der Moderation der BKJin einem umfangreichen konsensualen Prozess erarbeitetwurde. In Arbeitsgruppen und -treffen warendie Geschäftsführer/innen und pädagogischen Mitarbeiter/innenbeteiligt, wurden Freiwillige und Einsatzstelleneinbezogen. Die Pädagogische Rahmenkonzeptionpräzisiert den Bildungsauftrag des FSJKultur und macht das pädagogische Handeln für dieTräger und Einsatzstellen verbindlich.Grundlegend setzte dies voraus, dass jugendsoziologischeund gesellschaftswissenschaftliche Ergebnissedahingehend geprüft wurden, welchen Entwicklungendie Bildungsarbeit im FSJ Kultur begegnenmuss. Im Anschluss ging es darum zu filtern, aufwelche anthropologischen und philosophischen Ansätzedas FSJ Kultur aufbaut und in welchen Strukturrahmenes sich bettet (Engagement und Freiwilligendienst,Jugendhilfe und -bildung, Kulturarbeitund Kulturelle Bildung, formales und non-formalesLernen). Der daraus abgeleitete Bildungsauftragschließt neben Kultureller Bildung die Aspekte derPersönlichkeitsentwicklung und Wertevermittlung,sozialen und politischen Bildung sowie Berufs- undArbeitsweltorientierung ein. Um diese Zielstellungenzu erreichen, wurde ein umfangreicher Katalog vonPrinzipien (Ganzheitlichkeit, Teilnehmer/innen-Orientierung,Selbstbestimmung, Lebensweltorientierung,Reflexion, Handlungs- und Prozessorientierung,Partizipation, Freiwilligkeit, Gemeinwohlorientierung,Wertschätzung, Diversity) vereinbart undletztlich die Verantwortung der Akteure für die unterschiedlichenFSJ Kultur Bildungsorte definiert.Die BKJ erachtetet diesen Prozess nicht nur mit Blickauf die Markenbildung und Qualitätsentwicklung imFSJ Kultur für wichtig. Vielmehr können wichtige Impulsefür die Kulturelle Bildung und das Feld der Freiwilligendiensteabgeleitet werden. Dabei ist die Perspektiveauf die Freiwilligen und ihre Bildungsprozessedie eine, der Fokus auf diejenigen, die vom Einsatzder Freiwilligen und der Erweiterung kulturellerBildungsangebote profitieren, eine zweite Seite derMedaille. Gerade dieses spannende Wechselverhältnishat schon dem Modellprojekt >kek< genutzt, inwelchem das Konzept des lebensbegleitenden Lernensnoch stärker fokussiert wurde. Und es fand imWettbewerb PlusPunkt Kultur Beachtung, indemjunge Menschen in dreifacher Hinsicht Zielgruppesind: als Projektleiter/innen, als Mitgestalter/innenund -macher/innen sowie als Projektzielgruppe.Qualifizierung und QualitätssicherungUm konzeptionelle Ansätze in die Praxis zu übertragen,sind Qualifizierung und Qualitätssicherung entscheidendeMaßnahmen. Sie drückten sich <strong>2008</strong>zum Beispiel aus:>> in regelmäßigen Arbeitstreffen für die kulturellenFreiwilligendienste FSJ Kultur und >kek> in der Durchführung von FSJ Kultur Arbeitsgruppenzu spezifischen Themenschwerpunkten, indenen Abstimmungen vorbereitet und Arbeitspapiereerarbeitet wurden;>> im Angebot von Weiterbildungen für Mitarbeiter/innen der Träger für das FSJ Kultur und >kek< -im Besonderen zu den Themen „PsychosozialeErkrankungen von Freiwilligen“, „(Selbst-)Reflexionals pädagogisches Instrument“ (FSJ Kultur)oder „Organisationsentwicklung für freiwilligesEngagement“ (>kek> in der Verpflichtung der FSJ Kultur Träger und>kek< Partner zur exemplarischen Entwicklungvon Qualitätsmodulen und -schwerpunkten, welchein die jeweiligen Verbünde transferiert wurden;>> in der Planung von Projektwerkstätten und Arbeitsmaterialienfür den PlusPunkt Kultur, welchedie mit einem Preis ausgezeichneten jungenMenschen darin unterstützen und qualifizierensollen, ihre Projekte erfolgreich durchzuführen;>> im Treffen des PlusPunkt Kultur Beirates und derJury zur Verständigung über Qualitätskriterienjunger Engagementprojekte.Für das FSJ Kultur wurde darüber hinaus das Qualitätskonzeptaktualisiert und digital publiziert( ). Darin fanden die aktuellen Anforderungendes Jugendfreiwilligendienstegesetzes,die verabschiedete Pädagogische Rahmenkonzeptionfür das FSJ Kultur, die im Bundesarbeitskreis FSJabgestimmten Qualitätsstandards und die in der Praxisals notwendig identifizierten Präzisierungen Eingang.Außerdem stellt das Qualitätskonzept nebendem Engagementaspekt die pädagogische Begleitungnoch stärker in den Mittelpunkt.Ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherungist die Evaluation. Alle drei zentralen BKJ-Projekte20


haben unterschiedliche Ansätze verfolgt. Währendfür >kek< die externen Daten des Zentrums für ZivilgesellschaftlicheEntwicklung für eine abschließendeBewertung herangezogen werden konnten( ), arbeitet das FSJ Kultur bundeszentralmit umfangreichen statistischen Erhebungenund internen Fragebogen auf Trägerebene,die in Verhältnis zu den Ergebnissen seit 2001 gesetztwerden. Für den Wettbewerb PlusPunkt Kulturkonnte extern ein Evaluationsauftrag vergeben werden,der die Befragung aller prämierten Freiwilligenund Einrichtungen einschließt. Den Evaluationen istgemein, dass sie nicht nur die (Bildungs-)Wirkungendes Engagements auf die Freiwilligen beschreiben,sondern auch die dafür nötigen – fachlich-pädagogischen,organisatorischen und finanziellen – Rahmenbedingungenidentifizieren.An zwei bundeszentralen Entwicklungen nahmen dieMitarbeiter/innen des BKJ-Geschäftsbereiches „Engagementin der Kultur“ entscheidenden Anteil: Siewaren an der Vorbereitung und Durchführung derJahrestagung des Bundesarbeitskreises FSJ „Bildungim Jugendfreiwilligendienst“ maßgeblich beteiligt.Ihre Erfahrungen mit dem KompetenznachweisKultur brachte die BKJ zudem in die Debatte um dieZertifizierung von im Freiwilligendienst erworbenenKompetenzen ein.Modellentwicklung und InnovationsfunktionAn zwei Vorhaben aus dem Arbeitsbereich „FreiwilligesEngagement“ wird erkennbar, wie die BKJ imJahr <strong>2008</strong> Impulse gesetzt hat.Als einziges Kulturprojekt ineinem Maßnahmekatalog desBMFSFJ unter dem Titel „InitiativeZivilEngagement: Miteinander– Füreinander“wurde das Modellprojekt„PlusPunkt Kultur – Wettbewerbfür junges Engagement“aufgenommen und mit einer dreijährigenFörderung bedacht (). 30 Projekte von jungen Menschenwerden jährlich ausgezeichnet, wenn sie eine Juryüberzeugen und sich den Schwerpunkten „Kultur imBrennpunkt“, „Kultur in Schulen“, „Kultur und Generationendialog“oder „Kultur und Interkultur“ zuordnenlassen. Neben einem finanziellen Anreiz wird denJugendlichen fachliche Beratung und Qualifizierungsowie Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeitund Vernetzung geboten. <strong>2008</strong> diente der Vorbereitung,Konturierung und Ausschreibung des erstenWettbewerbs. Zentral war dabei zum Beispiel dieFrage, über welche neuen Kommunikationswege Jugendlicheerreicht werden können und in welcherForm sie angesprochen werden möchten.Dieser Wettbewerb ist zunächst Anregung von undAnerkennung für vielfältige/n Aktivitäten junger Menschen,mit denen sie sich in Kultur und Gesellschafteinmischen. Sie darin zu fördern, ist eine wichtigeAufgabe der BKJ und ihrer Mitglieder. Umso erfreulicherist, dass der ersten Ausschreibung des Wettbewerbsbis zum Dezember fast 240 Bewerbungenfolgten. Zugleich bietet ein solcher Wettbewerb dieMöglichkeit, Rückschlüsse darauf abzuleiten, welcheBedingungen gegeben sein müssen, damit jungeMenschen sich engagieren (können). Dabei ist derBKJ erneut die Frage – bzw. Antwort darauf – wichtig,in welchem Wechselverhältnis sich Persönlichkeitsbildungund gesellschaftlicher Anspruch befinden,das heißt, inwieweit eine Wirkung auf die/den Einzelne/neine Wirkung auf Gemein- und Gesellschaftnach sich zieht. Dabei steht der PlusPunkt Kulturexemplarisch für ein weites Feld von Ehrenamt, Projektarbeit,Engagement und Bürgerbeteiligung in derKultur.Dem Anfangserfolg des PlusPunkt Kultur steht derAbschluss des Modellprojektes >kekkek< einerseits mit Blick auf die Ergebnisse währendder Modellphase, aber auch in Hinsicht auf dieweitere Organisationsentwicklung erfolgreich.Die BKJ setzte sich <strong>2008</strong> zum Ziel, das >kek< Innovationspotenzialzu halten. Daher wollte sie sich ge-21


meinsam mit ihren Partnern an der Fortsetzung –nunmehr unter dem Titel „Freiwilligendienste allerGenerationen“– beteiligen. Dieses BMFSFJ-Modellprojekt(<strong>2009</strong>–2011) unter Beteiligung der Länderund kommunalen Spitzenverbände schließt unterschiedlicheBausteine ein. Darunter wurden dieLeuchttürme und die Kompetenzteams als besondersinteressant für den Kulturbereich bewertet. DieBKJ bot den Partnern, die sich um eine Anerkennungals Leuchtturm – als lokale EngagementZentren Kultur– bewarben, umfangreiche Beratung an, so dassinsgesamt fünf qualifizierte Anträge eingereicht wurden.Leider konnte sich davon nur ein Konzept durchsetzen.Parallel suchte die BKJ das Gespräch, um aufBundes- und/oder Landesebene eine Kompetenzagenturfür kulturelle Freiwilligendienste aufzubauen,welche auf die spezifischen Bedürfnisse desKulturbereichs mit Qualifizierungs- und Vernetzungsangebotenreagiert (Kompetenzteam). DiesesAnsinnen wurde abschlägig beschieden. Im Ergebnisist kulturelles Engagement nur noch marginal imneuen Modellprojekt sichtbar und werden die Erfahrungenaus >kek< nur bedingt genutzt.Strukturentwicklung und VernetzungDie BKJ kann das Engagementfeld nur entwickeln,wenn sie auf ein starkes Trägernetzwerk bauenkann. In den kulturellen Freiwilligendiensten warendies unter der Moderation der BKJ der FSJ Kultur Trägerverbundund der >kekkek< sind demnach bundesweit wiedererkennbareAngebote, wobei die Anbieter zugleich ihreSchwerpunkte (Schule, Benachteiligte, Interkulturetc.) aufgreifen und in die Weiterentwicklung einspeisen.Diese Vielfalt war die Grundlage dafür, dassim FSJ Kultur <strong>2008</strong> insgesamt fast 900 Plätze, innerhalbvon >kek< 250 geschaffen werden konnten.Besonders sichtbar wird die Aufgabe der Strukturentwicklungin den Ländern, in denen die BKJ nach undnach die Koordination des FSJ Kultur in die Händeder ortsansässigen Strukturen übergibt. Zuletzt istdies nach einem umfänglichen Sondierungs- undVorbereitungsprozess an die LKJ Mecklenburg-Vorpommerngeschehen, welche seit September <strong>2008</strong>unter kontinuierlicher Beratung durch die BKJ dasFSJ Kultur verantwortet. Ihr vorangegangen warendie LKJ Baden-Württemberg und die LAG Arbeit BildungKultur Nordrhein-Westfalen, welche von denVorleistungen der BKJ und den Erfahrung des Trägerverbundesprofitierten. Wie wertvoll die Übernahmeder Trägerschaft ist, betonten die Beteiligten in denTrägergesprächen stets aufs Neue.Eine weitere Herausforderung ist die Situation in Hessen(). Die BKJ hat dort über mehrereJahre das FSJ Kultur aufgebaut. In <strong>2008</strong> sondiertesie nicht nur das Interesse an einer Strukturbildungfür Kulturelle Bildung, sondern strebte aktivdie Gründung einer Landesvereinigung an. Nachdemsich die in Hessen identifizierten Akteure bereit fanden,hat die BKJ in Zusammenarbeit mit dem LandesarbeitskreisSoziokultur eine Bestandsaufnahmeund Expertise in Auftrag gegeben und die ersten Planungsschrittefür eine Fachtagung in Angriff genommen.Diese für Juni <strong>2009</strong> geplante Fachtagung sollin der Gründung einer Fachstruktur münden, die mittelfristigdas FSJ Kultur übernimmt. Gefördert wirddieses Vorhaben vom Fonds Soziokultur und derSparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.Kooperation und GremienIhrem Aufgabenprofil entsprechend sucht die BKJauch in diesem Arbeitsfeld nach inhaltlichen undstrategischen Allianzen bzw. Kooperationen. Ein Ausdruckdafür sind die zahlreichen zivilgesellschaftlichenGremien rund um das Themenfeld Freiwilligendiensteund Bürgerschaftliches Engagement, indenen die BKJ für die Belange des kulturellen Engagementseintritt und die Perspektive Kultureller Bildungeinbringt (z. B. Bundesarbeitskreis FSJ, BundesnetzwerkBürgerschaftliches Engagement, DeutscherKulturrat, Landesarbeitskreis FSJ Hessen).Diese Gremienarbeit wurde in einem Jahr dynamischerEntwicklungen (Jugendfreiwilligendienstegesetz,FSJ Förderung, >kek< Perspektiven etc.) überauswichtig.Der Arbeitskreis Bürgerschaftliches Engagement/Freiwilligendienste der BKJ traf sich im Jahr <strong>2008</strong>22


zum Thema „Kulturelle Vielfalt und freiwilliges Engagement“(). Die Diskussion hierzu war deshalb besondersspannend, weil die Verbindungen zwischen interkulturellenFragestellungen und den Zielen bzw.Potenzialen Kultureller Bildung auf der Hand liegen.Dass hierfür noch nicht ausreichend die Perspektivezivilgesellschaftlicher (Integrations-)Prozesse unddes Engagementfeldes Kultur einbezogen wurdebzw. werden konnte, identifizierten die teilnehmendenExperten/innen der Kulturellen Bildung und Kulturarbeit,aus Freiwilligendiensten und Mehrgenerationenhäusernals Auftrag.In den Beirat des Wettbewerbs für junges Engagement– PlusPunkt Kultur – wurden Mitglieder berufen,welche dieses Modellprojekt nicht nur mit ihrerExpertise begleiten, sondern die Impulse des kulturellenEngagements und der Kulturellen Bildung auchin ihr Spektrum weiter- und hineintragen sollen. DiesenDialog zwischen BKJ-Mitgliedern (z. B. LKJs,Deutsche Bläserjugend, Bundesakademie Wolfenbüttel)und Vertretern/innen aus Landesnetzwerkenfür Bürgerschaftliches Engagement, Deutschem Kinderhilfswerk,Deutschem Bundesjugendring, Freiwilligenagenturen,Forschungsinstituten etc. hat dieBKJ demnach auch <strong>2008</strong> befördert.Interessante Partner für die Kulturelle Bildung sindHochschulen und Universitäten mit Ausbildungsgängender Kulturpädagogik und -vermittlung. Sie sindZentren der Multiplikatoren/innen-Bildung und Forschung.Nachdem zum Kompetenznachweis Kulturbereits eine Kooperationsvereinbarung mit der UniversitätHildesheim vorlag, bot sich ein leichter Wegfür eine Zusammenarbeit im FSJ Kultur. BKJ und LKJNiedersachsen verwirklichten gemeinsam mit demInstitut für Kulturpolitik ein dreitägiges Seminarkonzept,das sich an 100 Freiwillige wandte (). Mit diesem Angebot reagierte die BKJ auf dievon Freiwilligen geäußerten Bedürfnisse: Die beruflicheund Studienorientierung der Teilnehmer/innenstand daher genauso im Blickpunkt wie die Vermittlungpraktischer Erfahrungen und theoretischerKenntnisse Kultureller Bildung.Lobby- und ÖffentlichkeitsarbeitWährend Kulturelle Bildung <strong>2008</strong> in vieler Mundewar, während unterschiedliche Kampagnen undMaßnahmen den Wert von Engagement immer wiederbetonten, während der BKJ und ihren Mitgliedernin allen Projekten – FSJ Kultur, >kek> im Fachreferat für Kulturelle Bildung sowie derStabsstelle ZivilEngagement (PlusPunkt Kultur),>> im Fachreferat für Jugendfreiwilligendienste (FSJKultur),>> im Fachreferat für Demografischen Wandel undGenerationsübergreifende Freiwilligendienste(>kek


stützung von Engagement in der Kultur. Die renommierteBertelsmann Stiftung erarbeitete <strong>2008</strong> ihrenzweiten Themenreport „Orientierung für Soziale Investoren“,der dieses Mal unter dem Schwerpunkt„Freiwilliges Engagement: Mitmachen Mitgestalten"stand (). Die BKJ reichte mehrfach Unterlagen zumFSJ Kultur ein und wurde als einziges Kultur- undFreiwilligendienstprojekt als Projektbeispiel aufgenommen.Laut Aussage der Bertelsmann Stiftungwar es v. a. das Qualitäts- und Bildungsprofil, was dieVerantwortlichen überzeugen konnte. Dieser Erfolgwird nunmehr durch die Träger des FSJ Kultur strategischgenutzt.Es wurde <strong>2008</strong> ein FSJ Kultur Jahrgangskalender<strong>2008</strong>/<strong>2009</strong> erarbeitet, der sich an Freiwillige undEinsatzstellen richtet. Neben dem Kalendarium undPraxiseinblicken steht ein umfangreicher Service-Teilzur Verfügung. Dieser Kalender trug zur Kommunikationder Marke FSJ Kultur und deren Identifikationbei.Neue Wege der Kommunikation wurden für den WettbewerbPlusPunkt Kultur eingeschlagen, um hier Jugendliche(neben den Mitglieder- und Partnerstrukturen)direkt zu erreichen. So ist der PlusPunkt Kulturund damit die BKJ mittlerweile in den NetzwerkenStudiVZ oder Twitter sowie in Google-Maps sichtbar.Für die Kommunikation der prämierten Projektleiter/innen untereinander wurde eine eigene Internetplattformauf Blog-Basis geschaffen.Zudem wurde von der BKJ in zahlreichen Vorträgenauf landes- und bundesweiten Fachtagungen das EngagementfeldKultur und dessen Bildungsaspektevor- und zur Diskussion gestellt.Internationalisierung und InterkulturellesSeit einigen Jahren versucht die BKJ dem wachsendenBedarf nach kulturellen Freiwilligendiensten imAusland nachzukommen. Der 20<strong>07</strong> gestartete „Experimentellebinationale deutsch-französische Freiwilligendienst“,an dem sich die BKJ beteiligte undder als interkulturelles Bildungsprojekt konzipiertwurde, musste im Sommer <strong>2008</strong> für den kulturellenBereich eingestellt werden. Als Gründe hierfür überwiegenfinanzielle und strukturelle Gesichtspunkte.Die Erfahrungen aus dem für die BKJ lehrreichendeutsch-französischen Projekt konnten sofort eingebrachtwerden, als sich die BKJ auf EU-Ebene umeinen Europäischen (Gruppen-)Freiwilligendienst bemühte.Dieser sollte an das KulturhauptstadtjahrRuhr.2010 angegliedert sein. Beteiligte Partnerwären daher TWINS2010 als Projektschwerpunkt vonRuhr.2010, die LAG Arbeit Bildung Kultur Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der dort ansässigenLKJ sowie unterschiedliche Partnerstädte derRuhrmetropole/n gewesen. Für zwei Jahre war dieAufnahme von mindestens 50 Freiwilligen aus mindestensfünf europäischen Ländern durch KulturundJugendeinrichtungen geplant, welche mit ihremFreiwilligendienst Ruhr.2010 um junges Engagementim Bereich der Kulturellen Bildung und Kulturvermittlungbereichern sollten.Das Konzept konnte die Partner qualitativ überzeugenund fand auch in der EU-Generaldirektion Bildungund Kultur Zuspruch. Dennoch erhielt der BKJ-Antrageine Förderabsage – ausschlaggebend waren keineinhaltlichen oder finanziellen Argumente, sondernvielmehr formale Beweggründe, welche die BKJ aufgrundder inneren Projektlogik und -notwendigkeitenbedauerlicherweise nicht aufheben konnte.Als die BKJ im Frühjahr <strong>2008</strong> von den konkreten Planungendes Auswärtigen Amtes erfuhr, einen kulturellenFreiwilligendienst an Goethe-Instituten undAuslandsschulen zu entwickeln, bot sie dem Fachreferatinhaltliche Unterstützung an und wies zugleichdarauf hin, dass die zivilgesellschaftliche Verortungvon Freiwilligendiensten deren konstitutives Qualitätskriteriumist. Grundsätzlich steht die BKJ einemmöglichst breiten Angebot an kulturellen Freiwilligendienstenim Ausland positiv gegenüber. Sie ver-24


folgte dennoch mit kritischem Blick die finanzielleUngleichbehandlung und staatliche Verankerung diesesneuen Dienstes. Dem Gesprächsangebot der BKJist das Auswärtige Amt bisher leider nicht nachgekommen.Wenn im Februar <strong>2009</strong> der offizielle Startschussfür kulturweit fällt, wird erneut um die Kooperationmit den Strukturen der Kulturellen Bildung gebeten.Umso wichtiger ist der Erfolg der LKJ Sachsen-Anhalt,die im Rahmen von weltwärts, dem EntwicklungspolitischenFreiwilligendienst des Bundesministeriumsfür wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung(BMZ), <strong>2008</strong> erstmals zehn Jugendliche für einJahr nach Afrika und Asien entsenden konnte.In der Seminararbeit des FSJ Kultur Inland wurdenzusehends interkulturelle Aspekte und Fragen nachDiversity von den Trägern fokussiert. Dies zeigt sichin interkulturellen Themenstellungen und in der Organisationvon Seminaren im Ausland. „Kulturelle ()war zudem Diskussionsthema im BKJ-ArbeitskreisBürgerschaftliches Engagement/Freiwilligendienste.Für alle diese Aufgaben waren die Rahmenbedingungenim Jahr <strong>2008</strong> sehr verschieden: Dem großenund kontinuierlichen Engagement der Träger KulturellerBildung stehen beispielsweise förderpolitische(Miss-)Erfolge oder rechtliche Unwägbarkeiten gegenüber:Insgesamt erhielten die kulturellen Engagementprojekteder BKJ und ihrer Mitglieder viel Aufmerksamkeit.Die teilweise erfolgreiche Akquise von zusätzlichenFinanzierungsmöglichkeiten, die sich z. B. in der Bewilligungvon FSJ Kultur Mitteln aus öffentlicher undprivater Hand (Landesministerien bzw. Stiftungen)oder in der Zusage für eine dreijährigen Modellförderungfür den PlusPunkt Kultur sind Erfolge. Demgegenüberstand entgegen aller Lippenbekenntnisseeine stagnierende FSJ Kultur Bundesförderung odergar die fehlende Berücksichtigung des EngagementfeldesKultur im neuen BMFSFJ-Modellprogramm„Freiwilligendienste aller Generationen“ oder für denEuropäischen (Gruppen-)Freiwilligendienst in derKultur. Auch das Vorhaben EngagementZentren Kultur,das Organisationsentwicklungsprozesse durchEngagement anregen, beleuchten und transferierensoll, fand keinen Förderer.Mit einer besonderen Herausforderung sahen sichdie Träger des FSJ Kultur durch das neue Jugendfreiwilligendienste-Gesetzkonfrontiert (). Dieser gesetzliche Rahmen führte zuinhaltlichen Veränderungsnotwendigkeiten bzw. Präzisierungenim FSJ Kultur, in erster Linie aber zu erhöhtemfinanziellen und verwaltungstechnischenAufwand. Auch wenn das FSJ (Kultur) in seinem Bildungscharaktergestärkt wurde, reichte dieses Profiltrotz zahlreicher Lobbyaktivitäten und Diskussionsforennicht aus, die Finanzpolitik von der Notwendigkeitzu überzeugen, Bildung in diesem Sinne gänzlichvon der Umsatzsteuer zu befreien.Engagementpolitische Schlussfolgerungen zurStärkung Kultureller Bildung>> Kultur ist weiterhin ein durchaus wertgeschätztes,immer wieder/noch aber unterschätztesEngage ment feld. Anders aber als im Bereich des(Breiten-) Sports oder der Freien Wohlfahrtspflegefehlt es hier an einer bundesweiten undflächendeckenden Lobbystruktur und einerschlagkräftigen Allianz der Kulturakteure für bürgerschaftlichesEngagement und Freiwilligendienste.Auch der Kulturbereich selbst lenkt zwarin den Feldern der Kulturellen Bildung oder derBreiten- und Soziokultur dem freiwilligen Engagementund den Freiwilligendiensten Aufmerksamkeitentgegen, ist sonst aber eher verhalten inHinsicht auf deren Potenziale: Freiwillige leistenbeispielsweise nicht nur einen Beitrag für ihre eigeneBildung, sondern unterstützen durch ihrenEinsatz auch das hauptamtliche Personal und dieWeiterentwicklung des Feldes Kultureller Bildung.Um sie von den professionellen Mitarbeitern/innen abzugrenzen, hat die BKJ die Kriterien derZusätzlichkeit und zugleich die Voraussetzungder Qualifizierung und Betreuung definiert.>> Im Geflecht der Zuständigkeiten von Jugend-, Bildungs-,Engagement- und Kulturpolitik übernimmtdabei auf Bundesebene die Jugendpolitik(BMFSFJ) die mit Abstand größte Verantwortung.Ziel aber muss es sein, dass die anderen Politikfelderdiesem Beispiel folgen. An die Bildungspolitikrichtet sich zum Beispiel die Aufgabe, kulturelleFreiwilligendienste als non-formale und informelleBildungsprojekte zu stärken. FinanzielleUnterstützung ist z. B. für die pädagogische Begleitung,für Seminararbeit oder für die Vergabe25


von Kompetenznachweisen wünschenswert. DieEngagementpolitik sollte die Entwicklung vonKultureinrichtungen zu EngagementZentren Kulturund den Aufbau einer Infrastruktur für Engagementin der Kultur (z. B. bundes- oder landeszentraleServicestellen) unterstützen. Die Kulturpolitikwiederum sollte Verantwortung dafür zeigen,dass Kulturinstitutionen Förderung – z. B.für die Schaffung von Plätzen in den Freiwilligendiensten– erhalten und die Träger auf BundesundLandesebene in der Umsetzung kulturpolitischerInteressen, nachzulesen in den Empfehlungender Enquete-Kommission Kultur inDeutschland, finanziell unterstützt werden.>> Sicher kommt es der BKJ und den Mitgliedern zugute,mit ihren Projekten erfolgreiche Markenetabliert und für deren Qualitätssicherung Strukturengeschaffen zu haben. Zugleich ist die BKJweiterhin eher Alleinkämpfer für das Themenfeld,was immer wieder die Gefahr birgt, dass sie überfordertwird und den eigenen und externen (Wirkungs-)Erwartungennicht standhalten kann.Dies gelingt mittelfristig angesichts der beschriebenenRahmenbedingungen vermutlich nochschwerer.>> In inhaltlicher Hinsicht fordert die BKJ weiterhin,Engagement in der Kultur nicht unter dem Verwertungsaspektzu betrachten – weder kann Engagementsozialstaatliche Leistungen ersetzen,noch kann es ein Allheilmittel für Versäumnisseder Bildungs- oder Integrationspolitik sein. Tendenzendieser Verwertungsperspektive werdenspürbar, wenn z. B. das Jugendfreiwilligendienstegesetzoder die Leistungsorientierung jungerFreiwilliger aber auch die Förderpolitik näher betrachtetwerden. Der Eigenwert des Engagementsist mit dem Eigenwert Kultureller Bildung vergleichbar.Auf ihre jeweiligen Wirkungen zu trauen– dies ist ein notwendiger Schritt.26


Wie kann eine wirksamere Interessenvertretung derBKJ für ihre Mitglieder und für das gesamte Feld derschulischen, und vor allem außerschulischen KulturellenBildung auf europäischer Ebene erreicht werden?Diese Frage beschäftigte <strong>2008</strong> den ArbeitsbereichKulturelle Bildung International der BKJ intensiv,da im Verlauf des Jahres vor allem im kulturpolitischenBereich strukturell neue Weichen gestelltwurden, auf die es zu reagieren galt. Aufgrund der20<strong>07</strong> von den Kulturministern/innen der EU verabschiedetenKulturagenda, wurden zu Beginn desJahres für den strukturierten kulturpolitischen Dialogmit der Zivilgesellschaft drei neue europaweitePlattformen von der EU-Kommission geschaffen, indenen in den nächsten Jahren die Interessenvertretungvon Netzwerken und Verbänden des Kulturbereichsstattfinden wird.Hier war die BKJ als nationale Organisation von derMitwirkung von vornherein ausgeschlossen undmusste eine neue Strategie entwickeln, um vom europäischenKulturdiskurs nicht auf lange Sicht abgehängtzu werden. Der Vorstand beschloss, dass sichdie BKJ als Mitglied des als kulturpolitischer Akteuranerkannten europäischen Netzwerks Culture ActionEurope, (CAE, früher: European Forum for the Artsand Heritage, EFAH) stärker einbringen wird, umdurch eine/n Vertreter/in im Vorstand des Netzwerksmehr an den kulturpolitischen Entwicklungen inBrüssel beteiligt zu sein. Diese Vertretung konnte imHerbst <strong>2008</strong> im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlungvon CAE erreicht werden und die BKJengagiert sich seither im Rahmen des CAE-Vorstandsvorrangig im Thema „arts and cultural education“.Diese kulturpolitische Entwicklung ist ein Stück weitals symptomatisch für die Veränderungen auf der europäischenEbene zu betrachten: Auch im jugendpolitischenBereich hat sich (beginnend mit dem WeißbuchJugend 2001) eine festes Gefüge von Mechanismender politischen Steuerung entwickelt, das die BKJmit ihrem Querschnittsthema der Kulturellen Bildungimmer wieder von politischen Diskursen strukturellausschließt. Im jugendpolitischen Bereich sind es vorallem die über Jahre gleichen Schwerpunktthemen imRahmen der „Offenen Methode der Koordinierung“, dienur wenig Bezug zu den Anliegen der BKJ, ihrer Mitgliederund ihrer internationalen Partner haben.Auch im Bereich der europäischen Bildungsdiskussionenist es z. B. weder auf der europäischen nochauf der deutschen Ebene gelungen, in die Entwicklungdes immer wichtiger werdenden europäischen(respektive) deutschen Qualifikationsrahmens dieBereiche der nicht-formalen oder gar informellen Bildung,einschließlich der außerschulischen KulturellenBildung, einzubeziehen. Hier setzt sich die BKJ z.B. im Rahmen des Fachausschusses EuropäischeKinder- und Jugend(hilfe)politik der AGJ gemeinsammit anderen Trägerbereichen für ein Umdenken beiden Bildungspolitikern/innen ein, was jedoch nochnicht ansatzweise zu erkennen ist.Vor diesem Hintergrund wird in den kommenden Jahrenvor allem die kulturpolitische Interessenvertretungder BKJ auf europäischer Ebene eine großeRolle spielen. Und das nicht nur aufgrund der strukturellenGegebenheiten. Sondern auch, weil sowohldie EU-Kommission als auch viele Kultur- und Bildungsministerienin EU-Mitgliedsstaaten, nicht zuletztbeschleunigt durch die Kulturagenda der EU, erkannthaben, wie wichtig der Überschneidungsbereichzwischen Kultur und Bildung ist, wie wichtigbessere Rahmenbedingungen für Kulturelle Bildungsind. Der jugendpolitische Bereich in Europa ist vondieser positiven Entwicklung leider aber überhauptnoch nicht berührt.<strong>2009</strong> wird ein neues EU-Parlament gewählt sowieeine neue EU-Kommission berufen, und es werdenwichtige Weichenstellungen in den die BKJ und ihreMitglieder betreffenden Politikbereichen getroffen:die neuen Schwerpunktthemen der EU-Jugendpolitikwerden beschlossen und der strukturierte kulturpolitischeDialog wird auf einem 2. europäischen Kulturforumim September <strong>2009</strong> in Brüssel kulminieren,bei dem mit Sicherheit Tendenzen einer zukünftigenKulturförderung der EU sichtbar werden. Hier wirdsich die BKJ engagiert mit anderen Netzwerkpartnernaus allen drei Politikbereichen einbringen.27


Um die Möglichkeiten der Nutzung von Methodenkultureller Bildungsarbeit bei internationalen Begegnungenmit eher europapolitisch orientiertem Programmstärker ins Bewusstsein zu rücken, wurde<strong>2008</strong> gemeinsam mit der Deutschen NationalagenturJUGEND des EU-Programms ‚Jugend in Aktion’und mit der LKJ Sachsen-Anhalt das Konzept der Tagung„Create Europe!“ entwickelt, die im März <strong>2009</strong>stattfinden wird.Neben diesen politischen Aktivitäten auf europäischerEbene hat die BKJ <strong>2008</strong> stärker inhaltlich miteuropäischen Partnern kommuniziert, vor allem weilder nach wie vor europaweit interessante deutscheKompetenznachweis Kultur (KNK) Anknüpfungspunktefür interessierte Organisationen bietet. So hatsich die BKJ an der Bewerbung um eine multinationaleProjektförderung beteiligt. Im Projekt „artsbased competence development & evaluation,abcde“ sollte der Kompetenznachweis Kultur einewichtige Rolle als europaweiter Vorreiter für qualitativhochwertige Methoden zur Erfassung von Bildungswirkungenim kulturellen Bereich spielen. Leiderwurde dieses Projektvorhaben im Rahmen desGrundtvig-Programms mit Partnern aus vier Ländernvon der EU-Kommission nicht bewilligt.Im Rahmen der vorbereitenden Recherchen der EU-Kommission für das Europäische Jahr für Kreativitätund Innovation <strong>2009</strong> wurde der KNK jedoch als Best-Practice-Beispiel anerkannt und wird in Kürze ineiner Publikation zu Kreativität und Innovation beschrieben,als auch während der einzigen Konferenzdes Jahres <strong>2009</strong> zur Kulturellen Bildung im Rahmendes Themenjahres interessierten europäischen Partnernvorgestellt werden. Auch wenn zwischenzeitlichvon der EU selbst andere Instrumente, wie z. B. derYouthpass für Teilnehmer/innen von EU-gefördertenProjekten entwickelt wurde, so interssieren sichdoch zunehmend Fachleute aus ganz Europa für denKompetenznachweis Kultur, der mit seiner zwar aufwändigen,aber streng nach qualitativen Kriterienentwickelten und anzuwendenden Form, weit überalle eher beliebig daherkommenden Bestätigungenhinausgeht und dezidiert nachhaltige Wirkungen vorweisenkann.Nicht nur der fachliche Austausch auf europäischerEbene spielte <strong>2008</strong> eine wichtige Rolle, sondern auchdas Bestreben, in den Mitgliedsstaaten der EU für dieQualitätsentwicklung der Kulturellen Bildung inDeutschland nützliche Konzepte und Beispiele zuidentifizieren und näher kennen zu lernen. So ginges um kreative Partnerschaften in vielfacher Hinsichtbeim Besuch einer Delegation der BKJ beim „ArtsCouncil England“. Im Mai <strong>2008</strong> hat man sich bei derbritischen Kulturorganisation über aktuelle Projekteund Strategien informiert und eine partnerschaftlicheZusammenarbeit vorbereitet. Hauptziel des ArtsCouncil ist es, Menschen in allen Lebensphasen mitKunst in Kontakt zu bringen. Dazu gehört die Förderungvon Künstlern/innen und Kultureinrichtungen,aber auch der Schwerpunkt Kulturelle Bildung.Von besonderem Interesse war das Projekt „CreativePartnerships“. Diese mit 40 Millionen Pfund erstaunlichgut dotierte Initiative baut langfristige Partnerschaftenzwischen Schulen, Kunst- und Kultureinrichtungen,regionalen Künstlern/innen und der Kulturwirtschaftauf. Ziel ist dabei, neue Wege in der Zusammenarbeitzwischen Schulen, Künstlern/innenund Kunsteinrichtungen aber auch Vertretern/innender „Creative Industries“ zu beschreiten. Begleitetwird das Programm von verschiedenen Evaluationsprojekten.Erforscht werden die emotionalen, kreativen,intellektuellen und sozialen Auswirkungen vonKunst und kreativem Lernen auf Jugendliche.28


Um Schulen zu motivieren, die sich in herausragenderWeise um die Auseinandersetzung ihrer Schülern/innenmit der ganzen Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformenkümmern, hat sich der Arts CouncilEngland bereits vor Jahren dazu entschlossen, diesenSchulen den „Artsmark Award“ zuzuerkennen.Alle britischen Primary and Secondary Schools könnensich um einen golden, silbernen oder einfachenArtsmark bewerben. Hierzu füllen sie einen umfassendenFragebogen aus und werden in der Folgeeinem Evaluierungsverfahren unterzogen. Die Wirkungder Artsmark-Bewerbungen liegt vor allem inder intensiven Auseinandersetzung der Schulen mitihrem künstlerischen Angebot, was zu unterschiedlichstenEntwicklungen führt. Durch die Vergabe desAwards erhalten die Schulen für die Dauer von dreiJahren eine formale, offizielle Anerkennung für ihrkünstlerisch-kulturelles Profil.Die Erfahrungen des Arts Council England mit diesenbeiden Projekten fließen aktuell unmittelbar in die Arbeitder BKJ ein und beeinflussen gewinnbringend z.B. das Projekt Lebenskunst lernen sowie die konzeptionellenÜberlegungen zur Entwicklung eines Profilsund einer Auszeichnung von KulturSchulen inDeutschland.Dieses einzelne Beispiel auf Ebene der BKJ selbstführt unmittelbar vor Augen, wie wichtig der internationaleKnow-how-Transfer in den letzten Jahren gewordenist, um von bereits gemachten Erfahrungenund schon entwickelten und erprobten Konzeptenaus unterschiedlichsten Ländern profitieren zu können.Die Förderung dieses fachlich orientierten Wissensaustauschswar <strong>2008</strong>, neben der Förderung desoriginären Jugendkulturaustauschs, natürlich auchwieder Aufgabe des JugendkulturService Internationalder BKJ, der im Arbeitsbereich Kulturelle BildungInternational der BKJ-Geschäftsstelle nach wie voreinen wichtigen Stellenwert einnimmt.Neben den beiden Bereichen des deutsch-französischenund des deutsch-polnischen JugendkulturundFachkräfteaustauschs, die im Kapitel „Tätigkeitenvon A–Z“ beschrieben sind, konnte die BKJ <strong>2008</strong>zudem über 20 internationale Begegnungen vonBKJ-Mitgliedsorganisationen und Fachkräfteprogrammemit unterschiedlichsten Partnerländern finanziellmit Mitteln aus dem Programm InternationaleJugendarbeit des BMFSFJ unterstützen. Darunterinteressante Begegnungs-Konzepte zur Zusammenarbeitmit Partnern in Entwicklungsländern undauch die Fortsetzung des deutsch-japanischen Studienprogrammszu Fragen der Bildenden Kunst, das<strong>2008</strong> und <strong>2009</strong> in der gemeinsamen Verantwortungvom Bund Deutscher Kunsterzieher (BDK) e. V. unddem Bundesverband der Jugendkunstschulen undkulturpädagogischen Einrichtungen (BJKE) e. V.durchgeführt wird.Schon vor drei Jahren hat die BKJ aufgrund der geringenPersonalausstattung beschlossen, sich im JugendkulturServiceInternational auf die Förderprogrammefür internationale Begegnungen von DFJW,DPJW und KJP zu konzentrieren, um den antragstellendenBKJ-Mitgliedern eine qualitativ hochwertigeZentralstellenarbeit mit Kapazitäten zu Information,Beratung, Qualifizierung und finanzieller Förderunganbieten zu können. Dieses Konzept hat sich auch<strong>2008</strong> als sinnvoll erwiesen, da nur so eine wirklicheinhaltliche Entwicklung des internationalen Jugendkulturaustauschsmit angeregt und begleitet werdenkann. Aber trotzdem besteht nach wie vor ein großesInteresse von lokalen, regionalen, landes- und bundesweitenTrägern aus den Reihen der BKJ-Mitgliedsorganisationen,auch verstärkten Austausch mit anderenLändern wie Russland, Tschechien, Israel, arabischenund lateinamerikanischen Ländern zu pflegenund damit ihre kulturelle Bildungsarbeit vor Ortvor allem in Richtung einer interkulturellen Sensibilitätweiterzuentwickeln. Im ersten Halbjahr <strong>2009</strong>wird es Aufgabe der BKJ sein, hierfür möglichst in Zusammenarbeitmit BMFSFJ und dem AuswärtigenAmt eine neue, solide und dauerhafte Grundlage zuschaffen.Schlussfolgerungen zum Mehrwert KulturelleBildung InternationalNeben dieser Initiative, die längerfristig zu einerdeutlichen Anerkennung der Rolle des Jugendkulturaustauschsin der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitikführen muss, sind weitere Schlussfolgerungenzu ziehen, die auf Seiten der bundesdeutschenund europäischen Jugend-, Kultur- und Bildungspolitikin absehbarer Zukunft zu politischen Entscheidungenheranreifen müssen:So regt die BKJ angesichts der Vielzahl der Akteureim gesamten Feld des internationalen Jugendaustauschsdie Einrichtung einer bundesweiten Plattformfür strategische Abstimmungsgespräche zurinternationalen Jugendarbeit an. Nur wenn ein bundesweiterÜberblick über die Angebote der internationalenJugendarbeit hergestellt werden kann, kön-29


nen z. B. Zielgruppen eindeutig identifiziert werden,denen unsere Gesellschaft heute noch keine Möglichkeitenbietet, wichtige internationale und interkulturelleLernerfahrungen zu machen. Hier sieht dieBKJ die Bundespolitik in der Pflicht, einen ersten Vorstoßfür die Einrichtung einer solchen Plattform „InternationaleJugendarbeit“ mit den relevanten öffentlichenund zivilgesellschaftlichen Akteuren zuunternehmen.Auf Bundesebene stellt sich darüber hinaus immerdeutlicher heraus, dass es zu einer institutionalisierteninterministeriellen Abstimmung zwischen allenBundesressorts kommen muss, die im Bereich derInternationalen Jugendarbeit aktiv sind: BMFSFJ, AA,BMZ, BMAS aufgrund des Programms „Integrationdurch Austausch“ und evtl. noch weitere. Hier siehtdie BKJ den dringenden Bedarf der Einrichtung einerinterministeriellen Arbeitsgruppe „Internationale Jugendarbeit“,an der immer wieder beratend auch diebilateralen Jugendwerke und Koordinierungsstellensowie die Dachverbände der freien Träger teilnehmensollten.Auf europäischer Ebene sollte die Möglichkeit derFörderung von multinationalen Netzwerken dazu genutztwerden, auch ein zu aktivierendes „NetzwerkJugend Kultur Bildung“ auf europäischer Ebene zuunterstützen. Für die stetige Vernetzung dieseskomplexen Querschnittsbereichs werden sowohl aufdeutscher als auch auf europäischer Ebene dringendgeeignete Rahmenbedingungen benötigt.Als Auswirkung des von der EU-Kommission für <strong>2009</strong>ausgerufenen „European year of creativity and innovation“sollten spätestens 2010 erste Pilotaktionenden Trägern im Bereich Kultureller Bildung die Möglichkeitgeben, ihre Projekte mit europäischem Mehrwertangemessen gefördert zu bekommen. Die Erfahrungenmehrerer solcher Pilotaktionen könntendann evaluiert in einer neuen Generation von EU-Aktionsprogrammenab 2014 berücksichtigt werden.30


Kulturelle Bildungsarbeit fördert künstlerische, personale,soziale und methodische Kompetenzen. Diesbelegt eine wachsende Zahl von Studien, die den Zusammenhangzwischen künstlerisch-kreativen Aktivitätenund dem Zuwachs an Kompetenzen zum Inhalthaben. Ein Instrument zu entwickeln, das in derLage ist, diese Kompetenzen sichtbar zu machenund zu dokumentieren – das war das Ziel einer Initiative,die die Bundesvereinigung Kulturelle KinderundJugendbildung (BKJ) gemeinsam mit zahlreichenVertretern/innen aus Theorie und Praxis undmit der Unterstützung durch das Bundesministeriumfür Bildung und Forschung in den letzen Jahrenumgesetzt hat. Entstanden ist der KompetenznachweisKultur (KNK) – ein Bildungspass, den Jugendlicheerhalten, die sich dafür entschieden haben, ihreAktivitäten in kultureller Bildungsarbeit näher in denBlick zu nehmen und zu dokumentieren.Mittlerweile ist der KNK den Kinderschuhen entwachsen.Er hat seinen Weg in die Praxis gefundenund wird in zahlreichen Projekten und EinrichtungenKultureller Bildung angewendet. Die positiven Erfahrungen,die vielerorts mit dem KNK gemacht wurden,haben zu einer erhöhten Akzeptanz dieses Instrumentsgeführt. Zahlreiche Skeptiker haben aufgrundder überzeugenden, auf Freiwilligkeit, Partizipationund Stärkenorientierung basierende Anwendungendes KNK, ihre Vorbehalte fallen gelassen.„Stärken sichtbar machen!“ – so lautet der zentraleSlogan des KNK. Dieses „Versprechen“ basiert aufeiner fundierten theoretischen Auseinandersetzungüber die Wirkungen kulturpädagogischer Angeboteund über die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen.Diese Auseinandersetzung beginnt für interessierteFachkräfte in der entsprechenden Fortbildung,die zur Anwendung des KNK befähigt. Das eigene beruflicheTun wird unter der Frage nach seiner Wirkungdetailliert unter die Lupe genommen. Hilfestellungliefern hierbei die so genannten „Tableaus“, die eigenshierfür entwickelt wurden. In ihnen sind die Anforderungenbeschrieben, die sich den Jugendlichenstellen und die potenziellen Wirkungen, die aus derUmsetzung resultieren können. Bei dieser Analyseder eigenen Praxis werden Fachkräfte für die Wirkungenihres beruflichen Handelns sensibilisiert. Sie gewinneneine Sprache für das, wovon sie längst überzeugtsind: dass kulturelle Bildungsarbeit KompetenzenJugendlicher erfordert und dass sie zur Entwicklungindividueller Kompetenzen beiträgt.Diese intensive Auseinandersetzung über die Wirkungendes eigenen Handelns wird von den Fachkräftenals eine große Bereicherung erlebt. Sie ermöglichtihnen eine selbstbewusste Darstellung dereigenen Arbeit und eine verbesserte Kommunikationüber Bildungsziele und Bildungspotenziale KulturellerBildung gegenüber Eltern, Kooperationspartnernund Politikern/innen. Konzepte werden auf ihre Wirkungenim Bezug auf die Entwicklung künstlerischer,personaler, sozialer und methodischer Kompetenzenhin überprüft, weiterentwickelt und neu ausgerichtet.Für die Jugendlichen selbst ist die Frage, welche Kompetenzensie im Theaterprojekt, in den Kursen der Musikschule,im Leseclub, beim Videoprojekt usw. gezeigtund weiterentwickelt haben, eine spannendeEntdeckungsreise. Sie reflektieren damit auf ganzpersönlicher Ebene die Wirkungen kultureller Bildungsarbeit.Sie erkennen den persönlichen Nutzen,der aus der aktiven Beschäftigung mit Kunst und Kulturresultiert. Und sie fassen diesen Nutzen in Worte,in dem sie mit der Fachkraft mehrere, entsprechendstrukturierte Gespräche führen. Damit können sieauch gegenüber Dritten kommunizieren, welche Spurendas aktive künstlerische Tun bei ihnen hinterlassenhat. Der Reflexionsprozess ist für Bildungsprozessevon entscheidender Bedeutung. Bildung gehtnicht darin auf, irgendeine beliebige Erfahrung zu machen.Eine Erfahrung, die gleichsam hinter dem Rückendes Subjekts geschieht und diesem nicht selbstauch zu Bewusstsein kommt, geschähe ‘bewusstlos’(vgl. Lindner 2004, in: BKJ, S. 94).Der KNK ist also ein Instrument, bei dem die WirkungenKultureller Bildung im Zentrum stehen. Sie werdenhinterfragt, gewürdigt und kommuniziert. Diesist nicht zuletzt in der Kooperation mit Schulen vonbesonderer Bedeutung, wenn es darauf ankommt,31


dien Nutzen und die Qualität kultureller Bildungsarbeitherauszustellen.Voraussetzung für die Entfaltung der positiven Effekte,die in der Anwendung des KompetenznachweisesKultur liegen, ist eine entsprechende Förderungder Träger und Einrichtungen kultureller Bildung, diesich für dieses Instrument entscheiden. Die investiertenMittel wirken sich in doppelter Hinsicht positivaus: zum einen unmittelbar im Hinblick auf die Qualitätsentwicklungkultureller Bildungsangebote ausund zum anderen unterstützen sie gleichzeitig sehrkonkret und individuell die Jugendlichen selbst.Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass Jugendlicheund Kinder mehr denn je in einer doppelten Anforderungstehen: dem Erwerb formaler Bildungsqualifikationenals Zugangsberechtigungen wie sie dieSchule vergibt sowie der Befähigung zu einem lebenslangenLernen., d. h. der vermehrten Fähigkeitzur Selbstorganisation. Für die Akteure der KulturellenBildung bedeutet dies, die Wirkungen der eigenenPraxis als Beitrag zur Verbesserung der Chancengerechtigkeitfür alle Kinder und Jugendliche zu reflektieren.Teilhabegerechtigkeit verlangt eine neue Bildungsqualitätfür alle Kinder und Jugendlichen. Sierealisiert sich in einer individuellen aber auch einerstrukturellen Förderung. Aktuelle Aktivitäten der BKJund ihrer Mitglieder nutzen deshalb den KompetenznachweisKultur vermehrt als moderierendes Instrument,um Ansätze wie sie in den ArbeitsbereichenJugend, Bildung und Kultur bestehen, stärker auf einanderbeziehen zu können.In der Kooperation mit Schulen ermöglicht der KompetenznachweisKultur eine Transparenz der Bildungswirkungenkultureller Angebote, ohne diesemit einer schulischen Leistungsskala zu beurteilenund damit in ihrer Wirkung für die Kinder und Jugendlichenruhig zu stellen. Er eröffnet für Schüler/innen innerhalb ihres Schullebens eine neue Kulturder Anerkennung. Besondere Bedeutung kommenaktuell deshalb interdisziplinären Fortbildungen vonKünstlern/ innen und Kulturpädagogen/ innen gemeinsammit Lehrern/innen einer Partnerschule zu.Die Fortbildung zum/r Berater/in für den Kompetenznachweisträgt auf diese Weise einen neuen, stärkenorientiertenBlick in das Schulkollegium. Außerdemqualifizieren interdisziplinäre Fortbildungenauch die außerschulischen Partner für Bildungspartnerschaftenvon Kultur und Schule, indem sie ineinem gemeinsamen Lernprozess mit Lehrern/innenin Organisationsstrukturen und Bildungsphilosophienvon Schule zugänglich machen. Die bisherigenErfahrungen zeigen, dass von diesen gemeinsamenDiskussions- und Beobachtungsprozessen veränderndeWirkungen auf das Selbstverständnis derSchulen ausgehen. Im Modellprojekt „Lebenskunstlernen“ untersucht die BKJ in einer Innovationswerkstattaus 16 Bildungspartnerschaften von Kultureinrichtungenmit Haupt-, Förder- und Gesamtschulen,welche Möglichkeiten der KNK für eine kulturelleSchulentwicklung bietet. Der KompetenznachweisKultur stellt deshalb für die BKJ einen wichtigen Bausteinauf dem Weg zu einer Kulturschule dar.Darüber hinaus schätzen immer mehr Kommunenden Kompetenznachweis Kultur als Dokumentationvon Wirkung und Qualität Kultureller Bildung. Für dieelf im Bundesgebiet ansässigen Servicestellen fürden Kompetenznachweis Kultur gewinnt neben derFortbildung und Beratung der Praktikern/innen undden Mitgliedsorganisationen vor Ort die Kooperationund Konzeptentwicklung mit Vertretern/innen derKommunen uns Länder an Bedeutung. Der Kompetenznachweisentfaltet auch hier Wirkung als strukturbildendesInstrument, dass Leitprinzipien der KulturellenBildung als Orientierungspunkte für kommunaleBildungsnetzwerke zugänglich macht.Die Dokumentation von Schlüsselkompetenzen unddes Eigensinns ästhetisch-kultureller Praxis, dieQualitätsentwicklung in der Kulturellen Bildung, dieVeränderung von Schulkultur sowie die Gestaltungvon kommunalen Bildungsnetzwerken – dies allessind Handlungsbereiche, in denen sich die BKJ undihre Mitglieder mit dem Kompetenznachweis Kulturjetzt und in Zukunft aktiv engagieren.Der Blick in die Zukunft richtet den Blick auch auf dieAusbildung zukünftiger Multiplikatoren/innen für KulturelleKinder- und Jugendbildung. Umso erfreulicherist es, dass der Kompetenznachweis Kultur mittlerweileauch an mehreren Universitäten und Fachhochschulenin zusätzlichen Lehrveranstaltung anStudierende vermittelt wird. An den UniversitätenDortmund und Hildesheim gehört er bereits zum regulärenStudienangebot!32


Kulturelle Bildung macht kompetent: vorausgesetztdie Qualität stimmt, es gibt keine Zugangsbarrierenund es wird – entsprechend der vielfältigen künstlerischenInteressen in der Bevölkerung – auch einentsprechend differenziertes und breites Musik-,Theater- und Kunstangebot vorgehalten. Hierfür wiederumbraucht es qualifizierte Strukturen. KulturelleBildung für alle ist schwerlich vorstellbar ohne eindichtes Netzwerk von erfahrenen und in den unterschiedlichstenFeldern kompetenten Fachverbändenund Kultureinrichtungen.Für die BKJ als bundeszentraler Dachverband ginges daher stets darum, die Vielzahl dieser Träger fürden gemeinsamen Fachaustausch, für neue Ideender Weiterentwicklung von Theorie und Praxis KulturellerBildung und für eine gemeinsame Interessenvertretungzusammenzuführen. Im Verbund bundesundlandesweiter Fachstrukturen wurden Innovationsvorhabenwie der Kompetenznachweis Kulturentwickelt, Bundeswettbewerbe wie beispielsweisedie BMBF-Schülerwettbewerbe und aktuell MIXED UPinitiiert und gemeinsame Modellprojekte für „MehrChancen durch Kulturelle Bildung“ umgesetzt, aberauch neue Strukturen aufgebaut, wie der Trägerverbundim FSJ Kultur und die Landesvereinigungen fürKulturelle Bildung – auf der Ebene der Bundesländer.Und immer bemühte sich die BKJ, entsprechend dergesellschaftlichen Dynamik in Feld von Kunst, Kulturund Bildung, auch ihre eigene Dachstruktur zu modernisierenund neue Akteure zu integrieren: beispielsweisesich neu konstituierenden Fachstrukturenin speziellen Künsten, an speziellen Orten odermit neuen Bildungsschwerpunkten. Einen Gewinnbrachte dies für beide Seiten: Junge Fachorganisationenin der BKJ profitierten von den langjährigen Erfahrungender anderen Mitglieder und wurden durchfachliche Anregungen und Mitgliederdienstleistungengestärkt. Der Dachverband wiederum hatte dieChance, sein Know-how und seine Möglichkeiten zuFörderung Kultureller Bildung in aktuellen gesellschaftlichenHandlungsfeldern zu erweitern.Konkret wurden <strong>2008</strong> zwei neue Mitglieder – miteinem Schwerpunkt in der Förderung Kultureller Bildungin, an und mit Schule – aufgenommen: VisionKino und der Bundesverband Tanz in Schulen e. V.Und es gelang auf der föderalen Ebene das BKJ-Netzzu verdichten: der weiße Flecken im BundeslandHamburg konnte geschlossen werden und die LAGKinder- und Jugendkultur e. V. Hamburg – als dortigeLandesdachorganisation für Kulturelle Bildung –wurde als 53. Mitgliedsorganisation in den bundeszentralenZusammenschluss integriert. Das nächsteZiel lautet: Gründung einer Landesvereinigung KulturellerBildung (LKB) Hessen. <strong>2008</strong> wurden, auf Initiativeder BKJ und in Zusammenarbeit mit der LAKSHessen sowie mit der finanziellen Unterstützungdurch den Fonds Soziokultur, die Vorbereitungen hierfürgestartet.Infrastrukturmodernisierungen im Sinne der Öffnungfür neue Themen und gesellschaftliche Veränderungsind für die Leitungsgremien in der BKJ ein wichtigesMoment der Qualitätssicherung. Ihnen voraus gehenumfangreiche programmatische und strategischeVerständigungsprozessen in den BKJ Gremien. Keinesfallsverlaufen Verbandsentscheidungen überStrukturerweiterungen und konzeptionelle Neuausrichtungenimmer reibungslos, aber das ist auchnicht verwunderlich, weil sich in Mitgliederentscheidungengesellschaftlich unterschiedliche Sichtweisenund auch finanzielle Problemlagen wiederspiegeln.Entscheidend für die Innovationskraft einer Organisationist es, sich von diesen Konflikten nichtabschrecken zu lassen und als Verband offen zu bleibenfür veränderte Bedarfslagen. Nur unter dieser Voraussetzunglässt sich auch die BKJ-Position der„zwei Is“ legitimieren: Infrastrukturförderung sichertInnovation – Innovation braucht Infrastrukturforderung.Tatsächlich ist es dem BKJ-Vorstand in der Vergangenheitimmer wieder aufs Neue gelungen, für Veränderungen– in Abhängigkeit von gesellschaftlichenHerausforderungen in den Feldern Jugend, Bildung33


und Kultur – zu werben und die BKJ-Mitgliederschaftvon notwendigen Konzeptinnovationen, für neue Kooperationenund für Strukturmodernisierungen in dereigenen Organisation zu überzeugen.Am einschneidendsten war dabei sicherlich die Öffnungder Strukturen der außerschulischen KulturellenKinder- und Jugendbildung gegenüber der Schuleund die Weiterentwicklung der BKJ zum Spitzenverbandfür die Kulturelle Bildung an allen Orten: von Anfangan, ein Leben lang und zunehmend für die KulturelleBildung im Ganztag.Für das stete Wechselspiel von Infrastrukturentwicklung,neuen Strukturqualitäten und Feldentwicklungist dabei gerade das Handlungsfeld „Kultur machtSchule“ ein guter Beleg: es braucht die Qualität derFachimpulse für mehr Chancen durch Kulturelle Bildungin der Schule und es bedarf der Strukturqualitätund Umsetzungskraft der BKJ-Fachverbände, sodass sich die in der non-formalen Bildung entwickeltenund bewährten Qualitäten Kultureller Bildungauch als Bildungsstandards in der formalen Bildungwiederfinden und die Fachstrukturen und Kunst- undKultureinrichtungen mit ihrem Innovationspotenzialin die Prozesse kultureller Schulentwicklung eingebundensind.34


Den stetigen öffentlichen Diskussionen um die Bildungsmiserein Deutschland geschuldet, gewinntKulturelle Bildung immer mehr Einzug in die Berichterstattungin Printmedien, Rundfunk und Fernsehen.Doch nach wie vor wird Kulturelle Bildung „auf demWeg zur Bildungsrepublik“ zu wenig von der Politikmitgedacht: in der Erfüllung des staatlichen Bildungsauftrags,allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßenden Zugang zur Bildung zu ermöglichen.Als Dachverband steht daher im Vordergrund, insbesonderedie Bildungs-, Kultur- und Jugendpolitik fürden Ausbau der Kulturellen Bildung zu gewinnen, Impulsefür das Engagement zu setzen und die Bevölkerungüber die Bedeutung Kultureller Bildung „aufzuklären“bzw. sie (be-)greifbar zu machen.Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (PR) der BKJlenkt daher die Aufmerksamkeit auf Kulturelle Bildungin ihrer belegbaren Wirkung und ihrer Eigenschaft,Bildungsqualität im Sinne von Zugangschancen,Kompetenzförderung und Teilhabe zu sichernund kommuniziert diese Wertigkeiten an Fachpublikum,Politik und Öffentlichkeit.Innerhalb dieser strategischen Ausrichtung verfolgtdie BKJ mit ihrer PR das Ziel, Vermittlungsarbeit zuleisten für mehr Bildungsqualität durch „KulturelleBildung für alle, von Anfang an, ein Leben lang“. Daserweiterte Verständnis von der „Kulturellen KinderundJugendbildung“ hin zur „Kulturellen Bildung füralle“ findet Ausdruck in den Kernthemen der BKJ:>> Ästhetische Früherziehung,>> Lebenslanges Lernen,>> Kulturelle Schulentwicklung,>> Freiwilliges Engagement,>> Diversity,>> Kulturelle Bildung International,>> Wirkungen,>> Gesundheit,>> Teilhabe,>> Medien,>> Demografischer Wandel.Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet diefachliche und politische Interessenvertretungsarbeitder BKJ und verweist auf diskussionsrelevanteThemen für Politik und Gesellschaft.Dazu zählt die Verbreitung und Kommunikation vonStellungnahmen, Argumentationspapieren und Positionen.Im Jahr <strong>2008</strong> veröffentlichte die BKJ u. a. „1Million mehr im KJP für „Kulturelle Bildung“, „Positionierungdes BKJ-Vorstands zum Enquete-Bericht“,„Erwartungen der BKJ-Mitglieder an die Jugend-, Bildungs-und Kulturpolitik zum ParlamentarischenAbend“ sowie eine Positionierung zum Thema „Jugendlicheund Medien“.Ein Medienausschnittdienst konnte auch im Jahr<strong>2008</strong> aus Kostengründen nicht in Anspruch genommenwerden. Die Zusammenstellung des Pressespiegelsbasiert daher auf der Recherche innerhalb zurVerfügung stehender Tages-, Fachzeitungen und -zeitschriften sowie Online-Medien. Dazu gehörenz. B. Webangebote mit journalistischen Angeboten,Fachforen, Online-Ausgaben von Zeitungen und Magazinen,digitale Newsletter und nicht-journalistischeFachforen sowie Informationsmedien wie dasWeb 2.0. Thematisch konzentrierten sich die Veröffentlichungenin den Medien vor allem auf die BKJ-Tagungen sowie Wettbewerbe wie MIXED UP (Wettbewerbfür Kooperationen zwischen Kultur undSchule) und PlusPunkt Kultur (Wettbewerb für jungesfreiwilliges Engagement in der Kultur). Darüberhinaus standen Porträts von Praxisprojekten, wieetwa zum Kompetenznachweis Kultur oder zum FreiwilligenSozialen Jahr in der Kultur im Mittelpunkt.Präsenz fanden Vertreter/innen der BKJ auch in einerRadiosendung des RBB zum Wettbewerb PlusPunktKultur und einer Fernsehsendung zum Fachtag derARD Gremien.Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vermittelte<strong>2008</strong> das Profil Kultureller Bildung undmachte ihre Wirkung folgendermaßen sichtbar:35


Pulikationen zur Theorie und PraxisKultureller BildungInnerhalb der Schriftenreihe Kulturelle Bildung,sind im Jahr <strong>2008</strong> insgesamt acht Titel erschienen.>> Arbeitshilfen für die PraxisOb interkulturelle Jugendbegegnungen, Kooperationsprojektezwischen Kultur und Schule, derKompetenznachweis Kultur oder Kunst- und Kulturprojektezwischen Schule und Beruf – die vierProjektsammlungen aus dem Jahr <strong>2008</strong> der BKJzeigen beste Beispiele kultureller Bildungsarbeit.Sie legen Konzepte von Projekten offen, dieKünstler/innen, Kulturschaffende und -einrichtungenmit Kindern und Jugendlichen durchgeführthaben und liefern somit zahlreiche Ideen,die zum Nachahmen anregen.>> Mit ihrem Magazin Kulturelle Bildung –Reflexionen. Argumente. ImpulseDas Magazin der BKJ Kulturelle Bildung schließtdie Lücke zwischen den monatlich erscheinendenNewslettern, Fachliteratur und Praxisleitfäden.Mit ihrem Magazin hat die BKJ einen Ort fürArtikel, Positionen, Gedanken und Argumente zurelevanten Themen der Kulturellen Bildung ausspartenübergreifender Perspektive eingerichtet.Im Jahr <strong>2008</strong> abonnierten knapp 900 Interessiertedas Magazin. Insgesamt erscheint es ineiner Auflage von 2000 Exemplaren.>> Die PR der BKJ eröffnet durch Online-Medien denschnellen und kontinuierlichen Zugang zu denThemen Kultureller Bildung für alle Interessensgruppen.Im Jahr <strong>2008</strong> richtete die BKJ neue Online-Portalefür ihr bestehendes Netzwerk „Kultur machtSchule“ unter www.kultur-macht-schule.de sowiefür ihren Wettbewerb MIXED UP unter www.mixedup-wettbewerb.deein. Auch das Projekt Plus-Punkt Kultur, das <strong>2008</strong> startete, findet seine eigeneWebpräsenz unter www.pluspunktkultur.de.Auf den Seiten finden die Nutzer/innen nebenFachinformationen und Hinweisen zu Veranstaltungenund Publikationen alles über aktuelle Entwicklungenaus den Projekten, wie z. B. Arbeitsergebnisseund Ausschreibungen etc.Im Jahr <strong>2008</strong> erreichte die BKJ allein mit ihrer„Stammpräsenz“ unter www.bkj.de über 175.000Besuche. Die statistische Auswertung zeigt, dassdurch die Verlinkung zwischen den Portalen derBKJ (u. a. auch www.fsjkultur.de, www.kompetenznachweiskultur.de,www.kek-projekt.de undint.bkj-remscheid.de) sowie unter den MitgliedsverbändenNutzer/innen durch das gesamteSpektrum des Träger angebots Kultureller Bildungsurfen.Der Newsletter der BKJ erschien im Jahr <strong>2008</strong>einmal monatlich, der Newsletter „Kulturelle BildungInternational“ zweimal monatlich und derProjekt-Newsletter „Lebenskunst lernen“ viermaljährlich. Insgesamt beziehen knapp 8000 Abonnenten/innendie Newsletter der BKJ.>> Mit ihrer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit flankiertdie BKJ Veranstaltungen und schafft Präsenzfür Ausschreibungen und Wettbewerbe beiihren verschiedenen Zielgruppen.Bewerbung von Publikationen, Tagungen, Fortbildungenund Wettbewerben erstellte die BKJ auchim Jahr <strong>2008</strong> Flyer, Plakate und Postkarten, diesie in Mailings innerhalb des Mitgliederspektrums,des Fachpublikums, an Kooperationspartner,politische Entscheider/innen und Interessiertevermittelte. Darüber hinaus nutzten dieMitgliedsorganisationen die Medien der BKJ, wieden Newsletter, Websites, das Magazin sowie ihreSchriftenreihe, zur Veröffentlichung von Aufsätzen,Vorträgen und Terminen etc. Daran konntedie Vielfalt der Kulturellen Bildung und ihre Wirksamkeiteinmal mehr deutlich gemacht werden.Insbesondere die Erschließung neuer Zielgruppenstand im Jahr <strong>2008</strong> auf der Agenda der BKJ. Umfür den Wettbewerb „PlusPunkt Kultur“ junge Teilnehmer/innenim Alter von 14 bis 30 Jahren zugewinnen, agierte die BKJ u. a. in Webblocks undInternetforen wie z. B. in StudiVZ.Erstmals erschien im Jahr <strong>2008</strong> der FSJ KulturKalender. Er richtet sich insbesondere an Einsatzstellensowie an Jugendliche und ist mitTipps, Terminen und Glossar ein ganzjähriger Begleiter.Der Kalender ist in einer Auflage von rund4000 Exemplaren erschienen.36


Kulturelle Bildung ist Kern unseres ErziehungsundBildungsauftrags und als Querschnittsaufgabesowohl in der formalen Bildung wie auchin der non-formalen und informellen Bildung zustärken!Dies haben die Jugend- und Familienminister/innen in ihrer Stellungnahme <strong>2008</strong> herausgestellt.( ) Zu dieser Empfehlung kommen – differenzierendund fordernd – die mit dem Enquete-Bericht „Kultur in Deutschland“ befassten Bundespolitiker/innenaus allen Fraktionen.„Kulturelle Bildung soll zu einer Selbstverständlichkeitfür jedes Kind werden“, fordert die Kinderkommissiondes Deutschen Bundestages in ihrer Stellungnahmevom 7.4.<strong>2008</strong>. Durch Kulturelle Bildungerworbene Schlüsselkompetenzen legen „denGrundstein für eine erfolgreiche Bildungsbiografie.Darüber hinaus ermöglicht Kulturelle Bildung besondersbenachteiligten Kindern und Jugendlichen denZugang zu gesellschaftlicher Teilhabe und leisteteinen wichtigen Beitrag zur Integration.“ ()Von einer zukunftsfähigen Bildungspolitik undeiner ressortübergreifenden Verantwortungfür umfassende Bildung erwarten die TrägerKultureller Bildung:>> dass sie den ganzen Menschen mit all seinen Fähigkeitenund Entwicklungspotenzialen in denBlick nimmt,>> dass sie den Menschen zur Urteilsfähigkeit undzur Auseinandersetzung mit sich, der Gesellschaftund seiner Umwelt befähigt,>> dass sie breite Zugangschancen unabhängig vonEinkommen, sozialer Herkunft oder Geschlechtzur Verfügung stellt,>> dass sie für alle Lebensalter entsprechende Bildungsmöglichkeitenbereitstellt,>> dass sie die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichtund so zu Demokratie beiträgt.Die Wirkungen Kultureller Bildung sind alsQualitätsfaktoren für unterschiedliche Politikfeldervon Interesse!>> Für die Jugendpolitik, weil es um Bildung als Lebenskompetenzgeht und die Aktivitäten der KulturellenBildung Kinder und Jugendliche in ihremAufwachsen zu selbstbewussten Persönlichkeitenwirkungsvoll unterstützen (vgl. KJHG, § 1und § 11). Die Kulturpädagogik ist qualifiziert inder Lage, die pädagogischen Prinzipien der Kinder-und Jugendförderung einzulösen: Freiwilligkeit,Partizipation, Ganzheitlichkeit, Selbstwirksamkeit,Selbstwertsteigerung.>> Für die Kulturpolitik, weil sich den Menschenohne Kulturelle Bildungschancen keine Zugängezu den Künsten, Kulturorten und kulturellen Werteneiner Gesellschaft eröffnen und weil innovativeKünstler/innen, ein interessiertes Publikumund Freiwillige in der Kultur vielfältiger Entwicklungsmöglichkeitenund kultureller Bildungsangebotebedürfen.>> Für die Bildungspolitik, weil die Künste und Kultureinrichtungeneinzigartige Reflexions- undKommunikationschancen für umfassende Bildungund kulturelle Teilhabe bieten und den Einzelnenunterstützen, sich in einer Welt kulturellerVielfalt zurechtzufinden, sozial verantwortlich zuhandeln und sein „Projekt des guten Lebens“ zuverwirklichen.Die Qualitäten Kultureller Bildung sind ein fachpolitischbelastbares Fundament, um über mehrMittel und zukunftsorientierte Investitionen zuentscheiden!>> Im Ressort Jugendpolitik, u. a. zur besseren Förderungvon Kreativität und Kunst in Kindertagesstätten,zur Unterstützung kultureller Bildungspartnerschaftenmit Schule und für einen Zuwachsan kulturellen Engagementprojekten undgeförderten Plätzen im FSJ Kultur.37


Im Ressort Kulturpolitik für eine „QualitätsoffensiveKulturelle Bildung“, die 10% der öffentlichenKunst- und Kulturfördermittel des Bundes bindetfür Innovationen und Aufgaben der Kulturvermittlung;beispielsweise für einen Fördertitel „Kunstfür Kleine“, für Modellmaßnahmen zur Entwicklungdes interkulturellen Dialogs, für eine BKJ-Fachstelle zur Qualifizierung und Förderung vonEngagement in der Kultur, für eine soziokulturelle,kulturpädagogische Modernisierung vonTheatern, Orchestern, Museen etc.>> Im Ressort Bildungspolitik für eine Stärkungkünstlerischer Unterrichtsfächer und die Finanzierungnotwendiger Rahmenbedingungen füreine kulturelle Schulentwicklung.Darüber hinaus ist auch die Auswärtige Kulturpolitikin der Verantwortung, angesichts der Qualitäten derKulturellen Bildung im internationalen Jugend- undFachkräfteaustausch, verstärkt in die Kulturelle Bildunginternational zu investieren. Und ebenfallskönnte die Integrationspolitik und die Sozialpolitiksich zuständig finden, stärker in Integrationsprojekteund berufsorientierende Kunst- und Kulturprojektezu investieren.Qualitätsentwicklung und Infrastrukturförderungsind zwei Seiten einer Medaille – Netzwerkebilden!Qualitätssicherung bedarf potenter Fachorganisationen– auf der Ebene der unterschiedlichen Spartenund auf allen föderalen Ebenen. Als Interessenvertretungfür Kulturelle Bildung fordert die BKJ Bundund Länder auf, die Fördermittel für Infrastrukturender Kulturellen Bildung aufzustocken. Das Feldbraucht moderierende Netzwerke, die Gelegenheitendes Austausches, der Reflexion und des kritischenDiskurses über Veränderungen und Verbesserungenbieten. Die Kulturelle Bildung braucht kontinuierlichgeförderte Fachorganisationen und Dachverbände,die den Herausforderungen des gesellschaftlichenWandels qualifiziert begegnen und die Bildungs- undIntegrationspotenziale der Künste adäquat zur Entfaltungbringen.Die Förderung kultureller Infrastrukturen isteine öffentliche AufgabeDie BKJ erwartet von der Politik, stärker in die Infrastrukturförderungzu investieren und die öffentlichlenMittel für die freien Träger Kultureller Bildungdeutlich zu erhöhen, um>> für mehr Menschen die Chancen auf kulturelleTeilhabe zu vergrößern und zu einer neuen Qualitätumfassender Bildung mit und durch dieKünste beitragen zu können,>> die Beratungs- und Qualifizierungsangebote imBereich der informellen und formalen Bildungausweiten zu können, gerade auch für Eltern, fürFachkräfte in Kindertagesstätten und fürLehrer/innen,>> die Zusammenarbeit im Netzwerk „Kultur machtSchule“ ausbauen zu können und die Qualität vonKooperation im Ganztag und Impulse für eine„Kulturelle Schulentwicklung“ zu verbessern,>> die Freiwilligendienste in der Kultur auszuweitenund besonders die Verantwortung der jungenGeneration „für sich und für andere“ zu stärken,>> Konzepte und Angebote zur Unterstützung interkulturellerKompetenz über internationale Begegnungenebenso wie über die nationale Arbeit unddie Unterstützung eines Diversity-Mainstreamingweiterentwickeln und gezielter fördern zu können,>> den Kompetenznachweis Kultur breiter verankernzu können und ihn als Bildungspass zur Ver-38


mittlung und Anerkennung von Schlüsselkompetenzendurch Kulturelle Bildung und als Instrumentder Qualifizierung der Kulturvermittler zu sichern.Es gibt ein „Umsetzungsproblem“, dass behobengehört! Die Konzepte und Strukturen der KulturellenBildung sind tragfähig, um eine gelungeneFrühförderung und um ganztägige Bildung mit Kunstund Kultur zu sichern und die Integration und Teilhabeunterschiedlicher Generationen und Kulturenzu verbessern. Was leider nicht zufrieden stellt undträgt, sind der förderpolitische Wille, sind die Durchsetzungskraftvon Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitikern/innenund die Titelansätze der entsprechendenöffentlichen Haushalte: die Kulturelle Bildung inDeutschland hat, trotz guter Konzepte – so eineKernaussage der Mitglieder der Enquetekommission– immer noch „ein Umsetzungsproblem“.Wahljahre sind Chancenjahre – Empfehlungender Enquete-Kommission umsetzenVielleicht hilft es da ja, dass Bundestagswahlen <strong>2009</strong>anstehen und den <strong>Druck</strong> verstärken, sich an seine„schönen Worte“, beispielsweise des bestehendenKoalitionsvertrags zu erinnern und endlich zu entsprechendenTaten zu schreiten. Wie im Enquete-Berichtausgeführt, erwartet die BKJ von Kommunen,Ländern und der Bundespolitik, dass die an die jeweiligenEbenen gerichteten Forderungen nicht erneutnur unzählige Sonntagsreden ausschmücken,sondern dass an der Umsetzungen dieser Forderungengearbeitet wird. Für die Kulturelle Bildung in derZuständigkeit des Bundes geht es insbesondere umdie Realisierung folgender Empfehlungen:>> „Die Enquete-Kommission empfiehlt Bund, Ländernund Kommunen, in die Kulturelle Bildungzu investieren; insbesondere in der Früherziehung,in der Schule, aber auch in den außerschulischenAngeboten für Kinder und Jugendlichesollte Kulturelle Bildung gestärkt und schwerpunktmäßiggefördert werden. Kulturelle Bildungist unverzichtbarer, integraler Bestandteil vonBildung wie von Kultur und eine Querschnittsaufgabeverschiedener Politikfelder.>> Die Enquete-Kommission empfiehlt Bundestagund der Bundesregierung, bundesweite Wettbewerbefür alle Sparten der Kulturellen Bildung einzuführen,stärker miteinan der zu vernetzen undöffentlichkeitswirksamer zu präsentieren. [...]>> Die Enquete-Kommission empfiehlt der Bundesregierung,die Zahl der Plätze im Freiwilligen SozialenJahr Kultur um ein Vielfaches zu erhöhenund die Förderpauschale entsprechend des Freiwilligenökologischen Jahres anzuheben.>> Die Enquete-Kommission empfiehlt dem DeutschenBundestag und der Bundesregierung, dieMittel zur Förderung der Kulturellen Bildung imKinder- und Jugendplan des Bundes aufzustocken.>> Die Enquete-Kommission empfiehlt der Bundesregierung,den Bereichen Kultur und (Neue) Medienin ihren Kinder- und Jugendberichten mehrRaum zu geben.“ (Deutscher Bundestag – 16.Wahlperiode (Hrsg.): „Handlungsempfehlungen.Kulturelle Bildung als Gesellschaftlicher Auftrag.<strong>Druck</strong>sache 16/7000, S. 397 f.).Selbst in finanziell schwierigen Zeiten darf nichtan der Kulturellen Bildung gespart werden!Kreativität, Kompetenzerwerb, Lust auf Bildung undkulturelle Teilhabe sind gewichtige politische Argumentefür die Zukunftssicherung in einem rohstoffarmen(Einwanderungs-)Land wie der BundesrepublikDeutschland. Mit der Förderung von Bildung undKultur investiert der Kulturstaat in seine eigenenGrundlagen, so die Überzeugung der Mitglieder derEnquete-Kommission „Kultur in Deutschland“: „Bildungund Kultur gehören zu den unverzichtbarenKernaufgaben staatlichen Handelns. [...] Die aktuelleDiskussion über die Kernaufgaben des Staates darfdie Kulturausgaben nicht zu freiwilligen Subventionendeklarieren. Der Schutz und die öffentliche Förderungvon Kultur sind unverzichtbare Aufgaben desdemokratischen Gemeinwesens. [... ] Die Entscheidung,wie viel Geld auf den jeweiligen Ebenen für dieKultur zur Verfügung gestellt werden soll und kann,ist Ergebnis einer demokratischen Auseinandersetzung.Die Voraussetzung hierfür aber, ein Verständnisder Förderung von Kunst und Kultur als Kernaufgabestaatlichen Handelns, ist dieser Entscheidungvorgelagert.“ (Präambel, Bericht der Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“).Die Zukunft heißt: Bildung neu denken und indie Qualität Kultureller Bildung investieren!Nie zuvor waren Bildungsaufgaben so sehr ein öffentlichesThema wie <strong>2008</strong>. Doch leider drehte sichdie Diskussion mit schwerer Unwucht einseitig um39


die formale Bildung und ignorierte, dass die Voraussetzungenfür eine gelingende Lebensführung heutzutagein erheblichem Maße in informellen und nonformalenBildungsbereichen erworben werden: in derFamilie, in der Freizeit, da, wo sich junge Menschenfür etwas engagieren, wo sie ihren Interessen nachgehen,ihrer Neugier folgen.Für die BKJ war das Jahr <strong>2008</strong> ein Jahr, um immerwieder und an den unterschiedlichsten Stellen, inKontexten von Fachveranstaltungen ebenso wie inZusammenhängen der eigenen Strukturentwicklung,daran zu arbeiten, dass Bildung als Lebenskompetenzverstanden wird, und dass dieses Denken vonBildung Folgen haben muss: in der eigenen Organisation,für die Geldgeber, in der Kulturvermittlung undan allen Orten der Bildung, insbesondere in derSchule. Bildung neu denken, um dieses Ziel ging esbei der Fachtagung MIXED UP, bei den 2 Titeln desBKJ-Magazins Kulturelle Bildung zu den Themen „Teilhabe“und „Kultureller Schulentwicklung“, an denen<strong>2008</strong> gearbeitet wurde, in den BKJ-Kooperationenals Tagungspartner in Hamburg, Lingen und München,in den Lobbyaktivitäten des Verbandes für dieKulturelle Bildung National und International und denStellungnahmen zur Politikberatung.Ausgesprochen kritisch bewertete es die BKJ, dassneue, bildungspolitische „Leitformeln“ – allen vorander Slogan „Aufstieg durch Bildung“ der Bundesregierungzum Bildungsgipfel <strong>2008</strong> – viel zu kurz greifenund verschleiern, dass hinter dieser Initiative leidernur eine „Qualifizierungsinitiative“ steckt, keineswegsaber eine für die Träger Kultureller Bildung befriedigendeund umfassende Bildungsinitiative.Dabei könnte, wie von dem Bundeselternrat gemeinsammit der BKJ herausgearbeitet, die Kulturelle Bildungtatsächlich unterstützen, den Aufstieg durchBildung zu schaffen. Die Akteure der Kulturellen Bildungkönnten mit ihren Erfahrungen, Methoden undOrten, mit ihren Künsten und ihren kulturpädagogischenPrinzipien neue Impulse in die Kita, in dieSchule und in die Ausbildung hineintragen: für eineneue Lern- und Lehrkultur, für mehr Kreativität undeine stärkenorientierte Perspektive, für spannendeModelle der Weiterentwicklung von Bildung mit unddurch Künste.Aber für die positiven Wirkungen Kultureller Bildunggibt es Bedingungen: Ein neuer Slogan, ein neuesLabel sind für neue Qualitäten in Kindertagesstätten,Schule und Ausbildung nicht genug. Auch Elternengagement,Ehrenamtsaktivitäten, Stiftungsförderungenwerden allein nicht die Voraussetzungen schaffen,die die Kulturelle Bildung mit ihren guten Wirkungenverdient. Umgehend – und nicht erst bis2015, wie auf dem Bildungsgipfel in Dresden <strong>2008</strong>beschlossen – müssen die Bildungsausgaben vonBund, Ländern und Kommunen deutlich erhöht undAnstrengungen in der formalen wie auch der non-formalenund informellen Bildung mit einem Volumenvon wenigstens 10% des BIP gefördert werden.In die Qualität von Bildung zu investieren, dassmuss dann auch zur Folge haben, die KulturelleBildung stärker anzuerkennen und ihre Angeboteund Strukturen kontinuierlich und mitdeutlich mehr Mitteln zu fördern.Die BKJ fordert seit langem, die förderpolitischenRahmenbedingungen ihrer Arbeit zu verbessern, umZugangschancen zu Kunst und Kultur – unabhängigvon Herkunft, Bildung und Einkommen – vergrößernzu können. Die Förderung von Modellprojekten reichtfür den nachhaltigen Abbau von Bildungsbenachteiligungennicht aus. Kulturelle Teilhabe ist von sozialer,ökonomischer und rechtlicher Teilhabe nicht zutrennen. Die unterschiedlichen Politikressorts sindhier gleichermaßen gefordert, die Infrastrukturen derKulturellen Bildung in der Öffnung ihrer Einrichtungenund Angebote zu unterstützen und für verlässlicheKooperationen mit Kindergärten, Schulen undanderen Bildungspartnern im Gemeinwesen dauerhaftstrukturell abzusichern.Für welche Aktivitäten die Fachverbände der KulturellenBildung im Einzelnen Unterstützung brauchen,haben sie anlässlich des Parlamentarischen Abendsder BKJ den Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitikern/innen vorgetragen. Diese Sammlung von Forderungenfindet sich in Kapitel 7 des Tätigkeitsberichts <strong>2008</strong>.40


Argumente für KJP-AufstockungAufstieg durch BildungBildungspartnerschaften mit SchuleBildungstage: Freiwillige an der Uni HildesheimCD-ROM: QMI „Kultur macht Schule“Computerspiele und Kulturelle BildungCulture Action EuropeDemografischer WandelDeutsch-französisches NetzwerkKulturelle BildungDeutscher Kinder- und JugendhilfetagEnquete-Bericht „Kultur in Deutschland“ErinnerungskulturEvaluation im Engagementfeld KulturEvaluation internationaler Jugend-BegegnungenFonds SoziokulturFreiwilliges Engagement in der SchuleFSJ Kultur –eine starke MarkeGenerationsoffener Freiwilligendienst >kek


gumente für KJP-AufstockungIm Sommer <strong>2008</strong> hat sich die BKJ – vor dem Hintergrundder Beratungen des Bundeshaushalts <strong>2009</strong>und den Entscheidungen über die Titelansätze imEinzelplan 17 – mit Vehemenz für eine Aufstockungdes KJP-Programms „Kulturelle Bildung“ eingesetzt.Gegenüber den Fraktionsvorsitzenden, den Haushaltsverantwortlichenin den Fraktionen und den zuständigenMitgliedern im Bundestagsausschuss fürFamilie, Senioren, Frauen und Jugend vertrat die BKJdie Forderung: „1 Millionen mehr für die Kulturelle Bildungim Kinder- und Jugendplan des Bundes!“1. Weil der Haushaltstitel für das KJP-Programm 2„Kulturelle Bildung“ (mit ca. 7 Millionen Euro) nunschon 10 Jahre lang nur fortgeschrieben wird:>> Der für <strong>2009</strong> angedachte Zuwachs von 427.000Euro ist keine reale Aufstockung. Damit wird derIST-Ansatz der Programmförderung 20<strong>07</strong> (inkl.Nachbewilligungen) nur etatisiert.2. Weil die Aufgaben anspruchsvoller und umfangreichergeworden sind:>> Denn Bildung ist mehr als Schule. Kulturelle Bildungist entsprechend dem KJHG (§ 11) eine jugendpolitischeBundesaufgabe.>> Für Heranwachsende sind die Bildungsmöglichkeitenmit und durch die Künste besonders attraktiv.Sie stärken Selbstvertrauen und Schlüsselkompetenzen.>> Von Kindern und Jugendlichen, von Eltern undVerantwortlichen im Bereich der öffentlichen Erziehungund Bildung werden mehr Angebote undvielfältigere Serviceleistungen der bundeszentralenInfrastrukturen erwartet:>> zur ästhetischen Frühförderung und KulturellenBildung in Kitas,>> zur Förderung von Elternbildung und kulturellerGemeinwesenarbeit,>> zur Verstärkung des Dialogs der Generationen mitKunst und Kultur,>> zur Begegnung in Europa,>> zur Förderung von Kreativität und sozialer Kompetenz,>> zur Öffnung des Kulturbereichs für Bildungsbenachteiligte,>> zur Vergrößerung der Platzzahlen für das FSJ Kulturu. s w.3. Weil in den letzten 10 Jahren neue bundesweiteFachstrukturen entstanden und das Feld der KulturellenBildung heute breiter aufgestellt ist:>> Eine Erhöhung des KJP-Titels um 1 Millionen Euroschafft die Voraussetzungen, dass innovative PotenzialKultureller Bildung in folgenden Trägerbereichenzu unterstützen:>> für Kinder und Jugendliche in Museen,>> in der Zirkuspädagogik und der Theaterpädagogik,>> in der Spielmobile-Arbeit,>> in der Kulturellen Jugendbildung in Kooperationmit Schule.4. Weil die Infrastrukturen der Kulturellen Bildungerfolgreich jugendpolitische Handlungsschwerpunktedes Bundes unterstützen:>> mit Qualifizierungsangeboten für mehr Bildungsqualitätund Bildungschancen,>> mit Fachveranstaltungen für Erzieher/innen, fürJugendarbeiter/innen und Lehrer/innen,>> mit Modellprojekten, z. B. für „ZivilEngagement“und „Kultur macht Schule“,>> mit Wettbewerben und Preisen, z. B. zur Förderungvon Medienkompetenz,>> mit internationalen Jugendbegegnungen undAustauschprogrammen für Fachkräfte,>> mit Innovationsvorhaben zur sozialen Integrationund kulturellen Teilhabe.5. Weil die Bundesregierung/-politik den Bedarfeiner verstärkten Förderung Kultureller Bildung anerkannthat und sich zu ihrer Verantwortung bekennt:>> mit dem Koalitionsvertrag,>> in der Stellungnahme der Kinderkommission desDeutschen Bundestages,>> mit den Empfehlungen der Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“.ufstieg durch BildungDieser Slogan steht über der „Qualifizierungsinitiativefür Deutschland“, die von Bund und Ländern beimBildungsgipfel am 22. Oktober <strong>2008</strong> in Dresden beschlossenwurde. Hiermit will, so die BundesministerinDr. Annette Schavan, die Bundesregierung vonder frühkindlichen Bildung bis zum Studium Bildungschancenstärken, die Durchlässigkeit im Bildungssystemerhöhen und innovative Impulse setzen.Die Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bil-42


dung“ soll den Weg frei machen: für weit reichendeReformen, für abgestimmte Bildungsziele für Kindertagesstättenund Grundschulen, für die Halbierungder Zahl der Schulabgänger und Auszubildendenohne Abschluss, für die Steigerung der Studienanfängerquotenund der Weiterbildungsquoten. Soweit, sogut. Sicherlich ist es zu begrüßen, wenn die Kanzlerindie politischen Kräfte in Bund und Ländern einlädt,weil die Anstrengungen in Bildung und Qualifizierungverbessert werden müssen. Nur sollte ein„Bildungsgipfel“ auch Bildung im umfassenden Sinnebewegen und nicht bei Qualifizierungsmaßnahmenhalt machen. Wichtig auch, endlich festzusetzen,dass man in einer Bildungsrepublik wenigstens 10%des BIP (Bruttoinlandsprodukt) für Investitionen inBildung tätigen sollte. Wenn man dies jedoch miteiner Ziellinie für 2015 beschließt – wie in Dresdenvon den Ministerpräsidenten der Länder und desBundes geschehen – stellt dies die Träger der KulturellenBildung nicht zufrieden. Bildungspolitik ist aktuellgefordert: um in die Qualität von Bildung zu investieren,müssen Bildungschancen umfassender –auch mit dem Blick auf die Bildungs- und Integrationspotenzialevon Kunst und Kultur – gestärkt werden,und für die Förderung von Kreativität und kulturellerKompetenz müssen jetzt die Mittel gesichertund aufgestockt werden. „Aufstieg durch Bildung“impliziert selbstverantwortliche, kreative und tolerantejunge Menschen, wie sie durch kulturpädagogischeQualitäten in Kindertagesstätten, in Schuleund Ausbildung gestärkt und in der Kooperation mitBildungspartnern aus den Bereichen von Kunst undKultur gewährleistet werden.Die BKJ hat gemeinsam mit dem Deutschen Kulturratden Bildungsgipfel als „Chance, die vertan wurde“ kritisiert.Als Dachverband für Kulturelle Bildung mitSchwerpunkt in der Kinder- und Jugendhilfe hat dieBKJ die zuständigen Bundespolitiker/innen im Jugend-und Familienausschuss kontaktiert und gefordert,dass wenigstens in diesem Politikfeld schnellergehandelt wird und der Bildungsverantwortung inder Kinder- und Jugendhilfe im Verbund mit den kulturellenBildungspartnern umfassender Rechnunggetragen wird. Notwendig ist auch die jugendpolitischeVerantwortlichkeit für die Bildungsrepublik, soder BKJ Vorsitzende Max Fuchs an die Bundespolitiker/innen.„Angesichts der bitteren Wahrheit, dass inden vergangenen Jahren der Anteil der Bildungsausgabengemessen an den Wirtschaftsleistungen kontinuierlichgesunken ist und gegenwärtig bei 6,2 %liegt, ist die geplante Anhebung auf 10% des BIP zwarein gutes Ziel, aber wenig konkret. Sie, als BundespolitikerInnenim Feld der Kinder- und Jugendhilfe,müssen nicht bis zum Jahre 2015 warten! In Ihrempolitischen Verantwortungsbereich hat der Bundnicht alle Zuständigkeiten verloren. Sie könnenschon heute etwas für die Bildung tun, indem Siesich für eine bessere Finanzausstattung der Jugendbildungsprogrammeim KJP stark machen. Bitte sorgenSie dafür, dass die Finanzmittel für die „KulturelleBildung“ im KJP aufgestockt werden. Die für dasHaushaltsjahr <strong>2009</strong> veranschlagten 427 Tsd. Euromehr für das Programm 2 sind keine Aufstockung.Sie bedeutet lediglich die Etatisierung des Ist-Ansatzesvon 20<strong>07</strong>. Einer Bildungsrepublik sollte die KulturelleKinder- und Jugendbildung deutlich mehrWert sein. Unverzichtbar ist eine baldige Erhöhungdes KJP-Titelansatzes um wenigstens 1 MillionenEuro.“Wenn es der Politik ernst ist mit der Bildung, dann erwartendie Träger Kultureller Bildung, dass in naher-Zukunft weitere Bildungsgipfel unter Beteiligung derkulturellen Bildungspartner folgen werden und dassdann nicht vergessen wird, dass gerade die frühkindlicheBildung nicht vorstellbar ist ohne sich intensivauch mit Fragen der Kulturellen Bildung auseinanderzu setzen.ildungspartnerschaften mit SchuleBildungspartnerschaften von Kultur und Schule sindmehr als kurzzeitige Kooperationen. Sie arbeiten miteinem gemeinsamen Ziel an der Umsetzung einesumfassenden Bildungskonzepts. Die Verbindung vonkognitiven, sozialen und ästhetischen Bildungswegenhilft Kindern und Jugendlichen, ihr Leben selbstin die Hand zu nehmen. Unter dem Leitziel der Chancengerechtigkeitengagiert sich die BKJ deshalb miteinem neuen Modellprojekt im Handlungsfeld „Kulturmacht Schule“ für soziale Integration und kulturelleTeilhabe der Jugendlichen, die Kulturelle Bildung bisherzu wenig erreicht. Das Modellprojekt „Lebenskunstlernen“ fördert Bildungspartnerschaften vonKultureinrichtungen mit Haupt-, Förder- und Gesamtschulen.In einer bundesweiten Werkstatt aus 16 Modellpartnerschaftenwerden bis Mitte 2010 im Rahmendes vom Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Bundesmodellprojektmit Kunst und Kultur Wege aus derBildungsbenachteiligung Jugendlicher entwickelt,umgesetzt und evaluiert. Das Modellprojekt führt un-43


terschiedlichste Lebens- und Lernwelten zusammen– von der ländlichen Gemeinde bis zu urbanen sozialenBrennpunkten. Der Forschungsdialog von Praxisund Wissenschaft ist ein wichtiger Baustein des Projekts.Er untersucht unter den Gesichtspunkten sozialerIntegration und kultureller Teilhabe die WirkungKultureller Bildung auf die individuelle Kompetenzentwicklungvon Jugendlichen sowie die Wirkungkultureller Angebote auf das Schulleben.ildungstage:Freiwillige an der Uni HildesheimVom 24. bis 26. Januar <strong>2008</strong> folgten 100 FSJ KulturFreiwillige aus ganz Deutschland einer Einladung derUniversität Hildesheim. In Kooperation mit der BKJund der LKJ Niedersachsen veranstaltete das Institutfür Kulturpolitik drei FSJ Kultur Bildungstage: „DieKunst, die Künste zu vermitteln“.Bildungstage sind ein die FSJ Kultur Seminare ergänzendesAngebot an Freiwillige. Das Interesse an derHildesheimer Offerte war überaus groß. Von den 640FSJ Kultur Freiwilligen 20<strong>07</strong>/<strong>2008</strong> gingen über 100Anmeldungen ein. Daran wird nicht nur deutlich, welcheAnziehungskraft der Studiengang in Hildesheimauf kulturinteressierte Jugendliche ausübt. Ebensoerkennbar ist der große Orientierungsbedarf von jungenMenschen hinsichtlich der Auswahl eines Studiumsund des weiteren Berufswegs.Die Freiwilligen erhielten in Hildesheim unter der Organisationvon Vera Timmerberg und ihrem Team einSeminarprogramm, das in den alltäglichen Ablauf derUniversität integriert wurde. In der Kürze der Zeitwurde den Freiwilligen ein umfassender Einblick indie Inhalte und in die Praxis des Studiengangs „Kulturwissenschaftenund Ästhetische Praxis“ geboten:Prof. Dr. Wolfgang Schneider, der die Freiwilligen alsDekan herzlich willkommen hieß, konfrontierte sie inseinem Vortrag mit Aspekten aktueller kulturpolitischerFragestellungen. Ihm folgte durch Dr. BirgitMandel ein Überblick zum Berufsfeld „Kulturvermittlung“.Sie verdeutlichte, dass es gute Berufschancenin diesem Bereich gibt, ist es doch ein wachsenderund sich weiter ausdifferenzierender Arbeitsmarkt.In vier künstlerischen Workshops – Theater, Musik,Schreiben und Kunst – setzten sich die Freiwilligenunter Anleitung von Student/innen der „Kulturwissenschaftenund Ästhetischen Praxis“ mit demThema Zeit auseinander. Eineinhalb Tage waren derpraktischen Arbeit vorbehalten, in der den Teilnehmer/innendie Methodik des Studienganges vorgestelltwurde. Die künstlerische Arbeit mündete ineiner beeindruckenden Präsentation der Ergebnisse.Dieses praktische Angebot wurde durch zwei weiterePräsentationen und Vorträge ergänzt: Dr. OleHruschka führte anschaulich die typische Konzeptiondes Hildesheimer Studienprogramms vor Augen,in dem immer Theorie und Praxis verbunden werden.Student/innen seines Seminars präsentierten Ausschnitteaus der Semesterproduktion „Was ihr wollt“von William Shakespeare. Im Anschluss wurde denFreiwilligen die Rahmung durch unterschiedlicheTheorieanteile zum Stück und zum ElisabethanischenTheater vorgestellt. Am Abschlusstag vermittelteDoreen Götzky Grundlagen des Kulturmanagements– immer in Bezug zu konkreten Fragestellenaus der Praxis.In einer abschließenden Runde konnten die Freiwilligenalle Fragen rund um ein mögliches Studium inHildesheim und an anderen Universitäten mit kulturwissenschaftlichenSchwerpunkten stellen. Hierwurde nochmals der enorme Informationsbedarfdeutlich.Eine Vielzahl ehemaliger FSJ Kultur Freiwillige sindStudent/innen des Studiengangs geworden, manchestehen in der Zwischenzeit kurz vor ihrem Abschluss.Sie machen den Freiwilligen Hoffnung auf eineebenso erfolgreiche Bewerbung um einen Studienplatzin Hildesheim, der die Erfahrungen aus dem FSJKultur fortsetzen und professionalisieren kann.Die Kooperation der BKJ mit der Universität Hildesheimim Rahmen des Kompetenznachweis Kulturwird nunmehr durch eine nachhaltige Zusammenarbeitmit dem Arbeitsfeld FSJ Kultur ergänzt. Dies bietetChancen zur wichtigen Netzwerkbildung, z. B.zwischen ehemaligen Freiwilligen, den FSJ KulturTrägern und dem Institut für Kulturpolitik oder hinsichtlichwichtiger Forschungsfragen zu FSJ Kultur,Freiwilligem Engagement in der Kultur und dem BerufsfeldKulturvermittlung. Zudem ist durch den FSJKultur Trägerverbund geplant, das Angebot von studienorientiertenBildungstagen in Kooperation mit diversenHochschulen und Universitäten zu erweitern.Im Jahrgang <strong>2008</strong>/<strong>2009</strong> folgt der Universität Hildesheimbereits die Fachhochschule Potsdam.44


D-ROM: QMI „Kultur macht Schule“Damit Kultur also Schule MACHT, statt sie mit kurzlebigangelegten Projekten und Events zu bedienen,braucht die Zusammenarbeit der schulischen undaußerschulischen Partner eine tragfähige Grundlage,die einiges auszugleichen vermag: UnterschiedlicheKonzepte und Leitziele, durch Unkenntnis verursachtedivergente Vorstellungen und unrealistischeErwartungen, mangelnde Zeitfenster für Absprachen,Ressourcenknappheit und fehlende politische Unterstützungsind nur Beispiele von Hürden, die kooperationswilligePartner vor umfassende Herausforderungenstellen.Um derartige Hürden zu meistern und den Weg füreine konstruktive Kooperation zu ebnen, entwickeltedie BKJ das „Qualitätsmanagementinstrument (QMI)für Kooperationen Kultur macht Schule“. Das QMI unterstütztdie Kooperationspartner in ihrem Bemühen,die spezifischen Bildungswerte der KulturellenBildung unter schulischen Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten.Jugendkulturarbeit kann ihrem Anspruch,neue Lehr- und Lernkulturen in der Schule zuetablieren, nur gerecht werden, wenn sie (Gelingens-)bedingungen vorfindet, unter denen sie ihre Bildungswirkungenvoll entfalten kann. Diese Gelingensbedingungenliegen dem Qualitätsmanagementinstrumentzugrunde. Sie orientieren sich an den im Netzwerk„Kultur macht Schule“ gemeinsam mit Trägernerarbeiteten „Elf Qualitätsbereichen für Kooperationen“sowie an den Ergebnissen der Evaluation vonPraxisprojekten (s. o.). Das QMI enthält allgemeinejugendpädagogische, spezifische kulturpädagogischesowie managementspezifische (organisatorische)Kriterien, die als maßgeblich für die Qualitätvon Kooperationen eingeschätzt werden.Das Instrument soll sowohl diejenigen unterstützen,die sich in der Planungsphase einer Kooperation befindenals auch kooperationserfahrene Träger undPersonen, die ihre Arbeit optimieren wollen. Die auszufüllendenFragebögen dienen den Partnern alsGrundlage für ihre Planung und Kommunikation undsind als Anregung eines gemeinsamen Prozesses zuverstehen. Sie bieten Raum für Erweiterungen undeigene Ergänzungen und können im Ganzen wie inTeilen angewendet werden. In diesem Sinne fungierendie Qualitätsbereiche als Messlatte, sollten jedochkeinesfalls als statisch und „endgültig gesetzt“aufgefasst werden. So heißt es unter den „Hinweisenfür Benutzerinnen und Benutzern: „Das Qualitätsmanagementinstrumentformuliert zwar eine ‚Messlatte’und Meilensteine, die nach den Erfahrungenaus der bisherigen Praxis auf dem Weg zu einer gelungenenGanztagskooperation im Sinne einer qualitätsvollenKulturellen Kinder- und Jugendbildungnicht aus dem Auge verloren werden sollten. Die Kriterienbenennen dabei jedoch ein ‚offenes Optimum’,d. h., dass sie als Gesamtheit alle zentralen Gelingensbedingungenzusammenfassen, die bisher inder Diskussion eine Rolle spielen. Die konkrete Umsetzungund Gewichtung der einzelnen Fragen liegtbei denjenigen, die das Instrument einsetzen.“Das QMI – Qualitätsmanagementinstrument für Kooperationen– lädt alle an Kulturkooperationen beteiligtenAkteure ein, sich gemeinsam in einen langfristigangelegten Qualitätsentwicklungsprozess zubegeben. Von Fragen der Raumausstattung übertragfähige Kommunikationsstrukturen bis hin zugrundlegenden pädagogischen Prinzipien werdenunterschiedlichste Facetten der Bildungspartnerschaftenreflektiert. Das QMI fordert den Dialog derPartner – unverzichtbare Voraussetzung für die Gestaltung„neuer Lernkulturen in der Schule“!omputerspiele und Kulturelle BildungComputerspiele als Kulturgut, hieran zweifelt wohl<strong>2008</strong> niemand mehr. Aber an der Frage, wie Computerspieleim Lebensalltag von Jugendlichen einenbestmöglichen Beitrag zur Lebenskunst eröffnenund wie Kultur- und Medienpädagogen/innen bzw.Medienkünstler/innen dahin führen können und sollten,daran gilt es weiterhin zu arbeiten und ggf. auchdarüber zu streiten. Eine Plattform hierfür bot sichfür die BKJ bei den World Cyber Games <strong>2008</strong> in Köln.Auf dem „Computerspiele Camp(us) Cologne“ vom6.–8. November waren der Arbeitskreis Medien derBKJ gemeinsam mit der GMK (Jürgen Laufer), demKJF (Eva Bürgermeister), Jugend online/netzcheckers.de(Jürgen Ertelt) und SIN Studio im Netz(Hans-Jürgen Palme) Veranstalter eines eintägigenFachforums zur Präsentation und zur Diskussionüber „Online-Spielewelten“, über „Machinimas als pädagogischeChance im Zugang zu Spielewelten“ undüber die „Herausforderungen an die Kulturelle Jugendbildungdurch Computerspiele im LebensalltagJugendlicher“.45


ulture Action EuropeEnde Oktober <strong>2008</strong> fand am Rande der europaweitenTagung „Scène Ouverte – European Cultural Actionacross Borders“ in Marseilles größtem soziokulturellemZentrum La Friche la Belle de Mai die alljährlicheGeneralversammlung des europaweiten Netzwerks„Culture Action Europe“ statt, das bis vor einem halbenJahr noch als „European Forum for the Arts andHeritage“ firmierte. Culture Action Europe verstehtsich als Interessenvertretung von Künstlern/innenund Kunst- und Kulturorganisationen in ganz Europaund konnte in den letzten Jahren einen deutlichenSprung in der öffentlichen Anerkennung nach vornemachen. So wurde die von Culture Action Europe, gemeinsammit der Europäischen Kulturstiftung insLeben gerufene Rainbow-Plattform zum interkulturellenDialog, mittlerweile von der EU-Kommissionals eine der drei offiziellen Plattformen zum kulturpolitischenDialog mit der Zivilgesellschaft anerkannt.Aktuell sind 82 nationale und internationale Organisationenund Netzwerke Mitglied von Culture ActionEurope, die über diese Zusammenarbeit versuchen,am immer wichtiger werdenden und immer rascherverlaufenden kulturpolitischen Diskurs in Europa teilzunehmen.So informiert Culture Action Europe z. B.regelmäßig aus den relevanten kulturpolitischen Gremiensitzungender EU und versucht durch bereichsübergreifendeKooperationen Kulturpolitik als Querschnittspolitikauch in Brüssel und Straßburg Wirklichkeitwerden zu lassen.Im Rahmen der Generalversammlung in Marseillewurden drei neue Mitglieder in das Executive Committeevon Culture Action Europe (CAE) aufgenommen,darunter auch Rolf Witte als Vertreter der BKJ.Rolf Witte leitet in der BKJ-Geschäftsstelle den BereichKulturelle Bildung International. Die BKJ istschon einige Jahre Mitglied bei Culture Action Europeund möchte innerhalb des Netzwerks durch die aktiveMitwirkung im Executive Committee den Bereichder Kulturellen Bildung auf europäischer Ebene stärken.Dementsprechend moderierte Rolf Witte im Rahmender Konferenz „Scène Ouverte“ auch gleich eineArbeitsgruppe zu Fragen der Erfahrungen und Hindernisseim Bereich der Kulturellen Bildung.Auch im Rahmen des laufenden kulturpolitischenDialogs der EU-Kommission mit der Zivilgesellschaftsind in die im Sommer <strong>2008</strong> eingerichtete Plattform„Access to Culture“ verstärkt Anliegen der schulischenund außerschulischen Kulturellen Bildung einzubringen,um die EU-Kommission in die Lage zu versetzen,diesen Überschneidungsbereich zwischenKultur- und Bildungspolitik endlich konkreter mit europäischemLeben füllen zu können. Kulturpolitischgesehen eine spannende Entwicklung, bei der diedeutschen Akteure und Organisationen bisher nocheine zu geringe Rolle gespielt haben. (emografischer WandelDer demografische Wandel ist weit mehr als ein Generationenthema.Er ist eine kulturelle Herausforderung,denn die Verschiebung der Alterszusammensetzunggeht mit ethnischen Verschiebungen, mitneuen Armutsproblemen und Verletzungen desRechtes auf Teilhabe sowie mit großen regionalenUnterschieden einher. Der Demografische Wandelführt die Träger von Kultureller Bildung unmittelbarzu der Frage nach ihrer Verantwortung für Chancengerechtigkeitund gleiche Bildungschancen für alle.In der BKJ, in mehreren Mitgliedsverbänden und aufder Ebene des Deutschen Kulturrats waren die demografischenWandlungsprozesse und ihre Konsequenzenfür die Kulturarbeit ein permanentesThema. Und verkürzt könnte die Antwort auf dieseHerausforderung lauten: Demografie heißt das Problem– Bildung die Lösung! In der Praxis führten diezentralen Wandlungsaspekte (insbesondere sinkendeBevölkerungszahlen, schrumpfende Städteund Regionen, gesellschaftliche Alterung, Internationalisierungvon Gesellschaft, sozialräumliche PolarisierungenAbwanderungsbewegungen und regionaleDisparitäten) zu vielfältigen, die Veränderungendifferenziert aufgreifenden Konzepten, Modellen undProjektangeboten. Man war bemüht, die Angeboteund kulturellen Infrastrukturen entsprechend derVeränderungen in der Bevölkerung zielgruppengerechtweiterzuentwickeln, sich in den Kultureinrichtungenfür die sozialen und kulturellen Probleme zuöffnen, die Potenziale des bürgerschaftlichen Engagementsin der Kultur zu stärken und mit dem drohendenVerteilungskonflikt so umzugehen, dasstrotz der zahlenmäßigen Dominanz der Älteren dieKulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen aufrechterhaltenwird. In der Beratung von Trägern und Praxisprojektenvertrat die BKJ die Positionen:>> Die Träger Kultureller Bildung tun gut daran, verstärktüber eine sehr frühe Förderung von kultu-)46


ellen Interessen und Kompetenzen nachzudenkenund ihre Aktivitäten für die 0- bis 6-jährigenKinder auszuweiten;>> Interkulturelle Kompetenz wird bei den Kulturvermittlernimmer bedeutsamer. Im Sinne einer diversitätsbewusstenKulturellen Bildung sindKonzepte und Kulturorte weiterzuentwickeln unddie Aus- und Weiterbildung zu verbessern.>> Musik- und Jugendkunstschulen, Zirkus- undTanzwerkstätten, Chöre und Amateurtheatergruppenetc. sind in ihrer Bedeutung als Orte derkulturellen Teilhabe – und leider auch des kulturellenAusschlusses – kritisch zu reflektieren undweiterzuentwickeln.>> Träger der Kulturellen Kinder- und Jugendbildungkönnen breitenwirksam eine gesellschaftlichePartizipation an ihren Angeboten nur realisieren,wenn sie sich öffnen, d. h. über ihre Arbeitsinhalteund Arbeitsformen Zugangsbarrieren abbauenund im Sozialraum und mit ErziehungsundBildungspartnern kooperieren.>> Die Träger der Jugendkulturarbeit sollten – trotzihrer Schwerpunktssetzung im Bereich von Kindheitund Jugend – ihre Aufmerksamkeit für dieBedeutung des „Lebenslangen Lernens“ und fürden Generationendialog in der Kulturellen Bildungschärfen.>> Das bürgerschaftliche Engagement in der Kultursollte gestärkt werden, weil es den Gewinn eineralternden Gesellschaft als Potenzial integrierbarmacht und weil es für die Angebotsvielfalt undBreite der Kulturellen Bildung für die Jungen eineneue Chance bedeutet. ()Gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat positioniertesich die BKJ – so beispielsweise bei der Veranstaltungder Deutschen Chorjugend zum DemografischenWandel im November <strong>2008</strong> in Frankfurt – zueinem gesellschaftspolitischen Konzept von „Generationengerechtigkeit“,denn im Zuge des demografischenWandels ändern sich die beruflichen, privatenund sozialen Lebenslagen der Bürgerinnen undBürger aller Generationen. „Die Generationen dürfennicht gegeneinander ausgespielt werden. Generationsspezifischeund generationen-übergreifende Angebotevon Kunst und Kultur haben ihr je eigenesRecht und sind weiterzuentwickeln.“ Allerdings wirftdie demografische Entwicklung die Frage nach derMarginalisierung von Jugend in einer alternden Gesellschaftauf und dies bedeutet auch: „Junge Menschenmüssen angesichts ihrer zukünftigen Verantwortungfür die Gesellschaft besonders gefördertwerden. Die Kulturelle Kinder- und Jugendbildungist ein unerlässlicher Grundstein“, soll einmenschlicher Umgang mit demografischen Wandlungsprozessengelingen. ( )eutsch-französischesNetzwerk Kulturelle BildungIm Bereich der Netzwerkarbeit ist zunächst diedeutsch-französische Kooperationstagung für Trägerder Kulturellen Kinder- und Jugendbildung zu erwähnen.Die Tagung hatte <strong>2008</strong> den inhaltlichen Schwerpunkt„Kulturelle Bildung in Deutschland und Frankreich.Für alle?“ und wurde in der MusikakademieSchloss Weikersheim durchgeführt. Inhaltlich wurdeversucht, den Bogen von aktuellen Initiativen KulturellerBildung auf der Weltebene (UNESCO) über diedeutsch-französische Ebene (Stiftung Genshagen)bis hin in die Praxis zu schlagen, um den Trägern, diesich vor Ort doch oftmals als ‚Einzelkämpfer’ fühlen,für den kultur- und bildungspolitischen Kontext zusensibilisieren. Eine Vorstellung des weltweit einzigartigenvenezolanischen Jugendorchestersystemszeigte ermutigende Beispiele, wie es gelingen kann,auch Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissennachhaltig für klassische Musik zu begeistern unddamit ihren Lebensweg positiv zu beeinflussen. Darüberhinaus wurde von Initiativen der Stiftung Genshagenberichtet, die im Auftrag des Bundeskulturministeriums(BKM) und des französischen Ministeriumsfür Kultur und Kommunikation realisiert werdenund eine Vertiefung des deutsch-französischen Austauschszur Kulturellen Bildung zum Ziel haben. ImRahmen der deutsch-französischen Partnerwerkstattkonnten konkrete Jugendkulturprojekte konzipiertund vorbereitet werden, darunter u. a. ein interdisziplinäresMedienprojekt der Schule der Künste(Schwerin) und APIS (Marseille), ein Tanzprojekt„Rhythmus der Stadt“ der JugendkunstschuleATRIUM (Berlin) und der Maison des Jeunes et de laCulture (Noisiel/Paris) sowie ein Tanztheateraustauschzum Thema „Einfach die Welt verändern –Junge Utopien in Europa“ – verantwortliche Partnerhier: Der Jugendkulturarbeit e. V. (Oldenburg) und dasCentre Culturel et Œcuménique (Lyon-Villeurbanne).Zahlreiche weitere Partner wurden von der BKJ beratenund mit den Förderbedingungen des Deutsch-Französischen Jugendwerks vertraut gemacht. In47


einer Diskussionsrunde mit dem für den BereichBeruf und Hochschulaustausch zuständigen DFJW-Referatsleiter Karl Boudjema wurde die Idee geboren,die Kooperationstagung <strong>2009</strong> der BKJ rund um dasThema „Berufsvorbereitung mit Kunst und Kultur“auszurichten, um in diesem Rahmen gezieltdeutsch-französische Projektmodelle zu entwickeln,die jungen Menschen an den Schwellen zwischenSchule, Ausbildung und Beruf den Übergang erleichtern.Neben der Kooperationstagung boten das 3. Forumdes vom DFJW initiierten Netzwerks für Integrationund Chancengleichheit in Genshagen sowie einedurch das DFJW organisierte Tagung zum Thema „Kooperationmit Schule“ in Mainz weitere Anlässe fürNetzwerkarbeit. In Genshagen war die BKJ mitverantwortlichfür die Moderation einer ArbeitsgruppeKulturelle Bildung, in der sich deutsche und französischeNetzwerkpartner aus den Regionen Berlin/Brandenburg und Paris/Ile de France über die Auswertungund Planung kulturell ausgerichteter Integrationsvorhabenaustauschen konnten. Eines der indiesem Rahmen realisierten Vorhaben ist das Projekt„Winterreisende“: Deutscher Partner ist das Künstlerensemblewritten-not-written (Berlin), das die Gewaltausbrüchean der Neuköllner Rütli-Schule unddie Ausschreitungen in Frankreich seit dem Herbst20<strong>05</strong> zum Anlass nahm, eine langfristige Beschäftigungmit dem Aufschrei dieser Jugendlichen zu startenund – inspiriert durch die Winterreise Schubertsund das romantische Motiv des Wanderers – eine interkulturelleund interdisziplinäre Performance mitgerade diesen (benachteiligten) Jugendlichen ausBerlin und Paris zu erarbeiten.Im Rahmen der DFJW-Tagung in Mainz wurde die BKJgebeten, eine Arbeitsgruppe zum Thema „KulturelleAktivitäten in der Schule“ zu planen und zu leiten.Von französischer Seite wurde Danièle Naudin vonder Association Nationale de Recherche et d’ActionThéâtrale – ANRAT (Paris) für ein Impulsreferat gewonnen– ein Verein, der sich seit nunmehr über 25Jahren im Bereich Theater in Schulen engagiert. Vondeutscher Seite wurden Erfahrungen der BKJ ausdem Themenfeld Kultur macht Schule vorgestellt. DieModeration übernahm die Kulturpädagogin Julia Effinger(Berlin). Die lebhafte Diskussion mit den Tagungsteilnehmern/innen,die den schulischen wieaußerschulischen Bereich gleichermaßen repräsentierten,machte deutlich, dass die aktuellen Entwicklungender Schul- und Bildungspolitik in Deutschlandund Frankreich sehr gegenläufig diskutiert undwahrgenommen werden. Ein tiefer gehender Austauschwäre hier sicherlich lohnenswert.eutscher Kinder- und JugendhilfetagBeim 13. DJHT setzte die BKJ am Stand und in mehrerenVeranstaltungen kulturelle Akzente für ihreThemen: für gerechte Bildungschancen, für den interkulturellenDialog und eine zeitgemäße Medienbildung.„Kinder sind ein Stück Zukunft, das uns anvertrautist“, sagte Bundespräsident Horst Köhler in seinerEröffnungsrede des Deutschen Kinder- und Jugendhilfetagsin Essen und nahm sich viel Zeit fürdie Kulturelle Bildung am Stand der LandesvereinigungKulturelle Jugendarbeit NRW. Familien zu stärken,gute Bildung für alle zu ermöglichen und ein kinder-und jugendfreundliches Umfeld zu schaffen,seien die drei Aufgaben, um jedem Kind heute gerechtzu werden. Als Dachverband für Kulturelle Kinder-und Jugendbildung erfüllt die BKJ diesen Anspruch,in dem sie sich, gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationenfür umfassende kulturelle undgesellschaftliche Teilhabe aller Kinder und Jugendlichenengagiert. Wenn Kinder und Jugendliche mitanderen Theater spielen, ihre Skizze zur Skulpturwerden lassen oder sie ihr Drehbuch auf der Leinwandpräsentieren, zeigen sich nicht nur ihre sozialenund kreativen Kompetenzen. Erfolge stärken dasSelbstbewusstsein.Das Motto „Gerechtes Aufwachsen ermöglichen!“des 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetags, dervom 18. bis zum 20. Juni <strong>2008</strong> in Essen stattfand,bildete den passfähigen Rahmen, um auf die vielfältigenPotenziale Kultureller Bildung für mehr Bildungsgerechtigkeitaufmerksam zu machen. Aufihren Messeständen und in zehn Fachforen präsentiertedie BKJ gemeinsam mit Mitgliedern (AkademieRemscheid, Bundesverband der Jugendkunstschulenund kulturpädagogischen Einrichtungen, ArbeitskreisMusik in der Jugend, ASSITEJ, Verband deutscherMusikschulen, Bundesarbeitsgemeinschaftder Spielmobile) verschiedene außerschulische kulturelleLernorte – wie Museum, Musik- oder Jugendkunstschule,Theater, Zirkus etc. Vorgestellt wurdendie integrativen Elemente der kulturellen Bildungsarbeitebenso wie Chancen für interkulturelles Lernenoder wie Stärken Jugendlicher sichtbar werdenkönnen. Insbesondere das Forum zum Modellvorhaben„Lebenskunst lernen – Mehr Chancen durch KulturelleBildung!“ diskutierte, wie verstärkt Jugendli-48


che angesprochen werden können, die in der Vergangenheitkeinen bzw. kaum Berührungspunkte zuKunst und Kultur hatten. In einer anderen BKJ-Verstaltungdiskutierten DJHT Besucher Fragen des „InterkulturellenLernens in der Kulturellen Bildung“.Hier wurden u.a. das Projekt „Der Kunst-Code“ desBJKE, das Projekt „1000xHeimat“ der InitiativeSchule@Museum und eine Bestandsaufnahme zurinterkulturellen Theaterarbeit der BAG Spiel & Theatervorgestellt.Großen Zuschauerzuspruch fand das Forum zur „KulturellenBildung 2.0“. Die lebhaften Diskussionenmachten deutlich, wie sehr Bildungsangebote heutein der Verantwortung stehen, Voraussetzungen füreinen kreativen und souveränen Umgang mit Medienzu schaffen. Hier sind alle Felder der Kinder- und Jugendhilfegefordert und die Kulturelle Bildung ist inihrer Funktion als wichtiger Impulsgeber gefordert.nquete-Bericht „Kultur in Deutschland“Im Dezember 20<strong>07</strong> legte die Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“ nach vierjähriger Tätigkeitihren Schlussbericht vor. Der Bericht ist eine Bestandsaufnahmedes kulturellen Lebens in Deutschlandund ist mit über 400 Empfehlungen zur Verbesserungder Rahmenbedingungen die seit dreißig Jahrenumfassendste Untersuchung zur deutschen Kulturlandschaft.Die Handlungsempfehlungen richtensich an die Gesetzgeber in Bund, Ländern und Kommunensowie die Kulturschaffenden auf allen Ebenen.Die Abgeordneten des Deutschen Bundestagesund die Sachverständigen Mitglieder haben sich trotzvereinzelt unterschiedlicher Auffassungen und Ideeneinvernehmlich auf den Text des Schlussberichts verständigt.In einer Klausursitzung im Februar <strong>2008</strong> beschäftigtesich der Vorstand der BKJ mit dem Abschlussberichtaus der Perspektive der Kulturellen KinderundJugendbildung. Auf ihrer Mitgliederversammlungim April nahmen die über 50 bundesweiten Fachorganisationendie vorgelegten Handlungsempfehlungender Enquete-Kommission zur Kulturellen Bildung,zu Kultur in Europa sowie zum bürgerschaftlichenEngagement in den Blick.Besonders positiv bewerten die Mitglieder der BKJdas deutliche Bekenntnis der Enquete-Kommissionzur zentralen Bedeutung und Notwendigkeit KulturellerBildung. Der Abschlussbericht enthält eine umfassendeWertschätzung des durch die BKJ vertretenenPraxisfeldes auf den unterschiedlichstenHandlungsebenen. Er macht auf anschauliche Weisedeutlich, dass Kulturelle Bildung eine zentrale gesellschaftlicheund politische Aufgabe ist. Daraus leitetdie Kommission eine Verpflichtung ab: die Gewährleistungder kulturellen Infrastruktur, insbesonderefür Kulturelle Bildung als eine wesentliche Aufgabevon Staat und Kommunen. Die entsprechenden Förderleistungenliegen, so der Bericht, „im öffentlichenInteresse“.Konkret empfiehlt die Enquete-Kommission, KulturelleKinder- und Jugendbildung flächendeckend auszubauen,zu stärken und schwerpunktmäßig zu fördern:in außerschulischen Angeboten, der Schulesowie in der Früherziehung. Dazu sollten die Mittelfür Kulturelle Bildung im Kinder- und Jugendplan desBundes aufgestockt werden. Die BKJ begrüßt insbesondere,dass die Kommission besonderen Wert aufKontinuität und Qualität in der Kulturellen KinderundJugendbildung legt und dass sie fordert, nebenbefristeten Projekten und Modellversuchen verstärktlängerfristige Maßnahmen zu realisieren. Um dieQualität zu sichern, werden gesetzliche Regelungenempfohlen, die den Kommunen ermöglichen, auchbei knappen Kassen außerschulische Kulturelle Bildungzu finanzieren. Bei solchen Rahmengesetzgebungenist auf eine Gleichwertigkeit der verschiedenenSparten und Angebotsformen zu achten, so dieBKJ.Im Hinblick auf die Empfehlung der Einrichtung einerBundeszentrale für Kulturelle Bildung wird die Ansichtgeteilt, dass es einer verstärkten Forschung zuWirkungen und Methoden Kultureller Bildung bedarf.Eine Umsetzung dieses Vorhabens, unter Einbeziehungder bestehenden bundeszentralen Träger imSinne eines Fachkräftenetzwerkes, und mit der Perspektivekultur-, bildungs- und jugendpolitischerQuerschnittsverantwortung, würde zur Stärkung derKulturellen Bildung auf bundespolitischer Ebene beitragen.In einer Ad-hoc-Arbeitssitzung im Mai erörtertenVertreter/innen der BKJ-Mitgliedsorganisationenmögliche Aufgaben und Formen der Zusammenarbeitin einem entsprechenden Trägerverbund.Das FSJ Kultur wertet der Enquete-Bericht als Erfolgsmodellund Markenzeichen – er weist auf dieenorme Nachfrage hin und rät dringend, die Platzzahlum ein Vielfaches zu erhöhen sowie das FSJ Kulturim Ausland zu fördern. Die BKJ befürwortet, dassdie Mitglieder der Enquete-Kommission dem Stichwort„Partizipation“ hohe Bedeutung beimessen.Dringend notwendig sind bessere Zugänge und Teil-49


habechancen für Jugendliche, die von sozialer oderBildungsbenachteiligung betroffen sind. Die BKJ begrüßt,dass sich die Enquete-Kommission in dieserFrage deutlich positioniert: wir brauchen mehr Zugängeund Teilhabechancen für alle Jugendlichen –auch in der Kulturellen Bildung. In diesem Zusammenhangist es richtig, dass der Enquete-Bericht derKulturellen Bildung in der Schule große Bedeutungbeimisst. Dazu gehört die Stärkung und Ausweitungder Fächer der Kulturellen Bildung ebenso wie dassinnvolle Zusammenwirken formaler und non-formalerBildungsprozesse. Die Kommission fordert dieLänder auf, unter Mitwirkung der Beteiligten Regelungenzu erarbeiten, die gelingende Kooperationenzwischen Schule und außerschulischen Trägern erleichtern.Zudem soll dafür Sorge getragen werden,dass im Rahmen ganztägiger Bildung und Erziehungauch Angebote von Kultureinrichtungen und Kulturvereinenaußerhalb der Schule wahrgenommen werdenkönnen – Forderungen, die die BKJ entschiedenbefürwortet. Die Entwicklung bundesweiter Bildungsstandards,wie sie im Enquete-Bericht empfohlenwird, ist eine Aufgabe, bei der auch die BKJ sichin ihrer Fachlichkeit in der Verantwortung zur Mitwirkungsieht.Interkulturelle Bildung ist nach Ansicht der Kommissionein immer wichtiger werdender Bestandteil KulturellerBildung. Die BKJ teilt diese Einschätzung undsieht ebenfalls den Bedarf, die Inhalte, Methoden undAngebotsformen entsprechend weiterzuentwickelnund bestehende interkulturelle Bildungsangebote zuevaluieren. Sie sieht insbesondere die Notwendigkeit,den internationalen Jugendkulturaustausch weiterauszubauen.Die BKJ begrüßt das weite Kulturverständnis, das dieKommission ihren Forderungen nach Stärkung undProfilierung einer europäischen Kulturpolitik zugrundelegt. Sie unterstreicht die Notwendigkeit derUmsetzung des Übereinkommens zur kulturellenVielfalt. Die geforderte Steigerung der EU-Mittel solltean einen Förderschwerpunkt „Kulturelle Bildung aufeuropäischer Ebene“ geknüpft werden; Gleiches giltfür die Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt“.Die BKJ schließt sich der Empfehlung an, die Antragsverfahrenbestehender Förderprogramme zuvereinfachen. Das Programm „Jugend in Europa“sollte ausdrücklich für Träger des Jugendkulturaustauschsgeöffnet werden.Mit dem Abschlussbericht der Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“ sehen die BKJ und ihre Mitgliederihre Arbeit sowohl auf fachlicher Ebene wieim Aufgabenbereich der Interessenvertretung gestärkt.Aus Sicht der BKJ enthält der Abschlussberichtzahlreiche konstruktive und dringend notwendigeHandlungsempfehlungen. Die Auswertung desKapitels „Kulturelle Bildung“ zeigt auf eindrucksvolleWeise, dass die Mitgliedstrukturen der BKJ bereitsjetzt viele Funktionen und Aufgaben erfüllen, die dieKommission als wichtig und grundlegend bezeichnet.Ebenso schlägt der Bericht eine ganze Reihe vonModellvorhaben und Forschungsaufgaben vor, indenen die BKJ und ihre Mitglieder als Umsetzungspartnergefordert sind.Die BKJ sieht sich in der Verantwortung, die Prozesseder Umsetzung der Handlungsempfehlungen aktivmitzugestalten. Bei der Bewältigung der von derKommission angesprochenen Herausforderungen,wie beispielsweise mehr Chancengleichheit, wird siesich mit ihrem Fachverstand, vor allem aber auch mitihren vielseitigen Mitglieder- und Trägerstrukturen,die die Angebote der Kulturellen Bildung in Deutschlandin erheblichem Umfang leisten, auch zukünftigkonstruktiv in den gemeinsamen Umsetzungsprozesseinbringen.rinnerungskulturJugendlichen Geschichte und Wissenswertes überdie Vergangenheit näher zu bringen, ist nicht nur Aufgabeder Schule. Außerschulische Lernorte und dieVerbindung von Kunst und Geschichte können einenerheblichen Beitrag zur Geschichtsvermittlung leisten.Auf den Spuren des Nationalsozialismus bewegtesich die von der BKJ und der InternationalenJugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz(IJBS) veranstaltete deutsch-polnische Fachtagungzum Thema „Kunst und Geschichte – Kultur des Erinnerns“vom 13. bis 15. Februar <strong>2008</strong>.Die Tagung führte 60 haupt- und ehrenamtliche Fachkräfteder Jugendkulturarbeit und der Gedenkstättenpädagogikaus beiden Ländern zusammen, umgemeinsam Konzepte zur „Kultur des Erinnerns“ imdeutsch-polnischen Jugendkulturaustausch zu entwickeln.Als beispielhaft präsentierten Leszek Szuster,Direktor der IJBS und Anna Meier, stellvertretendeLeiterin der pädagogischen Abteilung der IJBS, ihreEinrichtung. Als Vertreterin des Deutsch-PolnischenJugendwerks (DPJW) verdeutlichte Natalia Hoffmanndie Aufgaben ihrer Institution und der Einrichtungender Jugendarbeit: Jugendliche sollten die Möglichkeiterhalten, gemeinsam Geschichte zu erfahren und50


durch kreative Methoden andere Sichtweisen kennenzu lernen. Die Konzepte und Programme, die inZusammenarbeit von Kultur- und Gedenkstättenpädagogen/innenund Künstlern/innen durchgeführtwerden, können beim „Aufbau einer europäischenIdentität“ deutliche Wirkungen haben, betonte RolfWitte, Bildungsreferent der BKJ.Am zweiten Tag erlebten die Teilnehmer/innen eineFührung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.Der Zeitzeuge August Kowalczyk (Regisseurund Schauspieler) berichtete im Anschluss über seinLeben als Häftling im Konzentrationslager und überseine Flucht. Mit mehr als 6.000 durchgeführten Begegnungenmit Jugendlichen und 5.000 Schulbesuchenseit seiner Flucht am 1942 gilt Kowalczyk alswichtiger Botschafter. Und, wie er sagt, hatte er „nieSchwierigkeiten an die Jugend heranzukommen“.Dr. Matthias Heyl, Leiter der Pädagogischen Dienstebei der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, wiesdie Teilnehmer/innen durchaus kritisch auf die Erwartungenvon Gedenkstätten-Besuchern/innensowie auf die verschiedenen Betreuungsformen undwesentlichen Schritte der Projektarbeit in der Gedenkstättenpädagogikhin.Mit der Präsentation des deutsch-polnischen, künstlerischenProjekts für beeinträchtigte Jugendliche„Geschichte durch Kunst“ durch Ewa Guziak, Koordinatorinder pädagogischen Abteilung der IJBS, erhieltendie Teilnehmer/innen einen weiteren Einblick indie Konzepte und praktischen Erfahrungen kreativerGedenkstättenpädagogik.Die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungerfolgte in Kooperation mit der LKJ Brandenburge. V. und mit finanzieller Unterstützung desDeutsch-Polnischen Jugendwerks.valuation im Engagementfeld KulturEvaluation ist ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherungim Bereich der Kulturellen Bildung. Daherunterliegen alle Vorhaben der BKJ einem Evaluationsprozess,der jeweils individuell auf das jeweilige Projektund dessen Fragestellungen abgestimmt wird.Im Ergebnis eröffnet sich ein weites Spektrum vonAussagen zu den spezifischen (Bildungs-)QualitätenKultureller Bildung. Dieses Anliegen hat die BKJ auchim Rahmen ihres Arbeitsbereiches „Freiwilliges Engagement“von Anbeginn verfolgt. Ihr war es dabeiwichtig, nicht nur die Vielfalt der Engagementformenund -zielgruppen zu erfassen. Darüber hinaus solltebeschrieben werden, welches fachliche Profil, welcheBildungsleistung und welche zivilgesellschaftlicheQualität das Engagementfeld Kultur hat.Ausgangspunkte der Evaluationen, die intern oderextern durchgeführt wurden und alle BKJ Projekte(FSJ Kultur, JUGENDfürJUGEND, >kek


zu erstellender Fragebögen und einer anwenderfreundlichenSoftware lassen sich mit diesem Tooldie Wirkungen internationaler Jugendbegegungenohne größeren Aufwand statistisch auswerten undübersichtlich präsentieren. Eine CD-Rom enthältstandardisierte Fragebögen, die bei Bedarf zusätzlichdurch eigene Fragestellungen der Träger ergänztwerden können und so zu einem auf die jeweilige Begegnungzugeschnittenen und gleichzeitig wissenschaftlichabgesicherten Evaluationsinstrumentwerden. Die statistische Auswertung der Antwortender jugendlichen Teilnehmer/innen übernimmt anschließenddie Software „GrafStat“ der Bundeszentralefür politische Bildung (bpb). Für internationaleJugendbegegnungen sind die Sprachen Deutsch,Französisch, Polnisch und Englisch verfügbar. ImVerlauf des Jahres <strong>2009</strong> sollen die Inhalte der CR-Rom allen interessierten Trägern auch im Internet zugänglichgemacht werden.Innerhalb des Jahres <strong>2008</strong> hat die BKJ alle von ihrfinanziell geförderten Träger mit den Evaluationsmaterialienversorgt und ausdrücklich zur Nutzung desInstruments ermuntert. Die Rücklaufzahlen sind jedochnoch zu niedrig um repräsentative Ergebnissedaraus ableiten zu können. Gezielt wurden <strong>2008</strong> inZusammenarbeit mit der BKJ vor allem die deutschpolnischenJugendkulturbegegnungen im Rahmeneiner Soziologie-Diplomarbeit mit Hilfe des Evaluationsinstrumentsuntersucht, so dass in <strong>2009</strong> mit interessantenInformationen, u. a. auch zu den soziodemografischenDaten der jugendlichen Teilnehmer/innen, zu rechnen ist. ()onds SoziokulturDer Fonds Soziokultur ist ein gemeinnütziger Verein,dem außer der BKJ sieben weitere Bundesverbändeder soziokulturellen Arbeit und der Kulturellen Bildungangehören. Seit 1988 fördert er Projekte, indenen Menschen zur aktiven Teilnahme am kulturellenund gesellschaftlichen Leben ermutigt werden.Die Projekte sollen Modellcharakter haben und fürandere soziokulturelle Initiativen und Einrichtungenqualitative Maßstäbe setzen. Im Kuratorium desFonds wirken auf Vorschlag der BKJ das BKJ-VorstandsmitgliedWolfgang Zacharias und die ehemaligeMitarbeiterin Ina Bielenberg an den Förderentscheidungenmit. In der BKJ Geschäftsstelle berätdie Grundsatzreferentin Kirsten Witt bei Fragen derAntragstellung.Die Fördermittel des Fords werden von der Kulturstiftungdes Bundes bereitgestellt. Im Jahr <strong>2008</strong> konntenaus dem Fonds Soziokultur insgesamt 89 Projektemit einer Fördersumme von etwa 1.000.000Euro gefördert werden. Dabei musste das Kuratoriumeine Auswahl treffen aus insgesamt 900 Projektanträgen.Projekte, die den interkulturellen Dialog fördern, bilden– wie auch Kulturarbeit von und mit Kindern undJugendlichen – seit Jahren einen Schwerpunkt in derFörderung des Fonds. Auffällig war für die vergangeneFörderperiode, dass vor allem die Vielzahl vonProjektanträgen aus ländlichen Regionen überzeugten.„Kulturelle Teilhabe als gesellschaftliches Potenzialist ein roter Faden, der sich durch viele Projektkonzeptezieht. Es ist bewundernswert, mit welcherHingabe und Kreativität kulturelle Akteure besondersin strukturschwachen Regionen Gestaltungsfreudesäen und Horizonterweiterung ernten“, so Gerd Dallmann,Kuratoriumsvorsitzender des Fonds.reiwilliges Engagement in der SchuleDie kulturellen Freiwilligendienste FSJ Kultur und>kekkek< Studenten/innenund Senioren/innen mit einem „Kulturbeutel“ anGrundschulen entsandt. Als Anbieter/innen von wöchentlichenMedien-, Theater- und Kunstkursen oderals „Lese-Omis“ vermittelten sie Kultur. Die KunstundMusikschule Osnabrück startete das Freiwilligenprojekt„Picassos Kinder“. Es bot Grundschulkinderndie Gelegenheit zum kreativen Tätigsein nacheinem langen Schulalltag.Im FSJ Kultur beteiligen sich die Träger in Rheinland-Pfalz und in Hessen an den dort ansässigen Landesprogrammen„FSJ in Schulen“. Hier wurden und werdendie jungen Freiwilligen direkt in der Schule einge-52


setzt. Sie realisieren innerhalb des Schulalltags Kulturprojekte.In Hessen soll damit konkret auch daskulturelle Schulprofil gestärkt werden. Ein anderesModell hat die LKJ Niedersachsen entwickelt, indemFSJ Kultur Freiwillige in einer (außerschulischen) Kultureinrichtungden Auftrag erhalten, Angebote KulturellerBildung in und mit Partnerschulen zu schaffenund zu erweitern.Ein besonderes Modell: der „Jugendbegleiter“ inBaden-Württemberg. Ganztägige Betreuungsangeboteim schulischen Raum werden entwickelt underprobt, Freiwillige – häufig durch freie Träger vermittelt– in die offene Ganztagsschule integriert. EinSchwerpunkt dieses Modells ist Bildung mittels Kunstund Kultur. Beteiligt sind u. a. die LKJ, die LAG derJugendkunstschulen, die LAG der Kulturinitiativenund Soziokulturellen Zentren oder das KommunaleKino Stuttgart. Das Angebot ist entsprechend breit:Band-Workshops, Schultheater, Ausstellungen, Filmvorführungen,medienpädagogische Projekte etc.Im PlusPunkt Kultur, dem BKJ Wettbewerb für jungesEngagement in der Kultur, haben viele Bewerber/innen ihre Projektideen zum Schwerpunkt „MehrKultur an Schule!“ eingereicht. Sichtbar werden hierKonzepte von Schülern/innen für Schüler/innen, vonStudenten/innen für Gesamtschulen oder von jungenErwachsenen für die Primarstufe. Ihnen allen istgemein: Kultur soll an den Schulen nicht einfachsporadisch eine Rolle spielen, sondern sich fest alsAngebot in allen Schulformen verankern.Dass bei einer Verbindung von Schule, Kultur undEngagement besondere Hürden und Herausforderungenwarten, liegt auf der Hand. Gemeinsame Zieleund Erwartungen müssen formuliert, Ressourcenund Verbindlichkeiten geklärt, unterschiedlicheSystemlogiken und Handlungsansätze miteinandervereinbart werden. Unbenommen ist, dass beideInstitutionsformen – Schule und außerschulischeEinrichtungen – ebenso wie die Freiwilligen undSchüler/innen davon profitieren können.Hierzu kann man in den Beiträgen der BKJ ReferentenKerstin Hübner und Jens Mädler in der Ausgabe01/<strong>2009</strong> des Magazins Kulturelle Bildung mehrerfahren. Welcher Einfluss sich indes auf die Entwicklungder Schulkultur zeigt bzw. welche Verhältnisbestimmunges zwischen professionellen Kulturpädagogen/innenund Kulturengagierten gebenmuss, wird die BKJ mit ihren Mitgliedern diskutieren.Weil die BKJ dieser dynamischen Entwicklunggestaltend begegnen will, hat sie hierzu eine kleineArbeitsgruppe gegründet.SJ Kultur – eine starke MarkeDas FSJ Kultur hat sich im Jahr <strong>2008</strong> weiterhin imvielfältigen Feld der Freiwilligendienste als ein spezifischesund wertgeschätztes Angebot etabliert. Am1. September <strong>2008</strong> begannen fast 900 Freiwillige ihrFSJ Kultur. Dieser enorme Zuwachs von nochmals25% soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dassdie Träger die Qualität des FSJ Kultur vor dessenquantitatives Wachstum stellen.Daher werden viele Entwicklungen innerhalb des FSJKultur auch von außen mit Interesse verfolgt undzum Teil unterstützt. So kommt der Rückenwind desFSJ Kultur durch die Enquete-Kommission „Kultur inDeutschland“, die in ihren Empfehlungen einen Ausbauder FSJ Förderung im In- und Ausland fordert,nicht von ungefähr. Die Mitglieder der Kommissionsprechen sich v. a. auch für die Marke FSJ Kultur alsHandlungsfeld der Kulturellen Bildung aus.Auch die renommierte Bertelsmann-Stiftung hat sichfür das FSJ Kultur interessiert. Sie zeigte ihre Anerkennung,indem sie diesenFreiwilligendienst alseines von zehn förderungswürdigen Projektbeispielenin ihren Themenreport „Orientierung für sozialeInvestoren – Freiwilliges Engagement: MitmachenMitgestalten" aufnahm. Diese Publikation richtet sichan andere Stiftungen und Unternehmen, die auf derSuche nach potenziellen Finanzierungsprojektensind. Das FSJ Kultur ist das einzige Kultur- und auchFreiwilligendienstprojekt, das vorgestellt wird. Erneuthebt der Report der Bertelsmann-Stiftung die spezifischeQualität des FSJ Kultur – Kultur, Bildung, Engagementund Jugend – in der Verantwortung desTrägerverbundes hervor.Innerhalb des Trägerverbundes stand das Jahr <strong>2008</strong>unter der Frage, wie sich die besondere Qualität desFSJ Kultur beschreiben und umsetzen lässt. Dazuwurde das mittlerweile sieben Jahre alte Qualitätskonzeptauf den Prüfstand gestellt und aktuellen Anforderungenangepasst – sei es in Hinsicht auf dasneue Jugendfreiwilligendienstegesetz, aufgrund derErfahrungen aus der Praxis oder in Angesicht der sichverändernden Rahmenbedingungen für Jugendliche.Ein entscheidender Impuls war zudem, erstmals eineausführliche „Pädagogische Rahmenkonzeption fürdas FSJ Kultur“ zu erarbeiten. Hier wurde unter Leitungder BKJ nicht nur eine Arbeitsgruppe gegründet,sondern auch alle pädagogischen Mitarbeiter/innenim FSJ Kultur und die Geschäftsführer/ innen der Trägereinbezogen. Sie alle betonten, in welch engemWechselverhältnis sich Qualität und Marke befinden.53


enerationsoffenerFreiwilligendienst >kekkek< – Kultur. Engagement.Kompetenz. Mit 19 >kek< Partnern entwickelte dieBKJ jenseits des klassischen Ehrenamtes eine neueForm freiwilligen Engagements, welche sich an alleAltersgruppen wendete, alle künstlerischen Spartenund institutionellen Organisationsformen in der Kulturumfasste und auf dem Land wie in der Stadt stattfindenkann. Dies machte die >kek< Praxis überausvielfältig (siehe www.kek-projekt.de). Umso wichtigerwar von Anbeginn die Verständigung auf ein gemeinsamesQualitätskonzept, das den inhaltlichen undstrukturellen Rahmen setzte. Mittels Arbeitstreffen,Weiterbildungen sowie Beratungsangeboten stelltedie BKJ ihr Know-how zur Verfügung und steuertedas Modellprojekt verantwortlich.>kek< Partner der BKJ waren die LKJs, weitere Landesorganisationenund einzelne kommunale Einrichtungenaus dem BKJ-Mitgliedsspektrum bzw. derKultur- und Jugendarbeit. Als Einsatzorte fungiertenbeispielsweise Jugendkunst- und Musikschulen,theaterpädagogische und soziokulturelle Zentren,Kindertagesstätten und Grundschulen, Lokalradiosund interkulturelle Begegnungsstätten.Die >kek< Partner realisierten mittels Freiwilligenmanagementunterschiedliche Schwerpunkte, zudenen Qualifizierung, Projektarbeit, Netzwerke/Kooperationenzählten. Gerade dem Aspekt der Organisationsentwicklungkam dabei große Bedeutung zu.Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil sichdarin die BKJ-Zielstellung „Infrastrukturelle Weiterentwicklungfür freiwilliges Engagement in der Kultur“widerspiegelt. Dieses nachhaltige Partnernetzwerk,das sich qualifiziert und erweitert hat, ist einentscheidender Erfolg des Modellprojektes.Über 1.000 Freiwillige engagierten sich in drei >kekkek< Freiwilligendienst aufnahmen, ist dennochdas weite Spektrum biografischer Situationen auffällig,in denen sich die Freiwilligen befanden: Arbeitslosigkeit,Ruhestand, Übergang von Eltern- oder Studienzeitin Erwerbsphasen, Schule/Ausbildung/Studiumergänzend. Über ein Drittel der Freiwilligenwaren Männer. Damit haben die >kek< Partner Generationsoffenheitund Zielgruppenerweiterung realisiert.Die besondere Fachlichkeit, die sich aus dem Einsatzfeld„Kultur“ ableitet und Grundlage für das Qualitätskonzeptbildete, wird auch in der Motivation derFreiwilligen und ihrem ausgeprägten Kulturinteressewie auch in den Bildungsaspekten des >kek< Freiwilligendienstessichtbar. Es gab eine große SpannundReichweite von Fortbildungsangeboten, die sichauf den konkreten Einsatz und die weiteren persönlichenund beruflichen Perspektiven bezogen. Damitsetzte >kek< das Konzept des lebensbegleitendenLernens um.Das Modellprojekt hat zudem – so die abschließendeexterne Evaluation des Zentrums für ZivilgesellschaftlicheEntwicklung – gezeigt, dass im EngagementfeldKultur Erfolgsfaktoren und -indikatoren erkennbarsind, welche diesen Bereich im Besonderenauszeichnen. Dazu gehören eine umfassende Kulturder Anerkennung und Partizipation sowie ausgeprägteWirkungsdimensionen (Erweiterung vonKompetenzen, sozialen Netzen und Horizonten; Erlebnissevon Freude/Spaß, Selbstwirksamkeit undStolz).erausforderung:Jugendfreiwilligendienste-GesetzIm Jahr <strong>2008</strong> wurde die gesetzliche Grundlage fürdas FSJ Kultur novelliert: Am 1. Juni trat das Gesetzzur Förderung von Jugendfreiwilligendiensten inKraft. Anlass für diese Gesetzesnovelle war der Versuch,den Trägern vom FSJ (Freiwilliges SozialesJahr) und FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) vertraglicheWege zu bereiten, die dazu führen, dassUmsatzsteuerzahlungen innerhalb des Freiwilligendienstesweitest gehend vermieden werden können.Dieses Ziel wurde nur bedingt erreicht. Das Bundesfinanzministeriumverweigerte im Vorfeld den Jugendfreiwilligendiensteneinen Ausnahmetatbestandim Umsatzsteuerrecht, der sich nach Meinungder Träger auf Grundlage des Bildungscharakters vonFSJ und FÖJ ableiten ließe bzw. dringend erforderlichwäre. So blieb dem Jugendfreiwilligendienste-Fachgesetzdie Lösung der komplexen Umsatzsteuerfrageüberlassen. Dass dies nur unbefriedigend geschehenkonnte, liegt auf der Hand. Dreh- und Angelpunktaus der Perspektive der Finanzbehörden istdie Frage der Personalgestellung vom Träger in seinerQuasi-Arbeitgeberfunktion an die Einsatzstelle unterKostenbeteiligung der Einsatzstelle. Eine solche Personalgestellungist als Leistungsaustausch umsatzsteuerpflichtig.Diese Bewertung wurde unabhängig54


von der inhaltlichen Zielstellung der Jugendfreiwilligendienstegetroffen (Bildung, Orientierung und Engagementjunger Menschen im Praxiseinsatz undmittels pädagogischer Begleitung), die ja notwendigerweisedas Dreiecksverhältnis von Träger, Einsatzstelleund Freiwilliger/m begründet. Hier widersprachendie sachlichen Argumente fiskalischen Überlegungen.Wie sich nunmehr die Arbeitgeberfiktion andie Einsatzstellen übertragen lässt und dennoch diestrukturellen Notwendigkeiten in FSJ und FÖJ erfülltwerden können, ist eine Herausforderung an die Trägerund bleibt ihnen angesichts der immer neuenRechtsunsicherheiten leider weitest gehend in Eigenverantwortungüberlassen.Aufgrund des Zeitdruckes mussten und müssenauch die FSJ Kultur Träger die gefundene Lösung zunächstakzeptieren und umsetzen. Das enthebt diePolitik allerdings nicht von der Aufgabe, langfristigFSJ und FÖJ von der Umsatzsteuer zu befreien, wiees weiter von den Trägern und Verbänden – unterihnen die BKJ – gefordert wird. Hier waren und sindLobbyaktivitäten enorm wichtig. Zudem lag ein umfangreicherModerations-, Informations- und Beratungsprozessgegenüber dem FSJ Kultur Trägerverbundin den Händen der BKJ.Daneben wurde das novellierte Gesetz genutzt, denneuen jugendlichen Biografieverläufen und der (bildungs-)politischenAgenda Rechnung zu tragen. Zumeinen wurden Flexibilisierungsmöglichkeiten geschaffen:FSJ und FÖJ sind nun in einer Dauer vonsechs bis 24 Monaten möglich, können auch in Blöckenvon drei Monaten durchgeführt oder als FSJ„Klassik“, FSJ Kultur, FSJ Sport, FÖJ etc. bei unterschiedlichenTrägern bzw. als FSJ/FÖJ In- und Auslandbeim gleichen Träger hintereinander abgeleistetwerden. Diesen Optionen steht der FSJ Kultur Trägerverbundvor dem Hintergrund der organisatorischenund finanziellen Realisierbarkeit verhalten gegenüber,zumal das FSJ Kultur Bildungskonzept aufeinen 12-monatigen Zyklus ausgelegt ist.Zum zweiten versucht das Gesetz neben der Engagementperspektivedem Bildungsaspekt stärker Rechnungzu tragen, wobei hier eine Vermischung von informellerund non-formaler Bildung unter gemeinsamerVerantwortung von Trägern und Einsatzstellengemeint ist. Dass es dabei zu einer stärkeren Fokussierungvon (formalen) Lernzielen und Kompetenzerwerbkommt, bewerten die FSJ Kultur Träger kritisch.Auch ist unklar, inwieweit sich weitere Belastungenden Einsatzstellen gegenüber vertreten lassen.Dies werden Erfahrung und Evaluation zeigen.Die BKJ hat sich im Jahr <strong>2008</strong> gemeinsam mit demTrägerverbund dem neuen Jugendfreiwilligendienste-Gesetzgestellt und Einfluss auf dessen Ausgestaltunggenommen. Neben den Arbeitstreffenwurde dazu die „Pädagogische Rahmenkonzeption“genutzt.nterkultur –Herausforderung und PraxisfeldInterkulturelle Kompetenz gilt als unverzichtbar undinterkulturelles Lernen als zentrale gesellschaftlicheHerausforderung. Kulturelle Bildung ist oft auch InterkulturelleBildung – entweder bewusst als solchekonzipiert oder aufgrund der jeweiligen Teilnehmerstruktur,Themen, Methoden – oder auch durch ihreBildungswirkungen. Als Akteure und Vertreter/innender Kulturellen Kinder- und Jugendbildung sind diein der BKJ zusammengeschlossenen Fachorganisationengefordert, ihre Bildungspraxis interkulturellsensibel zu beleuchten und weiterzuentwickeln. ImRahmen einer Mitgliederbefragung wurde untersucht,welche Ziele und Konzepte Träger der KulturellenBildung im Themenkomplex Interkultur verfolgen,mit welchen Praxisformen, und wie Fachkräftequalifiziert werden (sollten). Erfahrungen wurdengesammelt und Handlungs- und Forschungsbedarfefestgestellt. Demnach liegen der Bildungspraxis derBKJ-Mitglieder folgende Überzeugungen zugrunde:>> „Vielfalt ist ein Wert, den es zu schützen gilt.“>> „Ein zentrales Ziel interkultureller Bildung ist Sensibilitätund Respekt für unterschiedliche Lebenssituationenund Biografien.“Interkulturelle Bildung wird folgendermaßen charakterisiert:>> „Bei interkultureller Bildung geht es um die Begegnungvon Kindern und Jugendlichen mit verschiedenemkulturellen Hintergrund, mit demZiel, sich kennen und respektieren zu lernen.“>> „Interkulturelles Lernen ist eine Bildungsaufgabe,die alle Menschen betrifft, die in einer Gesellschaftzusammen leben.“>> Bildung bezieht sich auf Verschiedenartigkeit (Diversity)auf allen Ebenen, von denen ethnischeHerkunft nur eine ist.“Unterschiede der Lebenssituation, der Lebens-Stile,der kulturellen Kontexte (jenseits von ethnischer Zugehörigkeit)sind entscheidend. Daher ist interkulturelleBildung kein „Migranten-Thema“. Ansätze, dieunter interkultureller Bildung lediglich die Integration55


von Menschen ausländischer Herkunft und aus Einwandererfamilienin die deutsche Gesellschaft geht,greifen zu kurz.Interkulturelle Bildung im BKJ-Trägerspektrum hatihren Ort vor allem in der Praxis: in Kursen, Workshops,Projekten und insbesondere in internationalenBegegnungen. Modellprojekte gibt es bislang wenige.Die Mehrheit der befragten Mitglieder nimmt keineSchwerpunktsetzung bei den Zielgruppen vor. Beiden anderen richten sich die Aktivitäten insbesonderean sozial benachteiligte und bildungsbenachteiligteKinder und Jugendliche sowie an Jugendlicheaus Einwandererfamilien. Einige Mitglieder richtenihre Angebote gezielt an Jugendliche mit Behinderungen.Den Stellenwert interkultureller Bildungsangebote inihrer Organisation/Einrichtung schätzt die Hälfte derBefragten hoch ein. In ihrem jeweiligen Mitgliedsspektrumsehen die Befragten ebenfalls eine Relevanzdes Themas, allerdings schätzen sie sie dortetwas niedriger ein als bei sich selbst.Die interkulturelle Kompetenz von Multiplikatoren/innen wird gefördert durch Seminare und Workshopssowie durch Fachtagungen und schriftliche Arbeitshilfen.Teilweise geschieht dies im Rahmen von Modellprojekten.Einzelne bieten längerfristige beruflicheoder berufsbezogene Fortbildungen an und führeninternationale Fachkräfteprogramme durch. EinViertel der Mitgliedsorganisationen führt keine Qualifikationsangebotefür Multiplikatoren/innen in diesemThemenfeld durch. Mit ihren Fortbildungsangebotenwollen die Organisationen ihre Multiplikatoren/innenvor allem für den Umgang mit Differenzund Verschiedenartigkeit sensibilisieren sowie derenkommunikativen Kompetenzen fördern. Insbesonderegeht es um die Vermittlung spezieller Arbeitsformenin ihrem jeweiligen kulturpädagogischenFachgebiet. Die Fachkräfte der Kulturellen Bildungsollen außerdem befähigt werden, Identitätsfindungsprozesseund Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen.Die Vermittlung von Strategien zur interkulturellenÖffnung von Einrichtungen wird nur von wenigen Organisationenbenannt.Bezogen auf die Praxis der Kulturellen Bildung haltendie Mitgliedsorganisationen die Entwicklung und Erprobungmethodisch-didaktischer Konzepte interkulturellerBildungsarbeit sowie die Verstärkung derwissenschaftlichen Begleitung interkultureller Praxisfür wichtig.Ziel zukünftiger Weiterentwicklungen in diesem Themenfeldmuss aufgrund dieser Ergebnisse sein, eineinterkulturell sensible kulturelle Bildungspraxis zuetablieren – nur so kann verhindert werden, mit deneigenen Strukturen und Ansichten ungewollt Ausgrenzungzu bewirken.ugendkulturaustausch mit FrankreichIm Jahr <strong>2008</strong> konnten 14 deutsch-französische Jugend-und Fachkräftebegegnungen im Bereich derKulturellen Kinder- und Jugendbildung gefördert werden(57% davon Jugendbegegnungen). 62% der Jugendbegegnungenwurden mit Partnern aus Drittländernorganisiert, darunter Jugend(kultur)einrichtungenaus Großbritannien, der Türkei, Polen und Russland.Das Fördervolumen belief sich auf insgesamt81.426,50 Euro. Wiederholt konnten neue Träger undPartner für die deutsch-französische Zusammenarbeitgewonnen werden, u. a. aus den PartnerregionenThüringen und der Picardie, die im Rahmen derdeutsch-französischen Kooperationstagung der BKJ20<strong>07</strong> im Fokus des Interesses gestanden hatten. Sorealisierte die LKJ Thüringen eine Sommerkunstwerkstattmit Partnern aus Commeray und Perm(Russland) und der Verein Kulturland Hainleite organisierteeine deutsch-französische Jugendbegegnungzum Thema „Kunst in ländlicher Umgebung“.Französischer Partner hier: ein soziokulturelles Zentrumin Amiens.Bei der Lektüre der Sachberichte fällt auf, dass vieleTräger ihre Projekte inzwischen interdisziplinär ausrichten,d. h. es werden Workshops in verschiedenenThemenbereichen bzw. künstlerischen Sparten angeboten.Den Teilnehmern/innen wird dadurch einefreie, an individuellen Interessen orientierte Workshopwahlermöglicht. Künstlerische Vorerfahrungenwerden nur in seltenen Fällen vorausgesetzt. Innerhalbder Workshops arbeiten die Teilnehmer/innenintensiv mit Jugendlichen aus den Partnerländernzusammen, erleben vielseitige interkulturelle Austauschmöglichkeitenund werden dabei durch erfahreneKünstler/innen und (Kultur-)Pädagogen/innenangeleitet und betreut.Die in den Workshops behandelten Themen sind vielfältigund reichen von „Narren, Marginalisierung undVerrücktheit“ über „Jung sein in Europa“, „Kunst inländlicher Umgebung“, „Progression vom Ich zumDu“, „Die Welt der Laute – früher und heute“ bis hinzur „Auseinandersetzung mit der eigenen und frem-56


den Nationalität/Identität“ u. a. Oftmals münden diejeweiligen Workshoparbeiten in eine gemeinsameinterdisziplinäre Abschlusspräsentation, die motivierendauf die Jugendlichen wirkt und gruppendynamischeProzesse effektiv unterstützt. Insgesamt istzu beobachten, dass bei der Programmgestaltungsoziale und kulturelle Herkunft sowie individuelleInteressenslagen, Eigenheiten und Fähigkeiten derJugendlichen intensiv in den Blick genommen werdenund die jeweils pädagogisch Verantwortlichenauch auf unvorhersehbare Entwicklungen flexibelreagieren.Die Zielgruppen der jeweiligen Träger sind bunt gemischtund ergeben einen Querschnitt durch unterschiedlichsteGesellschaftsschichten. Manche Trägerwagten diesbezüglich ‚kontrastreiche Konstellationen’und beschreiben die Auswirkungen durchauspositiv: „Gerade bei ihnen (zwei jungen Auszubildendenaus Bad Freienwalde, die sich den interkulturellenHerausforderungen des deutsch-französisch-(deutsch-)türkischen Projekts anfänglich nur ungernstellen wollten) bemerkte man, dass interkulturellesLernen und Handeln Früchte tragen im Umgang mitsich selbst und anderen.“ (Schlesische 27, Berlin).Neben den künstlerischen Aktivitäten spielte dieSprachförderung eine große, die inhaltlich-künstlerischeArbeit zum Teil antreibende Rolle. Die Trägerberichtemachen deutlich, dass Sprachförderung besondersnachhaltig wirkt, wenn sie eng an die jeweiligenBegegnungsinhalte und Aktivitäten gekoppeltwird. Gerade im Bereich des Jugendkulturaustauschsliegt hier ein großes Potenzial, da viele künstlerischeSparten (Theater, Zirkus, Film, Literatur, Medien, Hip-Hop) einen sinnlicheren, kreativeren Zugang zur(Fremd-)Sprache ermöglichen: „Wir begegnen demText mit dem Körper und umgekehrt (...). Jeder Teilnehmerwird im doppelten Sinne beteiligt sein, wirdselbst sowohl schreiben als auch spielen (...). DieseZielvorstellungen sind gelungen.“ (Thalia TheaterHalle).Insgesamt lässt sich beobachten (auch im Hinblickauf Projektvorhaben <strong>2009</strong>), dass immer mehr Trägerauch auf der deutsch-französischen Ebene die Kooperationmit Schulen und anderen (Aus-)Bildungseinrichtungensuchen. Damit erschließen sie sichzum Teil neue Teilnehmerkreise und liefern mit ihrenprojektorientierten Ansätzen einen wertvollen Beitragzur Bereicherung des Schulalltags.inderkommission:Kulturpolitik für KinderDie KiKo – wie die Kinderkommission des DeutschenBundestages abgekürzt heißt – hat im April <strong>2008</strong>ihre Arbeit an dem Themenschwerpunkt „Kinder undKultur“ mit der Stellungnahme „Eigenständige Kulturpolitikfür Kinder und Jugendliche etablieren“abgeschlossen. In verschiedenen Zusammenkünftenund Anhörungen hatte sich die Kommission hierfürvon BKJ-Vertretern/innen aus dem Vorstand undaus Mitgliedsorganisationen beraten lassen sowiedie BKJ-Geschäftsstelle um Zuarbeiten gebeten.„Wenn es um Kultur geht, dann geht es selten umKinder – wenn von Kindern die Rede ist, dann sprichtman kaum von Kultur. Dieser Befund zum Thema„Kinder und Kultur“ ist ernüchternd. Damit läuft diedeutsche Kulturlandschaft Gefahr, ihre Zukunft zuverspielen. Die Bedeutung von Kultur für unsereKinder wird systematisch vernachlässigt. Was eineGesellschaft verliert, die ihre Kultur vernachlässigtist nicht weniger als ihre Identität.“ So beginnt dieStellungnahme der KiKo, und fraktionsübergreifendsind sich alle Mitglieder dieser „Kommission zurWahrnehmung der Belange der Kinder“ im DeutschenBundestag einig: „Kulturelle Bildung soll zueiner Selbstverständlichkeit für jedes Kind werden– für Eltern, Schulen, Kindergärten, die Kommunenund die Länder. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarfes einer ‚Kulturpolitik für Kinder’.“Die Kinderkommission fordert unter anderem:>> einen Ausschuss „kulturelle Kinder- und Jugendbildung“bei der Kultusministerkonferenz (KMK),der sich als ressortübergreifendes Netzwerk sowohlaus Vertretern/innen der Länder (Ressorts:Kinder und Jugend, Bildung, Kultur) als auch ausexternen Experten/innen, insbesondere der BKJzusammensetzt;>> die Vernetzung von kommunalen Bildungs- undKultureinrichtungen (mit schulischen und außerschulischenkulturellen Bildungsangeboten) zufördern;>> freien Eintritt in alle kulturellen staatlichen Einrichtungenfür Kinder;>> die Aufnahme und Ausweitung von kulturellenProgrammen und Projekten in den „Nationalen Integrationsplan“;>> eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, die zur festenVerankerung des gesellschaftlichen Bewusstseinsüber die große Bedeutung von Kunst undKultureller Bildung beiträgt.57


Die BKJ hat sich gefreut, dass viele ihrer Impulse vonder Kinderkommission aufgegriffen wurden. Der BKJVorstand hat in seiner Stellungnahme die Forderungender KiKo sehr begrüßt und angeboten, mit den Infrastrukturender Kulturellen Bildung die Umsetzungeiner „Kulturpolitik für Kinder“ aktiv zu unterstützen.Zum 20. Geburtstag der Kinderkommission wünschteder BKJ-Vorsitzende der KiKo weiterhin viel Energieund Durchsetzungsvermögen bei der Realisationihrer Vorhaben. ()irche und Kulturelle BildungEinmal jährlich treffen sich Verantwortliche und Multiplikatoren/innender katholischen Jugendarbeit ausganz Deutschland zur Jahreskonferenz Jugendseelsorge.Beim Treffen im November <strong>2008</strong> stand diemehrtägige Fachkonferenz ganz im Zeichen der KulturellenBildung. Unter dem Motto: „Don’t dream it. –Be it! diskutierten die Teilnehmer/innen „Möglichkeitenund Chancen der musisch-kulturellen Praxis inder Jugendpastoral“.Prof. Dr. Max Fuchs, Vorsitzender der BKJ und KirstenWitt, Grundsatzreferentin der BKJ, brachten die theoretischenGrundlagen Kultureller Bildung und praktischeHilfestellungen in die Tagung ein.„Zwar sind Kunst und Kultur selbstverständlichePhänomene unserer Gegenwartsgesellschaft, abersind sie auch Bestandteil unserer jugendpastoralenKonzepte?“ formulierte das Tagungsprogrammselbstkritisch die Ausgangsfrage des viertägigenTreffens im Haus Werdenfels, dem Exerzitienhaus derDiözese Regensburg. „Sind die musischen SpartenTanz, Kino, Musik, Theater, Malerei usw. nicht unverzichtbare‚Lebens-Mittel’ menschlicher Existenz undjugendlicher Identitätsbildung überhaupt?“Mit seinem Eröffnungsvortrag: „Kunst und Kulturmachen aus halben Portionen ganze Persönlichkeiten.Anthropologische Grundlagen Musisch-KulturellerBildung“ steckte Prof. Dr. Max Fuchs den theoretischenRahmen des Tagungsdiskurses ab. Für vieleüberraschend war die Tatsache, dass der Zugang zuKultureller Bildung für Kinder und Jugendliche nichtnur sinnvoll und wünschenswert, sondern auch gesetzlichfestgeschriebenes Recht ebenso wie gesellschaftspolitischePflicht ist. Den praktisch-theologischenKonnex zum Thema stellte Pfr. Thomas Frings,Vorsitzender der Kunstkommission des BistumsMünster in seinem Statement her.Musisch-kulturelles Handeln verbindet Sinn undSinnlichkeit auf geheimnisvolle Weise. Fachleutesprechen gar von einer spirituellen Relevanz künstlerischenAusdrucks- und Erlebnishandelns, aberauch von der wichtigen Zweckfreiheit künstlerischenTuns.Den Praxisteil der Konferenz eröffnete Kirsten Wittmit einer Vorstellung der Mitgliedsorganisationen derBKJ und ihrer Arbeitsschwerpunkte unter dem Titel„Wer kann mir helfen? Strukturen, Infos, Ansprechpartnerder Kulturellen Jugendbildung“. Zusätzlichkonnten sich die Multiplikatoren/innen der katholischenJugendämter aus dem ganzen Bundesgebietan einem Bücher- und Infotisch mit zahlreichen Materialiender BKJ-Mitglieder versorgen.Die praktisch orientierten Workshop-Phasen gestaltetenKünstler/innen und Kulturpädagogen/innenaus den Sparten Tanz, Schreiben, Malerei, Musical,NGL, Bandarbeit, Bildhauerei, Theater und Kino.ulturelle Vielfalt und ZivilgesellschaftIm Oktober <strong>2008</strong> traf sich der Arbeitskreis BürgerschaftlichesEngagement und Freiwilligendienste derBKJ. Expertinnen und Experten der Kulturellen Bildungund Kulturarbeit, aus den kulturellen Freiwilligendienstenund Mehrgenerationenhäusern diskutiertendas Thema „Kulturelle Vielfalt und Engagementin der Kultur“.Der BKJ war es wichtig, nach einer grundsätzlichenBestandsaufnahme zum Kulturbegriff Orientierungim Konzeptwirrwarr „Multikultur“, „Interkultur“ und„Transkultur“ zu finden. Entscheidend ist bei dieserPerspektive nicht, welche Ausdrucksform(-en) kulturelleVielfalt hat, sondern, mit welchem Verständnisihr begegnet wird. Begreifen die Akteure kulturelleSysteme eher als in sich geschlossen und miteinandernicht vereinbar? Welche Rolle spielen Dominanzkulturenin einer Gesellschaft und wie verhalten siesich gegenüber Kulturen von Minderheiten? Oderwerden Kulturen als dynamische Organismen gesehen,die nicht nur miteinander im Dialog stehen, sondernsich immer wieder aus anderen Kulturen speisenund die eigenen Grenzen erweitern? Welchen Gesellschaftengelingt es, ein neues Konzept des Miteinander-Seinsund Werte-Aushandelns ohne Majorisierungdominanter Kulturen zu leben?In der Diskussion wurde deutlich, dass Transkulturalitätder aktuell stimmigste Entwurf ist, um die Herausforderungeneines In-, Neben- und Miteinanders58


von unterschiedlichen Kulturen, Wertesystemen undLebensstilen zu bewältigen. Dabei muss immer gefragtwerden, wie die eigene – persönliche und institutionelle– Haltung gegenüber dem Thema ist undwelcher (Organisations-)Entwicklungsbedarf sichdaraus ergibt.Eine zweite Perspektive eröffnete die Präsentationüber das Engagementverhalten von Migranten/innenbzw. die Situation von Migrantenselbstorganisationen.Das Engagement von Menschen mit Migrationserfahrungist deutlich von informellen Kontexten geprägt,findet im Sozialraum statt und unterstütztsehr stark die Mitglieder der eigenen kulturellenGruppe mit all ihren Bedürfnissen. Dem deutschenVereinskonzept entzieht sich ein solches Engagementweitest gehend. Strukturelle Hürden und dieprekäre finanzielle Ausstattung der Migrantenselbstorganisationenerschweren die engagementorientierteKooperation in das Gemeinwesen, z. B. auch zuTrägern der Kulturellen Bildung. Vielfach gelingen dieEinbindung von Migrantinnen und Migranten sowiedie Kooperation mit Migrantenorganisationen eherzufällig oder über die persönliche Ansprache. NaheliegenderRückschluss wäre hier die stärkere Akzentuierungeiner aufsuchenden Arbeit. Dies könntewegbereitend für grundsätzliche und strukturelle Ansätzeder Zusammenarbeit wirken.Die transkulturelle Kompetenz unserer Gesellschaftals Ganzes ist noch nicht weit entwickelt, lässt sichals Resümee der intensiv geführten Diskussion festhalten.Auch der politische Rahmen, in dem sich dieKulturelle Bildung institutionell verortet, hat grundsätzlichein monokulturelles, also auf einer Mehrheitskulturbasierendes, Konzept, wobei Politik seiteiniger Zeit durchaus Bereitschaft signalisiert, dieMehrheitskultur zu diversifizieren. Träger der KulturellenBildung müssen sich selbst auf den Weg machenund mehr Verantwortung für innovative Konzepteübernehmen. Sie können Orte der Debatte undder Veränderung hin zu einer transkulturellen Gemeinschaftbieten.Die BKJ wird das Thema „Kulturelle Vielfalt“ mit denunterschiedlichen Dimensionen von Kultur, Bildung,Teilhabe, Demografie und Engagement weiterentwickeln.obby und Infrastruktur:Initiative Kulturelle Bildung HessenDie Kulturelle Bildung in Hessen weist bei aller Vielfaltan bedeutsamen Einzelaktivitäten ein Manko auf: Esfehlt an spartenübergreifenden Fachstrukturen KulturellerBildung. Wenn es also darum geht, Diskursezu führen, welche die Interessen der vielfältigen Akteurebündeln, um Lobby für Kinder und Jugendlichein Sachen Kultureller Bildung zu sein, ist die anwaltlicheStimme adäquater Interessenswahrung nichtzu vernehmen. Dieses Defizit führte im Vorfeld desLandtagswahlkampf <strong>2008</strong> zur Gründung des „Trio fürKulturelle Bildung", bestehend aus den Landesverbändender Jugendkunstschulen, der Musikschulenund der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur(LAKS) Hessen e. V. Übereinstimmend wurde festgestellt,dass es spartenübergreifende Kooperationenkaum gibt und die Kulturelle Bildung in ihrer Außenvertretunggegenüber den Ministerien und im Landeüber keine gemeinsame Lobby verfügt. Die Gründungdes Trios war ein erster Schritt, gemeinsame Interessenzu bündeln und zu artikulieren. Dieser Prozesswird nun, unter Federführung der BKJ und derLAKS, fortgesetzt.Die Initiierung eines landesweiten Diskussionsprozesseszur Entwicklung einer nachhaltig wirksamenFachstruktur Kultureller Bildung beginnt mit einerBestanderhebung und wird in eine Fachtagung münden.Während es in der Bestandserhebung um dieIdentifikation der Fachebene und die Initiierung undVerbreitung des Diskussionsprozesses geht, hat dieFachtagung „Kulturelle Bildung für Hessen stärken –Fachstrukturen vernetzen“ am 23./24.06.<strong>2009</strong> inder Landesmusikakademie Schlitz die Gründungeiner Interessenvertretenden Fachstruktur (KuBiHessen) zum Ziel.Aus Mitteln des Fonds Soziokultur ist es gelungen,einen grundlegenden Betrag für die vorbereitendeGründungsphase einer Landesstruktur einzuwerben.Dadurch ist es möglich, die landesweite Bestandserhebungdurchzuführen, die maßgeblichen Akteurezu identifizieren und frühzeitig kommunikativ einzubinden.Für die Durchführung der impulsgebendenFachtagung wurde die Unterstützung der SparkassenkulturstiftungHessen-Thüringen gewonnen.Ein erstes Initiativtreffen <strong>2008</strong> diente der Vorstellungdes Vorhabens und stieß auf breite Resonanz. Starkvertreten waren Mitgliedsverbände aus dem Spektrumder darstellenden (KJTZ, ASSITEJ, LandesverbandDarstellendes Spiel) und der bildenden Kunst59


(BDK, Landesverband Jugendkunstschulen). Gemäßden bisherigen Diskussionen wurde bereits in dieserfrühen Phase auf die inhaltliche Einbindung von externenAkteuren und potenziellen Partnern aus Kulturpolitik,Hochschule, externen Verbänden und derSparkassen-Kulturstiftung Wert gelegt.Nach Gründung und Verstetigung der LandesstrukturenKultureller Bildung plant die BKJ, das FSJ Kulturan den hessischen Partner abzugeben.agazin Kulturelle BildungDas Magazin Kulturelle Bildung der BKJ widmete sich<strong>2008</strong> dem Themenschwerpunkt „Teilhabe und Integration“durch Kulturelle Bildung. Kulturelle Teilhabeist von sozialer, ökonomischer und rechtlicher Teilhabenicht zu trennen. Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitiksind hier gleichermaßen gefordert, die Infrastrukturender Kulturellen Bildung in der Öffnung ihrerEinrichtungen und Angebote zu unterstützen. VerlässlicheKooperationen mit Kindergärten, Schulenund weiteren Bildungspartnern im Gemeinwesenbrauchen dauerhafte strukturelle Absicherung.Der Schlüssel für mehr Teilhabegerechtigkeit liegt inmehr Bildungsgerechtigkeit. Dabei muss Bildungzum Ziel haben, jeden einzelnen Menschen zu befähigen,reflektiert, sinnorientiert und mitgestaltendseine Lebensziele verfolgen zu können. Für das Integrationspotenzialder Kulturellen Bildung spricht,dass gerade benachteiligte junge Menschen inKunst- und Kulturprojekten die Erfahrung von Stärkeund Selbstwirksamkeit machen können. Dennkünstlerische und kulturelle Kompetenzen müssennicht zwangsläufig mit ausgeprägten, sprachlich-kognitivenFähigkeiten und schulischer Leistungsstärkeeinhergehen.Im Themenheft der „Kulturelle Bildung“ geben die Autorinnenund Autoren eine Fülle grundsätzlicher wiepraxisbezogener Anregungen dazu, was im Hinblickauf Zugangsoffenheit und ein ganzheitliches Bildungsverständniszu berücksichtigen ist, wie sichpersönlichkeitsorientierte und wissenszentrierte Bildungsmöglichkeitenbestmöglichst verzahnen lassenund wie in einer von Medien determinierten Wissensgesellschaftdie Kulturelle Bildung zu einerneuen Lernkultur und zu mehr Teilhabegerechtigkeitbeitragen kann.Beunruhigend sind die verfügbaren Daten und Forschungsergebnisse.Kulturelle Teilhabe ist heute vornehmlichden der Mittelschicht entstammenden Kindernund Jugendlichen vorbehalten. Sozial benachteiligteKinder und Jugendliche sind als Publikumkultureller Veranstaltungen und als Nutzer/innen vonAngeboten Kultureller Bildung deutlich unterrepräsentiert.Spannend wird der Umgang mit noch zu bewältigendenHerausforderungen: Hans-Jürgen Palme(Medienpädagogik, GMK, SIN München) bspw. bringtdas Lehr- und Lernziel einer „digitalen Lebenskunst“ein und Heinz-Jürgen Stolz (wiss. Mitarbeiter, DJI)fordert als zentrale Elemente von chancengleicherTeilhabe und individueller Förderung eine deutliche„Dekategorisierung“ und „soziale Durchmischung“.Neben der Vermittlung fachwissenschaftlicher Informationenund neuer Einblicke in teilhabeorientierte,interkulturelle und sozialintegrative Modellprojekte,zielt die Auswahl der Beiträge auch darauf ab, die Reflexionder strukturellen Rahmenbedingungen zu intensivierenund über die institutionelle Verortungkultureller Bildungsangebote stärker nachzudenken.edienbildungMedienbildung ist integraler Teil einer Kulturellen Bildungund hat durch den enormen Einfluss der digitalenelektronischen Medien auf alle Bereiche vonKunst, Kultur und Alltag stark an Bedeutung gewonnen.Für Information, Kommunikation, Selbstausdruck,Spiel und Spaß sind die vielfältigen Möglichkeitendes Internets, E-Communities, das Podcasting,Weblogs, mobile Kommunikation mit Handys,digitaler Rundfunk und das Spielen interaktiver Computerspieleaus unserer Alltagskultur nicht mehrwegzudenken. Allerdings stellen sich mit dem Einflussder Neuen Medien auch Fragen nach den Möglichkeitengesellschaftlicher und kultureller Teilhabe,nach verändertem Wahrnehmungs- und Kommunikationsverhaltenund neuen Chancen für Kreativitätund die Produktion von Kunst. Für die Träger KulturellerBildung ist klar: die Neuen Medien bereicherndie Vielfalt und das Ausdrucksspektrum KulturellerBildung. Aber die zunehmende Digitalisierung undVirtualisierung von Lebenswelten stellt zugleich einezusätzliche Herausforderung für die Kulturelle Bildungdar: in ihrer Rolle zur Unterstützung von Identitätsbildungund Teilhabe, in ihrer Aufgabe der Förderungvon Kompetenzen im aktiven, kritischen undverantwortungsbewussten Umgang mit Medien undin ihrer medienpädagogischen Verantwortung, Kinderund Jugendliche vor den Risiken der Neuen Medienund Kommunikationsangebote zu schützen.60


Viele Vorhaben standen dementsprechend <strong>2008</strong> aufder Agenda des BKJ-Arbeitskreises „KulturelleMedienbildung 2.0“, unter anderem:>> Die Positionierung zur Förderung einer nachhaltigenund bedarfsorientierten Medienpädagogikund ihrer Strukturen und das Gespräch darübermit Abgeordneten der Jugend-, Bildungs- undKulturpolitik beim Parlamentarischen Abend derBKJ am 09.04.<strong>2008</strong>. (>> Kap. 7: Handlungsempfehlungender BKJ-Mitglieder an die Jugend-, Bildungs-und Kulturpolitik)>> Die Stellungnahme des Deutschen Kulturrates„Neue Medien: Eine Herausforderung für die KulturelleBildung“ (Berlin, 11.04.<strong>2008</strong>), an der dieBKJ-Geschäftsführerin, unterstützt von JürgenLauffer von der GMK und Eva Bürgermeister vomKJF, mitarbeitete.>> Ein Fachforum „Kultur – Medien – Bildung:Games, Communities, Handys, iPods etc.“ beim13. Deutschen Jugendhilfetag in Essen. Eva Bürgermeister(KJF), Jürgen Ertelt (ijab/netzcheckers.de),Jürgen Lauffer (GMK), Hans-JürgenPalme (SIN, München), Matthias Pannes (VdM)und Wolfgang Zacharias (LKB Bayern) reflektiertenüber Bildungschancen in digitalen Räumenund stellten Erfahrungen und Erkenntnisse ausihren Praxiskontexten zur Diskussion.>> Die Erweiterung des Teilhabe-Diskurses um Fragender Partizipation und Medienbildung für alleund Impulse für die Themen „Computer im Kindergarten“und die „Genderfrage in digitalen Medien“.>> Der Austausch mit den BKJ-Vertretern/innen aufder Mitgliederversammlung im Herbst <strong>2008</strong>, verbundenmit dem Impuls, dass bei diesem Themaalle Fachstrukturen der Kulturellen Bildung gefordertsind – nicht nur die medienpädagogischenOrganisationen – und der Aufforderung, gemeinsamfür eine breite medienpädagogische Initiativezur Etablierung medienpädagogischer Inhalteund Förderung von Medienkompetenz inallen Bereichen der schulischen und außerschulischenBildung aktiv zu werden.>> Die Durchführung eines Fachtages bei den „WorldCyber Games“ in der Messe Köln.>> Die Vorbereitungen für die Mitwirkung bei derGames Convention <strong>2009</strong> in Köln.IXED UP <strong>2008</strong>Bereits zum vierten Mal lobte die BKJ <strong>2008</strong> den WettbewerbMIXED UP für erfolgreiche Kooperationen zwischenKultur und Schule aus. Dank der Unterstützungdurch das Bundesministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend (BMFSFJ) konnten unterder Schirmherrschaft der BundesjugendministerinUrsula von der Leyen erneut vier Preise im Wert vonje 2.500 Euro vergeben werden. Die MIXED UP-Bewerberschaft<strong>2008</strong> bewies, sowohl in quantitativer alsauch vor allem in qualitativer Hinsicht, einmal mehrdas große Interesse und den hohen Nutzen des Wettbewerbsfür die Etablierung erfolgreicher Kooperationspraxis.Somit mündete die Wettbewerbsrunde<strong>2008</strong> in der Kür von vier außergewöhnlichen Preisträgern:Das Jazzmobil der LandesarbeitsgemeinschaftJazz Niedersachsen e. V. qualifizierte sich mitseinen ungewöhnlichen Musikworkshops an Schulenfür eine Auszeichnung. Das Freiburger AktionstheaterPAN.OPTIKUM überzeugte die Wettbewerbsjurymit ihrem Theaterprojekt „Beeing Tween“, dasunterschiedlichste Schulformen vom Gymnasiumbis zur Schule für Körperbehinderte im künstlerischenSchaffensprozess miteinander vernetzt. Miteinem besonders innovativen Konzept machte dieStiftung Zuhören unter den zahlreichen Wettbewerbsbeiträgenauf sich aufmerksam: Ihre bundesweitenHörclubs an Grundschulen ermöglichen Kindern,ihre Zuhörfähigkeit auf kreative Weise weiterzuentwickeln.Der Sonderpreis „Kulturschule“ gingan die Hamburger Ganztagsschule Chemnitzstraße.( )Die offizielle Vergabe der MIXED UP-Kulturpreise fandam 22. Oktober <strong>2008</strong> in Berlin statt. Gerd Hoofe,Staatssekretär im BMFSFJ, überreichte den Wettbewerbsgewinnerndie Anerkennungspreise in feierlichemRahmen. Um die Potenziale und Grenzen vonKulturSchulen nach dem Beispiel der preisgekröntenHamburger Schule näher zu beleuchten, stand deran die Preisverleihung gekoppelte BKJ-Fachtag unterder Überschrift „Auf dem Weg zur KulturSchule –Schulentwicklung mit Kunst und Kultur?“Vertreter/innen der Praxis diskutierten gemeinsammit Expert/innen aus den Bereichen Jugend, Kulturund Schule die bisherigen Erfahrungen und Entwicklungauf diesem neuen Terrain.61


ewsletter„Kulturelle Bildung International“Ob neueste jugend-, kultur- und bildungspolitischeEntwicklungen in der EU, ob internationaler Wettbewerboder aktuelle Informationen zur Finanzierungvon Begegnungen, ob europäische Fachtagung oderOnline-Suche nach internationalen Austauschpartnern:Das ganze Jahr <strong>2008</strong> über fasste die BKJ zweimalmonatlich in ihrem Newsletter „Kulturelle BildungInternational" die wichtigsten Informationen fürinteressierte Kollegen/innen zusammen.Im Verlauf des Jahres stieg die Abonnenten/innen-Zahl kontinuierlich auf über 900 an. Viele Rückmeldungenvon Lesern/innen zeigen die deutliche Wertschätzung,die diesem nutzerfreundlich gehaltenenInformationsinstrument, das im September 20<strong>07</strong>neu an den Start ging, entgegengebracht wird.Über den Newsletter hinaus stehen unter www.bkj.de>> „International“ tagesaktuell Informationen ausverschiedenen Bereichen der internationalen Arbeitzur Verfügung. Von „Kultureller Vielfalt“ bis „NachhaltigeEntwicklung“, von „Austausch-Forschung“ bis„Projekt-Finanzierung“, von „Projektdokumentationen“bis zu „Publikationen & Arbeitshilfen“. Seit September20<strong>07</strong> wurden allein in diesem Bereich 1.100Meldungen übersichtlich aufbereitet. Aufgrund derInformationsfülle wird auch in diesem Bereich <strong>2009</strong>eine behutsame Überarbeitung der Internet-Präsenzerfolgen, um verschiedenen Zielgruppen noch direkterdas gerade für sie Wichtige zur Verfügung stellenzu können.ffentlich-rechtlicher Rundfunk„Jugend und öffentlich-rechtlicher Rundfunk – ein(noch) seltenes Paar?“ Wie können die ARD-Programmefür Jugendliche attraktiver werden? Mit diesenFragen beschäftigten sich die Mitglieder der Gremienund Programmbeiräte der ARD sowie Programmmacheram 5. März <strong>2008</strong> im Rahmen des erstenFachtags zum Thema „Jugend“ in München. DieBKJ war eingeladen, in einer Podiumsdiskussion amNachmittag aus jugendkultureller Perspektive Anforderungenund Lösungswege aus Sicht der KulturellenBildung aufzuzeigen. In der von Amelie Fried (BR) moderiertenRunde diskutierten Volker Herres (Fernsehdirektordes NDR), Reiner Tief (BR, Jugend und Multimedia),Oliver Pocher („Schmidt & Pocher“, DasErste),Kirsten Witt (BKJ), Constanze Kurz (Chaos ComputerClub) und Dr. Steffen Damm (FU Berlin, Institut fürKultur- und Medienmanagement) darüber, ob und wiedie ARD-Sender den nötigen Mut aufbringen können,sich stärker für junges Publikum zu öffnen. Die Diskussionwurde auf PHOENIX und BRalpha gesendet.Die Zahlen sind alarmierend, die ARD erreicht die 14-bis 29-Jährigen erschreckend wenig; punkten kannsie lediglich beim Sport. Die kontroverse und lebhaftgeführte Diskussion um Inhalte und Formate machtedeutlich, welch hohe strategische Bedeutung es fürdie ARD hat, schlüssige Antworten auf die Frage zufinden, wie mehr Jugendliche für die Programme begeistertwerden können. Eine engere Zusammenarbeitmit den Trägern und Strukturen, in denen Jugendlicheanzutreffen sind, wie beispielsweise derKulturellen Kinder- und Jugendbildung, bieten Chancenund Potenziale für beide Seiten. Denn: Die Heterogenitätund Dynamik jugendkultureller Realitätenmachen die Zielgruppe schwer fassbar.Vor dieser Herausforderung jedoch zu kapitulieren,ist schon deshalb unzulässig, weil Jugendliche einRecht auf Teilhabe an Kultur und Bildung haben undauch der öffentlich-rechtliche Rundfunk hier in derPflicht ist. Ebenso wie für die Anbieter Kultureller Bildungist es Aufgabe des Fernsehens und des Radios,Jugendlichen Raum zu geben: Raum für ihre Fragen,ihre Weltsicht, ihre Kommentare. Öffentlich-rechtlicherRundfunk kann nicht dabei stehen bleiben, Jugendliche„ansprechen“ zu wollen, wie es das Tagungsprogrammformulierte, sondern er muss sietatsächlich einbeziehen. Hier ist das reiche Potenzialder Träger Kultureller Bildung bei weitem noch nichtgenutzt. Strukturen und Einrichtungen aus dem Jugendkulturbereichmit denen des Rundfunks stärkerzu verzahnen, ermöglicht einen lebendigen Dialogund stellt relevante Inhalte zur Verfügung. Nur wennmehr junge Menschen beim öffentlich-rechtlichenRundfunk zum Zuge kommen, kann es gelingen,dass sich Jugendliche im Programm wiedererkennen,so auch das deutliche Plädoyer aus dem Plenumdes ARD-Fachtages.Formate der privaten Sender, die bei Jugendlichenbesonders gut ankommen, sind „Deutschland suchtden Superstar“ oder „Germany´s Next Topmodel“.Soll man diese Sendungen im öffentlich-rechtlichenFernsehen kopieren? Viel interessanter ist es, zu fragen,warum diese Formate so erfolgreich sind. Jugendlichesuchen eine Bühne für ihre kulturellenAusdrucksformen, für Experimente und zur Selbstinszenierung.Dahinter steckt der selbe Hunger, der62


Angeboten Kultureller Bildung, wie Tanz- oder Theaterprojekten,großen Zulauf verschafft. Die KulturelleKinder- und Jugendbildung hat in dieser Hinsichteine Menge Erfolgsrezepte zu bieten, ebenso wiezahlreiche junge Menschen in den Projekten und Einrichtungen.Glaubwürdigkeit ist aus Sicht der Jugendlichenein Pluspunkt der ARD Programme, insbesonderedes ARD-Flaggschiffs „Tagesschau“. Der Vorschlagder BKJ-Grundsatzreferentin „eine Jugendkulturnachrichtpro Nachrichtensendung“, anknüpfendan die österreichische Regelung „eine Kulturnachrichtpro Nachrichtensendung“, löste erwartungsgemäßlebhafte Diskussionen aus. Amelie Fried interessiertedie Antwort der BKJ auf die Frage, ob man Jugendlichenur mit populären Inhalten gewinnenkönne und ob so etwas Ernstes wie Bildung überhaupteine Chance habe. Erfolg bei Jugendlichen istkeine Frage von Popularität versus Bildung, so KirstenWitt, sondern eine Frage der Relevanz. Programmmuss berühren, begeistern, Neugier befriedigen,muss relevante Inhalte bringen. Genau wie die Angeboteder Kulturellen Bildung müssen Fernsehen undRadio Zugänge zur Welt schaffen, zu der Welt, die Jugendlichebetrifft. Diskutiert wurde abschließend, obein eigener Jugendsender gebraucht werde, was dieMehrheit der rund 200 Anwesenden bejahte. Es istjedoch auch Querschnittsaufgabe, verschiedensteFormate auf ihre Relevanz und vor allem auch aufihre Partizipationspotenziale für Jugendliche abzuklopfen.artizipation im Web 2.0 – SchlüsselfunktionKulturelle MedienbildungZu den wichtigsten Aufgaben und Perspektiven derKulturellen Bildung gehört die kontinuierliche Entwicklungund Ausweitung von aktiven Angebotsformen,an denen junge Menschen partizipieren könnenund wollen sowie die Qualifizierung von Fachkräftenfür eine kulturpädagogische Arbeit im Web 2.0. Werheute mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt steht,ist mit Begriffen wie Nintendo DS, SchülerVZ, Lokalisten,SingStar, YouTube, Skype, ICQ, LAN, Webblogs konfrontiert.In das Videoportal YouTube werden täglich65.000 neue Clips hochgestellt. Die Online-Communitylokalisten.de hat seit ihrer Gründung vor zweieinhalbJahren 1,7 Millionen Mitglieder aufgenommenund das Konsolenspiel SingStar hat sich zum Partyhiteiner jungen Generation gemausert. Wir erleben, wieein neuer Digital-Lifestyle geprägt wird:„Ich sende, also bin ich – Partizipation in Zeiten desDigital-Lifestyles“ übertitelte daher auch Hans-JürgenPalme seinen Beitrag im BKJ-Magazin KulturelleBildung 02/<strong>2008</strong> und positionierte sich - als GMK-Vertreter in der BKJ – „für mehr kulturelle Medienbildungals mehr Teilhabe“.Die „radikalen“ medialen Nutzungsgewohnheiten derKinder und Jugendlichen bieten enorme Partizipationschancenfür die Kulturelle Bildung, die es zu nutzengilt. Die für viele pädagogisch Verantwortlicherätselhaften Digital-Galaxien sind inzwischen Alltagsbegleitereiner Generation, die in eine globalisiert vernetzteWelt hineinwächst. Daher sind die konsensualenZiele und Aufgaben der Kulturellen Bildung auf dieveränderten Lebenswelten hin zu reflektieren.Unsere von Medien determinierte Wissensgesellschaftist darauf angewiesen, dass junge Menschenmediale Inhalte nicht nur konsumieren, sondernauch aktiv werden und partizipieren. Um von den medialenDatenströmen nicht mitgerissen zu werden,sondern sie mit zu gestalten, ist eine alltagstauglichekulturelle Medienbildung eine demokratische Notwendigkeit.Über die klassischen Felder der Medienpädagogik hinausentwickelt sich eine breite Praxis kulturellerProjekte, die Medien selbstverständlich nutzen: Esgibt Projekte, die YouTube als Publikationsplattformerkennen, das Handy als Distributionsmedium einsetzen,digitale Bild- und Tonwerkzeuge nutzen, Sing-Star als Motivationsfaktor aufgreifen und Computerspieleals Bewegungsanreiz integrieren. Die Voraussetzungenund zugleich die Chancen für eine Erfolgversprechende kulturelle Medienbildung liegen inden sich entwickelnden Rahmenkonstellationen. Daist einerseits eine Digital-Technik, die durch die immenseVerbreitung ohnehin inzwischen flächendeckendbekannt (z.B. Internet) und ohne Spezialistenwissenzu bedienen ist (z.B. Fotosoftware).Andererseits zeigen sich die Veränderungen des pädagogisch„Möglichen“ auch im großen Repertoiredes so genannten Web 2.0. Ein noch weitgehendbrachliegendes Reservoire der Medienbildung stellendie social networks dar, das sind Online-Communitieswie z.B. SchülerVZ oder die Lokalisten. Und auchmanch eine Entwicklung der Computerspiele lässtsich für pädagogische Anliegen hervorragend nutzen.Zum Leitbild der BKJ gehört es, dass jedes Kind undjeder Jugendliche in allen Bereichen der Kunst undKultur ein reichhaltiges Angebot vorfindet, Lebensfreudeentfaltet und kulturelle Kompetenzen entwickelnkann. Wollen wir diesem Leitbild gerecht wer-63


den, dann können und dürfen die dynamischen Medienweltennicht außen vor bleiben. Die „digitale Lebenskunst“als neues kulturpädagogisches LehrundLernziel beinhaltet eine Menge kunstrelevanterAspekte, die es wert sind, angegangen zu werden.Junge Menschen können zu Recht von uns fordern,dass wir sie in einer mediengeprägten Gesellschaftverantwortungsvoll begleiten und dabei die Möglichkeiteneiner Teilhabe schaffen, die ihnen hilft, die eigenePersönlichkeit verantwortungsvoll zu entfalten.lusPunkt Kultur –Wettbewerb für junges EngagementDer PlusPunkt Kultur ist ein bundesweiter Engagementwettbewerb,bei dem jährlich 30 kulturelle Projekteund Projektkonzepte mit einem Preisgeld inHöhe von 1.000 Euro ausgezeichnet werden. Die BKJzielt mit dem PlusPunkt Kultur darauf ab, junge Menschenzum freiwilligen Engagement in der Kultur zumotivieren und fachlich weiter zu qualifizieren. DerWettbewerb richtet sich direkt an Jugendliche, aberauch an Einrichtungen der Kultur-, Sozial- und Bildungsarbeit,die freiwilliges Engagement in der Kulturund die projektbezogene Arbeit mit jungen Freiwilligenrealisieren. Der PlusPunkt Kultur wird imRahmen der „Initiative ZivilEngagement: Miteinander-Füreinander“ vom BMFSFJ gefördert. Schirmherrinist Bundesministerin Ursula von der Leyen.Der offizielle Startschuss für die erste Bewerbungsphasefiel Anfang Oktober <strong>2008</strong>. Mit über 230 Bewerbungenendete sie schließlich am 15. Dezember<strong>2008</strong>. Dem Bewerbungszeitraum ging eine Phase intensiverVorbereitungen voraus. Es wurden eine unabhängigeJury sowie ein Fachbeirat berufen, der inseiner konstitutiven Sitzung Bewertungskriterien fürden Projektwettbewerb formulierte. Aufgabe desFachbeirats ist es, den Wettbewerb fachlich zu begleitenund kommunikativ zu unterstützen. Dabeiwird im Besonderen auf die Reflexion der Schwerpunktedes Wettbewerbs – Kultur im Brennpunkt,Kultur in Schulen, Kultur und Generationendialogsowie Interkultur – geachtet.In der ersten Projektphase war es von Bedeutung,den Wettbewerb der Öffentlichkeit bekannt zu machen.Als zentrale Kommunikationsplattform wurdedeshalb die Projekthomepage www.plus-punktkultur.defrühzeitig online gestellt. Neben der klassischenPresse- und Öffentlichkeitsansprache kamenauch Web 2.0-basierte Kommunikationsformen (sozialeNetzwerke, Twitter) erfolgreich zum Einsatz. Danebenist der Kontakt zu prominenten Personen ausKunst und Kultur aufgenommen worden, die als prominenteBotschafter den PlusPunkt Kultur in der Öffentlichkeitfördern können. Unter den Gesichtspunktenlangfristige Vernetzung, vereinfachte Informationund Kommunikation wurde zudem ein soziales onlineNetzwerk eigens für die zukünftigen PlusPunktKultur-Gewinner/innen eingerichtet; ebenso wurdeeine Projektdatenbank entwickelt. Ein weiteres wichtigesVorhaben des ersten PlusPunkt Kultur-Halbjahreswar die Konturierung und Planung der begleitendenwissenschaftlichen Evaluation. Das Erkenntnisinteresseist hier, förderliche Rahmen- und Motivationsbedingungensowie Wirkungen des jungen Engagementsin der Kultur nach Abschluss des zunächstauf drei Jahre angelegten PlusPunkt Kultur Wettbewerbzu beschreiben.Im Gegensatz zu vielen anderen Engagementwettbewerbenverbindet der PlusPunkt Kultur drei wichtigeAnsätze: Zwei Projektwerkstätten pro Wettbewerbsdruchgangund die begleitende Evaluation dienender Qualitätssicherung und stehen für den Anspruch,junge Menschen bei der Ausbildung wichtigerpersönlicher und fachlicher Kompetenzen für eineGesellschaft des lebenslangen Lernens zu unterstützen.Die Themenschwerpunkte und Förderrichtliniendes PlusPunkt Kultur fördern wiederum die inhaltlichesowie strukturelle Weiterentwicklung von freiwilligemEngagement in der Kultur. So bieten sich beteiligtenEinrichtungen vielfältige Innovationschancenetwa bei der Ansprache und Zusammenarbeitmit neuen Zielgruppen bzw. der Bearbeitung neuerThemen. Drittens wird versucht, der Bedeutung einermodernen, Web 2.0-unterstützen Öffentlichkeitsarbeitgerecht zu werden, die gerade auch von den Mitarbeitern/innender Einrichtungen sowie den jungenFreiwilligen, mit Blick auf eine größere Anerkennungihres Schaffens in der Öffentlichkeit, erwünscht ist.o Polsku – Deutsch-PolnischerJugendkulturaustauschMit der Kamera auf den Spuren der deutsch-polnischenGeschichte, ein Theaterworkshop zum Thema„Jugend in Europa“, eine Kunstwerkstatt für Kinderzum Thema „Familiengeschichten“, ein Fachkräfteprogrammzum Thema „Zirkuspädagogik“, ein Filmworkshop,bei dem Filmorte in der Lausitz und denGrenzgebieten Polens und Tschechiens entdeckt wer-64


den können, ein interdisziplinäres Projekt zwischenTheater, Musik, Film, Fotografie und kreativem Schreibenzum Thema „Bergwerk“ – der deutsch-polnischeJugendkulturaustausch hat viele Gesichter.Bereits seit 1993 fungiert die BKJ als Zentralstellefür das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW). Zumeinen berät und unterstützt die BKJ die Träger derKulturellen Bildung hinsichtlich einer Förderung undübermittelt neue Impulse aus kulturrelevanten Diskursenin die Praxis. Zum anderen wählt sie für dasDPJW förderfähige Projekte aus und organisiert fürdie deutschen und polnischen Träger der KulturellenKinder- und Jugendarbeit einmal jährlich einedeutsch-polnische Kooperationstagung, bei der neuePartnerschaften geknüpft und Projekte intensiv geplantwerden können.Im Rahmen eines Modellprojekts wurde ab Januar<strong>2008</strong> erstmals eine Fördervereinbarung über110.000 Euro zwischen dem DPJW und der BKJ vereinbart.Diese führte vor allem zu mehr Planungssicherheitfür die Zentralstellenarbeit der BKJ sowie fürdie Projektplanung der Träger im deutsch-polnischenJugendkulturaustausch.Auch <strong>2008</strong> konnten von der BKJ wieder 33 Jugendkulturbegegnungenmit Jugendlichen aus Polen undDeutschland gefördert werden. Davon fanden 21 inDeutschland und 12 in Polen statt. Zehn der Begegnungenfanden zudem mit Jugendlichen aus einemdritten Land statt (z. B. Russland, Tschechien,Ukraine, Spanien, Luxemburg oder Ungarn).Im Anschluss an die Film-, Theater-, Zirkus- undkünstlerischen Workshops und Werkstätten planenviele Organisationen eine öffentliche Präsentation,Ausstellung oder Vorführung. Die beeindruckendenErgebnisse werden dabei nicht selten digital aufgezeichnetoder veröffentlicht.Viele Projekte bauen auf eine langjährige partnerschaftlicheZusammenarbeit auf und finden in mehrerenProjektphasen oder -zyklen über ein bis zweiJahre hinweg statt. Dieses Phänomen lässt sich vorallem im Bereich Theater und Film erkennen, da diegemeinsame Erarbeitung und Erprobung der Inhalteund die Auf- bzw. Vorführung häufig in mehrere Workshopeinheitenunterteilt sind. Die Projektarbeit inmehreren Phasen verspricht nicht nur mehr Zeit undeine Intensivierung der Arbeit, sondern auch eine intensivereBegegnung der Jugendlichen. Häufig besuchendie Jugendlichen so innerhalb des gesamtenProjekts beide Länder und können persönliche Bedingungenverfestigen und die einzelnen Projektphasenbesser reflektieren.Die Träger greifen in ihrer Praxis auf ein breites Methodenrepertoireaus der Spiel-, Medien-, Theater-,Tanz-, Zirkus-, Kunst-, Erlebnis-, Integrations- und Interaktionspädagogikzurück. Auffällig ist, dass vielezwar in ihren Projektbeschreibungen angeben, dieMethoden der Internationalen und InterkulturellenPädagogik zu verwenden, dies sich aber nur wenigbis gar nicht in den Methoden widerspiegelt. Interkulturalitätfließt bei der Mehrheit der Träger mehr alsThema der Reflexion und Alltagspraxis in die Begegnungenein, statt als bewusste Herangehensweise.In den Projektberichten zeigt sich vermehrt ein Verständnisvon Interkultur, das sich auf Nationalkulturenbeschränkt. Die BKJ möchte hier in Zukunft neueImpulse geben und für eine diversitätsbewusste Praxisin der internationalen Jugendarbeit sensibilisieren.Denn letztlich ist der deutsch-polnische Jugendaustauschso vielfältig wie seine Teilnehmer/innen.Es gilt also, der Reproduktion von nationalen und kulturellenStereotypen entgegenzuwirken und diesekonstruktiv zu hinterfragen. Aufgrund von unterschiedlichendidaktischen Ansätzen, des Verständnissesvon Interkultur und des Umgangs mit Lernprozessen,stellt die Zusammenarbeit der deutschenund polnischen Organisatoren dabei eine besondereHerausforderung dar. Die BKJ sieht es als ihre Aufgabe,diesen Dialog weiter zu fördern.Qualitätsoffensive Kulturelle BildungDas Thema Qualitätsentwicklung stand <strong>2008</strong> imFokus des BKJ-Engagements, denn für die Fachstrukturender Kulturellen Bildung ist nicht nur entscheidend,dass es einen großen gesellschaftlichenKonsens über den Stellenwert der Künste für umfassendeBildung und damit für menschliche Entwicklungsperspektiveneiner Gesellschaft gibt, sondernentscheidend ist auch, dass die Qualität der Bildungsgelegenheitenmit und durch Künste überzeugtund dass breite Teilhabemöglichkeiten eröffnetwerden.Die Herausforderung für die BKJ-Organisationen liegtdarin, als kulturvermittelnde Strukturen sowohl indie Tiefe wie in die Breite zu schauen und QuantitätsundQualitätsfragen kultureller Bildung fachlich undstrategisch zu verzahnen. Aus diesem Anspruch heraustrug die BKJ dem Bundeskulturminister Ende20<strong>07</strong> auch das Anliegen einer breit angelegten „QualitätsoffensiveKulturvermittlung“ vor. Das Konzeptfavorisierte, in den drei entscheidenden Feldern für65


Kulturelle Bildung, d. h. den Kunst- und Kultureinrichtungen,der Kulturellen Bildung an Schule und der außerschulischenkulturellen Kinder- und Jugendbildungdie Qualitätsentwicklung mit je spezifischenEntwicklungsaufgaben zu unterstützen und das Vorhaben– im Sinne möglicher Synergien - als Gemeinschaftsoffensiveauszugestalten. Zugleich impliziertedas Konzept, über „Gütesiegel- und Zertifizierungsverfahren“für Kulturvermittlungsorte – vergleichbarbeispielsweise dem Gütesiegel Arts MARKdes British Council) weiter nachzudenken. Leiderkonnte die BKJ den BKM für dieses größere, sektorübergreifendeQualitätsentwicklungsprojekt nichtgewinnen. Von daher fielen zusätzliche Aktivitätenbescheidener aus und wurde vor allem darauf Wertgelegt, in den laufenden Projekten den Qualitätsdiskurszu intensivieren.Allerdings konnte der Dachverband mit den Partnernim Netzwerk „Kultur macht Schule“ und über den KooperationspreisMIXED UP sowie das vom BMFSFJ geförderteModellprojekt „Lebenskunst lernen“ dieFrage der Qualität von Kultur-Schulen <strong>2008</strong> deutlichvorantreiben. Impulse für mehr Qualität KulturellerBildung in Schule liefern insbesondere die CD Rommit dem weiterentwickelte Qualitätsmanagementinstrument(QMI), siehe www.kultur-macht-schule.de.Ebenfalls erfolgreich war die Antragstellung für dieErarbeitung einer neuen Studie „Qualität in der KulturellenBildung“. Mit Unterstützung durch das BMBFkann die BKJ diese „Bestandsaufnahme von Instrumentender Qualitätsentwicklung und -sicherung inder Kulturellen Bildung“ im Jahr <strong>2009</strong> realisieren.uerschnittsaufgabe Kulturelle BildungKulturelle Bildung enthält mindestens drei Grundzutaten:Jugend, Kultur und Bildung/Schule. Diesen dreiPerspektiven entsprechen sowohl auf Bundes- alsauch auf Länder- und kommunaler Ebene meist auchdrei – oder mehr – zuständige Ressorts.Doch erst wenn man dieses „Dreieck“ zusammenführt,hat man ein halbwegs vollständiges und verantwortlichesRahmenkonzept von Bildung entwickelt:Ein Bildungskonzept, welches Wissen mit ethischerund politischer Verantwortung paart, ein Bildungskonzept,welches die individuelle Dispositionzur Gestaltung des eigenen Lebens verbindet mit derDimension des Umgangs mit der Welt.Das Dreieck hat aber auch Nachteile: in ihren Anstrengungen,die kulturelle Infrastruktur für jungeMenschen und damit kulturelle Teilhabe zu sichern,müssen die Landesvereinigungen Kulturelle Bildung,die Fachverbände und die Einrichtungen vor Ortimmer wieder feststellen, dass die Zuständigkeit voneinem Ressort zum anderen geschoben wird.Für den BKJ-Vorstand und die Referent/innen in derBKJ-Geschäftstelle ist es daher immer wieder einewichtige Aufgabe, die Querschnittsverantwortungder verschiedenen Ressorts und der verschiedenenPraxisfelder für Kulturelle Bildung deutlich zu machenund in diesem Sinne die Fachpartner und diePolitik zu beraten. Bei Tagungen und Runden Tischenmachen sie die Verantwortlichkeit aus Sicht der verschiedenenPolitikfelder und Möglichkeiten der ressortübergreifendenZusammenarbeit anschaulich.So beispielsweise in <strong>2008</strong> im Rahmen einer Veranstaltungder LKJ Thüringen zur „Kulturellen Bildung“im Land oder bei der LKB Bayern, wo neben der Verantwortungder Ressorts, auch die der verschiedenenpolitischen Ebenen Thema war. Bei diesen Gelegenheitenzeigt sich immer wieder, in welch einemkomplexen System die Kulturelle Bildung in Deutschlandstattfindet.chriftenreihe„Kulturelle Bildung“ bei kopaedInnerhalb der Schriftenreihe Kulturelle Bildung, diedie BKJ seit 1996 im kopaed Verlag, München, herausgibt,sind im Jahr <strong>2008</strong> insgesamt acht Titel erschienen.Die Schriftenreihe spannt den Bogen zwischender Theorie Kultureller Bildung und ihrer spartenspezifischenAusrichtung, z. B. Theater, Musikoder Tanz, und liefert somit einem gesamtheitlichenBlick auf die Potenziale und Wirkungen KulturellerBildung. Sie greift Bildung als Verbindungsweg zwischenProzessen gesellschaftlicher Veränderungund Teilhabeinteressen an Kunst auf. Im Jahr <strong>2008</strong>sind folgende Titel in der kopaed-Reihe erschienen:>> Birgit Mandel (Hrsg.): Audience Development,Kulturmanagement, Kulturelle Bildung. Konzeptionenund Handlungsfelder der Kulturvermittlung.Vol. 5.>> Jovana Foik: Tanz zwischen Kunst und Vermittlung.Community Dance am Beispiel des TanzprojektsCarmina Burana (2006) unter der choregrafischenLeitung von Royston Maldoom. Vol. 6.>> Kim Groote/Flavia Nebauer: Kulturelle Bildung imAlter. Eine Bestandsaufnahme kultureller Bildungsangebotefür Ältere in Deutschland. Vol. 7.66


Vanessa-Isabelle Reinwand: „Ohne Kunst wäredas Leben ärmer“. Zur biografischen Bedeutungaktiver Theater-Erfahrung. Vol. 8.>> Max Fuchs: Kultur – Teilhabe – Bildung. Reflexionenaus 20 Jahren. Vol. 9.>> Max Fuchs: Kulturelle Bildung. Grundlagen – Praxis– Politik. Vol. 10.>> Wolfgang Schneider: Kulturpolitik für Kinder. EineStudie über das Recht auf ästhetische Erfahrungund künstlerische Praxis in Deutschland. Vol. 11.>> Burkhard Hill/Tom Biburger/Alexander Wenzlik(Hrsg.): Lernkultur und Kulturelle Bildung. VeränderteLernkulturen – Kooperationsauftrag anSchule, Jugendhilfe, Kunst und Kultur.onderpreis KulturSchuleDer unter dem Motto „Wer krempelt die Schule um?Schulentwicklung mit Kunst und Kultur“ im Rahmendes Kooperationswettbewerbs MIXED UP erstmaligausgelobte Sonderpreis „Kulturschule“ ging <strong>2008</strong> andie Hamburger Ganztagsschule Chemnitzstraße,eine integrative Grundschule in Altona-Atstadt mit Integrationsklassenund integrativen Regelklassen.Die Lebenswelten und Herkunftsmilieus der Kindersind äußerst vielfältig, die Klassen so bunt gemischtwie der Stadtteil um die Schule herum. Sie ist eineteilgebundene Ganztagsschule mit rhythmisiertenUnterrichtstagen. Und noch etwas macht dieseSchule zu einem außergewöhnlichen Lernort: DieGanztagsschule Chemnitzstraße ist eine der durchdie Kulturbehörde Hamburg geförderten „PilotschulenKultur“.Gemeinsam mit dem benachbarten StadtteilzentrumHAUS DREI hat sich die Schule in enger Kooperationauf den Weg gemacht, den Kindern in ihrem Quartierein fundiertes Angebot Kultureller Bildung zu bieten.Mit im Boot sind darüber hinaus noch zahlreiche weitereKooperationspartner wie der Verein Musica Altonae.V., die Schlumper (ein Zusammenschluss behinderterMalerinnen und Maler), das Junge Schauspielhaussowie zahlreiche Künstlerinnen und Künstlerverschiedener Sparten. Im kulturellen Profil derSchule greifen schwerpunktmäßig die vier BereicheDarstellendes Spiel, Musikalische Breitenbildung, BildendeKünste und Kreative Schrift ineinander. Alle Bereichewerden gemeinsam mit den verschiedenen Kooperationspartnernausgestaltet. Dabei wird großerWert auf die Tandemarbeit von Pädagogen/innen undKünstler/innen innerhalb der Angebote gelegt.All diesen Angeboten dient eine gut organisierteStruktur als Basis. Die kulturellen Aktivitäten sindstruktureller Bestandteil der Schulentwicklung unddamit des pädagogischen Selbstverständnisses insgesamt.Bezeichnend für ihren Stellenwert ist die Tatsache,dass die Schulleitung die Kulturangebote vorrangigbehandelt: Diese Stunden dürfen nicht ausfallen.Das gesamte Kollegium gibt den kulturellen Aktivitätenden notwendigen Raum, die Künstler/innenwerden in den Fachunterricht mit eingebunden. DasGesamtkonzept der Schule gewährleistet, dass jedeKlasse insbesondere von den Angeboten in den BereichenMusik und Darstellendes Spiel profitiert.Jedes Kind erhält die Möglichkeit, auf Wunsch ein Instrumentzu erlernen.Das kulturelle Gesamtkonzept ist ein wichtiger Beitragzum Abbau von Bildungsbarrieren, insbesondere,weil ein großer Teil der Schülerinnen und Schülerder Schule Chemnitzstraße eher nicht zur „kulturverwöhnten“Bevölkerungsschicht gehört. Etwa 55 % derKinder beziehen ihre kulturellen Traditionen aus demnichtdeutschen Sprachraum. Diese Heterogenitätwird gerade im Hinblick auf die kulturellen Bildungsangeboteals Chance begriffen, Offenheit für andereMenschen, Erfahrungen und Kulturen zu fördern unddas soziale Miteinander der gesamten Schüler- undLehrerschaft positiv zu beeinflussen. Geprägt von derErfahrung, dass gerade diejenigen Kinder mit schwierigenBiografien von den Potenzialen der kulturellenBildungsangebote profitieren, gilt als Leitziel stets dieEntwicklung der Persönlichkeit eines jeden einzelnenKindes.Die Schule Chemnitzstraße versteht sich als Schuleim Stadtteil; Schule und Sozialraum profitieren wechselseitigvoneinander. Sie ist eine Schule als LebensundLernstätte der Kinder, die sich zu einem Treffpunktvon Stadtteilaktivitäten und als ein Ort der kulturellenEntfaltung entwickelt hat und für ihre Schülerinnenund Schüler neue Lernorte erschließt. DieKulturelle Bildung wirkt hier weit über die Grenzender einzelnen Angebote hinaus: Sie prägt das Schulklima,das soziale Miteinander und das Selbstverständnisder Schule.Die Schule Chemnitzstraße ist eine KulturSchule –bleibt zu hoffen, dass sie vielen weiteren Schulen alsVorbild gilt!67


tärken sichtbar machen – Bundes -kongress Kompetenznachweis KulturEine wichtige Impulsfunktion für eine neue Anerkennungskulturund für die weitere QualitätsentwicklungKultureller Bildung bescheinigten die rund 100Tagungsteilnehmer/innen am 17. und 18. April <strong>2008</strong>in Hannover dem Kompetenznachweis Kultur. Engagiertbeteiligten sich Referenten/innen und Tagungsbesucher/innenam Diskurs um den bundesweit genutztenBildungspass der Kulturellen Bildung. Im Mittelpunktstand das dialogische Prinzip des Kompetenznachweises,in das die Jugendlichen aktiv eingebundensind.Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeldbetonte die Bedeutung dieses Prinzips, in demStärken sichtbar und Kompetenzen anerkannt werden.„Wir haben heute eine Lebensphase Jugend, diesehr lang, sehr offen und sehr unübersichtlich gewordenist. Das führt dazu, dass jeder, der in dieserLebensphase heute lebt, ein ungeheuer großes Maßan Lebenskunst aufbringen muss.“ Hurrelmann kritisierte,dass Schule, Arbeitsmarkt und die verschiedenenaußerschulischen Systeme verkennen, welcheFähigkeiten Jugendliche heute faktisch hätten.„Aus diesem Grund kommt es darauf an, eine neue,breite und überzeugende Kultur von Anerkennungaufzubauen. Das brauchen Jugendliche und deshalbsind Initiativen wie der Kompetenznachweis Kulturvon riesiger Bedeutung und ich wäre todunglücklich,wenn die Impulse, die Sie hier angefangen haben,verloren gingen“, so Hurrelmann. „Viele Jugendlichebenötigen unsere allergrößte Aufmerksamkeit“.Dr. Stefan Luther, Leiter der Abteilung „LebenslangesLernen“ des Bundesministeriums für Bildung undForschung appellierte an Unternehmen und öffentlicheEinrichtungen, den Kompetenznachweis Kulturals eine Chance auch für Jugendliche zu verstehen,deren Schulzeugnisse nicht immer zeigen, was inihnen steckt. „Jugendliche, die sich in der KulturellenBildung auszeichnen, haben in der Regel sehr gut gelernt,genauer hinzuschauen, sich aktiv zu verhaltenund zielstrebiger an Ergebnissen zu arbeiten. Ihr gewachsenesSelbstbewusstsein hilft ihnen zumeist,auch schwierige Aufgaben anzugehen.“Die Tagung beleuchtete den Kompetenznachweisauch aus praktischer Sicht in verschiedenen Anwendungskontexten.Durch die Wertschätzung ihrer Aktivitätenwürden die Jugendlichen in ihrer Selbstreflexivitätgleichermaßen gefordert und gefördert.Dabei wurden besonders die Möglichkeiten diesesBildungspasses in der Kulturarbeit mit bildungsbenachteiligtenJugendlichen deutlich. Auch Jugendlicheschilderten im Rahmen der Tagung ihre Erfahrungen:Sieben Tänzerinnen des Tanzraums Neusserzählten, wie der Kompetenznachweis sie für dieeigenen Stärken sensibilisiere und sie auch bei derberuflichen Orientierung unterstütze.Prof. Dr. Max Fuchs, Vorsitzender der BKJ, fasste zumAbschluss der Tagung noch einmal alle Facetten derDiskussion zusammen. Er stellte die von vielenPraktikern/innen betonte Qualifizierung kulturpädagogischerPraxis heraus, die sich durch die Auseinandersetzung um die Wirkung des eigenen Tunseinstellt. Angesichts einer sich unglaublich schnellwandelnden Gesellschaft müsse sich, so Fuchs,auch die Kulturelle Bildung fragen, wie sie Jugendlichedabei unterstützt, souverän handeln zu könnenund zu klären, worin der Mehrwert der KulturellenBildung im Hinblick auf die Kompetenzen derJugendlichen besteht.eilhabe an Kunst und KulturAnfang <strong>2008</strong> brachte die BKJ in der Schriftenreihe„Kulturelle Bildung“ als Vol. 4 die Publikation „TeilHabeNichtse.Chancengerechtigkeit und Kulturelle Bildung“heraus. Ausgehend davon, dass der MenschKulturelle Bildung braucht, die Identität stiftet undWerte vermittelt, die Kommunikations- und Diskursmediumist und zur Sozialisation des Einzelnen undzur Integration aller ihren Beitrag leistet, bleibt dieFrage, wie möglichst viele Kinder und JugendlicheZugang zu eben diesen Bildungs- und Partizipationsgelegenheitenbekommen und sich ihre TeilhabeundIntegrationschancen vergrößern lassen. Dennleider erreichen die Kulturvermittler in Kulturzentrenund Kunstschulen, Theatern und Musikverbändenmaximal noch die Mittelschicht und längst nicht alleTeile der Gesellschaft gleichermaßen.Antworten und einen Ideen-Entwurf hierzu liefern dieAutor/innen mit ihren je unterschiedlichen gesellschaftstheoretischen,sozialwissenschaftlichen, kulturtheoretischenund -politischen Zugängen. PeterBartelheimer, Heiner Keupp, Michael Winkler, KerstinHübner, Gitta Connemann, Thomas Krüger, MaxFuchs, Hildegard Bockhorst, Dorothea Kolland, AnjaSchütze, Jens Mädler und Dierk Zaiser gehen in ihrenBeiträgen darauf ein, welche Ursachen die soziale Exklusionfür die Gesellschaft hat, wie die PotenzialeKultureller Bildung breitenwirksamer zugänglich zu68


machen sind, in welcher gesellschaftlichen VerantwortungKulturarbeit steht, ob sich strukturelle und inhaltlicheDefizite aufheben lassen und wie Kulturelle BildungPartizipation und Chancengerechtigkeit erreichbarmacht. Bestellt werden kann die Publik ation imkopaed-Verlag oder über den Buchhandel unter ISBN978-3-86736-034-0 zum Preis von 14,80 Euro.msatzsteuer –Probleme für die Kulturelle BildungDie fachliche Arbeit der BKJ und ihrer Mitglieder ordnetsich in einen rechtlichen Rahmen ein, z. B. dasKJHG oder Weiterbildungsgesetzgebungen der Bundesländer,der den Trägern der Kulturellen Bildungseit vielen Jahren vertraut ist. Von dieser Einbettungprofitieren die Träger beispielsweise mit der Anerkennungder Gemeinnützigkeit, mit der wiederum besondereSteuervorteile zusammenhängen.In den letzten Jahren hat sich die Organisationsstrukturder Anbieter Kultureller Bildung ausdifferenziert.Neben Vereinen sind GbRs oder gGmbHs hinzugetreten.Vereine haben Zweckbetriebe und wirtschaftlicheGeschäftsbetriebe gegründet, um unterschiedlicheLeistungen anzubieten und abzurechnen.Mit dieser Ausdifferenzierung und einer zunehmendrestriktiven Politik der Finanzämter ist es erforderlichgeworden, sich über Fragen der Umsatzbesteuerungsachkundig zu machen. Denn wird Umsatzsteuerrückwirkend vom Finanzamt eingefordert,kann dies die finanzielle Existenz manches Vereinsbedrohen.Die BKJ ist in zweierlei Hinsicht aktiv geworden bzw.wird weiterhin aktiv sein: Zum einen ist es ihre Aufgabe,dem Informationsbedarf der Mitglieder mit derEinrichtung einer Arbeitsgruppe zu reagieren. ZentraleErkenntnisse werden zusammengefasst und als Serviceden Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Auf der anderenSeite wird herausgearbeitet, wie und wo die BKJpolitisch auf nicht hinnehmbare Schwierigkeiten undUngerechtigkeiten hinweisen und sich um Lösungenbemühen muss.Der Fragenkatalog, welchen die BKJ-Mitglieder rückmeldeten,ist ein vielschichtiger. Er reicht von den Regelungenzum Vorsteuerabzug über die Bewertungvon Leistungen als nicht, ermäßigt oder voll steuerpflichtigbis hin zu Kleinstunternehmern und der Besteuerungvon freien Kulturpädagogen/innen undKünstler/innen.NESCO Road Map on Arts EducationDie „UNESCO Road Map“ zur Kulturellen Bildungwurde im Rahmen der UNESCO-Weltkonferenz überKulturelle Bildung 2006 in Lissabon erarbeitet. Zueiner zweiten Weltkonferenz über Kulturelle Bildunghat die koreanische Regierung für 2010 nach Seouleingeladen. Bei einer europäischen Fachtagung vom27. bis 29. Mai <strong>2008</strong> in Wildbad Kreuth, an deren inhaltlicherAusgestaltung die BKJ maßgeblich beteiligtwar, wurden mögliche Wege und Maßnahmen für denBeitrag der Road Map zur weiteren Gestaltung einer„Kulturellen Bildung für alle in Europa“ erarbeitet. DieTagung initiierte einen gemeinsamen europäischenProzess zur Vorbereitung auf die kommende Weltkonferenzin Seoul.Die Arbeitstagung wurde mit einer Keynote über Konzeptund Inhalt der UNESCO Road Map und ihre Implikationenauf die europäische Politik, Forschungund Praxis im Bereich Kultureller Bildung vom Vorsitzendender BKJ, Prof. Dr. Max Fuchs, eröffnet. SpezifischeAspekte der Road Map und Erwartungen derverschiedenen Interessengruppen wurden zur Diskussiongestellt. Experten/innen aus ganz Europateilten ihre Erkenntnisse und Umsetzungsvorschlägeund erarbeiteten Elemente für eine europäischePosition, die Eingang in die Weltkonferenz 2010finden soll.Die Deutsche UNESCO-Kommission und die HannsSeidel Stiftung organisierten dieses europäischeSymposium in Kooperation mit dem österreichischenBundesministerium für Unterricht, Kunstund Kultur, der Österreichischen UNESCO-Kommissionund Kulturkontakt Austria. ()SK –Unterhaltungssoftware SelbstkontrolleWie bereits im Jahresbericht 20<strong>07</strong> angekündigt gabes bei der USK im Jahr <strong>2008</strong> grundlegende Umstrukturierungen.Neuer Träger ist seit dem 1.6.<strong>2008</strong> dieFreiwillige Selbstkontrolle UnterhaltungssoftwareGmbH, deren Gesellschafter zu 2/3 der BIU e.V. undzu 1/3 der G.A.M.E. Bundesverband der Entwicklervon Computerspielen e.V. sind.Die Gesellschafter tragen zwar das wirtschaftliche69


Risiko der GmbH, jedoch nicht die Verantwortung fürdie Alterskennzeichnung. Die Prüfverfahren und diePrüfordnung blieben unverändert. Damit ist auchbeim Beirat, in dem sich die BKJ einen Sitz mit demDeutschen Bundesjugendring (DBJR) teilt, organisatorischalles beim Alten geblieben, da er Bestandteilder Prüfordnung ist. Die Altersfreigabe erfolgt weiterhindurch den Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden(OLJB) und stellt rechtlich einenhoheitlichen Verwaltungsakt dar, gegen den Rechtsmittelzulässig sind. Die Unabhängigkeit der USKkommt in ihrem Beirat zum Ausdruck. Er kontrolliertdie Tätigkeit der USK und ernennt die Jugendschutzsachverständigenfür die Prüfgremien.Seit 2006 stellt die BKJ mit Hans-Jürgen Palme (SIN– Studio im Netz, München) einen Vertreter im Beirat.Den Sitz im Beirat teilt sich die BKJ mit dem DeutschenBundesjugendring (DBJR) in der Form, dassdie Vertretung alle zwei Jahre wechselt. Der USK-Beiratist das orientierungsgebende und kontrollierendeGremium. „Durch seine Zusammensetzung wird sichergestellt,dass die von ihm erlassenen Grundsätzeden gesamt-gesellschaftlichen Konsens inBezug auf die Beurteilung von Inhalten aus dem Bereichder interaktiven Medien widerspiegeln“ (aus:Grundsätze der USK). Die konkreten Aufgaben desBeirats umfassen u. a. den Erlass und die Änderungder Prüfordnung sowie die Benennung der Gutachterund Tester. Zudem sind die Mitglieder aufgefordert,an den Beiratsprüfungen, der praktisch letzten Alterskennzeichnungs-Instanz,teilzunehmen.Angesichts der pädagogischen und wirtschaftlichenAuswirkungen, die sich aus der gesetzlichen Alterskennzeichnungergeben, wird die Tragweite der USKdeutlich. Im Jahr <strong>2008</strong> wurden laut USK-Statistik(www.usk.de) 2960 Prüfvorgänge von ComputerundKonsolenspielen registriert. Ein Game ohne Alterskennzeichnungdarf in Deutschland nicht vertriebenwerden. Es handelt sich hier also um eine Art pädagogischenTÜV der Computerspielwelt.Aufgrund der Umstrukturierungen im Jahr <strong>2008</strong>wurde mit dem DBJR vereinbart, die Rotation im Beiratbis zum Jahr 2010 zu verschieben. <strong>2009</strong> wirdHans-Jürgen Palme also weiterhin seine Kompetenz(auch als Vertreter der BKJ-MitgliedsorganisationGKM – Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur)in die Beiratsarbeit einbringen.Die nächste USK-Beiratssitzung findet statt am18.5.09 in Berlin.erantwortung für IntegrationDem gesellschaftlich wichtigen Thema der Integrationvon Menschen mit Behinderung in der KulturellenBildung konnte die BKJ in ihrer Rolle als Mitveranstalterbeim Internationalen Symposium„Kunst machen“ Ausdruck verleihen, welches dasEuropäische Zentrum des BDAT, begleitend zum „InternationalenFest der Sinne“ des TheaterpädagogischenZentrums, im Oktober <strong>2008</strong> in Lingen durchführte.Die konzeptionelle Verantwortung des Symposiumslag in den Händen von Dr. Lars Göhmann(BDAT) und Tom Braun (BKJ). Hildegard Bockhorsthatte als Geschäftsführerin der BKJ die Chance, miteinem Eröffnungsvortrag das gesellschaftlicheSpannungsfeld zu reflektieren, in welchem sich Kulturarbeiter/innenzwischen Kunst, Kultur und Gesellschaftbefinden. Mit Bezug auf den Bericht der Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“ und dasLeuchtturm-Projekt „Rhythm is it“ analysiert sie,dass es zwar eine gewachsene gesellschaftliche AnerkennungKultureller Bildung und auch eine kritischeReflexion über ungleich verteilte Möglichkeitendes Zugangs zu Kunst und Kultureller Bildung gibt,nur leider nicht mit der Konsequenz, dass Politik fürKulturelle Bildung die kulturellen Interessen undkünstlerischen Leistungen von Menschen mit Behinderungstärker anerkennt und unterstützt. KulturpolitischeVerantwortung wird – trotz gewachsenerSensibilität für Social Inclusion – für Menschen mitBehinderungen in unserer Gesellschaft eher nichtwahrgenommen, skandalisierte es die BKJ-Geschäftsführerin.Der Enquete-Bericht Kultur, diese sogenannte Bibel der Kulturpolitik, blendet in ihrenüber 400 Handlungsempfehlungen das Anliegen derTagung, ein Fest der Sinne, auch mit, für und vonMenschen mit Behinderung – komplett aus. Der gesellschaftlicheWiderspruch ist eklatant: Einer Kulturpolitik,die kein politisches Klima dafür schafft,dass benachteiligte und behinderte Menschen ihrenWeg vom „Rande“ der Gesellschaft in die Welt der Kulturschaffen, stehen engagierte Künstler /innen undKulturpädagogen /innen gegenüber, die mit ihrenProjekten demonstrieren, welche Kraft den Künsteninnewohnt und dass gerade für sozial Benachteiligtedie Zugangsmöglichkeiten zur Kunst und KulturellenBildung verbreitert werden müssen. Sir Simon Rattleund das Education Programm der Berliner Philharmonikerhaben eine ungeheuer große Strahlkraft dafürentwickelt, dass das Kunstmachen für alle und vonallen Menschen möglich und wichtig ist, und dass70


Kulturvermittler/innen – weil Zugänge ungleich verteiltsind – neue Wege und zusätzliche Möglichkeitenschaffen müssen!Alle Akteure der Kulturellen Bildung – auch die Fachstrukturenin der BKJ – müssen sich kritisch fragen,wieso sie trotz der gewachsen gesellschaftlichenSensibilität für die Bedeutung von Teilhabe an Kunstund Kultur, trotz eines breiten politischen Konsensdarüber, „die zu fördern, die es schwer haben“, nichtvehement eine Kultur- und Bildungspolitik geforderthaben, die die Kunst von Menschen mit Behinderungenanerkennt und geltende Menschenrechte einhält.Leider findet man auch im Bereich der Kunsteine Kultur vor, die noch lange keine Gleichheit gewährt.Einzelne Mut machende Projekte kann manviele benennen, eine Liste von Best-Practice-Beispielen ließe sich mühelos verlängern, prominentebehinderte Künstler/innen, die es mit besonderenBegabungen bis an die Spitze des Kulturbetriebesgeschafft haben (wie der Sänger Thomas Quasthoffoder Ray Charles) sind vielen Menschen erinnerlich.Nur von einer Selbstverständlichkeit integrativerKonzepte, von einem Bewusstsein der gesellschaftlichenZugehörigkeit und einer gleichen Wertschätzungkünstlerischer Praxis mit und von Menschenmit und ohne Behinderung, ist unsere Kultur nochweit entfernt. Für die BKJ und ihre Mitgliedsorganisationenlieferte die Tagung einen weiteren Anstoß,ihr kulturpolitisches Engagement für die Integrationaller Menschen an Kunst und Kultur zu intensivieren.„Die Akteure der Kulturarbeit müssen politischer werden“,forderte die Geschäftsführerin der BKJ. Die Verantwortungfür „Integration durch kulturelle Teilhabe“muss zur Leitlinie Nr. 1 avancieren, denn die künstlerischenArbeitsweisen, so beschreibt es Bruni Möllnerfür das Theaterpädagogische Zentrum Lingenund das „Fest der Sinne“ haben sich als „irre gut“ füreine integrative Arbeit herausgestellt.ettbewerbe in der Kulturellen BildungDie Landschaft der Kulturellen Bildung für junge Menschenin Deutschland ist lebendig und vielfältig. Esbraucht diese Vielfalt, um den vielfältigen Potenzialender Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. KulturelleBundeswettbewerbe sind für das Praxisfeldder Kulturellen Bildung in Deutschland von zentralerBedeutung.Einen Überblick über die verschiedenen kulturellenWettbewerbe gibt eine Zusammenstellung auf derHomepage der BKJ. Hier werden sowohl Wettbewerbeportraitiert, die sich an Kinder und Jugendlicherichten, als auch solche, die gute Kulturprodukteund kulturelle Bildungsangebote für junge Menschenstärken.Wettbewerbe ermöglichen Prozesse und Plattformen,die die Wirkungen Kultureller Bildung in besonderskonzentrierter Form fördern:Kulturelle Bundeswettbewerbe bilden. Sie regen anzur kreativen und kritischen Auseinandersetzungmit dem jeweiligen Medium und im weiteren Sinnemit sich und der Welt. Sie stärken die Entwicklung eigenerAusdrucksformen. Workshops und Seminaremit Experten/innen sind konzeptueller Bestandteilvieler Wettbewerbe. In entsprechenden Foren undBeratungsgesprächen wird die eigene künstlerischeArbeit reflektiert, mit Fragen wie „Was ist mir wirklichwichtig“ oder „Was macht Qualität aus?“. Bei Bundeswettbewerbenverdichten sich die „guten Nebenwirkungen“aller Praxisformen der Kulturellen Bildung:Freude und Begeisterung am künstlerischen Tun,das Erlernen von Lebenskunst und die Stärkung vonSchlüsselkompetenzen sowohl im sozialen wie impersönlichen Bereich.Wettbewerbe öffnen Horizonte. Sie liefern Anregungund Inspiration für Beteiligte und Publikum: über daseigene Tun hinaus und im Zusammenklang mit vielenanderen Musik-, Theater-, Tanz- oder Filmbegeisterten.Wettbewerbe sind ein kreatives Kraftfeld, gespeistaus dem gemeinsamen Enthusiasmus derTeilnehmer/innen, Experten/innen, Jurymitgliederund Organisatoren/innen.Kulturelle Bundeswettbewerbe motivieren. Siespornen zu Höchstleistungen an. Und dabei stehtnicht im Mittelpunkt, besser zu sein als die anderen,sondern seine persönliche Bestleistung zu erzielen– über sich selbst hinaus zu wachsen, zu experimentierenund Neuland zu betreten.Kulturelle Bundeswettbewerbe leisten Anerkennungund Wertschätzung. Sie schaffen öffentlichePlattformen für die künstlerischen Leistungen undkulturellen Weltsichten von Kindern und Jugendlichenin Deutschland. Mit großen, öffentlichkeitswirksamenVeranstaltungen, Festivals und Preisverleihungen,aber auch durch Internet-Foren und Publikationenmachen Bundeswettbewerbe die vielfältigenPotenziale junger Menschen eindrucksvoll erlebbar.Kulturelle Bundeswettbewerbe fördern Teilhabeund Chancen. Trotz der Vielfalt an Sparten und Angebotsformensind die Zugangsmöglichkeiten zu KulturellerBildung nicht gleichmäßig verteilt. Es gibt71


noch keine flächendeckende verlässliche Angebotsstruktur.Und: nicht alle Kinder und Jugendlichenhaben die gleichen Chancen, kulturelle Bildungsangebotewahrzunehmen. Hier gibt es Entwicklungsbedarf.Kulturelle Bundeswettbewerbe bieten auchin dieser Hinsicht Chancen: sie motivieren zur aktivenMitgestaltung des kulturellen Lebens in Deutschland.Sie sind für jede/n offen. Einige Bundeswettbewerbesind Schülerwettbewerbe. Über die Schulenwerden auch Jugendliche erreicht, in deren Lebensumfeldder Zugang zu kulturellen Bildungsangebotenerschwert ist. Mit Stipendien und Seminaren werdenviele Teilnehmer/innen auch nach dem Wettbewerbweiter gefördert.Kulturelle Bundeswettbewerbe beleben den Dialogder Generationen, der Kulturen und der Lebenswelten.Wettbewerbe sind Foren des Austauschs. Überdie gemeinsame Begeisterung am künstlerischenTun, Experimentieren und Forschen kommen Menschenverschiedener Generationen und aus unterschiedlichenLebenswelten miteinander ins Gespräch.Das Interesse füreinander öffnet Welten.Kulturelle Bundeswettbewerbe fördern den Nachwuchs.Die Bundeswettbewerbe spielen eine zentraleRolle für die Förderung des künstlerischenNachwuchs. Ehemalige Preisträger/innen sind heuteerfolgreiche Musiker/innen, Filmemacher/innen oderFotografen/innen. Wettbewerbe unterstützen denAustausch der Nachwuchskünstler/innen mit erfahrenenProfis durch Patenprojekte oder Programmefür Ehemalige etc.Kulturelle Bundeswettbewerbe schaffen Netzwerkeund Austausch. Bundeswettbewerbe sindwichtige Foren für Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit.Die Praxis erhält wichtige Impulse, InfrastrukturenKultureller Bildung werden gestärkt. Trägerund Verbände kooperieren bei der Durchführungkultureller Bundeswettbewerbe und schaffen wertvolleSynergieeffekte.Kulturelle Bundeswettbewerbe qualifizieren diePraxis. Aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungenerfordern die ständige Weiterentwicklungder kulturellen Bildungspraxis. Beispielsweise der demografischeWandel, der Ausbau der Ganztagsbildungoder die immense Veränderung jugendlicherLebenswelten durch Medien beeinflussen die Inhalte,Methoden und Konzepte. Bundeswettbewerbesind eine wichtige Plattform für innovative und gelingendePraxis. Gute Konzepte entwickeln einegroße Strahlkraft, wenn sie als Preisträger einesBundeswettbewerbes ausgezeichnet werden. Gleichzeitigwerden die Träger in ihrer Vor-Ort-Arbeit gestärkt.Kulturelle Bundeswettbewerbe sichern Qualität.Kulturprodukte und -veranstaltungen für Kinder undJugendliche müssen höchsten Qualitätsansprüchengenügen. Es ist wichtig, dass sie die Neugier, die Fragen,die Lebenswelten ihres jungen Publikums ansprechen,sie fesseln und begeistern. Das ist Voraussetzung,damit junge Menschen sich und die Weltmit Kunst und Kultur entdecken und auch mitgestaltenkönnen. Bundesweite Wettbewerbe prämierendeshalb die besten Bücher, Filme, Musikmedien oderTheaterstücke für Kinder und Jugendliche. Sie ermutigenAutoren/innen, Regisseure/innen, Produzenten/innenund Verleger/innen zu sehr guten Kulturproduktenfür junge Publikumsgruppen.ukunftsstrategie: Netzwerke bildenEs hat sich in den letzten Jahren eine neue und ergänzendeHandlungsform entwickelt, die sich effizientund flexibel zwischen Behörden, Gremien, Verbänden,Einrichtungen und Vereinen spannt: Netzwerke.Netzwerke, als Innovationsbegriff inzwischenfast inflationär gebraucht, zeichnen sich durch geringeFormalitäten und Regelungen einerseits sowiedurch gemeinsames Interesse, Engagement, flexibleInformationsflüsse und schnelle gemeinsame Handlungspotentialeaus – quer zu den gegebenen Strukturen.Netzwerke leben vom gemeinsamen Interesse undvom Informationsaustausch auf eher informeller undschwach geregelter Verfahrensvereinbarung. Netzwerkakteuremit unterschiedlichen Rollen, Repräsentanzenund Einflussmöglichkeiten, die sich über einespezifische gemeinsame Handlungsstrategie sozusagen„crossover“ verständigen und hierbei ihre Ressourcenflexibel bündeln, sind – so hat es sich immerwieder gezeigt – durchsetzungseffizient. Ersetzenkönnen Netzwerke geregelte Strukturen aber sicherlichnicht, sondern sie sind als komplementär bzw.ergänzend zu verstehen.Für die Zukunft gilt es, die „Kunst des Netzwerkens“besser zu entwickeln, so das Plädoyer von WolfgangZacharias, Vorstandsmitglied der BKJ. Eine Lobby fürKulturelle Bildung muss die Vernetzung aller Akteureund „Überzeugungstäter“ unbedingt verbessern undGrenzen aufbrechen: zwischen den Szenen der Kultur,der Bildung, der Jugendarbeit und im Hinblick aufdauerhafte Kooperation mit den Akteuren und Orga-72


nisationen der Elternbildung, der Beruflichen Bildung,der Integrations- und Migrationsarbeit u. v. m.Netzwerk-Handeln zählt vor dem Horizont des 21.Jahrhunderts zu den „Kulturtechniken der Moderne“oder wie es Wolfgang Zacharias durchaus „kunstnah“beschreibt: „Das Netzwerkhandeln und –denken istdie kulturelle Kreativtechnik der Zukunft“. Im Netzwerk„Kinder zum Olymp“, im Trägerverbund der FSJKultur Träger, im Netzwerk der „Servicestellen KompetenznachweisKultur“ und in vielen engagementpolitischenund europäischen Netzwerken beteiligtsich die BKJ und erschießt sich erweiterte AktionsundWirkungsfelder über die gegebenen und formalisiertenStrukturen hinaus. Für BKJ und ihre Mitgliedsstrukturenist dies insofern eine Zukunftsperspektive,als hier auch zu anderen gesellschaftlichenSystemen wie Politik, Wissenschaft, Kultur-, SozialundSchulstrukturen unkomplizierte Kontakt- undKooperationsvereinbarungen wie auch Handlungsimpulserealisiert werden können, eben jenseits dersonst üblichen Gewohnheiten und Gegebenheitensowie Statusverhältnisse.„Netzwerke bilden“ ist auch positiv doppeldeutig zuverstehen: Es ist einerseits eine offene und flexibleGestaltungsaktivität im sozial-kulturellen Raum,durchaus im Verbund kommunal, föderal, national,international. Andererseits ist es eine professionelle,informelle und qualifizierende Bildungschance füralle aktiv Beteiligten durch Austausch, durch Erfahrungund Verständigung über bisher eher Fremdes,Unbekanntes, Unübliches entsprechend der je eigenenbisherigen Traditionen und Positionen. Dass dasNetzwerkparadigma Konjunktur hat, ist natürlichauch der nachweislichen Effizienz des digitalen Networkings,der „social networks“, des Internet undWeb 2.0 insgesamt als neue Kommunikationskulturgeschuldet, bei niedrigen Verbindlichkeiten undhoher Informations- und Austauscheffizienz entsprechendgemeinsamer Interessen und schnellem, flexiblemKommunikationsbedarf.Akteure Kultureller Bildung, wo auch immer, brauchenin Zukunft zunehmend Netzwerkkompetenz,im realen wie im virtuellen Raum.73


„EvAK“ – Entwicklung und Evaluation von Anerkennungsformen nicht-formell erworbener Kompetenzengefördert durch das Bundesministerium für Bildung und ForschungLaufzeit: 01.09.20<strong>05</strong> bis 30.12.<strong>2008</strong>>kek< Kultur, Engagement, Kompetenz – Generationsoffene Freiwilligendienste in der Kulturgefördert durch die Initiative ZivilEngagement des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen undJugendLaufzeit: 01.09.20<strong>05</strong> bis 31.08.<strong>2008</strong>„Lebenskunst Lernen. Mehr Chancen durch Kulturelle Bildung“Das Bundesmodellprojekt fördert 16 Bildungspartnerschaften von Kultureinrichtungen mit Haupt-, FörderundGesamtschulen mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Es untersuchtdie Wirkungen der Kulturellen Bildung auf die individuelle Kompetenzentwicklung sowie die Wirkungenkultureller Angebote auf das Schulleben.Laufzeit: 01.<strong>07</strong>.20<strong>07</strong> bis 30.06.2010MIXED UP – Der Wettbewerb für Kooperationen zwischen Kultur und SchuleJährlich werden an Träger und Einrichtungen der Kulturellen Bildung für gelungene Bildungspartnerschaftmit (Ganztags-)Schulen 4 Preise mit je 2.500 Euro vergeben, gefördert vom Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und JugendBeginn: 20<strong>07</strong>PlusPunkt KULTUR – jährlicher Wettbewerb für junges Engagement in der Kulturgefördert durch die Initiative ZivilEngagement und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen undJugend (BMFSFJ)Beginn: Mai <strong>2008</strong>. Projektförderung zunächst für 3 WettbewerbsjahreArbeitstagung „Länderkonferenz“Fachveranstaltung von BKJ und LKJs zur Behandlung von Bund-Länder-Fragen der Kulturellen Bildung>> 18.–19. 01.<strong>2008</strong>, HamburgZentrale Arbeitstagungen und BKJ Mitgliederversammlungen>> 09.–10.04.<strong>2008</strong>, Berlin – mit Parlamentarischem Abend>> 19.09.–20.09.<strong>2008</strong>, Remscheid75


Abschlusstagung des bom BMBF geförderten Modellprojektes EvAK – Entwicklung und Evaluation vonAnerkennungsformen nicht-formell erworbener Kompetenzen>> 17.–18.04.<strong>2008</strong>, HannoverFachtagung „Lebenskunst Lernen“Auftaktveranstaltung des Modellprojektes>> 03.06.<strong>2008</strong>, Berlin13. Deutscher Kinder- und Jugendhilfetagverschiedene Fachveranstaltungen und Messestand>> 18.–20.06.<strong>2008</strong>, EssenFachtagung „Kunst und Geschichte – Kultur des Erinnerns“Veranstaltet als deutsch-polnische Kooperationsveranstaltung der BKJ zusammen mit und in der InternationalenJugendbegegnungsstätte Oswiecim/ Auschwitz (IJBS)>> 13.–15. Februar <strong>2008</strong>, AuschwitzFachtagung „Stadt[t]räume. Ästhetische und kul- turelle Bildung in Schule und Stadtteil“Kooperationsveranstaltung mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und der Behördefür Kultur, Sport und Medien>> 26.09.–27.09.<strong>2008</strong>, HamburgSymposion „Kunst machen <strong>2008</strong>. Die Künste im Kontext der Kulturarbeit von Menschen mit und ohneBehinderung“Kooperationstagung mit dem Europäischen Zentrum des BDAT und dem TPZ Lingen>> 08.10.–12.10.<strong>2008</strong>, LingenDeutsch-Polnische KooperationstagungBeratungs- und Planungstreffen der Austauschpartner>> 15.02.–17.02.<strong>2008</strong>, Auschwitz, PolenDeutsch-Französische Kooperationstagung„Kulturelle Bildung – für alle?!“>> 09.–11.10.<strong>2008</strong>, Weikersheim>>>>>> >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>76


Arbeitstreffen der Träger>> 22.–24.04.<strong>2008</strong>, Kassel>> 24.06.<strong>2008</strong>, Berlin>> 18.–19.11.<strong>2008</strong>, ErfurtWeiterbildungen>> 29.01.<strong>2008</strong>, Kassel, „Das Jugendfreiwilligendienste-Gesetz und seine Konsequenzen“>> 18.03.<strong>2008</strong>, Kassel, „Psychosoziale Erkrankungen im FSJ Kultur“Arbeitsgruppen>> Pädagogische Rahmenkonzeption (15.02.<strong>2008</strong> in Berlin)>> Zertifikat und Zertifizierung (27.03.<strong>2008</strong> in Berlin)>> (28.<strong>07</strong>.<strong>2008</strong>, 29.09.<strong>2008</strong> in Berlin)Präsenz bei FSJ Kultur Veranstaltungen der Träger>> 03.<strong>07</strong>.<strong>2008</strong> „connect – jugend. kultur. politik.“ in Kiel (LKJ Niedersachsen)>> 28.08.<strong>2008</strong> Abschluss- und Auftaktveranstaltung in Berlin (LKJ Berlin)>> Abschluss- und Auftaktveranstaltung in Magdeburg (LKJ Sachsen-Anhalt)>> Auftaktveranstaltung in Bad Doberan (LKJ Mecklenburg-Vorpommern)>> 25.09.<strong>2008</strong> Auftaktveranstaltung in Hannover (LKJ Niedersachsen)Besuche bei FSJ Kultur Trägern>> 29.04.<strong>2008</strong>, Erfurt (LKJ Thüringen)>> 30.04.<strong>2008</strong>, Stuttgart (LKJ Baden-Württemberg)>> 06.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong>, Berlin (LKJ Berlin)>> <strong>07</strong>.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong>, München (BAG Spielmobile)>> 21.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong>, Koblenz (Kulturbüro Rheinland-Pfalz)>> 27.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong>, Magdeburg (LKJ Sachsen-Anhalt)>> 20.10.<strong>2008</strong>, Bochum (LAG Arbeit Bildung Kultur NRW)Bundesweites Seminar in Kooperation mit der Universität Hildesheim und der LKJ Niedersachsen e. V.>> 24.–26.01.<strong>2008</strong>, Hildesheim, „Die Kunst, die Künste zu vermitteln“Veranstaltung zur Entwicklung des Pilotprojektes „Deutsch-französische Freiwilligendienste“>> 11.03.<strong>2008</strong>, Berlin, Informationsveranstaltung mit DFJW77


Veranstaltungen des BMFSFJ>> in Berlin, Informationstag zum Jugendfreiwilligendienstegesetz>> 09.12.<strong>2008</strong> in Berlin, Arbeitsgruppe „Statistik und Datenbank Jugendfreiwilligendienste“>> 10.12.<strong>2008</strong> in Berlin, Bund-Länder-Sondertagung „Lernziele und Kompetenzerwerb bei Freiwilligendiensten“Seminare im FSJ Kultur>> 03.–08.02.<strong>2008</strong> „Identität unbekannt“, Ilbenstadt/Hessen>> 04.–09.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong> „Kultur schock-t“, Höchst/Odenwald>> 29.06.–04.<strong>07</strong>.<strong>2008</strong> „Endspiel“, Bröllin/Mecklenburg-Vorpommern>> 13.–17.10.<strong>2008</strong> „Mein Jahr in der Kultur“, Wasserkuppe/Hessen>> 03.–04.12.<strong>2008</strong> Bildungstage „Berufliche Orientierung“, Frankfurt/MainEinsatzstellentreffen im FSJ Kultur>> 22.01.<strong>2008</strong> Wiesbaden>> 26.06.<strong>2008</strong> Rostock>> 29.08.<strong>2008</strong> FrankfurtAbschlussveranstaltung FSJ Kultur –Eigene Betreuung>> 29.08.<strong>2008</strong> Frankfurt>> <strong>05</strong>.09.<strong>2008</strong> Bad DoberanArbeitstreffen>> 06.03.<strong>2008</strong> in Berlin, „Perspektiven Generationsoffener Freiwilligendienste in der Kultur“>> 04.06.<strong>2008</strong> in Berlin, Abschlusstreffen „Fazit und Ausblick“>> 01.<strong>07</strong>.<strong>2008</strong> in Berlin, Informationsaustausch „Freiwilligendienst aller Generationen“Weiterbildung „Organisationsentwicklung und freiwilliges Engagement“>> 06.–<strong>07</strong>. 02.<strong>2008</strong>, 1. Modul, Münster>> 15.–16. 04.<strong>2008</strong>, 2. Modul, Rostock>> 16.–17. 06.<strong>2008</strong>, 3. Modul, TemplinVeranstaltungen des BMFSFJ zum Bundesmodellprogramm „Generationsübergreifende Freiwilligendienste“>> 22.02.<strong>2008</strong> in Bonn, Workshop>> <strong>05</strong>.06.<strong>2008</strong> in Berlin, Fachtag/Abschlussakt>> 10.10.<strong>2008</strong>, Sitzung des Beirates, Berlin>> 03.12.<strong>2008</strong>, Vorbereitende Sitzung der Jury78


BKJ Arbeitskreis Bürgerschaftliches Engagement/ Freiwilligendienste>> 09.10.<strong>2008</strong> in Berlin, „Kulturelle Vielfalt und Engagement in der Kultur“Vertretungstermine anlässlich Arbeitstagungen und Kongressen>> 23.09.<strong>2008</strong>, Berlin, „Deutschland engagiert sich“, CDU-Bundestagsfraktion>> 10.10.<strong>2008</strong>, Berlin, „Der Holocaust im Comic“, Anne-Frank-Stiftung>> 11.–12.10.<strong>2008</strong>, Potsdam, „Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen: Kompetenzen – Ressourcen– Potentiale und Förderkonzepte in Ost und West“, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement>> 20.–22.10.<strong>2009</strong>, Nürnberg, 2. Bundesfachkongress Interkultur „Kulturelle Vielfalt und Teilhabe“, KulturpolitischeGesellschaft>> 23.–24.10.<strong>2008</strong>, München, Vortrag „Freiwilliges Engagement bildet: „Synergien: Kulturelle Bildung undfreiwilliges Engagement – auch generationsübergreifend“, Tagung „Kultur bildet Stadt“ der LKB Bayern>> 24.–25.10.<strong>2008</strong>, Dillingen, Moderation der Arbeitsgruppe „Freiwilligendienste und Schule“, Tagung „Schuleund Bürgerengagement – Bildung gemeinsam gestalten“ des Bundes- und Landesnetzwerkes BürgerschaftlichesEngagement>> 04.11.<strong>2008</strong>, Hamburg, Vortrag „Grundstrukturen des Engagements im Kulturfeld“ im Rahmen der Fachtagung„Was Freiwillige BEwirken“ der Stiftung Mitarbeit / Bundesarbeitsgemeinschaft Freiwilligenagenturen>> 06.–<strong>07</strong>.11.<strong>2009</strong>, Berlin, Fachkonferenz, Themenatelier „Kulturelle Bildung an Ganztagsschulen“, DeutscheKinder- und Jugendstiftung>> 21.–22.11.<strong>2008</strong>, Rostock, „Geteilter Bildschirm – getrennte Welten? 25. Forum Kommunikationskultur“, GMK>> 24.11.<strong>2008</strong>, Berlin, Jugendarmut in Deutschland, Katholische Jugend- und Sozialarbeit>> 01.–02.12.<strong>2008</strong>, Berlin, „Migration und Mobilität: Chancen und Herausforderungen für die EU-Bildungssysteme“,BMBF, BiBB, KMK>> 03.12.<strong>2008</strong>, Berlin, Kongress "Wege zur solidarischen Bürgergesellschaft", Arbeitsgemeinschaft BürgerschaftlichesEngagement der SPD-Bundestagsfraktion>> 12.–13.12.<strong>2008</strong>, Hamburg, Fachtagung „Dialog – Theater und Religion. Theater in einer interkulturellenund multireligiösen Gesellschaft“ des Arbeitskreises Kirche und Theater in der EKDTagungen des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Soziales Jahr (BAK FSJ)>> 19.02.<strong>2008</strong> in Bonn>> 15./16.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong> in Hannover>> 02./03.06.<strong>2008</strong> in Frankfurt (Jahrestagung „Bildung im FSJ“)>> 10.09.<strong>2008</strong> in Hannover>> 20.10.<strong>2008</strong> in Kassel>> 04.12.<strong>2008</strong> in BerlinTagungen des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement>> 21.02.<strong>2008</strong> Treffen der Sprecher/innen der Arbeitsgruppen>> 26.02.<strong>2008</strong> Arbeitsgruppe 3 „Freiwilligendienste“ in Frankfurt/Main>> 11.04.<strong>2008</strong> Koordinierungsausschuss>> 03.09.<strong>2008</strong> Treffen der Sprecher/innen der Arbeitsgruppen>> 11.09.<strong>2008</strong> Koordinierungsausschuss>> 16.10.<strong>2008</strong> Arbeitsgruppe 3 „Freiwilligendienste“ in Hannover>> 14.11.<strong>2008</strong> Mitgliederversammlung in BerlinTagungen des Fachforums Freiwilligendienste / Beirat Wegweiser Freiwilligendienste>> 20.02.<strong>2008</strong> in Bonn>> 14.<strong>05</strong>.<strong>2008</strong> in Hannover>> 16.10.<strong>2008</strong> in Hannover79


Tagungen des Beirats „Freiwilligendienste machen kompetent“>> 04.-<strong>05</strong>.03.<strong>2008</strong> in Berlin, Workshop>> <strong>07</strong>.11.<strong>2008</strong> in Berlin, BeiratKommission „Quifd – Qualität in Freiwilligendiensten“>> 30.06.<strong>2008</strong> in Stuttgart, Sitzung der Quifd-Kommission>> <strong>07</strong>.09.<strong>2008</strong> in Berlin, Treffen der Quifd-Zertifizierten>> 11.11.<strong>2008</strong> in Stuttgart, Sitzung der Quifd-KommissionFachausschuss „Bürgerschaftliches Engagement“ des Deutschen Kulturrates>> 13.02.<strong>2008</strong> in BerlinArbeitstreffen der Landesarbeitsgemeinschaft FSJ Hessen>> 22.10.<strong>2008</strong>, Frankfurt>> 17.12.<strong>2008</strong>, FrankfurtInformationsgespräche>> 28.02.<strong>2008</strong> Freiwilliges Engagement in der Kultur, Studierende Uni MerseburgÜber die BKJ als Zentralstelle geförderte Maßnahmen:14 Maßnahmen im deutsch-französischen Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch (DFJW),davon:>> 8 Jugendbegegnungen>> 6 Fachkräfteprogramme33 Maßnahmen im deutsch-polnischen Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch (DPJW), davon:>> 21 Maßnahmen in Deutschland>> 12 Maßnahmen in Polen>> 31 Jugendbegegnungen>> 2 Fachkräfteprogramme21 Maßnahmen im sonstigen internationalen Jugendkulturaustausch (BMFSFJ), davon:>> 10 Maßnahmen in Deutschland>> 11 Maßnahmen im Ausland>> 13 binationale Maßnahmen>> 8 multinationale Maßnahmen>> 9 Jugendbegegnungen>> 12 Fachkräfteprogramme80


5.5 PUBLIKATIONEN DER BKJStärken sichtbar machen – Der Kompetenznachweis Kultur in der Praxis. 20 Projektbeispiele.Remscheid, <strong>2008</strong>, ISBN: 978-3-9244<strong>07</strong>-85-8.Übergänge gestalten. Kunst- und Kulturprojekte zwischen Schule und Beruf. 18 Projektbeispiele.Remscheid, <strong>2008</strong>, ISBN: 978-3-9244<strong>07</strong>-87-2.Kulturelle Vielfalt erleben. Internationale Jugend-Kultur-Begegnungen. 21 Beispiele aus der Praxis.Remscheid, <strong>2008</strong>, ISBN: 978-3-9244<strong>07</strong>-86-5.Birgit Mandel (Hrsg.): Audience Development, Kulturmanagement, Kulturelle Bildung. Konzeptionen undHandlungsfelder der Kulturvermittlung. Vol. 5. ISBN: 978-3-86736-035-7. München: kopaed.Jovana Foik: Tanz zwischen Kunst und Vermittlung. Community Dance am Beispiel des Tanzprojekts CarminaBurana (2006) unter der choregrafischen Leitung von Royston Maldoom. Vol. 6. ISBN: 978-3-86736-036-4. München: kopaed.Kim Groote/Flavia Nebauer: Kulturelle Bildung im Alter. Eine Bestandsaufnahme kultureller Bildungsangebotefür Ältere in Deutschland. Vol. 7. ISBN: 978-3-86736-037-1. München: kopaed.Vanessa-Isabelle Reinwand: „Ohne Kunst wäre das Leben ärmer“. Zur biografischen Bedeutung aktiverTheater-Erfahrung. Vol. 8. ISBN: 978-3-86736-038-8. München: kopaed.Max Fuchs: Kultur – Teilhabe – Bildung. Reflexionen aus 20 Jahren. Vol. 9. ISBN: 978-3-86736-039-5. München:kopaed.Max Fuchs: Kulturelle Bildung. Grundlagen – Praxis – Politik. Vol. 10. ISBN: 978-3-86736-310-5. München:kopaed.Wolfgang Schneider: Kulturpolitik für Kinder. Eine Studie über das Recht auf ästhetische Erfahrung undkünstlerische Praxis in Deutschland. Vol. 11. ISBN: 978-3-86736-311-2. München: kopaed.Burkhard Hill/Tom Biburger/Alexander Wenzlik (Hrsg.): Lernkultur und Kulturelle Bildung. Veränderte Lernkulturen– Kooperationsauftrag an Schule, Jugendhilfe, Kunst und Kultur. Vol. 12. ISBN: 978-3-86736-312-9. München: kopaed.Kulturelle Bildung. Reflexionen. Argumente. Impulse. Themenheft „Integration und Teilhabe durch KulturelleBildung“. Heft 2/<strong>2008</strong>. ISSN: 1866-817881


Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über die Vertretungsfunktionen, die Vorstandsmitglieder, BKJ-Vertreter/innen und Geschäftsstellenmitarbeiter/innen für die BKJ als Dachverband der kulturellen KinderundJugendbildung im Jugend-, Kultur- und Bildungsbereich im Jahr <strong>2008</strong> wahrgenommen haben.Akademie Remscheid, Trägerverein>> Prof. Elisabeth Braun>> Prof. Klaus Kramer>> Dr. Gerd Taube>> Thomas Wodzicki>> Prof. Dr. Wolfgang ZachariasArbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (AGJ) / Vorstand und Mitgliedsverband >> Hildegard BockhorstAGJ Fachausschuss „Europäische Kinder- u. Jugend(hilfe)politik >> Rolf WitteBLK Verbundprojekt „ProfilPASS“ >> Brigitte SchornBMBF Kuratorium „Theatertreffen der Jugend“ >> Dr. Gerd TaubeBMBF Kuratorium „Treffen junger Autoren“ >> Dr. Gerd TaubeBMBF Kuratorium „Treffen junge Musikszene“ >> Matthias PannesBundesakademie Wolfenbüttel, Trägerverein >> Insa LienemannBundesarbeitskreis FSJ >> Kerstin HübnerBundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement >> Kerstin HübnerBundesweite Koalition für kulturelle Vielfalt >> Rolf WitteCulture Action Europe / Executive Commitee >> Rolf WitteDeutsch-Französisches Jugendwerk / Beirat >> Rolf WitteDeutsch-Polnischer Jugendrat >> Ulrike MünterDeutscher Kulturrat / Vorsitz >> Prof. Dr. Max FuchsDKR / Fachausschuss bürgerschaftliches Engagement >> Hildegard BockhorstDKR / Fachausschuss Europa / Internationales >> Rolf WitteDKR / Fachausschuss Kultur und Bildung >> Kerstin Hübner / Matthias PannesDKR / Rat für Soziokultur u. kulturelle Bildung >> Geschäftsführung durch Hildegard BockhorstFonds Soziokultur e. V. >> Hildegard BockhorstFonds Soziokultur / Kuratorium >> Ina Bielenberg / Wolfgang ZachariasForscher-Praktiker-Dialog internationale Jugendarbeit >> Rolf WitteIJAB / Mitgliederversammlung >> Rolf WitteKonferenz „Kinder spielen Theater“ >> Katrin BrademannLenkungsgruppe „Jugend ans Netz“ >> Matthias PannesNationaler Beirat des EU-Programms JUGEND IN AKTION >> Rolf WitteProjektbeirat des 2. Freiwilligensurvey >> Hildegard BockhorstProjektfonds kulturelle Bildung >> Dr. Gerd Taube / Hildegard BockhorstStiftung Deutsche Jugendmarke >>Hildegard BockhorstUN-Dekade “Bildung für nachhaltige Entwicklung” >> Rolf WitteUSK – Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle >> Hans-Jürgen Palme82


Als Vorstand wurde von der Mitgliederversammlung der BKJ gewählt:>> Katrin Brademann (Beisitzerin)>> Prof. Dr. Max Fuchs (Vorsitzender)>> Insa Lienemann (Beisitzerin)>> Lutz Lienke (Stellvertreter)>> Matthias Pannes (Beisitzer)>> Dr. Gerd Taube (Stellvertreter)>> Prof. Dr. Wolfgang Zacharias (Beisitzer)Vorstandssitzungen <strong>2008</strong> fanden statt:>> am 7./8. Februar <strong>2008</strong> in Berlin>> am 7./8. September <strong>2008</strong> in Remscheid>> am 2. Dezember <strong>2008</strong> in Frankfurt am MainUnterstützt wurden der Vorstand und die „EhrenamtlerInnen“ der BKJ durch die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen:In der Remscheider Geschäftsstelle:>> Helga Bergers (Referentin EvAK / Öffentlichkeitsarbeit)>> Tom Braun (Referent Lebenskunst Lernen)>> Ulrike Blischke-Meyer (Verwaltungsangestellte/ Projekte), 75 %>> Hildegard Bockhorst (Geschäftsführerin)>> Magali Boulic (Sachbearbeiterin International/ KNK), bis <strong>07</strong>.<strong>2008</strong> Vertretung für Ulrike Münter>> Bianca Fischer (Referentin JugendkulturService International), 50 %>> Iris Galli (Verwaltungsangestellte)>> Iohanna Gonzalez (franz. Ass.), ab 09.20<strong>07</strong> bis 09.<strong>2008</strong>>> Luiza Ignaszewska (Verwaltungsangestellte International)>> Viola Kelb (Referentin Kultur macht Schule)>> Ulrike Münter (Referentin JugendkulturService International),ab <strong>07</strong>.<strong>2008</strong>, 50 %>> Helga Odau (Buchhalterin) 50 %>> Aline Pelletier (franz. Ass.), ab 09.<strong>2008</strong>>> Michaela Peters (Personal- und Finanzreferentin), 50 %>> Jürgen Schaeffer (Webmaster)>> Brigitte Schorn (Referentin Öffentlichkeitsarbeit / Projektleitung EvAK)>> Kirsten Witt (Grundsatzreferentin)>> Rolf Witte (Bildungsreferent Internationales)Im Projektbüro FSJ Kultur – Freiwilligendienste in der Kultur in Berlin:>> Hannah Chaker-Agha (stud. Hilfskraft) bis 08.<strong>2008</strong>>> Annika Esser (stud. Hilfskraft) ab 10.<strong>2008</strong>>> Kerstin Hübner (Bundestutorin, Leitung FWD Kultur)>> Lea Jaenicke (stud. Hilfskraft) ab 09.<strong>2008</strong>>> Jens Maedler (Ref. FSJ Kultur und >kek> Stefan Meyn (stud. Hilfskraft) bis 03.<strong>2008</strong>>> Bärbel Nöbe (Sachbearbeitung), 65 %>> Matthias Riesterer (PlusPunkt Kultur) ab 06.<strong>2008</strong>>> Pia Yvonne Schäfer (Finanzcontrolling Berlin), 25%>> Marianne Vézinaud (Päd. MA Intern. FWD), 50 %, bis 08.<strong>2008</strong>83


Bundesverband MuseumspädagogikMusik>> Arbeitskreis für Schulmusik (AfS)>> Arbeitskreis Musik in der Jugend>> Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände>> Deutsche Bläserjugend>> Deutscher Musikrat *>> Internationaler Arbeitskreis für Musik>> Jeunesses Musicales Deutschland>> Jugend im Bund Deutscher Zupfmusiker>> Verband deutscher Musikschulen>> Werkgemeinschaft MusikTheater>> ASSITEJ – Sektion Bundesrepublik Deutschland>> Arbeitskreis der LandesarbeitsgemeinschaftenSpiel und Theater>> Bund Deutscher Amateurtheater>> Bundesarbeitsgemeinschaft der Spielmobile>> Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater *>> Bundesverband Theater in Schulen>> Bundesverband Theaterpädagogik>> Katholische Arbeitsgemeinschaft Spiel und Theater>> Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der BundesrepublikDeutschland *Tanz>> Bundesverband Tanz in Schulen*>> Deutscher Bundesverband TanzLiteratur>> Arbeitskreis für Jugendliteratur>> Bundesverband der Friedrich-Bödecker-Kreise>> Internationale Jugendbibliothek *>> Stiftung Lesen *Jugendkunstschulen>> Bundesverband der Jugendkunstschulen undKulturpädagogischen EinrichtungenZirkus>> BAG ZirkuspädagogikKulturarbeit in der evangelischen Kirche>> Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischenJugendBundesakademien>> Akademie Remscheid für musische Bildung undMedienerziehung *>> Bundesakademie für musikalische Jugendbildung*Landesvereinigungen für Kulturelle Bildung>> LAG Kinder- und Jugendkultur Hamburg>> LAG Soziokultur und Kulturpädagogik e. V.>> LKB Bayern>> LKJ Baden Württemberg>> LKJ Berlin>> LKJ Brandenburg>> LKJ Mecklenburg-Vorpommern>> LKJ Niedersachsen>> LKJ Nordrhein-Westfalen>> LKJ Sachsen>> LKJ Sachsen-Anhalt>> LKJ Schleswig-Holstein>> LKJ Thüringen* außerordentliche Mitglieder der BKJMedien>> Bundesverband Jugend und Film>> Bundesweites Schülerfilm- und Videozentrum *>> Deutscher Verband für Fotografie>> Förderverein Deutscher Kinderfilm *>> Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur>> Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland *>> Vision Kino*Bildende Kunst>> BDK e. V. Fachverband für Kunstpädagogik>> Bundesverband Deutscher Kinder- und Jugendmuseen*84


Mit der Situation der kulturellen Jugendbildung beschäftigtesich die Jugend- und FamilienministerkonferenzEnde Mai <strong>2008</strong> in Berlin. Sie erarbeiteteund beschloss folgendes Grundsatzpapier, das imOktober veröffentlicht wurde:„1. In einer so vielfältigen Gesellschaft wie inDeutschland, in der Menschen aus unterschiedlichenKulturen und mit unterschiedlichen sozialen und Bildungshintergründenzusammen leben, besteht dieHerausforderung darin, allen Kindern und Jugendlichenzu Angeboten der Kultur den Zugang zu ermöglichenu.a. zu Kunst und Literatur, Musik und Theater,Spiel und Tanz, Medienbildung und Jugendkultur.2. Kulturelle Kinder- und Jugendbildung liefert einenwichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklungjunger Menschen und verfügt über wertvolle Potentiale,Kreativität und zukunftsfähige Kompetenzenzu vermitteln. Sie knüpft an die Lebenswelten vonKindern und Jugendlichen an und ermöglicht ihnendamit, spezifische Stärken in die kulturellen Aktivitäteneinzubringen. Der Umgang mit der kulturellenVielfalt in Deutschland ist dabei Herausforderung undChance zugleich.auf der Länderebene und der kommunalen Ebenemehr Aufmerksamkeit zukommen muss. Die JMFKhält es für notwendig, die spezifischen Angebote undZugänge, die in den Bereichen Schule, Jugend undKultur existieren, weiter zu entwickeln und die beteiligtenAkteure unter Beachtung ihrer jeweiligen Verankerungund Verortung stärker miteinander zu vernetzen.5. Die JFMK will den Stellenwert der kulturellen Kinder-und Jugendbildung in den Ländern verdeutlichenund zu einer Weiterentwicklung von Konzeptender kulturellen Kinder- und Jugendbildung beitragen.Die JFMK bittet die AGJF zur Sitzung der JFMK imJahr <strong>2009</strong> zu berichten, welchen Stellenwert die kulturelleKinder- und Jugendbildung in der Jugendhilfein den Ländern hat, damit Jugend- und Familienministerauf dieser Basis über die Perspektiven der Weiterentwicklungkultureller Kinder- und Jugendbildungentscheiden können.“3. Die JFMK ist der Auffassung, dass kulturelle Kinder-und Jugendbildung zum Kern des Bildungs- undErziehungsauftrages in formeller, nichtformeller undinformeller Bildung gehört. Sie sieht in der kulturellenJugendbildung darüber hinaus eine zentrale Voraussetzungzur Chancengerechtigkeit und Integrationvon Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligtenund bildungsfernen Familien. Kulturelle KinderundJugendbildung ist dann besonders nachhaltig,wenn sie möglichst früh einsetzt und an unterschiedlichenBildungsorten stattfindet (Familie, Kindertageseinrichtungen,Schule, außerschulische Bildungseinrichtungen,Einrichtungen der Hochkulturetc.).4. Die JFMK ist der Auffassung, dass dem Bereichkultureller Kinder- und Jugendbildung für Kinder undJugendliche sowohl auf der Bundesebene als auch85


Kommissionsdrucksache, 16. Wahlperiode 16/16, 7.4.<strong>2008</strong>Eigenständige Kulturpolitikfür Kinder und Jugendliche etablierenWenn es um Kultur geht, dann geht es selten um Kinder- wenn von Kindern die Rede ist, dann sprichtman kaum von Kultur.Dieser Befund zum Thema „Kinder und Kultur“ ist ernüchternd.Damit läuft die deutsche KulturlandschaftGefahr, ihre Zukunft zu verspielen. Die Bedeutungvon Kultur für unsere Gesellschaft und geradedie Bedeutung von Kultur für unsere Kinder wird systematischvernachlässigt.Was eine Gesellschaft verliert,die ihre Kultur vernachlässigt, ist nicht wenigerals ihre Identität.Seit Jahren ist die Begeisterung für Kunst und Kultursowie die Nachfrage nach kulturellen Angeboten dramatischrückläufig. Der Grundstein für jedes kulturelleInteresse wird in den Jahren der Kindheit gelegt.Je früher ein Mensch mit Kunst und Kultur in Berührungkommt, desto intensiver und desto nachhaltigerwird sein lebenslanges kulturelles Interesse ausgeprägtsein.Aktives wie passives kulturelles Erleben entfaltetseine Wirkung weit über den Kulturbereich hinaus.Ein Kind, das ein Instrument lernt, singt, tanzt oderTheater spielt, entwickelt spielerisch und selbstverständlichKompetenzen, die ihm ein Leben lang vonVorteil sein werden.Dazu gehören Kreativität, Durchhaltevermögen, Konzentrationsfähigkeitund Abstraktionsvermögenebensowie Flexibilität, Toleranz, Zuverlässigkeit,Selbstbewusstsein und Vorstellungskraft.Die Vermittlungdieser Schlüsselkompetenzen über vergleichsweiseeinfache Mittel der kulturellen Bildunglegt den Grundstein für eine erfolgreiche Bildungsbiografie.Darüber hinaus ermöglicht kulturelle Bildung insbesonderebenachteiligten Kindern und Jugendlichenden Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe und leisteteinen wichtigen Beitrag zur Integration. Im Chor oderOrchester spielt der sozioökonomische Hintergrundeines Kindes oder seine Herkunft keine Rolle. Wo derBeitrag jedes Einzelnen zählt, lernen Kinder über kulturelleund finanzielle Grenzen hinweg, sich aufeinanderzu verlassen und einander zu helfen. Das gemeinsameErleben von Kultur wirkt somit einemTrend der zunehmenden Ausgrenzung benachteiligterKinder und Jugendlicher entgegen. Die kulturelleInfrastruktur für Kinder und Jugendliche weist jedocherhebliche Defizite auf.Musikschulen und Kindertheater sind gezwungen zuschließen, eng kalkulierte Fördermittel machen einelangfristige Planung der Einrichtungen oft unmöglich,Tanz- und Theaterprojekte für Kinder und Jugendlichestehen und fallen mit Spenden und Zuwendungenaus privater Hand oder durch Stiftungen.Kulturelle Bildung im Kindergarten und in der Schuleverliert bundesweit seit Jahren an Gewicht.Der Ausfalldes Musikunterrichts an Grundschulen ist erschreckendund viel zu wenige Schulen verfügenüber ein Theater, ähnliche geeignete Räume oder gareine Bibliothek.Schulausflüge und Exkursionen im Klassenverbandfinden immer seltener den Weg in kulturelle Einrichtungenwie Theater, Konzerthäuser oder Museen. Derschon seit langem angemahnte Fachlehrermangelwird immer gravierender und kulturell-pädagogischeInhalte in der Lehrer- und Erzieherausbildung verlierenweiter an Stellenwert.Kulturelle Bildung soll zu einer Selbstverständlichkeitfür jedes Kind werden - für Eltern, Schulen, Kindergärten,die Kommunen und die Länder. Um diesesZiel zu erreichen, bedarf es einer „Kulturpolitik fürKinder“. Aus diesem Grund hat sich die Kinderkommissionmit dem Thema „Kinder und Kultur“ beschäftigtund dabei verschiedene Aspekte näher beleuchtet.Die Kinderkommission hat verschiedene Experteneingeladen, durch deren Anhörung sie zu folgendenErgebnissen kam:86


je früher kulturelle Bildung ansetzt und je früherein Kind künstlerisch-kulturelle Erfahrungenmacht, desto intensiver prägt es eine kulturelleEmpathie aus, die umso nachhaltiger, in vielenFällen ein Leben lang erhalten bleibt;>> gleiches gilt für die Ausbildung der oben genanntenSchlüsselkompetenzen (Kreativität, Durchhaltevermögen,Konzentrationsfähigkeit, Abstraktionsvermögen,Flexibilität, Toleranz, Zuverlässigkeit,Selbstbewusstsein, Vorstellungskraft);>> in den meisten Kindertagesstätten spielen Gesangoder Bewegung zu Musik eine untergeordneteRolle, das Potential für eine Stärkung der kulturellenBildung ist in Kindertagesstätten besondershoch;>> in einer zunehmend ausgrenzenden Gesellschaftleisten Kulturprojekte und kulturelle Aktivitätenauf vielfältigen Wegen wichtige Beiträge für dieIntegration benachteiligter Kinder und Jugendlicher;>> Musik-, Tanz- oder Theatergruppen schaffen neueGemeinschaften jenseits von sozialen Grenzen;>> Kinder und Jugendliche gewinnen Freunde undVorbilder außerhalb ihrer zum Teil ausgegrenztenLebenswelt, ihnen werden bisher oft unbekannteWerte vermittelt, die für ein sozial integriertesLeben unabdingbar sind;>> sie entdecken eigene Talente und Leistungsfähigkeit,lernen Disziplin, Respekt und Toleranz, lernenihre Grenzen kennen;>> Integrationsprojekte müssen nicht zwingend besondersniedrigschwellige kulturelle Aktivitätenbeinhalten;>> lernen Kinder - gerade auch Kinder mit Lernschwächen- ein Instrument zu spielen, könnenSchwächen in den Bereichen Logik, Mathematikund Sprache mit hoher Erfolgsquote ausgeglichenwerden;>> nicht nur die aktive kulturelle Beschäftigung,auch das passive Erleben von Kultur - der Theater-,Konzert- oder Museumsbesuch - sollte einenhohen Stellenwert für Kinder und Jugendlichehaben;>> Kinder empfinden keine Ängste vor oder Abneigunggegenüber kulturellen Einrichtungen wieMuseen oder Theatern. Die Schwelle zum Besuchdieser Orte wird vielmehr von Erwachsenen alsbesonders hoch empfunden und auf die Kinderübertragen;>> kindgerechte Museumspädagogik ist ein Zweigder kulturellen Bildung, der sich in den letztenJahren stark weiterentwickelt hat: Das Museumwird zum Ort der frühen Wissensvermittlung, desinteraktiven Lernens, Erlebens und Mitmachens.Kinder lernen hierbei keine bloßen Fakten, vielmehrentwickeln sie eine Empathie für Wissen -ein Grundlage jeder erfolgreichen Bildungsbiografie;>> kulturelle Bildung als fest verankertes Elementsollte, realistisch betrachtet, spätestens an undin den Grundschulen ansetzen, denn nur so könnenalle Kinder gleichermaßen erreicht werden;>> da die Mehrzahl kultureller Einrichtungen in Städtenangesiedelt ist, stellt eine schwache Infrastrukturdes ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr)für Kinder und Jugendliche in ländlichenGebieten (insbesondere für Schulklassen) einegroße Hürde für ihre kulturelle Teilhabe dar;>> (bundes-)politischer Gestaltung zum Thema„Kinder und Kultur“ werden an zwei Fronten Grenzenaufgewiesen: (1) die „Kulturhoheit“ der Länderund (2) die Abgrenzung der relevanten Ressorts:Kinder und Jugend, Bildung, Kultur und Inneres;>> „Kulturpolitik für Kinder“ kann nur als vernetzteQuerschnittsaufgabe realisiert werden;>> Ansätze einer integrierten „Kulturpolitik für Kinder“finden sich in den Stadtstaaten (allen voranHamburg) und in Baden-Württemberg als einzigemFlächenstaat;>> länderübergreifend geben die „Empfehlungen derKMK (Kultusministerkonferenz) zur kulturellenKinder- und Jugendbildung“ vom Januar 20<strong>07</strong>erstmals einen Hinweis darauf, dass die Relevanzdes Themas bundesweit erkannt worden ist;>> für die notwendige „Politik aus einem Guss“ bedarfes eines länder- und ressortübergreifendenForums oder Gremiums, ein solches existiert bishernicht;>> Angebote der frühkindlichen kulturellen Bildung(Tanz, Gesang, Rhythmusschulung oder Theatervom zweiten Lebensjahr an) finden langsam denWeg nach Deutschland;>> die Rahmenbedingungen im Bildungsbereichsind zufriedenstellend: In den Bildungsplänenaller Bundesländer sind Musik- und Kunstunterrichtoder Darstellendes Spiel in allen Schultypenintegriert. Die Defizite liegen vor allem in der Umsetzung;87


Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern,Erzieherinnen und Erziehern ist im kulturellenBereich mangelhaft, der Bedarf an gut ausgebildetenFachlehrern übersteigt deutlich das Angebot;>> eine gezielte Verbindung von schulischen und außerschulischenAngeboten stärkt die kulturelleBildung;>> Projekte, in denen ausgebildete Musik- oder Theaterpädagogenvor Ort mit Kindergarten-oderSchulkindern zusammenarbeiten, sind besonderserfolgreich;>> kulturelle Bildung wird in enger Zusammenarbeitzwischen Kindertagesstätten, Grundschulen undSchulen einerseits und den umliegenden Kultureinrichtungenandererseits gefestigt. Die Vermittlungvon Lerninhalten wird durch themenbezogeneBesuche der Schulklassen in kulturellenEinrichtungen nachweislich verbessert;>> Musik-, Tanz- oder Theatergruppen schaffen neueGemeinschaften jenseits von sozialen Grenzen;>> Vorbilder spielen eine wichtige Rolle in der Heranführungvon Kindern und Jugendlichen an Kultur.Das soziale Umfeld - Eltern, Lehrer, Bekannte, Vereine- prägen ihr kulturelles Interesse in entscheidendemMaße.Deshalb fordert die Kinderkommission:>> wir regen die KMK an, einen Ausschuss „kulturelleKinder- und Jugendbildung“ zu initiieren, derbundesweite Standards für die kulturelle Bildungin allen Schultypen erarbeitet und kommuniziert.Ein solches ressortübergreifendes Netzwerksollte sich sowohl aus Vertretern der relevantenRessorts der Länder (Kinder und Jugend, Bildung,Kultur) als auch aus externen Experten,insbesondere der BKJ (Bundesvereinigung KulturelleKinder- und Jugendbildung), zusammensetzen,>> grundlegende kulturelle Kompetenz zum verbindlichenInhalt in der Ausbildung von Grundschullehrerinnenund Grundschullehrern, Erzieherinnenund Erziehern zu machen,>> Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrerinnenund Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher imkulturpädagogischen Bereich auszuweiten undhöher zu bewerten,>> die Kommunen sind dazu aufgerufen, erfolgreichenModellen von Seiten der BKJ zu folgen unddie Vernetzung von kommunalen Bildungs- undKultureinrichtungen (schulischen und außerschulischenkulturellen Bildungsangeboten) zufördern,>> eine Überprüfung der räumlichen Ausstattungvon Kindertagesstätten und Schulen, um die Versorgungmit geeigneten Räumen, die eine aktivekulturelle Bildungsarbeit (Bewegung, Tanz,Musik, Theater) ermöglichen, zu verbessern,>> einen höheren Stellenwert und größere gesellschaftlicheAnerkennung des kulturellen Engagementsvon Privatunternehmen und Stiftungen ,>> eine weitere Stärkung des ehrenamtlichen Engagements,>> der Besuch von kulturellen Einrichtungen darfkeine Frage des Geldes sein: Wir fordern deshalbfreien Eintritt in alle kulturellen staatlichen Einrichtungenfür Kinder,>> eine Überprüfung des Infrastrukturbedarfs imÖPNV, um die Erreichbarkeit von kulturellen Einrichtungeninsbesondere in ländlichen Regionensicherzustellen,>> kultureller Bildung auch in der Kinder- und Jugendarbeitaußerhalb von Schulen und Kindertagestätteneinen höheren Stellenwert einzuräumen,beispielsweise durch die gezielte Förderungvon Projekten,>> Betreuerinnen und Betreuern der Kinder- und Jugendarbeitdie Bedeutung der kulturellen Bildungund ihrer Vorbildfunktion diesbezüglich aufzuzeigen,>> die Aufnahme und Ausweitung von kulturellenProgrammen und Projekten in den „Nationalen Integrationsplan“,>> eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, die zur festenVerankerung des gesellschaftlichen Bewusstseinsüber die große Bedeutung von Kultur undkultureller Bildung beiträgt.88


Kulturelle Bildung in den Künsten und durch sie istintegraler Bestandteil der allgemeinen Bildung vonAnfang an. Sie ermöglicht und befördert Selbstbildungsprozessewie Wahrnehmung, Verhalten, Werthaltungen,Identität sowie Lebensgestaltung. Sie erweiterteine Vielzahl individueller und sozialer Kompetenzenund stärkt gesellschaftspolitische Verantwortungsfähigkeit.Kulturelle Bildung sensibilisiertfür unterschiedliche kulturelle Bedeutungssystemeund stärkt kreativ-künstlerische Entwicklungsprozesse.Kulturelle Bildung macht mit dem kulturellenErbe, den zeitgenössischen Ausdrucksweisen undden Kulturen anderer Länder vertraut. Demnach istinterkulturelle Bildung Teil der kulturellen Bildung. Sieist eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammenlebenin unserer Gesellschaft sowie für eine gelingendeTeilhabe an den Formen und Inhalten vonKunst und Kultur.Besonderer Platz der Bildung in der SchuleEinen besonderen Platz hat die kulturelle Bildung inder Schule. Hier ist sie Bildung in den Künsten, aberauch Bildung zur Orientierung in der Welt durch dieKünste. Daraus folgt, dass in einer fächerbasiertenSchule alle grundlegenden künstlerischen Disziplinenangeboten werden müssen. Im engeren Sinneist kulturelle Bildung vor allem Gegenstand und Gestaltungselementder Fächer der ästhetischen Bildung,also Kunst, Musik und Theater (DarstellendesSpiel), im Fach Deutsch und anderen Fächern mitkünstlerisch und kulturell bildenden Anteilen. Tanzund der künstlerische Umgang mit Medien sindebenfalls Bestandteil der kulturellen Bildung in Projektenund unterschiedlichen Schulfächern. Auch Arbeitsgemeinschaftenund Schulveranstaltungen imBereich der kulturellen Bildung sind von besondererBedeutung. Beispiele hierfür sind: Chöre, Theater-AGs, Tanzgruppen, Orchester, Musik-Ensembles unterschiedlicherStilrichtungen, bildkünstlerische Arbeitsgemeinschaften,Arbeitsgruppen zum ThemenbereichUmweltgestaltung/ Nachhaltigkeit/ Lebensqualität,Arbeitsgemeinschaften zu neuen Mediensowie Schülermedien. Sie alle haben positiven Einflussauf die Schulkultur. Auch die Auseinandersetzungmit baukulturellen Themen sollte fester Bestandteilder schulischen Curricula sein, um Schülernmöglichst früh ein Gespür und die notwendige Wertschätzungfür die gebaute Umwelt zu vermitteln.Gleichermaßen sollten Comic, Film und Games besterBestandteil der schulischen Curricula werden.Veränderung der Lernkulturdurch kulturelle BildungDie Arbeitsprozesse in künstlerischen Projekten könnenauch andere Fächer, wie beispielsweise die naturwissenschaftlichen,inspirieren und damit dieLernkultur der Schule positiv verändern. InterdisziplinäresLernen wirkt sich positiv auf die Schulkulturaus, denn dadurch werden Interessen und Spartenmiteinander in Verbindung gesetzt und in einenneuen kreativen Kontext gestellt. Alle Erkenntnisseder pädagogischen und neurophysiologischen Forschungzeigen, dass Kinder ganzheitliches Lernenmit allen Sinnen brauchen. Kulturelle Bildung verbindetkognitive, emotionale und gestalterische Handlungsprozesse.Künstlerisch-kulturelle Bildung ist inbesonderer Weise in der Lage, ganzheitliches Lernenmit Kopf, Herz und Hand zu ermöglichen.Kulturelle Bildung leistet ihren spezifischen Beitragzur schulischen Bildung, wenn und weil sie Kinderund Jugendliche emotional und kognitiv anspricht,wenn und weil sich in ihr aktives und gestaltendesHandeln mit Gefühlserfahrungen und Reflektion verbindet.Gerade in den ästhetischen Fächern gibt esbesonders gute Möglichkeiten, künstlerische Prozessezu erleben und die produktive Arbeit an einemindividuellen oder kollektiven Werk mit kognitivemLernen und Reflektion im Projektunterricht zu verbinden.Punktuelle Projekte, wie sie zurzeit an vielenStellen durchgeführt und gefördert werden, könnendies allein nicht leisten. Künstlerischer Projektunterrichtmuss kontinuierlich und nachhaltig angebotenwerden.89


Schule als LebensraumSchule ist mehr als nur ein Ort des Wissenserwerbs,Schule ist ein Lebensraum. Dieser Aspekt gewinntdurch die Einführung der Ganztagschule an Bedeutungund sollte in Hinblick auf eine kulturelle Schulentwicklungstärker berücksichtigt werden. Wenndie Schule als Lebensraum ernst genommen werdenwill, dann bedeutet dies, dass ein positives Lernklima,lernfreundliche Ausstattung und Gestaltungdes Schulgebäudes und -geländes, Partizipation vonSchülern, Lehrern und Eltern sowie Kooperationenmit außerschulischen Partnern geschaffen werdenmüssen. Insbesondere die Zusammenarbeit zwischenSchule und außerschulischen Einrichtungenwirkt sich bereichernd aus. Kooperationen eröffnenneue Lebenswelten, sensibilisieren für zivilgesellschaftlichesEngagement, zeigen Synergien auf undermöglichen den Schülerinnen und Schülern sozialeEinbindung beispielsweise in Einrichtungen in denjeweiligen Stadtteilen.Kooperationen mit Kultureinrichtungen stärkenDie künstlerischen Fächer in der Schule bieten fürden Regelunterricht, die Arbeitsgemeinschaftensowie insbesondere für die Ganztagsschulen einegute Grundlage für langfristige Kooperationsprojekte.Zu nennen sind besonders Einrichtungen der außerschulischenkulturellen Kinder- und Jugendbildungwie Musik- und Jugendkunstschulen und theaterpädagogischeZentren sowie die Zusammenarbeit miteinzelnen Künstlern und Kultureinrichtungen wieKonzert- und Opernhäusern, Theatern, Museen undBibliotheken. Ebenso bestehen bereits Kooperationenmit Onlineanbietern. Eine Reihe von Studien undModellprojekten haben bereits die Partnerschaftenzwischen Schule und außerschulischen Akteuren derkulturellen Bildung evaluiert und herausgestellt,dass diese Kooperationen große Potentiale für dieLernkultur besitzen und die Vermittlung kulturellerBildung positiv beeinflussen. Für eine gelingende Kooperationbedarf es aber auch bestimmter Voraussetzungen,wie der Bereitstellung von personellenwie finanziellen Ressourcen, Räumlichkeiten sowiedie Verständigung über gemeinsame Bildungsaufgaben.Unzureichende Nutzung der Potenzialevon kultureller Bildung in der SchuleZur kulturellen Bildung in der Schule liegen bereitseine Reihe von Stellungnahmen vor. Zu nennen sindinsbesondere das Papier der Ständigen Konferenzder Kultusminister der Länder in der BundesrepublikDeutschland (Kultusministerkonferenz), die „UNESCO-Road Map zur Kulturellen Bildung“, eine Stellungnahmeder Kinderkommission des Deutschen Bundestagessowie der Enquete-Kommission „Kultur inDeutschland“ des Deutschen Bundestages. Sie alleunterstreichen den Wert und die Potentiale kulturellerBildung. Auch der Deutsche Kulturrat hat bereitsin verschiedenen Stellungnahmen auf die Bedeutungder kulturellen Bildung in der Schule hingewiesen. Inder Realität wird das Potenzial des kulturellen Lernensund Arbeitens jedoch noch unzureichend ausgeschöpftund auch nicht allen Kindern und Jugendlichenerschlossen. Die Enquete-Kommission „Kulturin Deutschland“ unterstreicht in ihrem Schlussbericht,dass die allgemeinbildende Schule der Ort ist,an dem aufgrund der gesetzlichen Schulpflicht allejungen Menschen bis mindestens zum 16. Lebensjahrunabhängig von sozialer Herkunft und Schularterreicht werden und sie somit die einzige Einrichtungist, die allen Kindern den ersten, grundlegenden undniedrigschwelligen Zugang zu kultureller Bildung eröffnenkann. Diese Aussage ist in ihrem Anspruchrichtig, entspricht aber bislang praktisch nicht derWirklichkeit unseres Bildungssystems.Die künstlerisch-kulturelle Bildung in der Schule istseit Jahren in einer gefährdeten und randständigenPosition. Ein Großteil des Unterrichts, sofern er nocherteilt wird, wird immer häufiger von fachfremdenLehrkräften unterrichtet, da alle künstlerischen Fächerunter Lehrermangel leiden. Für das Fach Theaterkommt hinzu, dass es für dieses Fach nur eine geringeAnzahl an Studienplätzen und Weiterbildungsangebotengibt. Überdies wird dieses Fach bishernoch nicht in allen Jahrgangsstufen erteilt.Die schulbezogene Bildungspolitik ist – nicht zuletztdurch den PISA-Prozess bedingt – nach wie vor aufdie vermeintlich wichtigeren Kernfächer fixiert undsetzt auch die Ressourcen dementsprechend einseitigein. Verschärft wird dieses Problem in den Gymnasiendurch das so genannte „G8“. Aufgrund derverkürzten Schulzeit von 13 auf 12 Jahre wird dasLernpensum der Schüler teilweise zu Ungunsten derkünstlerischen Fächer gestrafft.90


Auf alle künstlerischen Fächer trifft zu, dass aufgrundder Studienreform als Folge des Bologna-Prozesseszudem die Breite der Studieninhalte zurückgegangenist. Kulturelle Bildung bedarf Ganzheitlichkeit,Kontinuität und Nachhaltigkeit. Diese sind nurzu erzielen, wenn den ästhetischen Fächern auch inder schulischen Praxis sowie in der praktischen Bildungs-und Hochschulpolitik die Wertschätzung gegebenwird, die sie aufgrund ihres ganzheitlichen Ansatzesverdienen.Forderungen des Deutschen KulturratesKinder und Jugendliche müssen im Verlauf von Kindergartenund obligatorischer Schulzeit Gelegenheithaben, mit allen Facetten kultureller Bildung vertrautgemacht zu werden. Dies gilt nicht nur für die Vollständigkeitund Breite der fachlichen Angebote, diedie Schule allen Schülern unterbreiten sollte, sondernauch für die Regelmäßigkeit, in der die Schüler dieChance erhalten, diese Fächer im Verlauf ihres Bildungsgangskennenzulernen.Um kulturelle Bildung im Kernbereich der schulischenAllgemeinbildung zu gewährleisten, fordertder Deutsche Kulturrat die Länder auf, hierfür eineAufstockung der Ressourcen für alle Schulen undSchularten vorzunehmen. Allerdings sieht es derDeutsche Kulturrat als notwenig an, dass die Aufstockungder Finanzmittel für Bildung und Forschungum 10% bereits zeitnah erfolgt und nicht erst – wiebeim Bildungsgipfel <strong>2008</strong> vereinbart – im Jahr 2015.Erarbeitet vom Fachausschuss Bildung <strong>2008</strong>,Berlin, <strong>07</strong>.01.<strong>2009</strong>.91


(Auszüge eines Vortrages der BKJ Geschäftsführerin bei der Jahrestagung der Deutschen Chorjugendim November <strong>2008</strong> in Frankfurt am Main)Im Rat für Soziokultur und Kulturelle Bildung und imSprecherrat des Deutschen Kulturrates wurde intensivüber die kulturpolitischen Konsequenzen im Umgangmit dem Demografischen Wandel diskutiert.Entsprechend der Struktur des Deutschen Kulturrates,zu dem mehr als die BKJ-Mitglieder der KulturellenBildung zählen und der keinen Schwerpunkt imBereich der Kinder- und Jugendbildung setzt, beziehtsich die dort erarbeitete Position auf die Gestaltungdes demografischen Wandels für alle Generationenund auf die gesellschaftspolitische Herausforderungeiner „Generationengerechtigkeit“.„Durch den demografischen Wandel gewinnt der Aspektder Generationengerechtigkeit an Gewicht. DieGenerationen dürfen nicht gegeneinander ausgespieltwerde. Generationsspezifische und generationen-übergreifendeAngebote von Kunst und Kulturhaben ihr je eigenes Recht und sind weiterzuentwickeln.“Allerdings konnten die BKJ Mitglieder mitBezug darauf, dass die demografische Entwicklungvermehrt die Frage nach der Marginalisierung von Jugendin einer alternden Gesellschaft aufwirft, dafürüberzeugen, dass den kulturellen Interessen jungerMenschen ein verstärktes Augenmerk gebührt.„Junge Menschen müssen angesichts ihrer zukünftigenVerantwortung für die Gesellschaft besondersgefördert werden. (...) Der Deutsche Kulturrathält die kulturelle Kinder- und Jugendbildungfür einen unerlässlichen Grundstein“, soll ein gelingenderUmgang mit demografischen Wandlungsprozessengelingen.Zu den strategischen Überlegungen, wie eben diekulturelle Teilhabe aller Akteure und die notwendigeStärkung individueller Kompetenzen zur Bewältigungdes demografischen Wandels – auch in der Breite –für viele junge Menschen – Realität werden kann, gehörenfür die Mitglieder des Deutschen Kulturrateskulturpolitische Forderungen wie diese:>> dass die Kulturelle Bildung in den Bildungsplänenund -konzepten der Länder für Kindertagesstättenan Bedeutung gewinnt,>> dass in der „Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnenund Erzieher die kulturelle Bildung einenwichtigeren Stellenwert erhält,>> dass die Eltern vermehrt über die persönlichkeitsbildendenElemente der kulturellen Bildunginformiert werden,>> dass die Zusammenarbeit mit den Trägern derKulturellen Bildung für den Kitabereich gesuchtwird, weil sich dadurch Möglichkeiten eröffnen,Menschen mit zusätzlichen Qualifikationen fürdie Arbeit in den Kindertagesstätten zu gewinnenund das Angebotsspektrum zu erweitern,>> dass sich die Schulen stärker ihrem Umfeld öffnenund bestärkt durch den Ausbau an Ganztagsschulenvermehrt mit Kultureinrichtungen undKulturpädagogen und KünstlerInnen vor Ort zusammenarbeiten,>> dass in der Lehreraus- und Fortbildung ein verstärktesAugenmerk auf die Kooperation mit außerschulischenPartnern gelegt wird,>> dass die außerschulischen Kulturpartner für dieZusammenarbeit zusätzliche Mittel für Personalerhalten,>> dass der Marginalisierung der künstlerischenSchulfächer entschieden entgegen getreten wird,>> dass die Infrastruktur außerschulischer Bildung– entsprechend der Verpflichtung des Bundes,der Länder und der Kommunen im Bereich derKinder- und Jugendhilfe – erhalten und weiterentwickeltwerden muss,>> dass die Kultureinrichtungen als Bildungseinrichtungenmit Vermittlungsauftrag gestärkt werdenund ihre Zugangsmöglichkeiten für breite Bevölkerungsschichten– in der Kinder- und Jugendbildungebenso wie in der Erwachsenenbildung– verbessern können,>> Von besonderer Bedeutung ist es dem Kulturrat,dass verantwortungsbewusst mit regionalenDisparitäten umgegangen wird und das Angeboteder Kulturellen Bildung gerade in Regionen,die an Bevölkerung verlieren, gestärkt werden.“Als entscheidend sehen es die Mitglieder der BKJ an,dass Kulturpolitik zur Bewältigung des demografischenWandels vor allem Folgendes berücksichtigt:„Der Rückgang junger Menschen darf nicht zu einerReduktion des Angebotes kultureller Bildung inschwach entwickelten Regionen führen, sondern92


sollte zur Angebotsverbesserung genutzt werden.Der Deutsche Kulturrat fordert, dass Kultureinrichtungenin bevölkerungsarmen Regionen aufrechterhaltenund mobile Angebote stärker ausgebaut werdenkönnen, damit auch hier die Grundversorgungmit Kunst und Kultur sowie Kultureller Bildung gewährleistetist. Die bestehende kulturelle Infrastrukturmuss erreichbar und für kulturelle Bildungsprozessenutzbar bleiben. Das Netz an Trägernkultureller Bildung muss hier besonders eng geknüpftwerden, um möglichst viele Angebote unterbreitenzu können.“ (Auszug aus der Stellungnahmedes Deutschen Kulturrates, www.kulturrat.de)Vielfalt ist Programm – Fragen zur UmsetzungEin Patentrezept für die Umsetzung dieser kulturpolitischenProgrammatik kann es nicht geben. Mit derAuflistung der strategischen Überlegungen des DeutschenKulturrates will ich nicht zum Ausdruck bringen,dass das Feld der kulturellen Bildungsträgereine für alle Fachorganisationen, Kulturverbände,Kulturzentren u.s.w. stimmige und schon gar nichteine gleiche Antwort gefunden zu haben meint, wieauf die Veränderungen reagiert werden könnte.Vielfalt ist Programm in der Kulturellen Bildung undsollte es auch im Umgang mit dem demografischenWandel sein. Je nach Kontext und Verortung der Kulturorganisationengilt es die je einrichtungsspezifischenVermittlungsaufgaben und Teilhabe verbesserndeWege weiter zu entwickeln und mit einer gewachsenengesellschaftspolitischen Sensibilität daseigene spezifische Konzept und Organisationsprofilzu schärfen. Um sich auf notwendige Modernisierungenvorzubereiten, scheint die Auseinandersetzungmit folgenden Fragen sinnvoll:>> Unter welchen Bedingungen macht es Sinn, dieältere Generation mit ihren spezifischen Bedürfnissenund Potenzialen stärker in den Blick zunehmen? (beispielsweise als Singpaten im Kindergarten,wie es Karl Adamek im WestfälischenRaum verwirklicht hat)?>> Wie kann es gelingen, generationengerecht zuagieren und dennoch Jugendliche in ihrer zukünftigenVerantwortung für Gesellschaft besonderszu fördern?>> Wie halten wir es mit der Elternbildung? Wir wissen,wie wichtig die Eltern sind bei der Ausprägungkultureller Interessen und wie entscheidendder soziale Kontext in der Familie sich auswirkt.>> Welche Zielgruppen in meinem Einzugsbereichkönnen neu angesprochen werden und wie gelingteine zielgruppenorientierte Werbung?>> Wie kann meine Einrichtung, mein Projekt sich somodernisieren, dass das Angebot stärker angenommenwird?>> Welche Bündnispartner, welche Vernetzungsmöglichkeitenhabe ich bisher nicht in den Blickgenommen?>> Welche Konzepte sind besonders geeignet, dieVerantwortung der Generationen füreinander zustärken und Kulturelle Vielfalt zu sichern?>> Welche Öffnungsstrategien – in der Zusammenarbeitmit Kindertagesstätten und Schulen beispielsweiseoder mit gesellschaftlichen Gruppenin der Stadt, der Region – sind zu überlegen?>> Welche neuen Partizipationschancen sind zu ermöglichen,damit trotz der demografischen Entwicklungendas Interesse an Musik, Spiel undKunst erhalten bleibt und möglichst jedes Kindund jeder Jugendliche teilhaben kann an Kunstund Kultureller Bildung?>> Wie gelingt es Akteuren der nonformalen kulturellenBildung, sich als Bildungspartner in sozialraumorientierten,institutionenübergreifenden,kommunalen Bildungsnetzen zu verankern?Meine jugend-, bildungs- und kulturpolitischenSchlussfolgerungen aus der Auseinandersetzung mitdem demografischen Wandel und im Hinblick auf Veränderungsnotwendigkeitenund Politikstrategien inder Kulturellen Bildung, lassen sich in folgendenPunkten zusammen fassen:Lehren aus der Theorie und Praxis KulturellerBildung zum Umgang mit dem demografischenWandel1. Der demografische Wandel ist weit mehr alsein Generationenthema.Er ist eine kulturelle Herausforderung, denn die Verschiebungder Alterszusammensetzung geht mitethnischen Verschiebungen, mit neuen Armutsproblemenund Verletzungen des Rechtes auf Teilhabesowie mit großen regionalen Unterschieden einher.Er führt die Träger von Kultureller Bildung unmittelbarzu der Frage nach ihrer Verantwortung für Chancengerechtigkeitund gleiche Bildungschancen füralle.Einen kulturellen Generationenvertrag zukunftsfähig93


auszugestalten wird nur gelingen, wenn zum einender gesellschaftliche Wert der Kulturellen Bildungbreit anerkannt wird und wenn zum anderen berücksichtigtwird, dass Struktursicherung und Strukturoffenheiteinen engen Zusammenhang bilden. D. h.Infrastrukturförderung und Innovation, Veränderungsoffenheitund Rahmenbedingungen, bedingeneinander. Gesicherte Rahmenbedingungen für dieTräger Kultureller Bildung sind entscheidende Strukturressourcen,um den demografischen Wandel innovativanzugehen und positiv zu gestalten.2. Kinder sind Zukunft – Ein Schwerpunkt in derKinder- und Jugendförderung ist gerechtfertigt.Für die BKJ und ihre 53 Mitgliedsverbände bedeutetder Anspruch auf Generationen- und Chancengerechtigkeitnicht, ihre zentrale Forderung nach besondererFörderung von Kindern und Jugendlichen durchdie Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik zurück zustellen. Keineswegs ist die Position einer kinder- undjugendpolitischen Schwerpunktsetzung generationenfeindlich.Sozial ungerechte Bedingungen desAufwachsens, fehlende grundlegende Reformen desformalen Bildungsbereichs und finanzielle Restriktionenöffentlicher Haushalte bedeuten, dassDeutschland fast 20 % der Heranwachsenden ausschließt:von ihrem Menschenrecht auf Bildung (wiees das Grundgesetz und das KJHG vorgeben), inihrem „Recht auf Spiel und Kunst“ (wie es in der UNKinderrechtskonvention geschrieben steht), von gesellschaftlicherTeilhabe und Integration (völkerrechtlichauch hier durch die Konvention KulturelleVielfalt bindend vorgeschrieben).Soziale Gerechtigkeit kann unter Bedingungen der Individualisierungund Globalisierung nicht auf die Eigenverantwortungdes Einzelnen bzw. der Familieabgewälzt werden. Sollen soziale Ungleichheitennicht weiter „vererbt“ werden, sind vermehrt ökonomische,soziale und kulturelle Ressourcen für dasAufwachsen zur Verfügung zu stellen. Das schwindendedemografische Gewicht junger Menschen verpflichtetzu noch stärkeren Anstrengungen, KinderundJugendliche für die erfolgreiche Gestaltung ihresLebens auszurüsten. Dies gilt gleichermaßen für öffentlicheund freie Träger.3. Demografie wird das Problem genannt – Bildungheißt die Lösung.Laut demografischer Statistik ersetzt seit über 30Jahren jede Kindergeneration die ihrer Eltern inDeutschland nur noch zu zwei Drittel. Mehr denn jewird also diese schrumpfende Gesellschaft auf dieProduktivität jedes Einzelnen angewiesen sein. D. h.Bildung wird zu der zentralen Stellschraube bei derAnpassung an die Folgen des demografischen Wandels.Es wird darauf ankommen, die weniger werdendenjungen Köpfe so gut wie möglich zu fördern undumfassend zu bilden.4. Bildung ist mehr als Schule und Ausbildung –Kulturelle Bildung fördert Schlüsselkompetenzen.Bildung beschränkt sich aber nicht auf Wissensvermittlungund auf für den Arbeitsmarkt verwertbareQualifikation. Bildung findet in jedem Moment kindlicherWeltaneignung statt: informell in der Familie,der Spielgruppe oder in der peergroup; non-formal inaußerschulischen Bildungsorten wie dem Musikverein,dem Theaterpädagogischen Zentrum oder denFSJ Kultur Seminaren; formal in der Schule und denweiterführenden Ausbildungsorten. Zukünftige Gesellschaftenbrauchen Persönlichkeiten, die nebenBasiskompetenzen wie Sprachfähigkeiten, Fremdsprachen-Kompetenzenund IT-Kenntnissen auch dieGelegenheiten hatten, ihre sozialen und kreativenKompetenzen auszubilden und in der Lage sind,Werte und kulturelle Traditionen an die nächste Generationweiterzugeben.In der BKJ haben wir über mehrere Jahre mit dem„Kompetenznachweis Kultur“ daran gearbeitet, dieBildungsqualitäten ästhetischer Erfahrung undkünstlerischer Praxis zu beschreiben und könnenheute, auch untermauert durch externe Evaluationen– beispielsweise des DJI – belegen, dass kulturelleBildungsangebote erfolgreich die Herausbildung vonSchlüsselkompetenzen wie Entscheidungs- undKommunikationsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Bereitschaft,Verantwortung zu übernehmen, unterstützenund geeignet sind, gerade auch sozial benachteiligteKinder zu stärken und die Leistungsfähigkeitjunge Menschen durch ihre Inhalte und Methodenzu steigern.5. Bildung heißt Lebenskompetenz – Bildung funktioniertim Dreiklang von Fühlen, Denken und Handeln.Bei Bildung geht es also um die Fähigkeit jedes Einzelnen,sich in unserer gesellschaftlichen Realität,unserer Kultur – mit all ihren ethischen, religiösen,94


echtlichen, ökonomischen, sozialen und kulturellenDimensionen – orientieren zu können. Nach den Förderungsgrundsätzenim Kinder- und Jugendplan desBundes soll die Kulturelle Bildung „Kinder und Jugendlichebefähigen, sich mit Kunst, Kultur und Alltagphantasievoll auseinander zu setzen. Sie soll dasgestalterisch – ästhetische Handeln in den Breite derkünstlerischen Disziplinen und kulturellen Orte fördern.Kulturelle Bildung soll die Wahrnehmungsfähigkeitfür komplexe soziale Zusammenhänge entwickeln,das Urteilsvermögen junger Menschen stärkenund sie zu aktiver und verantwortlicher Mitgestaltungder Gesellschaft ermutigen.“ (Richtlinienvom 19.12.2000, Kinder- und Jugendplan des BundesKJP, S. 21). Es geht um „Kultur leben lernen“ oderdas „Lernziel Lebenskunst“ wie ich es eingangs ausBKJ-Zusammenhängen eingebracht habe.Für das Bundesjugendkuratorium, das Beratungsgremiumdes Bundesfamilien- und Jugendministeriums,heißt es seit 2002 programmatisch: es geht umdie Förderung von Bildung als Lebenskompetenzund um die öffentliche Verantwortung für eine „Kulturdes Aufwachsens“, die eben hierfür die entsprechendenVoraussetzung durch die Jugend- und Bildungspolitikzu gewährleisten hat. (vgl. die letztenJugendberichte, inklusive der Wertschätzung für denStellenwert der Kulturellen Bildung).Prof. Dr. Albert Scheer, einer der führenden Theoretikerfür die Jugendarbeit und -Bildung, knüpft an erfolgreicheBildungsprozesse die Erwartung, dass esum die „Unterstützung von Prozessen der Entwicklungindividueller Subjektivität und Reflexivität“gehen muss. Für die subjektorientierte Bildungstheorieist es entscheidend, „den inneren Zusammenhangder emotionalen, kognitiven und handlungspraktischenDimensionen von Subjektivität zu berücksichtigen“und zu erkennen, dass „menschlicheIndividuen nicht allein durch angeborene Instinkteoder sozialisatorische Prägungen determiniert sind,sondern vielmehr ein reflexives und offenes Verhältniszu sich selbst und ihren sozialen Lebensbedingungeneinnehmen.“Die Gestaltung lebbarer Alltagswelten ist eine wesentlichin Eigenleistung zu erbringenden Identitätsarbeit,formuliert es Prof. Dr. Heiner Keupp, München.Die Aufgabe, sich immer wieder neu, eigenständigund selbstsorgend zu orientieren und zu organisieren,erfolgt im Schnittfeld bewussten Erfahrens deseigenen Fühlens, Denkens und Handelns. Den Bildungsprozessenmit und durch die Künste ist eseigen, dieses Erfahren – in der reflexiven Durchdringungdes bewusst Durchlebten – als Anderes, Eigenesund Identität stiftendes neu zu ermöglichen. Ästhetischeund kulturelle Fähigkeiten stellen somit dienotwendige Basiskompetenz des Individuums ineiner flexibilisierten Lebenswelt dar.6. Zum Mehrwert des sich Bildens durch KunstDen Wahrnehmungs-, Reflexions- und Gestaltungsprozessenin der Kulturellen Bildung ist es „eigen“und „immanent“, eben diesen (von Prof. Scheer geforderten)kognitiven, emotionalen und handlungsbezogenenZusammenhang herzustellen.Prof. Rainer Treptow, Erziehungs- und Kulturwissenschaftlicheran der Universität Tübingen schreibtüber die Künste in ihrem grundlegenden Wert für Bildungund den spezifischen Bildungscharakter künstlerischerArbeitsprozesse in dem vor kurzem erschienen„Handbuch Ganztagsbildung“: „In den „Weltender Bildung“ ist Kunst eine ihrer Bestandteile. ...Allerdingswird mit Kunst die Begrenzung auf die kognitiveSeite (der Bildung) überschritten und die emotionaleSeite angesprochen, also eine Korrespondenzzwischen Sinneserfahrung und Reflexion angestrebt.Typisch ist dabei die Verbindung von Selbsttätigkeitund Verständigung mit anderen:... Ästhetische Urteilsfähigkeit,kritischer Vergleich und Erweiterungeigener Gestaltungsfähigkeiten tragen ...zur Grundlegungmenschlicher Bildung bei.“ Die Künste prägendas „...Vermögen, das Selbst im Horizont kulturellerPraxis urteils- und handlungsfähig werden zu lassen.Es kann dadurch am gesellschaftlichen Leben teilhabenund eben jene kulturellen Rahmungen beeinflussen,in denen es sich befindet.“Wenn wir also politisch durchsetzen wollen, dass dieJugendpolitik und die Bildungspolitik der Förderungder Kulturellen Bildung mehr Bedeutung beimessen,dann müssen wir sie von eben diesem Mehrwert derKulturellen Bildung, dieser Bildungsqualität des Lernens„mit Kopf, Herz und Hand“ überzeugen. Geradefür die Bildungsmotivation der 10–16-jährigen sindprojektorientierte, mediale und künstlerische Räumeder Auseinandersetzung sehr wichtig, denn: Jugendist eine Lebensphase, die in der Ausbildung ihrer sozialenund persönlichen Identität eben dieses sichAusprobieren, sich Erproben und sich Inszenierensowie die Anerkennung und Wertschätzung seinerPerson braucht. Und man kann Öffentlichkeit herstel-95


len – mit der Band, mit der Performance, dem Fotokalenderu.s.w. – für sich, für seine Themen und Potenziale.In den Bildsprachen und anderen Ausdrucksformender Künste findet man Perspektiven– ggf. auch für seinen jugendlichen Frust und gesellschaftlichenWiderspruch. Jugendliche brauchendiese Möglichkeiten und entsprechende Orte KulturellerBildung, weil ihnen so, im pädagogischen Kontextetwas ermöglicht wird, was ihnen zur Entfaltungihrer eigenen Persönlichkeit wichtig ist: mit Realitätenund Rollen jonglieren, vermeintliche Gewissheitenhinterfragen, ästhetische Klischees brechen undihren eigenen (jugendkulturellen) Ausdruck finden.Kulturpädagogische Angebote bieten diesen ästhetisch-künstlerischenSelbstäußerungen im bestenFall aber eben nicht „nur“ den Raum, sondern habenausgebildete Fachkräfte, die die entscheidende Faktorengelingender Bildung unterstützen: die eigeneSelbstachtung, das Lerninteresse und das Selbstvertrauen.7. Für ein bildungspolitisches UmdenkenDie Vision einer integrativen, intergenerationellenund ganzheitlichen Bildungspolitik ist nur vorstellbar,wenn es gesamtgesellschaftlich gelingt, das Bildungsdenkenin Deutschland zu öffnen und alle Bildungskonzepteim Sinne der Förderung von Kreativitätund Lebenskompetenz mit und durch KulturelleBildung zu erweitern.In den Köpfen letztlich aller Verantwortlichen für dasAufwachsen junger Menschen, in den Bildungsvorstellungenvon Eltern und Politikern, von Erziehernund Lehrern, von Pädagogen und Künstlern, ist einUmdenken unumgänglich. Hierzu gehört in jedemFall die Einsicht, dass die PISA Fächer zwar unstrittigrelevant sind, dass sie jedoch überhaupt nicht denhohen Anspruch einhalten können, alle „Skills forLife“ ( so der Untertitel der ersten PISA-Untersuchung)zu erfassen und dass sich eine zukunftsfähigeBildungspolitik dadurch auszeichnet, dass sieBildungspartnerschaften mit Kunst- und Kulturträgernfördert und perspektivisch die Entwicklung vonSchulen mit kulturaktivem Schulprofil unterstützt.Hierzu gehört eine offensive und kritische Auseinandersetzungmit der beschränkten Bildungsperspektive,die die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerinvor kurzem bei dem großen Bildungsgipfelin Dresden eingenommen haben. Dort wurden dieBildungsherausforderungen eng geführt auf Qualifizierungsaspekteund arbeitsmarktorientierte Kompetenzprofile,statt dass Zukunftsfragen von Bildungim Sinne notwendiger Schlüsselkompetenzen zurBewältigung des demografischen Wandels reflektiertwurden.Zur Vision einer Bildungsrepublik mit integrativenund intergenerationellen Bildungskonzepten gehörtentscheidend eine größere gesellschaftliche und förderpolitischeAnerkennung der Bildungspotenzialevon Musik, Theater, Tanz, Literatur, Medien und Kunst– in allen Bereichen der Bildung: der Elternarbeit, derKita, der Schule, der Jugendarbeit und der Aus- undWeiterbildung.8. Ohne Teilhabe keine Bildung (und kein Publikumvon morgen)„Kunst und Kultur machen aus halben Portionenganze Persönlichkeiten“ – so lautete ein eingängigerWerbeslogan der BKJ. Und sicherlich ist es kein leeresVersprechen, was diese Botschaft ausdrückt; vorausgesetztaber, man hat entsprechende Chancen,an Kunst und Kultur zu partizipieren. Kultur öffnetWelten! – dies funktioniert nur, wenn man daran teilhabenkann und nicht von Kunst und Kultur ausgeschlossenist. Von daher ist der für einige Fachkollegen/innenvielleicht angestaubt klingende Slogan„Kultur für alle und von allen“ der neuen Kulturpolitikaus den 70er Jahren ist so aktuell wie nie.„Empowerment“ setzt Identitätserfahrungen gesellschaftlicherPartizipation voraus“, formuliert es einerder führender Sozialpsychologen, Prof. Dr. Keupp, inunserer Publikation „TeilHabeNichtse“. Folgt man seinenVorstellungen (Prof. Keupp wurde übrigens auchvon der Bundesjugendministerin zum Vorsitzendender nächsten Jugendberichtskommission berufen)so stellt eben dieses Teilhaben-Können von allen undmit allen die entscheidende Voraussetzung für dieFörderung von Bildung als Lebenskompetenz dar.Teilhabegerechtigkeit (in allen ihren Ausprägungenund verbunden mit Generationengerechtigkeit) lautetdie Antworten auf die Herausforderungen des alterungsstrukturellenWandels, der sich in Deutschlandmit einem multikulturellen Wandel der Gesellschaftverbindet. Alle Altersgruppen haben Anspruchund ein eigenes Recht auf kulturelle Aktivitäten undkulturelle Bildung. Um das Integrationspotenzial vonBildung und Kulturarbeit zu stärken, muss lebenslangesLernen mit und durch die Künste adäquat zur96


iografischen Situation gestaltet werden und sozialeAusgrenzung durch mehr Chancengerechtigkeit imBildungssystem abgebaut werden.Die Tatsache, dass sich Teilhabe- und damit Bildungschancenfür junge Menschen mit Migrationshintergrunddrastisch verschlechtern, leitet über zu dernächsten, in der Folge des demografischen Wandelszu bewältigende Herausforderung:9. Kulturelle Vielfalt leben lernen –Pluralität ist NormalitätSo vielfältig die Bedürfnisse und Interessen der verschiedenenAltersgruppen sind, so offen und differenziertmüssen Kultureinrichtungen in ihrer kulturellenBildungspraxis reagieren bzw. agieren unddabei möglichst bedarfsadäquate Angebote entwickeln.„Kulturelle Vielfalt leben lernen“ ist zu dem Leitbegriffmoderner Kultur- und Bildungspolitik geworden. DieFähigkeit jedes Menschen, mit der Differenz unterschiedlicherkultureller Werte und Verhaltensweisenumgehen zu können, wird in der deutschen Zuwanderungsgesellschaftzur entscheidenden Voraussetzungfür gelingendes Leben. Wenn man sich die aktuellenZahlen zur Bevölkerungsentwicklung wieauch die Analysen des letzten Jugendberichts, desnationalen Bildungsberichts oder des nationalen Integrationsplansvor Augen führt, wird verständlich,wieso Interkulturelle Kompetenz – als Zielstellungallgemeiner Bildung für alle – zu einer vordringlichenAufgabe geworden ist.„Die Zukunft der Städte ist multiethnisch und interkulturell“– so die situationsbeschreibende und erklärendeÜbertitelung der Stellungnahme zur Migrationdes Bundesjugendkuratorium aus dem Jahre20<strong>05</strong>. Und jüngst, im April <strong>2008</strong>, wurde diese Stellungnahmefortgeschrieben eben mit jener – meinerMeinung nach ganz wichtigen – Warnung, Integrationsdiskursenicht als Migrationsprobleme zu verkürzen.„Pluralität ist Normalität für Kinder und Jugendliche“,so ist die aktuelle Stellungnahme des BJK vom April<strong>2008</strong> übertitelt. Zwar sind es als Anteil der Gesamtbevölkerungnur 19%, die einen Zuwanderungshintergrundhaben. „Bei der Altersgruppe der unter 6-Jährigen macht die Personengruppe von Menschenmit Migrationsgeschichte aber bereits die knappeMehrheit in Städten wie Bremen und Duisburg (51%)aus. In Städten wie Düsseldorf, Köln und Stuttgartsind es sogar 62%, in Frankfurt am Main 65% , inNürnberg (68%). Vor diesem Hintergrund kann (sodas Bundesjugendkuratorium – bezogen auf dieGroßstädte – kaum mehr von einer Integration derMenschen mit Zuwanderungsgeschichte in einedeutschstämmige Mehrheit gesprochen werden. Hiererhält der Begriff der „Integration eine ganz andereDimension und muss entsprechend neu mit Inhaltund entsprechenden Konzepten gefüllt werden“ – sodas Bundesjugendkuratorium.Wie die Träger der Kinder- und Jugendhilfe im BereichKultur Integration neu denken und eine Verkürzungim Integrationsdiskurs vermeiden können, diesmuss je konkret reflektiert werden – eben wie in demgenannten Beispiel für das Feld der Jugendkunstschulen.Hier ist in den letzten Jahren viel passiert– vermutlich auch im Bereich der Chorjugend.In Anlehnung an die jugendpolitischen Orientierungengilt es vor allem, sich als Verein und EinrichtungKultureller Bildung permanent selbst zu befragen, obIntegration und interkulturelles Lernen in unserenAngeboten tatsächlich auch in der Breite gelingt – alsFörderung von Kompetenzen – die nicht nur eine„Zielgruppe“ von Migranten/innen braucht, sonderndie jeder Mensch heute benötigt, weil nur so ein solidarischesZusammenleben vorstellbar ist. (vgl. dieProjektsammlungen der BKJ)Ich würde sehr davor warnen, sich mit dem Blick aufviele, viele gute Praxisbeispiele vorschnell zufriedenzu geben. Denn wenn der künstlerischen Arbeit auchviele Integrationspotenziale immanent sind, so giltes ebenso zu erkennen, dass der organisierte BereichKultureller Bildung zu viele Menschen ausgrenztund dass die Künste und der Kulturbereich –als Inhalte, Formen und Struktur – ebenso wirkungsvollDifferenz produzieren können.Ebenso muss intensiver überlegt werden, wie wirdamit umgehen, dass Integrationsprobleme letztlichgesamtgesellschaftliche Probleme fehlender soziale,ökonomischer, politischer und kultureller Teilhabesind. Die Frage nach der interkulturellen Ausrichtungvon Musik- und Kunstschulen, von Bibliotheken undMuseen, von Medien- und TheaterpädagogischenZentren, von Kunst und kulturpädagogischen Einrichtungenist eine inter-soziale Frage und Herausforderung.„Der künstlerische, respektvolle Dialogkann weder Armut beseitigen noch Ausbildungsplätzeschaffen. Was die Kulturelle Bildung aber97


kann, ist, Kinder- und Jugendliche in ihrer Subjektwerdungzu stärken. Sie kann ihnen Wertorientierungen,Handlungsperspektiven und Gestaltungsfähigkeitvermitteln, die das multikulturelle und multiethnischeMiteinander und den respektvollen Umgangmiteinander unterstützen und perspektivisch einenBeitrag gesellschaftlicher Veränderung leisten.10. Auch in einer alternden Gesellschaft hat dieFörderung frühkindlicher Bildung PrioritätUm Kompetenzen umfassend zu fördern und das Potenzialan Fähigkeiten von allen Individuen zu erschließen,muss man sie so früh als möglich fördern,wie es inzwischen zahlreiche Forschungsergebnisse(vgl. die Bertelsmann-Studien) belegen.Der Frühkindlichen Bildung kommt eine Schlüsselrollezu, wenn es darum geht, Kindern aus sozialökonomischbenachteiligten und bildungsfernen Familienden Weg in das (formale und nonformale) Bildungssystemzu ebnen und lebenslange Lernprozesseanzustoßen. In der frühkindlichen Lebensphaseerworbene Fähigkeiten und geförderte Lernmotivationsind die Grundlage für spätere Bildungsbiografienund sich im Lebenszyklus dynamisch weiterentwickelnde Entdeckerfreude, Neugier und Bereitschaft,Neues aufzunehmen und zu verarbeiten.Dabei geht es nicht darum, dass in der frühkindlichenPhase „Schulwissen“ vermittelt wird beziehungsweiseaus Kindertagesstätten „Vorschulen“werden. Nicht nur führende Vertreter der Erziehungswissenschaft,selbst Bildungsökonomen wie deramerikanische Nobelpreisträger für Ökonomie, Dr.James Heckman, betonen „die Bedeutung der sogenanntennon-kognitiven Fähigkeiten wie Selbstvertrauen,Selbstkontrolle und soziales Verhalten.“(Nach Anje Funcke, in: Didacta, Heft 3, S. 9) .Aus der Erkenntnis, dass Bildungschancen sozialvermittelt sind und die Möglichkeiten verbesserterTeilhabe so früh als möglich angelegt sein sollten,haben zahlreiche BKJ Mitglieder die Konsequenz gezogen,die ästhetische Frühförderung zu ihrem Kerngeschäftzu machen und Kinder von Anfang an inihrer Entwicklung zu neugierigen, lernaktiven undselbstbestimmten Wesen zu unterstützen.Leider zählen zu den Erfahrungen des Kulturbereichs,dass künstlerische Projekte zur ästhetischenBildung von unter 6 jährigen und noch kleineren Kindernallzu oft skeptisch beäugt werden und finanziellbesonders schwer zu realisieren sind. (vgl. ÜberlegungenKJTZ, Bilanz des Projektes „Theater von Anfangan“). Hier tut mehr Aufklärung über das sozialeund das ästhetische Potenzial von Kunst und Kreativitätin der frühen Kindheit dringend not. Hier giltes aber auch dafür zu sorgen, dass die ästhetischeFrühförderung in den Kultusministerien und den Bildungsplänender Länder mehr Gewicht bekommt.11. Unverzichtbar sind mehr und besser ausgebildetekulturpädagogische FachkräfteDie Ressource „Kulturelle Bildung“ für die Gestaltungdes demografischen Wandels braucht mehr und besserausgebildete Kulturvermittler/innen. Nicht ohneGrund hatte in der Stellungnahme des DeutschenKulturrates zum demografischen Wandel das Themader Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiteneinen so großen Raum eingenommen.Für mich geht es aber nicht nur um die pädagogischenProfessionen der Lehrer, Sozialpädagogen undErzieher/innen, für die Ausbildung in ästhetischkünstlerischenMethoden und Inhalten zu verbessernwäre. Für mich geht es entscheidend auch umeine bessere kulturpädagogische Qualifizierung derfür Musik- und Kunst ausgebildeten Professionenund eine Weiterentwicklung der künstlerischenHochschulstudiengänge. Die Umsetzung der in derJugendkulturarbeit erarbeiteten Qualitätsansprücheeiner Lebenslagen-, Alltags- und Sozialraum orientiertenKulturellen Bildung impliziert sehr anspruchsvolleGelingensvoraussetzungen, für die die Musik-,Theater-, Tanz- und Kunstvermittelnden Professionenm. M. n. bisher nicht entsprechend ausgebildet werden.(Beim letzten „Kinder zum Olymp-Kongress derKulturstiftung der Länder in Saarbrücken 20<strong>07</strong>, derunter dem Thema „Die Kunst der Vermittlung“ stand,hat der Rektor der Musik- und KunsthochschuleFrankfurt, Thomas Rietschel, die Ausbildung in denKunst- und Musikhochschulen als deutlich modernisierungsbedürftigdargestellt und vorgetragen, dasser die Kulturpolitik und die Hochschulen vor der großenAufgabe und Verantwortung sieht, in den Ausbildungenfür alle Kunst-, Theater- und Musikstudierendendie gesellschaftlichen Themen des Wandelszu integrieren und die Inhalte der Kulturvermittlungund Kulturpädagogik auszuweiten.)98


12. Zur Gestaltung des demografischen Wandelsmüssen sich die kulturellen Organisationen verändernDer Deutsche Kulturrat und die BKJ fordern von denTrägern Kultureller Bildung integrative politische Konzepte,die Teilhabegerechtigkeit und Generationengerechtigkeitvereinen. Aus vielen Erfahrungsberichtenund den Analysen vorliegender Veränderungsnotwendigkeitenist zu schlussfolgern, dass eine Bewältigungdes gesellschaftlichen (demografischenWandels nur unter der Voraussetzung der Modernisierungvon Strukturen funktionieren kann und dasssich die kulturellen Organisationen in ihren Angebotsformaten,in ihren Leitbildern, in ihrem Personalmanagementund in ihren Netzwerkqualitäten weiterentwickelnmüssen.Zur Organisationsentwicklung für mehr Teilhabe- undBildungsqualität gehörte für die BKJ entscheidenddie Öffnung eines traditionell außerschulischen Trägerfeldesfür die Kooperation mit Schule und die Erweiterungdes Organisationsleitbildes für die FörderungKultureller Bildung an allen Orten und einLeben lang.Ein zentraler Aspekt, um das Interesse an der eigenenFachorganisation weiter zu entwickeln, betrifftzudem die Chance zur Partizipation Jugendlicher.Teilhabe braucht Infrastrukturen, in denen Beteiligungkeine Alibifunktion hat und Jugendliche Verantwortungübernehmen können.Die Debatte hierzu hat in vielen BKJ-Verbänden zuStrukturveränderungen und OE-Prozessen mit erfreulichenund überzeugenden Neuerungen geführt.Als Beispiel hierfür zu nennen ist die Rolle jugendlicherJuroren in den verschiedenen kulturellen Wettbewerben,z. B. beim Deutschen Jugendliteraturpreis,den der Arbeitskreis für Jugendliteratur vergibtoder das Mitbestimmungsmodell 3 unter 30 im Vorstandder Fachorganisation „Jeunesses MusicalesDeutschland“. Sehr bedeutsam für den Aspekt kulturellerTeilhabe war auch die Verantwortungsübernahmeund bundesweite Implementierung einesFreiwilligen Sozialen Jahrs in der Kultur. Aktuell gibtdas FSJ Kultur jährlich 900 jungen Mensch dieChance, sich 12 Monate – zwischen Schule und Beruf– in der Kultur zu orientieren und eigene Interessenzu verwirklichen.13. Kulturelle Bildung – in Deutschland eine verschwendeteRessource!Für die Gestaltung des demografischen Wandels sinddas Musik machen, das Theater spielen, tanzen, fotografierenoder im Chor singen ein kostbares Gut!Aber die Integrations- und Bildungschancen der KulturellenBildung werden verschwendet, weil inDeutschland viele Teile der Bevölkerung nicht gleichberechtigtteilhaben können, weil in den Schulen diekünstlerischen Fächer eher abgebaut werden undweil in vielen non-formalen Bildungsbereichen dieAngebote durch mangelnde öffentliche Förderungnicht ausgeweitet werden können. Nicht einmal 10%der öffentlichen Kulturförderung wird zweckgebundenan die Aufgaben Kultureller Bildung, wie wir esals Kulturverbände – vergleichbar der Kulturpolitikin anderen Ländern – gefordert haben. An den organisiertenAngeboten der Kulturellen Bildung haben –so die Ergebnisse des Jugendkulturbarometers –nicht einmal 10% der Jugendlichen Anteil. Statt denBeispielen von Finnland und Schweden zu folgen, findetin der formalen Bildung ein Rückbau der Kreativbereicheund künstlerischen Fächer statt. Statt dasjugendpolitische Förderprogramm für „Kulturelle Bildung“im Kinder- und Jugendplan des Bundes endlichanzuheben, wird das Programm seit 10 Jahrenlediglich fortgeschrieben und wird im Kabinettsentwurffür <strong>2009</strong> die Etatisierung des Ist-Ansatzes von20<strong>07</strong> als Erhöhung im Umfang von 427 Tsd. Euro verkauft.Eine „Luftnummer“ also, wie es selbst führendePolitiker erkannt haben.Als BKJ fordern wir: Bei der Unterstützung intergenerationellerPolitik müssen Einrichtungen und Angeboteder kulturellen Bildung unbedingt eine wichtigereRolle spielen. Kulturprojekte und Kulturinstitutionensind in ihrer Spezifik ästhetisch-künstlerischerund kreativer Arbeit auch alltägliche Begegnungsräume,in denen Kontakte geknüpft, Alltagsdingeund Sorgen thematisiert und Unterstützung erfahrenwerden kann, wo soziale Netzwerke in denStadtteil hinein, zu Schulen, Kindergärten und Ausbildungsstättenaber auch Altenheimen und Behindertenwerkstättengeknüpft werden. Kulturorte sindMikrokosmen, in denen gesellschaftliche Veränderungsprozessebegleitet werden können. Dieses Potenzialgilt es zu nutzen und gemeinsam mit den Infrastrukturender Kulturellen Bildung weiter auszugestalten,so dass das Verhältnis zwischen den Generationenund unterschiedlichen Kulturen lebendigund belastbar bleibt.99


Künste sind gewiss kein gesellschaftliches Allheilmittel.Aber – so hat es der Geschäftsführer des Verbandesdeutscher Musikschulen formuliert – in derKulturellen Bildung werden sie für Jung und Alt zurQuelle von Lebenskompetenz und Lebensqualität,von Respekt und Toleranz, ermutigend und Sinn stiftend.„Kinder, Jugendliche und Erwachsene könnenein Leben lang aus dieser Quelle schöpfen und dabeiImpulse in jeder Phase ihres beruflichen und familiärenLebens erfahren“. Menschen in jeder Altersphasekönnen hier die Erfahrung ihrer eigenen Stärkenmachen und eigene Grenzen besser einschätzenlernen. Kulturprojekte können ihnen ein Kompasssein für gesellschaftliche Teilhabe und ein glücklichesLeben.14. Die „demografische Rendite“ in die Qualität ästhetisch-künstlerischerBildung investierenDie vermeintliche „Demografische Rendite“, also dievon einigen Sparkommissaren bereits rechnerischbestimmten, frei werdenden Mittel durch zurückgehendeGeburtenzahlen und potentiell zurückgehendeTeilnehmer- bzw. Schülerzahlen dürfen nichteingespart werden, sondern müssen für mehr Qualitätvon Bildung und chancengerechte Teilhabe anKunst und Kultur investiert werden.Leider ist gerade jetzt, da die Folgen der Finanzkrisesichtbar werden, die Versuchung groß, neue Sparrundeneinzuläuten und das bei sinkenden Populationfrei werdende Geld aus den Systemen der formalenund non-formalen Bildung abzuziehen.Aber dabei sollte man nicht vergessen: Bildung istteuer, aber keine Bildung ist noch teurer. EingesparteBildungsausgaben von heute sind zusätzliche Sozialausgabenvon morgen.Zumindest für die Kulturelle Bildung – als Teil der Kinder-und Jugendhilfe – gibt es eine Bundeszuständigkeitund eine Bundesverantwortung dafür, dassmehr Kinder als bisher mehr Chancen durch kulturelleBildungsmöglichkeiten erhalten müssen! (Vonden gesetzlichen Verpflichtungen (KJHG) und völkerrechtlichBindungen durch die UN-KinderrechteKonvention und die Konvention zur kulturellen Vielfalthatte ich bereits gesprochen.) Zudem liegen hiermit dem Koalitionsvertrag, mit den Stellungnahmender Bundesregierung zu den letzten beiden Jugendberichtenund der Stellungnahme „Kulturpolitik fürKinder“ der Kinderkommission des Deutschen Bundestagentsprechende politische Dokumente vor, mitdenen wir die Politiker beim Wort nehmen müssen.Ohne eine intensivere Lobbyarbeit für Kulturelle Bildungkönnen wir als Kulturverbände nicht auf Veränderungzählen; denn leider, dies haben auch dieMitglieder der Enquete-Kommission „Kultur inDeutschland“ zugegeben, findet man in keinem anderenBereich so viele wohltönende „Sonntagsreden“vor wie im Bereich der Kulturellen Bildung.15. Der demografische Wandel braucht ressortübergreifendepolitische Antworten.Mit der Kulturellen Bildung bewegen wir uns im Zuständigkeitsbereichvon wenigstens drei Politikfeldern:Jugend, Bildung und Kultur. Von allen Ressortsbraucht die Jugendkulturarbeit Unterstützung. RessortübergreifendeAntworten zur Sicherung der Infrastrukturender Kulturellen Bildung und zur Bewältigungdes demografischen Wandels forderte daherder „Rat für Soziokultur und kulturelle Bildung“ in seinemPositionspapier „Kultur und demografischerWandel: Konsequenzen für kulturelle Bildung und Soziokultur“20<strong>07</strong>. „Gesellschaftliche Aufgaben undProbleme richten sich nicht nach Ressortgrenzen.[...] Die Akteure können ihre Aufgaben optimal nurerfüllen, wenn die politischen und gesellschaftlichenRahmenbedingungen es ihnen ermöglichen.“„Soziokulturelle Zentren und Initiativen, kulturpädagogischeund jugendkulturelle Einrichtungen mitihren Verbänden bilden eine professionelle und leistungsfähigekulturelle Infrastruktur, die einen wesentlichenund spezifischen Beitrag zur Bewältigungdes demografischen Wandels leisten kann und leistet.Insoweit hat sie einen wohl begründeten Anspruchauf politische und materielle Unterstützungdurch die öffentliche Hand auf allen Ebenen.“Ich meine, im nächsten Jahr haben wir Bundestagswahlenund damit eine Gelegenheit, die wir nicht verschenkensollten, um Parteien und Politiker/innenkritisch zu hinterfragen, inwieweit sie dieser Verantwortungund Sicherung kultureller Infrastrukturengerecht werden wollen.100


(Kurzfassung)1. Grundlagen für die Pädagogische Rahmenkonzeptiondes FSJ KulturJugendliche stehen vor zwei entscheidenden Herausforderungen.Sie befinden sich erstens in einerLebensphase, die von der Suche nach einem Selbstkonzeptdominiert wird; sie müssen ihre individuelleLebens- und Berufsplanung in die Wege leiten. Zumanderen sehen sie sich mit einer Welt konfrontiert,die sich in einem dynamischen Wandlungsprozessbefindet, die viele Optionen bietet, aber auch Risikenbereithält – und für die sie Bewältigungsstrategienbenötigen.Dazu ist es wichtig, einen Konzeptansatz zu verfolgen,der sich den Menschen in seiner Ganzheitlichkeitzum Ausgangspunkt nimmt. Der Mensch will sichentwickeln, seine Persönlichkeit und Potenziale entfalten.Dies ist nur in einer Gesellschaft möglich, welchedie Würde und Freiheit des einzelnen Menschengewährleistet und alle einbindet. (Humanismus)Bildung, ein eigensinniger und aktiver Prozess, istunabdingbare Voraussetzung dafür, dass der Menschseine Subjektivität und Persönlichkeit entfaltet. Unddas stetig. Sie hat grundlegende Bedeutung, damitder/die Einzelne in Kultur und Gesellschaft hineinwächstund selbige mitgestaltet (Weltaneignung).Bildung befähigt den Menschen dazu, dass er sich inder Welt zurechtfindet und behauptet – und so dieVergangenheit versteht, die Gegenwart gestaltet unddie Zukunft entwirft. Damit ist Bildung verantwortlichfür eine selbstbewusste und persönlich zufriedenstellendeLebensführung sowie für eine aktive Teilhabean Gesellschaft.Kultur entsteht in der Auseinandersetzung mit derWirklichkeit und umfasst alle die gesellschaftlichenFelder, mit denen die Menschen ihre Welt ausgestaltethaben. In einem weiten Verständnis ist Kultur Lebensweise,was den emotionalen und praktischenwie intellektuellen und ästhetischen Zugang zurWelt, die Entfaltung der Sinnlichkeit und der Phantasie,des Verstandes und der Vernunft einschließt.Kultur ist existenziell für das Leben und die Entwicklungeines einzelnen Individuums und der ganzenGesellschaft.Zunehmend gewinnt als Leitbild die Bürgergesellschaftan Bedeutung, welche durch die aktive Teilnahmeihrer Mitglieder am öffentlichen Leben undam politischen Ordnungsrahmen gestaltet und weiterentwickeltwird: Eigeninitiative, Partizipation, freiwilligesEngagement und Solidarität sind für die demokratischeVerfasstheit einer Gesellschaft wie fürdie soziale Einbindung der/des Einzelnen entscheidend.Gerade die in allen Aspekten (Jugend, Mensch, Bildung,Kultur, Bürgergesellschaft) genannte Verschränkungzwischen Individuum und Gesellschaftist impulsgebend für die pädagogische Arbeit im FSJKultur.2. Strukturrahmen für das FSJ KulturDas FSJ Kultur ist>> eine besondere Form bürgerschaftlichen Engagementsjunger Menschen im Kulturbereich.Damit ist es ein Ort der (Selbst-)Bildung unterdem Zugangsprinzip der Freiwilligkeit.>> eine spezifische Form des JugendfreiwilligendienstesFSJ und durch das Jugendfreiwilligendienstegesetzbestimmt. Es wird daher als Bildungs-und Orientierungszeit für junge Menschenzwischen 16 und 27 Jahren definiert.>> eine Jugendbildungsmaßnahme. Die Träger verortendas FSJ Kultur in der Trägerlandschaft deraußerschulischen Jugendarbeit und -bildung; Referenzrahmenist das Kinder- und Jugendhilfegesetzes(KJHG).>> ein Projekt im Kulturbereich. Kulturnutzung und-gestaltung spielen eine wichtige Rolle im Lebenjunger Menschen; sie können im FSJ Kultur diesemInteresse nachkommen.>> ein Vorhaben der Kulturellen Bildung. Damit leistetdas FSJ Kultur viel für die Persönlichkeitsbildungder/des Einzelnen, ist eng mit der Teilhabeam kulturellen Leben und mit künstlerischer Praxis–rezeptiv und/oder produktiv – verknüpft.>> ein Bildungsort des kompetenzbasierten wiedes non-formalen und informellen Lernens.Das FSJ Kultur steht allen Jugendlichen offen, diesich für Engagement und Kultur interessieren oder101


deren Interesse dafür geweckt werden kann. Die FSJKultur Freiwilligen sind v. a. dadurch motiviert, dasssie Kunst und Kultur erleben und gestalten wollen.3. Pädagogisches Profil des FSJ KulturBildung geschieht an unterschiedlichen Orten und inunterschiedlichen Institutionen, in unterschiedlichenSituationen und – lebenslang – zu unterschiedlichenZeiten. Das FSJ Kultur nimmt als ein Bildungsprojektim Engagementfeld in dieser Bildungslandschafteinen spezifischen Platz ein.Bildungsauftrag des FSJ Kultur>> Im Sinne der Persönlichkeitsbildung unterstütztdas FSJ Kultur die Entwicklung von individuellenLebensperspektiven und -kompetenz.>> Als Aufgaben der sozialen Bildung im FSJ Kulturlassen sich nennen: Daseinskompetenzen entwickeln,gesellschaftliche Rollen üben, soziale Integrationerfahren. Freiwillige erweitern ihr sozialkommunikativesHandlungsrepertoire.>> Politische Bildung im FSJ Kultur hat den Auftrag,die Fähigkeit zu (politischer) Partizipation zu fördern.Demokratisch-soziale Grundsätze werdenim FSJ Kultur vermittelt, bürgerschaftliches Engagementnachhaltig gefördert.>> Wertekommunikation innerhalb des FSJ Kulturschließt neben humanistischen und demokratischenDimensionen auch interkulturelle Bildungund Bildung zu nachhaltiger Entwicklung ein.>> Ökonomische Integration wird durch berufsbzw.arbeitsweltorientierende Anteile und durchfachliche Qualifizierung unterstützt. Im FSJ Kulturkönnen Arbeitsmethoden erlernt sowie Fachwissenim Kulturbereich (kognitive Fähigkeiten)ausgebildet werden.Pädagogische Prinzipien im FSJ Kultur>> Ganzheitlichkeit der Lernorte und Bildungsgelegenheitenim FSJ Kultur, die ein Lernen mit Kopf,Hand und Herz – die Entwicklung der ganzen Persönlichkeit– ermöglichen;>> Teilnehmer-Orientierung: Die Stärken und Bedürfnisseder jungen Freiwilligen und ihre vielfältigenPersönlichkeiten sind Grundlage für die Bildungsarbeitim FSJ Kultur;>> Selbstbestimmung und Selbsterfahrung der Freiwilligen;>> Lebensweltorientierung: Inhaltlich wird die individuelleLebenslage der FSJ Kultur Freiwilligen alsAusgangs- und Zielperspektive einbezogen;>> Reflexion: Der permanente Rückbezug von Erlebnissenund Erfahrungen, Erkenntnissen und Fähigkeitenauf die eigene Person und ihr Handeln,aber auch auf die politischen, gesellschaftlichenund sozialen Zusammenhänge ist Arbeitsprinzipim FSJ Kultur;>> Handlungs- und Prozessorientierung: Selbstwirksamkeitserfahrungenund Erfahrungslernen;Kulturelle Bildung im FSJ KulturDas FSJ Kultur erschließt Jugendlichen ein facettenreiches Einsatz- und Erfahrungsfeld mit>> ästhetischen (Kultur als Kunst),>> künstlerisch-kreativen (Kultur als Ausdruck und aktives Handlungsangebot),>> politisch-gesellschaftlich-sozialen (Kultur als Werte und Normen) und>> historischen (Kultur als Tradition und Geschichte)Dimensionen.Im Rahmen der Kulturellen Bildung geht es um die kulturelle Integration und um die Entwicklung kulturellerIdentität. Das FSJ Kultur bietet von daher im Sinne Kultureller Bildung die Möglichkeit selbst bestimmt>> die eigenen Sinne und Wahrnehmungsfähigkeit zu schulen,>> die eigene Ausdrucksfähigkeit zu erweitern,>> die eigenen künstlerischen Gestaltungs-, Aktions- und Artikulationsmöglichkeiten zu erleben und zu erproben,>> die eigene Kreativität und Fantasie zu entdecken und zu entwickeln,>> sich die Welt in symbolischer, sinnlicher und emotionaler Form zu erschließen.Die pädagogische Begleitung legt ein besonderes Augenmerk darauf, dass sowohl im Praxiseinsatz als auchin der begleitenden Bildungsarbeit kulturelle Begegnungen ermöglicht wie auch künstlerisch-kreative Erfahrungengesammelt werden. Kulturvermittlung und -management sind wichtige Inhalte.102


Grundsätzlich zielt Bildung im FSJ Kultur aufNachhaltigkeit und langfristige Wirkungen;>> Partizipation als durchgängiges, handlungsleitendesmethodisches Grundprinzip. Freiwilligebringen aktiv ihre Interessen und Anliegen einund bestimmen mit;>> Freiwilligkeit als Zugangsprinzip;>> gemeinwohlorientierter Einsatz und Projektarbeitmit Ernst- und Verantwortungscharakter derTätigkeiten;>> Wertschätzung: FSJ Kultur Freiwillige werden inihrer Individualität wahrgenommen, für ihr Engagementund ihre Leistung anerkannt;>> Realisierung von Diversity und Vermittlung entsprechenderKompetenzen, wie z. B. mittels interkulturellemLernen oder Gender Mainstreaming.Verantwortung der Akteure im FSJ KulturDie pädagogische Gesamtverantwortung und die Verantwortungfür die Bildungsarbeit übernimmt derFSJ Kultur Träger. Er schafft den Rahmen für non-formaleBildung(-sorte) und ermöglicht informelle Bildungsprozesse.Unter pädagogischer Perspektivegehören zu seinen Aufgaben: Beratung und OrientierungInteressierter, Durchführung eines fairen undoffenen Bewerbungs- und Vermittlungsverfahrens,Umsetzung der Seminararbeit, Angebot freier Bildungstage,Verantwortung für Einzel-/Reflexionsgesprächeund Konfliktmoderation, kontinuierlicheKommunikation, Anregung selbstorganisierter Arbeitsgruppenbzw. anderer Formen der EigeninitiativeFreiwilliger, Organisation von Ehemaligenarbeit.In Hinsicht auf die individuelle Begleitung kooperiertder Träger mit den Einsatzstellen. Einsatzstellenhaben spezifische Aufgaben, insbesondere die anLernzielen orientierte fachliche Anleitung der Freiwilligenund die Betreuung im Praxiseinsatz: In der täglichenArbeit in den Kultureinrichtungen können Freiwilligeinformell und non-formal lernen. Die Einsatzstellensind im Besonderen verantwortlich für Bewerbungsgespräche,qualifizierte Aufgabenfelder, Einarbeitungund Anleitung, Abschluss und Erfüllung derLeistungsvereinbarung, Unterstützung der eigenverantwortlichenProjektarbeit, Durchführung regelmäßigerReflexionsgespräche, Teamintegration und Mitsprachemöglichkeitenund fachliche Fortbildung.Die Freiwilligen sind im FSJ Kultur nicht nur für dieihnen anvertrauten Aufgaben verantwortlich, sondernauch für ihre Lernbiografie. Darüber hinaus findenzahlreiche Bildungsprozesse in der Freiwilligengruppeund im Umfeld statt, welche von den Freiwilligenein hohes Maß an Selbstorganisation und vonTrägern bzw. Einsatzstellen Aufmerksamkeit fordern.Langfassung der Pädagogischen Rahmenkonzeptionunter www.fsjkultur.de.Die Zusammenarbeit von Träger und Einsatzstellenmit Blick auf Bildung hat Einfluss auf Inhalt undStruktur von: Akkreditierung der Einsatzstellen, Bewerbungs-und Vermittlungsverfahren, Einsatzstellentreffenund – besuche, Kooperation bei der eigenverantwortlichenProjektarbeit, regelmäßige Kommunikationzwischen allen Beteiligten, Fortbildungsangeboteund Beratung, Zertifizierung sowie BerufsundLebensorientierung der Freiwilligen.103


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Damit aus „halben Portionen“ ganze Persönlichkeiten werden, brauchen Kinder und JugendlicheKulturelle Bildung. Auf dem Parlamentarischen Abend der BKJ am 9. April <strong>2008</strong> richteten sich dieBKJ-Mitgliedsverbände mit ihren Forderungen an die Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik.MusikVerband deutscher Musikschulen (VdM) >> S. 106Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) >> S. 1<strong>07</strong>Arbeitskreis für Schulmusik und allgemeine Musikpädagogik (AfS) >> S. 108Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) >> S. 108Deutsche Bläserjugend >> S. 109MuseenBundesverband Deutscher Kinder- und Jugendmuseen >> S. 110Bundesverband Museumspädagogik (BVMP) >> S. 111JugendkunstschulenBundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e. V. >> S. 112Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) >> S. 113MedienKinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) >> S. 114Bundesverband Jugend und Film (BJF) >> S. 115LiteraturArbeitskreis für Jugendliteratur e. V. >> S. 116Spiel und TheaterASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e. V. >> S. 117Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater >> S. 118Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) >> S. 119Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile >> S. 119TanzDeutscher Bundesverband Tanz >> S. 120LandesvereinigungenLKJ Niedersachsen >> S. 121LAG Soziokultur & Kulturpädagogik Rheinland-Pfalz e. V. >> S. 122InterdisziplinärBundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e. V. >> S. 123KonsequenzenJugend fördern – Kultur fordern: Öffentliche Förderung ausbauen und verbessern! >> S. 1241<strong>05</strong>


Die zentralen Forderungen des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) an die Bildungs- und Kultur -politik lauten:1.. Der Verband deutscher Musikschulen fordert die Länder auf, gesetzliche Regelungen und Fördervereinbarungenzu schaffen, die die öffentlichen Musikschulen als pflichtige Aufgaben Kultureller Bildunganerkennen. Gesetzlich festzulegen sind dabei Qualitätsstandards in Form wesentlicher Qualitäts- undStrukturmerkmale für die öffentliche Musikschulförderung.2. In den Schulgesetzen der Länder sind klare Rahmenbedingungen für die Kooperationen zwischenöffentlichen Musikschulen und allgemein bildenden Schulen „auf Augenhöhe“ festzulegen. DieFörderung und Unterhaltung der öffentlichen Musikschulen müssen auch in diesem Kontext alsPflichtaufgaben festgeschrieben werden, um eine hohe Verlässlichkeit und Kontinuität in der Kooperationund im Einsatz der Pädagogen/innen zu garantieren. Gleichzeitig müssen für den Erhalt desProfils der Musikschulen – auch im Hinblick auf G8 und Verkürzung der Schulzeit – Regelungen für diezeitliche Ausgestaltung des Ganztagsunterrichts geschaffen werden, die den Besuch der öffentlichenMusikschulen für die Schülerinnen und Schüler weiterhin möglich machen.3.. Länder und Kommunen sind aufgefordert, verbindliche Regelungen für Musikangebote ab dem frühestenKindesalter in der Kooperation von Krippen, KiTas und öffentlichen Musikschulen zu treffen.Festzulegen sind hierin Musik-Bildungspläne, die Ausbildung der Erzieher/innen und Musiklehrkräftesowie die Finanzierung der Fachkräfte und deren Qualifizierung. Um den Zugang für Kinder allerSchichten und damit eine nichtelitäre musikalische Bildung zu ermöglichen, ist eine Finanzierungdurch Landes- und kommunale Mittel unumgänglich.Zur Begründung:Die öffentlichen Musikschulen in Deutschland sind die Bildungsinstitution, die die weitest gehendemusikalische Breiten- und Spitzenförderung im Sinne einer „musikalischen Grundversorgung“ bewirken.Mit den Richtlinien und Rahmenlehrplänen des Verbandes deutscher Musikschulen sowie dem gemein -samen Strukturplan bieten die öffentlichen Musikschulen im VdM bundesweit gleichartige, hoheStandards für den Unterricht im Singen und Musizieren. Dies macht auch einen problemlosen Wechsel zueiner anderen öffentlichen Musikschule in Deutschland möglich.Sie garantieren Qualität durch bewährte, regelmäßig aktualisierte Unterrichtskonzepte, erprobte Unterrichtsorganisation,durch fundiert ausgebildete Lehrkräfte und regelmäßige Qualitätskontrolle undQualitätsentwicklung. Als Erfolgsmodell bieten sie seit über 55 Jahren Kindern, Jugendlichen und auchErwachsenen Chancengleichheit und Zugangsoffenheit für ein bundesweit gleichwertiges qualitätsvollesAngebot musikalisch-kultureller Bildung. Um die Kontinuität und Qualität dieses Bildungsangebots zusichern, bedarf es insbesondere vor dem Hintergrund von Sparmaßnahmen und -vorgaben in Ländern undKommunen gesetzlicher Regelungen. Die finanzielle Förderung der öffentlichen Musikschulen durchLänder und Kommunen ist unumgänglich, um den Zugang für Kinder und Jugendliche aller Schichten zuermöglichen.gezeichnet: Dr. Winfried Richter (Vorsitzender des Bundesvorstandes), Matthias Pannes(Bundesgeschäftsführer des VdM)Weitere Informationen:Verband deutscher Musikschulen (VdM)Plittersdorfer Straße 93, 53113 BonnFon: 0228.95 70 60 , Fax: 0228.957 06 33vdm@musikschulen.de, www.musikschulen.de106


Jungen Menschen mehr Lebenszeit für Kulturelle Bildung lassen.Verantwortung durch Beteiligung und Mitgestaltung entwickeln.Die Jeunesses Musicales Deutschland fordert die Verantwortlichen der Jugend-, Kultur- und Bildungs -politik dazu auf, ihre Bildungsreformen mit dem Augenmaß zu betreiben und zu korrigieren, welches1.. der Entfaltung kreativer Kräfte der Individuen ausreichenden Raum zumisst;2. das Verantwortungsbewusstsein junger Menschen durch frühzeitige und wachsende Möglichkeitenvon Beteiligung und Mitgestaltung entwickelt.Individuelles Glück und ein gelingendes Leben dürfen nicht schon durch die Umstände des Heranwachsenssynonym gesetzt werden mit schulischer und beruflicher Karriere und dem Bestreben, möglichstfreizügig am Konsum teilzunehmen und Macht auszuüben. Auch volkswirtschaftlich ist die Projektion deseigenen Wollens auf egozentrische Vorbilder und Heroen einer materiellen Bedürfnisbefriedigungschädlich.Zu fördern sind vielmehr Bildungsmöglichkeiten, die authentische Gestaltungsperspektiven des eigenenLebens, Selbstverantwortung und Mitverantwortung gleichermaßen betonen. Bürgerschaftliches Engagement,Gemeinsinn und Solidarität – Werte, auf denen unsere Gesellschaft beruht – sind ebenso Früchteder Freiheit wie Ideenreichtum, Kreativität, Kommunikationsvermögen und Teilhabe an Kultur sowieSelbstverwirklichung im künstlerischen Ausdruck.Anlass zur Besorgnis, dass jungen Menschen immer weniger zeitliche Spielräume für Kulturelle Bildungverbleiben und zu wenig inhaltliche Chancen für das Einüben selbstbestimmter Lebensinhalte vermitteltwerden, geben heute:>> die Verdichtung der Schulzeit (G8-Gymnasium, Ganztagsschule) und die Betonung der PISA-nützlichenFächer und Inhalte;>> die Verkürzung der Studienzeit und die damit einhergehende Verschulung der Bachelor-Studiengänge;>> der daraus erwachsende und junge Menschen für eine Lebenszeit prägende Leistungs- und Erfolgsdruck(z. B. explosionsartige Zunahme von Nachhilfeunterricht);>> die sich durch diese Entwicklung dramatisch verringernde Freizeit als freie, von den Jugendlichensinnvoll und frei zu gestaltende Lebenszeit;>> das Schwinden attraktiver Lern- und Lebenswelten außerhalb der Schule sowie>> das Zurückdrängen von Angeboten der außerschulischen kulturellen Jugendbildung wie zum Beispielder Mitwirkung in Jugendorchestern.Die Jeunesses Musicales Deutschland fordert daher eine Korrektur der so genannten „Bildungsreformen“mit dem Ziel, jungen Menschen ausreichend Chancen außerhalb der formalisierten Bildungsgängeanzubieten.gezeichnet: Dr. Ulrich Wüster (Generalsekretär der Jeunesses Musicales Deutschland)Weitere Informationen:JMD, GeneralsekretariatMarktplatz 12, 97990 WeikersheimFon: <strong>07</strong>934.993 60, Fax: <strong>07</strong>934.99 36 40weikersheim@jeunessesmusicales.de, www.jeunessesmusicales.de1<strong>07</strong>


Die beiden zentralen Forderungen unseres Verbands an die Bildungspolitik lauten:1. Die Ausbildung für Grundschullehrer/innen im Fach Musik sowie vor allem die Fortbildungfür fachfremd Unterrichtende muss dringend verstärkt werden.2. Die Konsequenzen der Ganztagsschule für das schulische Musikleben müssen überdacht werden.Zur Begründung:1. Die Grundschule ist das Fundament unserer Bildungslandschaft. Wenn dort kaum Fachlehrer/innen inMusik unterrichten, muss man sich über die Bildungsmisere im Fach Musik und über die Erosionen inder musikbezogenen Kulturlandschaft nicht wundern.2. In der Ganztagsschule könnte theoretisch eine große Chance für das Fach Musik liegen! In vielenBundesländern, besonders stark z. B. in NRW und Hamburg, bricht jedoch durch den dort praktizierten„unechten“ Ganztagsbetrieb (z. B. G8) der gesamte musikalische AG-Bereich zusammen: Chöre,Musical-AGs, Schülerbands etc. werden auf Grund der Arbeitsbelastung der Schüler/innen massenhaft(!) eingestellt – so gerne die Schüler/innen und Lehrer/innen diese Angebote auch fortführenmöchten.gezeichnet: Prof. Dr. Jürgen Terhag (Bundesvorsitzender)Weitere Informationen:Arbeitskreis für Schulmusik und allgemeine Musikpädagogik e. V. (AfS)Dagobertstraße 38, 50668 KölnFon: 0221.91281 81 17, Fax: 0221.912 81 81 23juergen.terhag@gmx.de, www.afs-musik.deEine unserer dringenden Forderungen an die Kulturpolitik lautet:Vereinfachung des Akkreditierungsverfahrens für FortbildungsveranstaltungenDie Länder Baden-Württemberg und Niedersachsen haben uns eine Quasi -„Blankovollmacht“ für unseregesamten Kurse erteilt, das heißt, unsere Weiterbildungskurse sind als Fortbildungsmaßnahme fürLehrer/ innen anerkannt. In Hessen sind wir ebenfalls im dort gehandhabten Akkreditierungsverfahrenals anerkannter Träger geführt. Es ist für Anbieter wie uns enorm aufwändig und kompliziert, unsereKurse anerkennen zu lassen, weil in jedem Bundesland unterschiedliche Verfahren / Kompetenzen /Richtlinien zu erfüllen sind.Wir fordern daher eine Vereinfachung durch Anerkennung unserer Weiterbildungskurse durch eine„Qualifizierungsinstanz“ für alle Bundesländer.gezeichnet: Wolfram Kössler (Generalsekretär AMJ)Weitere Informationen:Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ)Adersheimer Str. 60, 38304 WolfenbüttelFon: <strong>05</strong>331.460 16, Fax: <strong>05</strong>331.437 23info@amj-musik.de, www.amj-musik.de108


Die Deutsche Bläserjugend (DBJ) richtet folgende Forderung an die Bildungs-, Kultur- und Kinder- undJugendpolitik:Wir brauchen endlich die Wertschätzung aller gesellschaftlichen Ebenen für musikalischeJugendarbeit als das besonders wertvolle Angebot für Kinder und Jugendliche!„Besonders wertvoll“ heißt für uns:Das Musizieren von und mit Kindern und Jugendlichen ist nicht einfach nur Zeitvertreib, sondern gezielteJugendarbeit mit besonderer Spezifik.Nachweislich fördert musikalische Bildung die ganzheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.Nicht nur Intellekt und Motorik, sondern gerade Schlüsselkompetenzen, wie Teamfähigkeit, Ausdauer undSelbstvertrauen, werden umfassend und tief greifend gefördert. Und das in einem Klima von Freude, Spaßund Erlebnis.In 10.000 Mitgliedsorchestern der DBJ musizieren 320.000 Kinder und Jugendliche. Sie tun dies gemeinsamund miteinander, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, sexueller und politischerOrientierung, von sozialem Stand, Alter oder Nationalität. Musikvereine fördern so Vielfalt undIntegration, Demokratie und Toleranz und geben Kindern und Jugendlichen die Chance sich einzubringenund ihre Ideen zu verwirklichen.Darüber hinaus erleben Kinder und Jugendliche in Musikvereinen Zeltlager und Fahrten. In eigenenJugendvorständen oder bei verschiedensten fachlichen wie überfachlichen Projekten erlernen sie basisdemokratischeGrundsätze und haben die Möglichkeit eigene Ideen auszuprobieren. Bei internationalenJugendbegegnungen oder Orchestertreffen werden andere Kulturen musikalisch und außermusikalischerfahren.So tragen Musikvereine zur ganzheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei und helfen, sieoptimal auf das Leben vorzubereiten.Leider ist diese Wertschätzung noch nicht bei Gesellschaft, Politik und Wirtschaft angekommen:>> noch immer ist Amateurmusik etwas Zweitrangiges,>> noch immer behindern Bürokratismen wertvolle ehrenamtliche Arbeit,>> noch immer sieht die Politik kompetente Jugendliche nicht als gleichwertige Partner/innen,>> noch immer versteht die Wirtschaft engagierte Jugendliche eher als Belastung denn als Chance.Wir wünschen uns eine deutlich stärkere ideelle wie finanzielle Förderung durch die Politik, so dassGesellschaft und Wirtschaft ihren Nutzen unserer wertvollen Arbeit erkennen und sie zu ihrem eigenenWohl stärken.gezeichnet: Wolfgang Grüneberg (Bundesvorsitzender der Deutschen Bläserjugend)Weitere Informationen:Deutsche Bläserjugend (DBJ)Büro Berlin (Jugendbildungsreferent)Weberstraße 59, 53113 BonnMühlendamm 3, 10178 BerlinFon: 0228.26 26 80 /-81, Fax: 0228.26 26 82 Fon: 030. 21 22 11 63info@deutsche-blaeserjugendmatthias@deutsche-blaeserjugend.dewww.deutsche-blaeserjugend.dewww.deutsche-blaeserjugend.de109


Der Bundesverband Deutscher Kinder- und Jugendmuseen (im Folgenden nur Kindermuseen) vertritt derzeitbundesweit 75 Mitglieder, 43 institutionelle und 32 persönliche. Die Zahl der Kindermuseen wächstrasant. Die Forderungen des Bundesverbandes lauten:Kultur- und bildungspolitische Anerkennung!Der relativ neue Typus Kindermuseum muss auf allen Ebenen – Kommune, Land und Bund – als selbstverständlicherBestandteil der Kultur- und Bildungslandschaft anerkannt werden. Kindermuseen sind derkonsequente Ausdruck einer differenzierten, zielgruppenorientierten demokratischen Kultur. Die derzeitige Förderung von durchschnittlich 25 % an öffentlichen Mitteln entspricht noch lange nicht diesemgesellschaftlichen Anspruch.Kindermuseen als anerkannter Bestandteil eines reformierten BildungssystemsKindermuseen sind ein wichtiger Partner von Schule, vor allem der Ganztagsschule. Sie bieten spezialisierteerlebnisreiche Lernumgebungen und garantieren intensive, langfristig wirksame Lernerlebnisse.Der Bundesverband fordert, diese Bildungswirkungen durch ein vom BMBF gefördertes Forschungsprojektuntersuchen und absichern zu lassen. Mit dem Bereich Schule sollen vor allem auf den Ebenen Kommuneund Bund verbindliche Kooperationsvereinbarungen mit den entsprechenden Kindermuseen geschaffenwerden.FortbildungObwohl in vielen Kindermuseen mit großer Leidenschaft und fachlicher Qualität gearbeitet wird, bestehtinnerhalb des Verbandes wegen der rasch wachsenden Zahl von Einrichtungen ein großer Fortbildungs -bedarf. Dieser soll sowohl in der bewährten Form mit den beiden Akademien Remscheid und Wolfenbüttelals auch verbandsintern gedeckt werden. Für beide Fortbildungsvorhaben braucht es staatliche finanzielleUnterstützung.Ein starkes Dach!Damit der Bundesverband seinen Aufgaben der Information, des Erfahrungsaustausches, der Fortbildung,der Vernetzung, der Beratung neuer Mitglieder und der öffentllichen Interessensvertretung nachkommenkann, bedarf es einer funktionierenden, professionellen Geschäftsstelle. Da diese Aufgaben bundesweitgeleistet werden, wird dringend gebeten, dieses Büro aus Mitteln des BMFSFJ oder des BKM (mit jährlichca. 50.000 Euro) zu finanzieren.gezeichnet: Michael Popp (Vorsitzender des BVKJM)Weitere Informationen:Bundesverband Deutscher Kinder- und JugendmuseenMichael-Ende- Straße 17, 90439 NürnbergFon: 0911.61<strong>05</strong>5-35, Fax: 0911.61<strong>05</strong>5-36info@bv-kindermuseum.de, www.bv-kindermuseum.de110


Der BVMP umfasst an die 750 Mitglieder in sieben regionalen Landesarbeitskreisen. Unsere zentralenForderungen lauten:1. Kulturelle Bildung in allen deutschen Museen als Leitgedanken anzuerkennen, zu fördern und durchkulturpolitische Richtlinien bei den Institutionen einzufordern.2. Schaffung der notwendigen finanziellen, räumlichen und personellen Rahmenbedingungen imBildungs- und Vermittlungsbereich bei staatlichen und kommunalen Museen.3. Museen und Ausstellungen in den Lehrplänen stärker zu berücksichtigen und explizit zu benennenund damit Museen als außerschulischen Lernort noch stärker und gezielter zu nutzen. Im BerlinerRahmenlehrplan – zum Beispiel – für das Fach Geschichte ist dies bereits verankert. Sinnvoll imHinblick auf die Zusammenarbeit mit Schulen, Vorschulen und Kindergärten wäre eine Ergänzung derAusbildungspläne bei Referendaren/innen und Erziehern/innen usw. um die Komponente Methodenschulungfür den Besuch außer“schulischer“ Lernorte. Kultusministerien sollten Lehrer/innen (mitSchulpraxis) teilweise freistellen, um nachhaltige Veranstaltungskonzepte und Begleitmaterialien fürdie Bildungsarbeit institutionenübergreifend zu konzipieren.4. Insbesondere im Zusammenhang mit der Ganztagsschule (offene oder gebundene Form) dienotwendige adäquate Bezahlung der Vermittlungsarbeit der Museumsfachleute zu gewährleisten.Auch hier greift ebenfalls der Punkt „Weiterqualifizierung“ des Personals und Freistellung, um projektbezogenesArbeiten zu ermöglichen.Zur Begründung dieser Forderungen: Museen stehen im Dienste der Gesellschaft und erbringen Leistungenfür die Gesellschaft. Sie bewahren unser historisches Erbe in allen Facetten von Natur, Technik,Geschichte, Kunst und Kultur. Mit ihren unverwechselbaren Originalen bieten Museen eigenständigeBildungsangebote. Sie ermöglichen allen Bevölkerungsgruppen einen Zugang zu diesen Sammlungsbeständen.Museen bergen ein hohes Potenzial für individuelles, gezieltes aber auch informelles Lernen undfür kreatives und sozial verantwortliches Handeln. Museen sind Orte lebenslangen Lernens für Jung undAlt, die hier sowohl spezielles Wissen wie allgemeine so genannter „Schlüsselqualifikationen“ erwerbenkönnen. Dieser Bildungsprozess wirkt nachhaltig, weil im Museum Erfahrungen gesammelt werden, dieganzheitlich eingebunden, selber nachvollziehbar, sinnlich erlebbar und somit als Lernprozess stärkermotiviert sind – umso mehr als Museen auch Orte des Erlebens, der Freizeit und der interkulturellenBegegnung sind.Um diese Ziele zu erreichen, ist qualifiziertes Personal notwendig und die entsprechende Infrastruktur (z.B. museumspädagogische Räume für Schulklassen und für andere Gruppen).Interkulturelle Vermittlungsarbeit und Angebote für die Ganztagsschule nehmen künftig in Museen einenhöheren Stellenwert ein. Diese zusätzlichen Herausforderungen können nur mit qualifiziertem Personalbewältigt werden. Sie sind nicht aus den derzeitigen Haushaltsmitteln der Museen zu bewältigen. Vorallem ist auch das Bewusstsein der Träger in diesem Zusammenhang stärker zu sensibilisieren.gezeichnet: Dr. Hannelore Kunz-Ott (Vorsitzende des BVMP)Weitere Informationen:Bundesverband Museumspädagogikc/o Landesstelle für die nichtstaatlichen MuseenAlter Hof 2, 80331 MünchenFon: 089.21 01 40 27, Fax: 089.21 01 40 40kunz-ott@gmx.de, www.museumspaedagogik.org111


Rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche nutzen das Angebot der Jugendkunstschulen: in Workshops,offenen Angeboten, Kursen, Projekten oder Ferienangeboten, Ausstellungen und interdisziplinären,internationalen Austauschen. Jugendkunstschulen vereinen nicht nur die bildende, sondern auch diedarstellenden, literarischen und musikalischen Künste unter einem Dach und bieten unter dem Slogan„Vielfalt ist ihre Stärke“ Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre schöpferischen Stärken mit derUnterstützung von Künstler/innen, Kunst- und Kulturpädagog/innen frei zu entwickeln. Der Bundes- unddie Landesverbände der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen fördern, beraten,unterstützen, qualifizieren und entwickeln gemeinsam mit allen politischen Ebenen die kulturelle KinderundJugendbildung, den Ort und die „Methode Jugendkunstschule“ stetig weiter.Anregungen und ForderungenAls unverzichtbares Element allgemeiner Bildung ist kulturelle Kinder- und Jugendbildung als Pflichtaufgabealler staatlichen und gesellschaftlichen Handlungsfelder anzusehen. Gefordert wird die konsequenteVerankerung und lückenlose Umsetzung des Rechts auf Kulturelle Bildung für alle. Dies betrifft einefinanzielle und rechtliche Rahmensituation, die es Akteuren der Kulturellen Bildung ermöglicht, zuverlässigeStrukturen auf- und auszubauen, Experimente und Innovationen zu erproben sowie kinder- undjugendpolitischen Herausforderungen aktiv und nicht überwiegend konjunkturell begegnen zu können.In diesem Zusammenhang fordern wir die zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgestimmte ideelleund finanzielle Unterstützung und den Ausbau der Infrastruktur sowie die Weiterqualifizierung von Fachkräftender Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen und ihrer Verbände alsverlässliche Partner. Infolgedessen unterstützen wir die Handlungsempfehlung der Enquete-Kommission„Kultur in Deutschland“, in der die Verstetigung und Struktursicherung von kulturellen Bildungsangebotendurch die politischen Ebenen empfohlen wird. Einer solchen Verstetigung und finanziellen bzw. imregelmäßigen Turnus neu abzustimmenden Aufstockung bedarf die Förderung der bundeszentralen Trägerder Kulturellen Bildung. Dies beinhaltet die Überlegung, langfristigere Förderzeiträume (länger als einHaushaltsjahr, weit reichender als ein Modellprojekt) zu öffnen. Auch hier gilt: Nur gute Grundstrukturensind auf Dauer leistungsfähig und können die Kinder- und Jugendhilfe nah an der Zielgruppe weiterent -wickeln und qualifizieren.Jugendkunstschulen und Kulturpädagogische Einrichtungen arbeiten im Schnittfeld, vor allem der RessortsBildung, Jugend und Kultur sowie im Bereich der Berufsorientierung und -qualifizierung. Eine entsprechendressortübergreifende Zusammenarbeit wird auch für die politische Seite gefordert. Ziel musses sein, möglichst allen Kindern und Jugendlichen Wege zur Kulturellen Bildung in professionellen Settingszugänglich zu machen. Jugendkunstschulen und Kulturpädagogische Einrichtungen bieten dieseals verlässliche Orte, ihre Verbände qualifizieren ihr Arbeit und treiben Vernetzung, Innovation und Informationals Schnittstellen zwischen Politik und Gesellschaft voran.gezeichnet: Mechthild Eickhoff (Geschäftsführerin)Weitere Informationen:Bundesverband der Jugendkunstschulenund Kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke) e. V.Kurpark 5, 59425 UnnaFon: 02303.656 18, Fax: 02303. 650 57info-bjke@bjke.de, www.bjke.de112


1. Medienpädagogik/Medienbildung muss ein fester Bestandteil der Aus- und Fortbildung pädagogischerFachkräfte im Vorschulbereich werden.Bereits in dieser Altersgruppe gehören die Medien selbstverständlich zum Alltag der Kinder dazu. Mitihnen kompetent und auch selbstgestaltend umzugehen, gehört zu den Grundfähigkeiten unserer Gesellschaftund muss pädagogisch angeleitet werden. Zudem drücken gerade Vorschulkinder ihre Befindlichkeitennicht nur verbal, sondern mithilfe von symbolischen Formen der Medien (z. B. Medienfiguren)aus. Diese ernst zu nehmen, zu interpretieren und in ihre pädagogische Arbeit fördernd einzubeziehenmüssen Erzieher/innen erst erlernen.2. Medienpädagogik/Medienbildung muss ein fester Bestandteil der Aus- und Fortbildung der pädagogischenFachkräfte im Bereich Jugendarbeit und Jugendbildung werden.Besonders bei der Zielgruppe der Jugendlichen ist der Umgang mit Medien (z. B. mit dem Internet)hochattraktiv, aber häufig nicht ausreichend durch umfassende Medienkompetenz gestützt. Die Chancen(z. B. Recherchieren von Informationen, politische Meinungsbildung usw.) sind groß, aber auf diemöglichen Gefahren, denen die Jugendlichen begegnen können, sind sie zu wenig vorbereitet (Belästigungenbeim Chatten, Schutz der Privatsphäre). Dies muss zum sozialpädagogischen „Lehrplan“ alsfester Bestandteil dazugehören. Zudem bietet kreative Arbeit, bei der die Jugendlichen Medien selbstgestalten, großartige Möglichkeiten, soziale Themen (Toleranz, Gewalt, Mobbing ...) mit den Jugendlichenkonkret und nachhaltig zu bearbeiten. Deshalb sollten sozialpädagogisch Tätige ein medienpädagogischesGrundwissen in ihrer Ausbildung erhalten.3. Die Förderung der Medienkompetenz an Schulen muss durch kritisch-kreative Medienpädagogik inden Lehrplänen der Schulen und in der Lehrerausbildung umgesetzt werden .Es braucht in den Schulen medienpädagogisches Expertenwissen und Expert/innen, die Kinder undJugendliche beim Leben in der Mediengesellschaft begleiten und ihnen die Entwicklung von Medienkompetenzermöglichen. Die Förderung von Medienkompetenz wird zu häufig auf rein technische Anwendungenreduziert, sie ist aber eine heute notwendige Kulturtechnik, die Schülerinnen und Schülerbefähigt, die Chancen und Risken der neuen elektronischen Netze kritisch zu beurteilen.Schüler/innen heute brauchen eine Grund-Medienbildung.Aktuell besteht z. B. bei Schüler/innen bei der Nutzung der besonders beliebten Kommunikationsplattformenwie SchuelerVz oder Lokalisten ein außerordentlicher Informationsbedarf zum Datenschutz.Der zumeist leichtfertige Umgang mit den eigenen Daten kann zu Missbrauch, Belästigung und Gefährdungführen. Neben den Elternhäusern ist besonders die Schule gefordert, hier zu informieren und zubilden. Doch dazu braucht es eine Qualifizierung der Lehrkräfte.4. Eine breite medienpädagogische Initiative zur Etablierung und Installierung medienpädagogischerThemen in allen Bereichen der schulischen und außerschulischen Bildung ist dringend notwendig, willman Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft für die Zukunft qualifizieren und vor Risiken derneuen Medien und Kommunikationsangebote schützen. Vorbild hierfür könnten beispielsweise dieschulischen und außerschulischen Kampagnen im Gesundheits- oder Ernährungsbereich sein.gezeichnet: Jürgen Lauffer (Geschäftsführer der GMK)Weitere Informationen:Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK)Körnerstraße 3, 33602 BielefeldFon: <strong>05</strong>21.677 88, Fax: <strong>05</strong>21.677 27gmk@medienpaed.de, www.gmk-net.de113


Die Strukturen und Angebote der aktiven Medienarbeit müssen kontinuierlich gefördert werden. Dieseprojekt- und produktorientierte Lernform trägt in besonderem Maße dazu bei, die Wahrnehmungs-,Kommunikations- und Gestaltungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zu erweitern.Aktive Medienarbeit als eine Form praxisbezogenen und ergebnisorientierten Medienhandelns gilt als Königswegzur Vermittlung von Medienkompetenz und als idealer Rahmen für die Auseinandersetzung mitMedien. Die positiven Erfahrungen mit aktiver Medienarbeit sind angesichts der – unbedingt notwendigen– Debatte um die neuen Herausforderungen durch rasante Medienentwicklungen und Fragen des Jugendschutzesin den Hintergrund geraten. Dabei bieten die handlungsorientierten Komponenten, die praktischtechnischeund kreative mit reflexiv-kritischen und analytischen Lernprozessen verbinden, für Schulesowie im außer- und auch vorschulischen Bereich vielfältige Potenziale – auch angesichts der beschleunigtenVerbreitung moderner Informationstechniken und neuer Medien: Aktive Medienarbeit als realitätsundlebensweltbezogene Bildung berührt zugleich ästhetische aber auch soziale und emotionale Dimensionendes Lernens. Aktive Medienarbeit ist Teamarbeit, fördert soziale Kompetenzen, schafft Öffentlichkeitund ermöglicht die Teilhabe an gesellschaftlichen Diskursen. Aktive Medienarbeit fördert den selbstbewussten,eigenverantwortlichen und produktiven Medienumgang. Aktive Medienarbeit trägt wesentlichzur bewussten Medienwahrnehmung und kritischer Auseinandersetzung mit Medien bei und ist in diesemSinne ein zentraler Beitrag zum Jugendschutz.Die Konvergenz der Medien und die wachsende Verfügbarkeit von Medieninhalten erfordert ansprechendeund zielgruppenscharfe Informations- und Orientierungsangebote im Internet, insbesondereauch für die immer jünger werdende Zielgruppe Kinder.Mit der Vervielfachung und permanenten Verfügbarkeit des Internetangebotes steigt der Bedarf an Qualität,Orientierung, Anregung und zuverlässiger Information – auch und gerade für die immer jüngeren Zielgruppen.Es braucht Angebote, die dem Informationsrecht von Kindern ebenso wie ihrem Schutzbedürfnisgerecht werden. Diese Angebote müssen als kompetente, altersgerechte und kommerziell unabhängigeAnlaufstellen für Themen und Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern zu erkennen sein. Dadurch wird dasRisiko jugendgefährdender Irrläufe im weltweiten Netz vermindert.Nachhaltige und bedarfsorientierte Medienpädagogik braucht Ressourcen: Verlässliche Strukturenund innovative Projekte.Die zuverlässige Bereitstellung von medienpädagogischen Facheinrichtungen (Strukturförderung) sollteebenso sichergestellt sein wie die Initiierung und Unterstützung innovativer Projektarbeit. Die Facheinrichtungenbegleiten den Medienalltag ihrer Zielgruppen und fördern die (mediale) Partizipation von Kindernund Jugendlichen. Sie bieten kontinuierliche und verlässliche Information, Beratung und Qualifikation.Sie sichern den Austausch zwischen medienpädagogischer Theorie/Forschung und medienpädagogischerPraxis. Zeitlich begrenzte Projekte dienen insbesondere der Perspektiventwicklung für aktuelle Herausforderungen.gezeichnet: Dr. Eva Bürgermeister (Leiterin des KJF)Weitere Informationen:Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF)Küppelstein 34, 42857 RemscheidFon: 02191.79 42 33, Fax: 02191.79 42 30info@kjf.de, www.kjf.de114


Die zentrale Forderung des BJF an die Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik lautet:Medienkompetenz darf sich nicht nur auf die neuen Medien beschränken, sondern muss auch die traditionellenkünstlerischen bzw. kulturellen Ausdrucksformen berücksichtigen!Zur Begründung:Bei der Vermittlung von Medienkompetenz in Schule und Jugendarbeit nimmt das Beherrschen der Technikimmer breiteren Raum ein, die künstlerische Qualität, der Inhalt des Werkes, das mit Hilfe der neuenMedien geschaffen und vermittelt werden soll, tritt dagegen immer weiter zurück. Die verschiedenen Spartenvon Kunst und Kultur (Musik, bildende Kunst, Theater, die sich in Film, Fernsehen etc. zu neuen Kulturformenzusammenfinden) bilden die Grundlage der multimedialen kulturellen Ausdrucksformen. Medienkompetenzmuss daher immer auch kulturelle und künstlerische Kompetenz umfassen.gezeichnet: Reinhold T. Schöffel (BJF-Geschäftsführer) im Auftrag des Vorstandes des BundesverbandesJugend und Film e. V.Weitere Informationen:Bundesverband Jugend und Film e. V. (BJF)Ostbahnhofstraße 15, 60314 FrankfurtFon: 069.631 27 23, Fax: 069.631 29 22mail@bjf.info, www.bjf.info115


Lesekompetenz ist die Schlüsselkompetenz in unserer modernen Gesellschaft. Lesekompetenz ist die Voraussetzungfür den Gebrauch aller Medien und die Voraussetzung, um an unserer Gesellschaft teilzuhabenund sie aktiv mitzugestalten. Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft bedarf es einerstärkeren Leseförderung auch für Kinder aus weniger gebildeten und finanziell benachteiligten Familien.Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V. fordert Chancengleichheit: Kinder und Jugendliche müssenunabhängig von ihrer Herkunft, von ihrem Bildungshintergrund und vom Familieneinkommen freienZugang zu Büchern haben.Zur Umsetzung dieser Forderung schlägt der Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V. der Bildungs- und Kulturpolitikin Bund, Ländern und Kommunen folgende Maßnahmen vor:>> Erhalt der öffentlichen Bibliotheken und einer dezentralen Bibliotheksstruktur.>> Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen Bibliotheken und Schulen, Kindergärten undKinderkrippen.>> Flächendeckende Ausstattung von Kindergärten und Schulen mit Bibliotheken.>> Vermittlung von Qualitätsstandards bei der Buchauswahl für Lehrer/innen, Erzieher/innen und Eltern.>> Entwicklung eines Konzeptes der frühen Leseförderung bereits bei Kleinkindern unter Einbindung derEltern.>> Förderung von Autorenlesungen und nachhaltigen Leseförderungsmaßnahmen.>> Angebot mehrsprachiger Kinder- und Jugendbücher in Schulen und Bibliotheken ausbauen.gezeichnet: Regina Pantos (1. Vorsitzende), Doris Breitmoser (Geschäftsführerin)Weitere Informationen:Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V.Metzstraße 14c, 81667 MünchenFon: 089.458 08 06, Fax: 089.45 80 80 88info@jugendliteratur.org, www.jugendliteratur.org116


Theater – eine Kunst für Kinder und JugendlicheKunst und Kultur, Kulturelle Bildung und Kunstvermittlung, Kunst und Demografie und Interkultur: GesellschaftlichePhänomene, denen man sich zu stellen hat, will Kulturpolitik konzeptionell wirken. Doch dasZusammenspiel von Kunstförderung und Bildungspolitik entwickelt sich zunehmend als gleichermaßenkomplex wie unüberschaubar. Wie reagiert man mit begrenzten kulturpolitischen Förderkapazitäten aufPISA, Forderungen der Wirtschaft an Fachkompetenz, auf Veränderungen in der Medien- und Freizeitgesellschaft,wie gestaltet man ein lebenswertes gesellschaftliches Miteinander? Was tun?Viele Initiativen haben sich ausgebildet, seitdem man erfahren konnte, wie wirkungsvoll das Spiel der Kulturenim pädagogischen und gesellschaftlichen Leben der Kinder und Jugendlichen ist. „Rhythm is it“,„Kinder zum Olymp“, „Junges Staatstheater“, „Darstellendes Spiel in der Schule“, „Jedem Kind ein Instrument“,„Augenblick mal“, „Creole“, „Treffen junger Autoren“, „Jugend musiziert“, „Bildung braucht Kunst!“,„Theater im Klassenzimmer“: die Vitalität, die Power und das ganz lebendig „Heutige der Kunst“ für Kinderund Jugendliche ist im Alltag angekommen und versteht sich von selbst. Man muss sie nur machen – undermöglichen!Rolle, Inszenierung, Performance, Drama, Spiel, Selbstdarstellung, Verwandlung, Bild, Körpersprache,Geschichten erfinden und erzählen, sich äußern, sich mitteilen und zeigen: das Theater hat längst dievierte Wand zum Publikum geöffnet, sich mitten hinein in die Gesellschaft begeben und spielt mit. Undfast jedes Theater in Deutschland spielt mittlerweile auch für Kinder und Jugendliche, absichtvoll, vielfältig,mutig, aufregend und anstrengend, an den Zuschauern/innen orientiert und mit ihnen zusammen.Das Theater für Kinder und Jugendliche stellt Fragen statt Antworten zu geben, ist fordernd statt aus -gewogen, provoziert, findet Worte, Sprachen, Bilder und Geschichten, ist existentiell. Es gibt den JüngstenStimme und Gehör, denen, die schon bald die nächste Generation werden.Die ASSITEJ (Association Internationale du Théâtre pour l'Enfance et la Jeunesse), die „InternationaleVereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche“ ist eine der UNESCO zugehörige Organisation mit 80nationalen Sektionen in allen Teilen der Welt. Die ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e. V. hat 360Mitglieder. Rund 150 professionelle Kinder- und Jugendtheater engagieren sich gemeinsam mit Verlagen,Theaterleuten, Wissenschaftlern/innen, Journalisten/innen und anderen am Kinder- und JugendtheaterInteressierten für die Ziele der ASSITEJ. Jedes Mitglied trägt dazu bei, Kinder- und Jugendtheater inDeutschland zu stärken, sie sichtbarer, bekannter und zugänglicher zu machen.Aufgabe der ASSITEJ ist die Erhaltung, Entwicklung und Förderung des Kinder- und Jugendtheaters innerhalbder einzelnen Nationen sowie die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Innerhalb der BundesrepublikDeutschland gehört es, neben der Vermittlung und Pflege von nationalen und internationalenKontakten, die kulturpolitische Gewichtung des Theaters für Kinder und Jugendliche zu stärken. DerVerband vertritt die Interessen des professionellen Kinder- und Jugendtheaters im Deutschen Kulturrat,im Rat für Darstellende Künste, im Fonds Darstellende Künste und in der BKJ (BundesvereinigungKulturelle Kinder- und Jugendbildung).gezeichnet: Meike Fechner (Geschäftsführerin)Weitere Informationen:ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e.V.Schützenstraße 12, 60311 Frankfurt am MainFon: 069.29 15 38, Fax : 069.29 23 54assitej@kjtz.de, www.assitej.de117


Unsere zentrale Forderung an die Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik lautet:Sicherung und Ausbau der Infrastruktur der kulturellen Bildung für den nationalen und internationalenBereich als Grundlage für Innovation und Nachhaltigkeit.Zur Begründung:In der Sicherung und im Ausbau der Infrastruktur der kulturellen Bildung für den nationalen und internationalenBereich sehen wir unsere Arbeitsgrundlage bei der Umsetzung gesellschaftlich relevanter Themen,wie z. B. die frühe ästhetische Förderung (Von Anfang an!), die Auseinandersetzung mit Interkulturalitätdurch Kunst und Kultur, eine verstärkte Implementierung von Erfahrungen der internationalen Jugend-,Kultur- und Bildungsarbeit in nationale Zusammenhänge, die Einführung des Schulfaches Theater in allenSchulformen und -stufen (hier verweisen wir aktuell auf die gemeinsame Initiative des BundesverbandesDarstellendes Spiel und der BAG Spiel & Theater zur Einführung des Schulfachs Theater/Darstellendes Spielin der Mittelstufe).Innovation und Nachhaltigkeit sind ohne eine solide Infrastruktur nicht möglich und können sich in einerrein projektgestützten Struktur nicht dauerhaft etablieren. Aktuelles Beispiel (und bei Weitem kein Einzelfall):Die BAG Spiel & Theater hat im vergangenen Jahr eine bundesweite Bestandsaufnahme zur Theaterarbeitmit Kindern und Jugendlichen, die über einen Migrationshintergrund verfügen, durchgeführt. DieErgebnisse zeigen u. a., dass bei den Theatergruppen/Theaterleiter/innen ein hoher Beratungsbedarf inunterschiedlichen Bereichen vorhanden ist. Die in die Untersuchung einbezogenen Gruppen sind jetzt ineinem Netzwerk und melden sich mit Fragen und Ankündigungen, brauchen Unterstützung und Beratungfür Antragstellungen etc. Das Projekt ist abgeschlossen, die Ergebnisse liegen vor, die schwache Personaldeckeder BAG Spiel & Theater lässt aber eine angemessene Form der Beratung nicht zu. Dieser Zustandrüttelt bei oberflächlicher Betrachtung an der Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Arbeitsfeldes. Beinäherem Hinsehen aber werden die tatsächlichen Schwachpunkte schnell sichtbar. Fazit: Gut konzipiertesund umgesetztes Projekt, im Ergebnis mit wichtigen Diskussionsanstößen und klarem Handlungsbedarf.Die Projektergebnisse können auf Grund schwacher Infrastruktur aber nicht in erforderlichem Maße umgesetztwerden.Wir fordern daher die Etablierung und finanzielle Unterstützung von Kompetenz- bzw. Beratungszentren,wie z. B. für die Theaterarbeit mit jungen Migrant/innen oder die interkulturelle entwicklungsbezogeneTheaterarbeit, die neben der Entwicklung, Vernetzung, Beratung und Unterstützung von Projekten undInitiativen, die Qualifizierung von Fachkräften, die Aufbereitung und Veröffentlichung des didaktischenund methodischen Know-hows u. a. m. sicherstellen.Darüber hinaus ist für den nachweisbar steigenden Förderbedarf von Projekten der kulturellen Bildungeine eigene Fondsstruktur zu entwickeln, wie sie mit dem Fonds Soziokultur, Fonds Darstellende Künsteu. a. für andere Bereiche bereits existiert. Anträge für theaterpädagogische Projekte beispielsweise fallennach unserer Erfahrung sowohl beim Fonds Soziokultur als auch beim Fonds Darstellende Künste zuhäufig durch das engmaschige Netz der Förderrichtlinien. Entweder sie sind nicht ausreichend zugespitztauf den sozialen Bereich oder es handelt sich bei den Projekten „schlicht nicht um Kunst“. Hier muss eineLösung gefunden werden.gezeichnet: Klaus Hoffmann (Vorsitzender), Ute Handwerg (Geschäftsführung)Weitere Informationen:Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel und TheaterSimrockstraße 8, 30171 HannoverFon: <strong>05</strong>11.458 17 99, Fax: <strong>05</strong>11.458 31 <strong>05</strong>info@bag-online.de, www.bag-online.de118


Die zentrale Forderung unseres Verbandes an die Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik lautet:Das Ungleichgewicht zwischen Stadt und ländlichem Raum in der breitenkulturellen Förderung vonKindern und Jugendlichen ist durch infrastrukturelle Angebote zu verbessern; dabei können Modellegenerationsübergreifender Theaterarbeit eine besondere Nachhaltigkeit im Bereich der künst -lerischen, sozialen und subjektiven Kompetenz erwirken.Zur Begründung:Kinder und Jugendliche in Deutschland müssen unabhängig von ihrem Wohnort ein Recht auf eingleichwertiges Angebot im Bereich von Kunst, Kultur und Bildung haben.gezeichnet: Norbert Radermacher (Präsident des BDAT)Weitere Informationen:Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT)Steinheimer Straße 7/1, 89518 HeidenheimFon: <strong>07</strong>321.946 99 02, Fax: <strong>07</strong>321.483 41bdat@t-online.de, www.bdat.infoDie zentrale Forderung der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile ist:Öffentliche Angebote der Kulturarbeit müssen als Alternative und im Sinne von Vielfalt vorgehaltenwerden und die Trägerstrukturen mit einem Mindestmaß an Sockelfinanzierung ausgestattet sein, umihrer gemeinwohlorientierten Arbeit gerecht zu werden.Zur Begründung:Die Armut – nicht nur materiell – nimmt zu. Ihr muss gegengesteuert werden, in dem auch kulturelleAngebote kostenlos zur Verfügung gestellt werden und nicht alles dem Kommerz überlassen wird.Dabei sollte der Qualität vor der Quantität von Kulturangeboten Priorität eingeräumt werden.gezeichnet: Gerhard Knecht (Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile)Weitere Informationen:BAG Spielmobile e. V.Albrechtstraße 37, 80636 MünchenFon: 089.12 79 96 67, Fax: 089.12 79 96 68bag@spielmobile.de, www.spielmobile.de119


Für den DBT ist entscheidend und wichtig:Nur qualifizierter Tanzunterricht für Kinder und Jugendliche an Schulen und im außerschulischenBereich.Begründung:In Deutschland kann jeder, der sich „berufen“ fühlt, Kinder und Jugendliche im Tanz unterrichten:gleichgültig, ob Können vorhanden ist oder nicht. Seit einiger Zeit gibt es auch politisch getrageneInitiativen, Künstler/innen – also Bühnentänzer/innen – ohne jegliche pädagogische Ausbildung in Schulenim Unterricht einzusetzen. Begründet wird dies mit der hohen fachlichen Kompetenz der Künstler/innen. Crash-Kurse in Pädagogik, die verschiedentlich angeboten werden, sollen das „kleine pädagogischeManko“ ausgleichen.Der Erfolg des Films „Rhythm is it“, der u. a. ein Tanz-Projekt mit einer Hauptschule und einer Grundschulein Berlin dokumentiert, hat wesentlich dazu beigetragen, die Vorstellung zu stärken, dass geradeKünstler/innen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in besonderer Weise geeignet seien. Übersehenwird dabei allerdings, dass der im Film agierende Tänzer Royston Maldoom nicht nur Bühnentänzerist, sondern auch eine fundierte pädagogische Ausbildung absolviert hat und seit mehr als 25 Jahreninternational Erfahrung sammeln konnte.Gerade Kinder und Jugendliche benötigen in ihren sensiblen körperlichen und geistigen Wachstums -phasen Bewegungspädagog/innen, die, neben vielseitigem tänzerischen Können, auch Wissen überfunktionelle/ anatomische und psychosoziale Zusammenhänge haben. Ohne diese Kenntnisse istTanzunterricht nicht förderlich, sondern schädlich – mit gravierenden Langzeitfolgen. Und hierbei spielt eskeine Rolle, ob der Unterricht in der Schule erfolgt oder im außerschulischen Zusammenhang.Im Mittelpunkt jeder Förderung muss das Wohl der Kinder und Jugendlichen stehen und nicht dasökonomische Interesse Einzelner. Auch Künstler/innen (Bühnentänzer/innen) müssen eine qualifiziertepädagogische Ausbildung haben, um in der Breitenarbeit verantwortungsvoll mit Kindern undJugendlichen umgehen zu können. Ausbildungsmöglichkeiten sind seit vielen Jahren in öffentlichgeförderten Verbänden und Institutionen vorhanden. Hier muss das Rad nicht neu erfunden werden. Sobietet z. B. der Deutsche Bundesverband Tanz eine qualifizierte Ausbildung an (GesamtkonzeptTanzpädagogik).Der Deutsche Bundesverband Tanz hat – federführend – mit dem BEIRAT TANZ des Deutschen KulturratsMindestkompetenzen für Tanzpädagoginnen und Tanzpädagogen festgelegt und entwickelt derzeit einGütesiegel für Ausbildungen in Tanzpädagogik. Im BEIRAT TANZ befinden sich alle Bundesfachverbändedes Tanzes, Hochschulen, Universitäten, Akademien, Künstler/innen und Pädagog/innen.gezeichnet: Barbara Wollenberg [Geschäftsführerin DBT]Weitere Informationen:Deutscher Bundesverband Tanz e. V.Küppelstein 34, 42857 RemscheidFon: 02191.79 42 41, Fax: 02191.79 42 92info@dbt-remscheid.de, www.dbt-remscheid.de120


Themen und Positionen der LKJ Niedersachsen:1. Thema: Kultur macht Schule„Mit dem Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) unterstützt die Bundes -regierung die Länder beim bedarfsgerechten Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen. Seit 2003 wurdenmit den IZBB-Mitteln 12.132 Maßnahmen an bundesweit fast 6.400 Schulen durchgeführt oder für daslaufende Jahr angemeldet. Das Investitionsprogramm ist ein Schritt auf dem Weg zu einer Bildungs -reform, den Bund und Länder gemeinsam beschreiten.“ (BMBF, o. J.) Frage dazu: Wird das Programmevaluiert? Wenn ja, wurden bereits Erkenntnisse zu der Frage gewonnen, welche Möglichkeiten esgibt, bei funktionierenden Ganztagsschulen auch die Zusammenarbeit mit Trägern der kulturellenBildung in Form von verbindlichen Formen der Kooperation zu entwickeln? Wenn nein, sollte bei einergeplanten Evaluation dieses Thema mit berücksichtigt werden.>> Betrifft die künstlerischen Fächer im UnterrichtskanonEs ist wichtig im Sinne des ganzheitlichen Bildungsbegriffes von allen Seiten darauf einzuwirken,dass die Künstlerischen Fächer im Vergleich mit den Kernfächern nicht schleichend abgewertetwerden.Dieses Thema gewinnt im Zuge des Abiturs innerhalb von 12 Jahren, zum Beispiel in Niedersachsen, immer mehr an Bedeutung.>> Betrifft die Ausbildung an den Fachschulen für Erzieher und ErzieherinnenIn der Ausbildung von Erziehern und Erzieherinnen sollten die künstlerischen Fächer eine besondere Bedeutung haben. Kunst und Kultur eröffnen den Zugang zu den Kindern und Jugendlichenin allen Lebenslagen, von der frühkindlichen Bildung in Kindergarten und Grundschule bis zurArbeit mit sozial benachteiligten Jugendlichen.2. Thema: Kulturelle Bildung als Bestandteil der allgemeinen BildungFür die Praxis vor Ort ist es notwendig, dass sich die Politik auf allen Ebenen für die Kulturelle Bildungdeutlich positioniert. Kulturelle Kinder- und Jugendbildung ist eine „Investition in die Köpfe“, in dieKompetenzen der Kinder und Jugendlichen. Sie ist nicht zukunftsfähig als beliebige „freiwilligeLeistung“.3. Thema: FreiwilligendiensteAufstockung der aus Bundesmitteln geförderten Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr Kultur.gezeichnet: Insa Lienemann (Geschäftsführerin der LKJ Niedersachsen)Weitere Informationen:LKJ Niedersachsen e. V.Arnswaldtstraße 28, 30159 Hannover,Fon: <strong>05</strong>11.60 06 <strong>05</strong> 50, Fax: <strong>05</strong>11.60 06 <strong>05</strong> 60info@lkjnds.de , www.lkjnds.de121


Die zentrale Forderung unseres Verbandes an die Bundesjugend- und Kulturpolitik lautet:Abschaffung der Sozialversicherungspflicht für Freiwillige im Freiwilligen Sozialen Jahr.Stattdessen: Weiterversicherung über die Eltern!Zur Begründung:Die Freiwilligen engagieren sich ein Jahr lang in gemeinwohlorientierten Einrichtungen und erhaltenhierfür ein geringes Taschengeld (bei uns momentan monatlich 280 Euro). Daneben zahlen wir als Trägerca. 120 Euro monatlich an Sozialabgaben. Freiwilliges Engagement sollte gefördert werden. Die monatlich120 Euro Sozialabgaben könnten dem Taschengeld aufgeschlagen werden und würden es den (auch ausbenachteiligten Elternhäusern stammenden) Freiwilligen erleichtern, ein FSJ abzuleisten.Die Abführung von Sozialabgaben im Freiwilligenbereich erscheint uns auch fragwürdig im Hinblick aufden Nutzen für die Freiwilligen. Kranken- und Pflegeversicherung könnte über die Eltern abgedecktwerden. Bei den späteren Rentenauszahlungen wird es um ein paar Cent mehr oder weniger im Monatgehen. Das Arbeitslosengeld nach einem FSJ wäre so gering, dass Hartz IV attraktiver wäre. Wenn diePolitik es ernst meint mit der Förderung von freiwilligem Engagement junger Leute, sollte sie für guteRahmenbedingungen sorgen und hier den Hebel ansetzen.gezeichnet: Lukas Nübling (Geschäftsführer LAG Soziokultur)Weitere Informationen:LAG Soziokultur & Kulturpädagogik Rheinland-Pfalz e. V.Mayer-Alberti-Straße 11, 56<strong>07</strong>0 KoblenzFon: 0261.982 11 50, Fax: 0261.982 11 59info@kulturbuero-rlp.de www.kulturbuero-rlp.de122


Die zentrale Forderung unseres Verbandes an die Jugend-, Bildungs- oder Kulturpolitik lautet:Strukturen der Kulturarbeit stärken, Verlässlichkeit der Angebotsvielfalt für Jugendliche gewährleisten.Zur Begründung:Die stark gestiegene Flexibilität der Jugendlichen ist zum einen gesellschaftliches Erfordernis, zumanderen der zunehmenden Unverbindlichkeit sozialer Orientierungsmuster geschuldet. Daraufangemessen zu reagieren, heißt nicht nur, die Vielfalt der Angebotspalette außerschulischer, non-formalerBildung hinsichtlich des damit zu erreichenden Kompetenzerwerbs (Schlüsselqualifikationen) zugewährleisten und auszubauen, sondern vor allem, starke Strukturen der Kulturarbeit vorzuhalten.Flexibilität auf der einen Seite benötigt aus unserer Sicht zwangsläufig Kontinuität und Verlässlichkeit.Nur so kann außerschulische Bildung ihren gesellschaftlichen Bildungsauftrag angemessen realisieren.Dieser ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt deswegen unerlässlich, weil er die vor allem kulturellverlaufenden Identifikationsprozesse Jugendlicher zielorientiert unterstützt und begleitet. Ohne diesekulturelle Bildungsarbeit wird unsere Gesellschaft in voneinander abgegrenzte Segmente zerfallen, waseine ernste – und vor allem politisch nicht lösbare – Krise bedeuten würde.gezeichnet: Dr. Thomas Feist (1. Vorsitzender), Heidi Traub (Geschäftsführerin)Weitere Informationen:Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e. V.Postfach 1, 72214 WildbergFon: <strong>07</strong><strong>05</strong>4.92 89 28Fax: <strong>07</strong><strong>05</strong>4.92 478traub@bka-online.org, www.bka-online.org oder www.kulturellekompetenz.de123


z. B. im Feld der Kindermuseen, der Zirkusarbeit, der Medien und der Kulturellen Bildung an Schulez. B. für kulturelle Elternbildung und kreative Frühförderung oder in Kulturprojekten für deninterkulturellen und generationsoffenen Dialoginsbesondere mit der (Ganztags-) Schule, aber auch mit Freiwilligendiensten, Gemeinwesenträgern,Mehrgenerationenhäusern und Strukturen vorberuflicher Qualifizierung124


Die Bildungsqualitäten von Musik, Theater, Tanz, Spiel, Literatur, Foto, Filmund neuen Medien, Zirkus und bildender Kunst müssen anerkannt und als pflichtige Aufgaben miterhöhten öffentlichen Mitteln gefördert werden. Besonders die Medienbildung wird über eine breitemedienpädagogische Initiative gestärkt.Kindergärten, Schulen, Jugend- und Kultureinrichtungen benötigen eineangemessenere öffentliche Förderung für die Zusammenarbeit mit den Fachstrukturen der KulturellenBildung und die Entwicklung ihrer „Kulturprofile“.Die Förderung durch Bund, Länder und Kommunenmuss für die freien Träger und kulturellen Infrastrukturen über verbindliche Regelungen und verbesserteRahmenbedingungen deutlich verstärkt werden. Kulturelle Bildung als Bestandteil der Allgemeinbildungbekommt als „Investition in die Köpfe und Schlüssel für Zukunft“ politische Priorität. Das Zuwendungsrechtwird modernisiert und entbürokratisiert. Festbetragsförderungen sollten erhöht und die freienTräger über Zielvereinbarungen gestärkt werden.Die öffentliche Unterstützung und Förderung für „KulturelleBildung International“ wird entsprechend ihrer Potenziale ausgeweitet und den Bedarfslagen der BKJund ihrer Mitglieder angepasst.Das KJP-Programm „Kulturelle Bildung“wird dem Bedarf und Nutzen entsprechend modifiziert. Für die Grundsicherung der BKJ-Mitglieds -verbände fordert die BKJ die Aufstockung des Programms „Kulturelle Bildung“ bis zum Jahr 2010 auf 10Millionen Euro sowie der Mittel für Kulturelle Freiwilligendienste. Über zusätzliche Modellförderungen könnenviele politische Handlungsschwerpunkte des BMFSFJ unterstützt werden. U. a.: „Qualität früher Förderung“,„Zivilgesellschaft stärken“, „Europa stärken“ und „Soziale und berufliche Integration“.Im Ressort des BKM wird die KulturelleBildung als Leitgedanke kulturpolitischen Handelns anerkannt. Über neue Förderschwerpunkte werdendie finanziellen, räumlichen und personellen Voraussetzungen geschaffen, die Kunst- und Kultureinrichtungenwie Museen, Theater, Orchester etc. zur Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Vermittlungsaufgabenbrauchen. Eine bundes- und landesweite „Qualitätsoffensive Kulturvermittlung“ ermöglicht die Öffnungvon Kultureinrichtungen im Hinblick auf Teilhabe und „Kultur leben lernen“, unterstützt Qualitätsinitiativenim Bereich Tanz, fördert verstärkt die kulturelle Medienbildung und versucht, das Ungleichgewicht zwischenStadt und ländlichem Raum durch Maßnahmen der infrastrukturellen Breitenkulturförderung auszugleichen.Neue Fördertitel wie ein „Fonds Laienkultur“, ein „Fonds Kulturelle Bildung“ oder ein „FondsKinder und Kunst“ leisten hierzu einen entsprechenden Beitrag.Durch intensivierte Kunst- und Kulturförderungin der Schule werden die Chancen für eine neue Lernkultur ausgeweitet und die künstlerischenUnterrichtsfächer gestärkt. Modellvorhaben unterstützen die kulturelle Schulentwicklung und dieEinführung eines Gütesiegels „Kulturaktive Schule“. Unter Beteiligung der Fachverbände für Kulturelle Bildungschaffen Länder und Kommunen finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen zur Umsetzung der„Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung“ vom Februar 20<strong>07</strong>.125

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