Wir über unsWie waren Deine Erfahrungen mit all den bisherigen <strong>La</strong>-<strong>Capriola</strong>-Lernenden?Auf die gesamte Zeit zurückgesehen waren die Erfahrungensehr positiv. Anfangs hatte ich das Problem, wie diejungen Menschen zu behandeln, sie zu akzeptieren oderbesser gesagt, ihr Handicap zu akzeptieren. Mit der Hilfevon <strong>La</strong> <strong>Capriola</strong> konnte ich meine Einstellung ändern undhabe gelernt, wie mit den Jugendlichen umzugehen. Sowar ich schliesslich wirklich überrascht, wie viel von diesenjungen Menschen zurückkommt. Auch der mir entgegengebrachteRespekt hat mich sehr erstaunt. Ich durfteden Lernenden eine Bezugsperson sein. Sie haben mir sehrviel Vertrauen entgegen gebracht, vor allem auch beiSchwierigkeiten mit anderen Mitarbeitenden. Dies hat mirsehr viel Freude bereitet. Fast wie einen Vater haben siemich gesehen <strong>–</strong> Angelina, Veronique, aber auch Gaudenz,Patrick <strong>–</strong> alle waren sehr lieb.Kannst Du Dich an einzelne Jugendliche speziell erinnern?Hast Du dazu vielleicht ein paar Anekdoten zu erzählen?Meinen persönlich grössten Erfolg erlebte ich mit Dina.Wir haben uns sofort gefunden, die Chemie hat gestimmt.Dina war eine sehr seriöse Lernende und ihre Lernbereitschaftwar gross. Sie war speziell und wir hatten es auchpersönlich sehr gut miteinander.Mir fällt eine Geschichte von Angela ein. Am WEF war immeräusserst viel zu tun und auch Angela hatte bereits einenlangen Arbeitstag hinter sich, war todmüde und sollteschon längst nach Hause gehen. Ungewohnterweisewollte sie aber unbedingt noch länger arbeiten, bis ich endlichverstanden habe, weshalb: gegen 23.00 Uhr kamendann Angelina Jolie und Brad Pitt verspätet zum Nachtessen,welche zu bedienen für unsere Angela wohl unvergesslichbleiben wird.Was waren eher schwierige Momente in der Begleitungder Ausbildung für Dich?Grundsätzlich gibt es für mich keine «schwierigen Momente»,eher Angelegenheiten, die es zu lösen gilt. So gab esbspw. schwierige Momente, wenn Lernende nach ihrenzwei Freitagen zu Hause zurück zur Arbeit kamen und wieausgewechselt waren. Mit dem Ausbildungsprogrammmusste von Vorne begonnen werden. Auch krankheitsbedingteAusfälle waren oft schwierig zu handhaben. EtwasMühe habe ich im Umgang mit Feiertagen wie Weihnachten/ Neujahr. In der Hotellerie sind dies Tage wie jeder andereauch, nur vielleicht noch etwas arbeitsintensiver.Einzig mit einem Lernenden gab es wirklich schwierigeMomente, die schliesslich auch zum Lehrabbruch führten.Und dies nicht etwa aufgrund seines Handicaps sondernwohl eher wegen seines Charakters.Die Lernenden durften von Dir sehr viel auf ihrem Lebenswegmitnehmen, nicht nur Fachliches sondern vor allemMenschliches. Konnten sie allenfalls auch Dir etwas mitgeben?Ich habe gelernt, viel geduldiger zu sein. Und ich habe verstanden,dass, wenn eine Person ein Problem hat, dieseszu zweit leichter zu lösen ist. Es war immer in teressant, zusehen, wie die Lernenden anfangs grosse Hemmungenhatten, an einen Tisch zu gehen und die Gäste zu bedienen.Nach und nach haben sie Mut gefunden, wurden offenerund gingen sicherer auf die Gäste zu. Diese Fortschrittezu erleben, ist für mich immer wieder eine grosseBefriedigung. So kommt viel zurück und sich selbst gegenüberanderen zu öffnen, lässt viele alltägliche Probleme unwichtigerscheinen.Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Lernenden? Was istihr Feedback Dir gegenüber?Ab und zu lese ich sie auf Facebook. Ich antworte nicht,sehe aber, was sie tun und wohin sie gehen. Darüber freueich mich. Auch erhielt ich schon die Anfrage, ob sie beimWEF aushelfen könnten. Leider hatte ich damals meineBrigade schon komplett.Du bist ein Maître d’hôtel aus Leidenschaft und übstDeinen Beruf aus Berufung aus. Was möchtest Du Jugendlichenin der Berufswahl mit auf den Weg geben, weshalbsie sich für den Beruf des oder der Restaurationsangestelltenentscheiden sollen?Es ist ein einzigartiger Beruf. Er ermöglicht uns, in der ganzenWelt herumzukommen sowie andere Sprachen, Völkerund Länder kennen zu lernen, was uns kulturell undmenschlich bereichert. Obwohl es kein leichter Job ist, gibtes wohl nirgends so viele Möglichkeiten, von Anderen zulernen, ob von Gästen oder Mitarbeitenden. Deshalb meinRat an junge Menschen: lernt Sprachen und reist um dieWelt. Bleibt nie am gleichen Ort, sammelt Erfahrungen undstellt euch den Herausforderungen des Lebens!Seite 6
Ausbildungszentrum <strong>La</strong> <strong>Capriola</strong> LuzernDie Einen gehen ...von Reto Brunner«Über Ängste <strong>–</strong> vor Prüfungen und vor neuenPurzelbäumen»Ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, schlafloseNächte und Schweissausbrüche <strong>–</strong> wer kennt dies nicht?Eine Prüfung oder ein anderer wichtiger Entscheid stehtan. Die Ungewissheit, was denn wohl kommen mag, raubteinem den Schlaf. So und ähnlich haben sich unsere Lernendenwährend den Monaten der Prüfungsvorbereitungund später an den lang- und doch nicht wirklich herbeigesehntenPrüfungstagen im Mai / Juni <strong>2013</strong> gefühlt.Bei meinem Stellenantritt als Leiter Ausbildung im März<strong>2013</strong> hatte ich das Glück, gut vorbereitete Lernende vorzufinden.Trotzdem war die Zeit bis zur Prüfung noch ehersteinig, waren doch einige Lernende nicht immer mitvollem Engagement bei der Sache. Hierfür bekam ichnatürlich die wildesten Geschichten zu hören, warum diesund das noch nicht so sitzt, wie es sollte oder der eine oderandere Rapport noch fehlen würde. Geschichten, beidenen ich mir ein Schmunzeln oftmals nicht verkneifenkonnte und es selbst dem Lernenden die Schamröte insGesicht trieb.Nichts desto trotz konnten aber unter dem stetig wachsendenDruck die noch vorhandenen Defizite bestmöglich aufgearbeitetwerden. Dank Unterstützung des ganzen Teamswaren die Lernenden schliesslich gut auf das Qualifikationsverfahrenvorbereitet.Die Prüfungen absolviert, begann die mit viel Geduldge tra gene Wartezeit auf den Prüfungsbescheid. Zur Freudevon uns allen bestanden drei der vier Lernenden ihre Ab-Seite 7